Nachteile der Bürgerversicherung überwiegen

Von Dr. Oliver Everling | 27.März 2012

Thomas Drabinski vom Institut für Mikrodaten-Analyse präsentiert auf dem 3. VorsorgeFachForum 2012 in Frankfurt am Main alarmierende Zahlen zum Vergleich zwischen Gesetzlicher Krankenversicherung (GKV) und Privater Krankenversicherung (PKV). Demnach kommt die GKV jedem Versichterten auf Dauer teuer: Seit 1991 steigen die Kosten der GKV und der PKV praktisch parallel, wobei die Kostenlinie der GKV stets oberhalb der PKV liegt.

Im Widerspruch zu den höheren Kosten der GKV stehen die geringeren Leistungen der GKV im Vergleich zur PKV: Pro Versicherten wird in der PKV mehr ausgegeben als in der GKV. Gründe für das Missverhältnis sind in den Verwaltungskosten der GKV zu suchen: Mehr als 28 Mrd. € kommen aufgrund der GKV nicht beim Patienten an, sondern „versickern“ als Verwaltungskosten. Im Vergleich dazu: Insgesamt nehmen die privaten Krankenversicherer nur gut 35 Mrd. € ein.

Pro Person kostet die private Krankenversicherung weniger – so gibt Drabinski ein Beispiel für eine Familie it 45jährigem Mann, 40jähriger Frau, 10jähriger Tochter und einjährigem Sohn – nämlich 260 €. Geht einer der Elternteile nicht mehr arbeiten, sinkt der Beitrag in der GKV. Was passieren soll, wenn das Einkommen sinkt, bleibt ein politischer Streitpunkt.

Drabinski zeigt, dass auftrund derAlterspyramide bis 2030 die Finanzierbarkeit der Sozialversicherung nicht mehr gegeben ist. Mit den kurzfristig wirksamen Lösungsansätzen würden heute nur die Probleme auf später vertagt. Die Zahl der Rentner steigt, während die Zahl der Erwerbstätigen sinkt. Seit Jahrzehnten steigen die Kosten der GKV jährlich um ca. 60 € pro Versicherten, berichtet Drabinski. „Beitragsstabilität“ (d.h. weiterhin nur 60 € Beitragssteigerung) wäre nur mit stetig steigenden Steuern möglich.

Drabinski gibt einen Ausblick auf die Gesundheitsreform mit der Bürgerversicherung als „Worst-Case“, denn alle Neuversicherte müssten sich in der Bürgerversicherung versichern ohne Wechselrechte. Die heutige Versorgungstufe wäre nicht mehr haltbar. Hausärztliche Versorgungszentren und Krankenhäuser verdrängen dann vertraute Haus- und Fachärzte, zeigt Drabinski auf.

„Wie viel Bürgerversicherung braucht das deutsche Gesundheitssystem?“ Drabinski lässt über diese Frage alle versammelten Experten per „PowerVote“ elektronisch abstimmen. „In der Bürgerversicherung überwiegen die Vorteile in Gänze“ sagt keiner der mehr als 200 Teilnehmer des VorsorgeFachForums in Frankfurt am Main. Nur 14 % sehen mehr Vorteile als Nachteile, aber 57 % mehr Nachteile als Vorteile. 29 % sind überzeugt, dass in der Bürgerversicherung die Nachteile in Gänze überweigen.

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David M. Walker mahnt Datenqualität an

Von Dr. Oliver Everling | 22.März 2012

Wenn nicht konsequent auf IFRS umgestellt wird, kumulieren sich weiter Finanzierungsschwierigkeiten, warnt David M. Walker, Founder und CEO der Comeback America Initiative (CAI). Walker war Comptroller General of the United States of America. Walker diskutierte mit Andrew Bosomworth, Managing Director and Head of Portfolio Management in Germany, PIMCO, Daniel J. Fuss, Vice Chairman, Loomis Sayles & Company, L.P., unter der Moderation von Matthew Brockett, European Central Bank Editor, Bloomberg News.

Daniel J. Fuss unterstreicht, dass die Wurzel der Probleme in den nicht kapitalgedeckten Rentensystemen liegen. Indem Renten ohne Deckung versprochen werden, kommen die betreffenden Volkswirtschaften in Schwierigkeiten. Fuss warnt vor der Vorstellung, dass diese Probleme schnell überwunden werden könnten oder sogar schon gelöst seien.

Lakshman Achuthna, Co-Founder and Chief Operations Officer, Economic Cycle Research Institute (ECRI), Moritz Kraemer, Managing Director and Head of EMEA Sovereign Ratings, Standard & Poor’s, und Holger Schmieding, Chefvolkswirt der Berenberg Bank, diskutierten weiter mit Richard Weiss, Industrial/Aerospace Europe Reporter, Bloomberg News, über die Risiken jenseits der Eurozone und die Ansteckungsrisiken.

„Wir brauchen Zeit und was zählt ist, was in der verfügbaren Zeit gemacht wird“, kommentiert S&P’s Kraemer mit Blick auf die Möglichkeiten, der Ausweitung der Krise entgegenzutreten. Kraemer insistiert auf dem Punkt, dass für es für ganze Staaten viel Zeit kosten werde, Wettbewerbsfähigkeit wiederherzustellen. „Die Staaten haben über eine Dekade hinweg ihre Wettbewerbsfähigkeit verloren, es wird möglicherweise auch eine Dekade dauern, sie wiederherzustellen.“ Kraemer spricht dazu auch den Aspekt an, wie Vertrauen wiederhergestellt werden könnte.

Walker betont die Bedeutung verlässlicher Rechnungslegungsstandards. Kraemer lobt in diesem Zusammenhang die Fortschritte in Europa, zu vergleichbaren Daten über die Situation in den verschiedenen Staaten zu gelangen. Für Walker erscheint es unverzichtbar, vergleichbare Eckdaten u.a. auch für jedes Rating zu haben.

Achuthan warnt vor der Volatilität der konjunkturellen Zyklen. Ein weniger volatiler Zyklus würde nicht so viel Wachstum kosten. Jede Verlangsamung hat ein höheres Risiko, sich zu einer Rezession auszuweiten, wenn Zyklen sich sehr volatil zeigen.

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Platz für Frankfurts Skyline Plaza

Von Dr. Oliver Everling | 21.März 2012

142 Center Managements und 19 Shopping Center in Bau oder Planung, das ist der aktuelle Stand der ECE mit Blick auf Shopping Centers. Beim Wirtschaftsrat befasst man sich mit dem aktuellen Projekt in Frankfurt am Main, dem Skyline Plaza. Im und rund um dem neuen Einkaufszentrum in Frankfurt werden mehr als 30.000 Menschen arbeiten und 10.000 Menschen wohnen.

Die Skyline Plaza entsteht auf dem Projekteareal des früheren Güterbahnhofs. 1989 wurde der Hochhausentwicklungsplan der Stadt entwickelt. Das Projektareal liegt mitten in der Stadt Frankfurt. Das „Europaviertel“ mit der Europaallee führt direkt zum Skyline Plaza. Tower 185, Tower 2 und Millenium Plaza gehören städtebaulich zussammen.

„Hier geht es um eine langfristige Flächennutzung in der Stadt Frankfurt. Auch in 10 Jahren wird die Frankfurt die Flächen mehr als ausgenutzt haben“, sagt Markus Lentzler, Geschäftsführer ECE Projektmanagement GmbH & Co.KG aus Hamburg.

Das Kongresszentrum verfolgt die Idee einer Perle in der Auster. Kühle Farben von außen, natürliche Farben im inneren sollen für das Wohlgefühlt sorgen. An das Kongresszentrum grenzt das Skyline Plaza. „Das Gebäude wird immer wieder in einem anderen Lichte erscheinen“, sagt Lentzler und führt die Lichteffekt am Gebäude vor.

Im zweiten Untergeschoss werden wie im ersten Untergeschoss Parkmglichkeiten eingerichtet. Darüber Einkaufsmöglichkeiten, im zweiten, dritten und vierten Obergeschoss werden weitere Parkplätze warten.

In Korea werden U-Bahnstationen bereits mit QR-Codes ausgestattet, um an virtuellen Einkaufswänden einzukaufen. „Das ist keine Zukunftsmusik, sondern dort bereits Realität“, berichtet Lentzler.

„Das städtebauliche Bindeglied funktioniert nur, wenn die Menschen das auch annehmen“, erläutert Lentzler und zeigt eindrucksvoll, wie geschickt die Farbgebung in Shopping Centers gewählt wird. „Der Shopping Center muss selber eine Geschichte erzählen, Zeitgeist und Nachhaltigkeit werden zusammengefügt.“

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Rollensuche für Kreditmediatoren

Von Dr. Oliver Everling | 21.März 2012

Der Kreditmediator des Bundes hat in vielen Konfliktfällen zwischen Unternehmen und Kreditinstituten vermitteln können. In seine Fußstapfen treten vermehrt nicht öffentlich bestellte sondern privatwirtschaftlich agierende Berater/innen in der Funktion des Kreditmediators. Das Handelsblatt vom 14. März 2012 zitiert den Vorsitzenden des Bundesverbandes der Kreditmediatoren e.V. (BdKM), Herr Rainer Langen: „Wir sind nicht der Anwalt des Unternehmens. Es geht nicht darum, bei der Bank etwas durchzudrücken“.

Carl-Dietrich Sander, seit vielen Jahren bekannter Berater kleiner und mittlerer Unternehmen und angesehener Buchautor (www.kreditverhandlungen.de), kommentiert: „Dieser Aussage wird jeder zustimmen, der Mediation als Veranstaltung zur Konfliktlösung begreift, die meist dann einsetzt, wenn bisherige Verhandlungen zu Blockaden geführt haben, und ein neutraler Dritter gebeten wird, als Vermittler zur Auflösung der Blockadesituation beizutragen und zum Erarbeiten einer von beiden Seiten getragenen Lösung zu verhelfen.“

War der Kreditmediator des Bundes eine öffentlich finanzierte Institution, arbeiten Kreditmediatoren auf privater Basis natürlich gegen Honorar – das in der Regel im Falle der Kreditmediation das Unternehmen bezahlt, führt Sander seine Überlegungen weiter aus. „Damit kommt der Frage der Rollenklärung und der gegenseitigen Erwartungen an die Rollen eine besondere Bedeutung zu. Denn dem beauftragenden Unternehmen muss klar sein, dass der Mediator eben nicht sein Interessenvertreter ist, sondern die Rolle des Neutralen einnehmen wird und muss.“

Ein weiteres Zitat im erwähnten Handelsblatt-Beitrag lässt jedoch aufhorchen. Zitiert wird der Kreditmediator Frank Armbruster: „Meist schalten wir uns schon präventiv als Unterstützer bei der Finanzkommunikation eines Unternehmens ein.“

Hier ist nach Ansicht von Sander die Frage nach der Rollenerklärung zu stellen: Im ersten Schritt arbeitet der Berater als Unternehmensberater im Unternehmen und berät bei der Erstellung der erforderlichen Kreditunterlagen und zur Taktik der weiteren Vorgehensweise; ggf. ist er sogar aktiv am Erstellen der Unterlagen – z.B. Planzahlen – beteiligt. Im zweiten Schritt agiert der gleiche Berater im Konfliktgespräch zwischen Bank und Kunde als Mediator – also Neutraler.

„Dies erscheint doch ein ziemlicher Spagat zu sein.“ Sander fragt vor allem: „Wird das Kreditinstitut in dieser Konstellation den Berater wirklich als neutralen Mediator sehen? Und kann der Berater selber im Gespräch ständig zwischen seinen Rollen wechseln – und das auch noch allen Beteiligten transparent machen?“

Die Aufgabe der „klassischen“ Unternehmensberatung zur Finanzkommunikation, wie sie z.B. die Mitglieder der „Fachgruppe Finanzierung-Rating“ im Verband „Die KMU-Berater Verband freier Berater e.V.“ seit Jahren verantwortlich wahrnehmen, sollte von den Aufgaben des Kreditmediators klar getrennt sein.

Der Bundesverband der Kreditmediatoren e.V. teilt in einer Pressemitteilung vom 25. Januar 2012 mit, dass er „Kompetenzstandards für Kreditmediatoren“ definiert hat. „Dieser Pressemitteilung ist leider kein Hinweis auf den diskutierten Rollenkonflikt zu entnehmen. Auch in der Satzung des Verbandes finden sich dazu keine Hinweise. Die Klärung dieser Frage sollte auf jeden Fall Bestandteil von Kompetenzstandards sein,“ fordert Sander, „um für alle Beteiligten eine transparente Basis zu schaffen.“ Die 2. Tagung zur politischen Bildung über Kreditmediation der Friedrich-Naumann-Stiftung im April 2012 sollte sich dieses Themas annehmen.

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Feri Gesamtmarktstudie 2012 gibt Orientierung

Von Dr. Oliver Everling | 19.März 2012

Die Feri Gesamtmarktstudie hat inzwischen 20 Jahre Historie. Sie enthält eine Gesamtmarktdarstellung der privaten Anlage in Beteiligungsmodelle mit 326 Initiatoren und 666 Fonds. Geringer Schätzanteil, hohe Aussagekraft, Erfassung neuer Trends und eigene Erhebungen sind die Stärken der Studie, die sich auf die Übernahme der VGF-Branchenzahlen 2011 stützt.

Über die aktuellen Entwicklungen berichtet Wolfgang Kubatzki aus der Geschäftsleitung der Feri EuroRating Services AG, Bad Homburg. Kubatzki sprach auf dem Feri Symposium Investmentfonds & Beteiligungen am Frankfurter Flughafen.

Auf Immobilien entfallen 49 % des platzierten Eigenkapitals. Alle anderen Assetklassen verlieren mehr oder weniger deutlich, so das Ergebnis der Studie bezüglich der Marktaufteilung nach Assetklassen. Die Anlageziele stimmen in der Zielrichtung mit klassischen Geschlossenen Beteiligungen überein, kommentiert Kubatzki die Aufteilung der Assetklassen Genussrechte. Das Platzierungsvolumen verteilt sich auf 63 Genussrechtsbeteiligungen, das größte Angebot hat 82,58 % (272,1 Mio. €) des Platzierungsvolumens.

Kubatzki präsentiert die Platzierungshitliste 2011 (über alle Beteiligungsmodelle). DWS Finanz-Service sind die Gewinner mit den Türmen der Deutschen Bank in Frankfurt am Main. Bemerkenswert war auch das Comeback von Jamestown mit US-Immobilien, die Deutsche Fonds Holding DFH und Real I.S. mit stetigem Ergebnis sowie POC GmbH als Newcomer. DWS Finanz-Service und Jamestown seien die erfolgreichsten Aufsteiger, berichtet Kubatzki.

„Entgegen dem Trend haben es die Immobilien wieder geschafft, sich positiv zu entwickeln“, stellt Kubatzki fest. 70 % davon sind Deutschland-Immobilien, die den Markt bestimmen. Inzwiwchen machen Büroimmobilien 55,8 % aus, nach 47,9 % im Vorjahr. „Wohnen ist bei geschlossenen Beteiligungen noch nie so richtig aus den Puschen gekommen“, formuliert Kubatzki salopp, aber treffend. Einzelhandeslimmobilien seien wieder rückläufig, nur noch 16 % nach 20,5 % im Vorjahr.

Kubatzki gibt einen Ausblick auf 2012: „Es gibt keine Indikation, dass sich der Gesamtmarkt in 2012 wesentlich besser entwickeln sollte als 2011.“ Das bestimmende Thema würden weiterhin „Immobilien, Immobilien, Immobilien“ sein. Bei den Schiffsfonds brauche man neue Konzepte, um die Schiffsfinanzierung in eine bessere Zukunft zu führen. Dies hänge auch mit der Risikoverteilung zusammen. „Warum gibt es keine vernünftigen Portfoliolösungen?“ Kubatzki kritsiert, dass Chancen ins eigene Portfolio genommen und die Risiken anderen überlassen würden.

„Der Wind bläst noch nicht so richtig“, sagt Kubatzki mit Blick auf Windenergie. Es sei in Deutschland noch schwierig, sich als Fonds nicht gleich eine ganze Ortschaft gegen sich aufzubringen. Daher würden es Fonds mit Off-shore-Konzepten leichter haben, glaubt Kubatzki

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Multi-Asset-Fonds mit Anlagefokus Emerging Markets

Von Dr. Oliver Everling | 19.März 2012

„Emerging Markets gewinnen weiter an Bedeutung. Die Solidität ist oftmals sogar besser als bei den Industrieländern“, fasst Christian Michel von der Feri EuroRating Services AG aus Bad Homburg die Quintessenz seines Vortrags zusammen. Michel sprach auf dem Feri Symposium Investmentfonds & Beteiligungen am Frankfurter Flughafen.

Diese Einschätzung der Emerging Markets spiegele sich auf der in der vergangenen Wertentwicklung von Emerging Markets Aktien und Renten, allerdings bei hoher Volatilität. „Multi-Asset-Fonds kombinieren unterschiedliche Assetklassen und können durch Diversifikation das Rendite-Risiko-Profil verbessern.“

Allerdings gibt es nach Ansicht von Michel zurzeit nur wenige Fonds, die über einen ausreichend langen Track Record verfügen. „Gleichzeitig haben die im Markt befindlichen Fonds eine zum Teil sehr heterogene Anlagestrategie“, sagt Michel und nennt als Beispiele Aktienquote und Instrumente. Die Bewertung der Expertise müsse daher vorwiegend qualitativ erfolgen.

Fazit: Multi-Asset-Fonds mit Anlagefokus Emerging Markets sind ein Trend, betont der Experte von der Feri EuroRating Services.

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Unrealistisches Hilfspaket für Griechenland

Von Dr. Oliver Everling | 19.März 2012

„Dem 2. Hilfspaket für Griechenland liegt eine völlig unrealistische wirtschaftliche Projektion zugrunde“, sagt Axel D. Angermann, Mitglied der Geschäftsleitung der Feri EuroRating Services AG aus Bad Homburg. Angermann sprach auf dem Feri Symposium Investmentfonds & Beteiligungen am Frankfurter Flughafen. Griechenland bleibe unter Berücksichtigung aller ökonomischer Indikatoren in der Abwärtsspirale gefangen.

Ein Euro-Austritt Griechenlands erhöhe das Wachstumspotenzail des Landes, zeigt Angermann anhand des Vergleichs der Wachstumsraten mit und ohne Euro als Währung Griechenlands. Kurzfristig werde Griechenland aber in eine noch tiefere Rezession fallen, wenn Griechenland austrete, denn die wirtschaftliche Neuorientierung würde Zeit benötigen. Da damit politisch kurzfristig nicht zu rechnen sei, müsse mit der Folge eines erneuten Zahlungsausfalls gerechnet werden. Diese eröffne dann aber die Möglichkeit einer tragfähigen Entwicklung, so das Urteil des Länderexperten.

Es gibt aus Sicht von Angermann drei mögliche Szenarien für Griechenland: Szenario 1 umfasse die Umsetzung des 2. Hilfspakets wie beschlossen; Szenario 2 den Austritt aus der Währungsunion, Staatsschulden bleiben in Euro notiert; und das Szenario 3 den Austritt aus der Währungsunion, zusätzlich Umstellung der Staatsschulden auf nationale Währung und Aussetzen der Zinszahlungen für die kommenden 10 Jahre.

Die Schuldenkrise stehe vor der Entscheidung, so Angermann. Das positive Szenario würde eine Lösung der Griechenland prolbmatikumfassen, Aufstockung des ESM (ab Mitte 2012) mit weiteren Hilfsprogrammen vor allem für Portugal, gelingende Bankenrekapitalisierung, gegebenenfalls mit staatlichen Mitteln, Fiskalpaket zur wirksamen Überwachung der nationalen Haushaltspolitiken, gegebenenfalls Einführung von Eurobonds und temporäre Flankierung durch die EZB. Diesem positiven Szenario der Auflösung der Unsicherheiten und positivem Konjunkturimpuls misstAngermann eineWahrscheinlichkeit von 60 % bei.

Dementsprechend muss mit 40 % Wahrscheinlichkeit mit dem Eskalationsszenario gerechnet werde, wenn kein Vertrauen in eine nachhaltige Lösung des Griechenlandproblems geschaffen werden könne und Angst vor einem Schuldenschnitt in Portugal entstehe. Politikversagen und mangelnde Rettungsfunktion der EZB wären Elemente dieses Szenarios anhaltender Unsicherheit in Märkten und im Finanzsystem.

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China kurzfristig auf der Bremse

Von Dr. Oliver Everling | 19.März 2012

Die restriktivere Geldpolitik in China bremst kurzfristig das Wachstum. „Die ganze Zeit gab es die Auguren, die den Absturz Chinas prophezeiten“, berichtet Axel D. Angermann, Mitglied der Geschäftsleitung der Feri EuroRating Services AG aus Bad Homburg. Inzwischen schwächel China aber nicht nur im Export, sondern auch die Inflationsrate habe der Regierung zu Schaffen gemacht. Angermann sprach auf dem Feri Symposium Investmentfonds & Beteiligungen am Frankfurter Flughafen.

Inzwischen zeige die Inflationsrate eine klare Rückläufigkeit. „Es ist aber nicht ganz auszuschließen, dass die Inflationsrate so ausgewiesen wird, wie es ins politische Kalkül passe. Die Regierung habe die Spielräume bereits genutzt, um beispielsweise die Mindestreservesätze wieder zu senken.“ Angermann geht davon aus, dass China ein sehr schlechtes erstes Quartal zeigen werde, aber dann durch das Umschwenken der Wirtschaftspolitik deutlich bessere Wachstumsraten in China zu sehen sein werden.

„Wir haben in China zumindest partiell Immobilienpreisblasen, Probleme mit der Inflationsbekämpfung, schwächelnde Exporte und hohe Verschuldungen der Provinzregierungen mit Risiken für die Zentralregierung,“ Mittelfristig seien aber die Geldpolitik, die Fiskalpolitik und die wieder anziehenden Exporte positive Faktoren. Es bringe nichts, jahrelang vor China zu warnen, wenn zwischendurch damit Chancen verschenkt würden.

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Positive Zeichen am Immobilienmarkt

Von Dr. Oliver Everling | 19.März 2012

Am Immobilienmarkt mehren sich unübersehbar die positiven Zeichen. Dr. Axel Angermann, Mitglied der Geschäftsleitung der Feri EuroRating Services AG aus Bad Hamburg, macht auf dem Feri Symposium Investmentfonds & Beteiligungen am Frankfurter Flughafen die Faktoren klar, die weltweit zu verzeichnen sind. In den USA geht die Zahl der Häuser deutlich zurück, die zum Verkauf stehen. Zugleich zeigen die USA eine Belebung des Arbeitsmarktes, wenn auch immer noch von einer moderaten Entwicklung gesprochen werden müsse.

„Aus der steigenden Beschäftigung resultiert Einkommen, das für den privaten Verbrauch bedeutend sein wird“, folgert Angermann anhand der Zahlen aus den USA. „Es sollte sich der Trend aus den letzten Quartalen fortsetzen, so dass wir auf das Jahr gerechnet auf ein Wachstum von gut 2 % kommen. Die Fed ist außerdem bereit nachzulegen, falls es zu einer Abschwächung kommen sollte.“

Die US Regierung habe wenig Spielräume für fiskalpolitische Impulse, aber bis zu den Präsidentschaftswahlen werde man wohl keine großen Sparmaßnahmen sehen. „Die Konjunktur könnte sich in den USA auch noch besser entwickeln, auch wenn man dies zurzeit noch nicht zur Hauptprognose machen kann“, sagt Angermann. Positiv sind in den USA, fasst Angermann zusammen, der Immobilienmarkt, die Beschäftigung und die Geldpolitik, neutral die Fiskalpolitik in ihren konjunkturellen Impulsen zu sehen.

„Die geopolitischen Unsicherheiten treiben die Ölpreisenach oben“, berichtet Angermann. Wenn im Boom die Ölpreise steigen, sei das nicht so schlimm, wenn aber in einer Schwächephase die Ölpreise steigen, wie während der Schwäche der Eurozone, sei das kein gutes Zeichen. Hintergrund seien ganz klar die geopolitischen Risiken bezüglich der Sicherheit der Transportwege usw. Angermann sieht aber keine akuten Inflationsgefahren in den Industrieländern, aber unterstreicht die Bedeutung dieses Risikofaktors.

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Reto Francioni sieht genug Platz für Deutsche Börse

Von Dr. Oliver Everling | 14.März 2012

„Die Zukunft liegt nicht im Rückzug nach innen, sondern im Aufbruch nach draußen“, sagt Prof. Dr. Reto Francioni, Vorstandsvorsitzender der Deutsche Börse AG. Wer erfolgreich bleiben wolle, müsse immer internationaler werden, ist sich der Börsenchef sicher. Francioni sprach auf dem 5. Finanzplatztag der WM Gruppe in Frankfurt am Main. Auf dem Finanzplatztag steckt Francioni das internationale Aktionsfeld der Deutschen Börse ab und sieht genug Platz für weiteres Wachstum.

Francioni gibt verschiedene Beispiele: Mit der Indexfamilie STOXX habe man eine internationale Erfolgsstory gesetzt. Mit Joint-ventures und Kooperationen, kleineren Akquisitionen werde man weiter arbeiten, aber einen großen Wurf, wie er geplant war, werde es nicht geben. Francioni tritt jeder Spekulation in dieser Richtung entgegen.

„Eine falsche Marktdefinition war dafür verantwortlich, dass ein Merger im Derivatemarkt abgebrochen wurde“, berichtet Francioni. „Wir haben noch genug Möglichkeiten“, sagt Francioni, selbst wenn verschiedene Alternativen ausgeklammert werden müssten.

Die rein politisch getriebene Finanztransaktionssteuer ist nicht zielführend, da sie die Integrität der Märkte nicht fördere, zeigt Francioni auf. „Heute können innerhalb von Minuten Finanzströme umgeleitet werden“, sagt Francioni. Die konsequente Einbeziehung der OTC Märkte würde erst Transparenz schaffen, börsliche und außerbörsliche Transaktionen steuerlich zu erfassen, das erst schaffe verlässliche Rahmensbedingungen.

Schon heute haben Asiaten bei den Börsen eine dominante Rolle. „Je höher die Steuer und je höher die Auflagen, desto größer das Gefälle zu den asiatischen Märkten. Am besten wäre es, wenn keine Reguilerungsarbitrage möglich wäre, aber dazu gibt es keine Einigiung.“ In Brüssel strebe man an, das OTC Geschäft auf die Plattformen zu holen. „Wir haben die Technologien und waren die ersten, die diese bereitgestellt haben. Wir sind bereit, die OTC Geschäfte auf die Plattformen zu holen.“ Dann sei es möglich, die Geschäfte gleichermaßen zu kontrollieren.

90 % der Derivate werden außerbörslich gehandelt, warnt Francioni. „Wir müssen verschiedene Segmente unterschieden, manche Segmente sind reif, andere nicht, gecleart zu werden. Banken verdienen sehr viel Geld in diesem Markt und da ist ein gewisser Widerstand, mit dem die Börse umgehen müsse“, sagt Francioni und begibt sich daher auf die Suche nach geeignete Modelle, um die Angst der Banken zu zerstreuen. „Es ist der größte Markt, der volkswirtschaftlich auch unheimlich wichtig ist. Wir sind nicht die Ursache, sondern die Lösung des Problems“, sagt Francioni mit Blick auf die richtigen Antworten auf die Herausforderungen aus der Finanzkrise. „Das Wichtigste für die Börse ist der Investorenschutz. Am Investorenschutz wird nicht gerüttelt.“

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