Inflation und Risiken aus der Türkei
Von Dr. Oliver Everling | 8.August 2014
Die Inflation übersteigt das Jahresziel der Zentralbank wegen der Lira-Abwertung und hohen Lebensmittelpreisen. Politische Risiken müssen weiter beobachtet werden und auch die Unternehmensrisiken steigen – mit Ausnahme der Branchen mit Auslandsfokussierung. Das ist das Szenario, das Coface für den Rest 2014 und das nächste Jahr für die Türkei skizziert.
2013 verzeichnete die türkische Wirtschaft nach Angaben des internationalen Kreditversicherers mit 4 Prozent ein starkes Wachstum. Es fußte auf einer lebhaften Inlandsnachfrage: Konsum und Investitionen trugen deutlich zum Wachstum bei. Die Nettoexporte dagegen drückten die Wachstumsrate, weil die starke Konsumnachfrage im Land die Importe steigen ließ. Hohe Lebensmittelpreise, starke Nachfrage und die scharfe Abwertung der Lira Ende 2013 führten zu einer Inflationsrate von 7,4 Prozent, die deutlich über den von der Zentralbank anvisierten 5 Prozent lag.
Vor der Präsidentenwahl im August ist Coface vorsichtig bei der Bewertung der Unternehmensrisiken in der Türkei. Falls wieder politische Verwerfungen aufkommen wie im Dezember und Januar, könnten ausländische Investoren das Land verlassen. Mit der Folge starker Schwankungen an den Devisenmärkten. Eine solche Situation würde die Auslandsverschuldung der Unternehmen, die sich ohnehin auf einem hohem Niveau befindet, weiter belasten.
Schon 2014 wird das Wachstum nachlassen. Die Nachfrage der Verbraucher geht aufgrund steigender Kreditzinsen und Maßnahmen zur Begrenzung der Darlehensbelastung zurück. Die Arbeitslosigkeit dürfte im Zusammenhang mit der konjunkturellen Verlangsamung kurz- und mittelfristig steigen. Die drastische Lira-Abwertung in Verbindung mit den steigenden Kreditkosten führen zu Risiken im privaten Wirtschaftssektor, weil sie die Produktion verteuern und die Gewinnspannen begrenzen. Aufgrund dieser Faktoren hat Coface die Türkei in der Länderbewertung in der Stufe A4 auf negative Beobachtung gesetzt.
„Unter diesen Umständen sind die Risiken für Branchen, die hauptsächlich im Inland Geschäft machen, höher. Auslandsorientierte Unternehmen sind dagegen in einer vorteilhafteren Situation. Sie profitieren von der wirtschaftlichen Erholung in Europa, den Haupthandelspartnern der Türkei, und der schwächeren Lira“, meint Seltem Iyigun, Economist für die MENA-Region bei Coface.
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Fonds straucheln an Anlegererwartungen
Von Dr. Oliver Everling | 8.August 2014
Für die Mehrheit institutioneller Investoren in Europa entspricht die Entwicklung ihrer Fondsinvestitionen in der letzten Dekade nicht ihren Erwartungen. Zu diesem Ergebnis kommt eine von Aquila Capital initiierte Umfrage unter 101 institutionellen Investoren in Europa, die im Juli 2014 durchgeführt wurde. 59% der befragten Investoren gaben an, dass die von ihnen gehaltenen Fonds ihre Erwartungen im vergangenen Jahrzehnt entweder nur teilweise erfüllt oder sogar gänzlich verfehlt haben.
Während 18% der Anleger äußerten, dass ihre Fondsanlagen während der letzten zehn Jahre innerhalb der Risikotoleranz geblieben sind, konstatiert jeder sechste Befragte bei mindestens der Hälfte seiner Fonds eine Verletzung der Risikotoleranzgrenzen. „Das vergangene Jahrzehnt“, so Christian Kiefer, Geschäftsführer bei Aquila Capital, „war von Phasen sehr volatiler Finanzmärkte geprägt. Unsere Analyse zeigt auf, wie groß die Lücke zwischen den Erwartungen der Investoren und den tatsächlichen Ergebnissen der Fonds ist.“
Die Studienergebnisse verdeutlichen, dass sich Investoren der Schwierigkeit, nachhaltige Renditen aufgrund von Marktprognosen zu erwirtschaften, bewusst sind. Mehr als ein Viertel (26%) hält die Vorhersage von Marktentwicklungen für zu schwierig und setzt somit unter anderem Grenzwerte nach Branchen (16%), Ländern (27%) und Anlageklassen (14%) fest. Auf dieser Ebene, so glaubt jeder zehnte Befragte, seien Prognosen möglich.
Zwar halten neun von zehn Investoren Diversifikation für wichtig (41%) oder sehr wichtig (48%), doch gab jeder Vierte (27%) an, während des letzten Jahrzehnts nicht wie ursprünglich beabsichtigt diversifiziert zu haben. Als häufigste Ursachen dafür nannten die Investoren eine zu hohe Allokation in einzelnen Strategien (44%) und die Übergewichtung bestimmter Anlageklassen (39%).
„Die Studie macht deutlich“, erläutert Christian Kiefer, „wie außerordentlich schwierig seriöse Prognosen über unterschiedliche Marktphasen hinweg sind. Über 40% der Investoren gaben an, dass sie es für unmöglich halten, die Entwicklung von Einzeltiteln und Sektoren langfristig dauerhaft richtig zu prognostizieren. Ferner bezweifeln Anleger, dass sich anhand von Marktprognosen über längere Zeit immer wieder Alpha generieren lässt. Interessant ist auch, dass systematische Diversifikation als Instrument zur Risikoreduktion anerkannt wird.“
Anlass für die vorgenommene Studie ist das 10-jährige Bestehen der von Aquila Capital gemanagten Risikoparitätsstrategie. Im Zentrum des risikoparitätischen Anlagekonzepts steht die Diversifikation. Die Risikoparitätsstrategie von Aquila Capital setzt einen systematischen Allokationsansatz um, der nicht auf Prognosen basiert, sondern sein Vermögen unter Risikogesichtspunkten gleichgewichtet in die vier Anlageklassen Aktien, Anleihen, kurzlaufende Zinsen und Rohstoffe investiert. Durch die Gleichgewichtung des Risikos in der Portfolioallokation lassen sich eine hohe Diversifikation und langfristig attraktive risikoadjustierte Renditen erzielen.
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Weniger Konsumentenkredite trotz Niedrigzinsen
Von Dr. Oliver Everling | 8.August 2014
Wie komplex die Analyse von Angebot und Nachfrage an den Kreditmärkten sein kann, zeigen die scheinbaren Widersprüche aus Zentralbankgeldflutung der Finanzmärkte, Niedrigzinsen und zugleich sinkenden Kreditvolumina.
Ende 2013 betrug der Bestand der Konsumentenkredite in Europa 1.061 Milliarden Euro, ein Minus von 0,9 Prozent im Vergleich zu 2012. Auch in Deutschland ist die Summe der ausstehenden Kredite leicht gesunken. Gestiegen ist sie in sieben europäischen Ländern, darunter Großbritannien. Das sind Ergebnisse der Studie „Consumer Credit Market in Europe“ der französischen Crédit Agricole Consumer Finance (CACF) Gruppe, zu der die CreditPlus Bank AG gehört.
Die Studie wurde in 28 europäischen Ländern durchgeführt. Seit 2008 sind die Konsumentenkredite in Europa rückläufig, 2013 hielt dieser Trend weiter an. Eine wesentliche Ursache dafür ist die Arbeitslosigkeit, die innerhalb der EU im gleichen Zeitraum fortlaufend gestiegen ist. In den Ländern Südeuropas einschließlich Frankreich, die von der Wirtschafts- und Eurokrise besonders stark betroffen sind, sank die Summe der ausstehenden Kredite sogar um 7 Prozent. Diese Länder haben mit einer deutlich höheren Arbeitslosigkeit als beispielsweise Deutschland zu kämpfen, kommentiert die CACF. Einen zweiten Grund für den Rückgang der Konsumentenkredite in Europa sieht CACF in der stärkeren Regulierung der Banken bei der Vergabe von Darlehen, vor allem durch das Reformpaket Basel III.
Mit 260 Milliarden Euro ist die Summe aller Konsumentenkredite in Großbritannien europaweit am höchsten. Das entspricht einem Viertel aller ausstehenden Darlehen in Europa. Dahinter folgen Deutschland (223 Milliarden Euro) und Frankreich (146 Milliarden Euro). Das Vereinigte Königreich verzeichnet für 2013 einen Zuwachs von 5 Prozent, während die Kreditbestände in allen anderen großen Wirtschaftsnationen zurückgehen.
In Deutschland nahmen die Kreditbestände um 1 Prozent ab, in Frankreich um 2 Prozent, in Italien um 3 Prozent. Besonders deutlich ist der Rückgang im krisengebeutelten Spanien (minus 8 Prozent). Im Wachstum übertroffen wird Großbritannien nur durch Dänemark, wo das Plus sogar bei 15 Prozent liegt. Ebenfalls gegen den Trend wachsen die Bestände in der Slowakei (+5 Prozent), in Schweden (+4 Prozent), Luxemburg (+3 Prozent), Malta und Litauen (jeweils +1Prozent). In Deutschland sinkt die Pro-Kopf-Verschuldung – in Großbritannien knackt sie die 4.000-Euro-Marke Durchschnittlich am höchsten durch Darlehen verschuldet sind ebenfalls klar die Briten.
Die Pro-Kopf-Verschuldung ist in Großbritannien 2013 leicht gestiegen. Sie beträgt 4.071 Euro und ist so hoch wie seit 2009 nicht mehr. Dahinter folgen Luxemburg (3.721 Euro) und Dänemark (3.301 Euro). In Deutschland sind die Konsumentenkreditbestände pro Kopf von 2.741 Euro im Jahr 2012 auf 2.716 Euro im Jahr 2013 gesunken. Am Ende der Skala liegt wie im Vorjahr Litauen mit 222 Euro.
„Besonders in Südeuropa erscheint vielen Menschen die finanzielle Zukunft zu unsicher, als dass eine Verschuldung für sie in Frage käme“, sagt Jan W. Wagner, Vorstandsvorsitzender der CreditPlus Bank. „Ein Wirtschaftsaufschwung ist noch nicht in dem Maße eingetreten, dass Konsumlaune und Kreditbereitschaft in Europa flächendeckend steigen.“ Deutschland stelle mit seiner stabilen Entwicklung einer Ausnahme dar – doch tendierten die Bundesbürger vor allem in Niedrigzinsphasen dazu, ihr Vermögen liquide zu halten und bar auszugeben, weshalb es auch hierzulande trotz guter Konjunktur nicht zu erhöhten Kreditvolumen kommt. „Die aktuellen Aussichten lassen erwarten, dass der Markt in Deutschland auf dem aktuellen Niveau bleibt, sofern der Gesetzgeber bei neuen Regelwerken nicht über das Ziel hinausschießt“, so Wagner.
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smart invest warnt vor ansteckenden Latinos
Von Dr. Oliver Everling | 8.August 2014
Der aktuelle Staatsbankrott von Argentinien ist weltweit die 56. Staatspleite in den vergangenen 25 Jahren. „Dies zeigt, dass Staaten auch bei grundsätzlich guter weltweiter Konjunktur in die Insolvenz gehen können“, sagt Max Schott, Geschäftsführer von smart-invest Asset Management in Stuttgart. „Höhere Zinsen von Schwellenländer-Anleihen tragen ein reales Ausfallrisiko, das wird von vielen Anlegern ignoriert“, stellt Schott klar.
Die Analyse des smart-invest Portfoliomanagements zeigt, dass die Ursache für die aktuelle Pleite in der Abwicklung der chaotischen Staatsinsolvenz 2001 und der Restrukturierung der Anleihen im Jahr 2005 liegt. Erschwerend kommt das Verhalten von Elliot Management dazu. Inklusive aufgelaufener Zinsen klagt Elliot Management vor einem US-Gericht auf die Zahlung von 1,5 Milliarden US-Dollar. Das Geschäftsmodell des Unternehmens, das vom Hedgefondsmanager Paul Elliot Singer geführt wird: Billige Schulden aufkaufen und mit Profit verkaufen oder den Schuldner verklagen die gesamte geschuldete Summe zu zahlen. Das Vorgehen des Hedgefonds ist legal, aber problematisch. „Wenn Investoren sich Schuldenschnitten widersetzen, besteht für in Insolvenz geratene Länder kaum eine Möglichkeit sich zu restrukturieren“, stellt Thomas Portig, Portfoliomanager bei smart-invest Asset Management klar. Somit hat der Vorfall eine hohe Brisanz, denn es geht um einen für die Weltwirtschaft gefährlichen Präzedenzfall. Der letzte bekannte Schuldenschnitt war im Jahr 2012 für Griechenland. Hätten die Gläubiger nicht zugestimmt, wäre Griechenland in die Insolvenz gegangen.
Depots sollten untersucht werden – so die Empfehlun der Analysten – auf Anleihen von Schwellenländern mit politischen oder wirtschaftlichen Problemen, wie z.B. Venezuela oder Thailand, die ins Visier von Hedgefonds genommen werden könnten. Insgesamt wird auf längere Sicht der Fall Argentinien andere Länder in Südamerika negativ beeinflussen.
Aktieninvestments in Südamerika sollten überprüft werden. Depots sollten untersucht werden auf europäische Aktien, die einen großen Anteil ihres Geschäfts mit Argentinien oder den Nachbarländern generieren. Traditionell sind spanische Unternehmen stark in Lateinamerika engagiert.
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Scope verliert Dames an DEXTRO Group
Von Dr. Oliver Everling | 6.August 2014
Der erfahrene Real Estate-Experte Bernhard Dames wird künftig bei DEXTRO das Rating von Immobilienfonds verantworten. Die DEXTRO Group positioniert sich zunehmend als Ratinghaus, das in die von Ratingagenturen fokussierten Märkte vordringt.
Vor seinem Wechsel zu DEXTRO war der Diplom-Kaufmann Dames über zehn Jahre lang für die Analyse von Geschlossenen Immobilienfonds bei Scope zuständig, die letzten Jahre in verantwortlicher Position. Darüber hinaus hat Dames im Rahmen des Ratings Offener Immobilienfonds die Immobilienportfolien sämtlicher Offenen Immobilienfonds in Deutschland bezüglich ihrer Chancen und Risiken geprüft.
Ein Schwerpunkt von Dames Immobilienexpertise liegt auf dem US-amerikanischen Immobilienmarkt. US-Immobilienfonds dürften die AIF-Angebotspalette im laufenden Jahr volumenmäßig dominieren, erwartet die DEXTRO Group.
„Wir freuen uns, dass wir mit Bernhard Dames einen ausgewiesenen Immobilienexperten gewinnen konnten, der uns bei unserem Ziel, für unsere Kunden höchstmögliche Transparenz und Vergleichbarkeit auf dem Markt der Immobilienfonds zu gewährleisten, wirksam unterstützen wird“, so Georgi Kodinov, CEO der DEXTRO Group.
Nach Abschluss seines Studiums an der TU Berlin hat Dames im Laufe seiner Karriere alle Seiten des Immobilienmarktes kennen gelernt. Der Immobilienspezialist arbeitete zunächst in der Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung für Immobiliengesellschaften. Bevor Dames sich der Analyse- und Ratingtätigkeit zuwandte, gehörte er der Geschäftsleitung eines Bauträgers und Fondsinitiators an und war im Investmentbereich eines großen Maklerunternehmens tätig.
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Hannover Rück bestätigt Jahresziele
Von Dr. Oliver Everling | 6.August 2014
Mit den Ergebnissen des ersten Halbjahres sieht sich die Hannover Rück auf gutem Weg, ihre Jahresziele für 2014 zu erreichen. Auf Basis konstanter Währungskurse geht das Unternehmen unverändert von einer stabilen bis leicht steigenden Bruttoprämie sowie einem Nachsteuergewinn in der Größenordnung von 850 Mio. EUR für das Gesamtjahr 2014 aus. „Voraussetzung ist,“ setzt der Rückversicherer als Bedingung, „dass die Großschadenbelastung nicht wesentlich den Erwartungswert von 670 Mio. EUR übersteigt und es zu keinen unvorhergesehenen negativen Entwicklungen an den Kapitalmärkten kommt.“
Dass die Rahmenbedingungen in der Schaden-Rückversicherung insgesamt weiterhin herausfordernd sind, zeigten auch die Vertragsverlängerungen zum 1. Juni und 1. Juli 2014, bei denen traditionell Teile des Nordamerikageschäfts, der Bereich der landwirtschaftlichen Risiken sowie Geschäft aus Lateinamerika zur Erneuerung anstanden.
„Im US-Sachgeschäft waren in nicht-schadenbelasteten Programmen Ratenrückgänge zwischen 5 % und 10 % die Regel; für schadenbelastete Verträge allerdings konnten in Teilbereichen Preiserhöhungen von bis zu 30 % erzielt werden. Stark gingen die Preise im US-Sach-Katastrophengeschäft zurück,“ erläutert die Gesellschaft weiter, „wenngleich weniger intensiv als noch zum 1. Januar 2014. Verstärkt zeigte sich auch der Wettbewerb im US-Haftpflichtgeschäft. Insgesamt hat sich das Prämienvolumen für das nordamerikanische Geschäft leicht reduziert.“
Mit den Ergebnissen in Lateinamerika ist die Hannover Rück zufrieden: „Das Wachstum ist in diesem Markt unverändert hoch, gleichwohl waren auch in Zentral- und Südamerika leichte Ratenrückgänge zu verzeichnen. Das Überangebot an Rückversicherungskapazität zeigte sich ebenfalls bei der Erneuerung eines Teils des Geschäfts mit landwirtschaftlichen Risiken. Jedoch konnte die gute Positionierung der Hannover Rück in diesem Markt gehalten werden.“
Die Hannover Rück setzt in der Schaden-Rückversicherung angesichts des weichen Markts einzig auf die Erhaltung der Profitabilität und Qualität des Portefeuilles. „Für 2014 sollte das Prämienvolumen währungskursbereinigt weitgehend stabil bleiben.“ Die verbesserte Ergebnisentwicklung in der Personen-Rückversicherung sollte sich im 2. Halbjahr fortsetzen. Für das Gesamtjahr 2014 wird mit einem deutlichen Ergebniswachstum im Vergleich zum Vorjahr gerechnet.
Als Kapitalanlagerendite strebt die Hannover Rück unverändert für das Gesamtjahr einen Wert von 3,2 % an. Hinsichtlich der Verteilung seiner Kapitalanlagen auf die einzelnen Anlageklassen plant das Unternehmen derzeit keine nennenswerten Veränderungen. Der Fokus liege vorrangig auf der Stabilität bei auskömmlichem Risiko-Ertrags-Verhältnis. Für die Dividende sieht die Gesellschaft unverändert eine Ausschüttungsquote von 35 % bis 40 % ihres IFRS-Konzern-Nachsteuerergebnisses vor.
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Bankenkonsolidierung ohne Ende
Von Dr. Oliver Everling | 6.August 2014
Die Ergebnisse der Aktiva-Qualitätsprüfung der Europäischen Zentralbank (EZB) werden im weiteren Jahresverlauf erwartet. Diese könnten unter Europas mittelgroßen Banken eine Konsolidierungswelle auslösen, glauben die Analysten der Jupiter Asset Management Limited.
Im Zuge der größeren Risikobereitschaft bei Anlegern und attraktiverer Aktienbewertungen haben die Aktivitäten bei Fusionen und Firmenübernahmen (M&A) in den letzten Monaten weltweit deutlich angezogen. „Fondsmanager wie ich“, sagt Guy de Blonay, Co-Fondsmanager des Jupiter Global Financials SICAV Fonds, „können auf zweierlei Arten von der M&A-Aktivität der Finanzbranche profitieren: entweder durch den Kauf von Beteiligungen an Boutiquen und Investmentbanken, die andere Institute bei potenziellen Fusionen und in Sachen Kapitalmanagement beraten und dafür eine Provision erhalten; oder alternativ durch Investitionen in jene Banken, die das Ziel einer Übernahmeofferte oder Teil einer einvernehmlichen Fusion werden dürften. Diese zweite Taktik erfordert starke Nerven und ein sehr gründliches Verständnis der permanenten Branchendynamik.“
In einem breiteren Zusammenhang scheint klar zu sein, dass größere Banken nur über einen begrenzten Spielraum für M&A-Aktivitäten verfügen: Jene Finanzinstitute, die bei einem Zusammenbruch Finanzkrisen entfachen könnten und daher bereits als „systemrelevant“ eingestuft sind, werden kaum durch Fusionen oder Übernahmen weiter wachsen können. Wenn Anleger auf dieser Ebene M&A-Aktivitäten sehen wollen, gilt es daher Unternehmen zu identifizieren, die im Rahmen sogenannter Bolt-on-Akquisitionen kleinere strategische Zukäufe zur Erweiterung ihrer bestehenden Geschäfte zu tätigen beabsichtigen.
„Gerade in der Eurozone findet ein Großteil der zu beobachtenden M&A-Tätigkeit jedoch in einem deutlich kleineren Rahmen statt. Dies gilt nach unserer Einschätzung insbesondere für Italien, wo eine Vielzahl von Regionalbanken bereit für eine Konsolidierung ist“, sagt Guy de Blonay.
„Als wichtiger Impulsgeber für diese Konsolidierung werden die Ergebnisse der von der EZB durchgeführten Prüfung der Aktiva-Qualität (Asset Quality Review) fungieren, deren Veröffentlichung im September oder Oktober erwartet wird. Die Prüfung ist lediglich ein Element der weitreichenden und umfassenden Bewertung durch die EZB, bevor diese im November 2014 offiziell die Verantwortung für die Bankenaufsicht im Rahmen des einheitlichen Aufsichtsmechanismus (Single Supervisory Mechanism) übernimmt. Diese Bewertung umfasst eine gründliche Qualitätsprüfung der Aktiva der Institute, die die EZB direkt beaufsichtigen wird. Oberstes Ziel ist es,“ so der Fondsmanager weiter, „eine größere Transparenz zu schaffen und letztendlich das Vertrauen in die europäischen Banken wiederherzustellen. Kaufwillige Unternehmen wollen sich zunächst ein genaues Bild über die Situation potenzieller Transaktionspartner machen, bevor sie aktiv werden. Sobald die Ergebnisse der Aktiva-Qualitätsprüfung feststehen, rechnen wir deshalb damit, dass insbesondere die größeren Banken diese Daten für ausgewählte Zukäufe schwächerer Mitbewerber nutzen und so im europäischen Bankensektor eine neue Konsolidierungswelle auslösen werden.“
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Schutz vor Datendiebstahl
Von Dr. Oliver Everling | 6.August 2014
Geknackte DSL-Router, ausgespähte E-Mail-Passwörter, gehackte Kundenkonten bei Kreditkartenanbietern, Spielkonsolen-Herstellern und zuletzt bei ebay -der neueste Bericht der Online Trust Alliance (OTA) gewinnt vor diesem Hintergrund an Beachtung. OTA verzeichnete 740 Millionen Fälle von Datendiebstahl im Jahr 2013, was das Jahr zum bisher schlimmsten für die Datensicherheit macht. Mindestens so schwer wie der eigentliche Datenverlust wiegen dabei meist die Folgen für Unternehmen und Verbraucher: finanzielle Verluste und zusätzlicher Verwaltungsaufwand auf beiden Seiten – und ein beschädigtes Vertrauensverhältnis auf Kundenseite.
FICO gibt sieben Tipps, mit denen sich Unternehmen vor Datendiebstahl schützen können:
Bedrohungen erfassen: Gefährdet sind insbesondere Karteninformationen und Bankdaten, persönliche Gesundheitsinformationen, sonstige persönliche Daten, aber auch geistiges Eigentum. Diese Attacken laufen meist über Schadcodes, unbefugte SQL-Zugriffe oder das Abhören von Verbindungen jeglicher Art, um Daten abzugreifen.
Einheitliche Standards: Gemeinsame Initiativen wie der PCI DSS (Payment Card Industry Data Security Standard), standardisieren das Sicherheitsniveau aller Beteiligten. Mit Erfolg: Alle bisher verzeichneten Fälle von Datenpannen betrafen Unternehmen, die sich dem PCI DSS nicht angeschlossen hatten. Die Einhaltung des Standards wird daher regelmäßig kontrolliert.
Schwachstellen erkennen: Risikobehaftet sind insbesondere Daten, die sich in einem nicht sicheren Speicherstadium befinden: Kreditkartennummern und PINs, die ohne die Verwendung der Karte für Transaktionen nutzbar sind, aber auch der Zugriff auf sogenannte Track-Daten von Kreditkarten können ausreichen, um eine gefälschte Karte herzustellen.
Neue Technologien nutzen: Monitoring-Systeme, die ein Datenleck früh erkennen sowie neuronale Netzwerke, die Informationen zu Auffälligkeiten über mehrere Kanäle weitergeben, sind ein wichtiges Element in der Betrugsbekämpfung.
Schnell sein: Moderne Lösungen bekämpfen den Betrug bei Kreditkartenzahlungen mit Echtzeit-Analytik: Potenziell betrügerische Transaktionen werden in 40 bis 60 Millisekunden erkannt. In dieser Zeit führen Lösungen wie der FICO Falcon Fraud Manager etwa 15.000 Berechnungen durch. Zum Vergleich: Für einen Wimpernschlag braucht der Mensch etwa 300 Millisekunden.
Für den Notfall gerüstet sein: Banken und Online-Händler müssen eine klare Strategie für den Fall der Fälle haben. Diese sollte Faktoren wie Risikogruppen, Datentyp der gefährdeten Daten, deren strategische Bedeutung und operationelle Einschränkungen mit einbeziehen.
Offenheit und Transparenz schaffen Vertrauen: Eine aktive und transparente Informationspolitik, die verschiedene Kommunikationskanäle (SMS, Telefon, E-Mail, Mobile App) einbezieht und frühzeitig über die Situation sowie die durch das Unternehmen eingeleiteten Schritte informiert, können das Kundenvertrauen stärken.
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Umfrage mit Selbst-Check für Mittelständler
Von Dr. Oliver Everling | 1.August 2014
Eine Umfrage und gleichzeitig einen Selbst-Check für Mittelständler zur Kommunikation mit ihren Banken bietet das „KMU-Banken-Barometer 2014″ des Verbandes Die KMU-Berater – Bundesverband freier Berater e.V.. Die Frist für die Umfrage verlängert der KMU-Beraterverband jetzt bis zum 31. August 2014.
„Die Kommunikation zwischen Mittelstand und Banken ist oft immer noch recht einseitig – die Unternehmen müssen Informationen jeder Art liefern, die Kreditinstitute aber halten sich mit Informationen z.B. zum Rating oder zur Bewertung der Sicherheiten eher zurück“, erläutert Bernd Tovar von der Fachgruppe Finanzierung-Rating im KMU-Beraterverband, die Beratungserfahrungen.
Mit dem „KMU-Banken-Barometer“ erheben die KMU-Berater die Einschätzung der Unternehmen zur aktuellen Situation der Banken-Kommunikation. Gleichzeitig können die Unternehmen die zwölf Fragen zur Selbst-Diagnose und zur Verbesserung ihrer Finanzkommunikation nutzen.
Das „KMU-Banken-Barometer“ enthält zehn Standardaussagen zur Zusammenarbeit mit Kreditinstituten und jährlich zwei Sonderfragen. Die Sonderfragen behandeln in diesem Jahr das Thema Kredit-Sicherheiten.
Auch für Verbände und Organisationen des Mittelstandes sowie für die Berufskollegen/innen der steuerberatenden Berufe bietet das „KMU-Banken-Barometer“ nach Einschätzung der KMU-Berater eine gute Möglichkeit, ihre Mitglieder und Kunden bzw. Mandanten bei der Sicherung ihrer Unternehmensfinanzierung zu unterstützen.
Das „KMU-Banken-Barometer 2014″ kann als Online-Umfrage und als Fax-Antwort genutzt werden. Die Internetadresse lautet: http://www.banken-barometer.kmu-berater.de. Die Umfrage 2014 schließt am 31. August 2014. Die Ergebnisse werden, so lautet die Ankündigung, im September 2014 veröffentlicht.
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Amors Pfeile für die Eurozone
Von Dr. Oliver Everling | 29.Juli 2014
Während die Konjunktur in den USA und Großbritannien Fahrt aufnimmt, um die Krise abzuschütteln, erinnern die deflationären Tendenzen der Eurozone an das Japan der 1990er Jahre. Das Resultat der als „Abenomics“ bekannt gewordenen und aus den sogenannten „drei Pfeilen“ bestehenden Wirtschaftspolitik in Japan steht zwar noch aus. Andreas Utermann, Co-Head und Global Chief Investment Officer von Allianz Global Investors, zufolge täten die politischen Entscheidungsträger in Europa aber gut daran, ebenfalls mit „drei Pfeilen“ die Eurozone wieder auf einen nachhaltigen Erholungskurs zu bringen.
Vor zwei Jahren kündigte Mario Draghi, Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), in seiner mittlerweile berühmten Londoner Rede an, dass die EZB alles tun würde, um den Euro zu erhalte. Dank dieser Ankündigung und der im Gefolge sehr expansiven Geldpolitik ist die Überlebensfrage des Euro derzeit kein Thema mehr.
Utermann ist jedoch überzeugt: „Die kraftlose Konjunktur deutet darauf hin, dass die Eurozone immer noch vor großen Herausforderungen steht. Die Fortführung der expansiven Geldpolitik der Europäischen Zentralbank als ‚ersten Pfeil‘ ist weiterhin notwendig. Mehr noch: Mangels einer geschlossenen politischen Führung im Euroraum muss der geldpolitische Kurs möglicherweise sogar noch verschärft werden.“ So könne die EZB künftig ihren Fokus auf Mindestinflationsziele legen, während sie in der Vergangenheit Inflationsobergrenzen im Auge hatte.
Der ‚zweite Pfeil‘ der Eurozone sollte aus konzertierten Paketen von Renten-, Arbeitsmarkt- und Steuerreformen bestehen. Während die Krise eine Reihe an Reformmaßnahmen in Ländern wie Griechenland, Spanien und Italien auslöste, wird das Ausmaß der anstehenden Probleme andernorts noch zu wenig wahrgenommen. In den meisten Ländern der Eurozone belaufen sich die Pensionsausgaben bereits auf über zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Zum Vergleich: In Australien, den USA und Großbritannien belaufen sich diese Quoten auf vier, fünf bzw. acht Prozent.
Angesichts der zunehmenden Lebenserwartung wird der Druck auf die Rentensysteme deutlich zunehmen. In Westeuropa wird ein Anstieg des Verhältnis von Rentnern zu Berufstätigen von 28 Prozent im Jahr 2010 auf fast 50 Prozent im Jahr 2050 erwartet – Deutschland sogar auf 60 Prozent. Utermann: „Das Festhalten an Frühverrentungsmöglichkeiten wie in Frankreich oder die Kehrtwende in der deutschen Rentenpolitik werden den demografischen Herausforderungen nicht gerecht.“
Auch seien weitere Arbeitsmarktreformen unumgänglich, um das blutleere Wachstum anzukurbeln und die hartnäckig über elf Prozent liegende Arbeitslosigkeit zu verringern. Umfangreicher Beschäftigungsschutz wirke sich negativ auf Unternehmen und Arbeitslose aus. Während große Unternehmen in Ländern wie Frankreich, Italien und Spanien mit diesen Regelungen gut umgehen können, hielten sie mittelständische und von lokalen Mitarbeitern abhängige Unternehmen von Neueinstellungen ab.
Darüber hinaus hält Utermann steuerliche Maßnahmen mit dem Ziel einer besseren Einkommensverteilung und höheren Konsumnachfrage für erforderlich. Als Beispiel nennt er Deutschland, das derzeit über die größten fiskalischen Spielräume verfüge. Er glaubt, dass die Entlastung von niedrigen und mittleren Einkommen eine deutliche höhere Wirkung entfalten könnte als beispielsweise eine Reichensteuer. „Wenn man bedenkt, dass die Steuer- und Sozialabgabenbelastung niedriger und mittlerer Einkommen in Deutschland im OECD-Vergleich mit am höchsten ist, verwundert die schwache Konsumneigung in Deutschland nicht. Man mag es kaum glauben, aber das deutsche Abgabensystem ist in Teilen regressiv und nicht progressiv“, so Utermann.
Den ‚dritten Pfeil‘ für die Eurozone sieht Utermann in einem Investitionsprogramm, vor allem im Bereich Infrastruktur. In den letzten Jahrzehnten sind die staatlichen Investitionsausgaben in Deutschland prozentual kontinuierlich zurückgegangen, von etwa vier Prozent des BIP in den 1970er Jahren auf lediglich 1,6 Prozent seit dem Jahr 2000. Diese Quote liegt sogar unter der in den USA und Großbritannien. Der vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung attestierte chronische Mangel an Investitionen in Infrastruktur, Bildung und in Unternehmen stellt gerade für Deutschland eine Bedrohung für die langfristige Wettbewerbsfähigkeit des Landes und damit für das Wirtschaftswachstum dar.
Utermann kommt zu dem Schluss: „Obwohl die Krise nicht mehr akut ist, muss die Eurozone noch einiges unternehmen, um sich aus dem Sumpf zu befreien. Entgegen aller Lehrmeinung, dass der politische Fokus auf den krisengeplagten Peripherieländern liegen sollte, würde die Eurozone mehr davon profitieren, wenn ihre drei Pfeile auch auf die Kernländer zielten.“
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