Brexiteventualität sorgt für Volatilität
Von Dr. Oliver Everling | 17.Mai 2016
Ein Ausscheiden von Großbritannien aus der EU würde nicht nur für das Land selbst gravierende Folgen haben, sondern auch deutsche Investoren treffen, denn die Entwicklung der wesentlichen europäischen Aktienindizes wird stark von Großbritannien beeinflusst. Die hohe Aktienmarkt-Kapitalisierung des Landes führt dazu, dass viele Aktienmarkt-Indizes einen nicht unwesentlichen Anteil an britischen Aktien beinhalten. So entfallen rund 30 Prozent der Aktien aus dem diversifizierten MSCI Europe Index auf Unternehmen aus Großbritannien. Entsprechend sind europäische Aktienfonds mit FERI A-Rating („sehr gut“) und einem Fondsvolumen von mehr als 1 Milliarde Euro durchschnittlich zu 26,3 Prozent des Fondsvolumens (Stand: 31.03.2016) in Großbritannien investiert. Allerdings variiert die Höhe des UK-Engagements in den Portfolien deutlich. Während der Comgest Growth Europe Fonds (ISIN: IE0004766675) nur mit 9,2 Prozent in britischen Aktien investiert ist, hat der Invesco Pan European Structured Equity Fonds (ISIN: LU0119750205) 36,4 Prozent dort allokiert. Dies sind die zentralen Ergebnisse der aktuellen FERI-Analyse zu den Folgen des Brexit für deutsche Investoren.
„Es ist davon auszugehen, dass im Vorfeld des Referendums aufgrund der verbleibenden Unsicherheit die Volatilität an den Aktien- und vor allem an den Devisenmärkten steigen wird“, sagt Christian Michel, Direktor und Leiter Funds bei der FERI EuroRating Services AG. Sofern es zu einem Austritts-Votum kommt, sei mit einer stärkeren Abwertung des britischen Pfunds zu rechnen. „Am Aktienmarkt könnten vor allem Finanzwerte unter Druck geraten. Die Auswirkungen eines Brexit auf multinationale Unternehmen, die in Großbritannien ihren Firmensitz haben, sollten hingegen begrenzt sein“, so Michel weiter.
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Trotz Verbesserung kaum Haushaltsflexibilität der Bundesländer
Von Dr. Oliver Everling | 13.Mai 2016
Das Schweizer Bonitätsinstitut Independent Credit View AG (I-CV) analysierte die Kreditprofile der deutschen Bundesländer. I-CV versteht sich seit 2003 als „erste unabhängige Research Boutique für institutionelle Bondinvestoren“. In der umfangreichen Untersuchung ermittelte I-CV zuerst die intrinsische (stand-alone) Kreditqualität jedes einzelnen Bundeslandes und im zweiten Schritt die Bonität unter Berücksichtigung der Komponente Systemstärke. Hier fließen Faktoren wie Stabilität, Transparenz und Unterstützung der Länder untereinander sowie vom Bund ein. Die Ergebnisse der Analyse zeigen, so berichtet die Gesellschaft aus Zürich, dass bei Ausblendung der Systemunterstützung und Fokussierung auf die intrinsische Kreditqualität die Bundesländer aus Kreditperspektive immer weiter auseinanderdriften. Anleiheninvestoren sollten daher diese Bonitätseinstufung bei ihren Anlageentscheidungen berücksichtigen, folgern die Analysten von I-CV.
„Der Ansatz dieser zweistufigen Analyse ermöglicht eine differenzierte Betrachtung und erlaubt es dem Anleiheninvestor, sich entsprechend bei den soliden Emittenten im Universum zu positionieren und die Anfälligen zu meiden“, erläutert Gabriele Baur, Autorin der I-CV-Analyse zu den deutschen Bundesländern. Während das Rating-Spektrum unter Berücksichtigung der Unterstützungsfähigkeit und -bereitschaft des Bundes sowie der Länder von AA+ bis A reicht, weist die stand-alone Kreditqualität gemäß den aktuellen Untersuchungen eine breite Spannweite von acht Ratingstufen (AA+ bis BBB-) aus. „Wir empfehlen Anlegern aus diesem Grund ein besonderes Augenmerk auf die intrinsische Bonität der Emittenten zu legen und so Überraschungen vorzubeugen“, sagt Baur.
Das Scoring-Modellergebnis, basierend auf den aktuell verfügbaren 2014er Zahlen, reflektiert die gute wirtschaftliche Entwicklung der Mehrheit der deutschen Bundesländer, die sich ebenfalls positiv auf die Einnahmenseite der Länderhaushalte ausgewirkt hat. Demzufolge ist der durchschnittliche Score (auf vergleichbarer Basis) der Länder leicht angestiegen. Die einzige Ausnahme bildet Schleswig-Holstein, wo sich die Wirtschafts- und Haushaltsdaten verschlechtert haben und in der Folge zu einem schwächeren Score-Wert führten. Das deutsche Wirtschaftswachstum für 2014 und 2015 war vor allem im Vergleich zu vielen anderen europäischen Ländern positiv.
Die Wirtschaft wuchs 2014 um 1,6% und 2015 um 1,7% (Eurozone: 0,9% und 1,5%). Diese Entwicklung schlug sich in stark steigenden Steuereinnahmen für die Gesamtheit der Bundesländer nieder. Für 2014 stiegen die Steuereinkommen der Länder (nach Umverteilung) um 4,1% auf EUR 254,3 Mia. und für 2015 um 5,4% auf EUR 267,9 Mia. Die Schätzungen für das Steuerwachstum der Länder 2016 sind etwas moderater, jedoch mit 2,9% weiterhin sehr positiv im Kontext der global eher verhaltenen Wirtschaftssituation.
Entsprechend konnte die Mehrzahl der Bundesländer ihre Haushaltssituation in 2014 verbessern. „Dies zeigte sich schon auf Niveau der bereinigten laufenden Haushalte,“ bemerken die Analysten aus Zürich, „in denen höhere Überschüsse erzielt wurden oder wenigstens gehalten werden konnten. Es gab nur eine Ausnahme, das bereits erwähnte Schleswig-Holstein, wo sich der Saldo im laufenden Haushalt signifikant vermindert hat.“ Ein Hauptgrund für den schlechteren Abschluss in diesem Bundesland sei der Rückgang der Steuer- und den steuerähnlichen Einnahmen, trotz eines mäßigen Ausgabenwachstums.
„Ein weiterer Wehrmutstropfen bei den generell positiven Haushaltsergebnissen war das teils sehr geringe Wachstum der Steuereinnahmen in den neuen Bundesländern, außer in Mecklenburg-Vorpommern. Auch haben acht Länder trotz gesamtwirtschaftlichem Rückenwind immer noch mit einem Gesamtdefizit abgeschlossen, wenn auch in geringerem Umfang als bei unserem letzten Review. Die Verschuldung in Prozent der laufenden Einnahmen hat sich im Durchschnitt über die 16 Bundesländer betrachtet von 240% auf 221% reduziert“, so Baur.
Innerhalb des intrinsischen Ratings wurden aufgrund der jüngsten Untersuchungen drei Ratings nach unten revidiert. Rheinland-Pfalz auf BBB+ von A- in Folge der weiterhin schwachen Haushaltsdaten (starke Zuwächse bei den laufenden Ausgaben, anhaltende Defizite und ein signifikantes Defizit im Gesamthaushalt). Das Saarland wurde auf BBB von BBB+ reduziert wegen der sich weiter verschlechternden Haushaltssituation und den hohen und stark gestiegenen Schulden der Kommunen (+32% im Zeitraum 2010-2014) mit einem hohen Anteil an Kassenkrediten.
Bremens Herabstufung auf BBB- von BBB+ erfolgte aufgrund der sich trotz Konsolidierungsbemühungen weiterhin verschlechternden Haushaltssituation und der extrem hohen Verschuldung (in % der Einnahmen). Die Ratings unter Berücksichtigung der Unterstützung durch das System (Bund und Länder) haben sich jedoch nicht verändert. Bayern mit AA+ sowie Baden-Württemberg und Sachsen mit AA im intrinsischen Rating bleiben die am besten gerateten Bundesländer.
„Nach unserer Einschätzung sollte sich die Mehrzahl der Haushalte 2015 weiter verbessert haben. Jedoch für 2016 gestaltet sich das wirtschaftliche Umfeld schwieriger und Länder wie Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen, Bremen, Saarland, Rheinland-Pfalz und Hessen werden weiterhin unter Druck bleiben, da diese kaum die notwendige Haushaltsflexibilität besitzen und jede Verschlechterung der Einnahmen- oder Ausgabenseite sich direkt negativ auswirkt. Gerade auf der Ausgabenseite bleiben alte Herausforderungen wie Vorsorgeausgaben, Transfers an die Kommunen (nicht reguläre wie etwa in NRW), Investitionen in die Infrastruktur, indirekte Verpflichtungen aus Eigenbetrieben und Beteiligungen bestehen, während sich neue Problemfelder (Kostenaufteilung für Flüchtlingshilfe und -integration) eröffnet haben. Für Investoren sind daher die laufenden Bonitätseinstufungen eine gute Orientierungshilfe, um die Chancen und Risiken ihrer Anleiheninvestments besser abwägen zu können“, sagt Baur abschließend.
Die in der Schweiz ansässige I-CV wird nicht von der Europäischen Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde ESMA beaufsichtigt, da sich die EU-Verordnung über Ratingagenturen nur auf die 28 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union bezieht.
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Rohstoffe im erfreulichen Trend
Von Dr. Oliver Everling | 12.Mai 2016
Nachdem die Rohstoff-Segmente in den letzten Jahren für Anleger keine erfolgversprechende Anlageklasse bildeten, zeigt die aktuelle Performance-Entwicklung einen erfreulichen Trend. Das zeigt eine aktuelle FERI-Untersuchung zu Rohstoff-Fonds. Eine besonders positive Entwicklung gab es demnach zuletzt vor allem beim Öl-Preis.
„Nachdem ein deutliches Überangebot zum Jahresbeginn einen Ölpreisverfall bis deutlich unter die 30 US-Dollar-Marke ausgelöst hatte,“ berichten die Analysten der FERI EuroRating Serivces AG aus Bad Homburg, „stieg er alleine im Monat April, gemessen am Brent Blend, um knapp 20 Prozent. Im laufenden Jahr liegt die Wertentwicklung damit bei 23,8 Prozent. Im gleichen Zeitraum hat sich auch Gold um rund 15,8 Prozent verteuert. Andere Rohstoffe wie Erdgas und Soft-Commodities entwickelten sich hingegen im Jahr 2016 negativ.“ Die Wertentwicklung von diversifizierten Rohstoff-Fonds (FERI-Vergleichsgruppe „Commodities“) liege daher im Jahr 2016 im Durchschnitt bei rund 3,9 Prozent. In den Vorjahren erlitten Anleger hingegen im Schnitt einen Verlust von -16,9 Prozent in 2015 und -9,2 Prozent in 2014 mit diesen Fonds.
„Anleger, die nun eine nachhaltige Trendwende bei Rohstoffen erwarten, sollten jedoch auch die Risiken nicht unterschätzen. Die Nachfrage nach Öl wird sich aufgrund des nur moderaten weltweiten Wirtschaftswachstums kurzfristig nicht massiv erhöhen“, sagt Christian Michel, Direktor und Leiter Funds bei der FERI EuroRating Services AG. „Da sich die ölproduzierenden Länder noch nicht auf eine Begrenzung der zukünftigen Ölförderung einigen konnten, ist weiterhin ferner mit einem Überangebot zu rechnen. Entsprechend ist die weitere Erholung des Ölpreises mit hohen Unsicherheiten behaftet“, so Michel weiter. Auch die anhaltend moderate wirtschaftliche Entwicklung der Industrie- und Schwellenländer wirke sich dämpfend auf die Nachfrage der meisten Rohstoffe aus. Zusätzliche Risiken im Rohstoffmarkt können sich zudem daraus ergeben, dass einige Teilmärkte im besonderen Interesse von spekulativen Investoren stehen.
Neben einem direkten Investment in den Bereich Rohstoffe können Anleger auch indirekt in Aktien von Unternehmen mit Bezug zum Rohstoff- und Energiesektor investieren. Dazu zählen alle mit der Erschließung, Förderung, Verarbeitung und dem Vertrieb von Rohstoffen aller Art wie zum Beispiel Metalle, Holz, Gold, Öl, oder Gas befassten Unternehmen. „Die Unternehmen aus diesen Segmenten können von einer positiven Entwicklung an den Rohstoff-Märkten besonders partizipieren. Im Vergleich zu einem über mehrere Sektoren diversifizierten Fonds gehen Investoren allerdings auch ein höheres Risiko ein. Daher eignen sich solche Investments eher als Ergänzungen eines bestehenden Kern-Portfolios oder für erfahrene Anleger, die ein bewusstes Engagement eingehen wollen“, sagt Michel.
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Cleverer Kontowechselservice der ING-DiBa
Von Dr. Oliver Everling | 12.Mai 2016
„Die ING-DiBa bietet ab heute einen neuen Service an: den Wechsel des Girokontos bequem über Tablet und andere mobile Geräte innerhalb weniger Minuten. Der Kontowechselservice ist einfach“, bestätigt Alexander Baumgart aus dem Hause der ING-DiBa in Frankfurt am Main. Alles sei nutzerfreundlich in den Onlineauftritt der Bank integriert.
Der neue Service, der in Kooperation mit Kontowechsel24.de angeboten wird, nutzt den HBCI-Standard (HBCI: Homebanking Computer Interface), erläutert Baumgart die technische Realisierung. „Dadurch können Kunden mit einem Klick elektronisch ihre Kontoauszüge abrufen. Aus den Kontoauszügen werden dann automatisch die Zahlungspartner ausgelesen, die über die neue Kontoverbindung informiert werden müssen. Beispielsweise Energieversorger, Mobilfunkanbieter oder Versicherungen.“ Die Zahlungspartner können dann ebenfalls automatisch und ohne Aufwand für die Kunden über den Kontowechsel informiert werden.
Die Angst vor dem „Papierkram“ des Kontowechsels hindert bisher noch viele Kunden, ihre Konten von den teuren traditionellen Banken abzuziehen. Das soll sich mit dem neuen Kontowechselservice der ING-DiBa nun ändern. Ob auf diese Weise auch das eigene gute Rating von der bisherigen Hausbank quasi „mitgenommen“ werden kann, dazu wurde nichts weiter bekannt.
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Weitere Zinssenkungen der RBA
Von Dr. Oliver Everling | 12.Mai 2016
Am Dienstag, den 3. Mai, senkte die australische Zentralbank RBA (Reserve Bank of Australia) ihren Leitzins um 25 Basispunkte – mit 1,75 Prozent sind die Zinsen nun so niedrig wie nie zuvor. „Damit reagierte die RBA auf neue Zahlen über die Entwicklung der Verbraucherpreise im ersten Quartal. Diese fielen deutlich schwächer aus als von Analysten erwartet,“ kommentiert Ariel Bezalel, Fondsmanager des Jupiter Dynamic Bond SICAV und Mitglied des Jupiter Fixed Interest & Multi Asset Teams. Das deute darauf hin, dass die australische Wirtschaft gegen die globalen Deflationstendenzen nicht immun sei. „Der Zeitpunkt der Entscheidung hing vielleicht auch mit der Stärke des australischen Dollars seit Jahresbeginn zusammen. Für die Wettbewerbsfähigkeit der Exportwirtschaft des Landes drohte die Verteuerung der Währung zur Belastung zu werden.“ Etwas leichter sei den Währungshütern der Beschluss möglicherweise angesichts der Entwicklungen auf dem australischen Immobilienmarkt gefallen, denn dort haben schärfere Kriterien bei der Kreditvergabe den Preisanstieg in den letzten Monaten gedämpft.
Für den Markt kam der Zeitpunkt der Zinssenkung zwar überraschend, so Bezalel, doch aus seiner Sicht war der Schritt lediglich eine Frage der Zeit gewesen. „Entsprechend hatten wir uns vorab mit australischen Staatsanleihen (aktuell 15 Prozent des Portfolios) und Zinsfutures (1,7 Prozent) so positioniert, dass wir davon profitieren konnten. Von Anfang an war dieses Engagement gegen Währungsschwankungen abgesichert, und als die Zinsen dann sanken, konnte der Fonds Zuwächse verbuchen.“
Das schwächere Wachstum in China hat tiefe Ungleichgewichte in der australischen Wirtschaft offengelegt. Die Investitionen im Bergbausektor sind weiter rückläufig und wenig deutet darauf hin, dass die jüngsten Zinssenkungen zu einer stärkeren Kapitalbildung in anderen Branchen geführt haben. „Wir glauben,“ so der Kommentar weiter, „dass die RBA in den nächsten zwölf Monaten zu weiteren Zinssenkungen gezwungen sein wird, denn der Abschwung im australischen Rohstoffsektor wird nach Jahrzehnten des Booms andauern.“
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FinTechs müssen erwachsen werden
Von Dr. Oliver Everling | 10.Mai 2016
Robert Lempka, CEO & Mitbegründer von ayondo, zitiert Markus Baumann aus dem Handelsblatt: Frei von Hierarchien, schnell zum Milliardär usw., das seien Vorstellungen, die man mit Start-ups in der Finanzdienstleistungsbranche verbinde. Die Realität sei aber oft straffe Führung mit klaren Zielen, harter Kampf um neue Talente, zum Beispiel mitten in Berlin. Lempka macht klar, dass die Wahrheit zumindest „in der Mitte“ zu suchen sei. Die wenigsten würden es schaffen, mit FinTechs tatsächlich Geld zu verdienen.
Lempka ist Mitherausgeber des Buches „Finanzdienstleister der nächsten Generation“ und spricht auf der gleichnamigen Konferenz des Frankfurt School Verlags in Frankfurt am Main zum Thema „Fintechs müssen erwachsen werden – Aufgaben und Herausforderungen auf dem Weg zum langfristigen Erfolg“. Lempka berichtet von zahlreichen Konferenzen rund um die Globus zum Thema „FinTech“. In den inzwischen unübersichtlich zahlreichen Awards für FinTech-Unternehmen sieht Lempka ein Warnzeichen, dass das Interesse heißgelaufen sei.
Lempka skizziert die Aktivitäten von ayondo, die sich zunehmend nicht nur im Bereich B2C, sondern auch im B2B entwickeln. Insbesondere außerhalb der EU, über deren Grenzen die Genehmigungen nicht hinausreichen, würde die Zusammenarbeit mit Partnern gesucht.
„Der Ausgangspunkt unserer Tätigkeit ist der unhappy customer“, berichtet Lempka. Ayondo wurde mitten in der Finanzkrise 2008 gegründet, als die Frustration von Bankkunden besonders groß war. „Wir haben gesehen, dass das Internet und die Digitalisierung den gesamten Finanzdienstleistungsbereich verändern wird, wie schon den Konsum von Waren und anderen Dienstleistungen. Allerdings sind die Markteintrittsbarrieren für den Finanzdienstleistungsbereich wesentlich größer wegen der Regulierung.“
Nachdem ayondo zunächst als Holding organisiert war, wurde 2013 die Entscheidung getroffen, selbst operativ tätig zu werden. Zu den wichtigsten Angeboten gehören Online Trading und Social Trading, bei dem erfolgreiche Strategien etablierter Experten von jedermann kopiert werden können.
Am Anfang habe die Idee gestanden, aber das Team sei das „A und O“. Das Team bei ayondo setze sich nicht nur aus ganz jungen Mitarbeitern zusammen. „Das Management bei uns ist im Durchschnitt Mitt 40 Jahre alt, aber wir sind in unseren Herzen immer noch wild“, scherzt Lempka. Für ihn steht die Integrität der Persönlichkeiten ebenso im Vordergrund wie Fähigkeiten und Wissen. „Bei einem Start-up gibt es auch Rückschläge, die man gemeinsam verkraften muss“, warnt Lempka.
Lempka gibt auf der Konferenz des Frankfurt School Verlags detaillierte Einblicke in die Logik der Entwicklung der Strategie für ayondo. Eckpunkte dieser Strategie sei der Aufbau der Marke. Dieser Aufbau sei als Investition besonders schwer zu greifen. Zur Strategie gehören nach seinen Worten auch Entscheidungen über die Definition, was unter Erfolg zu verstehen ist. Bei manchen Start-ups würde zu einseitig auf die Generierung von Kundenzahlen gesetzt und nicht genug an Umsatz gedacht. Vielen FinTechs sei nicht wirklich klar, wo sie eigentlich Geld verdienen wollten.
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Auswirkungen der Digitalisierung im Finanzdienstleistungsbereich
Von Dr. Oliver Everling | 10.Mai 2016
„Neulinge haben Schwierigkeiten, ihre Marke am Markt zu etablieren“, führt Prof. Dr. Jürgen Moormann, Concardis-Professor für Bank- und Prozessmanagement und Co-Head des ProcessLab der Frankfurt School of Finance & Management, in die Konferenz des Frankfurt School Verlags „Finanzdienstleister der nächsten Generation – Digitale Geschäftsmodelle und FinTech-Strategien“ ein. In diesen Schwierigkeiten der „Neulinge“ liegen die Chancen etablierter Adressen.
Moormann macht die Probleme klar, die Banken mit den FinTechs haben: In Bnken sseinen Produktkenntnisse sehr verbreitet. Auf Produkte stellen auch die Lehrbücher ab, so dass die Kundensicht oft fehle. In der Kundensicht würden aber viele FinTechs ihren Ausgangspunkt nehmen, indem sie sich strikt an den Kundenbedürfnissen ausrichten.
Frank Annuscheit, Vorstand der Commerzbank AG, spricht über die digitale Transformation als Chance und Herausforderung für die Kunden der Bank. „Digital ist für uns mehr als Apps, denn Kunden erwarten digitale Prozesse und neue Geschäftsmodelle.“ Die Digitalisierung betreffe das gesamte Unternehmen. „Als Zielbild steht für uns die digitale Organisation.“
Annuscheit macht schon an der Wahl seines persönlichen Weges in die Finanzbranche klar, dass Finanzdienstleister im Vergleich zu anderen Branchen schon vor drei Jahrzehnten zu den Vorreitern im Einsatz con Computern gehörten. Seit 2010 habe sich die Welt aber durch die Digitalisierung radiikal verändert, wie die Nutzerzahlen der Social Media zeigen. Die Vernetzung sei als vierte industrielle Revolutioon das dominierende Thema der Kunden. Historisch gesehen waren es ab 1760 die Dampfkraft, ab 1890 die Elektrifizierung, ab 1970 die Automatisierung und heute die Vernetzung.
Von 2003 mit 49.711 Bankfilialen nahme die Zahl der Bankfilialen um ein Viertel auf 37.293 im Jahr 2014 ab. Die Digitalisierung haben ihren signifikanten Einfluss auf die Bankbranche gezeigt. „Banken müssen sich anpasssen, um auch in Zukunft profitabel zu sein.“ Disruptors, Innovators und Aggregators sind die drei Gruppen neuer Wettbewerber, die Teile der Banken-Wertschöpfungskette für sich beanspruchen.
Annuscheit kommt auf Erfolge der Commerzbank zu sprechen, vom online führbaren Haushaltsbuch bis zu App auf der Apple Watch. Zahlreiche Auszeichnungen der Commerzbank würden darauf hindeuten, dass die Commerzbank im Vergleich „nicht schlecht wegkomme“. Die Digitalisierung bleibe aaber eine laufende Herausforderung, denn die Digitalisierung verändere auch die Bdürfnisse der Bankkunden, neben digitalem Frontend seien auch digitale Prozesse notwendig. „Für ein komplett digitles Kunenerlebnis denken wir unsere Produkte und Prozesse konsequent vom Kunden her“, greift Annuscheit eine Forderung von Moormann auf.
„Eigentlich eine Schande für die etablierten Banken, dass die ING-DiBa mit einfachen Produkten schnell auf stattliche Marktanteile gekommen ist, während sich andere Banken mit komplizierten Produkten verzettelt haben“. Annuscheit macht klar, wie die Commerzbank aufgeholt hat und zeigt an einem Video, wie schnell inzwischen komplett online ein Konto bei der Commerzbank eröffnet werden kann. „Wir glauben, im Moment die Bank zu sein, bei der am schnellsten ein neues Konto online eröffnet werden kann.“ Wenige Tage später würde der Kunde per Post auch schon seine zum Konto gehörigen Karten erhalten.
Die vom Kunden online gefühten Haushaltsbücher will Annuscheit nicht nutzen, um Kunden Werbung zu Produkten zu schicken, auf die diese gerade sparen würden oder für die sie einen Bedarf erkennen lassen. Für Annuscheit steht das Vertrauen der Kunden im Vordergrund, das nicht durch Reklame verspielt werden dürfe. Die Kunden würden mit einer Bank die Vorstellung verbinden, dort einen Ort zu finden, wo ihr Geld sicher ist. So müsse es sich auch mit den Daten verhalten, die der Kunde bei der Bank hinterlasse.
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Internationales Netwerk für Wachstumsfinanzierung
Von Dr. Oliver Everling | 9.Mai 2016
Dr. Cord Gebhardt aus der Geschäftsführung der Frankfurter Wertpapierbörse berichtet im MontagsMeeting des eff European Finance Forum in Frankfurt am Main über das Deutsche Börse Venture Network (DBVN). Er nimmt den Einstieg in seinen Vortrag über eine Zusammenfassung des hervorragenden Unternehmens- und Innovationspotenzials Deutschlands, die starke und etabliere Forschungs- und Bildungslandschaft, den deutschen Mittelstand und das Ansehen deutscher Firmen im Ausland als zuverlässiger Geschäftspartner. In einer BBC-Umfrage schnitt Deutschland gar als das vermutlich „weltweit attraktivste Land“ für Unternehmen ab.
Gebhardt kommt auf verschiedene „aber“ zu sprechen: „Allerdings ist die Finanzierungskette unterbrocchen, die Wachstumsfinanzierung ist zu niedrig, um langfristig erfolgreiche Unternehmen zu schaffen.“ Family & Friends, Incubators, Business Angels, Venture Capital bilden eine Kette von Seed, Early bis Growth, jedoch klafft ein Funding Gap zwischen Venture Capital und Private Equity sowie – als letzte Entwickllungsphase – Public Markets. Gebhard erinnert an den Neuen Markt und die Erfahrungen, die mit dem Aufstieg und Niedergang des Marktes gemacht wurden.
Gebhardt geht auf verschiedene Versuche ein, die Lücke zu schließen. Eine Vielzahl von Möglichkeiten sind bkeannt, jedoch fand sich auf der Seite der Politik entweder nicht der Wille oder nicht das finanzielle Mittel, um diese umzusetzen. Gebhardt stellt daher die Plattform vor, die zwischenzeitlich aus 151 Investoren aus den Bereichen PE/VC, Family Offices usw. aufgebaut wurde. Bereits 75 Wachstumsunternehmen seien im DBVN. „Im Moment ist es eine reine Dating-Plattform mit geschlossenen Räumen“, berichtet Gebhardt.
Wachstumsunternehmen bietet das DBVN einen vereinfachten Zugang zu einem breiten Pool an ausgewählten Invstoren im In- und Ausland, Zugang zu privatem Kapital ohne die hohen Anforderungen des öffentlichen Kapitalmarkts und Unabhängigkeit von den Einschätzungen der Investmentbanken und Intermediäre und den Aufbau von „Best Practice“ Kapitalmarkt-Know-how. Reporting- und Corporate Governance-Struktur können so kontinuierlich auf ein IPO vorbereitet werden, „Kapiital-neutral“ in Bezug auf Finanzierungskanäle. Das DBVN liefert eine erste Einschätzung zur unternehmenseigenen Equity Story.
Investoren bietet DBVN einen vereinfachten und verbesserten Zugang, auch zu neuen Co-Investoren und Ankerinvestoren. Erweiterung des eigenen Netzwerks, Zugang zu einer transparenten IPO-Pipeline und Pre-IPO-Beteiligungsmöglichkeiten sind weitere Vorteile für Investoren, glaubt Gebhardt und will das Netzwerk als ein „umfassendes Ökosystem“ verstanden wissen aus Online Plattform, Offline Plattform und Trainings. „Die ältere Generation kann sich das vielleicht nicht vorstellen, aber tatsächlich findet heute die Kontaktanbahnung oft im Chat statt.“ Von den neuen Kommunikationsmedien werde reger Gebrauch gemacht, berichtet Gebhardt und stellt auch die technologischen Herausforderungen dar, die mit einem Anspruch eines „One-Stop-Shop für Networking, Matching und Anbahnung von Transaktionen“ einhergeht.
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Ludwig von Mises von A bis Z
Von Dr. Oliver Everling | 9.Mai 2016
Kaum ein verstorbener Ökonom wird heute so zum Leben wiedererweckt wie Ludwig von Mises, Philosoph des Liberalismus und Vordenker der Österreichischen Schule der Nationalökonomie. Über Jahrzehnte hinweg wurde er von linientreuen Professoren der Keynesianischen Schule den meisten Studenten der Wirtschaftswissenschaften de facto vorenthalten, denn die Thesen von John Maynard Keynes passten besser zur Tagespolitik.
Michael Ladwig hat in beeindruckender Detailarbeit das umfangreiche Werk Ludwig von Mises analysiert und ein Lexikon zusammengestellt (ISBN 978-3-89879-979-9), das eine Orientierungshilfe in der Philosophie Ludwig von Mises bietet. Leicht verständliche Artikel beleuchten Mises‘ Gedanken von A wie Anarchismus bis Z wie Zwang, mal in ein paar Sätzen auf den Punkt gebracht, mal über mehrere spannende Seiten.
Beispiel Stichwort „Kredit“: Die Kreditgeschäfte zerfallen nach Begriffsverständnis von Ludwig von Mises in zwei große Gruppen, deren strenge Scheidung nach seiner Meinung den Ausgangspunkt für jede Theorie des Kredites und vor allem auch für jede Untersuchung des Verhältnisses zwischen Geld und Kredit und der Einwirkungen des Kredites auf die Geldpreise der Sachgüter bilden muss. „Auf der einen Seite stehen diejenigen Kreditgeschäfte,“ so heißt es im Lexikon, „für die charakteristisch ist, daß sie jenem Teil, dessen Leistung in der Zeit vorausgeht, ein Opfer auferlegen: den Verzicht auf die sofortige Erlangung der Verfügungsgewalt über das eingetauschte Gut, oder, wenn man diese Fassung vorzieht, den Verzicht der Verfügungsgewalt über das fortgegebene Gut bis zum Erhalt des dagegen eingetauschten.“ Diesem Opfer stehe ein entsprechender Gewinn des anderen Kontrahenten gegenüber, nämlich der Vorteil, die Verfügung über das im Tausche erworbene Gut früher zu erhalten, beziehungsweise mit der eigenen Leistung zuwarten zu dürfen.
Für die aktuellen Entwicklungen der Finanzkrise ist die zweite Gruppe von Kreditgeschäften von besonderer Bedeutung: „Die zweite Gruppe von Kreditgeschäften ist dadurch charakterisiert, daß hier dem Gewinne desjenigen, dem früher geleistet wird, kein Opfer dessen gegenübersteht, der früher leistet.“ Schon die Begriffsbildungen von Ludwig von Mises machen es leicht, die Fehlentwicklungen überbordender Staatsverschuldung und die Rolle der Zentralbanken zu verstehen: „Wird dem Gläubiger die Möglichkeit geboten, die Darlehen durch die Ausgabe von jederzeit fälligen Schuldforderungen zu erteilen, dann ist für ihn mit der Kreditgewährung kein wirtschaftliches Opfer verbunden.“ Wer den Ausführungen zum Stichwort „Kredit“ weiter folgt, versteht den Einfluss dieser Art von Kreditgeschäften auf Zinsen und Kapitalallokation.
Wer sich mit dem Werk von Ludwig von Mises befasst, der entdeckt, dass es kaum ein Thema gibt, auf das er in seinen Publikationen nicht eingegangen ist. Seine Gedankengänge erscheinen dabei höchst aktuell und seine Denkanstöße etwa zum Mindestlohn erschreckend visionär.
Der Mindestlohn z.B. führt zur Arbeitslosigkeit eines Teiles derer, die durch Lohnarbeit ihren Lebensunterhalt finden wollen, stellte schon Ludwig von Mises fest. „Will die Obrigkeit die Einschaltung der Arbeitslosen in den Wirtschaftsprozess ohne Rückkehr zum Marktlohn bewirken, dann muss sie Maßnahmen ergreifen, die Schritt für Schritt endlich zur Verstaatlichung der Produktion führen.“ Es sei dabei ohne Belang, heißt es im Eintrag zum Stichwort „Mindestlohn“ in diesem Lexikon, „ob die Mindestlohnsatzung von der Regierung selbst verfügt wurde, oder von den Gewerkschaften, die unter Duldung der Regierung einen Zwangsapparat aufgebaut haben, der die Unternehmer verhindert, Arbeiter, die sich mit niedrigeren Löhnen begnügen wollen (Streikbrecher), zu beschäftigen.“
Das Lexikon weckt Interesse und gibt Denkanstöße. Der knappe Lexikoneintrag mag den Leser auf die Idee bringen, die vielen weiteren Fehlsteuerungswirkungen des Mindestlohnes zu sehen. Der Mindestlohn verhindert z.B. heutzutage gerade für junge Menschen, Chancen in anspruchsvollen, innovativen Unternehmen zu erhalten, in denen Berufseinsteiger zunächst kaum erwarten lassen, von Anfang an eine dem Mindestlohn rechtfertigende Produktivität zu entfalten.
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Deutsche Industrieproduktion schwächelt
Von Dr. Oliver Everling | 9.Mai 2016
In den vergangenen zwei Jahren ist die deutsche Industrieproduktion lediglich um 1,3% gestiegen, im übrigen Euroraum war der Zuwachs dagegen mehr als dreimal so stark (+4,5%). Gemessen am Wachstum hat die deutsche Industrie damit ihre führende Rolle im Euroraum eingebüßt. Diese Entwicklung hat vier Gründe, glauben die Analysten der FERI EuroRating Services AG aus Bad Homburg,
Erstebs werde das Wachstum der europäischen Industrie maßgeblich von der Automobilindustrie getrieben, und gerade in diesem Sektor gab es in anderen europäischen Ländern nach Überwindung der Rezession zwischen 2011 und 2013 einen erheblichen Nachholbedarf, urteilt die FERI. „So ist die Produktion von Autos und Autoteilen seit Anfang 2014 in Spanien um 25%, in Italien um imposante 36% und in Frankreich immerhin noch um 7% gestiegen. Dennoch liegt die Produktion in allen drei Ländern erheblich unter dem Vorkrisenniveau. Geholfen hat den Produktionsstätten im europäischen Ausland auch die spezifische Exportstruktur, die sich erheblich von der deutschen unterscheidet: Zwischen 42% (Italien) und mehr als 60% (Frankreich) der Automobil-Exporte gehen in Länder des Euroraums, während es von Deutschland aus nur 27% sind. Deutschland ist zudem ungleich stärker von der Schwäche Chinas betroffen, denn dorthin gehen 8% der Auto-Exporte, während die Exportanteile der anderen Länder bei weniger als 2% lagen.“
Zweitens sieht die FERI Deutschland auch jenseits der Automobilindustrie nicht mehr als Vorreiter im Exportwachstum. Auch hier spiele die regionale Verteilung der Exporte eine wesentliche Rolle. „Deutsche Exporteure sind stärker als ihre französischen, italienischen und spanischen Pendants von der Schwäche Chinas und der asiatischen Schwellenländer, aber auch von der gesunkenen Nachfrage Russlands und deren negativen Wirkungen auf osteuropäische Länder betroffen.“
In den vergangenen Jahren sind die Lohnstückkosten in Deutschland stärker angestiegen als in anderen europäischen Ländern, so das dritte Argument der FERI. Höhere Löhne und die stärkere Reglementierung der Leiharbeit auf der deutschen Seite sowie Arbeitsmarktreformen in einigen anderen europäischen Ländern haben dazu wesentlich beigetragen. „Allerdings spielt hier auch eine Rolle,“ gibt die FERI zu bedenken, „dass etwa im Maschinenbau trotz der schwachen Produktionsentwicklung in vielen Betrieben an der Belegschaft festgehalten wird. Man will angesichts des Fachkräftemangels vermeiden, im Falle einer Besserung der Geschäftslage ohne qualifiziertes Personal da zu stehen.“
In energieintensiven Branchen, so die vierte Begründung der FERI, habe Deutschland spezifische Wettbewerbsnachteile. Die im Vergleich zu Deutschland um etwa 30% niedrigeren Strompreise für Industrieunternehmen in Frankreich dürften einer der Gründe dafür sein, dass die Produktion etwa in der Chemie- und der Metallindustrie dort zuletzt spürbar zulegte, während sie in Deutschland praktisch stagnierte.
Das Fazit der FERI ist allerdings nicht ganz negativ, denn trotz des aktuell negativen Befunds sei mit einer dauerhaften Schwäche der deutschen Industrie nicht zu rechnen. „Die Aufholjagd nach verlorengegangenen Marktanteilen in Italien und Spanien wird früher oder später enden, und eine wirtschaftliche Erholung in den Schwellenländern käme der deutschen Industrie mit ihren Stärken im Investitionsgüterbereich stärker zugute als anderen Ländern. Weil solche positiven Effekte aber im Jahr 2016 noch nicht abzusehen sind, wird der Zuwachs der deutschen Industrieproduktion mit 1% auch im laufenden Jahr schwach bleiben und überdies geringer ausfallen als in Frankreich (1,25%), Italien (1,6%) und besonders in Spanien (2,8%). Langfristig ist wieder mit einer stärkeren Angleichung der Wachstumsperspektiven für die Industrie zu rechnen. Dazu müsste aber vor allem der Anstieg bei den Lohnstückkosten gebremst werden.“
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