Stadtwerken geht das Licht aus
Von Dr. Oliver Everling | 15.Oktober 2015
Die Auswirkungen der Energiewende, der steigende Kostendruck im Netzbetrieb sowie höherer Wettbewerb im Vertrieb stellen deutsche Stadtwerke vor erhebliche Herausforderungen. Zwar weisen nach Ansicht von Scope Ratings weiterhin vier von fünf Stadtwerken eine Kreditqualität im Investmentgrade-Bereich auf, dennoch haben sich wesentliche Finanzkennzahlen seit 2010 zum Teil deutlich verschlechtert – dies gilt vor allem für Stadtwerke mit Beteiligung an konventioneller Stromerzeugung.
Die Umsätze der Stadtwerke nahmen seit 2010 im Mittel leicht um 1,8% zu, berichtet Scope. Die operativen Ergebnisse (EBITDA) sind im Mittel um 4,0% gesunken. Die absolute Verschuldung der Stadtwerke hat sich im Mittel um 7,5% erhöht. Der Verschuldungsgrad (Adjustierte Verschuldung/EBITDA) ist signifikant von 2,0x auf 3,4x angestiegen. Die Zinsdeckungsquoten sind weiterhin auf sehr komfortablem Niveau: Im Median liegt die Zinsdeckung (EBITDA fixed charge coverage) bei >7,0x; bei 10% der Versorger jedoch bei <1,3x. Alle diese Fakten sind bei Scope nachzulesen. "Vor allem aufgrund des Rückgangs der operativen Ergebnisse können einige Stadtwerke notwendige Infrastrukturinvestitionen nicht mehr aus dem operativen Cash Flow leisten – und müssen stärker fremdfinanzieren. Gleiches gilt", schreibt die Ratingagentur aus Berlin, "für die weiterhin hohen Ausschüttungen an die Kämmerer, welche zum Teil voll fremdfinanziert werden müssen. Beide Aspekte schwächen die Kreditqualität der Unternehmen aus Ratingsicht„.
Während Stadtwerke bislang aufgrund ihrer Cash Flow Stabilität und Absicherung über kommunale Mehrheitsgesellschafter als Kreditnehmer mit höchster Bonität galten, ist der Finanzierungszugang mittlerweile leicht eingeschränkt. Dies mache die Beschaffung von Fremdkapital deutlich komplexer, so Scope.
An der Stilllegung dauerhaft defizitärer Segmente, Anpassung der Ausschüttungspolitik an die Ertragskraft des Unternehmens und Einschränkung fremdfinanzierter Dividendenausschüttung zur Stärkung der Free Cash Flows, Ausbau dezentraler Erzeugungskapazitäten wie Erneuerbare Energien oder Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen mit kurzfristigen Ergebniseffekten, Zusammenschluss oder Kooperationen der derzeit noch über 1000 Stadtwerke in Deutschland wird nach Ansicht von Scope zur Erzeugung von Synergien und Skaleneffekten kaum ein Weg vorbeiführen.
Die 30 von Scope untersuchten Stadtwerke sollen eine repräsentative Auswahl von Stadtwerken darstellen – sowohl in Bezug auf die Größe, den Integrationsgrad zu Erzeugung und Infrastruktursegmenten wie Bäderbetriebe oder Abfallwirtschaft als auch auf die regionale Verteilung. Für die Auswertung wurden die Geschäftsberichte der Jahre 2010 bis 2014 herangezogen. Die Durchschnittsangaben beziehen sich stets auf den Median.
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Geld für Unternehmen mit B-
Von Dr. Oliver Everling | 14.Oktober 2015
Für Unternehmen mit schwachem Rating erweitern sich die Finanzierungsmöglichkeiten. „Mit der Anpassung des Mindestratings auf B- reagieren wir insbesondere auf die Sorge einer Reihe von Unternehmen mit prognostiziertem Mindestrating von BB-, im eigentlichen Rating-Prozess leicht schlechter abzuschneiden, was unmittelbar zum Ausschluss geführt hätte“, sagt Mark van den Arend, Geschäftsführer der WIR Finanzierer GmbH. „Dieses Risiko wird auf Basis des neuen Mindestratings ausgeschlossen wodurch faktisch eine 100%-ige Prozesssicherheit erreicht wird.“
Da mit Wirksamwerden von Solvency II (ab 1. Januar 2016) die gebündelte Finanzierung von KMU-Anleihen aus der für Versicherungen geltenden Verbriefungsdefinition fällt, steigt die Attraktivität eines Investments in WIR Finanzierers „Anleihe des Deutschen Mittelstands“, arumentiert van den Arend. „Aufgrund zu erwartender, positiver Preiseffekte, von denen die KMU-Anleihe Emittenten zu 100% profitieren, erfolgt die Verschiebung der Platzierung ins 1. Quartal 2016.“
Van den Arend fordert dazu auf, sich hierdurch zusätzlich motivieren zu lassen, weitere Unternehmen zu identifizieren, die sich sinnvoll mittels der KMU-Anleihe finanzieren.
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Mindestrating für ETF der Deutschen AWM
Von Dr. Oliver Everling | 14.Oktober 2015
Die Deutsche Asset & Wealth Management (Deutsche AWM) berichtet über das Listing eines ETF auf den in US-Dollar denominierten Markt für Unternehmensanleihen an der Deutschen Börse. Der db x-trackers Barclays USD Corporate Bond UCITS ETF (DR) bildet den Barclays USD Liquid Investment Grade Corporate Index ab. Dieser umfasst annähernd 1.500 Anleihen, von denen mehr als 80 Prozent von Unternehmen mit Sitz in den USA emittiert wurden.
Das Kreditrating der Anleihen dieses Indizes ist Investment-Grade (also mindestens Baa3/Moody’s, BBB/Fitch Ratings bzw. BBB-/Standard & Poor’s). Der historische Indexertrag liegt bei 3,69 Prozent p.a.
„Derzeit liegen die Erträge vieler wichtiger Staatsanleihen mit kurzer Laufzeit im negativen Bereich. Anleger, die solche Anleihen besitzen, bezahlen also dafür, diese Papiere zu halten. Entsprechend hoch ist die Nachfrage nach Rentenpapieren mit Investment-Grade-Rating, die noch angemessene Erträge einbringen. Unser neuer ETF auf US-Unternehmensanleihen kann diese Nachfrage erfüllen“, sagt Simon Klein, Leiter Vertrieb Passive Investments EMEA & Asien bei der Deutschen AWM. Der ETF ist physisch replizierend und hat eine jährliche Pauschalgebühr von 0,2 Prozent.
Per Ende August hatten Renten-ETFs nach Angaben der Deutschen AWM weltweit fast 52,8 Milliarden US-Dollar an Kapitalzuflüssen generiert. Die Deutsche AWM bietet eine große Auswahl an Renten-ETFs, darunter der db x-trackers Barclays Global Aggregate Bond UCITS ETF, welcher den weltweiten Markt für öffentliche Anleihen, Staatsanleihen, Anleihen supranationaler Emittenten, Unternehmensanleihen, Asset-Backed Securities und hypothekenbesicherte Wertpapiere abbildet – und zwar über das gesamte Laufzeitenspektrum sowie Investment-Grade-Rating hinweg. Der ETF wurde im März 2014 aufgelegt und verfügt derzeit über ein verwaltetes Vermögen von 500 Millionen Euro.
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Interaktiv mit Genios animieren
Von Dr. Oliver Everling | 14.Oktober 2015
Ralf Hennemann von Genios berichtet über viele neue Quellen, insbesondere auch weitere Fachliteratur, die Genios für seine Nutzer bereithält. Neue Medienarten und Quellen, eBooks vom Rainer Hampp Verlagg, GENIOS WIrtschaftsWisen und BranchenWissen, geben Beispiele für das erweiterte Angebot. Ca. 70 bis 100 neue Datenbanken kommen jährlich hinzu. Seit der letzten Buchmesse seien es sogar mehr als 100 Quellen gewesen. Publikumszeitschriften sind eine neue Medienart auf Genios, ca. 30 neue Titel, reichweitensttark, meinungsbildend und trendsetzend.
Hennemann zeigt auf, dass bei der immer größeren Masse von Daten die Visualisierung eine immer größere Rolle spiele, um den Zugang und das Verständnis der Datenmassen zu vereinfachen. Genios startete 1978 mit einer Quelle, 2006 waren es erst 500. Heute kommen täglich 30.000 neue Dokumente hinzu und sammeln sich bereits zu 400.000.000 Dokumente an. Das Motto sei daher schicker, einfacher, schneller und besser. Schicker heißt vom Text zum Bild/Multimedia, einfacher durch Verknüpfung, schneller durch Komprimierung und Visualisierung und besser durch neue Anwendungsfälle.
Der Mehrwert von Genios werde durch das Zusammenführen von Inhalten sichtbar. Die am meisten genutzte Datenbank seien die Genios FirmenDossiers, in denen Firmenprofil, Kennziffern-Charts usw. zusammengefführt werden. So lassen sich beispielsweise auch Zusammenhänge zwischen Kapitalerhöhungen und Veränderungen der Geschäftsführung interaktiv darstellen, „zusammenklicken“. Ein Klick auf ein Symbol reicht, um zum jeweiligen Ereignis direkt weitere Informationen zu erhalten.
3,5 Millionen Statistiken zu mehr als 30.000 Themen wie Bevölkerung, BIldung, Energie, Gesundheit, Handel, Unternehmen, Wirtschafft u.v.m. stellt Hennemann live vor. Mit einer klassischen Statistik habe das eigentlich nicht mehr viel zu tun, denn Eindrücke werden direkt auch mit Bildern vermittelt. Mit einem „Drill Down Button“ lassen sich Detailbereiche abrufen, tabellarisch oder durch Diagramme. Inzwischen sind bei Genios sogar Animationen möglich, zum Beispiel und die Strukturveränderung der Bevölkerung zu zeigen.
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5 Sterne bei NN Investment Partners
Von Dr. Oliver Everling | 13.Oktober 2015
Der Vermögensverwalter NN Investment Partners (NNIP) gab seine Auszeichnung seines NN (L) Global Convertible Opportunities Fonds mit fünf Morningstar-Sternen bekannt, dem höchsten Rating, das das Finanzinformations- und Analyseunternehmen vergibt. Diese Auszeichnung beruht auf der Erfolgsbilanz des Fonds der vergangenen drei Jahre.
Der Fonds, in dem mittlerweile ein Vermögen von über 275 Millionen USD verwaltet wird, hat über alle Zeiträume Überschussrenditen erzielt, wie beispielsweise eine Rendite von 10,83 Prozent über drei Jahre und 4,36 Prozent über einen Zeitraum von einem Jahr. Der aktiv verwaltete Fonds investiert nur in Erwartung steigender Kurse (Long-Only-Strategie) in sorgfältig geprüfte Wandelanleihen.
„Die Strategie ist stark fokussiert“, betont die Gesellschaft. Die Fondsmanager suchen Themen aus, die ihrer Ansicht nach unabhängig von der Marktlage entscheidend zur Outperformance bestimmter Titel beitragen werden. Entsprechend konzentrieren sie sich auf die Wandelanleihen mit den attraktivsten Merkmalen. Dieser Ansatz ermöglicht NNIP, Top-down-Ansichten präziser abzubilden, als dies beim herkömmlichen sektororientierten Ansatz der Fall ist, da die Renditetreiber von Sektoren häufig stark fragmentiert sind.
Tarek Saber, Lead Portfolio Manager, NN (L) Global Convertible Opportunities Fund, erklärte dazu: „Investoren erkennen zunehmend die Vorteile, die die Beimischung von Wandelanleihen, oder auch Convertible Bonds (CBs), ins Portfolio mit sich bringt. CBs eignen sich gut, um das Renditepotenzial von Aktien nachzubilden. Langfristig sind vergleichbare Renditen zu erwarten, bei gleichzeitig sehr viel geringerer Volatilität. Zugleich sind sie leistungsfähige Diversifikationsinstrumente in einem Anleiheportfolio, mit negativer Korrelation gegenüber Staatsanleihen und sehr geringer Korrelation gegenüber Investment-Grade-Titeln. In der Regel weisen sie eine 90%ige Korrelation zu Aktien und eine 60%ige gegenüber High Yield auf.“
Wandelanleihen sind Unternehmensanleihen, die während ihrer Laufzeit in eine bestimmte Anzahl von Stammaktien des Emittenten umgetauscht werden können. Im Prinzip handelt es sich dabei um eine Kombination aus festverzinslichem Wert und Aktienoption in ein und demselben Unternehmen. Dabei begrenzt die Anleihekomponente das Abwärtsrisiko, während die Option Kurssteigerungspotenzial bietet.
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Scope fühlt sich in Italien willkommen
Von Dr. Oliver Everling | 13.Oktober 2015
Roberto De Santis wird für Scope Ratings den italienischen Markt systematisch erschließen. Er verantwortet als „Representative for Italy“ sämtliche Beziehungen zu Kunden in allen vier Ratingsegmenten von Scope: Unternehmen, Banken, Strukturierte Finanzierungen sowie Alternative Investments.
Scope positioniert sich als die europäische Rating-Alternative zu den US-Agenturen mit einem nicht-mechanistischen Ratingansatz, der auf die Sektor-Expertise und Meinungsstärke erfahrener Analysten setzt. Scope vermeidet jegliche US-zentrische Perspektive und berücksichtigt stattdessen regionale Besonderheiten. Einen wesentlich stärker zukunftsgerichteten Charakter erhalten die Ratings durch umfassende Prognosen relevanter Kennzahlen.
„Der Wunsch nach einer europäischen Rating-Alternative ist in Italien besonders stark ausgeprägt“, sagt Torsten Hinrichs, CEO von Scope Ratings. „Wir haben uns daher mit Roberto De Santis einen sehr erfahrenen und breit vernetzten Finanzmarkt-Experten für den italienischen Kapitalmarkt an Bord geholt, um dieses Potenzial zu nutzen.“
Roberto de Santis verfügt nach Angaben der Ratingagentur über mehr als 35 Jahre Kapitalmarkterfahrung – zuletzt als Director für Client Business Management bei Standard & Poor’s in Italien. Zuvor war er als Head of Corporate Relationship für das Wholesale Banking bei der ING Bank sowie in verschiedenen Positionen u.a. als Head of Structured Finance bei der Banco Intesa in New York und als Global Head of Structured Finance in Mailand tätig. Bei der Fiat Group arbeitete er zuvor mehr als zehn Jahre u.a. als Head of Capital Markets und Head of Group Investor Relations.
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Fitch Ratings diskutiert über China
Von Dr. Oliver Everling | 13.Oktober 2015
Fitch Ratings präsentiert in Frankfurt am Main ihre Sichtweise zu den Ratings in China. Die Entwicklungen in China seien für die Weltwirtschaft das wichtigste Risiko. Daher ruft Fitch Ratings dazu auf, sich mit China detailliert zu befassen. Insbesondere gelte es zu beachten, dass in China manche Faustregel nicht gelte, die man aus anderen Volkswirtschaften kenne.
Ein Beispiel dafür sei der Zusammenhang zwischen den Aktienmärkten und derr Konjunktur. In den meisten Ländern wirke sich ein Crash an der Börse direkt auch auf die WIrtschafft , da sich die Finanzierunsbedingungen wichtiger bzw. großer Unternehmen durch einen Brsencrash verändern und außerdem Vermögenseffekte zu beachten seien. Wird das Vermögen von Anlegern durch Kursverluste reduziert, sinkt deren Investitions- und Konsumbereitschaft.
In China dagegen mache der Aktienmarkt trotz seiner ungeheuren Größe nur einen kleinen Teil der chinesischen Volkswirtschaft aus. Daher führt die Baisse nicht gleich auch zu Konsumrückgängen oder Veränderungen des Investitionsneigung von Unternehmen. In jedem Fall seien diese Entwicklungen jedoch sorgfältig durch die Ratingagentur zu beobachten.
Das Kreditsystem in China zieht die besondere Aufmerksamkeit der Experten von Fitch Ratings auf sich. So seien die Veränderungen der Kreditlinien zu analysieren. Schlüsselaspekte seien für die Analyse chinesischer Banken das operative Umfeld, Kapitalisierung, Aktivaqualität und Liquidität. Das Geschäftsumfeld werde u.a. durch das regulatorische Umfeld geprägt. Die Liberalisierung des Einlagengeschäfts beeinflusse die Refinanzierungsmöglichkeiten von Banken.
Oberflächlich betrachtet seien die chinesischen Banken nicht sonderlich gut kapitalisiert. Die Volatilität der Aktienmärkte habe die Möglichkeiten der chinesischen Banken, den Kapitalmarkt zur Verbesserung ihrer Eigenkapitalquoten zu nutzen, nicht gerade verbessert. Die Fähigkeit der Banken, Verluste zu absorbieren, müsse für manche Kreditinstitute in Frage gestellt werden.
Die Glaubwürdigkeit der Aktivaqualität werde durch Geschäfte außerhalb der Bankbilanzen in Frage gestellt. Nicht alle Kredite, die mehr als 90 Tage überfällig seien, würden als Non-Performing Loans (NPLs) auch entsprechend transparent gemacht.
Fitch Ratings warnt, dass die Fertigstellungen von Immobilien in China einen Tiefpunkt erreicht habe. Hier seien Unterschiede zwischen Gewerbe- und Wohnimmobilien zu beachten. So seien insbesondere die Gewerbeimmobilien betroffen. Betrachte man diesen Indikator, seien die gesamtwirtschaftlichen Probleme nach der Finanzkrise in China noch nicht überwunden.
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Interne Governance von Kreditinstituten
Von Dr. Oliver Everling | 12.Oktober 2015
An die interne Governance von Kreditinstituten stellen sich neue Anforderungen. Darüber berichtet beim MontagsMeeting des eff European Finance Forum Prof. Dr. Peter Ruhwedel. Er ist Wissenschaftlicher Leiter KCU KompetenzCentrum und Geschäftsführer des diep – Deutsches Institut für Effizienzprüfung. Ruhwedel ist u.a. auch Aufsichtsrat der GBB-Rating, einer durch die Europäische Wertpapier- und Makrtaufsichtsbehörde ESMA registrierte Agentur der Gesellschaft für Bankbeurteilung.
Ruhwedel skizziert die Veränderungen, die für die Finanzaufsicht heute kennzeichnend sind. So sei es beispielsweise bemerkenswert, dass die Aufsichtsbehörde ESMA alle so genannten Independent Non-Executive Directors (INEDs) zu einem Round-Table nach Paris einlade. Auch die Compliance Officers der registrierten Ratingagenturen seien gefordert, mit den Verantwortlichen der ESMA in Paris zusammenzutreffen.
Ruhwedel kommt auf die spektakulären Strafzahlungen der Banken zu sprechen. Ruhwedel sieht diese Maßnahmen als Reaktion auf das Bedürfnis der Politik, deutliche Zeichen zu setzen, nach der Finanzkrise das System wieder „in den Griff“ zu bekommen. Neben der ESMA seien auf EU-Ebene weitere Überwachungsbehörden entstanden – EIOPA (für Versicherungen) und EBA (für Banken).
Die Sichtweisen dieser Behörden seien sehr stark angelsächsisch geprägt, erläutert Ruhwedel am Beispiel des Verständnisses der Rolle des Aufsichtsrats im Unternehmen. Die Überwachugsfunktion führe zu einem neuen Rollenverständnis. Ruhwedel spricht von einem Rollenwandel, der z.B. mit KonTraG weitreichende Wurzeln habe.
Schon 2011 hätten die Kreditinstitute nachlesen können, wie „Internal Governance“ zu verstehen ist. Die EBA-Guideline 44 ist Teil eines Prozesses, der zu einer sehr weitgehenden Umsetzung führte. Ruhwedel skizziert die unterschiedliche Bedeutung von Richtlinien und Regelungen in Gesetzen, da letztere kaum Flexibilität in der Auslegung ließen. „Die EBA denkt europäisch. Die EBA versucht, die Regelungen in Europa sehr weitehend zu harmonisieren. Die EBA orientiert sich an ‚best practices'“.
Manche Aufsichtsräte von Banken würden „ins Schwitzen kommen“, wenn sie die Prüfungen der Bankenaufsicht noch einmal zu bestehen hätten. Heute seien Berater damit beschäftiggt, Kandidaten für Bankvorstände auf die Prüfung der Aufsicht vorzubereiten. „Was ich problematisch finde ist, dass sich der Standardisierungsprozess am amerikanischen Modell ausrichtet. Exexcutive und Non-Executive Directors seien im selben Gremium.“
Ruhwedel beklagt, wie die Effizienzprüfung der Aufsicht ausgestaltet sei. Auch Eingriffe in die Kundenkonditionen seien ein Beispiel für Aufgaben, die einem Aufsichtsrat ansonsten fremd sind. Strategie, Risiko, Vergütung – das seien alles Themen, die auch schon früher den Aufsichtsrat beschäftigten. Heute müssen alle diese Themen – so will es der Gesetzgeber – von jedem Aufsichtsratsmitglieder verstanden und gestaltet werden. Mit vier Sitzungen im Jahr sei das kaum zu schaffen, dennoch gebe es Institute, die sich auf zwei Sitzungen im Jahr beschränken würden.
Die Veränderungen führten dazu, dass die Leitungsgremien eher verkleinert wurden. Vorstand und Aufsichtsrat würden heute anders als früher zusammenspielen. „Heute muss man sich schon viel zutrauen oder eine Menge Berater gebrauchen, um als Aufsichtsrat seine Aufgaben umfassend wahrzunehmen.“ Höchst persönliche Mandatswahrnehmung und ausreichend Zeit dafür sind essentielle Anforderungen der Aufsicht. „Der Auswahlprozess verändert sich.“
Für die Besetzung des Aufsichtsrats werden heute Anforderungsprofile benötigt. „Plötzlich muss aufgeschrieben werden, was man alles können muss.“ Der Kandidat für einen Aufsichtsratsposten werde heute gegen ein gewünschtes Profil verglichen. „Häufig ist derjenige, der im Aufsichtsrat arbeitet, der Aufsichtsratsvorsitzende. Es sind Ausschüsse zu bilden, die nicht personenidentlich sein dürfen.“ Große Kreditinstitute müssen, kleinere Institute sollen Ausschüsse bilden.
Ruhwedel kommt auf Effizienz- und Eignungsprüfungen von Aufsichtsräten zu sprechen. Was tun, wenn Zweifel an der Eignung und Leistung eines Aufsichtsrats bestehen? Zunächst sei an weitere Schulung zu denken. Es sei aber nicht notwendig, jedes Jahr ein Management Assessment durchzuführen. Außerdem seien bestimmte Vereinfachungen machbar.
Ob die Regulierung der Internen Governance einen Nutzen gebracht habe, sei schwierig zu beantworten, zumal die Kreditinstitute sehr unterschiedlich sind. Manche Kreditinstitute praktizieren die gesetzlichen Regeln schon seit langem, bevor sie zum Gesetz wurden, andere hätten Nachholbedarf.
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Rating von Einzelhandelsstandorten
Von Dr. Oliver Everling | 12.Oktober 2015
Eine neue Untersuchung der FERI EuroRating Services AG zeigt auf, in welchen deutschen Städten sich die Mietpreise und die durchschnittlichen Gesamtrenditen von Einzelhandelsimmobilien in 1a-Lagen deutscher Städte am stärksten entwickelt haben und entwickeln werden. In den bundesweiten Rankings der B-Standorte steht Kassel sowohl bei der Mietpreisentwicklung als auch in Bezug auf die Gesamtrenditen auf Platz 1. Die Mieten werden dort dieses Jahr im Schnitt um 8,1 Prozent im Verhältnis zum Vorjahr steigen (Stand: 30.6.2015). Die durchschnittliche Gesamtrendite dieses Jahres für Einzelhandelsimmobilien beträgt in Kassel 14,8 Prozent. Bei den A-Standorten steht Hamburg mit einem Plus von 3,0 Prozent in diesem Jahr an erster Stelle des Rankings der Mietpreisentwicklung und Essen steht mit einem Schnitt von 9,6 Prozent in diesem Jahr auf Platz 1 des Rankings der Gesamtrenditen. In den Rankings wurden sowohl die bisherige Entwicklung als auch Prognosen der Mietpreise und Gesamtrenditen im Zeitraum von 2011 bis 2017 berücksichtigt.
Das durchschnittliche Wachstum der Mietpreise von Einzelhandelsimmobilien in 1a-Lagen der 15 untersuchten A-Standorte beträgt 2,1 Prozent im Verhältnis zum Vorjahr. Für die nächsten zwei Jahre prognostiziert FERI EuroRating Services ein jährliches Wachstum von rund 2,0 Prozent. Die durchschnittliche Gesamtrendite der Einzelhandelsimmobilien in A-Zentren liegt in diesem Jahr bei 8,0 Prozent. In den beiden Jahren zuvor lag sie bei 10,0 Prozent. Die Prognosen für 2016 liegen bei 7,3 Prozent und für 2017 bei 6,5 Prozent.
„Insbesondere die robuste Binnenkonjunktur mit Einkommenssteigerungen und entsprechend lebhaftem privaten Konsum sind vorteilhaft für die Entwicklung von Einzelhandelsmieten- und preisen“, erklärt Manfred Binsfeld, Leiter Immobilienmarktresearch der FERI EuroRating Services. „Die Mietrenditen von Einzelhandelsimmobilien sind allerdings seit 2009 stetig gesunken. Wir gehen davon aus, dass sich diese in den nächsten Jahren stabilisieren werden. Sie dürften erst mit möglichen Zinssteigerungen, etwa ab 2018, wieder leicht ansteigen“, so Binsfeld weiter.
Bei den 33 untersuchten B-Zentren sind die Mietpreise im Durchschnitt gesehen über die letzten vier Jahre nicht angestiegen. Über die nächsten zwei Jahre wird aber ein jährlicher Anstieg von jeweils 1,7 Prozent und 1,5 Prozent prognostiziert. Die durchschnittliche Gesamtrendite aller 33 Standorte liegt in diesem Jahr bei etwa 6,5 Prozent. Noch 2011 lag sie bei 10,6 Prozent. Über die nächsten zwei Jahre wird der Durchschnitt aber voraussichtlich zwischen 7,0 und 7,7 Prozent liegen und damit ähnlich hoch sein wie der Durchschnitt der A-Zentren. „Die Ergebnisse zeigen, dass auch bei Einzelhandelsimmobilien B-Städte in ihrer Attraktivität für Investoren gegenüber A-Städten aufholen. Deutsche Einzelhandelsimmobilien bleiben auf absehbare Zeit ein solides Investment“, resümiert Binsfeld.
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China – Licht oder Schatten über Asien
Von Dr. Oliver Everling | 9.Oktober 2015
China sucht einen Weg für gesünderes Wachstum. Das bleibt nicht ohne Folgen für die Wirtschaft des Landes – und die seiner Nachbarn. China erlebt einen Anpassungsprozess in technologischer und finanzieller Hinsicht: Einige Branchen leiden unter Überkapazitäten und hoher Verschuldung der Unternehmen, was die Investitionen bremst. Welche asiatischen Länder werden die ersten Opfer sein, falls es zu einer harten Landung in China kommt? Und welche sind weitgehend unbeeinflusst? Diesen Fragen geht der internationale Kreditversicherer Coface in einem neuen Panorama nach.
Die steigenden Arbeitskosten führen zu einer geringeren Wettbewerbsfähigkeit bei Preisen und zwingen das Land dazu, sich ins Segment höherwertiger Produkte zu bewegen. Die Direktinvestitionen aus dem Ausland stagnieren, wovon wettbewerbsfähigere Länder profitieren: Thailand, Malaysia, Indonesien und Vietnam. Der Beitrag der Investitionen zum Wachstum ist geringer geworden. Dagegen spielt der Konsum eine größere Rolle. Der Staat unterstützt diese Entwicklung in der Absicht, das Wachstum besser auszubalancieren und die Wirtschaft durch Marktmechanismen effizienter zu machen. Kurzfristig aber bestehen Risiken für die heimische Wirtschaft wie für die Länder der Region.
Sowohl Hongkong als auch Singapur sind von den Problemen in China stark betroffen. In zweifacher Hinsicht. Zunächst durch ihre Finanzmärkte, da die Börsen eng mit dem chinesischen Markt verbunden sind und weil die Banken die nachlassende Kreditwürdigkeit chinesischer Unternehmen spüren. Dann durch den Handel, weil der Anteil der Exporte nach China an riskante Branchen sehr hoch ist. Er macht in Hongkong 74 Prozent des BIP aus und in Singapur 15 Prozent. Auch die Mongolei exportiert viel nach China und dürfte daher unter der Entwicklung dort leiden. Riskante Exporte machen 43 Prozent des BIP aus. Zum anderen wirken sich die niedrigen Rohstoffpreise in Verbindung mit weniger chinesischen Investitionen in die betroffenen Branchen aus. Die Mongolei wird weniger Mineralien, Metalle und Treibstoffe liefern können.
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