Forensisches Rating in Indien
Von Dr. Oliver Everling | 24.Januar 2021
Bilanzbetrug ist in Indien weit verbreitet. Nicht erst Buchhaltungsskandal von Satyam enthüllte, inwieweit das Management die Zahlen im Jahresabschluss manipulieren kann. Viele Beispiele sind auch aus anderen Ländern bekannt, allen voran die USA, die mit den Skandalen um Enron und WorldCom die Finanzwelt erschütterten. Der Satyam-Skandal enthüllte auch die Methoden zur Manipulation von Abschlüssen.
Daher wurde ein forensisches Ratingmodell entwickelt, das einen J-Score liefert, der sich nach Analyse der Frühwarnsignale bei Unternehmensbetrug ergibt. Im Zuge der zunehmenden Häufigkeit von Betrugsfällen bei Jahresabschlüssen hat Indiaforensic ein Modell entwickelt, mit dem die Stakeholder des Abschlusses die mit dem Abschluss verbundenen Risiken leichter verstehen können.
Das Ergebnis des forensischen Finanzmodell bezeichnen die Analysten als J-Score. Es handelt sich um ein mathematisches Modell, das mehrere finanzielle Kennzahlen verwendet, um finanzielle Unregelmäßigkeiten festzustellen. Diese Verhältnisse werden mit Koeffizienten gewichtet, um die Art der Unregelmäßigkeiten zu identifizieren. Es wurde von CA Mayur Joshi im Jahr 2011 verfasst. Der nach Mayur Joshi benannte J-Score geht davon aus, dass Unternehmen Anreize haben, Abschlüsse zu manipulieren, wenn sie ein hohes Umsatzwachstum, sich verschlechternde Bruttomargen, steigende Betriebskosten und einen steigenden Leverage aufweisen. Der J-Score basiert jedoch auf der Annahme, dass es schwierig ist, die Cashflows zu manipulieren: „Sie können so tun, als wären Sie reich, aber es ist schwierig, so zu tun, als wären Sie reich an Bargeld.“
Gewinne können manipuliert werden, indem die Umsatzrealisierung beschleunigt wird, die Kosten und die Rückstellungen verschoben und Abschreibungen verringert werdn.
Im Jahr 2008 startete Indiaforensic in Zusammenarbeit mit einer der indischen Rechnungslegungsbehörden eine Untersuchung, um die Frühwarnsignale für Unternehmensbetrug zu ermitteln. Diese Studie ergab, dass mehr als 1200 Unternehmen in Indien kreative Buchhaltungspraktiken betreiben könnten. Im Jahr 2020, als diese Unternehmen überprüft wurden, waren viele von ihnen, die als risikoreich eingestuft wurden, aus dem Geschäft und die meisten von ihnen wurden unter 10 Rupien gehandelt. Das J-Score-Modell wird daher als hilfreich erachtet, um Warnsignale in Jahresabschlüssen zu identifizieren.
Nach dem Ausbruch des Satyam-Skandals erlangte diese Forschung erhebliche Aufmerksamkeit, da es sich um eine der ersten Studien handelte, die solch massive kreative Buchhaltungspraktiken vorhersagten. Die Ergebnisse dieser Studie wurden verwendet, um einen Wahrscheinlichkeits-Score zu erstellen, der seit dem Jahr 2011 als J-Score bezeichnet wird. Diese Studie hob die Bedeutung der Cashflows hervor. Die Hauptgrundlage des J-Scores ist der Cashflow-Vergleich mit anderen Bilanzparameter.
Das Modell basiert nach Angabe der Ratingagentur auf der umfassenden Finanzanalyse von mehr als 800.000 indischen Unternehmen und Millionen von Personen, die diese Unternehmen vertreten. Nach dieser Untersuchung ist jedes Unternehmen in Indien mit mindestens dreißig verschiedenen Arten von Risiken konfrontiert. Das Ratingmodell bewertet jedes Unternehmen anhand dieser dreißig Parameter. Eine eigene Datenbank mit Kunden mit hohem Risiko, die in eine dieser 30 Kategorien fallen, soll helfen, den Unternehmen das Rating anhand ihrer Risikobewertung zu verdeutlichen.
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Green Economy, Green Deal und Sustainable Finance nicht ohne Nachhaltigkeitsratings
Von Dr. Oliver Everling | 22.Januar 2021
Nachhaltigkeitsratings werden von sogenannten nicht-monetären Finanzintermediären auf einem internationalen Markt für spezialisierte Informationsleistungen angeboten. „Mittlerweile sind durch Fusionen und Übernahmen oligopolistische Marktstrukturen entstanden“, berichtet Prof. Dr. Henry Schäfer im Buch „Social Credit Rating“ des Springer-Verlags.
Schäfer war bis 2019 Ordinarius der Universität Stuttgart und Inhaber des Lehrstuhls „Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Finanzwirtschaft“ sowie Leiter der Abteilung III des Betriebswirtschaftlichen Instituts der Universität Stuttgart. Eine besondere Bedeutung hat bis heute der Forschungsbereich „Sustainability & Finance“. Seit 2007 ist er geschäftsführender Gesellschafter der von ihm gegründeten EccoWorks GmbH, eine Beratungsgesellschaft für Sustainable Finance und Werte orientierte Unternehmensführung.
„Nach wie vor wendet sich aber die überwiegende Zahl der verbliebenen Ratinganbieter an Finanzmarktakteure; übrige Stakeholder spielen so gut wie keine Rolle. Da sich die Auswahl der zu beurteilenden Unternehmen meist an der Zusammensetzung von Wertpapierindizes ausrichtet,“ so Schäfer, „werden in den Ratingsystemen überwiegend börsennotierte Großunternehmen behandelt. Mittlerweile wurde allerdings der Kreis der gerateten Emittenten auf Staaten, supranationale Organisationen und Small Cap-Unternehmen sowie etliche Schwellenländer ausgedehnt. Auch Nachhaltigkeitsratings für spezielle Assetklassen wie Pfandbriefe sind am Markt vorzufinden.“
Schäfer skizziert die Funktionen von Nachhaltigkeitsratings: Sie „dienen dazu, Informationslücken zwischen Unternehmen und Stakeholderkreisen kostengünstig zu schließen bzw. bestehende Informationslücken zu verkleinern. Gut funktionierende Einrichtungen des Nachhaltigkeitsratings erfüllen damit eine wichtige ökonomische Bindegliedfunktion, ohne die Investoren und Finanzinstitute kaum in der Lage wären, ihre Nachhaltigkeitsziele und –vorstellungen durch Anlageentscheidungen gegenüber Unternehmen zu kommunizieren und sie entsprechend zu sanktionieren. Insofern können Nachhaltigkeitsratings auch als Social Accountings verstanden werden.“
Mit der Übertragung von Intermediärsfunktionen zur Lösung eines ansonsten informationsökonomisch ineffizienten ESG-Informationsmarktes entstehen wiederum neue Unsicherheitsquellen, schreibt Schäfer: „die Qualität der Intermediärsleistung mag schwanken, überraschende Methoden- oder Kriterienwechsel können eintreten (sog. Hold Up-Situation) und am Ende des Tages mag es für Außenstehende verborgen bleiben, welche konkreten Absichten und Maßnahmen sich im Ratingmodell bei der Einrichtung niedergeschlagen haben (sog. Moral Hazard-Problem). Ratingeinrichtungen im Nachhaltigkeitsbereich haben dies durchaus erkannt und nach eigenen Wegen der Qualitätssicherung gesucht.“
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Lichtblick trotz Corona-Missmanagement der Bundesregierung
Von Dr. Oliver Everling | 22.Januar 2021
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Hunderte deutsche Unternehmen folgten im ersten Jahr der Pandemie, 2020, dem Aufruf der deutschen Bundesregierung, rasch ein Angebot hochwertigen Mundschutzes zu schaffen. Inzwischen scheiterten viele an den bürokratischen Hürden und Hindernissen oder brachten es lediglich zum Niveau von FFP1-Masken. Atemschutzmasken der Schutzklasse FFP1 sind für Arbeitsumgebungen geeignet, in denen auschließlich ungiftige Stäube vorkommen. Sie haben eine Abscheideleistung von 80% und sind für eine 4-fache Überschreitung des Arbeitsplatzgrenzwertes zugelassen. Diese Masken schützen u.a. gegen ungiftige Stäube z.B. Zellstoff, Zement, Gips, Kalkstein oder Pollen. Gegen das Coronavirus helfen diese Masken kaum.
Anders bei FFP2-Masken. Atemschutzmasken der Schutzklasse FFP2 eignen sich für Arbeitsumgebungen, in denen sich gesundheitsschädliche und erbgutverändernde Stoffe in der Atemluft befinden. Sie müssen mindestens 94% der in der Luft befindlichen Partikel auffangen und dürfen eingesetzt werden, wenn der Arbeitsplatzgrenzwert des betreffenden Gefahrstoffes höchstens die 10-fache Konzentration erreicht. Masken dieser Stufe schützen auch vor giftigen Stäuben z.B. Kalziumoxid, Betonstaub, Granit oder Zinkoxidrauch.
Viele Unternehmen unterschätzten die Schwierigkeiten und Hürden, die ihnen von den Behörden in den Weg gestellt würden, um das Ziel eines möglichst vollumfänglichen Schutzes der Bevölkerung zu erreichen. Aber es gibt auch auf Erfolgsgeschichten, wie die der Unternehmensgruppe Stolfig, die in kürzester Zeit in der Ortsgemeinde Eichelhardt des rheinland-pfälzischen Landkreises Altenkirchen die Produktion hochwertigen Mundschutzes aufbaute. Hunderttausende Menschen profitieren davon.
Die Stolfig Gruppe ist ein Zuliefererunternehmen, das Werkzeuge und Bauteile in Kleinserien und Prototypenstückzahl herstellt. Zu den wichtigsten Kunden gehören z.B. bekannte Adressen aus der Automobilindustrie. Bei diesen Firmen ist die Stolfig Gruppe ein bekannter Name für Umformwerkzeuge, Systemkomponenten, Schweißbaugruppen, Gussbauteile (Feinguss, Grauguss, verlorene Formen), Leichtbau mit Magnesium und Aluminium.
Nach Ausbruch der Pandemie waren die Gründe für den Aufbau der Produktion naheliegend. Die Räumlichkeiten in der Firma standen zum Zeitpunkt der ersten Pandemiephase bereits zur Verfügung. Eine neue Produktionshalle war zuvor schon geplant gewesen. „Nachdem die Bundesregierung um lokale Produktionsmöglichkeiten geworben hatte, haben wir die Chance ergriffen. Hier können wir ein weiteres Standbein aufbauen“, berichtet Wei Hong, Geschäftsführerin dieses deutschen Unternehmens.
Dabei stand die Firma vor beachtlichen Herausforderungen. Diese betrafen die Entwicklung, vor allem aber die Produktion und Vorbereitung der Markteinführung. So gab es Lieferverzögerung bei den bestellten Produktionsmaschinen, die Ausschreibung der Bundesregierung war dann schon geschlossen. Die Zertifizierung war zeitlich aufwändig. Fachpersonal war damals auch nicht vorhanden – denn wer war schon auf die Massenproduktion von Mundschutz für eine Pandemie vorbereitet. Passende Lieferanten für die Grundmaterialen waren nicht leicht zu finden.
„Als wir endlich an den TÜV Rheinland kamen, ging alles problemfrei und schnell – die Zusammenarbeit lief sehr gut und wir sind glücklich, so gut betreut worden zu sein. Nun sind wir mit dem Vertrieb und der Massenproduktion beschäftigt“, berichtet die Geschäftsführerin von der guten Kooperation mit den Prüfern aus dem Rheinland.
„TÜV Rheinland ist in unseren Augen ein excellenter Partner. Die Zusammenarbeit lief hochprofessionell und die Kommunikation war stets schnell und zuvorkommend. Trotz Feiertage und Urlaubssituation am Jahreswechsel wurde die Zertifizierung vorangetrieben und die Prüfungen konnten in internationaler Zusammenarbeit stattfinden“, berichtet Wei Hong. Die gute Zusammenarbeit war ihr ein Lichtblick, da die von der Bundesregierung versprochene Unterstützung ausblieb.
„TÜV Rheinland ist in unseren Augen ein exzellenter Partner. Die Zusammenarbeit lief hochprofessionell und die Kommunikation war stets schnell und zuvorkommend. Trotz Feiertage und Urlaubssituation am Jahreswechsel wurde die Zertifizierung voran getrieben und die Prüfungen konnten in internationaler Zusammenarbeit stattfinden.“
In Zeiten einer Pandemie sind die Menschen stark verunsichert. Geprüfte und zertifizierte FFP2-Masken zum Schutz vor Infektionskrankheiten sind darum essenziell und sollen auch den Kunden die Sicherheit geben, die sie brauchen, um sich weiterhin angstfrei in der Gesellschaft bewegen zu können.
„Unsere FFP2 Masken sollen den Trägern den Alltag so weit wie möglich erleichtern. Sie sind angenehm zu tragen, stylisch, schadstofffrei und schützen die Gesundheit. Nichts ist so kontraproduktiv wie eine Schutzmaske, die falsch oder garnicht getragen wird. Unsere Qualität wollen wir durch die Prüfungenüber den TÜV Rheinland sichtbar machen und den Kunden hiermit das Vertrauen zum Produkt geben“, sagt Wei Hong mit Blick auf ihren STOLFIG.SHOP, der das Angebot bereit hält.
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Christine Elliott nun auf Moody’s Welle
Von Dr. Oliver Everling | 21.Januar 2021
Moody’s Corporation (NYSE: MCO) ernennt Christine Elliott zur Geschäftsführerin und globalen Leiterin für Kommunikation und Branding. Christine Elliott wird für die Unternehmens- und interne Kommunikation, die Medienarbeit, die digitalen und sozialen Medieninhalte sowie das Branding von Moody’s verantwortlich sein, um internen und externen Stakeholdern eine klare, konsistente Botschaft zu übermitteln.
„Eine klare, konsistente Kommunikation ist für Moody’s Rolle als globales, integriertes Risikobewertungsunternehmen von entscheidender Bedeutung“, sagte David Platt, Chief Strategy Officer bei Moody’s. „Die umfassende Erfahrung von Christine wird von großem Nutzen sein, wenn wir unsere globale Kommunikationsvision und -strategie weiterentwickeln, um den Bedürfnissen unserer Kunden, Mitarbeiter und anderer Stakeholder gerecht zu werden.“
In ihrer neuen Rolle soll Christine Elliott ein Team von Kommunikations- und Marketingfachleuten in Amerika, EMEA und im asiatisch-pazifischen Raum beaufsichtigen, um durch Research, Ratings und weitere Produkte das Bewusstsein für Moody’s Beitrag zu den globalen Kapitalmärkten zu schärfen.
Christine Elliott ist in der Ratingbranche keine Unbekannte. Christine Elliott war zuletzt als Executive Vice President für weltweite Kommunikation bei Mastercard tätig, wo sie ein Team leitete, das für die gesamte strategische Kommunikation verantwortlich war. Zuvor war sie Chief Communications Officer bei S&P Global.
Christine Elliott war auch mehrere Jahre bei American Express in einer Reihe von Kommunikationsfunktionen tätig, unter anderem als Chief Communications Officer für American Express Global Business Travel. Sie begann ihre Karriere als Journalistin und erhielt bei ABC News einen „Emmy“. Christine Elliott erwarb einen B.A. in Kommunikations- und Politikwissenschaft an der University of Michigan.
Mit der Elliott-Wave-Theorie hat die Ernennung natürlich nichts zu tun.
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Chinesisches Lob fürs Kredituntersuchungsgesetz
Von Dr. Oliver Everling | 21.Januar 2021
Am 11. Januar 2021 veröffentlichte die offizielle Website des chinesischen Justizministeriums die von der Zentralbank von China ausgearbeiteten „Verwaltungsmaßnahmen für Kredituntersuchungsdienste (Entwurf zur Einholung von Kommentaren)“, um öffentliche Meinungen einzuholen. Prof. Jingmei Wu von der Renmin Universität in Peking veröffentlichte dazu einen Artikel „Wir freuen uns auf den vierzehnten Fünfjahresplan: Kreditkultur braucht Kredituntersuchungsgesetz“.
Mit Blick auf den „14. Fünfjahresplan“ erfordert die qualitativ hochwertige Entwicklung des chinesischen Kreditwesens das „Kredituntersuchungsgesetz“, so die Ansicht der Expertin. Die Einführung eines „Kreditermittlungsgesetzes“, das einen gleichberechtigten Zugang, eine faire Aufsicht und einen fairen Wettbewerb fördern kann, sei das Gebot der Zeit.
Jingmei Wu unterstreicht die Notwendigkeit und Dringlichkeit des „Kredituntersuchungsgesetzes“ unter vier Gesichtspunkten: dem aktuellen Entwicklungsstand des Kredituntersuchungssystems, dem Umfang und den Dimensionen der Kredituntersuchung, dem Aufbau einer neuen Art der Überwachung von Kredituntersuchungen sowie der Pflege und Förderung des sozialen gegenseitigen Vertrauens.
Die Einführung des „Kredituntersuchungsgesetzes“ sei von großer Bedeutung für die Förderung der Verbesserung des chinesischen Kreditermittlungssystems und den Übergang von einem großen Kreditermittlungsland zu einer Kreditermittlungsmacht.
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Comgest positioniert sich mit ESG-Team
Von Dr. Oliver Everling | 21.Januar 2021
Im letzten Jahr hat Comgest sein Team aus ESG-Spezialisten verdoppelt, berichtet die Gesellschaft aus Paris. „Während zwei neue ESG-Analystinnen das Investment-Team unterstützen, wurde eine zusätzliche ESG-Beauftragte an Bord geholt, um die Kommunikations- und Reporting-Prozesse weiter zu optimieren“, schreibt Comgest.
Zudem berichtet Comgest über einen intensiven Dialog mit etwa 60 Unternehmen zu ESG-Themen und die Beteiligung – zusammen mit anderen Investoren – an mehreren Initiativen. Darunter ist auch die erste Investoreninitiative auf Länderebene gegen die Abholzung des Regenwaldes in Brasilien.
Als Mitglied einer weiteren Investorengruppe habe Comgest an Gesprächen mit einer Reihe von Technologieriesen wie Facebook und Google teilgenommen, die von Menschenrechtsfragen im Zusammenhang mit Datenschutz und -sicherheit handelte. Eine weitere wesentliche Aufgabe des ESG-Teams von Comgest bestand im vergangenen Jahr in der regelmäßigen Veröffentlichung von ESG-Reports für die Strategien globale Schwellenländer, Europa und Global. Diese beinhalten ausführliche Angaben zum CO2-Fußabdruck sowie den Umweltauswirkungen der jeweiligen Portfolios.
Für seine Leistung im ESG-Bereich erhielt die Fondsgesellschaft das zweite Jahr in Folge von der Finanzinitiative der Vereinten Nationen (UN PRI), die Prinzipien für verantwortliches Investieren entwickelt hat, die Bestnote von „A+“. Daneben erweiterte Comgest durch die Einführung von Plus Fonds für paneuropäische, Schwellenländer- sowie globale Aktien seine bestehende Produktpalette.
Die Produkte werden nach demselben Qualitätswachstumsansatz wie alle anderen Strategien verwaltet, wenden jedoch zusätzlich eine formale Ausschlusspolitik für fossile Brennstoffe an. Die Plus Fonds sind so konzipiert, dass sie die Kriterien führender europäischer SRI-Labels wie Towards Sustainability (Febelfin, Belgien), FNG (Deutschland) und Luxflag (Luxemburg) erfüllen.
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Deutschlands Welt der Zombies
Von Dr. Oliver Everling | 20.Januar 2021
Eine Research-Publikation mit dem Titel „Insolvenzrecht sorgte 2020 für weniger Insolvenzen, aber Forderungsausfälle stiegen“ der DZ BANK AG liefert Branchenanalysen, die an der aktuelle Situation keinen Zweifel lassen: „Die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht sorgt dafür, dass die Insolvenzmeldungen derzeit nicht die wirtschaftliche Entwicklung in der Corona-Krise widerspiegeln. Vielmehr sind die tatsächlichen Insolvenzzahlen stark verzerrt: So sanken die Unternehmensinsolvenzmeldungen von Januar bis Oktober 2020 gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum um 15 Prozent. Im Oktober gaben sie gegenüber dem Vorjahresmonat sogar um fast 32 Prozent nach. Diese Entwicklung setzt sich auch bei den Insolvenzhäufigkeiten auf Branchenebene und bei den Bundesländern fort.“
Die Höhe der von den Insolvenzen voraussichtlich betroffenen Forderungen sei dagegen im vergangenen Jahr in die Höhe geschnellt, berichtet die DZ BANK: „Im Vergleich zum Vorjahr haben in der Corona-Krise damit tendenziell deutlich größere Unternehmen Insolvenz anmelden müssen. Nach Angaben der Creditreform haben sich 2020 die Insolvenzen bei Unternehmen mit einem jährlichen Umsatz über 50 Mio. Euro verdoppelt, obwohl die Gesamtzahl der Insolvenzen gleichzeitig stark zurückging.“
Die beträchtlichen wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise werden nach dem Ende der Aussetzung der Insolvenzantragspflicht und anderer staatlicher Hilfsmaßnahmen zu einer Unternehmensinsolvenzwelle führen, so die Prognose der Analysten. Letztendlich habe die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht neben dem willkommenen Aufschub für in der Krise unter Druck geratene, aber eigentlich solide Unternehmen auch die Zahl der nicht überlebensfähigen „Zombie-Unternehmen“ erhöht. „Deren Insolvenzmeldung wurde mit dieser Maßnahme nur vor sich hergeschoben“, warnen die Experten.
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Regierungen auf Moody’s Prüfstand
Von Dr. Oliver Everling | 18.Januar 2021
Am 18. Januar 2021 veröffentlicht die Ratingagentur Moody’s Investors Service nach der Aktualisierung der sektorübergreifenden ESG-Bewertungsmethode Umwelt-, Sozial- und Governance-Scores für alle von Moody’s beurteilten Staaten. Die Emittentenprofil-Scores (IPS) soll das Risiko anhand von ESG-Faktoren messen, während Kreditauswirkungs-Scores (CIS) die Auswirkung von ESG auf das Rating verdeutlichen.
ESG-Faktoren wirken sich in der Regel insgesamt negativ auf die Kreditqualität von Staaten aus. Dies spiegelt hauptsächlich negative Umwelt- und insbesondere soziale Risiken wider, die häufig mit einer schwachen Governance-Stärke und einer begrenzten finanziellen Kapazität verbunden sind, um diese Herausforderungen zu bewältigen. Um diese durchschnittliche Tendenz herum variieren die Kreditauswirkungen von ESG von „positiv“ bis „sehr negativ“, was ein breites Spektrum an Risiken und Anpassungsmöglichkeiten widerspiegelt.
Das Umweltrisiko ist meist mäßig negativ, bestenfalls neutral. Während fortgeschrittene Volkswirtschaften (AEs) im Allgemeinen einer „neutralen bis niedrigen“ Umweltexposition ausgesetzt sind, sind rund 40% der Schwellenländer (EMs) einer „stark negativen“ oder „sehr stark negativen“ Exposition ausgesetzt, hauptsächlich dem physischen Klima oder dem Wasserrisiko und in Bezug auf die CO2-Ziele.
Dieses Engagement spiegelt sich in relativ niedrigen Kreditratings wider, wenn es mit einer schwachen Regierung und einer begrenzten finanziellen Belastbarkeit des Staatshaushalts zusammenfällt. Für einige wenige kohlenwasserstoffabhängige Staaten unterstützen Maßnahmen zur Minderung der Exposition gegenüber CO2-Risiken hohe Ratings.
Das soziale Risiko ist tendenziell mäßig oder stark negativ, was eine intensivere und breitere Exposition darstellt. EMs unterliegen „mäßig negativen“, häufig „stark negativen“ Risiken in Bezug auf Arbeit und Einkommen, Bildung, Wohnen, Gesundheit und Sicherheit sowie Grundversorgung. Schwache soziale Dienste schränken die wirtschaftlichen und sozialen Möglichkeiten ein und verschärfen manchmal die Ungleichheit.
Angesichts der oft begrenzten Reaktionsfähigkeit der Regierungen, die diesen Risiken ausgesetzt sind, fällt eine hohe Belastung tendenziell mit niedrigen Ratings zusammen. Governance ist eine Stärke für die meisten fortgeschrittenen Volkswirtschaften und variiert für Schwellenländer. Ein erheblicher Teil der Staaten verfügt über eine starke Regierungsführung, die direkt zu einem positiven Ratingeffekt der ESG beiträgt und die Widerstandsfähigkeit gegenüber ökologischen oder sozialen Risiken stärkt. Moody’s bewertet die Regierungsführung einiger Regierungen jedoch als sehr schwach, was häufig sowohl die Qualität der Institutionen als auch die Wirksamkeit der Politik widerspiegelt.
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BaFin korrigiert falsche Warnung vor dem Richtigen und warnt vor dem Falschen richtig
Von Dr. Oliver Everling | 18.Januar 2021
Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) stellt im Nachgang zu ihrer Verbrauchermeldung vom 3. Dezember 2020 nunmehr am 18. Januar 2021 klar, dass die Tätigkeit als „Asset-Manager/in“ nicht durch die HTG Consulting GmbH, sondern durch unbekannte Dritte unter Verwendung der Identität des Unternehmens beworben und angeboten wurde.
Am 3. Dezember 2020 hatte die BaFin u.a. berichtet, dass die HTG Consulting GmbH für eine Tätigkeit als „Treuhandmanager“ bzw. „Endkundenmanager“ bzw. „Support Mitarbeiter im Asset Management“ bzw. „Asset-Manager“ werbe, damit Interessierte den Unternehmen ihr Privatkonto zur Verfügung stellen, um auf Weisung Zahlungen anzunehmen und weiterzuleiten.
Die Treuhandmanager riskieren bei solchen „Geschäftsmodellen“, dass die auf ihre Konten überwiesenen Gelder aus kriminellen, insbesondere betrügerischen Handlungen stammen. Bei der Annahme des Jobangebots als Finanzagent drohen empfindliche zivil- und strafrechtliche Folgen. Die Tätigkeit als Finanzagent kann zudem von der BaFin aufsichtsrechtlich verfolgt werden. Soweit die Unternehmen behaupten, sie meldeten die Konten der BaFin als „Treuhandkonto“ bzw. „Assetkonto“, stellt die BaFin klar: Ein solches Verfahren der Meldung von Treuhandkonten gibt es nicht.
Die Klarstellung der BaFin zeigt, dass die Bundesanstalt nicht wirksam als Ratingagentur fungieren kann, die den Verbrauchern laufend eine Übersicht über seriöse, weniger seriöse oder unseriöse Angebote liefert. Professionelle Betrüger bedienen sich gleich mehrfach verschiedener Täuschungsmöglichkeiten. Im Ergebnis muss dann – wie hier geschehen – die BaFin „Warnungen“ gegen seriöse Firmen veröffentlichen, obwohl in Wirklichkeit nur der falsche Doppelgänger gemeint ist.
In China soll solcherart Betrug durch das Social Credit System das Handwerk gelegt werden. Social Credit Ratings sollen die Reputation von Marktteilnehmern transparent machen und vertrauenswürdige von weniger vertrauenswürdige Adressen unterscheiden. Die Implikationen für Datenschutz und Bürgerkontrolle sind weitreichend. Obwohl die zu lösenden Probleme unseriöser Angebote und des Identitätsdiebstahls in westlichen Ländern ähnlich sind, stehen überzeugende Antworten des Westens auf das chinesische System noch aus.
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Einsatz von Emotional Data Intelligence für eine effektivere Handelsüberwachung
Von Dr. Oliver Everling | 18.Januar 2021
User-Generated Content (UGC) macht einen wesentlichen Teil der Kommunikation über soziale Medien aus, schreiben Stefan Nann, Jonas Krauß und Heinz Ackermann in ihrem Beitrag zum Buch „Social Credit Rating“.
Heinz Ackermann ist Betriebswirt und Absolvent der renommierten Kölner Journalistenschule für Wirtschaft und Politik. Als Privatinvestor ist er an mehreren Startups (Fintech, Industrie 4.0 und eLearning) beteiligt. Bei StockPulse unterstützt er u.a. in der Produktentwicklung und Vermarktung.
Jonas Krauß ist studierter Wirtschaftsinformatiker und hat einen Diplomabschluss von der Universität zu Köln. Er ist Geschäftsführer des Fintech-Unternehmens StockPulse in Bonn und dort verantwortlich für Systemarchitektur und Technologie. Während seiner akademischen Arbeit im Bereich der Sentiment-Analyse hat er außerdem einige wissenschaftliche Arbeiten auf internationalen Konferenzen veröffentlicht.
Stefan Nann hat Wirtschaftsinformatik an der Universität zu Köln und am MIT studiert. Seine Promotion im Bereich Betriebswirtschaftslehre hat er im Jahr 2020 abgeschlossen. Er ist außerdem Geschäftsführer des Bonner Fintech-Unternehmens StockPulse und dort verantwortlich für den Vertrieb und Business Development.
UGC, das den Austausch von Emotionen unterstützt, bezeichnen die drei Autoren in diesem Zusammenhang als “emotionale Daten”. „Wir alle ‚produzieren‘ emotionale Daten, indem wir unsere Emotionen in Tweets, Forenbeiträge, Blogs usw. zum Ausdruck bringen. Wir ‚konsumieren‘ auf der anderen Seite Emotionen,“ zeigen die Autoren in ihrem Buchbeitrag auf, „indem wir von geäußerten Gefühlen, Stimmungen oder Meinungen beeinflusst werden. Unsere Entscheidungen werden oft von diesen Daten oder Emotionen mit beeinflusst – was wiederum zu neuen Daten oder Emotionen führt. Die Entscheidungen können im Folgenden Verhaltensweisen oder Ergebnisse verändern.“
Die drei Experten bezeichnen ihrem Beitrag die Analyse dieses Prozesses als „Emotional Data Intelligence“. Dabei gehe es um die Beantwortung der Frage, wie die unterschiedlichen Emotionen, die in öffentlichen digitalen Quellen permanent zum Ausdruck kommen, Entscheidungsprozesse beeinflussen können.
„Emotionale Daten oder Stimmungsdaten aus digitalen sozialen Netzwerken können auf verschiedene Weise zur Marktbeobachtung genutzt werden. StockPulse kooperiert mit führenden Börsen in Europa und den USA, um Erkenntnisse auf der Grundlage emotionaler Daten für die Handelsüberwachung zu liefern“, schreiben Stefan Nann, Jonas Krauß und Heinz Ackermann. Ihr Artikel im Buch „Social Credit Rating“ gibt einen Überblick über einige Anwendungsbeispiele in diesem Bereich sowie zur weiteren Monetarisierung von Stimmungsdaten.
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