Professionelles Portfoliomanagement

Von Dr. Oliver Everling | 7.Januar 2014

Die letzten Jahre nach dem Kurskollaps und Ausbruch der Finanzkrise brachten an den Börsen stattliche Gewinne.  Wenn sich die meisten Aktienkurse nach oben bewegen, ist es einfach, Portfoliomanagement zu betreiben. Wer nicht gerade auf Aktien von Goldminen gewettet hatte, konnte mit einem diversifizierten Portfolio fast überall Gewinne machen.

Professionalität zeigt sich im Portfoliomanagement aber erst in Phasen, in denen Risiken schlagend werden, oder wenn man vermeintliche Erfolge genauer analysiert. Was es heißt, ein Portfolio professionell zu verwalten, macht das Buch aus der Handelsblatt Edition deutlich: Die Profis Christoph Bruns und Frieder Meyer-Bullerdiek schreiben hier über Professionelles Portfoliomanagement, über Aufbau, Umsetzung und Erfolgskontrolle strukturierter Anlagestrategien. Die Handelsblatt-Bücher sind für ihre Qualitäten bekannt. So erreicht auch dieses Buch die fünfte Auflage (5., überarbeitete und erweiterte Auflage 2013 XXIII, 891 S., 164 s/w Abb., 349 Tabellen, Gebunden, Euro 79,95, ISBN 978-3-7910-3155-2). Inzwischen ist ein solcher Titel auch als eBook (PDF) erhältlich im Schäffer-Poeschel Verlag, Stuttgart.

Die Autoren Dr. Christoph Bruns, Vorstand, Fondsmanager und Teilhaber, LOYS AG, Oldenburg mit Dienstsitz in Chicago/USA, sowie Prof. Dr. Frieder Meyer-Bullerdiek, Lehrgebiet Bank- und Assetmanagement, Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften, Standort Wolfsburg,  unterziehen sich mit diesem umfassenden Werk der Herausforderung, das gesamte Wissen zum Thema zu sichten, mit Mut zu selektieren und zu priorisieren, um es dem Leser in einer geschliffenen Gliederung zu präsentieren.

Wer zu diesem Buch greift, braucht nicht zu befürchten, wieder einmal eines der vielen Tippgeberbücher zu erwerben,  die einfach ohne jeden theoretischen oder empirischen Unterbau Empfehlungen aneinanderreihen. Der Trick vieler anderer Titel besteht darin,  den Leser mit wohl klingenden und oft auch unterhaltsam vorgetragenen Behauptungen zu konfrontieren, die der Leser in der Regel kaum selbst überprüfen kann, denn sonst – wäre er selbst schon ein Experte – würde er sich das Buch nicht kaufen.

Professionelles Portfoliomanagement ist allerdings kaum für den absoluten Laien erschließbar,  sondern setzt beträchtliches Vorwissen in der Statistik und auch in der Betriebswirtschaftslehre voraus.

Die Vermögensstruktur institutioneller und privater Investoren, die Verfügbarkeit anspruchsvoller Informationstechnologien sowie die zunehmende Verbreitung kapitalmarkttheoretischer Erkenntnisse haben zu einer erheblichen Erhöhung der Professionalität in der internationalen und nationalen Portfoliomanagementpraxis geführt. Professionelles Portfoliomanagement ist durch eine Vielzahl zusammenhängender Strategiekomponenten gekennzeichnet. Dazu gehören Fragestellungen der Investmentphilosophie ebenso wie Asset Allocation Modelle, Methoden der Aktien- und Anleihenanalyse, Risikomanagementstrategien und fortgeschrittene Verfahren der Performanceanalyse. Neben strategischen und methodischen Aspekten sind insbesondere auch die Marktprozesse zu berücksichtigen.

Zielsetzung dieses Werkes ist eine praxisgerechte Darstellung des Portfoliomanagementprozesses, der alle wesentlichen Aspekte moderner Assetmanagementmethoden integriert, wobei auf solche Investment- und Risikomanagementansätze ein besonderer Schwerpunkt gelegt wird, die maßgeblich auf dem Einsatz derivativer Instrumente beruhen.

Schon zur ersten Auflage 1996 war es den Autoren klar, dass sich das Werk an Profis und an solche Leser wendet, die es werden wollen. Allen anderen ist raten, sich bei ihren Anlagestrategien kompetenten Rat einzukaufen und sich an diejenigen zu wenden, die ein empfehlenswertes Buch wie.dieses gelesen und verstanden haben.

In der 5. Auflage erfolgte eine komplette Überarbeitung, die auch die Finanzkrise und die durch sie ausgelösten Veränderungen auf dem Gebiet des Portfoliomanagements berücksichtigt. Neu aufgenommen wurden u.a. zusätzliche Risiko- und Performancemaße sowie z.T. neuere Konzepte der risikobasierten Asset Allocation, die anhand von Beispielen ausführlich erläutert werden. Dazu zählen u.a. der Minimum-Varianz-Ansatz, der Risk-Parity-Ansatz oder auch der Most-Diversified-Ansatz.

Themen: Rezensionen | Kommentare deaktiviert für Professionelles Portfoliomanagement

Mayer Brown ernennt Dr. Malte Richter zum Counsel

Von Dr. Oliver Everling | 7.Januar 2014

Dr. Malte Richter, LL.M. ist zum 1. Januar 2014 zum Counsel in der deutschen Corporate-Praxis von Mayer Brown ernannt worden. Er berät deutsche und internationale Unternehmen, Banken, Finanzinvestoren und Insolvenzverwalter bei Restrukturierungen, im Insolvenzrecht, bei M&A-Transaktionen, Joint Ventures sowie in allgemeinen gesellschafts-, handels- und vertragsrechtlichen Fragestellungen. Neben seiner Transaktionstätigkeit berät Malte Richter auf laufender Basis US-amerikanische und deutsche Unternehmen, unter anderem aus der Automobilzulieferindustrie, der Solarbranche, Petrochemie- sowie der Glasindustrie.

Er ist zudem Mitbegründer und Vorstandsmitglied des Pro Bono Deutschland e.V., einem Verein zur Förderung von Pro Bono Rechtsberatung für gemeinnützige und nichtstaatliche Organisationen und Projekte in Deutschland. Neben seiner Zulassung in Deutschland ist Malte Richter im US-Bundesstaat New York sowie Washington D.C. als Rechtsanwalt zugelassen. Er spricht fließend Englisch und Deutsch sowie konversationsfähiges Französisch.

Vor Aufnahme seiner Tätigkeit bei Mayer Brown im Jahre 2006 arbeitete er als Rechtsanwalt in einer großen US-amerikanischen Kanzlei in Chicago sowie als Bankkaufmann bei der Dresdner Bank AG (jetzt Commerzbank AG) in Wiesbaden.

Richter promovierte zum Thema: Die Verwendung von Ratings zur Regulierung des Kapitalmarkts: Eine vergleichende Untersuchung nach US-amerikanischem und deutschem Recht.

Themen: Nachrichten | Kommentare deaktiviert für Mayer Brown ernennt Dr. Malte Richter zum Counsel

Hypothekenförderprogramm gefragt

Von Dr. Oliver Everling | 3.Januar 2014

Löschen die Zentralbanken und Regierungen das Krisenfeuer weiterhin mit Benzin? Das umstrittene Hypothekenförderprogramm der britischen Regierung trifft auf vergleichsweise rege Nachfrage, berichtet Oliver Piquardt vom DZ BANK Research im Daily der „Strategie Credits“, einer Research-Publikation der DZ BANK AG. Die britische Regierung versucht, über verschiedene Förderprogramme die Kreditvergabe britischer Banken auszuweiten und auf diese Weise das Wirtschaftswachstum zu beleben. So initiierte das Finanzministerium im Juli 2012 gemeinsam mit der Bank of England das „Funding for Lending Scheme (FLS)“, welches Banken ermöglicht, sich Geld von der Notenbank für bis zu vier Jahre und zu im Vergleich zu den Marktsätzen günstigeren Konditionen auszuleihen.

„Help to Buy equity loans“, „Shared ownership“, „NewBuy“, „Help to Buy mortgage guarantees“ – Piquardt stellt den Instrumentenkasten der Briten vor. Nachdem im November 2013 schon 2.000 Anträge für eine Förderung unter dem Help to Buy Programm gab, verdreifachte sich die Gesamtzahl nach Angaben der Britischen Regierung auf mehr als 6.000 im Dezember 2013. Sollten alle beantragten Hypothekendarlehen genehmigt werden, würde dies nach Bekunden der britischen Regierung Nettoneuausleihungen von knapp 1 Mrd. GBP bedeuten.

„Aufgrund der verschärften Eigenkapitalunterlegung von Hypothekenkrediten mit einem hohen LTV (loan-to-value; Verhältnis Kreditsumme zu Wert der Immobilie) bieten Banken derzeit kaum noch neue Kredite mit einem LTV von 80% oder mehr an. Genau aus diesem Grund versucht die Regierung Haushalten,“ erläutern die Analysten der DZ BANK, „die weniger als 20% des Kaufpreises aus eigenen Mitteln aufbringen können, mit Hilfe von Garantien und Krediten zu helfen, einen Bankkredit zu erhalten.“

Gleichzeitig riskiere die britische Regierung damit jedoch die Bildung einer Immobilienblase, da die Nachfrage nach Immobilien entsprechend anziehe. „Sie wird stark dafür kritisiert, Kreditnehmern, die gerade einmal 5% des Kaufpreises als Eigenkapital aufbringen können,“ macht Piquardt klar, „den Erwerb einer Immobilie mit staatlicher Hilfe zu ermöglichen. Viele Marktteilnehmer ziehen in diesem Zusammenhang die Parallele zur US-Subprime-Krise.“

Allerdings hätten Banken und Investoren damals überwiegend auf Immobilienpreissteigerungen zur Rückzahlung der Kredite vertraut, schränkt er die Gefahren ein, während die britischen Banken durchaus auch die Bonität der Kreditnehmer im Blick haben würden. Sofern sie ihre Kreditvergabekriterien nicht allzu sehr lockern und auf eine ausreichende Abdeckung aller laufenden Kreditkosten (Zinsen, Gebühren und Tilgung) durch entsprechende Einkommen achten, so die Hoffnung der DZ BANK Analysten, sollte sich der Anstieg der Nachfrage in Grenzen halten, der unmittelbar aus dem Help to Buy Programm resultiert.

Themen: Bankenrating, Immobilienrating | Kommentare deaktiviert für Hypothekenförderprogramm gefragt

Richard Hainsworth verlässt UCRG

Von Dr. Oliver Everling | 2.Januar 2014

Erst im Juni 2013 war der Launch der „Universal Credit Rating Group“ (UCRG) in einer groß angelegten Veranstaltung mit einem „Forum on International Credit Rating System Reform“ in Hongkong verkündet worden. Schon damals fiel auf, dass einige wichtige Namen der Ratingbranche der generösen Einladung der Chinesen nicht gefolgt waren. Dennoch gelang es der chinesischen Agentur Dagong Global Credit Rating Co., Ltd., die hauptsächlich die Gründung in Hongkong vorantrieb, namhafte Sprecher für ihr Event einzukaufen.

Richard Hainsworth, zuletzt Präsident der Gruppe GlobalRating und RusRating, war zum Chief Executive Officer der UCRG bestimmt worden. Er war u.a. der Gründungspräsident der CFA Association (Russland). Nur gut ein halbes Jahr nach dem glanzvollen Auftakt in Asien gibt Hainsworth die Spitzenposition auf.

Nach sorgfältiger Prüfung des Geschäftsplans von UCRG und unter Berücksichtigung der Erfahrungen aus den letzten Monaten sei es im Einvernehmen mit beiden Seiten – zwischen dem Verwaltungsrat von UCRG und Richard Hainsworth – vereinbart, dass sein Arbeitsvertrag als CEO mit Wirkung vom 1. Januar 2014 beendet wird. Mit Hainsworth dürfte auch eine Stütze des Projektes in Russland wegbrechen.

Somit bleibt als Partner der Chinesen noch Egan-Jones Ratings Company (EJR) in den USA. Die U.S. Securities and Exchange Commission (U.S. SEC) hatte erst vor einem Jahr, im Januar 2013, einen Vergleich zwischen EJR und ihrem Präsidenten Sean Egan auf der einen Seite und der U.S. SEC auf der anderen Seite bekannt gegeben, mit dem Vorwürfe der U.S. SEC bezüglich Vorsatz und materieller Falschdarstellungen und Auslassungen bei der Registrierung zu einer national anerkannten statistischen Rating-Organisation (NRSRO) für Asset-Backed Securities und Staatsanleihen außergerichtlich erledigt wurden. EJR und Sean Egan hatten eingeräumt, der U.S. SEC fälschlicherweise in ihrem Antrag auf Eintragung erklärt zu haben, dass die Agentur Emittenten von Asset-Backed Securites und Staatsanleihen seit 1995 mit Ratings versehen würde, obwohl die Agentur in Wahrheit vor Einreichung der Antragsunterlagen derartige Ratings nicht erteilt hatte.

Themen: Nachrichten | Kommentare deaktiviert für Richard Hainsworth verlässt UCRG

Portfolio Builder von der Kreditbörse

Von Dr. Oliver Everling | 2.Januar 2014

Das neue Jahr 2014 soll für Anleger bei auxmoney gut beginnen: „Denn auxmoney schenkt Ihnen 100 Euro, wenn Sie über den Portfolio Builder 50 erfolgreiche Investments im Januar tätigen. Bis zu 4 % Rendite zusätzlich können Sie sich so zu Beginn des neuen Jahres schon sichern.“ Damit wendet sich „Deutschlands größter Kreditmarktplatz“, wie sich die Plattform selbst im Internet vorstellt, am 1. Januar 2014 an ihre Nutzer.

Zum schnellen Erfolg soll der auxmoney Portfolio Builder beitragen. „Erfolgreich investieren mit dem Portfolio Builder: Der neue Portfolio Builder erlaubt Ihnen den komfortablen Aufbau eines diversifizierten Portfolios – völlig automatisiert und nach Ihren persönlichen Vorgaben. So können Sie einfach und effizient ein breit gestreutes Portfolio von Konsumentenkrediten aufbauen. Eine prognostizierbare Rendite erhalten Sie ab 100 Investments.“

Der Portfolio Builder ist schnell eingerichtet: Wer einmal registriert ist, findet in seinem Anlegercockpit den Menüpunkt „Investieren/Portfolio Builder“ und klickt auf „Portfolio Builder anlegen“. Man wählt das gewünschte Gesamtinvestitionsvolumen sowie die maximale Investition pro Projekt. Dann bestimmt der Anleger die Art der Kapitalanlage, „schnell oder individuell“, so auxmoney.

„Bei der schnellen Kapitalanlage bauen Sie in kürzester Zeit Ihr Portfolio auf“, so auxmoney, denn hier werden einige Vorgaben von auxmoney ausgewählt. „Bei der individuellen Kapitalanlage bestimmen Sie Ihre Präferenz: sicherheitsorientiert oder renditeorientiert“, so auxmoney. Der Anleger kann seiner Portofoliostrategie dann noch eine Bezeichnung geben, unter der sie im „Portfolio Builder“ gespeichert werden soll. „Starten Sie heute noch Ihren persönlichen Portfolio Builder und erzielen Sie bereits zu Beginn des Jahres eine stattliche Rendite.“

Die Kreditbörse zeigt eine steile Lernkurve, denn manche Schwäche oder gar „Falle für Kreditsuchende“ wurde zwischenzeitlich ausgemerzt. Nach einem guten Börsenjahr 2013, das manchem Anleger die Illusion einer dauerhaft möglichen, überdurchschnittlichen Rendite geben mag, besteht die Herausforderung für auxmoney darin, einerseits den wieder steigenden Renditeerwartungen von Anlegern gerecht zu werden, ohne aber die Attraktivität der Plattform für Kreditnehmer zu reduzieren.

Im Wettbewerb mit Banken, Leasing und anderen Kreditbörsen im Internet wird entscheiden, wer angesichts der rasanten Veränderungen aus „big data“ und neuen Informations- und Kommunikationstechnologien die steilere Lernkurve bewältigt und sein Angebot konkurrenzfähig weiter entwickelt.

Themen: Privatkundenrating | Kommentare deaktiviert für Portfolio Builder von der Kreditbörse

Falsch verstandene Sicherheit

Von Dr. Oliver Everling | 2.Januar 2014

Anlässlich des geplanten Buches „Rating von Vermögensverwaltungen“ aus dem Frankfurt School Verlag wendet sich Marc Bosserhoff (Gründer und Geschäftsleiter), Mitbegründer der SGB VermögensInvest AG, mit dem Thema „Rendite hat für uns aktuell keine Priorität“ direkt an den Leser.

Anleger und Anlegerinnen sollten sich heute individuell die Frage beantworten, was
Sicherheit für sie persönlich bedeutet. Dazu rufen Marcel Dosch, Geschäftsleiter, und Jürgen Horn, Direktor, auf, beide sind von der SchneiderGolling Bosserhoff VermögensInvest AG (SBG VermögensInvest AG). „Der Begriff der Sicherheit bedarf im aktuellen Umfeld einer neuen, individuellen Definition; nach der Finanzmarktkrise hat Sicherheit eine neue Dimension.“

Die Finanz- und Schuldenkrise ist nach Ansicht der beiden Experten noch lange nicht vorbei. „Wir verzeichnen die höchsten Steuereinnahmen in der Geschichte Deutschlands und trotzdem wird über Steuererhöhungen, neue Steuern und Zwangsabgaben diskutiert. Wie passt das zusammen, wenn doch angeblich alles in Ordnung ist?“ Ein Blick auf die weiter ansteigenden Staatsverschuldungen der Industrieländer genüge, so Dosch und Horn. „Wir glauben auch nicht an Zufälle. Warum wird erst jetzt – 5 Jahre nach der Pleite von Lehman Brothers – eine große Bankenprüfung der EZB vorgenommen und gleichzeitig immer häufiger über die Haftung der Sparer bei einer Bankenpleite diskutiert? Warum erklärt die EZB unmittelbar nach der Zypern-Krise, dass die Haushalte in Südeuropa durchschnittlich vermögender sind als in Deutschland und wieso fordert der IWF jetzt eine 10%-ige Zwangsabgabe. Auch wenn die Aussage widerrufen wurde; wo Rauch ist, ist auch Feuer.“

Die USA haben nach dem 2. Weltkrieg ihre Staatsverschuldung innerhalb von lediglich 10 Jahren von 116 % auf 66 % reduziert; Ökonomen sprechen von „Finanzieller Repression“ und bezeichnen damit u.a. Inflation und niedrige Zinsen. Die aktuellen Niedrigzinsen gewinnen vor diesem Hintergrund historischer Erfahrungen ein bedrohliches Gesicht: „Wir sprechen in diesem Zusammenhang von einer schleichenden Enteignung, da sie für die Menschen unsichtbar ist.“

Interessant sei in diesem Zusammenhang auch die Tatsache, dass trotz steigender Staatsverschuldungen die Finanzierungskosten massiv sinken. „Fragen Sie sich nicht, wie die Haushalte aussehen würden, wenn die Zinsen etwas höher wären? Realer Kapitalerhalt mittels – ehemals – sicherer Anlagen ist vor diesem Hintergrund nicht mehr möglich. Die Menschen investieren noch immer den größten Teil ihres Geldes in falsch verstandene Sicherheit.“

Themen: VV-Rating | Kommentare deaktiviert für Falsch verstandene Sicherheit

Orientierung ja – Optimierung nein

Von Dr. Oliver Everling | 2.Januar 2014

Die Wahl (ex ante) und die fortlaufende Analyse und Kontrolle (ex post) eines Vermögensverwalters ist für den Anleger eine komplexe Entscheidung unter mehrfacher Unsicherheit. Dr. Sebastian Klein, Vorsitzender des Vorstands, und Carsten Stillbauer, Senior Portfoliomanager der Fürstlich Castell’sche Bank, Credit-Casse AG, legen in ihrem Beitrag zum neuen Buch „Rating von Vermögensverwaltungen“ im Frankfurt School Verlag überzeugend die Komplexität der Thematik dar.

Diese erfordere gleichermaßen eine hohe fachliche Kompetenz sowie umfangreiche Arbeiten, um ein fundiertes Urteil bilden zu können. „Wie auch bei dem Rating für andere Finanzangebote, kann es daher Sinn machen, dass nicht jeder Anleger diesen Aufwand betreibt, sondern an eine Institution delegiert, die dies effizienter darstellen kann. Theoretisch gesprochen käme es zu einer Reduktion der Transaktionskosten für den Anleger,“ machen die Autoren deutlich, „wenn er sich auf das kondensierte Urteil einer solchen Institution verlassen könnte.“

Eine Ratingagentur bzw. unabhängiger Beurteiler wiederum erzielt Größenvorteile, da sie die Ergebnisse Ihrer Analysen einer Vielzahl von Interessenten zur Verfügung stellen kann. „Bestimmte Ansprüche sind allerdings zu erfüllen, damit dies funktioniert“, dämpft Klein die Hoffnung auf schnelle Erfolge mit einem Rating. „Diese Anforderungen beziehen sich auf die Vermögensverwalter selbst, aber insbesondere auch auf die Ratinginstitution.“

Die Vermögensverwalter müssen nach Ansicht von Klein und Stillbauer ein hohes Maß an Transparenz bieten, indem sie Ratingagenturen ihren Prozess offenlegen, Zugang zum Managementteam bieten und idealerweise reale Portfolios zur fortlaufenden Analyse und Kontrolle übermitteln. In Teilen des Marktes der individuellen Vermögensverwaltung sei dies bereits in Ansätzen Realität: Die Performancebewertungen der Fuchsbriefe oder von firstfive gibt Klein als Beispiele hierfür.

„Unabhängig davon, ob die Bewertung von diskretionären Mandaten oder vermögensverwaltenden Fonds erfolgt, wird sie für den Anleger nur dann hilfreich sein, wenn das Urteil unabhängig gefällt wird, die Analyse fortlaufend und kontinuierlich erfolgt und die Analysenurteile in einer für den Anleger verständlichen Sprache und die vergleichende Bewertung in relevanten Kategorien erfolgt (z. B. gemäß den Anlagezielen). Entscheidend dafür“, macht Klein klar, „ist die Frage nach der Unabhängigkeit der Ratingagentur und die damit verbundene Herausforderung der anbieterunabhängigen Finanzierung der Kosten einer solchen Institution.“

Sind diese und weitere Anforderungen erfüllt, urteilen Klein und Stillbauer, so könnte ein Rating von Vermögensverwaltungen in der Tat eine wichtige Funktion haben, um den Anleger eine fachkundige und professionelle Orientierung und Kontrolle zu effizienten Kosten zu bieten.

„Dieses Ratingurteil wird allerdings dem Anleger die Entscheidung nicht abnehmen können. Die individuelle Lebenssituation, die Anlageziele sowie die spezifische Risikobereitschaft, aber auch emotionale Bezüge sind nur einige Faktoren, die nur begrenzt durch einen – in Teilen notwendigerweise standardisierten Ratingprozess – Berücksichtigung finden werden.“

Eine persönliche individuelle Beratung ist durch ein Rating nicht zu ersetzen. „Daher wollen wir mit der Sicht des Kunden – so wie wir begonnen haben – auch schließen: Für den Kunden kann ein Rating von Vermögensverwaltern eine wichtige Orientierungshilfe sein, sich allein darauf zu verlassen, scheint hingegen nicht angeraten.“

Themen: VV-Rating | Kommentare deaktiviert für Orientierung ja – Optimierung nein

Qualitätsmanagement in der Vermögensverwaltungspraxis

Von Dr. Oliver Everling | 25.Dezember 2013

Das Image von Banken, Vermögensverwaltern und anderen Finanzdienstleistungsinstituten hat in den letzten Jahren deutlich gelitten. „Viel Vertrauen der Kunden ist seit der Finanzkrise verloren gegangen. Renditeversprechungen gegenüber Kunden konnten nicht gehalten werden“, kritisiert Wolfgang Juds von der CREDO Vermögensmanagement GmbH, „und sehr viel Anlegerkapital ist vernichtet worden.“

Juds schreibt im neuen Buch „Rating von Vermögensverwaltungen“ aus dem Frankfurt School Verlag. Die Gründe für diese Entwicklung seien vielfältig und können im Buch nicht weiter vertieft werden. „Die entscheidende Frage mit Blick in die Zukunft ist vielmehr,“ macht Juds deutlich, „wie insbesondere unabhängige Vermögensverwalter das verloren gegangene Vertrauen wieder zurückgewinnen können und Kunden neu für sich begeistern werden. Dies hat entscheidend mit der Qualität der angebotenen Dienstleistung zu tun.“

Aber was bedeutet Qualität in der Vermögensverwaltung, fragt Juds, wenn selbst Fachleute in verschiedenen Testverfahren unterschiedliche Kriterien und Bewertungsmaßstäbe an die Vermögensverwaltungs-Dienstleistung anlegen? „Es bedarf einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Qualitätsbegriff und den zu erbringenden Dienstleistungen, die es grundsätzlich zu hinterfragen und permanent zu verbessern gilt“, fordert Juds.

„Wenn über die Anforderungen an eine hervorragende Vermögensverwaltung unter den Fachleuten in den Verbänden Einigkeit bestünde, könnte ein allgemein anerkanntes und unabhängiges Rating als Gütesiegel dienen, um den Verbrauchern Orientierung zu geben“, argumentiert Juds in seinem Artikel zum Buch.

In seinem Beitrag geht es darum, das Qualitätsmanagement in der Vermögensverwaltung als eine wichtige Voraussetzung für das Rating herauszustellen und die Umsetzung in der Praxis zu beschreiben. Eine theoretische Grundlage für die Auseinandersetzung mit diesem Thema findet sich in dem Standardwerk von Manfred Bruhn „Qualitätsmanagement für Dienstleistungen“. Es dient ihm als Basis und als Arbeitsgrundlage dafür, um sich mit den verschiedenen Modellen des Qualitätsmanagements in der Vermögensverwaltungspraxis auseinanderzusetzen.

„Die Herausforderung besteht allerdings darin,“ macht Juds klar, „sich auf wenige und dafür praxistaugliche Gestaltungsansätze zu konzentrieren, die zu mehr Kundenzufriedenheit führen und gleichzeitig die Vermögensverwaltung noch erfolgreicher machen können.“

Themen: VV-Rating | Kommentare deaktiviert für Qualitätsmanagement in der Vermögensverwaltungspraxis

Zu Weihnachten ein A für AGfU

Von Dr. Oliver Everling | 23.Dezember 2013

Scope Ratings beurteilt IHS D Mittelstand (mit Volumen bis zu EUR 50 Millionen) der Aktiengesellschaft für Umsatzfinanzierung S.A. mit A; der Ausblick (Rating Outlook) wird mit „stabil“ angegeben. Die Inhaberschuldverschreibung mit Laufzeit bis Januar 2015 wurde von der Aktiengesellschaft für Umsatzfinanzierung („AGfU“) im Januar 2013 emittiert. Die Analyse erfolgt auf Basis der Methodik für Trade Receivables, berichtet die Agentur aus Berlin, und setzt sich primär aus qualitativen Kriterien zusammen.

„Die bewertete Schuldverschreibung ist durch einen revolvierenden Pool von Handelsforderungen aus Lieferungen und Leistungen mittelständischer deutscher Unternehmen besichert“, heißt es in der Ratingmitteilung von Scope. „Vom Gesamtnennbetrag bis zu EUR 50 Millionen sind gegenwärtig EUR 17 Millionen ausgeschöpft.“ Der Kupon der Schuldverschreibung ist variabel (1-Monats Euribor plus 1%).

Die Emittentin AGfU stellt eine Verbriefungsgesellschaft nach luxemburgischen Recht dar und handelt im Namen mehrerer Emissionscompartments. Diese stellen abgegrenzte Vermögensgegenstände und Verbindlichkeiten der AGfU dar. Die Schuldverschreibung unterliegt deutschem Recht.

„Da sämtliche Handelsforderungen kreditversichert sind,“ argumentiert Stephan Ebe, Analyst bei der Scope Ratings GmbH, „stellt das Ausfallrisiko der Kreditversicherungsgesellschaft das Hauptrisiko auf Ebene der zugrundeliegenden Vermögensgegenstände dar. Ausschließlich Gesellschaften mit einem langfristigen Mindestrating von A+ sind zulässig.“

Im Rating finden nach Angaben der Ratingagentur weitere Restrisiken Berücksichtigung, beispielsweise durch die teils niedrige Bonität der Forderungsverkäufer und Kontrahentenrisiken sowie das Schlüsselpersonenrisiko innerhalb der Lux AG als Managementgesellschaft der Transaktion.

Themen: Anleiherating | Kommentare deaktiviert für Zu Weihnachten ein A für AGfU

Je länger der Horizont, desto besser die Perspektive

Von Dr. Oliver Everling | 23.Dezember 2013

Anleiheinvestoren haben ein äußerst schwaches Jahr 2013 hinter sich. „Auf der Suche nach attraktiveren Renditen, Kapitalschutz und aktienähnlichen Erträgen trafen sie auf gnadenlose Märkte“, kommentiert Robert M. Hall, MFS Institutional Fixed-Income Portfolio Manager. MFS Investment Management ist ein global ausgerichteter Vermögensverwalter mit Investmentbüros am Firmensitz in Boston/Massachusetts.

„Die Ergebnisse waren entsprechend enttäuschend. Anleihen litten unter dem enormen Anstieg der Treasury-Renditen und immer neuen Mittelabflüssen. In einigen Marktsegmenten wie Stadtanleihen und Emerging-Market-Anleihen ist diese Entwicklung noch immer nicht vorüber.“ Hall sieht noch keine Entwarnung: „Hinzu kam die geringe Liquidität am Sekundärmarkt, welche die Credit-Märkte noch immer plagt.“

Als all dies zu einer ungewöhnlichen positiven Korrelation zwischen Treasury-Renditen und Credit-Spreads führte, sei die ohnehin prekäre Lage noch schlimmer geworden. „Die Umkehr der üblicherweise negativen Korrelation drohte unsere Überzeugung in Frage zu stellen,“ skizziert Hall die Dramatik der Entwicklung, „dass die Credit-Spreads der beste Schutz der Anleger gegen steigende Zinsen sind. Selbst jetzt besteht noch das Risiko, dass sich die Spreads ausweiten, während die Staatsanleiherenditen steigen. Der Renditeanstieg dürfte aber geringer ausfallen als im Mai und im Juni.“

Nur wenige Anleiheinvestoren dürften das Jahr 2013 mit eindeutig guten Ergebnissen abschließen. „Mit 0,41 % Ende November ist der in US-Dollar abgesicherte Barclays Global Aggregate Index auf dem besten Wege zu seiner schlechtesten Jahresperformance seit 1994. Die Gewinner dieses Jahres könnten andere sein als anfangs angenommen“, spekuliert Hall. „Vor gar nicht langer Zeit waren Emerging-Market-Anleihen des Anlegers liebstes Kind.“ Nach einer relativ schwachen Wertentwicklung – insbesondere der „wackligen Fünf‘‘ Brasilien, Indonesien, Indien, Türkei und Südafrika – haftet Emerging-Market-Anleihen ein Makel an, den sie wohl eine Weile nicht abschütteln können.

Die augenscheinlich stabilen und verlässlichen US-Investmentgradeanleihen seien weniger volatil gewesen als viele andere Spread-Produkte. Dennoch hätten sie an Wert verloren und sich nur wenig besser entwickelt als US-Treasuries (47 Basispunkte Mehrertrag von Januar bis Ende November), die in diesem Jahr höchstwahrscheinlich das Schlusslicht sein werden.

„Andererseits waren High-Yield-Anleihen Anfang 2013 überbewertet und werden dies vermutlich auch Ende des Jahres sein. Dennoch haben sie bis zum 30. November recht ordentliche laufende Erträge von 6,87 % erzielt.“ Da stellt sich für Hall die Frage, ob die Coupons High Yield auch im nächsten Jahr retten können – trotz der Überbewertung, schwächerer Kreditkennziffern und weniger gläubigerfreundlichen Emissionsbedingungen.

„Mit einem ausreichend langen Anlagehorizont und dem Zinseszinseffekt vor Augen sind wir recht optimistisch. Üblicherweise verlieren oder gewinnen Anleihegläubiger nicht über ein Jahr oder gar zehn Jahre. In der Vergangenheit waren Anleihe-Baissen immer recht kurz“, gibt Hall Mut. In den 38 Jahren seit seinem Bestehen habe der Barclays US Aggregate Bond Index in 93 % aller Monate positive gleitende 12-Monats-Erträge erzielt, in 98% aller Monate positive 24-Monats-Erträge, in 99 % aller Monate positive 36-Monats-Ertrage und ausnahmslos immer positive 60-Monats-Erträge.

„Der bei steigenden Zinsen unvermeidbare Kursrückgang ist zwar für Anleihegläubiger ungünstig,“ verkennt auch Hall nicht, „aber es gibt einen Ausgleich. Die Wiederanlage der Coupons zu höheren Renditen kann am Ende zu einer höheren Langfristperformance führen – höher als wenn die Zinsen niedrig geblieben oder sogar noch gefallen wären. Wer also Geduld hat, wird wahrscheinlich feststellen, dass die Zeit für ihn arbeitet.“

Themen: Fondsrating | Kommentare deaktiviert für Je länger der Horizont, desto besser die Perspektive

« Voriger Beitrag Folgender Beitrag »