Erstes Siegel für nachhaltige Finanzprodukte von der FNG

Von Dr. Oliver Everling | 15.Dezember 2015

Das Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) in Berlin hat erstmalig ein Siegel für besonders hervorzuhebende nachhaltige Finanzprodukte vergeben. NN Investment Partners hat dabei jeweils  ein FNG-Siegel mit einem von insgesamt drei Sternen für seinen NN (L) European Sustainable Equity Fonds und seinen NN (L) Global Sustainable Equity Fonds erhalten.

Der Fachverband FNG bewertet nachhaltige Geldanlagen, die klassische Kriterien wie Rentabilität, Liquidität und Sicherheit um ökologische, soziale und ethische Bewertungspunkte ergänzen. Diese Produkte beziehen in ihre Finanzanalyse den Einfluss von ESG-Kriterien, also hinsichtlich Umwelt, Sozialem und Governance, mit ein.

Das FNG ist seit 2001 in Deutschland, Österreich, Liechtenstein und der Schweiz tätig. Zu seinen mehr als 160 Firmenmitgliedern zählen unter anderem Banken, Kapitalanlagegesellschaften, Versicherungen, Ratingagenturen, Investmentgesellschaften, Vermögensverwalter, Finanzberater und NGOs, sowie Privatpersonen. Das FNG-Siegel für nachhaltige Publikumsfonds hat der Verband gemeinsam mit Finanzfachleuten und Akteuren der Zivilgesellschaft in einem dreijährigen Austausch erarbeitet.

Insgesamt wurden Siegel für 34 Fonds vergeben. Von den 34 Fonds, die den Mindestanforderungen und damit dem Qualitätsstandard für Nachhaltige Geldanlagen im deutschsprachigen Raum entsprechen, haben drei Fonds die höchste Auszeichnung – also drei Sterne – erhalten. 14 weitere Fonds haben zwei Sterne erreicht, 14 Fonds einen Stern und 3 Fonds keinen Stern. Auditor des FNG-Siegels ist Novethic.

Das Forschungszentrum für Nachhaltige Geldanlagen mit Sitz in Paris verfügt über langjährige Erfahrung mit dem Auditing von Fonds. Seit 2009 vergibt Novethic auch das SRI Label und seit 2013 das Green Fund Label. Der Nutzen des FNG-Siegels liegt nach Aussage des Verbandes in der Qualitätssicherung Nachhaltiger Geldanlagen, in Mindestanforderungen nach international anerkannten Normen, verringertem Zeit- und Kostenaufwand für Anleger und Fondsanbieter, sowie der Prüfung durch einen unabhängigen Auditor und insgesamt der allgemeinen Förderung des nachhaltigen Investmentmarkts.

Themen: Cleantechrating, Nachhaltigkeitsrating | Kommentare deaktiviert für Erstes Siegel für nachhaltige Finanzprodukte von der FNG

Landesbank Berlin stabil bei A

Von Dr. Oliver Everling | 15.Dezember 2015

Die kanadische Ratingagentur DBRS Ratings Limited (DBRS) bestätigt das Rating für die Landesbank Berlin AG (LBB AG oder die Bank), einschließlich des Issuer & Senior Long-Term Debt Ratings von A, des Subordinated Debt Ratings von A (low) und des Short-Term Instruments Ratings von R-1 (low). Der Trend auf allen Ratings sei stabil.

Die Ratings für die LBB AG basieren auf dem Trägerstatus der Bank, der durch volle Eigentümerschaft durch die deutschen Sparkassen gekennzeichnet ist. Die gemeinschaftliche Verantwortlichkeit in der Sparkassen-Finanzgruppe honoriert DBRS mit einem sehr guten Floor Rating. DBRS sieht außerdem die starke Positionierung der Bank im Retailgeschäft und die Markenstärke in Berlin und Brandenburg. Außerdem schreite die Transformation in die Marke „Berliner Sparkasse“ voran.

Im unwahrscheinlichen Fall von Zahlungsschwierigkeiten der LBB AG erwartet DBRS, dass die Sparkassen einspringen würden, um jeden Engpass abzuwenden. Diese Einschätzung bringt DBRS mit einer höheren Klassifizierung des Support Assessment von SA1 zum Ausdruck (zuvor SA3). Das Rating der Bank liegt deshalb deutlich über der intrinsischen Klassifizierung (IA) von BBB (high).

Themen: Bankenrating | Kommentare deaktiviert für Landesbank Berlin stabil bei A

Abengoa war nicht ok

Von Dr. Oliver Everling | 15.Dezember 2015

Wer sich mit dem OK-Score über die Bonität von Unternehmen informiert, wusste es schon 2011: Die spanische Abengoa war keine AA-Adresse. Dennoch fanden Aktien und Anleihen dieser Gesellschaft weiterhin ihre Käufer. Nach Ansicht des OK-Instituts waren diese Papiere „nicht okay“.

„Erst im Spätherbst 2015 stellt die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte fest, dass 250 Millionen Euro an Liquidität fehlen“, kommentiert dazu Willem Okkerse, der den Fall mit Enron vergleicht. „Das Fehlen der Mittel wurde durch unseren OK-Score schon 2011 identifiziert.“

Abengoa ist ein spanisches multinationales Unternehmen, mit Tochterunternehmen in mehreren Bereichen wie Energieversorgung, Telekommunikation, Logistik oder Umwelttechnik.

Themen: Anleiherating | Kommentare deaktiviert für Abengoa war nicht ok

Keine sichere Verbindung zur ESMA

Von Dr. Oliver Everling | 15.Dezember 2015

Für manche Ratingagentur oder manches Finanzinstitut ist die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde ESMA keine sichere Verbindung. Seit dem Relaunch der Website, die für die ersten Jahre der Arbeit dieser Behörde weitgehend unverändert geblieben war, gilt dies nun auch in einem technischen Sinne: Wer Mitte Dezember 2015 die offizielle Website www.esma.europa.eu aufrief, wurde mit dem Browsertext „Dies ist keine sichere Verbindung“ begrüßt.

Wer sich dennoch weiterklickt und das Risiko akzeptiert, mag es schnell bereuen: So werden zuächst zwar Inhalte angezeigt. Schließt man den Browser, mag man aber auf seinem Tablet davon überrascht werden, dass die auf einer externen (Mikro-) SD-Karte installierten Inhalte zwischenzeitlich verschwunden sind. Aus unbekannter Ursache wird nach dem Besuch der Website der ESMA der Zugriff auf eine ins Tablet eingeschobene SD-Karte verweigert.

Die Meldung der Fehler bei der ESMA führte zunächst zu keiner Besserung. Statt „Dies ist keine sichere Verbindung“ heißt es nun „Diese Website ist nicht verfügbar“. Offenbar wurde der Zugang zur European Securities and Markets Authority gesperrt, um den Fehlern nachzugehen.

Betroffen sind offenbar nicht Microsoft Windows Geräte mit veraltetem Internet Explorer. Wer aber mit den neuesten Versionen der Betriebssysteme Android oder Linux arbeitet, hat das Nachsehen. Gleich, ob Google Chrome oder Firefox benutzt wird, die Website der ESMA birgt nicht nur Risiken, sondern wird mit diesen Browsern auch unvollständig angezeigt. Dies kann insbesondere für solche der Aufsicht durch die ESMA unterstellte Agenturen und Institute verhängnisvoll sein, die sich auf die Vollständigkeit der abgerufenen Informationen verlassen wollen. Tatsächlich werden Inhalte oft nur partiell angezeigt.

Auch wer aufgrund einschlägiger Vorkenntnisse weiß, welche Dokumente und Inhalte auf der Website der ESMA zu finden sein sollten, wird nicht unbedingt fündig: Manche Frames sind so platziert, dass sie bei gleich welcher Benutzung nicht die Anzeige der hinterlegten Inhalte ermöglichen.

Themen: Nachrichten | Kommentare deaktiviert für Keine sichere Verbindung zur ESMA

Taktische Chancen aus der gesicherten Defensive

Von Dr. Oliver Everling | 14.Dezember 2015

Die Weltwirtschaft bleibt vorerst fragil. Wichtige Stützen der globalen Konjunktur zeigen sich derzeit in keiner guten Verfassung. Auch wenn sich die wirtschaftliche Dynamik Chinas auf niedrigem Niveau stabilisieren könnte, verschwinden die strukturellen Schwierigkeiten der Schwellenländer nicht über Nacht. Dass die Wirtschaft in den USA weiterhin robust wächst, ist ebenfalls keinesfalls ausgemacht. „Die langjährigen Wachstumstreiber fallen als Impulsgeber für 2016 damit weitgehend aus, und das anhaltend magere Wachstum im Euroraum bietet keine hinreichende Kompensation“, fasst Axel Angermann, Chef-Volkswirt von FERI, die Beurteilung der konjunkturellen Lage zusammen.

Weil von der Konjunkturseite kaum Rückenwind für die Aktienmärkte zu erwarten ist, steht weiterhin die Politik der Notenbanken im Fokus der Aufmerksamkeit. Dank offener Geldschleusen könnte es an den Börsen erst einmal eine ganze Weile freundlich bleiben. Im Hintergrund bauen sich allerdings immer mehr Risiken auf: Trotz extrem niedriger Zinsen und massiven Anleihekäufen ist es den Notenbanken bislang nicht gelungen, ihre Ziele zu erreichen. „Mittlerweile steht die Glaubwürdigkeit der Geldpolitik auf dem Spiel. Das Versprechen der Notenbanken, globale Strukturkrisen durch monetäre Aufputschmittel zu lösen, kann nicht gehalten werden“, sagt Dr. Heinz-Werner Rapp, Chief Investment Officer der FERI Gruppe. Verlieren die Marktteilnehmer den Glauben an die Notenbanken, könnte es 2016 auch zu einem Absturz der Finanzmärkte kommen. „Anleger sollten 2016 das blinde Vertrauen in die Notenbanken kritisch hinterfragen und auf negative Überraschungen vorbereitet sein“, fasst Rapp das Szenario zusammen.

Die FERI-Anlagestrategie bleibt zu Beginn des Jahres 2016 leicht defensiv und trägt damit den gesamtwirtschaftlichen, politischen und Zinsrisiken Rechnung. Aus der gesicherten Defensive sei man jederzeit in der Lage, taktisch auf Chancen zu reagieren. „Wir behalten die weitere Entwicklung in China genau im Blick. Eine sichtbare Erholung dort im Jahresverlauf würde positives Potential für diverse Märkte mit China-Sensitivität eröffnen“, erklärt Rapp. Wichtig sei auch, die Folgen der Zinswende in den USA richtig einzuschätzen. „Die Ankündigung der FED, die Zinsen zu erhöhen, soll den Märkten signalisieren, dass die Stärke der US-Wirtschaft hinreichend ist und auch die anderen Ziele der FED in Reichweite sind. Doch derzeit ist ein solches Signal nicht wirklich glaubwürdig. Für eine echte Zinswende müssten 2016 weitere Zinsschritte schnell aufeinander folgen. Damit rechnen wir nicht“, formuliert Angermann die Einschätzung der Geldpolitik in den USA.

Investoren müssen sich im Jahr 2016 auch auf neue Einfluss- und Störfaktoren einstellen. Insbesondere politische Themen werden eine größere Rolle spielen. Die Gefahr einer weiteren Eskalation der Konflikte im mittleren Osten und die Bedrohung durch grenzüberschreitenden Terrorismus müssen im Blick behalten werden. In den USA läuft 2016 der Präsidentschaftswahlkampf mit derzeit noch ungewissem Ausgang. In Europa würde ein Votum der Briten für ein Ausscheiden Großbritanniens aus der EU zu erheblicher Unsicherheit führen. Ein solcher „Brexit“ würde nach Ansicht von FERI nicht nur den Wirtschaftsstandort Großbritannien treffen, sondern auch die Statik der gesamten EU in Mitleidenschaft ziehen. Der politische Rechtsruck in Frankreich dürfte sich auf die notwendige Anpassung des institutionellen Gefüges in der EU und im Euroraum ebenfalls negativ auswirken. „Die Wahrscheinlichkeit, dass Frankreich endlich dringend notwendige Strukturreformen vorantreibt, ist dadurch nicht größer geworden – genau das wäre aber eine Grundvoraussetzung für die politische Weiterentwicklung der Währungsunion und damit auch für eine nachhaltige wirtschaftliche Erholung im Euroraum“, führt Angermann die FERI-Position aus. „Diese ungewöhnliche Häufung geopolitischer Aspekte schafft 2016 zusätzliches Potential für negative Überraschungseffekte an den Finanzmärkten“, betont Rapp.

Themen: Aktienrating | Kommentare deaktiviert für Taktische Chancen aus der gesicherten Defensive

Real I.S. mit der Note AA+

Von Dr. Oliver Everling | 7.Dezember 2015

Die Ratingagentur Scope hat das Asset Management der Real I.S. mit der Note AA+ (sehr hohe Qualität) bewertet und damit um eine Ratingstufe angehoben. „Die Hochstufung belegt die konsequente und erfolgreiche Weiterentwicklung der Real I.S. von der Zulassung als Kapitalverwaltungsgesellschaft bis hin zur Schaffung des neuen Geschäftsfeldes Global Investment Solutions“, sagt Jochen Schenk, Vorstand der Real I.S. Ausschlaggebend sei laut Scope insbesondere der weitere Ausbau der Kompetenz im Asset Management durch die Gründung des neuen Bereichs „Global Investment Solutions“ gewesen, durch den die Real I.S. gezielt neue institutionelle Produkte entwickelt und neue Märkte erschließt.

Darüber hinaus hebt Scope unter anderem die hohe Managementkompetenz und die langjährige Unternehmenskontinuität hervor, die zu der Aufwertung geführt haben. „Wir freuen uns sehr, mit dieser Anhebung auf die Ratingnote AA+ in unserer Arbeit bestätigt zu werden“, so Schenk.

In der Begründung betont Scope darüber hinaus die nachvollziehbaren und klaren Investmentstrategien der Real I.S. sowie das moderne und institutionalisierte Risikomanagement. Real I.S. stelle zudem wiederholt ein überdurchschnittliches Transaktionsmanagement unter Beweis. Die hohe Platzierung von Eigenkapital bei institutionellen Investoren im laufenden Jahr wurde auf die Reorganisation im Vertrieb, die zu einer Effiziensteigerung geführt hat, zurückgeführt. Dabei stellt Scope die hohe Neukundenanzahl sowie die konstante Steigerung des verwalteten Immobilienvermögens heraus. Sowohl für Privatanleger als auch für institutionelle Anleger habe die Real I.S. insgesamt gute bis sehr gute Gesamtrenditen erzielt, so Scope. Die Real I.S. wird offizielle Zahlen zu Transaktionsvolumen und Eigenkapitalplatzierung zu Jahresbeginn 2016 veröffentlichen. 

Themen: Fondsrating, Immobilienrating | Kommentare deaktiviert für Real I.S. mit der Note AA+

POLIS Immobilien AG auf A

Von Dr. Oliver Everling | 4.Dezember 2015

Die FERI EuroRating Services AG hat das Unternehmensrating der Berliner POLIS Immobilien AG im Rahmen des regulären Folgeratings auf A heraufgestuft. Die Ratingnote repräsentiert ein „geringes Ausfallrisiko“. Hauptgrund für die Heraufstufung ist vor allem die gute Situation am deutschen Immobilienmarkt. Diese bedeutet für das Unternehmen insbesondere nahezu Vollvermietung, steigende Mieterlöse und einen ertragswirksamen Wertzuwachs des gehaltenen Immobilienbestandes. Die Verschuldung konnte weiter zurückgeführt werden. Nach Ansicht von FERI verfügt POLIS über eine sehr solide Finanzierungsstruktur, die jederzeit Spielraum für das Ausnutzen von Opportunitäten ermöglicht. Dabei verfolgt das erfahrene Management weiterhin konsequent seine Strategie schrittweiser Expansion unter klaren Renditekriterien und vermeidet damit einen Rückgang seines hohen Profitabilitätsniveaus.

Über das FERI Unternehmensrating
Das FERI Unternehmensrating, das für die Bewertung von mittelständischen Unternehmen entwickelt wurde, besteht aus quantitativen und qualitativen Elementen und beinhaltet eine umfassende Analyse des Unternehmens sowie seines Marktumfeldes, welches seinen mit-telfristigen unternehmerischen Erfolg und die Möglichkeit zur Erzielung auskömmlicher Ren-diten bestimmt. Der Ratingprozess setzt sich aus den Teilschritten des unternehmensadjus-tierten, des wettbewerbsadjustierten Branchenrating sowie einem positionierungsadjustierten Rating zusammen. Das Unternehmensrating stellt eine Einstufung der Kreditwürdigkeit des Unternehmens anhand einer Ratingnote einer von 21 Noten (AAA-CC) umfassenden FERI-Ratingskala dar.

Themen: Unternehmensrating | Kommentare deaktiviert für POLIS Immobilien AG auf A

Neuer Global Head of Retail Investment Product Solutions bei ING

Von Dr. Oliver Everling | 4.Dezember 2015

Zum 1. Januar 2016 wird Martin Krebs eine neue Aufgabe innerhalb der ING übernehmen und zeitgleich wie bereits angekündigt aus dem ING-DiBa Vorstandsteam ausscheiden. Als Global Head of Retail Investment Product Solutions soll Martin Krebs das Angebot von Fonds- und Wertpapieranlagen in der gesamten ING weiterentwickeln. In seiner neuen Rolle wird er zukünftig direkt an Aris Bogdaneris, Mitglied des Management Boards der ING und Head of Challengers & Growth Markets der ING, berichten.

Seine Verantwortlichkeit umfasst die Niederlande, Belgien, Luxemburg, Australien, Deutschland, Frankreich, Italien, Österreich, Polen, Rumänien, Spanien, Tschechische Republik und die Türkei. In Deutschland ist die ING mit über einer Million Depots Marktführer im Bereich Online-Wertpapieranlage.

Mit den Retail Investment Product Solutions wird ein weiteres internationales ING Competence Center in Frankfurt aufgebaut. Schon heute operieren die Teams International Advanced Analytics, Structured Export Finance, Transportation Finance und die Global Automotive Platform von der Mainmetropole aus.

Martin Krebs stieß nach zwölf Jahren im Investment Banking bei Goldman Sachs – in dieser Rolle hat er 1999 die Börsengänge von drei Online-Brokern federführend begleitet – und J.P. Morgan im Juli 2003 als Generalbevollmächtigter zur ING-DiBa. Seit 2006 gehört er dem  Vorstand an und verantwortet derzeit die Bereiche Commercial Banking, Treasury, das Wertpapier- und Depotgeschäft mit Privatkunden sowie den Bereich der volkswirtschaftlichen Analyse.

Themen: Bankenrating | Kommentare deaktiviert für Neuer Global Head of Retail Investment Product Solutions bei ING

Wer trägt die Verantwortung?

Von Dr. Oliver Everling | 3.Dezember 2015

Die Europäische Zentralbank wird mittlerweile von zahlreichen Rechtsgelehrten als Institution betrachtet, die ohne demokratisch legitimiertes Mandat den Kern der Europäischen Währungsverfassung – das Verbot monetärer Staatsfinanzierung – ignoriert. „Die Maßnahmen der EZB werden von einem Pragmatismus getrieben,“ beobachtet Thomas Böckelmann, Investmentchef der Vermögensmanagement EuroSwitch, „der angesichts politischer Konzeptlosigkeit im Umgang mit den strukturellen Problemen der Währungsunion leider notwendig scheint.“

Dabei entsteht die Gefahr, so Böckelmann, dass die EZB ihre Unabhängigkeit verliert. Sie ist gefangen zwischen politischen Interessen und Unterlassungen einerseits, den selbst geschürten Kapitalmarkterwartungen andererseits. Ein Ende dieser Notenbankpolitik scheint Böckelmann nicht absehbar, solange die Europeripherie im EZB-Rat mehrheitlich repräsentiert ist. Im Falle einer erneuten konjunkturellen Abschwächung drohen vielmehr weitere Maßnahmen, warnt Böckelmann, die langfristig destabilisierend wirken und die Eurozone vor eine noch größere Zerreißprobe stellen werden.

Die Einschätzung renommierter Volkswirte, dass das Experiment „Euro“ gescheitert sei, wird durch die heutige Entscheidung, den Einlagenzins von -0,2% auf -0,3% weiter zu senken, nicht entkräftet. Die Fehlallokation des Kapitals durch den Wegfall des Zinsregulativs wird dringend nötige Zukunftsinvestitionen weiter verhindern. Bereits heute zeigt sich, beobachtet Böckelmann, dass Unternehmen lieber billiges Geld aufnehmen um eigene Aktien zurückzukaufen statt neue Projekte zu erschließen. Sparer sparen mehr statt zu konsumieren. Auch die Ausweitung des Staatsanleihekaufprogramms darf nicht als förderliche Maßnahme auf dem Weg der Vertrauensbildung betrachtet werden – wird doch auf diese Weise der Reformstau nur länger. Vielmehr werden auch schlecht wirtschaftende Länder mit negativen Zinsen belohnt – d.h. Finanzminister bekommen sogar noch Geld für die Kreditaufnahme. Aktuell sind bereits 2.000 Milliarden Euro an Staatsanleihen negativ verzinst – Tendenz steigend.) „Nur die US-Notenbank scheint am 16. Dezember mit einer potentiellen Zinserhöhung den Weg zurück in die Normalität einleiten zu wollen.“

Angesichts fehlender Aussichten auf die politische Umsetzung struktureller Reformen ist nach Böckelmann das verkündete Maßnahmenpaket nur ein weiteres Dokument der Ratlosigkeit und der zunehmenden Zerstrittenheit unter den Euroländern. Die zwischen den Währungsregionen US-Dollar und Euro entstehenden Zinsdifferenzen werden die Volatilität an den Weltfinanzmärkten erhöhen. Mehr Risiko ist die Schattenseite des Elixiers „Liquidität“.

Themen: Länderrating | Kommentare deaktiviert für Wer trägt die Verantwortung?

Bau bleibt Problembranche in Frankreich

Von Dr. Oliver Everling | 3.Dezember 2015

Nach langer Stagnation zeigt die Baubranche in Europa Zeichen der Erholung. Auch in Frankreich kommt langsam das Vertrauen zurück. Aber: Der Bau ist die einzige der 14 von Coface regemäßig untersuchten Branchen mit der Bewertung „sehr hohes Risiko“. Ein Drittel aller Insolvenzen entstanden am Bau. Insgesamt bleibt das Insolvenzniveau in Frankreich hoch: Über 61.000 Unternehmen mussten binnen eines Jahres bis Ende Oktober 2015 insolvenzbedingt schließen. Eine leichte Entspannung ist aber erkennbar.

Die Neubauten und Verkäufe von Immobilien stiegen im Jahresvergleich zum Ende September um 1,4 Prozent und im zweiten Quartal 2015 um 9,3 Prozent. Trotz dieser leichten Besserung bleibt die Dynamik der Branche unter dem Vorkrisenniveau zurück. Die Nachfrage der privaten Haushalte bleibt verhalten, hauptsächlich wegen der hohen Immobilienpreise und dem schwachen Arbeitsmarkt.

32,6 Prozent der Insolvenzen in Frankreich entfallen auf die Baubranche. Dabei macht sie nur 18 Prozent der Bruttowertschöpfung aus. Während die kleinen Firmen am härtesten von der Krise 2008 getroffen wurden, schlug die Wachstumsschwäche 2012 und 2013 besonders auf die mittleren Unternehmen durch. Trotz einer Verbesserung, die im Mai begann, bis Oktober anhielt und die Insolvenzen um 4,4 Prozent zurückgehen ließ, haben einige Bereiche weiter Probleme. Dies betrifft Dachgewerke (plus 3,4 Prozent) und den Hausbau (plus 1,1 Prozent) ebenso wie das Maurerhandwerk (plus 1,3 Prozent). Besonders kritisch ist die Entwicklung im Großraum Paris, wo die Insolvenzen um 20 Prozent zunahmen. „Im Kontext niedrigerer öffentlicher Ausgaben wird die Auslastung der Hoch- und Tiefbaufirmen weiter sinken. 2016 wird daher eher ein Jahr der Stabilisierung denn der wirklichen Erholung werden“, meint Coface-Economist Guillaume Baqué.

Zum Ende Oktober 2015 lag die Zahl der Insolvenzen mit 61.150 Unternehmen um 4,8 Prozent unter dem Vorjahreswert. Allerdings ist das Niveau verglichen mit den durchschnittlich 46.000 Unternehmen, die zwischen 2000 und 2006 aufgeben mussten, noch hoch. Zwischen 2005 und 2013 war die Gesamtzahl der tätigen Unternehmen aber auch um 31 Prozent gestiegen. Daher ist die Insolvenzrate, bei der die Anzahl der Insolvenzen auf die Anzahl der Unternehmen bezogen wird, gleich geblieben: Sie betrug 1,41 Prozent im Jahr 2013 und 1,42 Prozent 2005. Die Entspannung zeigt sich auch in der Summe der ausstehenden Forderungen der Lieferanten. Sie belief sich Ende Oktober 2015 auf 3,6 Milliarden Euro. Das sind immerhin 20 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Der durchschnittliche Umsatz der insolvent geworden Unternehmen betrug 578.000 Euro, das sind 3,2 Prozent weniger.

„Die Erholung ist spürbar, aber noch fragil“, sagt Paul Chollet, der bei Coface verantwortlich ist für Branchen- und Insolvenzstudien, mit Blick auf die Gesamtwirtschaft. „Die Konsumnachfrage ist noch nicht so stark, um die Unternehmen zu Ausweitungen ihrer Produktion zu bewegen. Sieben Jahre nach der Lehmann-Krise werden hauptsächlich Ersatzinvestitionen getätigt. Angesichts dieser Schwächen ist es unerlässlich, dass die Unternehmen die makroökonomischen und die Branchenentwicklungen genau verfolgen, um die Risiken für ihre Geschäfte frühzeitig zu erkennen.“

Themen: Branchenrating | Kommentare deaktiviert für Bau bleibt Problembranche in Frankreich

« Voriger Beitrag Folgender Beitrag »