Payday Loans

Von Dr. Oliver Everling | 7.Oktober 2015

Kurzzeitkredite über niedrige Beträge, sogenannte Payday Loans. Wenn das Konto knapp vor dem nächsten Zahltag leer ist, lässt sich mit diesen Mini-Krediten das Loch stopfen. Das hat allerdings seinen Preis, wie Kreditrechner.com jetzt berechnete. Demnach verlangen manche Anbieter auf dem Markt für einen Kurzkredit (30 Tage) bis zu 847,94 % effektive Zinsen.

Bei Payday Loans dreht es sich um Kreditbeträge ab 50 bis maximal 1.000 Euro für 30 Tage. Die Kosten: Eigentlich nur ein paar Münzen – im Schnitt rund 5,50 Euro für einen 100 Euro Kredit. Ist der Bedarf aber dringend, lassen sich die Anbieter ihren Service mit Zusatzgebühren versilbern. Bei einigen Unternehmen dauert z. B. eine übliche Auszahlung über 500 Euro bis zu zehn Tage. Die Expressvariante wird mit einem einmaligen Aufschlag von 99 Euro bezahlt. An anderer Stelle wird auf den Kreditbetrag von 100 Euro eine Gebühr von 6 Euro pro 30 Tage aufgeschlagen. Muss der Kredit in die Verlängerung, wiederholt sich das Spiel. Aufs Jahr gerechnet sind entsprechend 72 Euro fällig. Verpasst der Kunde den Rückzahlungstermin, zahlt er Mahnkosten. Im Zweifel dreht sich die Schuldenspirale bei Kurzzeitkrediten rasant.

Kurzzeitkredite sind in Deutschland bislang nicht sonderlich weit verbreitet. „Die Nische ist derzeit vor allem durch junge Start-ups besetzt, die eine strategische Partnerschaft mit kleinen Banken eingegangen sind“, erklärt Marc Opitz von Kreditrechner.com. „Immerhin unterliegen aber alle Anbieter den Regeln der Finanzaufsicht, weshalb wir hierzulande von den dreistesten Angeboten verschont bleiben.“

Zum Vergleich: In den USA sind im Durchschnitt 15 Dollar für einen Payday Loan von 100 Dollar üblich. In Großbritannien schlagen manche Anbieter 37 Pfund auf einen 100 Pfund-Kredit auf – umgerechnet mehr als 4.000 % effektive Jahreszinsen.

Im Fazit lehnt das Fachportal dieses Geschäftsmodell weitestgehend ab. „In der Regel sind die meisten Dispokredite günstiger als die genannten Payday Loans“ erläutert Marc Opitz weiter. Wenn es sich um diese Form von Mikrokredit bis 100 Euro dreht, rät der Kreditspezialist überdies dazu, erst einmal auf das Verständnis von Freunden oder der Familie zu bauen. „Für diese Beträge muss nicht unbedingt eine Bank herangezogen werden.“

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Oma investiert am besten

Von Dr. Oliver Everling | 5.Oktober 2015

Die erfolgreichsten Anleger in Deutschland sind weiblich, 76 Jahre oder älter und wohnen in Hamburg. Dies ist das Ergebnis einer Privatanlegerstudie der ING-DiBa. Ausgewertet wurde die durchschnittliche Rendite nach Provision von fast 584.000 anonymisierten Wertpapierdepotkunden innerhalb von zwölf Monaten (29. August 2014 bis 31. August 2015).

Im Bundesländervergleich hat Hamburg mit einer Durchschnittsrendite von 6,3 Prozent bei der Wertpapieranlage die Nase vorn. Berlin (5,8 Prozent) und Bremen (5,6 Prozent) folgen. Den letzten Platz belegt Rheinland-Pfalz (3,4 Prozent).

Bei den Großstädten liegt ebenfalls Hamburg an der Spitze. Den zweiten und dritten Platz können sich München (6,4 Prozent) und Berlin (5,8 Prozent) sichern. Die Dresdner hatten im Untersuchungszeitraum mit einer Durchschnittsrendite von 2,9 Prozent das schlechteste „Händchen“ bei der Wertpapieranlage.

Die Untersuchung der ING-DiBa zeigt auch: Die Durchschnittsrendite aller berücksichtigten Kundendepots ist mit 4,83 Prozent positiv. Allerdings zeigen sich deutliche Unterschiede bei Frauen und Männern. So erzielten Frauen mit ihrem Wertpapierdepot eine durchschnittliche Rendite von 5,8 Prozent. Männer dagegen 4,1 Prozent.

Nicht nur beim Geschlecht, sondern auch beim Alter zeigt die Auswertung deutliche Unterschiede. So erzielten Privatanleger, 76 Jahre und älter, mit 6,5 Prozent die mit Abstand höchste durchschnittliche Rendite. Danach folgen die Minderjährigen, 17 Jahre und jünger, mit 5,8 Prozent.

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Perspektivenwechsel China

Von Dr. Oliver Everling | 3.Oktober 2015

„Perspektivenwechsel“ ist ein treffender Titel für das Buch von Peter Tichauer, der sich schon seit vielen Jahren als Chefredakteur des Magazins „ChinaContact“ einen Namen macht. Das Buch „Perspektivnwechsel – Gespräche mit Managern in China 2010 bis 2015″ (ISBN 978-3-939717-17-1, OWC Verlag für Außenwirtschaft) gibt Tichauers Aufzeichnungen über 54 Persönlichkeiten in China wieder, mit denen Tichauer im letzten halben Jahrzehnt zusammetraf.

Der „Perspektivenwechsel“ lohnt sich sowohl für den China-Neuling zur Lektüre, als auch für denjenigen Leser, der selbst schon China-Erfahrungen gesammelt hat. Für die „Anfänger“ liefert das Buch einen Perspektivenwechsel deshalb, weil China nicht nur für eine andere Kultur steht, sondern auch für ein anderes politisches und wirtschaftliches System. dessen Facettenreichtum schon alllein an der große Bevölkerungszahl erahnte werden kann.

Für den China-erfahrenen Leser birgt das Buch eine andere Art von Perspektivenwechsel, denn dieser kann ja sowohl zeitlich horizontal, als auch zeitlich vertikal verstanden werden: So schildern einige Manager, wie sie schon in den 1980er Jahren China erlebten. Mancher Andeutung ist zu entnehmen, welche Sonderstellung Deutsche in China damals genossen – auf höchsten politischen Ebenen verkehrten und allerorts hoffiert waren.

Wer China damals erlebte, wird heute nämlich Zeuge eines anderen Perspektivenwechsels: China hängte der Reihe nach die europäischen Industrieländer ab und überholte zuletzt auch Deutschland als Exportweltmeister. Deutsche Unternehmen stehen heute in China in Konkurrenz zu ihren chinesischen Wettbewerbern, die mit ihren Qualitätsprodukten deutschen Unternehmen gleichziehen. Deutsche Unternehmen genießen kaum noch einen Sonderstatus in China, dürfen nicht mehr mit Bevorzugung rechnen und sind für viele Chinesen nicht mehr automatisch Inbegriff besserer Qualität gegenüber ihren heimischen Anbietern.

Tichauer befasst sich nicht nur mit den bekannten Spitzen der deutschen Automobilbranche in China, der deutschen Chemiaindustrie und des Maschinenbaus, sondern auch mit Handelshäusern, Ingenieuren, Bankern, Anwälten und Beratern. Wer als deutscher Unternehmer in China Geschäfte macht oder machen will, wird quasi „automatisch“ manchem Interviewpartner von Tichauer auch in der Praxis begegnen. Möglicherweise zum Beispiel Marianne Friese.

Im Beitrag zu Marianne Friese – „Wer Großes will, muss zuerst das Kleine tun“ – wird klar, dass inzwischen eine neue Generation von Unternehmern in Consultants in China erfolgreich wurde. Während bei den Pionieren noch die Sinologen dominierten, bezeichnet sich Marianne Friese als „bekennnede Nicht-Sinologin“. Die Kompetenzen der Beraterin wurzeln im Brand-Marketing, mit dem sie 2001 nach China kam.

Sich allein von der Marktgröße, die aus deutscher Perspektive immer überwältigend erscheine, leiten zu lassen, greife zu kurz, wenn der Bedarf nicht da sei, warnt Friese. Diese „Blauäugigkeit“, die auf dem Höhepunkt der China-Euphorie von einigen Jahren oft noch anzutreffen war, gebe es kaum noch, berichtet Tichauer aus seinem Gespräch mit Marianne Friese. „Ohne Guanxi kein Erfolg“, ohne Beziehungen gehe es in China nicht.

Das Buch von Tichauer ist jedem zu empfehlen, der in China geschäftlich tätig wird, denn es hält die Erfahrungswerte namhafter Adressen ebenso bereit wie die des deutschen Mittelstandes oder eines Start-ups in China. Es gibt zudem auch schlaglichtartig einen Überblick, welche deutschen Firmen in China bereits lange aktiv sind und sogar bedeutende Marktstellungen aufbauen konnten.

Naturgemäß kommen in dem Buch die Erfolgreichen zu Wort, auch wenn diese vereinzelt auch von schmerzhaften Erfahrungen auf dem Weg zum Erfolg berichten. Deutsche Unternehmer, die bei ihren Versuchen in China kläglich scheiterten, drängen sicher weniger ins Licht der Öffentlichkeit.

Das Buch ist ansonsten auch für diejenigen Leser interessant, die sich einfach nur für die Lebenswege anderer Menschen interessieren, die meist durch Zufall, teils aber auch geziehlt ihre Karriere in China machten.

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Gold, Silber, Blei und Zink aus Kanada und Mexiko

Von Dr. Oliver Everling | 2.Oktober 2015

Martin Walter, President und CEO von Treasury Metals Inc., skizziert die Situation in der Exploration von Goldminen: Die Exploration sei praktisch zum erliegen gekommen. FÜr die Entwicklung seinen daher derzeit Projekte von besonderem Interesse, die nicht zu klein sind, so dass sie nicht die fixen Aufwendungen rechtfertigen, andererseits auch nicht zu groß, so dass sie derzeit nicht in Gang gebracht werden können.

Walter spricht von 1,2 Mio. Unzen, die mit dem Goliath Gold Project gehoben werden können. „Das ist genau das, was die großen Spieler in einer sicheren Jurisdiktion auf ihre Bücher nehmen wollen“, sagt Walter. Mit einem Wert von 2,8 g/t Au Eq müsse relativ wenig bewegt werden, um vergleichsweise viel Gold zu gewinnen. Das Goliath Gold Project gehört zu 100 % Treasury Metals Inc., berichtet Walter.

„Erlaubnisse für Goldminen zu bekommen, ist in den meisten Ländern sehr schwierig. Ontario in Kanada habe dagegen eine Regierung, die die Rahmenbedingungen nicht ändere, so dass sie für die Minengesellschaften ein verlässlicher Partner sei. „Kanada versagt keine Erlaubnis, so lange man alle bekannten Voraussetzungen erfüllt:“ In anderen Staaten bestehe dagegen erhebliche Rechtsunsicherheit, ob Projekte wie geplant durchgeführt werden können. Walter lobt das investitionsfreundliche Klima in Kanada.

Wenn es auch kein Geld für Explorationen gibt, so doch für den Erhalt von Abbaugenehmigungen. Das Risiko sei kalkulierbar und entspreche daher den Interessen der Investoren. „Was unseren Aktienkurs getrieben hat und weiter treiben wird, ist die Tatsache, dass die Vorräte nachgewiesen sind, die geplante offene Grube ist logistisch gut gelegen, das Projekt ist durchführbar und innerhalb kurzer Zeit realisierbar.“ Das alles seien gute Voraussetzungen, bald auch das Interesse größerer Investoren zu gewinnen.

In Frankfurt am Main präsentiert sich auch Cryprium Mining. Für Cyprium Mining (TSX-V: CUG, Frankfurt: C04) – Marktkapitalisierung von rund 7 Mio. CAD spricht Alain Lambert, Chairman & CEO. Er setzt auf Kosteneffizienz, mit geringen MItteln eine erhebliche Wertschöpfung zu erzielen. Im Video zeigt er sich zupackend vor Ort, ohne Dünkel, auch jedes Detail der Produktion zu erklären.

Der Fokus liegt auf alte Minen. „Solche Minen können mit geringen Mitteln in kürzester Zeit wieder in Gang gebracht werden und haben hohes Explorationspotential.“ Es kommen traditionelle, bewährte Abbaumethoden für geringe Mengen zur Anwendung, Techniken also, die kurzfristig umgesetzt werden können. Die wesentlichen Apsekte seines Geschäfts seinen Bergbau (Mining), Milling, Verfrachtung (Shipping) und Verkauf. Lambert unterstreicht, dass der Erfolg einer solchen Gesellschaft nicht allein von der Qualität der Vorräate, sondern auch vom Management und den eingesetzten Techniken abhängt. Bei Cyprium Mining geht es um Silber, Kupfer, Blei und Zink.

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Werte fürs Online-Pfandhaus Valendo

Von Dr. Oliver Everling | 30.September 2015

Der Unternehmer Friedhelm Herb steigt als Investor bei Valendo ein. Gemeinsam mit dem Startkapital des Company Builders FinLeap floss seit Start im März 2015 ein siebenstelliger Euro-Betrag in das Online-Pfandhaus. Zudem wächst das Team. Der Finanzexperte Dirk Piethe ist nun Geschäftsführer und verstärkt das Team um Gründer Lars Bresan. Das Fintech-Unternehmen bietet Kunden eine kurzfristige Finanzierung gegen Sachwerte an.

Lars Bresan, Gründer von Valendo: „Valendo bietet Kunden eine kurzfristige Form der Finanzierung – schnell, bequem und flexibel. Wir werden jetzt unser Angebot technisch weiterentwickeln, das Team systematisch aufbauen und neben den ersten Erfolgen im B2C-Bereich weitere innovative Finanzierungslösungen für das B2B-Segment anbieten.“ Zu Valendos Zielgruppen zählen Selbstständige, Unternehmer sowie Sammler. Zudem konnte das Online-Pfandhaus die Deutsche Handelsbank als Partner gewinnen.

Friedhelm Herb führt als Finanzexperte und Gründer seit 2004 den erfolgreichen Automobilzulieferer QUIN Group mit rund 2100 Mitarbeitern an fünf Standorten weltweit. Zuvor bekleidete er bei der Deutschen Bank Führungspositionen im In- und Ausland, zuletzt als Mitglied der Geschäftsleitung in Italien und Polen.

Neben Herb engagieren sich bereits die Business Angels Marcus Börner, Ex-CEO ReBuy und heutiger FinTech-Unternehmer, sowie Oliver Oster, Mitgründer von Optiopay, bei Valendo. Alle Investoren beraten das Startup vor allem bei Fragen zur Automatisierung von Kreditprozessen, zur Logistik und mit Finanz-Know-How.

Mehr zum Thema FinTech-Unternehmen im Buch „Finanzdienstleister der nächsten Generation“ aus dem Frankfurt School Verlag.

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Aufwandsscheue Kämmerer

Von Dr. Oliver Everling | 29.September 2015

Die deutschen Kommunen sehen sich gut aufgestellt, um neue Finanzierungswege über den Kapitalmarkt zu erschließen. Dagegen beurteilen Investoren die Kapitalmarktfähigkeit vieler Kommunen zurückhaltend. Das ergibt eine von der Kommunikationsberatung IR.on AG und der IKB Deutsche Industriebank AG durchgeführte Studie zu alternativen Formen der Kommunalfinanzierung.

Befragt wurden 20 Kämmerer aus der Gruppe der 150 größten deutschen Kommunen und 20 Investoren und Finanzinstitute mit einer Bilanzsumme zwischen 300 Mio. und 900 Mrd. Euro. Ziel der qualitativen Umfrage ist, die Motive und Bedürfnisse von Kommunen und Investoren in der Kommunalfinanzierung abzugleichen.

Ausgangspunkt der Studie sind die erhebliche Schuldenlast und ein deutlicher Investitionsstau vieler deutscher Kommunen, der nach Schätzungen des Deutschen Städtetages mittlerweile rund 132 Mrd. Euro beträgt. Gleichzeitig stehen viele Kommunen verschlechterten Finanzierungsbedingungen gegenüber. So gaben in der Studie rund zwei Drittel der befragten Kämmerer an, dass sie heute von Banken weniger Angebote für Kommunaldarlehen erhalten als vor fünf Jahren. Insbesondere hoch verschuldete Kommunen betrachten sich als abhängig vom Kreditmarkt und sind deshalb offen für alternative Formen der Kommunalfinanzierung.

Gefragt nach den interessantesten alternativen Finanzierungsinstrumenten, nennt die Mehrheit der Kämmerer das Schuldscheindarlehen. Wichtigste Vorteile des Schuldscheins sind für die Befragten die derzeit günstigen Konditionen, verbunden mit längeren Laufzeiten, sowie die Verbreiterung der Investorenbasis. Auch 90 % der teilnehmenden Investoren haben bereits kommunale Schuldscheine gezeichnet oder können sich eine Zeichnung vorstellen.

Als alternatives Projektfinanzierungsinstrument sind Public Private Partnerships (PPP) in den deutschen Kommunen fest etabliert. Ebenfalls potenziell geeignet für eine Projektfinanzierung hält die Mehrheit der befragten Kämmerer den Bürgerkredit. Obwohl zwei Drittel der Befragten einen Bürgerkredit aus wirtschaftlicher Perspektive für nicht attraktiv halten, könne diese Form des Crowdfunding politisch sinnvoll sein, um die Bürger in kommunale Projektvorhaben einzubinden.

Die Hälfte der befragten Kämmerer kann sich zudem die Begebung einer Gemeinschaftsanleihe (Städteanleihe) vorstellen oder hat bereits eine solche Emission durchgeführt. Kämmerer sehen hier den Vorteil, gemeinsam ein marktgängiges Volumen zu erreichen. Große Kommunen bevorzugen dagegen Einzelanleihen. Negativ zu Buche schlägt der hohe Aufwand für die Emission von Kommunalanleihen. Die befragten Investoren aus dem Sparkassenumfeld stehen dem Instrument eher ablehnend gegenüber, während die befragten Versicherungsinstitute offen für Investitionen in Kommunalanleihen sind.

Gefragt nach den wichtigsten Investitionskriterien nannten die Investoren vor allem Emissions- und Ordervolumen, Laufzeit und Rendite des Kommunalinvestments. Die konkrete Finanzlage einer deutschen Kommune ist für die Mehrheit der Investoren zwar kein Ausschlusskriterium, da Kommunen nach wie vor als Teil der föderalen Haftungskette wahrgenommen werden. Gleichzeitig findet bei dieser Assetklasse eine verstärkte Ausdifferenzierung der Bonität statt. Wollen Kommunen den Kapitalmarkt nutzen, fordert daher ein Teil der befragten Investoren externe Ratings zur Erleichterung der Bonitätseinschätzung.

Ratings, Reportings oder Investorenpräsentationen, wie am Kapitalmarkt üblich, werden von den Kämmerern bislang kaum bereitgestellt. In Zukunft werden sich deutsche Kommunen jedoch verstärkt einem „Schönheitswettbewerb“ um die besten Konditionen stellen müssen, so dass die Finanzmarktkommunikation zu einem entscheidenden Wettbewerbsvorteil avancieren wird.

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Chinesischer Panikmodus

Von Dr. Oliver Everling | 29.September 2015

Die derzeitigen Turbulenzen an der chinesischen Börse werden den wirtschaftlichen Boom in Asien längerfristig nicht gefährden, prognostiziert der Finanzanalyst Antonio Sommese. „Die Euphorie war zu groß und jetzt folgt die Enttäuschung, aber das ist eher der Börsenpsychologie als den tatsächlichen Wirtschaftsaussichten geschuldet“, analysiert Antonio Sommese die derzeitigen Auswirkungen auf Wall Street, Dow Jones und DAX.

„Das langfristige Wachstumspotential in China und Indien ergibt sich aus dem Wohlstands- und Konsumhunger, der bislang nur einen Bruchteil der dortigen Bevölkerung erreicht hat. Erst wenn dort eine Sättigung auf dem Niveau der westlichen Industrienationen absehbar ist, wird der asiatische Wachstumsmotor langsamer drehen“, sagt Finanzexperte Antonio Sommese voraus. Er prognostiziert für diese Entwicklung einen Zeithorizont von ein bis zwei Jahrzehnten.

Allerdings werde der derzeitige „chinesische Panikmodus“ an den Börsen noch einige Zeit anhalten. Vor allem bei Unternehmen, für die China als Wachstumsmarkt einen hohen Stellenwert hat wie beispielsweise Apple oder die Automobilhersteller, müsse mit weiteren Kursrückgängen gerechnet werden. „Letztlich wird die Zukunft von BMW, Daimler, VW und Co aber davon abhängen, ob es gelingt, sich in der neuen Welt der vernetzten Mobilität, in der die Wettbewerber Apple und Google heißen, einen Platz zu erobern. Und Apple & Co werden langfristig nur wachsen können, wenn sie immer neue Marktsegmente für ihre Produkte begeistern können. China spielt dabei nicht die Hauptrolle“, meint Antonio Sommese.

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Interne Bankenratings bleiben im Dunkeln

Von Dr. Oliver Everling | 29.September 2015

Die Nachrichten über die Entwicklung der Zusammenarbeit zwischen mittelständichen Unternehmen und Banken sind widersprüchlich. So wuredde beispielsweise auf dem TSI Congress in Berlin von Bankenvertretern berichtet, dass Unternehmen mit ihren Banken sehr zufrieden seien, insbesondere auch vor dem Hintergrund des Niedrigzinsumfeldes, des erweiterten Spektrums verfügbarer Finanzinstrumente und des harten Wettbewerbs zwischen den Banken in einem Markt, der im internationalen Vergleich als „over-banked“ bezeichnet wird. Schon auf dem TSI Congress in Berlin wurde aber die Frage laut, warum sich diese Zufriedenheit nicht auch in der Praxis zeige.

Zum zweiten Mal hat der Verband „Die KMU-Berater – Bundesverband freier Berater e. V.“ kleine und mittlere Unternehmen (KMU) nach der Zusammenarbeit mit ihren Banken befragt. Das Ergebnis: Die Mittelständler bewerten die Kommunikation mit den Banken durchweg negativer als 2014. Die KMU-Berater und ihr Kooperationspartner die Deutsche Unternehmerbörse DUB.de sehen darin eine Gefahr für die zukünftige Kreditversorgung des Mittelstandes. Alle Ergebnisse des „KMU-Banken-Barometer 2015″ ergänzt um Handlungsimpulse für Mittelständler stehen im Internet unter http://www.banken-barometer-2015.kmu-berater.de.

„In den zehn Standardfragen des KMU-Banken-Barometer haben sich die Beurteilungen der Unternehmen achtmal verschlechtert, während nur zwei Fragen marginal besser beantwortet wurden. Das heißt, die Zusammenarbeit hat sich aus Sicht der Unternehmen in der gesamten Breite nicht verbessert. Das gilt vor allem für Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern“ fasst der Verbandsvorsitzende Thomas Thier die Ergebnisse zusammen.

Nicolas Rädecke von der Deutschen Unternehmerbörse DUB.de weist auf die besonders schlecht beurteilten Themen hin: „Die Unternehmen beklagen mangelnde Informationen zum Rating und über Förderkredite, die zu hohen Forderungen nach Sicherheiten durch die Banken und sind mit der eigenen Unabhängigkeit von ihren Banken nicht zufrieden“.

Brisanz bekommen diese Ergebnisse vor dem Hintergrund der sich künftig verschlechternden Ertragsentwicklung bei nahezu allen Kreditinstituten. „Die Verbände der Sparkassen und Genossenschaftsbanken warnen genauso wie die Bundesbank vor einem Rückgang der Zinserträge um bis zu 20 bis 30 Prozent in den kommenden zwei Jahren“ sagt Carl-Dietrich Sander, Leiter der Fachgruppe Finanzierung-Rating der KMU-Berater. Dieser Rückgang könne nicht durch höhere Provisionserträge ausgeglichen werden. Gleichzeitig stiegen die Kosten vor allem durch die Regulierung weiter. Das bedeutet laut Sander, dass die Institute im Kreditgeschäft noch zurückhaltender werden müssen, da sie sich keine Kreditrisiken oder gar -ausfälle mehr leisten könnten.

In diesem Umfeld kommt nach den Beratungserfahrungen der KMU-Berater einer guten Kommunikation zwischen Unternehmen und Banken eine ganz besondere Bedeutung zu. „Die Ergebnisse des KMU-Banken-Barometer 2015 verstehen wir daher als Aufforderung an Unternehmen wie Kreditinstitute, ihre Kommunikation zu überdenken und zu verbessern“ betont Thier. Banken und Sparkassen sollten aus Sicht der KMU-Berater offener über ihre Bewertung von Unternehmens-entwicklung, Rating und Sicherheiten sprechen, damit die Unternehmen die Sichtweisen ihrer Kreditgeber realistisch einschätzen können. Die Unternehmen fordern die KMU-Berater auf, offensiver und aktueller mit Informationen und Zukunftserwartungen auf ihre Kreditgeber zuzugehen. „Wir brauchen mehr Engagement von beiden Seiten, sonst werden wir in den kommenden Jahren das Wort ‚Kreditklemme‘ von vielen Unternehmen hören“ ist Sander überzeugt.

Das KMU-Banken-Barometer umfasste zehn Standard- und zwei Sonderfragen. Die Umfrage konnte vom 18.  Mai bis 26. Juli 2015 beantwortet werden. Davon haben wie im Vorjahr 155 Unternehmer/innen Gebrauch gemacht.

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Emotionen regieren die Anleger

Von Dr. Oliver Everling | 29.September 2015

Natixis Global Asset Management (Natixis), veröffentlicht die Ergebnisse einer weltweiten Studie, durchgeführt im Zeitraum von Juni bis Juli 2015 unter 2400 Beratern aus den USA, aus Asien und Europa (davon 150 Finanzberater aus Deutschland). Kurzfristige Marktgeschehnisse, die 2015 wiederholt auftraten, wie etwa die Schulden Griechenlands oder die Turbulenzen an den chinesischen Aktienmärkten, trafen die Investoren besonders schwer und verleiteten sie zu emotionalen Anlageentscheidungen.

Auf die Frage nach den größten Fehlern von Privatanlegern, hoben die Finanzberater weltweit die folgenden hervor: Emotionale Investment-Entscheidungen, Fokussierung auf kurzfristige Marktschwankungen, fehlende Finanzpläne, zu hohe Cash-Positionen und fehlende konkrete Ertragsziele.

Eine Herausforderung für Berater sieht aufgrund der Studienergebnisse Natixis darin, Anlegern zu helfen, ihre Emotionen zu bewältigen. Insgesamt 77 % der deutschen Berater bezeichneten die Emotionalität vieler Privatanleger als größten Fehler, der den Anlageerfolg gefährden könnte. Weiterhin finden 65 % der Berater, dass Anleger häufig zu stark auf kurzfristige Marktbewegungen reagierten und 57 % von ihnen keinen konkreten Finanzplan hätten.

Die Mehrheit (73 %) der deutschen Finanzberater hält es daher für entscheidend, berichtet Natixis, irrationale Anlageentscheidungen ihrer Kunden durch Beratung zu verhindern. Auf internationaler Ebene waren sogar 82 % der Befragten dieser Ansicht.

„Mehr denn je ist es entscheidend geworden, Anlegern zu helfen, ihre Emotionen zu bewältigen und an Marktturbulenzen vorbeizusteuern. Finanzberater müssen über die Beratung hinaus ihre Kunden kompetent coachen und sie dabei unterstützen, die Komplexität der Märkte besser zu verstehen und sich in Richtung eines langfristig durchdachten Anlageverhaltens zu bewegen“, erklärt Jörg Knaf, Executive Managing Director bei Natixis Global Asset Management für die DACH-Länder.

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Wachstum oder Nachhaltigkeit

Von Dr. Oliver Everling | 28.September 2015

Die de-facto-Insolvenz der USA sowie das Entstehen einer weltweiten Bewegung in Richtung Nachhaltigkeit liegen zeitlich eng beeinander. 1971 brach der amerikanische Präsident Richard Nixon das Versprechen der USA, US-Dollar jederzeit in einem festen Verhältnis in Gold umzutauschen. 1972 veröffentlichte der 1968 gegründete Club of Rome seine berühmte Studie „Grenzen des Wachstums“. Eigentlich wäre es schon damals an der Zeit gewesen, jedes unreflektierte, rein nominales Wachtumsziel ad acta zu legen.

Doch es kam anders: Fast könnte man sagen, dass die Blütezeit rein quantitativer Wachstumsziele erst bevorstand, denn die Koppelung von Fiat-Geld mit einem staatlichen Zwangsgeldmonopol, das im Falle der USA der von privaten Banken getragenen Federal Reserve Bank of New Yorik zugewiesen wurde, machte erst die ungebremste Verfolgung rein quantitativer Wachstumsziele und die Illusion möglich, damit Reichtum anzuhäufen und weltweit Wohlstand zu schaffen. Indem Geld von jeder realen Gegebenheit abgekoppelt wird, wie damals von der Nixon-Administration entschieden, wird es beliebig vermehrbar.

Diese beliebige Vermehrbarkeit in Kombination von Monopolisierung durch den Staat führte zu den Segnungen des Wohlfahrtsstaates, denn ungedecktes Geld ermöglichte es Sozialpolitikern, ihren Wählern praktisch beliebige Versprechen zu machen und deren Erfüllung mit Schuldenaufnahmen zu finanzieren. Die rasch anwachsende Verschuldung in den meisten Industriestaaten war die Folge.

Für Staaten galten in Bezug auf ihre Verschuldung scheinbar andere Regeln als für Privatleute: Staatsschulden können von Generation zu Generation vererbt werden. Unter der Kontrolle des Staates kann eine Zentralbank stets auch weiteres Geld drucken, um dem Staat und seinen Gebietskörperschaften zu erlauben, allen zwingend fälligen Zahlungsverpflichtungen stets vollständig und rechtzeitig nachzukommen.

Die Wirkungen des Zinses und insbesondere des Zinseszinses wurden dabei jedoch unterschätzt. Wenn ein Staat auch nur wenige Prozentpunkte Zinsen verspricht, häuft sich die Staatsschuld über Jahrzehnte hinweg in Relation zum Sozialprodukt zu ungeheuren Größenordnungen an. Der Effekt ist in der Literatur als „Josephspfennig“ bekannt und wurde schon 1772 von dem Moralphilosophen und Ökonomen Richard Price beschrieben.

Die Versuchung des Wohlfahrtsstaates wie auch machtsüchtiger Politiker bis hin zu Diktatoren, durch steigende Verschuldung in ungedecktem Fiat-Geld kurzfristig ihre Ziele zu erreichen, ist letztlich die wichtigste Triebfeder für das verfehlte Wachstumsziel, dem die meisten Industrienationen noch heute nachstreben. Wer beispielsweise einen realen Zins von mehr als 7 % verspricht, muss binnen 10 Jahren sein Vermögen mindestens verdoppeln, um seinen Zahlungsverpflichtungen aus endfälligen Zinsen und Tilgung nachkommen zu können. In den 1970er Jahren waren solche Zinssätze normal und wurden nur real durch die Inflationsrate geschmälert.

Wer seinen Staat mit mehr oder weniger hohen Zinsen fremd finanziert und seine Schulden nicht aus erhöhten Steuern und Abgaben, Privatisierungen oder sonstigen Einnahmen zu reduzieren vermag, ist auf (nominales) Wachstum angewiesen: Nur dieses verspricht, den von den Finanzmärkten geforderten Kapitaldienst erbringen zu können. Entsprechend einseitig sind Politiker auf Wachstumsziele fixiert – insbesondere in den USA, wenn dieses System auch noch von privilegierten Banken getragen wird, die aus dem staatlichen Zwangsgeldmonopol Nutzen ziehen. So wuchs die Machtstellung der USA durch ein vorgeblich „liberales“ System privater Banken, das in Wirklichkeit von staatlicher Monopolisierung und Zwangsmaßnahmen profitiert.

Prof. Dr. Gerhard Scherhorn kommt in seinem Buch „Nachhaltigkeit oder Wachstum“ auf die Eigenschaften einer expontentiellen Wachstumskurve zu sprechen. Das Buch erschien 2015 im Altius Verlag (ISBN 978-3-932483-35-6). „So ist die Wachstumskurve des Sozialprodukts bei nachhaltiger Entwicklung S-förmig (logistisch), nach den Anfgangs-Phasen eines znächst flachen und dann steileren Wachstums flacht sie auf hohem Niveau wieder ab. Sie folgt dann nicht der Zinseszinslogik wie die Exponentialkurve, sondern den Gesetzen der Natur, denen auch unser eigenes Wachstum unterworfen ist.“

Das Buch von Scherhorn gliedert sich in sieben Kapitel: „Rechner oder soziales Wesen“, „Die Bedürfnisse: maßlos oder verantworlich“, „Der Konsum: kaufen oder leben“, „Die Arbeit: Job oder Tätigkeit“, „Die Gemeingüter: ausbeuten oder kultivieren“ und „Die Politik in der Wachstumsfalle“.

Die Verfolgung nominaler Wachstumsziele ist ebenso am Ende wie die ausufernde Verschuldung des Wohlfahrtsstaates. Die Idee staatlichen Schuldenmachens, heutigen Generationen zu einem besseren Leben zu verhelfen, verkehrt sich durch den aus dem Zinseszinseffekt resultierenden Wachstumsdruck und dem damit verbundenen Raubbau an natürlichen Ressourcen in ihr Gegenteil.

Das Buch von Gerhard Scherhorn erscheint aus Anlass seines 80. Geburtstags, wie Prof. Dr. Johannes Hoffmann in seinem Vorwort schreibt. Beide Professoren verbindet ihre Arbeit am so genannten „Frankfurt-Hohenheimer Leitfaden“, dessen Kriteriologie in den Bewertungsdimensionen Natur-, Sozial- und Kulturverträglichkeit heute zum Standard für Nachhaltigkeitsratings geworden ist und von führenden Ratingagenturen wie der oekom research AG in München angewandt wird.

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