Refinanzierungswelle der Unternehmen auf der TSI in Diskussion

Von Dr. Oliver Everling | 24.September 2015

Mit Blick auf die anrollende Refinanzierungswelle im Mittelstand interessieren auf dem TSI Congress 2015 klassische und alternative kapitalmarktnahe Finanzierungsmöglichkeiten für Unternehmen. Zu diesem Thema diskutieren unter der Moderatin von Dr. Frank Schaum von der IKB Andreas Carlone von der Commerzbank, Dr. Markus Herrmann von der LBBW, Stefan Leipold von der UniCredit und Mark Währisch von Standard & Poor’s.

Carlone glaubt, dass neue Finanzierungsfaormen die Gestaltungsmöglichkeiten für Unternehmen erweitern, nicht aber klassische Instrumente verdrängen werden. Leipold fügt hinzu, dass bei kapitalmarktbasiereten Finanziierungen meist auch eine Backup-Linie benötigt werde. Insofern könne nicht von rein kapitalmarktbasierten Finanzierungen in den meisten Fällen nicht gesprochen werden. Nur wenn die Adressen bestens bekannt sind, können sich Unternehmen auch direkt ohne weitere Absicherungen am Kapitalmarkt refinanzieren. Meist reicht die Bonität jedoch nicht aus, um genügend Anleger im Alleingang zu finden.

Hermann kommt auf die unterschiedlichen Standards in Europa zu sprechen, so dass man die Frage nach den Refinanzierungsmöglichkeiten in Europa differenzierrt beantworten muss. „Da, wo es drauf ankommt, nämlich bei der Dokumentation, müssen die unterschiedlichen Verhältnisse berücksichtigt werden.“

Eine Diskussioin entspannt sich um die künftige Rolle von Big Data. Leipold spricht dazu das „sehr starke Instrument“ des Schuldscheindarlehens an.

Währisch sieht Mittelständler im Investment Grade Bereich, die direkt an den Kapitalmarkt gehen und mit ihrer Finanzierung kein Problem haben. Anders verhalte es sich bei der Mehrzahl der Mittelständler, die kein Rating von BBB- oder besser erreichen. In Europa wolle man die notwendige Transparenz nicht so geben wie in den USA. Daher müsse die Informationsasymmetrie zwischen Kapitalgebern und -nehmern durch den direkten Kontakt überbrückt werden. Impulse für die Entwicklung der Kapitalmärkte in Europa nimmt Währisch dort wahr, wo Unternehmen eine bessere Diversifizierung ihrer Finanzierungsquellen wünschen.

Schaum wirft die Frage auf, inwieweit Kreditfonds Angebote der Banken ersetzen können. Carlone weist darauf hin, dass Deutschland „over-banked“ sei, so dass sich die Banken bei den Unternehmen „die Klinke in die Hand geben“ würden. Carlone erwartet aber, dass Kreditfonds durchaus Impulse für den Wettbewerb geben werden. „Das Rad dreht sich weiter, aber die Welt wird sich durch Kreditfonds nicht sonderlich verändern.“ Insbesondere an der reibungslosen Kreditversorgung werde sich insgesamt nichts ändern. Leipold fügt hinzu, dass Deutschland zwar over-banked sei, aber nicht anzunehmen sei, dass es deshalb zu einer Reduziierung der Zahl der Bankverbindungen kommen werde.

Währisch zeigt Verständnis für den Versuch von Investoren, mit Kreditfonds eine höhere Rendite zu erzielen. „Das ist dem gegenwärtigen Zins- und Liquiditätsumfeld geschuldet. Das kann sich aber auch schnell wieder ändern.“ Währisch deutet an, dass sich unter veränderten Zinsen das Thema schnell wieder anders darstellen könnte.

„Ein Mitelständler will nicht unbedingt einen Private Equity Investor dabei haben“, sagt Währisch, denn diese Investoren hätten eigene Vorstellungen über Einflussnahmen. Um die Unterschiede zwischen den USA und Europa zu verstehen, sind eine Vielzahl von Einflussfaktoren auf die Finanzierungsentscheidungen der Unternehmen zu beachten.

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Wertschöpfung statt Verschwendung

Von Dr. Oliver Everling | 21.September 2015

Die Wegwerfgesellschaft bringt die Erde an den Rand ihrer Belastbarkeit. Autos, Computer, Handys, Möbel etc., werden in vielen Ländern noch ohne Rücksicht auf die verbauten Rohstoffe entsorgt – egal ob kaputt, nicht mehr gewollt oder einfach aus der Mode.

Wie schon Anfang der 1970er Jahre wird das Ende dieser Welt des Ressourcenverbrauchs vorausgesagt. Bereits 2030 könnte es nicht mehr genug Rohstoffe geben, um den Bedarf der Welt zu decken. Die Rückgewinnung von Ressourcen ist deshalb nicht nur gut für die Umwelt, sondern unbedingte Voraussetzung für die Zukunft eines Unternehmens, für sein gutes Kreditrating wie auch seine Attraktivität für Investoren.

Peter Lacy, Jakob Rutqvist und Philipp Buddemeier zeigen in „Wertschöpfung statt Verschwendung. Die Zukunft gehört der Kreislaufwirtschaft“ den Ausweg aus der Verschwendung. Ihr Buch, im Redline Verlag erscheint, beschreibt, welche Recycling- und Wiederverwendungslösungen es gibt, wie man die zum Unternehmen passende Taktik findet und diese umsetzen kann.

Lacy, Rutqvist und Buddemeier meinen durch ihre Studien zu belegen, „dass die Unfähgikeit des linearen Modells, mit dem wachsenden Ressourcenbedarf, umzugehen, bis zum Jahr 20130 zu einer Differenz zwischen Angebot und Nachfrage begrenzter natürlicher Rohstoffe von acht Milliarden Tonnen führen wird“.

Im Mittelpunkt der Überlegungen von Lacy, Rutqvist und Buddemeier steht die Idee einer „Circular Economy“. In diesen Worten sehen die Autoren eine allgemeine Bezeichnung für ein Wirtschaftssystem, in dem das Wachstum von der Nutzung knapper Ressourcen entkoppelt ist. „Dieses Modell ist von seinem Verständnis her regenerativ. Es gibt zwei Arten von Materialverbrauch: Einerseits den Verbrauch biologischer (erneuerbarer) Materialien, die für die Wiederverwendung und letztlich die Rückkehr in die Biosphäre vorgesehen sind, und andererseits den Verbrauch technischer (nicht erneuerbarer) Materialien, die sich bei minimalem Qualitäts- oder Wertverlust zwischen Produktion und Verbrauch hin und her bewegen.“

Unternehmen in einer Circular Economy sollen sich primär auf die Wertschöpfung auf Grundlage des Ressourcenmanagements in den Märkten konzentrieren – im Gegensatz zum Ressourcenmanagement lediglich innerhalb der Produktion. Letztlich führe die Circular Economy zu rückstandsfreien Wertschöpfungsketten, die von regenerativen (erneuerbaren) Energien angetrieben werden. „Natürliche Rohstoffe werden in miteinander verknüpften Kreisläufen genutzt,“ argumentieren Lacy, Rutqvist und Buddemeier, „anstatt sie zu verbrauchen und in linearen Abläufen zu entsorgen.“

Das Buch von Lacy, Rutqvist und Buddemeier umfasst vier Teile: Ein Plädoyer für die Circular Economy, fünf neue Geschäftsoptionen für das Kreislaufwachstum, Ansätze, um einen „Circular Advantage“ zu schaffen und schließlich einen Aufruf zur praktischen Umsetzung. So sehen Lacy, Rutqvist und Buddemeier Geschäftsoptionen im „Circular-Supply-Chain“, in Wiederverwertung und Recycling, in der Lebenszyklusverlängerung, in Kollaborationsplattofmren und die Geschäftsoption „Product as a Service“, d.h. Leistung geht vor Eigentum. Gehen die Geschäftsmodelle auf, dann wird der Abfall Geschichte, wie Lacy, Rutqvist und Buddemeier schreiben, und Produkte halten länger und ungenutzte Güer werden optimal ausgelastet.

Lacy, Rutqvist und Buddemeier gehören nicht zu der Sorte grüner Romantiker, die ihre Hoffnungen allein auf „bio“ und Rückkehr zur eigenen Vieh- und Gemüsezucht setzen. „Digitale Technologien ermöglichen den Informationsaustausch zwischen Anwendern, Maschinen und Managementsystemen in Echtzeit. Neue digitale Technologien sind darüber hinaus spezifisch kundenorientiert und bieten die notwendigen Verbindungen,“ schreiben Lacy, Rutqvist und Buddemeier, „um eine Beziehung aufrechtzuerhalten, die weit über den Point of Sale hinausgeht. Sie ermöglichen die Sichtbarkeit und Kontrolle von Gütern, die entscheidend ist für die Geschäftsoptio-nen Product as a Service, Kollaborationsplattform und Lebenszyklusverlängerung.“

Indem diese Technologien Virtualisierung ermöglichen und den Umgang mit physischen und digitalen Gütern verändern, könnten digitale Technologien Wertschöpfungsketten so gestalten helfen, dass keine zusätzlichen Ressourcen mehr für ihr Wachstum benötigt werden, glauben Lacy, Rutqvist und Buddemeier und befassen sich z.B. mit den fünf gebräuchlichsten Kategorien digitaler Technologie: mobil, sozial, Cloud, M2M und analytisch.

Lacy, Rutqvist und Buddemeier zeigen die Vorteile von Big-Data-Analysen auf, denn diese Analysen können Herstellern Einblicke in Nutzungsmuster und -anforderungen geben und ihnen helfen, ihr Anlagenmanagement und ihr Kundenangebot zu optimieren. „Unternehmen können Angebote und Um-satzmodelle besser auf die Nutzungsweise von Produkten zuschneiden,“ plädieren Lacy, Rutqvist und Buddemeier und geben ein Beispiel wie durch die Kombination eines physischen Produkts mit relevanten Zusatzdienstleistungen leistungsabhängige Product-as-a-Service-Modelle finanziell attraktiver gemacht werden können als ein traditioneller Herstellen-und-verkaufen-Ansatz.

„Die Fähigkeit, das Nutzerverhalten aufgrund historischer Daten vorherzusehen,“ so Lacy, Rutqvist und Buddemeier, „kann die Instandhaltung effizienter machen und den unnötigen Verbrauch finanzieller, personeller und natürlicher Ressourcen vermeiden helfen. Und durch die Analyse des Nutzerverhaltens können Unternehmen betrügerische Aktivitäten besser ermitteln und die besten Zeitpunkte bestimmen, um effektive Maßnahmen zur Risikoverrin-gerung zu ergreifen – zum Beispiel die Verhinderung von Manipulationen an Waren während der Spitzenzeiten.“

Das Buch „Wertschöpfung statt Verschwendung“ fügt sich zu einer Vielzahl weiterer Buchtitel zum Thema „Nachhaltigkeit“. Der Neuigkeitswert liegt weniger in der Analyse der sich verknappenden Rohstoffe, zumal auch die Studie von Lacy, Rutqvist und Buddemeier zu konkreten Zahlen nur nach Setzen vieler Annahmen bzw. Prämissen gelangt. Wäre es nur um diesen Teil gegangen, hätte es einer Übersetzung des Buches aus dem Englischen nicht bedurft, denn deutsche Leser erhalten dazu schon sein Jahrzehnten genügend Lesestoff.

Das Buch empfiehlt sich daher aufgrund der konkreten, wenn auch gewagten, aber doch umsetzbaren Handlungsempfehlungen an Unternehmen. Es stimmt nicht einfach in das von grünen Politikern, entrückten Wissenschaftlern oder Ökoromantikern gesungene Lamento ein, das der vermeintlich „guten alten Zeit“ nachtrauert und nur in der Wiederbelegung toter Technologien und altertümlicher Produktionsweisen Hoffnungen setzen.

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Fünf Sterne bei Comgest

Von Dr. Oliver Everling | 17.September 2015

Der Comgest Growth Emerging Markets Flex wurde aufgelegt, um Investoren ein aktives Anlagevehikel in Aktien aus Schwellenländern mit einem besseren Risikoprofil als klassische Long-only-Fonds anzubieten. Das ist drei Jahre her. Jetzt erhält der Fonds vom Analysehaus Morningstar die Höchstnote von fünf Sternen.

Die Idee zum Comgest Growth Emerging Markets Flex entstand nach jahrzehntelanger Erfahrung von Comgest im Umgang mit Schwellenländeraktien, berichtet die Gesellschaft. „Für langfristig orientierte Anleger lassen sich dort attraktive Renditen erzielen“, so Comgest. Allerdings sind diese Märkte im Vergleich zu den Industrieländern besonders volatil und durchlaufen Phasen mit starken Kursgewinnen (1990er, 2002 – 2008), gefolgt von Phasen nachgebender Kurse, wie während der Asienkrise oder der globalen Finanzmarktkrise. Diese Merkmale erschweren es Investoren, den richtigen Zeitpunkt für eine Anlage in der Region zu finden und in Zeiten erhöhter Volatilität einen langen Atem zu beweisen.

Der Comgest Growth Emerging Markets Flex kombiniert offenbar zwei unabhängige Elemente miteinander: ein Long-only-Schwellenländerportfolio und ein Hedging-Overlay. Das langfristige Portfolio spiegelt das Portfolio des Comgest Growth Emerging Markets wider: 40-50 Qualitätsunternehmen mit attraktiven Wachstumschancen, die durch das 18-köpfige Investmentteam von Comgest mit Sitz in Paris, Hongkong, Singapur und Mumbai ausgewählt wurden. Das Overlay-Portfolio umfasst Short-Positionen in Aktienindex-Futures wie dem Hang Seng Future oder dem MSCI Emerging Market Future, um das Marktrisiko des Portfolios abzusichern. Der Umfang der Absicherung ist jederzeit flexibel (0-100%) und basiert auf einem von Comgest entwickelten Volatilitätsindikator. Mit diesem Ansatz will das Investmentteam von Comgest das Risikoprofil des Fonds durch eine Erhöhung des Absicherungsniveaus bei volatilen Märkten über die Zeit verbessern.

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BNP Paribas holt sich gutes FERI Rating

Von Dr. Oliver Everling | 14.September 2015

Die Bad Homburger FERI EuroRating Services AG hat den BNP Paribas L1 Multi-Asset Income Fund (Anteilsklasse thesaurierend: ISIN LU1056594234; Anteilsklasse ausschüttend: ISIN LU1056594317) der BNP Paribas zum Stichtag 31. August 2015 mit dem Rating „B“ („gut“) ausgezeichnet. Der im Oktober 2005 aufgelegte und im August 2015 neu ausgerichtete Fonds wird aktiv verwaltet und investiert weltweit in eine Vielzahl an Assetklassen, die regelmäßige, attraktive Einnahmen erwarten lassen: dividendenstarke Aktien, Immobilienaktien (REITs), Investment Grade Unternehmensanleihen sowie Hochzins- und Staatsanleihen.

Das Ziel ist die Erwirtschaftung laufender Ausschüttungen von 4% p.a. unter Berücksichtigung von Risikoaspekten. Während das Fondsmanagement die Asset Allokation verantwortet, selektieren spezialisierte Investmentteams bottom-up getrieben die Einzelinvestments. In die finale Allokationsentscheidung fließen sowohl qualitative als auch quantitative Faktoren mit ein. Der Multi Asset-Ansatz verbindet die Aussicht auf stabile Rendite mit einer Reduzierung des Risikos, beispielsweise auch durch eine Absicherung des Großteils aller Währungsrisiken.

Gemanagt wird der Fonds von Bart Van Poucke, der seit 2007 bei BNP Paribas arbeitet und Mitglied des Multi-Asset-Teams ist. Davor war Herr Van Poucke Spezialist für GIPS & Performance Messung bei Fortis in Brüssel. Ihm zur Seite steht als stellvertretender Fondsmanager Herr Jan-Rommert Straatmann, der seit 2008 als Senior Portfolio Manager für Multi Asset Solutions bei BNP Paribas Investment Partners in Amsterdam arbeitet. Er ist EFFAS-Charterholder.

Dem Rating ging eine umfangreiche qualitative Bewertung der Managementqualität voraus. Hinsichtlich der Fähigkeit und Strategie des Fondsmanagements, langfristig eine stabile und überdurchschnittliche Performance zu erzielen (Performance-Indikator), wurden zwei von drei Teilkriterien mit „gut“ beurteilt, die Bewertung der langfristigen Ertragskraft erhielt sogar ein „sehr gut“. Herausragend ausgewirkt hat sich in dieser komplexen Assetklasse die Qualität des Researchs. Ebenso positiv wirkte sich die sehr gute Stringenz und Qualität der Kundenbetreuung aus. Die  Note „gut“ konnte der Risiko-Indikator erzielen. Hier sind besonders die Risikoüberwachung und das Risikomanagement positiv herauszuheben. Das Gesamtrating gewichtet die Performance- und Risiko-Indikatoren im Verhältnis 70 zu 30.

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Regulierungsarbitrage wird mit noch mehr Regulierung bekämpft

Von Dr. Oliver Everling | 14.September 2015

Elisabeth Roegele, Exekutivdiirektorin der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, spricht auf dem Deutschen Derivate Tag in Frankfurt am Main. Auf die konkreten Forderungen ihres Vorredners, Hartmut Knüppel vom Deutsche Derivate Verband, geht Roegele allerdings kaum ein.

Roegele berichtet mehr auf formaler Ebene von der großen Anzahl der Verordnungen und Regulierungen. von Abstimmungsprozessen, von Koordinationsschwierigkeiten, von der Konvergenz der Aufsichtspraxis usw. Verfahrensfragen stehen in ihrem Vortrag zunächst im Vordergrund. Interventionsrecht und Dispziplinierung nationaler Aufsichtsbehörde und Besonderheiten der nationalen Rehtssysteme sind weitere ihrer Themen.

Viele Aufsihtsbehörden hätten die Auffassung, dass der übergeordnete Auftrag der Behörde genüge, um eine Maßnahme zu rechtfertigen. „Mein Eindruck von europäischen Kollegen ist es, dass sie von einem weit größeren Strauß von Handlungsmölighckeiten Gebrauch machen, zum Beispiel zum Mittel des ‚naming und shaming‘ greifen.“ Roegele skizziert die Grundlagen des Verwaltungsakts.

Roegele kommt auf die erklärungsbedürrftigen Marktbesonderheiten in Deutschland zu sprechen, wie beispielsweise das große Filialnetz der Banken, das andere Länder so nicht kennen würden. So habe sich die Aufsicht um Aufklärung zu bemühen, um ein Verständnis für abweichende Sichtweisen in Deutschland zu schaffen.

Roegele kommt auf die Probleme der Aufsichtsarbitrage zu sprechen. Deren Bekämpfung führe zu einer sehr detaillierten Regulierung, um Auslegungsspielräume zu vermindern. Insofern ist der WUnsch nach einheitlichen Wettbewerbsbedingungen für Finanzdienstleister ein Treiber für die Regulierungsflut.

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Regulierungsdampflok ungebremst

Von Dr. Oliver Everling | 14.September 2015

Dr. Hartmut Küppel vom Deutschen Derivate Verband zeigt die Konsequenzen einer mangelnden Wertpapierkultur in Deutschland auf: Die Ungleichverteilung des Vermögens nimmt zu, wennbreite Bevölkerungskreise sich gar nicht am Wertpapiersparen beteiligen. „Eigentlich müsste das gerade auch ein Thema für die Linke in Deutschland sein“, sagt Knüppel und beklagt, dass es im Deutschen Bundestag keine Vertreter mehr gibt, die sich aktiv für die Vermögensbildung einsetzen.

„Keine Anlageklasse ist so flexible wie Zertifikate“, argumentiert Knüppel, denn mit Zertifikaten könne jeder das seiner Risikoneigung entsprechende Wertpapier finden. Knüppel geißelt allerdings die Null-Risiko-Einstellung, die in Deutschland gepfflegt werde. Knüppel glaubt, mit der Einführung eines eigenen Schulfachs „Wirtschaft“ in vielen Missständen Abhilfe leisten zu können. Es genüge nicht, als Erwachsene Gedichte in vier Sprachen analysieren zu können.

„Haben wir in Deutschland eine Kultur des Scheiterns?“ Knüppel fragt, wie diejenigen in Deutschland behandelt werden, die mit Mut ein Unternehmen gegründet haben, aber dieses nicht zum Erfolg führen konnten. In Deutschland gehe es den meisten nur noch um Vermögenserhalt und nicht mehr um Verögesnaufbau. Knüpppel zeigt den politischen Handlungsbedarf auf, denn die eilig getroffenen Maßnahmen zum Anlegerschutz führen letztlich dazu, dass Anleger von sinnvollen Investitionen abgehalten werden. Die Politik orientiere sich heute am „homo demens“.

Knüppel vermisst den Respekt vor den Anlegern, insbesondere vor den Selbstentscheidern. „Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass mehr Information nicht unbedingt zu vernünftigeren Entscheidungen führen“, warnt Knüppel. Neue Medizin führe zu neuen Krankheitssymptomen. „Es muss einfacher und attraktiver werden, sich an Unternehmen zu beteiligen.“

Finanztransaktionssteuer und Abgeltungssteuer sind nur zwei Beispiele, mit denen auch in der Steuerpolitik die Wertpapierkultur in Deutschland beschädigt wird. Wertpapiere seien insbesondere auch für die Altersvorsorge wichtig. Die Förderung der Wertpapierkultur gehören auf die Tagesordnung der Politik. Ein eigenes Schulfach Wirtschaft und ein Umdenken bei der Regulierung hält Knüppel für unverzichtbar.

Sein Verband habe leider alle Hände voll zu tun, um unsinnige Gesetze abzuwehren. Die Regulierungsarbitrage werde darüber hinaus unterschätzt. Knüppel weist auf das Nord-Süd-Gefälle hin, das deutsche Banken zudem benachteiligt. Knüppel spricht die Europaabgeordneten an, die schon heute beklagen würden zu wenig zu tun zu haben. Die Aufsichtsbehörden würden heute Entscheidungen treffe, die kaum von den parlamentariern mitgetragen würden.

Die Selbstreguliierung der Branche könne die staatliche Regulierungsdampflok nicht aufhalten. Dass die Selbstregulierung aber auf dem richtigen Wege sei, zeige sich u.a. darin, dass sich die Regulierer an der Selbstregulierung orienttiere. Jede staatliche Regulierung koste Geld, das letztlich der Bankkunde bezahle.

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Bürger wehren sich?

Von Dr. Oliver Everling | 13.September 2015

„Wehrt euch, Bürger!“ Wenn ein Buch einen solchen Titel trägt, geht es um mehr als nur juristische Ventilation. Der Autor des Buch im FinanzBuch Verlag (ISBN 978-3-89879-925-6) Prof. Dr. Markus C. Kerber, ist schon fast seit Jahrzehnten als profilierter „Fed Watcher“ bekannt, wie man einen solchen Beobachter der Zentralbankpolitik in den USA wohl nennen würde. Der Untertitel seines Buches lässt schon erahnen, in welche Richtung die Verteidigung gehen muss, denn dieser heißt: „Wie die Europäische Zentralbank unser Geld zerstört“. Kerber widmet mit seiner „Edition EuroPolis“ zudem seit Jahren Schriften der europäischen Wirtschaftspolitik und dem europäischen Wirtschaftsrecht. Er ist Professor für öffentliche Finanzwirtschaft und Wirtschaftspolitik an der Technischen Universität Berlin, seit 2006 auch Gastprofessor für Verteidungsungsökonomie am I.E.P. Paris.

Dem sprachbegabten Kerber ist das Thema offenbar ein aufrichtiges Anliegen. So widersteht er der Versuchung, mit ihm vertrauten Fachbegriffen schnell die Mehrzahl möglicher Leser seines Buches „abzuhängen“, sondern setzt den Feinschliff seiner Sprache statt dessen dafür ein, dem Leser kurz und prägnant die entscheidenden Denkanstöße zu geben, um die für das gesamte Finanzsystem von der EZB ausgehenden Gefahren zu verstehen.

Kerber befasst sich in seinem Buch mit der Frage, wie weit die Macht der EZB geht, mit den Kosten des Nullzinses (bzw. mit der Enteignung der Sparer), mit dem „Quantitative Easing“ als „Vorspiel zum finanziellen Harmagedon“, der Abschaffung der Marktwirttschaft durch die EZB, wie es mit der EZB weitergeht und der Frage, ob sich die Politik ohnmächtig in Richtung Kollaps weiterbewegen oder aber offensiv für die Abwicklung der EZB einsetzen solle.

Die Unabhängigkeit der Deutschen Bundesbank von der Politik galt als einer ihrer Erfolgsfaktoren. Entsprechend wurden auch der EZB nach diesem Vorbild Kompetenzen verliehen, die ihr unabhängiges Agieren sichern sollen. Folgt man den Darstellungen von Kerber, drängt sich der Eindruck auf, dass die EZB heute ihre Unabhängigkeit nur dazu nutzt, demokratische Prozesse auszuhebeln und dafür zu sorgen, zugunsten von insolventen Schuldnerstaaten ohne demokratische Legitimation die Gläubigerstaaten auszuplündern.

Kerber gelingt es nicht nur, den Leser auf Fragen der Verfassungskonformität zu lenken, sondern auch konzise den Irrglauben zu widerlegen, mit niedrigen Zinsen könne man auf Dauer die Konjunktur ankurbeln. „Unterstellt man ein rationales Verhalten beim Individualanleger,“ so z.B. eines seiner Argumente, „so schränkt er sich infolge der Nullzinspolitik beim Konsum ein und legt mehr Geld auf die hohe Kante, um für schlechtere Zeiten vorzuorgen. Was dies für die von der Pariser Regierung beschworene Binnennachfrage bedeutet, liegt auf der Hand.“

Ob Kerber’s Appell, „Wehrt euch, Bürger!“ erhört wird, bleibt fraglich. In der Bundesrepublik Deutschland sinkt der Anteil der Bürger, die überhaupt noch an der politischen Meinungsbildung teilnehmen, nicht nur aus Desinteresse und Frustration, sondern auch, weil Millionen von Ausländer in Deutschland ohne aktives oder passives Wahlrecht leben. Der Zustrom zigtausender Flüchtlinge wird weiter den Anteil der Bevölkerung erhöhen, der von Bürokraten nur regiert wird, aber nicht mitregieren darf.

Auch sonst gehen von der demografischen Entwicklung keine Signale aus, die eine schnelle Umkehr erwarten ließen. Beispielsweise sind schon heute Menschen in der Minderheit, die überhaupt noch Lohn- und Einkommensteuer bezahlen und all das finanzieren müssen, was die Mehrheit beschließt. Der Anteil der Menschen im Staatsdienst, der Transferempfänger und Rentner unter den Bürgern wird immer größer – und diese machen sich über volkswirtschaftliche Zusammenhänge oft keine Gedanken mehr, sondern wählen einfach die Politiker, die ihnen höhere Renten und bessere Sozialleistungen versprechen.

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Hedgefonds ohne Stigma

Von Dr. Oliver Everling | 10.September 2015

Institutionelle Investoren haben ihre Zurückhaltung gegenüber der Anlageklasse Hedgefonds endgültig aufgegeben. Das ist eines der zentralen Ergebnisse des 4. FERI Hedgefonds Investmenttags, zu dem sich Investoren und internationale Portfolio-Manager im Hauptsitz von FERI in Bad Homburg trafen. „Angesichts des andauernden niedrigen Zinsniveaus greifen institutionelle Anleger wie Pensionskassen und Versorgungswerke im Moment stärker denn je zu alternativen Anlagen“, sagte Marcus Storr, Head of Hedge Funds bei FERI. Waren im vergangenen Jahr zahlreiche Asset Manager noch abwartend bezüglich einer Allokation in Hedgefonds, ist diese Zurückhaltung inzwischen fast verschwunden. Das Volumen der Investitionen in Hedgefonds wuchs sowohl in Deutschland als auch auf internationaler Ebene signifikant. „Das liegt auch daran, dass das Verständnis für diese Anlageklasse bei institutionellen Investoren in Deutschland deutlich gestiegen ist“, so Storr. „Und jetzt wird investiert“.

In Deutschland sei vor allem die Nachfrage nach stärker regulierten UCITS-Fonds noch einmal sprunghaft angestiegen, so Marcus Storr. Einzig bei Offshore-Vehikeln, die beispielsweise in Kreditverbriefungen investieren, herrsche bei Großinvestoren hierzulande trotz ihrer grundsätzlich hohen Investitionsbereitschaft nach wie vor eine gewisse Zurückhaltung. „Dabei ist es gerade in Marktphasen wie diesen unerlässlich, sämtliche Opportunitäten zu nutzen, die der Markt bietet“, so Storr. Nur dann sei es realistisch, die für die Portfolios angestrebte Diversifizierung und Rendite bei einer niedrigen Kostenbelastung zu erreichen.

Dass vor allem institutionelle Investoren angesichts der aktuellen Marktsituation unter Druck geraten, bestätigten beim FERI Hedgefonds Investmenttag auch die Teilnehmer der Podiumsdiskussion. „Pensionskassen brauchen angesichts der Kapitalmarktsituation immer mehr Kreativität und Know-how, um die vereinbarten Rechenzinsen bei noch vertretbaren Risiken zu erwirtschaften“, sagte Georg-Viktor Dax, Mitglied des Vorstandes der Valida Pension AG, Wien. Nach Jahren der expansiven Geldpolitik und einer Inflationierung wichtiger Assetklassen, nicht zuletzt der Anleihen, sei die Erfüllung der Pensionsverpflichtungen die größte Herausforderung.

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Urlaubszeit – Betrugszeit

Von Dr. Oliver Everling | 10.September 2015

Die Verluste durch Kartenbetrug in Europa und Deutschland sind gestiegen. Zu diesem Ergebnis kommt die European Fraud Map 2014 von FICO, führender Anbieter von Predictive Analytics und Softwarelösungen für Entscheidungsmanagement. Von den 19 untersuchten europäischen Ländern konnten zehn Länder gegenüber 2013 einen Rückgang an Betrugsfällen verzeichnen, in neun Staaten ist die Anzahl gestiegen – darunter auch in Deutschland. Mit 0,4 Prozent fiel der Anstieg hier jedoch noch vergleichsweise gering aus. Zu den Spitzenreitern bei den Verlusten gehören wie bereits im Vorjahr Frankreich, Griechenland und Großbritannien. Den höchsten Zuwachs erlebte Russland (+24,7%). Insgesamt sind die Verluste im Vergleich zum Vorjahr (1,55 Milliarden Euro) um fünf Prozent gestiegen und erreichen damit einen neuen Höchstwert. Die Daten stammen vom Marktforschungsunternehmen Euromonitor International.

Wenngleich die Verluste in Deutschland insgesamt fast stabil geblieben sind, offenbart die FICO European Fraud Map Veränderungen in der Vorgehensweise der Betrüger: Während der Betrug mit gefälschten Karten (Counterfeit cards) leicht zurückgegangen ist, haben Betrugsfälle, bei denen die Karte nicht vorgezeigt werden muss (card-not-present fraud, CNP), einen Sprung nach oben gemacht. Beide Betrugsformen machen zusammen 93 Prozent der gesamten Verluste durch Kartenbetrug aus. Die Ergebnisse zeigen darüber hinaus, dass die Kartenbetrüger in Deutschland größtenteils grenzüberschreitend aktiv sind (80%) und eher außerhalb als innerhalb Deutschlands riskieren, von der Polizei überführt zu werden.

Dieses hohe Maß an grenzüberschreitendem Betrug bringt seine ganz eigenen Herausforderungen mit sich – das zeigt sich gerade dann, wenn viele Deutsche verreisen und einige Zeit im Ausland verbringen. „Jeder sollte seinen verdienten Urlaub entspannt und sorgenfrei verbringen können, wann und wo er will“, sagt Martin Warwick, Fraud-Spezialist bei FICO. „Um Urlauber zu schützen müssen wir Kartenbetrug verhindern und Kriminelle belangen. Dafür ist eine effektive und grenzübergreifende Zusammenarbeit zwischen Strafjustizbehören unterschiedlicher Zuständigkeitsbereiche notwendig. Genaue Kontrollen und eine gute Aufklärung von Bankkunden sind der Schlüssel zu einem erfolgreichen Umgang mit grenzüberschreitenden Betrugsfällen.“

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Saxo Bank eröffnet neues Büro in China

Von Dr. Oliver Everling | 10.September 2015

Die auf Multi-Asset-Anlagen und Online-Trading spezialisierte Investmentbank Saxo Bank hat ein neues Büro in Shanghai eröffnet. Dieses befindet sich innerhalb der Freihandelszone im World Financial Center des Finanzdistrikts Lujiazui.

Das Festland-China-Büro wird von Echo Zhao geleitet, die an Adam Reynolds, CEO Asia Pacific der Saxo Bank-Gruppe, berichten wird. Zhao verfügt über langjährige Erfahrung in der Finanzindustrie und begann ihre Karriere vor über zehn Jahren in der Saxo Bank-Zentrale in Kopenhagen.

In einer gemeinsamen Erklärung heben die beiden Gründer Kim Fournais und Lars Seier Christensen die Bedeutung des neuen Standortes hervor:

„Seit der Eröffnung unserer Asien-Pazifik-Zentrale in Singapur vor neun Jahren beobachten wir eine stetige Steigerung des Handelsvolumens und eine zunehmende Nachfrage nach neuen Angeboten innerhalb der Region. Daher wollen wir uns mit unserer Präsenz in der Freihandelszone von Shanghai noch stärker in Asien und dem wachsenden chinesischen Markt verankern.“

Die auf Online-Multi-Asset-Anlagen spezialisierte Investmentbank Saxo Bank bietet Privatanlegern und institutionellen Kunden eine umfassende Sammlung an Tools für ihre Handels- und Anlagestrategien. Ihr Finanz-Community-Portal TradingFloor.com ist die erste Multi-Asset-Social-Handelsplattform. Im Besitz einer europäischen Vollbanklizenz und überwacht durch die dänische Bankenaufsicht FSA, ermöglicht die Saxo Bank privaten und institutionellen Investoren den Handel mit Währungen, CFDs, ETFs, Aktien, Optionen und Futures über ihre preisgekrönte SaxoTrader-Plattform, zugänglich über PC, Tablets oder Smartphones. Die Plattformen sind in mehr als 20 Sprachen verfügbar. Zudem bietet die Saxo Bank auch professionelles Portfolio- und Fondsmanagement sowie traditionelle Bankdienstleistungen durch die Saxo Privatbank. 1992 in gegründet, verfügt die Saxo Bank neben ihrem Hauptsitz in Kopenhagen über Niederlassungen in 26 Ländern in Europa, Asien, dem Mittleren Osten, Lateinamerika, Afrika und Australien.

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