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Standards für Fondsratings gefordert

Von Dr. Oliver Everling | 14.August 2012

Thomas Richter, BVI, und Klaus Nieding, Nieding + Barth Rechtsanwaltsaktiengesellschaft, diskutieren in Frankfurt am Main als Podiumsteilnehmer unter der Moderation von Oliver Stock, handelsblatt.com: Im Mittelpunkt der Diskussion steht das Thema“Wer rettet uns vor den Märkten? – Wie die Fondsbranche die Anleger schützen kann.“

Oliver Stock führt in das Thema mit zahlreichen Beispielen für die Schnellebigkeit unserer Zeit ein. Auf der einen Seite sei man es gewöhnt, dass sich nicht nur Technologien, sondern auch politische Rahmenbedingungen – Beispiel Tunesien usw. – rasch ändern. Auf der anderen Seite werde von Finanzprodukten erwartet, lnagfristige Versprechen zu halten, um als Instrumente der Altersvorsorge zu dienen.

Stock bringt die Kontroverse zwischen Nieding und Richter sofort in Gang: Nur rund 20 % der Fonds würden gegenüber dem Anleger das Versprechen halten, eine überdurchschnittliche Rendite zu erwirtschaften. Dem widerspricht Richter, der auf andere Studien verweist, nach denen der Erfolg der Investmentfonds wesentlich günstiger zu beurteilen sei. Nieding kontert mit dem Witz, „Rauchen ist unschädlich. Gezeichnet Dr. Marlboro.“

Der Anlegeranwalt Nieding spricht sich klar für mehr Rating aus: Insbesondere sei es wichtig, verlässliche Standards im Rating zu schaffen. Die Leistungen der Fonds müssten nach einheitlichen Kriterien den Anlegern gegenüber transparent gemacht werden. Richter warnt vor Ratings, die im Rückspiegel die Leistungen eines Fonds beurteilen würden. Nieding votiert dagegen für ein dynamisches Rating, das Aussagekraft für den Investmentsparer hat.

Stock fragt, ob Fondsmanager nicht dazu angehalten werden könnten, in ihre eigenen Fonds zu investieren – ihre Fonds so zu managen, dass sie auch selbst davon überzeugt wären. Richter sperrt sich nicht gänzlich gegenüber diesem Gedanken, betont aber, dass es zurzeit „tausend andere“ Vorhaben mit dem Gesetzgeber gebe, so dass man noch ganz andere „Baustellen“ habe. Gegen die Idee eines Zwangs von Fondsmanagern zum Investment in ihre eigene Fonds spricht, dass die persönliche Lebenssituation eines Fondsmanagers eine andere Streuung seines Vermögens sinnvoll erscheinen lassen kann, als bei den Käufern seines Fonds.

Richter widerspricht der Idee, alle Finanzprodukte müssten simpel und einfach sein, denn einfache Finanzprodukte – die es im übrigen ja auch zahlreich gebe und im Angebot sind – würden nicht immer den Anlagebedürfnissen entsprechen. Mehr als 6.000 Produkte allein aus der Fondsbranche sorgen für Wettbewerb.

Stock fragt, ob der Anlegerschutz in der Fondsbranche vesagt habe. Richter macht klar, dass unterschiedliche Produkte von unterschiedlichen Anbieter über unterschiedliche Verkaufststellen nur gut für den Wettbewerb seien. Außerdem seien für bestimmte Assetklassen meist nur maximal 50 Proudkte zur Wahl, so dass man von einem angemesssenen Verhältnis sprechen könne.

Stock zitiert die Feri EuroRating Services, nach der die Anleger im letzten Jahr „ins Risiko gegangen“ seien. Richter meint jedoch nach wie vor eine große Risikoscheu bei den Anlegern zu erkennen. „Natürlich muss man jetzt in Aktienfonds investieren“, sagt Richter mit Blick auf die historisch niedrigen Zinsen.

Themen: Fondsrating | Kein Kommentar »

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