Bußgeld gegen DBRS

Von Dr. Oliver Everling | 29.Juni 2015

Erstmalig greift die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde ESMA zu ihrem Instrumentenkasten der Bußgelder, um ihren Abmahnungen Nachdruck zu verleihen: Die kanadische Ratingagentur DBRS Ratings Limited (DBRS) wird verurteilt, in Fragen der Unternehmensführung, Gesetzmäßigkeit und Dokumentation nicht der EU-Regulierung über Ratingagenturen zu entsprechen. Für die Nachlässigkeiten wurde ein Bußgeld von 30.000 € verhängt unter Würdigung der Tatsache, dass DBRS bereits daran arbeitet, die Missstände zu beheben.

Die Festsetzung des Bußgeldes folgt den Untersuchungen, die ESMA mit Blick auf Fragen der Corporate Governance, Compliance und internen Kontrollfunktionen bei DBRS durchführte. Demnach wurden bei DBRS die Ratingaktivitäten nicht ausreichend dokumentiert, um sie für die Behörde nachvollziehbar zu machen.

Die Nachricht über das Bußgeld erreicht die Öffentlichkeit nur wenige Tage nachdem DBRS Detlef Scholz als neuen Group Managing Director, Head of Europe, vorstellte. Scholz kommt von Moody’s, wo er sich bereits in Führungspositionen einen Namen machte.

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Banken verlieren bei Immobilienunternehmen

Von Dr. Oliver Everling | 29.Juni 2015

Für die größten europäischen Immobilienunternehmen gewinnen alternative Finanzierungsquellen zunehmend an Bedeutung. Die Gründe für diesen Trend sind zum einen die bewusste Reduzierung gewerblicher Immobilienfinanzierung zahlreicher Banken und zum anderen die Suche von Versicherungen, Pensionskassen und anderen institutionellen Investoren nach Renditequellen im Niedrigzinsumfeld. Scope ist der Meinung, dass Kreditnehmer von der größeren Palette an potentiellen Finanzierungsquellen profitieren werden.

Die nach Börsenkapitalisierung zehn größten europäischen Immobilienunternehmen verlassen sich bei der Aufnahme von Fremdkapital immer weniger auf Banken. Während 2009 der Anteil der bankfinanzierten Verbindlichkeiten noch bei 54% lag, waren es 2014 nur noch 37%. Dies stellt eine signifikante Änderung der Verbindlichkeitenstruktur der betrachteten Unternehmen dar.

Auch absolut betrachtet schrumpft das Volumen an ausstehenden Bankverbindlichkeiten: Im Jahr 2009 zeigten die Bilanzen der zehn Unternehmen zusammen Bankverbindlichkeiten in Höhe von 26,4 Mrd. Euro. 2014 waren es nur noch 19,4 Mrd. Euro. Dies entspricht einem Rückgang
um 7,0 Mrd. Euro bzw. 27% seit 2009.

Auf der anderen Seite werden alternative Finanzierungsquellen immer wichtiger. 2009 betrug ihr Anteil an den gesamten Verbindlichkeiten 46%. Im vergangenen Jahr waren es fast zwei Drittel. Absolut betrachtet entspricht dies einem Wachstum von 22,8 Mrd. auf 32,8 Mrd. Euro.

Neben alternativen Darlehensgebern (wie zum Beispiel Versicherungen oder Kreditfonds) ist der direkte Zugang zum Kapitalmarkt die wichtigste alternative Fremdkapitalquelle. Insbesondere Schuldverschreibungen, wie Medium-Term-Notes, Wandelschuldverschreibungen und Commercial Paper werden von den zehn größten europäischen Immobilienunternehmen genutzt, um sich Fremdmittel über den Kapitalmarkt zu beschaffen.

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Von der Welt des Ratings zur „finanzwelt“

Von Dr. Oliver Everling | 25.Juni 2015

In der neuesten „finanzwelt“ (Ausgabe 3/2015) stellt sich Wolfgang Kubatzki, Mitglied der Geschäftsleitung der FERI EuroRating Services AG, den zentralen Fragen nach der Rolle und Bedeutung von Ratings: „Die Analyse ist eine systematische Untersuchung, das Rating eine Bewertung.“ Die Analyse  sei zwingende Voraussetzung für das Rating. Die FERI will dem Anspruch gerecht werden, eine umfassende, vollumfängliche Analyse vorzulegen. „Rating“ ist mithin nicht lediglich das Kalkulationsergebnis eines Rankings, sondern sollte alle Aspekte des Investitionsgegenstandes reflektieren.

Das auf der Analyse aufsetzende Rating bietet dann die methodische Grundlage für die absolute und/oder relative Einschätzung des Investitionsgegenstandes. „Dabei gilt jedoch,“ unterstreicht Kubatzki, „dass die Methodik des Ratings vor Beginn der Analyse feststehen muss und nicht durch die Analyse bestimmt wird.“

Der Beitrag in der „finanzwelt“ liefert eine allgemeinverständliche Beschreibung der Analyse- und Bewertungsmethodik. Die von FERI entwickelten Ratingverfahren liefern eine in die Zukunft gerichtete Beurteilung, macht Kubatzki klar: „Grundlage der verschiedenen Ratings sind konsistente Prognosen für alle relevanten Märkte und Branchen. Das FERI Rating stellt eine Bewertung der Qualität eines Fonds aus der Sicht eines Investors dar.“

Hierbei werde geprüft, ob der Fonds geeignet ist, seine prospektierte Rendite zu erzielen und welche Risiken damit verbunden sind. Die Bewertung erfolge mit Hilfe eines umfangreichen präzise definierten Kriterienkatalogs, der sowohl absolute als auch relative Prüfkriterien beinhaltet, die zum Teil durch branchenspezifische Ausprägungen gekennzeichnet sind. „Dabei gewährleistet unsere Rating Methodik,“ so Kubatzki, „dass emotionale bzw. persönliche Einflussnahme des Analysten durch systematische Kriterien- und Fragenkataloge fast vollständig ausgeschlossen wird. Durch Verdichtung der einzelnen Kriterien wird eine Punktzahl ermittelt, die einer von 10 Bewertungsklassen von AAA bis E- zugeordnet wird.“

Im Rahmen des Ratings werden alle Aspekte des Investitionsgegenstandes zerlegt und absolut sowie relativ bewertet. Kubatzki: „Als Risikoeinstufung dienen bei uns die Ratingnoten. Jeder Ratingindikator wird einzeln auf Potenzial und Risiko untersucht und durch ein detailliertes Gewichtungssystem anschließend aggregiert. Je geringer die erreichte Punktzahl in den entsprechenden Kriterien, desto höher der Risikogehalt.“

Auch werden im Rahmen einer Performancekontrolle sowohl historische als auch prognostizierte Ergebnisse untersucht, heißt es im Interview in der Zeitschrift „finanzwelt“, und im Hinblick auf ihre Eintrittswahrscheinlichkeit untersucht. „Das Rating soll die Frage beantworten,“ argumentiert Kubatzki, „ob die Risiken und Chancen im ausgewogenen Verhältnis stehen. Dies wird in unserer holistischen Ratingmethodik transparent veranschaulicht und eindeutig in den entsprechenden Scores (Punkte) und Ratingnoten (Buchstaben) ausgedrückt.“

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Coface mit Sorge um China

Von Dr. Oliver Everling | 24.Juni 2015

Aufgrund der Besorgnis erregenden Unternehmensverschuldung hat Coface China herabgestuft. Das Land rangiert in der Länderbewertung des internationalen Kreditversicherers nun in der Stufe A4.

Nachdem China im Januar 2015 auf die Liste für eine Abstufung genommen wurde, ist dieser Schritt nun vollzogen. Die Verschuldung des privaten Sektors steigt weiter, besonders die von Unternehmen. Nach Zahlen des IWF betrug die Verschuldungsrate Ende vergangenen Jahres 207 Prozent des BIP. 2008 waren es noch 130 Prozent. Diese Quote ist deutlich höher als in anderen Schwellenländern und äußerst bedenklich. „Vor allem für Unternehmen in anfälligen Branchen steigt das Insolvenzrisiko“, heißt es in einer aktuellen Einschätzung von Coface. Vor allem den Firmen aus dem Baustoff-, Chemie- und Stahlsektor mit Bezug zu Infrastrukturinvestitionen würden ihre Überkapazitäten immer mehr zu schaffen machen.

Die Tschechische Republik, Portugal und Vietnam, die im Januar 2015 auf die Beobachtungsliste für eine Aufwertung genommen worden waren, setzen dagegen ihre positive Entwicklung fort, vor allem aufgrund der starken Nachfrage der Verbraucher. Tschechien profitiert von der Erholung in Westeuropa, besonders des Kfz-Marktes, und wurde in A3 heraufgestuft. Gute Zahlungserfahrungen waren ein wichtiger Grund für das Upgrade von Portugal in A4. Damit bestätigt sich die positive Entwicklung der Unternehmen, besonders der exportierenden Firmen. Vietnam, das in B heraufgesetzt wurde, erlebt einen starken Anstieg der privaten Nachfrage. Nicht zuletzt wegen der niedrigen Inflation zeigen sich die Verbraucher wieder zuversichtlich.

Kanada ist in der A1-Bewertung nun auf der Liste mit negativem Ausblick. Der Verfall des Ölpreises wirkt sich auf die Investitionstätigkeit aus. Zudem gibt es Risiken auf dem Immobilienmarkt. Im ersten Quartal 2015 war das Wachstum rückläufig. Algeriens A4-Bewertung ist ebenfalls auf „negative Watch“. Der Ölpreisverfall schlug auf die staatlichen Etats und die Leistungsbilanz durch. Die Konjunktur wird weiter schwächeln, sollte der Ölpreis nicht bald wieder anziehen. Auch die Bewertung Gabuns mit B wurde unter Beobachtung für eine mögliche Abstufung gestellt. Die große Abhängigkeit vom Öl verpasst dem Wirtschaftswachstum einen Dämpfer. Für 2015 werden noch vier Prozent erwartet, in den Jahren zuvor gab es ein Plus von durchschnittlich 5,4 Prozent. Indessen leidet Tansania unter dem starken Wertverlust seiner Währung gegenüber dem US-Dollar. Die Unternehmen könnten in ernsthafte Schwierigkeiten geraten. Das Wachstum ist gebremst, das Defizit der öffentlichen Hand nimmt zu. Coface hat auch Tansania deshalb in B auf die negative Beobachtungsliste genommen. In Madagaskar leidet die Wirtschaft unter der anhaltenden politischen Instabilität. Die Länderbewertung in der Kategorie C ist nun auf „negative Watch”.

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Ökonomische, politische und moralische Konsequenzen der Schulden

Von Dr. Oliver Everling | 24.Juni 2015

Charles Wyplosz spricht beim Institut für Bankhistorische Forschung über das Thea „Main  Lecture Debt – Economic, Political and Moral Consequences“. „Schulden sind das Kernproblem“, sagt Charles Wyplosz vom Graduate Institute of International and Development, „denn die Schulden wachsen weltweit und unaufhörlich. Die Frage sei aber, ob das schlecht ist.“

Wyplosz zeigt Gründe auf, warum ein unverhältnismäßiges Wachstum von Schulden schlecht sein könnte: Hohe Verschuldung zwinge früher oder später zum „Deleveraging“, dem Schuldenabbau. Schuldner sind möglicherweise nicht in der Lage, ihre Schulden zu begleichen. AUßerdem führe das Kreditwachstum zu einer schlechten Allokation von Ressourcen, sowohl in den Relationen von Aktien und Anleihen, als auch in der Relation von öffentlicher und privater Verschuldung. Die Fragilität des Systems nehme zu, denn Zinsen werden durch übermäßige Kreditnachfrage nach oben getrieben. Außerdem könnten zyklische Baissen ausgelöst werden.

Im Ländervergleich zeigt sich, dass in Deutschland private Verschuldung relativ gesehen abgebaut wurde, wie auch der staatlichen Neuverschuldung Einhalt geboten wurde – im Unterschied zu den meisten anderen Staaten in Europa. Da jeder Verschuldung eine Ersparnis gegenüber steht, sei auch die Frage zu stellen, ob zu viel gespart worden sei. Die realen Zinsen sinken seit den später 1980ern. Wyplosz hält es für fraglich, ob die Zinisen auf frühere Niveaus zurückkehren werden. Neue Einflüsse seien von China und anderen Schwellenländern sowie von den Herausforderungen der demografischen Veränderungen zu beachten.

Wyplosz kommt auf „moral hazard“ zu sprechen: Der Begriff habe nichts mit Moral zu tun, sondern es gehe um das vernünftige Verhalten von Gläubigern und Schuldnern. Es gehe in Wirklichkeit um Anreize. Schuldner gehen ein Versprechen ein und Gläubiger nehmen ein Risiko. Hier gebe es keinen „unschuldig“ Beteiligten. Schulden seien keine Sünde, sondern ein finanzielles Instrument.

Exzessive Schulden können drastische Effekte auf private wie auch öffentliche Schuldner haben. Extreme Situationen können zu politischer Instabilität undzur Ablösung von Regierungen führen. Die Weltbank sei zum universellen Schutzpolizisten geworden. Werden Schulden nicht bedient bzw. zurückgezahlt, verlieren die betroffenen Schuldner den Zugang zum Markt und Gläubiger erleiden Verluste. Ein brennendes Beispiel sei Griechenland. Als Demokratie zu Griechenland zurückkehrte in den späten 1970er Jahren, war die Verschuldung ds Staates in Relation zum Bruttoinlandsprodukte noch kaum über 20 %. Seit der Finanzkrise explodierte die Verschuldung durch Kredite aus der Europäischen Union und von der Weltbank.

Wenn die Kredite an Griechenland einfach abgeschrieben würden, müsse sich die Frage stellen, warum überhaupt och weitere Kredit gegeben werden sollten. Umgekehrrt sei fraglich, warum Griechenland noch weitere Kredite nehmen solle, wenn die Bedingungen dafür so schlecht seien. Wyplosz geht auch den moralischen Fragen nach, denn es gehe nicht nur um „moral hazard“. Benjamin Friedman schrieb in der New York Review of Books 2014, dass es keine moralische Begründung dafür gebe, Deutschland auf Rückzahlungen gewährter Kredite zu verzichten, zitiert Wyplosz.

Das dem Vortrag von Wyplosz folgende Panel widmet sich dem Kernproblem: „Too much debt: Inability or unwillingness to pay?“ Es diskutieren Günter Franke,  University of Konstanz, Gerhard Illing, LMU Munich, Joachim Nagel, Deutsche Bundesbank, Lucas Papademos, University of Athens, Academy of Athens, Isabel Schnabel, Johannes Gutenberg University Mainz, unter der Moderation von Reinhard H. Schmidt, Goethe University Frankfurt.

Franke deutet an, dass es keineswegs eine einfache Frage ist, das richtige Maß der Verschuldung zu finden. In jedem Fall sei klar, dass sich eine Insolvenz dann einfach lohne, wenn es billiger sei, insolvent zu werden, als zahlungsfähig zu bleiben. Franke will ziwschen Zahlungsunwilligkeit und Zahlungsunfähigkeit unterschieden wissen. Die Situationen seien in ihren Konsequenzen recht unterschiedlich. In der Europäischen Währungsunion sieht Franke Möglichkeiten für Trittbrettfahrer, die Vorteile einer Währungsunion zu nutzen, nicht aber auch die Kosten gemeinsam mit den anderen Partnern zu tragen. „Außerdem gibt es eine Menge Agency-Probleme.“

Franke will unterscheiden, ob es eine große Anzahl von Gläubigern gibt, oder nur wenige, mit denen verhandelt werden könne. Anleihen und Kredite unterscheiden sich daher auch schon von ihrer Grundkonzeption her in der Ausfallwahrscheinlichkeit. Bei Anleihen müsse aufgrund der gewöhnlich größeren Anzahl von Gläubigern mit einem „run“ gerechnet werden, wenn es zu Zahlungsschwierigkeiten kommt.

Griechenland habe im wesentlichen die Weltbank (IMF), die Europäische Zentralbank (ECB) sowie die Europäische Union (EU) als Gläubiger. Franke hält es aufgrund dieses kleinen Kreises von GLäubigern für wahrscheinlich, dass es zu einer Einigung kommt, da sonst die Verantwortung für jede Konsequenz einer mangelnden Einigung genau diesen Gläubigern zugeordnet werden könne.

Illing will staatliche Verschuldung in Relation zum Steueraufkommen sehen: Lanfristige Zinsen seien sehr schwierig vorherzusehen, aber Staaten haben im Unterschied zu Unternehmen und Haushalte eine Reihe weiterer Möglichkeiten, mit ihrer Verschuldung umzugehen. Illing befasst sich mit den Kosten des Stabilisierungseffekts, der durch eine geringere Verschuldung erreicht werden kann. Jede Reduktion der Verschuldung müsse im Kontext mit der Investitionstätigkeit des Staates gesehen werden.

Nagel unterstreicht, dass Staaten immer wieder gezeigt hätten, dass eine Reduktion öffentlicher Verschuldung möglich ist. Nagel macht daher Hoffnung, dass Verschuldung auch auf ein Niveau gebracht werden könne, die auf Dauer von einem Staat getragen werden könne.

Papademos zeigt auf, wie sich die Verschuldung in Griechenland unter verschiedenen anderen Annahmen als den tatsächlich eingetretenen Umständen entwickelt hätte. Unter realistischen Annahmen über das künftige Wachstum in Griechenland lasse sich eine Reduktion der Verschuldung erwarten. Auch wenn die Verschuldung sinke, werde aber die öffentliche Verschuldung auf sehr hohem Niveau bleiben. Der Schuldendienst werde in den nächsten Jahren machbar sein: Allerdings seien entsprechende Haushaltsüberschüsse unabdingbar. Wenn aber die Wirtschaftsleistung des Griechenlands deutlich unter ihrem Position bleibe, seien Schuldenerlasse unabdingbar.

Schnabel fokussiert den Zusammenhang zwischen Banken- und Staatskrisen. Dieser veranlasse dazu, Banken stabiler zu machen, um Bankenkrise weniger wahrscheinlich zu machen. Staatsanleihen sind hoch liquide und genießen verschiedene Privilegien wie mangelnde Eigenmittelunterlegung durch Banken. Daher komme es zu einer Überinvestition in Staatsanleihen. Staatsanleihen würden eine besondere Rolle im Liquiditätsmanagement der Banken spielen. Alle Staatsanleihen in der Eurozone seien aber Verbindlichkeiten von Staaten, die ihre Schulden nicht einfach durch die Zentralbank ablösen lassen können.

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Gute Zeiten für offene Immobilienfonds

Von Dr. Oliver Everling | 24.Juni 2015

Offene Immobilienfonds entwickeln sich weiterhin äußerst positiv. Zu diesem Ergebnis kommt die FERI EuroRating Services AG im aktuellen Rating der Offenen Immobilienfonds. Von den insgesamt zwölf bewerteten Fonds wurden elf quantitativ auf Basis öffentlich verfügbarer Informationen bewertet. Der „LEADING CITIES INVEST“, der sich auf ausgewählte europäische Metropolen konzentriert, wurde dagegen aufgrund seiner jungen Historie einer qualitativen Bewertung unterzogen.

Insgesamt erhalten vier Fonds die Note A-, sechs Fonds die Ratingnote A und die beiden Spitzenreiter „grundbesitz europa RC“ sowie „UniImmo: Europa“ bekommen die Note A+. Bis auf den „hausInvest“ und „Deka-ImmobilienEuropa“, die sich von A auf A- verschlechterten, konnten alle Immobilienfonds ihre Bewertungen vom September 2014 bestätigen oder steigern. Der „UniImmo: Europa“ stieg dabei von A auf A+, der „Deka-ImmobilienGlobal“ stieg von A- auf A und die Fonds „UniImmo: Global“ sowie „WestInvest InterSelect“ verbesserten sich von B+ auf A-.

Die Qualität ihres Immobilienportfolios fällt im Gesamtrating zu 50 Prozent ins Gewicht. Denn „auf Basis der Qualität des Immobilienportfolios lässt sich die zukünftige Performance und Stabilität der Fonds besonders gut prognostizieren“, sagt Robin Haber, Senior Analyst der FERI EuroRating Services AG. Zur Bewertung der Immobilienportfolien werden alle öffentlich verfügbaren Informationen auf Einzelobjektebene der Fonds herangezogen, bewertet und mit den Prognosedaten der FERI EuroRating Services AG verknüpft. Bei der Analyse zeigt sich eine deutliche Differenzierung zwischen den Fonds. Die höchste Ratingpunktzahl haben die Fonds „grundbesitz europa RC“ und „Wertgrund Wohnselect D“ erhalten. Den Fonds „grundbesitz europa RC“ kennzeichnen hierbei langfristige Mietverträge, ein geringer Leerstand, sehr gute Mikrostandorte, eine hohe Objektqualität, eine geringe Mieterkonzentration und eine ausgewogene Allokation. Der Fonds „Wertgrund Wohnselect D“ sticht hingegen durch einen stabilen Anker in der Assetklasse Wohnen sowie einen geringen Leerstand und sehr gute Makrostandortbewertungen hervor.

Im Durchschnitt konnten die Fonds im Rating eine 1-Jahres-Performance von ca. 2,5 Prozent erzielen. „Alles in allem handelt es sich um einen beachtlichen Spread zum derzeitigen Zinsniveau von Staatsanleihen“, so Haber.

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Kunstinvestment aus Leidenschaft

Von Dr. Oliver Everling | 23.Juni 2015

Hubertus von Barby, Geschäftsführer der newskontor GmbH, stellt auf dem „forum art & collectibles“ in Frankfurt am Main Dr. Roman Kräussl vor: Dr. Roman Kräussl promovierte an der Johann Wolfgang Goethe Universität Frankfurt am Main und ist Associate Professor an der Luxembourg School of Finance.

„Art is booming“, sagt Kräussl und weist darauf hin, dass Kunst als Anlageklasse in Deutschland eher noch skeptisch gesehen werde, anders als in anderen Staaten. „Wir versuchen Kunst als alternative Anlageklasse zu verstehen“, führt Kräussl in die Möglichkeiten ein, Kunst als Gegenstand von Investment zu sehen. „Ich versuche die Lücke zu schließen zwischen den Kunsthistorikern und den Finanzexperten. Die Finanzeperten haben oft Berührungsängste. Ich spreche nicht nur über Kunst und nicht nur über Dollars.“

Den Zuwachs der Kunstmärkte bemisst Kräussl auf über 500 % in den letzten 10 Jahren. 2014 seien rund 90 Mrd. US$ in Kunst geflossen. HNWIs, hoch vermögende Anleger, investierten rund 6 % ihres Vermögens in Kunst. „Außerdem kommen immer mehr Kunstfonds auf den Markt, aber die Mehrzahl funktioniert nicht. Das Risiko ist sehr hoch.“

„Wir haben ein Problem, denn wir haben keinen Fundamentalwert, keinen Barwert, keine laufende Zahlungen. Verleihen an Museen lohnt sich oft wegen der hohen Versicherungskosten nicht.“ Kunst könne daher nicht als Standardfinanzinstrument gesehen werden. Intransparent, illiquide, überhaupt nicht reguliert, unheimlich hohe Transaktionskosten, Versicherungskosten – daher fragt Kräussl: „warum wird überhaupt in Kunst investiert?“

Kräussl sieht Kunst als „Passion Investments“, Investition aus Leidenschaft. Ronald Lauder bezahlte z.B. im Juni 2006 135 Mio. US$ für ein Bild von Klimt. Standardmäßige Nutzenoptimierung funktioniere nicht. Ästhetischer Wert, Leidenschaft für Sammlungen, gutes Tun, Status und Prestige seien die fünf wichtigsten nicht-finanziellen MOtivationen für den Kauf von Kunst. „Man kann sich nun einmal nicht eine Apple-Aktie an die Wand hängen“, macht Kräussl klar. Kräussl macht den Unterschied zwischen Status und Prestige deutlich. Es sei eine Prestigefrage, zu bestimmten Austellungen und Vernisssagen eingeladen werden.

„In den letzten fünf Jahren hat sich der Markt komplett verändert. China ist – wenn nicht Nummer 1, dann – Nummer 2.“ Noch vor fünf Jahren wäre mehr als 35 % der Kunst in Großbritannien verkauft worden. Heute sei Europa dagegen in der Bedeutungslosigkeit versunken.

All Time – All Stars: Picasso, Warhol, Monet, Bacon, Renoir, Richter, Rothko, Basquiat, Modigliani, Chagall – Renoir erreichte seine Spitze z.B. 1990. In 2014 führte Warhol mit 81.925.000 US$. Die Hitliste der jungen Künstler wird von den US-Amerikanern Auerbach, Kassay und Smith sowie dem Kolumbianer Murillo angeführt, gefolgt von Koreanern und Chinesen.

„Ich sage nicht, alles Geld in Kunst!“, warnt Kräussl mit Blick auf die zum Teil überdurchschnittliche Performance von Geldanlagen in Kunst, denn diese sei vor Transaktionskosten usw. gerechnet. Extreme Zuwächse gab es b ei den Top 50 Künstlern, die nach 1950 geboren wurden. Damien Hirst erreichte seinen Hochpunkt 2008. Obwohl auch Gerhard Richter zur Beginn der Finanzkrise einen Knick bekam, wäre die Performance mit Kunst von Richter besser gewesen, zeigt Kräussl auf.

Der Vortrag von Kräussl zeigt, dass einerseits bereits erhebliches, wissenschaftlich fundiertes Wissen zu Kunst als Anlageklasse verfügbar ist, aber der Weg zu einem allgemein akzeptierten Kunstrating, mit dem das Risiko der Geldanlage in Kunst klassifiziert würde, noch weit ist.

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Koch und Koch-Weser über „mindful investments“

Von Dr. Oliver Everling | 23.Juni 2015

Die mangelnde Rechenbarkeit der Bedeutung von z.B. Walen und seltenen Tier- und Pflanzenarten unserer Welt wirft für wirtschaftliche Entscheidungen Probleme auf. Dr. Maritta Koch-Weser, Mitglied des Stiftungsrates des WWF, zeigt auf der „funds excellence 2015″ in einer Podiumsdiskussion mit Roland Koch von der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung DKJS, ehemaliger Ministerpräsident des Landes Hessen und Vorstandsvorsitzender des Bilfinger Konzerns, auf, dass sich kaum bewerten lässt, was uns die Weiterexistenz dieser Pflanzen und Tiere wert sein sollte.

Koch sieht immer mehr Eigentümer, die Freude daran haben, etwas sich entwickeln zu sehen. Der Ertrag dieses „Business Plans“ würde weder zu Steuern noch zu privatem Reichtum führen, sondern eine Dividende in einer anderen Dimension bringen. Koch sieht daher bei der Geldanlage mehr als nur Zins und Zinseszins. „Es gibt noch eine andere Form von Dividiende.“ Für die DKJS sei es daher wichtig, Transparenz zu zeigen. Koch gibt Beispiele, wie man mit Schülern eine neue Form von „Empowerment“ geben könne, indem diese z.B. für zwei Wochen einmal an einem Camp teilnehmen. Wer diese Camps besucht habe, zeige statistisch eine wesentlich höhere Wahrscheinlichkeit, das Versetzungszeugnis zu erhalten.

Koch-Weser weist auf die Bedeutung von Ratingagenturen hin, die dabei helfen, unterschiedliche Qualitäten zu identifizieren und transparent zu machen. So habe auch die Bertelsmann Stiftung die Rolle von Ratings untersucht und Ansätze aufgezeigt, wie mit Rating die relevanten Fragestellungen geordnet werden können. Koch warnte allerdings vor einer allzu schematischen Anwendung von Rankingmethoden, wenn diese nicht genügend Flexibilität zeigen würden, auch neuen Entwicklungen Rechnung zu tragen.

Mit Blick auf die Erbengeneration spricht Koch das Phänomen an, dass der Bezug zur Arbeit und „originären, wertschaffenden Tätigkeit“ immer anonymer werde. Manche Erben könnten sich mit den hinterlassenen Unternehmen nicht identifizieren, auch veranlasse die Erbensituation oft zur Umwandlung eines Unternehmens in eine Kapitalgesellschaft. Vor diesem Hintergrund wächst das Bedürfnis, für Nachhaltigkeit zu sorgen und eine weitere Dimension der Geldanlage zu erschließen.

„Denken Sie einmal darüber nach, nachhaltige Geldanlage als Matching Fund zu verstehen“, fordert Koch-Weser auf und spricht davon, dass „soziales Kapital“ eingebracht werde.

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BBB für Geothermischen Kraftwerksgesellschaft Traunreut

Von Dr. Oliver Everling | 19.Juni 2015

FERI EuroRating Services AG hat das „BBB“ Rating der Anleihe der Geothermischen Kraftwerksgesellschaft Traunreut mbH bestätigt. Die Anleihe hat eine Laufzeit bis zum Jahr 2030 und ist mit einer erstrangigen Grundschuld am Grundstück des Geothermie-Heizkraftwerks im oberbayerischen Traunreut dinglich besichert.

Die Emittentin weist seit dem Erstrating vom Juni 2014 eine planmäßige Entwicklung auf. Obwohl die im Sommer 2014 vorgefallene Pumpenhavarie die finanzielle Flexibilität des Unternehmens eingeschränkt hat, konnte das Unternehmen die Havariefolgen insgesamt gut bewältigen. Der Kraftwerksbau ist trotz der Pumpenhavarie und ungünstiger Witterungsbedingungen im ersten Quartal 2015 wie geplant vorangeschritten. Bei einem planmäßigen Abschluss des Bauvorhabens geht FERI von der Aufnahme der Stromproduktion im Januar 2016 aus. Ab 2016 könnte die GKT dann Einnahmen sowohl aus der Fernwärmelieferung als auch aus der Verstromung des geförderten Thermalwassers erzielen. Diese Einnahmen werden aufgrund der höheren Energieausbeute aus dem geförderten Wasser voraussichtlich höher ausfallen, als vor einem Jahr geplant.

Insgesamt gesehen ist vor dem Hintergrund des erfolgten Baufortschritts von einer planmäßigen Inbetriebnahme der Anlage und Lieferung der geplanten Strom- und Fernwärmemengen ab Januar 2016 auszugehen. Dadurch wäre die planmäßige Erfüllung aller Zahlungsverpflichtungen aus der Namensschuldverschreibung gewährleistet.

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Nur temporäre Entwarnung für Franzosen

Von Dr. Oliver Everling | 16.Juni 2015

In den zwölf Monaten von Mai 2014 bis April 2015 ging die Zahl der Insolvenzen in Frankreich gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 2,7 Prozent weiter zurück. In den zwölf Monaten zuvor waren es minus -2,9 Prozent. Die immer noch über 62.000 Insolvenzen kosteten die Lieferanten nach Angaben des internationalen Kreditversicherers Coface 3,9 Mrd. Euro. Das sind 16,6 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum bis Ende April 2014. 174.786 Arbeitsplätze waren betroffen (-4,6%).

Der Rückgang ist laut Coface temporären Effekten aus dem anziehenden privaten Konsum, dem niedrigen Ölpreis und verbesserten Gewinnspannen der Unternehmen zu verdanken. “Wir rechnen allerdings damit, dass sich der Konsum im zweiten Quartal wieder abschwächt, da die Energiepreise wieder steigen. Auch steigt dank der allmählichen gesamtwirtschaftlichen Erholung die Zahl der Unternehmensgründungen wieder. Ohne Kleinstbetriebe ist hier in den zwölf Monaten bis Ende März ein Anstieg von 2,8 Prozent zu verzeichnen. So dürfte es bis Ende des Jahres zusätzliche Insolvenzen geben“, sagt Guillaume Baqué, Economist bei Coface.

Unter den 100 größten Insolvenzen, betrachtet nach dem Umsatz der Unternehmen, stachen drei Branchen heraus: der Bau mit 17 Prozent, Metall mit 15 Prozent und Dienstleistungen an Einzelpersonen mit 5 Prozent. Die Services an Privatleute tauchten zum ersten Mal im Ranking auf. Diese drei Branchen waren unter den elf betrachteten auch diejenigen mit einem Anstieg der Insolvenzen. Auf der Insolvenzlandkarte Frankreichs hat sich einiges verändert. Sechs Regionen haben sich mit einem Rückgang um mehr als 5 Prozent klar verbessert. Vorne liegen Aquitaine mit minus 10,2 Prozent und Limousin (-8%). Fünf Regionen verbuchten mehr Insolvenzen, und zwar zwischen 5,1 Prozent im Elsass und 0,3 Prozent in Ile-de-France mit dem Großraum Paris. Ile-de-France hat mit fast 20 Prozent (19,7%) den größten Anteil an allen Insolvenzen in Frankreich.

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