Bremsfunktion des Bankeigenkapitals
Von Dr. Oliver Everling | 5.Februar 2013
„In der Finanzkrise hat sich gezeigt, dass die Bankverluste nicht annähernd über ihr Eigenkapital aufgefangen werden konnten. Damit ergibt sich die Frage nach der richtigen Höhe der Eigenkapitalunterlegung“, schreibt Dr. Andreas Buschmeier im Buch „Basel III„. Selbst bei einer von einigen Stimmen geforderten Eigenkapitalunterlegung von 20% tragen theoretisch die Bankeinleger noch 80% des Risikos, argumentiert Buschmeier. Vollständige Sicherheit ließe sich nur mit einer 100%-Unterlegung erreichen, die jedoch die Transformationsaufgaben der Banken verhindern und das traditionelle Bankgeschäft unmöglich machen würde.
„Hier kommt eine weitere Funktion des Eigenkapitals ins Spiel: die Selbstbindungs- oder Bremsfunktion. Sie bewirkt,“ klärt Buschmeier auf, „dass eine Bank keine exzessiven Risiken eingeht, wenn sie mit ihrem eigenen Kapital für Verluste haftet. Auch hier lässt sich jedoch nicht genau quantifizieren, ab welcher Schwelle das Bankmanagement auf riskante Geschäfte aus Eigennutz verzichtet. Weiterhin hat das Eigenkapital eine Finanzierungs- und Refinanzierungsfunktion und eine Informationsfunktion. Mit einer hohen Eigenkapitalquote signalisieren Banken – wie auch die Unternehmen der Realwirtschaft – den Marktteilnehmern und ihren Geschäftspartnern ihre Solvenz.“
Der Volltext ist nachzulesen im ersten Kapitel des Buches „Basel III“ von Dr. Oliver Everling und Rainer Langen (Herausgeber), erschienen im Bank-Verlag. Dr. Andreas Buschmeier gehört zu den Referenten der Veranstaltung. zum Thema „Basel III“: Jetzt anmelden.
Themen: Bankinternes Rating, Mittelstandsrating, Unternehmensrating | Kommentare deaktiviert für Bremsfunktion des Bankeigenkapitals
Coface – ein Factor für KMU
Von Dr. Oliver Everling | 5.Februar 2013
Mit einem komplett überarbeiteten Factoringprodukt will Coface Deutschland die Finanzierungsmöglichkeiten für kleine und mittlere Unternehmen verbessern.@finanz heißt die Folgeversion einer Factoringlösung, mit der Coface im Kundensegment kleiner und mittlerer Unternehmen (SME) bereits sehr erfolgreich ist, wie Coface aus Mainz berichtet. Allein 2012 habe Coface Finanz, die Factoringgesellschaft des internationalen Kreditversicherers, Forderungen in Höhe von zirka 640 Millionen Euro von kleinen und mittleren Unternehmen angekauft.
Das neue Produkt werde noch stärker an den Bedürfnissen der SME ausgerichtet. Es sei weitgehend standardisiert und daher einfach anzuwenden. Zudem biete es den Kunden durch automatisierte Verfahren Entlastung im Rechnungswesen.
„Wir sehen unsere Erwartung bestätigt, dass der Bedarf für Lösungen im Forderungsmanagement gerade bei Unternehmen mit Umsätzen im ein- oder niedrigen zweistelligen Millionenbereich groß ist“, sagt der General Manager Northern Europe Region, Franz J. Michel. Mit @finanz verstärkt Coface das Angebot für SME weiter. Erst kürzlich hatten die Mainzer mit der @rating Versicherung eine neue Kreditversicherung für kleinere und mittlere Unternehmen auf den deutschen Markt gebracht.
„Mit der @finanz widerlegen wir die noch verbreitete Annahme, Factoring sei für kleinere Unternehmen teuer und kompliziert“, setzt Franz J. Michel große Erwartungen in das Produkt. Zudem zeige Coface nachdrücklich, dass sich das Unternehmen keineswegs aus dem Factoringgeschäft zurückziehe. „Solche Gerüchte am Markt waren und sind haltlos“, unterstreicht Franz J. Michel und betont, dass die Forderungsfinanzierung weiter ein strategisches Geschäftsfeld der Coface in Deutschland bleibe. „Factoring ergänzt unser Kerngeschäft Kreditversicherung in idealer Weise.“
Themen: Debitorenrating, Lieferantenrating, Mittelstandsrating | Kommentare deaktiviert für Coface – ein Factor für KMU
Scope gewinnt David Frohriep
Von Dr. Oliver Everling | 5.Februar 2013
Die Ratingagentur Scope hat die Leitung des Kommunikationsressorts strategisch neu besetzt. Die Personalie ist ein bedeutendes Zeichen auf dem Weg der Internationalisierung der Ratingagentur aus Berlin, die wie alle anderen anerkannten Ratingagenturen der Aufsicht der Europäischen Markt- und Wertpapieraufsichtsbehörde ESMA unterstellt ist.
David Frohriep ist seit 1. Februar 2013 für die Unternehmenskommunikation der Gruppe Scope zuständig. Seine langjährigen Erfahrungen mit Ratingagenturen sind in der Branche international bekannt, zumal er in mehreren Sprachen fließend zu kommunizieren weiß.
Frohriep tritt die Nachfolge von Claudia Vogl-Mühlhaus an, die nach sieben Jahren erfolgreicher Tätigkeit das Unternehmen verlassen hat. Vogl-Mühlhaus trug in besonderem Maße dazu bei, die Ratingagentur Scope in der deutschen Presse zu platzieren. Ihre wirksame Medienarbeit stellte stets eine wichtige Voraussetzung dafür dar, die Aufmerksamkeit von Anlegern auf die analytischen Ergebnisse der Ratingagentur zu richten.
Frohriep leitet ein Team von acht Mitarbeitern, das neben der Medienarbeit auch Brand und Digital Communications, Editorial und Events umfasst. David Frohriep hat in den vergangenen 15 Jahren wertvolle Erfahrungen in der internationalen Kommunikation bei Ratingagenturen wie Moody’s und DBRS gesammelt und war auch bei SAP und Alstom in leitenden Positionen tätig.
Seine berufliche Karriere begann Herr Frohriep als Diplomat im Höheren Dienst des Auswärtigen Amtes in Deutschland und den USA. “Ich freue mich sehr, dass wir mit David Frohriep einen internationalen Kommunikationsexperten gewinnen konnten, der die Ratingagentur SCOPE bei ihrem dynamischem Wachstum europaweit unterstützenwird”, sagt Florian Schoeller, CEO von Scope. Frohriep ist ein diplomierter Lateinamerikawissenschaftler der Universtät Rostock und hat einen Abschluss als Legationssekretär im Höheren Dienst des Auswärtigen Amtes.
Themen: Nachrichten | Kommentare deaktiviert für Scope gewinnt David Frohriep
Konjunktur schwach, Systemkrise gebannt
Von Dr. Oliver Everling | 31.Januar 2013
Auf Basis ihrer täglichen Zusammenarbeit mit Unternehmen in der ganzen Welt geht Coface von eher verhaltenen Perspektiven für die Weltwirtschaft in 2013 aus. Öffentliche und private Verschuldung lasten auf den Industrieländern und erschweren eine baldige Erholung. Angesichts der sich zuspitzenden Lage auf den Arbeitsmärkten und nicht abgeschlossener institutioneller Reformen in Europa kehrt das Vertrauen der Verbraucher und Unternehmen nicht zurück.
Die Unberechenbarkeit in der US-Haushaltspolitik wirkt sich auf das Wachstum in den USA aus, berichtet die Coface aus Paris von ihrer Country Risk Conference, die ganz im Zeichen der Krise in Europa stand. Laut Coface wird das Wachstum 2013 auf 1,5 Prozent zurückgehen. In der Eurozone rechnet der internationale Kreditversicherer mit einer anhaltenden Rezession von 0,1 Prozent und mit einem weiteren Rückgang der Wirtschaftsleistung in Südeuropa. Die Schwellenländer sollten hingegen ein stabiles Wachstum von 5,2 Prozent erreichen.
„Die Wahrscheinlichkeit einer Systemkrise in Europa nimmt immer mehr ab, das ist die gute Nachricht. Doch die Konjunktur in der Eurozone wird auch 2013 weiter erlahmen. Verhaltener Konsum, bevorzugtes Sparen, ein rückläufiger Arbeitsmarkt sowie Unternehmen, die durch die Krise von 2009 stark angeschlagen sind, führten bereits zu vielen auch kostspieligen Insolvenzen. Zugegebenermaßen steht die Finanzkrise kurz vor ihrer Überwindung, doch die Krise in der Realwirtschaft wird 2013 längst nicht beendet sein. Dies zeigt sich in der anhaltenden Unsicherheit bei den Unternehmen“, sagt der CEO von Coface, Jean-Marc Pillu.
Themen: Länderrating | Kommentare deaktiviert für Konjunktur schwach, Systemkrise gebannt
Anleihe von Rudolf Wöhrl in URA-Beobachtung
Von Dr. Oliver Everling | 30.Januar 2013
Neu in den URA Emissions Check aufgenommen wurde die Anleihe der Rudolf Wöhrl AG, die erste Neuemission in 2013 an einer der 5 Mittelstandsbörsen. Darüber berichtet die URA Rating Agency aus München. Die Anleihe wird mit knapp 3 „URA-Haken“ bewertet und kommt damit unter die URA TOP MidCap Bonds (mindestens 3 „URA-Haken“). Grundlage sind die teilweise durch Sondereffekte belasteten Zahlen des Geschäftsjahres 2011/2012 sowie vor allem die – deutlich verbesserten – kumulierten 4 Quartale zum 31. 12. 2012.
„Positiv sind ein URA Bilanzrating am Rande des Investmentgrade, eine mindestens gute EBIT Coverage Ratio, eine ratingorientierte Eigenkapitalquote von über 20% (unter Berücksichtigung der Anleihe) sowie überdurchschnittlich gläubigerfreundliche Anleihebedingungen. Bei letzteren fehlt nur die Ausschüttungsbegrenzung;“ schreibt die URA Rating Agency, „dafür gibt es beim Großteil der Bankverbindlichkeiten die Anforderung einer – im Zeitablauf steigenden – Mindestquote des sog. wirtschaftlichen Eigenkapitals (implizite Ausschüttungsbegrenzung, zumindest bis zur Ablösung der betreffenden Kredite spätestens Ende 2015).“
Die bilanzielle Eigenkapitalquote von 13% sei zwar niedrig (in der Vergangenheit sofortige Verrechnung des hohen Goodwill erfolgsneutral mit dem Eigenkapital, im Geschäftsjahr 2011/2012 Verschmelzung auf die sehr eigenkapitalschwache Holding). Dies werde jedoch durch hohe Gesellschafterdarlehen mit Eigenkapital-Charakter kompensiert (18% der Bilanzsumme), die nachrangig gegenüber allen Gläubigern (inkl. Anleihe) seien, berichtet die URA. „Hinzu kommen Mezzanine-Darlehen (6% der Bilanzsumme), deren Eigenkapital-Charakter ohne Kenntnis der genauen Vertragsbestimmungen unter Rating-Gesichtspunkten nicht beurteilt werden kann.“
Themen: Anleiherating, Mittelstandsrating, Unternehmensrating | Kommentare deaktiviert für Anleihe von Rudolf Wöhrl in URA-Beobachtung
Basel III – Was ändert sich wirklich?
Von Dr. Oliver Everling | 29.Januar 2013
„Basel III – Was ändert sich wirklich?“ Dieser Frage geht Dr. Andreas Buschmeier im Buch „Basel III“ nach. „Die Diskussionen über die Eigenkapitalvorschriften der Banken“, so Buschmeier, „reißen in den letzten Jahren nicht ab. Während nach Einführung des ersten Baseler Akkords (Basel I) im Jahr 1988 fast 20 Jahre vergingen, ohne dass – abgesehen von einigen Novellierungen – größere Änderungen vorgenommen wurden, steht nach der viel diskutierten Einführung von Basel II im Jahr 2007 nun schon die nächste große Änderung an.“
Basel III solle dazu beitragen, so Buschmeier weiter, die Wahrscheinlichkeit und das Ausmaß weiterer großer Finanz- und Wirtschaftskrisen zu verringern. „Um dieses Ziel zu erreichen, werden Kreditinstitute dazu gezwungen, zukünftig mehr und qualitativ besseres Eigenkapital vorzuhalten. Damit wird die Kreditvergabe verteuert und erschwert. Unternehmer sollten“, rät Buschmeier, „kontinuierlich den Austausch mit ihren Kapitalgebern suchen.“
Da Großbanken, Sparkassen und Genossenschaftsbanken unterschiedlich gut für Basel III gerüstet sind, empfiehlt Buschmeier, Geschäftsbeziehungen zu allen Bankengruppen zu halten. „So können Unternehmen vermeiden, dass ein Eigenkapitalproblem ihrer Hausbank zum Finanzierungsproblem ihres Unternehmens wird.“ Insgesamt werde die Finanzierung über Bankkredite – insbesondere langfristige – schwieriger und teurer. Buschmeier: „Unternehmer sollten daher verstärkt sämtliche Möglichkeiten zur Finanzierung überprüfen.“
Der Volltext ist nachzulesen im ersten Kapitel des Buches „Basel III“ von Dr. Oliver Everling und Rainer Langen (Herausgeber), erschienen im Bank-Verlag. Veranstaltung zum Thema „Basel III“: Jetzt anmelden.
Themen: Bankinternes Rating, Mittelstandsrating | Kommentare deaktiviert für Basel III – Was ändert sich wirklich?
Nichtigkeit von Forderungen gegen Kommunen
Von Dr. Oliver Everling | 28.Januar 2013
Im Beitrag über „Grundlagen kommunaler Finanzverfassung im Rating“ im Buch „Kommunalrating“ von Bürgermeister Christian Strunk, Stadt Xanten, Kreis Wesel, NRW, werden die Herausforderungen kommunaler Finanzierungen deutlich. Strunk gehört zu den Autoren im Buch „Kommunalrating“ (Artikel-Nr. 22.485-1200, ISBN 3-86556-353-8), das im Bank-Verlag, Köln, erscheint.
„Zur Beurteilung der finanziellen Lage sind die verschiedenen Informationen und Grundlagen aus Satzung, Bilanz und Jahresrechnung unerlässlich. Bereits vor der Zeit der Krise in den Kommunalfinanzen wäre ein Blick auf die jeweiligen Kreditermächtigungen zur Einschätzung der grundsätzlichen Situation der Kredit nehmenden Körperschaft notwendig gewesen“, mahnt Strunk an. „Denn in der Haushaltssatzung ist die Ermächtigung der verantwortlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt nach dem Satzungsrecht verbindlich festgeschrieben.“
Davon dürfe auch eine Bürgermeisterin/ein Bürgermeister oder eine Kämmerin/ein Kämmerer nicht abweichen, so Strunk, sondern müsse sich erst neue Beschlüsse für eine neue Haushaltssatzung geben lassen. „Der Blick ist also auf die Höhe der Kreditermächtigung für den Investitionsplan oder für den Vermögenshaushalt sowie das strukturelle Defizit,“ schreibt Strunk, „also die Differenz zwischen Einnahmen und Ausgaben, zu richten. Nur in der Höhe des satzungsgemäß festgeschriebenen Betrages ist die Stadt oder Gemeinde rechtlich berechtigt.“
Es sei rechtlich nur möglich, innerhalb dieses Rahmens Kredit in Anspruch zu nehmen. Sollte dieser überschritten sein, bestehe für den Kreditbetrag, der darüber hinausgeht, letztlich kein wirksames und belastbares vertragliches Verhältnis. „Die Folge ist ein nichtiger Vertrag, aus dem sich Rechte der Kreditgeber kaum noch durchsetzen lassen.“
Themen: Kommunalrating | Kommentare deaktiviert für Nichtigkeit von Forderungen gegen Kommunen
Fast jeder dritte Europäer ohne Ersparnisse
Von Dr. Oliver Everling | 25.Januar 2013
30 Prozent der Europäer haben aktuell keinerlei Ersparnisse. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage des Marktforschungsunternehmens TNS im Auftrag der ING-DiBa hervor. Dafür wurden mehr als 14.000 Erwachsene in 14 europäischen Ländern zu ihrem Sparverhalten befragt. Über eine finanzielle Durststrecke von drei Monaten könnten lediglich 49 Prozent der Europäer ihren gegenwärtigen Lebensstandard aus eigenen Ersparnissen überbrücken.
Auch in Deutschland würden das nur 48 Prozent der 1.000 Befragten schaffen. Der Anteil der Bundesbürger ohne jegliche Ersparnisse entspricht mit 30 Prozent genau dem europäischen Schnitt. „Auch in Deutschland sehen wir beim Sparen eine Zwei-Drittel-Gesellschaft“, sagt Carsten Brzeski, Senior Economist der ING-DiBa.
Wer in Deutschland über Ersparnisse verfügt, konnte seine Gelder auf Konten, Depots und unterm Kopfkissen trotz der Euro-Krise 2012 überwiegend stabil halten oder sogar ausbauen, stellt die ING-DiBa fest. Bei 40 Prozent stieg der Betrag, 37 Prozent konnten ihn zumindest halten. In Spanien und Italien waren hingegen 47 bzw. 52 Prozent der Sparer von sinkenden Ersparnissen betroffen.
„Viele Menschen in Südeuropa zehren ganz offensichtlich von ihren Ersparnissen“, analysiert Carsten Brzeski. „Fragt sich, wie lange das noch gut geht.“ Auch die Umfrageergebnisse zum Ausgabeverhalten zeigen große Unterschiede innerhalb Europas: 49 Prozent der Deutschen haben im vergangenen Jahr ihre Ausgaben auf Grund der Wirtschaftslage gekürzt. „Allerdings ist dies europaweit der niedrigste Wert!“
Bei den Schlusslichtern Spanien und Italien fuhren 83 Prozent der Befragten ihre Ausgaben herunter. Ganz oben auf der Streichliste standen bei den Europäern Ausgaben für Freizeit und Unterhaltung sowie Kleidung und Körperpflege (Mehrfachnennungen waren möglich).
Zum Studiendesign wird die Methode erläutert. Online-Untersuchung von TNS im November 2013 in 14 europäischen Ländern, in denen ING vertreten ist: Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Polen, Rumänien, Slowakei, Spanien, Tschechien und Türkei. Befragte: Finanzielle Entscheider ab 18 Jahren. Alle Länder repräsentativ nach Geschlecht und Alter. Pro Land etwa 1.000 Befragte, Insgesamt N = 14.013.
Themen: Länderrating | Kommentare deaktiviert für Fast jeder dritte Europäer ohne Ersparnisse
Banken verstehen statt bashen
Von Dr. Oliver Everling | 25.Januar 2013
„Ich kann verstehen, wenn manche ärgerlich sind, wenn neue Geschäftsmodelle offenbaren, wie hoch die Margen bei den alten Geschäftsmodellen waren“, führt Dr. Thorsten Reitmeyer, Vorsitzender des Vorstands der comdirect bank AG in seinen Vortrag beim 10. Internationalen Retail-Bankentag der Börsen-Zeitung ein.
Eine Evolution wie bei der Menschheit gab es auch bei den Banken. Handel fing mit dem Tauschen an, dann wurden Münzen erfunden. Auch mit den Münzen hatte man das Problem, sie schwer herumtragen zu müssen. Die Banknote sei ursprünglich auf die Einlieferung von Münzen ausgestellt worden – „eine phantastische Idee, die den europäischen Handeln vorangebracht hat“, zeigt Reitmeyer die Geschichte auf.
Moderne Produkte zu fairen Konditionen, das sei für die comdirect bank ein Leitmotiv. „Warum sieht man eigentlich Exchange Traded Funds so wenig in den Filialbanken, fragt Reitmeyer. „Wer die Schilder der fairen Beratung so hoch halte, warum bietet er nicht ETFs an?“ Auch das Girokonto der comdirect komme mit einer Zufriedenheitsgarantie daher mit vielen kostenlosen Extras. „Wir profitieren außerdem von unserer Zugehörigkeit zur Cash Group.“
„Baufinanzierung PLUS“ mit über 250 Finanzierungspartnern und „Online-Live-Beratung“ sei eine echte Innovation, denn der Kunde merke, dass er Transparenz über den gesamten Markt erhalte. Der Kunde können dem Berater effektiv über die Schulter schauen und alle Konditionen im Markt vergleichen. Die comdirect nehme in Kauf, dass der größte Teil nicht an die Commerzbank vermittelt werde.
Ebenso werde mit „Anlageberatung PLUS“ versucht, unabhängige und systematische Beratung für mehr Sicherheit und Rendite anzubieten. Hier würden der comdirect zwar noch nicht die Massen zuströmen, aber das Geschäft trage sich. Die meisten Kunden kommen von ihrem Girokonto her zur Anlageberatung.
Inlandsorder mit Realtime-Kursen werden schnell und komfortabel an allen deutschen Börsenplätzen ausgeführt. Das comdirect LiveTrading erlaube, auch unabhängig von Börsenzeiten auch am Wochenende handeln. Mit comdirect banking App und mobile App kann der Kunde Konto und Depot einfach und sicher auch von unterwegs nutzen.
„Ich habe ein ganz anderes Dilemma. Was sagen wir unseren Kunden als Industrie. Niedrigzinsumfeld und die Faktoren, die dahinter sind, machen mir wirklich Sorge. Banken haben Vertrauen verloren, deshalb hört man uns nicht mehr richtig zu“, warnt Reitmeyer. Wer dem klassischen Investitionsverhalten folge, verliere Geld, denn „sicher“ sei nicht mehr sicher.
„Wir werden als Branche dem Kunden irgendwann einmal sagen müssen, dass er auf seinem Sparkonto seine Alterssicherung verspielt“, so Reitmeyer. Wer langfristig mit dem Sparbuch spare, werde verlieren, denn die Inflation würde das Vermögen nach Jahrzehnten halbieren. „Die Geschichte von Manfred Krug wird uns keiner mehr abnehmen“, spielt Reitmeyer auf die Erfahrungen mit der Aktie der Deutschen Telekom AG an.
Negative Presse zu Aktien, Vertrauensverlust bei Banken – „das ist eine ziemlich unmögliche Ausgangssituation. Was machen unsere Kunden? Sie kaufen wie wild Immobilien.“ Ob das auf die Dauer gut gehe, sei fraglich. „Eines Tages würden die Kunden merken, dass das Geld, das für ein schönes Auto vorgesehen war, nur noch für ein Motorrad reicht.“ Reitmeyer wirbt für mehr Solidarität der Banken, diese Herausforderungen anzunehmen.
Themen: Bankenrating | Kommentare deaktiviert für Banken verstehen statt bashen
Banking-Plattform Magellan
Von Dr. Oliver Everling | 25.Januar 2013
„Der Erfolg der Santander in der Kosteneffizienz liegt u.a. in der einheitlichen Plattform“, berichtet Ricken von seinen Gesprächen in Spanien. Dr. Christian Ricken ist Chief Operating Officer, Privat- und Geschäftskunden, der Deutschen Bank und spricht auf dem 10. Internationalen Retail-Bankentag der Börsen-Zeitung in Frankfurt am Main.
Schwieriges Zinsumfeld, konjunkturelle Abkühlung und regulatorische Anforderungen veranlassen die Deutsche Bank zu einem Bündel von Maßnahmen und zum Aufbau einer hoch effizienten Banking-Plattform (Magellan). Es geht um den Aufbau nur einer Plattform für zwei Marken, Deutsche Bank und Postbank, im PBC.
Magellan unterstützt den Vertrieb durch ein kundenorientiertes Produktportfolio und markenübergreifende, einheitlich gesteuerte Servicebereiche. Rund 300 Produkte, 700 Kernprozesse, 25 Mio. Girokonten, 8 Mrd. Zahlungsvorgänge p.a., 12 Mio. Wertpapiergeschäfte und 730 Tsd. Kreditanträge p.a. sind Eckdaten der durch Magellan geleisteten Vertriebsunterstützung.
Ricken stellt dem Consumer Banking (Postbank) das Advisory Banking (Deutsche Bank) gegenüber. Magellan liefert Effizienz und Wachstum durch eine moderne Services- und IT-Plattform. Magellan ist für Postbank und Deutsche Bank die neue gemeinsame SAP-basierte Lösung im Bereich der Privat- und Geschäftskunden. Die Integration sei teuer, aber erfolgreich, sagt Ricken. Die Investitionen seien einmalig, die Synergien aber wiederkehrend. „Magellan ist das Fundament für den Erfolg von PBC“, sagt Ricken. Für den Kunden individualisiert, in der Bank standardisiert, Schnelligkeit und Flexibilität der Produktentwicklung, schlanker und effizienter Unterbauch listet Ricken schlagwortartig auf.
Zu Zeiten des Neuen Marktes habe es schon Phantasien zum „eBanking“ gegeben. Ricken erinnert sich an einen Consultants, der damals vorgeschlagen habe, die Deutsche Bank in „Deutsche e-Bank“ umzubenennen. Während der Übergang ins Internet damals noch nicht ernst genommen werden musste, stehe man heute ernsthaft vor einem neuen online-Zeitalter. Inzwischen sei eine Generation nachgewachsen, für die der Umgang mit den neuen Techniken selbstverständlich sei und die daher keinen Grund mehr sehen würden, in die Bankfiliale zu gehen.
Themen: Bankenrating | Kommentare deaktiviert für Banking-Plattform Magellan