ETF-Urteilskriterien aus Stiftungsperspektive

Von Dr. Oliver Everling | 21.Mai 2011

Einfach, Transparent und Flexibel, und das zu sehr geringen Kosten: Ein Stiftungsportfolio sollte auf dieser Basis aufgebaut sein. „Der Weg dorthin kann und sollte beschritten werden, ist aber kein einfacher“, weiß Jens Güldner, Vermögensmanagement, Leiter Treasury, Evangelisches Johannesstift, aus Erfahrung zu berichten.

Tendenziell sind Stiftungen mit großen Stiftungsvolumina und eigenen Finanzabteilungen im Vorteil, wenn es um die komplexe Bewertung von Finanzprodukten und im Speziellen um ETFs geht, schreibt Güldner in seinem Beitrag zum Buch „Exchange Traded Fund Rating“ (herausgegeben von Dr. Oliver Everling und Götz Kirchhoff, Art.-Nr. 22.472-1100 Bank-Verlag Medien GmbH, ISBN 978-3-86556-257-9).

Vergleichbare Ratingsysteme, wie sie bereits am Kreditmarkt bzw. am aktiven Investmentfondsmarkt zur Verfügung stehen, sind in dieser Art und Weise für die Bewertung des passiven Investmentproduktes ETF noch nicht deutlich sichtbar zutage getreten, urteilt Güldner.

„Das macht die Suche nach einem einheitlichen und anerkannten Vergleichsmaßstab sehr schwierig im Allgemeinen, und das gilt besonders für Stiftungen.“ Des Weiteren sei die Frage zu klären, so Güldner, welche Arten von Rating beim passiven Investmentprodukt ETF sinnvoll sind, gleiche Maßstäbe und Kriterien wie in den bekannten Research-Bereichen, die Bonitäten und Liquiditätsströme von zu bewertenden Objekten wie Unternehmen oder Finanzprodukten prüfen.

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Intelligente Synchronisation von Ökonomie und Risikobetrachtung

Von Jian Ren | 19.Mai 2011

Vor dem Hintergrund des enger werdenden Bankenmarkts, des sich wandelnden Kundenverhaltens und der Veränderungen im Rahmen der Finanzmarktaufsicht sind die Anforderungen an die Banksteuerung und deren Instrumente gestiegen. Aktuell sind vor allem die Pläne zur weitreichenden Neuordnung der Finanzmarktaufsicht zu beachten, insbesondere: Basel III, CRD 4 und die Novelle der MaRisk. Diese haben direkte Auswirkungen auf die Banksteuerung – vor allem bei Risikomodellen und der Generierung von Kennzahlen. Im September 2011 wird eine Veranstaltung passend zu diesem Thema stattfinden. Vor Ort werden u.a. Praxisberichte gehalten und Informationen präsentiert, so u.a. Stresstests als Risikocontrolling und welchen Einfluss haben Leverage Ratios. Weitere Informationen für den Titel „Risiko- und wertorientierte Banksteuerung“ findet sich unter http://www.banksteuerung-konferenz.de/Event.aspx?id=486338&utm_campaign=blog&utm_medium=content&utm_content=post&MAC=rating-evidence

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Omikron7 von TELOS mit AA- beurteilt

Von Jian Ren | 19.Mai 2011

TELOS hat Omikron7 geratet. Der Fonds erfüllt sehr hohe Qualitätsstandards und erhält die Beurteilung AA- auf einer Skala von A bis AAA (höchste Qualitätsstandards).

Nach TELOS sei der Omikron7 ein aktiv gemanagter, global anlegender Aktienfonds, der schwerpunktmäßig in Wachstumswerte investiert und bei dem die Titelauswahl modellgestützt erfolgt. Das sogenannte Digital Fund Management (DFM), d.h. die computergesteuerte Aktienselektion, basiert auf einer intern entwickelten Software. Investitionen werden unabhängig von einer Benchmark durchgeführt. Im Rahmen des Fondsmanagements werden verschiedene Tradingansätze miteinander kombiniert. Dabei kommen insgesamt sieben Strategien zum Einsatz, von denen die meisten auf Wachstum ausgelegt sind. In diesem Zusammenhang sind für die Titelauswahl insbesondere das Gewinnwachstum einer Aktie (Konsensschätzung) und deren relative Stärke von Bedeutung. Die positive Ausprägung dieser beiden Größen ist eine Grundvoraussetzung für eine Investition, unabhängig von der Strategie und den Ausprägungen der fundamentalen Kriterien einer Aktie. Bei einzelnen Strategien sind darüber hinaus aber auch Value-Kennzahlen für die Titelauswahl relevant, insbesondere das Price-to-Sales-Ratio. Die derzeit zum Einsatz kommenden Strategien sind bereits seit einiger Zeit stabil. Grundsätzlich kann der Fondsmanager aber auch Strategien austauschen. Dabei kann er auf ein Spektrum von insgesamt etwa 130 Strategien zurückgreifen.

Der Fondsmanager verfolgt das Ziel, auf Basis des Multi-Strategie-Investment-Ansatzes eine gute Diversifikation über einzelne Regionen, Branchen und Marktkapitalisierungen hinweg zu erreichen. Dadurch sollen verschiedene Marktzyklen an den Aktienmärkten ausgeglichen und die Volatilität des Portfolios gesenkt werden. Investiert wird im Normalfall in festgelegten Zyklen in 10 bis 50 Einzeltitel pro Strategie, sogenannte Aktienbaskets. In der Regel befinden sich zu einem bestimmten Zeitpunkt pro Strategie immer mehrere dieser Aktienkörbe im Portfolio. Die zu einer Strategie gehörenden Aktienbaskets unterscheiden sich dabei sowohl hinsichtlich ihres Kaufzeitpunktes wie auch hinsichtlich der geographischen Region, in der die Aktien gelistet sind. Die einzelnen Strategien sind im Fonds nicht gleich stark vertreten. Die Gewichtungen können im Zeitablauf variieren. Gewinne werden in der Regel in die Strategie reinvestiert, in der sie generiert wurden. Das Portfolio wird durch den Fondsmanager Dr. Wolfgang Schiketanz fortlaufend hinsichtlich der Ausprägung der Länder-, Sektor- und Marktkapitalisierungsstruktur sowie auf extreme Wert-, Gewichts- und Liquiditätsveränderungen einzelner Aktien hin überwacht.

Der Fonds konnte sich dem stark rückläufigen Marktumfeld im Jahr 2008 nicht entziehen und war von einer negativen Performance betroffen. In den Jahren 2009 und 2010 wurde wieder eine positive Wertentwicklung erzielt. Der alte Höchststand wurde jedoch bisher noch nicht wieder erreicht. In der rollierenden Betrachtung über 12 und 24 Monate liegt die Sharpe Ratio im positiven Bereich, betrachtet über einen längeren Zeitraum ist diese Kennzahl negativ. Sofern der NAV des Fonds ein neues Allzeithoch erreicht, kommt eine Performancefee zum Einsatz. Den deutschen Rating-Report finden Sie auf der Website www.telos-rating.de unter TFR_Schicketanz_Omikron7_201105

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Geschäft mit dem Risiko: Jenseits der Portfolio-Picker

Von Jian Ren | 19.Mai 2011

Internationale Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft waren sich am 18.05.2011 in Wiesbaden auf dem von FCM Finanz Coaching veranstalteten 3. Expertenforum „Risikoprofiling von Anlegern“ einig: Innovatives Risikoprofiling braucht eine wissenschaftlich fundierte Zusammenführung von finanzpsychologischen und finanzmathematischen Ansätzen. Nur auf dieser Grundlage können in der Praxis qualifizierte und seriöse Lösungen entwickelt werden.

Viele Finanzberater sind immer noch der Ansicht, ihre Erfahrung und ihr Fachwissen würden ausreichen, um die Risikobereitschaft des Kunden einstufen zu können. Eine fatale Fehleinschätzung, wie ein Leitpapier der mächtigsten europäischen Finanzaufsicht, der britischen FSA, im Januar 2011 bestätigte. Neun von elf gängigen Risikoprofilern sind hochgradig ungenügend. Schon allein herauszufinden, wie ein Kunde mit möglichen Verlusten umgehen wird, ist auf Basis eines einfachen Gespräches oder gar mit einem Portfolio-Picker kaum nachhaltig zu erfassen.

Paul Resnik von FinaMetrica, einer der weltweit bekanntesten Anbieter von wissenschaftlich fundiertem Risikoprofiling, unterstrich die Dringlichkeit objektive Konzepte zu erarbeiten: “FinaMetrica begrüßt die Initiative des Expertenforums, die Kritikpunkte der FSA erstmals auch für Deutschland aufzugreifen und mit Fachleuten aus Forschung und Praxis zu diskutieren. Es ist ein wichtiger Schritt, um Kriterien für Qualität der Beratung im Risikoprofiling zu entwickeln. Das Expertenforum gibt damit der Branche einen entscheidenden Denkanstoß zu einer Zeit, in der das Vertrauen in die Qualität und Seriosität der Finanzberatung mehr und mehr schwindet."

Als interdisziplinärer Think Tank gab das 3. Expertenforum "Risikoprofiling von Anlegern" heute wertvolle Anregungen für Unternehmensstrategien, innovative Beratungsprozesse und die tägliche Praxis des Risikoprofilings. Es diskutierten internationale Experten u.a. von Dimensional Fund Advisors Ltd., Wegelin & Co. Privatbankiers, Ypos Consulting GmbH, Uni Mannheim die Möglichkeiten das Risikoprofiling auf eine nachhaltige und seriöse Basis zu stellen.

Jürgen Herter von der Walser Privatbank blickte mit seinem Vortrag auf ein Jahr systematischer Umsetzung des Risikoprofilings zurück: „Eine gute Beratung bedeutet für uns: die richtigen Fragen stellen und den Kunden von Anfang an aktiv einzubeziehen. Ein transparentes Risikoprofiling ist die beste Ausgangsbasis für unsere Anlageberatung, die dem Kunden Sicherheit bieten will.“

Fazit der Veranstaltung: Vier Aspekte sind bei einem ganzheitlichen Risikoprofiling zu berücksichtigen: 1. Erforderliches Risiko – das Risiko, dass der Kunde eingehen muss, um sein Ziel zu erreichen (eine finanzmathematische Berechnung), 2. Risikokapazität oder auch Risikotragfähigkeit – das Risiko, das sich der Kunde leisten kann (ökonomisches Merkmal), 3. Risikobereitschaft – das Risiko, das normalerweise vom Kunden gewählt wird, ein relativ stabiles Persönlichkeitsmerkmal (psychologisches Merkmal) und 4. Risikowahrnehmung – das Risiko, das der Kunden in seinem Portfolio oder im Markt sieht (psychologisches Merkmal).

Streitbar bleibt die Standardisierung der Beratungsprozesse. Hier trennen sich die Bedürfnisse der Finanzberater und der Finanzentscheider. Zwar kann ein Risikoprofil standardisiert über einen gut erprobten Fragenkatalog analysiert werden, den Übergang in die Portfolioauswahl müssen Berater und Kunde aber im Dialog individuell anpassen.

„Die Branche sucht nach Wegen aus der Vertrauenskrise: Die Risikobereitschaft von Anlegern ist ein zentraler Faktor bei jeder Finanzentscheidung. Transparentes Risikoprofiling erhöht die Beratungsqualität und stärkt so die vertrauensvolle Kundenbeziehungen nachhaltig“, so Monika Müller, Finanzpsychologin und Geschäftsführerin von FCM.

Auch 2012 wird das Expertenforum seine Arbeit fortsetzen. Datum und Anmeldeinformationen für die Veranstaltung im nächsten Jahr werden ab Juni 2011 auf der Webseite von FCM Finanz Coaching unter folgendem Link zur Verfügung stehen: http://www.fcm-coaching.de/portfolio/informations_veranstaltungen

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Anlegervertrauen durch Transparenz

Von Dr. Oliver Everling | 18.Mai 2011

Wo liegt der “faire Wert” für Corporate Bonds aus Sicht von Emittenten und Anlegern? Christian Eckert, Union Investment Privatfonds GmbH (www.union-investment.de). Eckert sprach zum Thema “Corporate Bonds und institutionelle Portefeuilles” beim DVFA-Symposium Corporate Bonds in Frankfurt am Main (www.dvfa.de). Das Symposium wird von Ralf Frank, MBA, geleitet, Geschäftsführer der DVFA GmbH.

Für die Rendite von Unternehmensanleihen spielen insbesondere das Liquiditätsrisiko und das Ausfallrisiko eine Rolle. Die Rendite von Staatsanleihen reflektieren in erster Linie den risikolosen Zins plus Prämie für das Zinsänderungsrisiko. Entsprechend ist die “faire” Rendite bzw. der “faire” Preis einer Anleihe zu bestimmen.

Die Renditen von Unternehmensanleihen streuen stark, zeigt Eckert an einer Gegenüberstellung von Rendite und Duration. So würden beispielsweise griechische Banken trotz niedriger Duration mit hohen Aufschlägen gehandelt, erläutert Eckert anhand von iBoxx-Daten.

“Das Ausfallrisiko ist ein zyklisches Phänomen”, erläutert Eckert anhand der 12-Monats-Ausfallraten für spekulative Anleihen. Das Event-Risiko von Unternehmensanleihen kann zu starken Verlusten führen, warnt Eckert und vergleicht Anleihen mit Short Puts.

Eckert skizziert den idealtypischen Investmentprozess im Portfoliomanagement. Im Research müssen die Chancen und Risiken bewertet werden. Zur Portfoliokonstruktion müssen Risiken simuliert und gemanagt werden. Bei der Ausführung müssen Kontrahenten- und Ausfallrisiken gesteuert werden. Schließlich ist die Performance zu analysieren und Risiken kontrolliert werden.

“Der Markt ist oftmals schneller”, sagt Eckert mit Blick auf die Ratingagenturen. “Mein internes Rating ist also dazu da, das externe Rating zu überprüfen”, fügt Eckert hinzu, “denn nur so können wir beurteilen, ob eine Rendite attraktiv ist.”

Ein Vorteil könne nur aus dem Vergleich von internem und externen Rating sowie aus der Antwort auf die Frage erreicht werden, ob das Risiko in der Verzinsung bereits angemessen berücksichtigt wird. Quantitative (Kennzahlen, Quartalszahlen, CAPEX Pläne, Dividendenpolitik) und qualitative Analysen müssen sich zusammenfügen, um Risikoprämien einschätzen zu können. Gute Informationen sind dafür die Voraussetzung.

“Emittenten können Refinanzierungskosten in Unternehmensanleihen beeinflussen”, sagt Eckert, denn der Fokus der Portfoliomanager liege auf der Einschätzung des Eventrisikos, der Analyse des Migrationsrisikos, und der Identifizierung der Ertragschancen. Emittenten wollen Kredite zu günstigen Konditionen aufnehmen, ihre Refinanzierungskosten reduzieren. Transparenz über analyserelevante Kriterien ist notwendig, um Anlegervertrauen zu gewinnen, unterstreicht Eckert. Rating gehört zu den wichtigen Faktoren.

Der ungeratete Markt der Unternehmensanleihen komme insbesondere mit Emissionen unter 500 Mio. €. “Das Rating beschränkt uns in unserer Frage, sonst kommen gleich die Ratingagenturen und ändern unser Rating”, zitiert Eckert ein Unternehmen aus dem ungerateten Bereich. “Für unser Thema bedeutet das, je niedriger das Rating und insbesondere im ungerateten Bereich, desto mehr Informationen müssen geliefert werden”, sagt Eckert. Ungeratete Anleihen gehen ganz überwiegend in die Hände von professionellen Investoren, die ganz genau hinschauen, was sie kaufen, so Eckert. An Transparenz führt somit für Emittenten kein Weg vorbei.

Beim DVFA-Symposium Corporate Bonds stellt sich Eckert der Frage nach dem Vergleich von Ratings der US-Agenturen zu denen von Creditreform Rating und Euler Hermes Rating. Dazu verweist er auf seine Darstellung des Investmentprozesses. “Wir gleichen die internen Ratings ab mit den externen Ratings, um Möglichkeiten zu erkennen, um Zusatzerträge zu erzielen, da schauen wir uns nur die großen Ratingagenturen an”, schränkt Eckert ein. “Hauptsächlich sind wir im über 500 Mio. €-Feld unterwegs.”

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Gysi wie Altmaier fordern Ratingagentur

Von Dr. Oliver Everling | 17.Mai 2011

“Wir brauchen eine öffentlich-rechtliche europäische Ratingagentur”, fordert Gregor Gysi, Die Linke, Vorsitzender der Bundestagsfraktion. “Es geht doch nicht, dass drei private Ratingagenturen über das Schicksal ganzer Staaten in Europa entscheiden, alle drei sitzen in den USA und machen den Daumen runter oder hoch und je nachdem, davon hängt das Schicksal eines ganzen Staates ab”, macht Gysi in der von Thomas Leif moderierten Sendung zum Thema “Zahlmeister Deutschland – Europa ein Fass ohne Boden” des SWR klar (http://www.swr.de/2plusleif/).

Gysi insistiert auf seiner Forderung nach einer neuen Ratingagentur: “Wir brauchen eine öffentlich-rechtliche europäische Ratingagentur, die real einschätzt und wir müssen die Abhängigkeit von den drei amerikanischen Ratingagenturen so weit wie möglich zurückdrehen”.

Gysi streitet in “2+Leif” mit Peter Altmaier, CDU, Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der Unionsfraktion im Deutschen Bundestag, ist sich mit ihm aber in der Forderung nach einer europäischen Ratingagentur einig.

“Die Ratingagenturen haben in der ganzen Krise ein wahnsinnig schlechtes Bild abgegeben,” berichtet Altmaier, “denn sie haben viele, viele Jahre, als Griechenland bereits längst in der Patsche steckte überhaupt keinen Mucks gegeben, sie haben alles treiben lassen, sie haben die Ratings nicht verändert und dann, als die Probleme auftauchten, plötzlich reihenweise europäische Staaten noch hinter Staaten aus Südamerika geratet, das ist Panik, das erzeugt an den Märkten auch Panik, aus dem Grund haben wir gesagt, Herr Gysi, wir wollen, dass es in der Tat eine eigenständige große europäische Ratingagentur gibt. Das können wir auch schaffen.”

Altmaier macht die Bedingungen und Abhängigkeiten in Europa klar, unter denen eine neue Ratingagentur entstehen wird. “Wir werden diese Ratingagentur schaffen und wir werden dafür sorgen, dass sie sich weltweit durchsetzt.”

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Schlechtes Rating für Insolvenzaufsicht

Von Dr. Oliver Everling | 17.Mai 2011

Betriebs‐ und volkswirtschaftliche Schäden durch Insolvenzen in Deutschland sind extrem hoch, weist Prof. Dr. Hans Haarmeyer mit der Insolvenzstatistik nach. Er sprach zum Thema “Novellierung des Insolvenzrechts – starke Gläubiger im Insolvenzverfahren?” auf dem NPL-Forum 2011, veranstaltet vom Frankfurt School Verlag in der Frankfurt School of Finance & Management (http://www.frankfurt-school-verlag.de). Haarmeyer ist Vorstand des GSV Deutschland e.V. (http://www.gsv.eu/) und Leitender Direktor des DIAI. Der Gesamtschaden sei zwar nicht erfasst, beträgt aber mind. 150 Mrd. €.

Die Insolvenzverschleppung ist die Regel, die Beachtung der
gesetzlichen Antragspflichten die große Ausnahme, sagt Haarmeyer: 98% aller Anträge bei Unternehmensinsolvenzverfahren werden ca. 1 Jahr nach Eintritt der materiellen Insolvenz gestellt. Mehr als 70% der Insolvenzschäden treten im Zeitraum der Insolvenzverschleppung ein – 25% Gläubigeranträge, 75% Eigenanträge;
Leistungsempfänger des insolventen Schuldners haben wegen des
hohen Anfechtungsrisikos kein Interesse an der Eröffnung. Die konsequente Verfolgung von Anfechtungs- und Haftungsansprüchen
führt zu Massemehrungen von bis zu 50% – findet aber nur in ca. 20%
aller Verfahren statt, berichtet Haarmeyer.

Insolvenzverfahren ohne Beteiligung der Gläubiger sind die Regel: Die wesentlichen Entscheidungen fallen in den ersten 3 Wochen des
Insolvenzverfahren. Es gibt keine strukturierte Beteiligung der Gläubiger. 20% aller Forderungen werden gar nicht erst angemeldet, sondern schlicht ausgebucht. “Verstöße gegen gesetzliche Regelungen, Schlechtabwicklung und Schlechtverwertung etc. werden beklagt, aber nicht verfolgt”, berichtet Haarmeyer aus der Praxis. Indem Informationen nur innerhalb der Gläubigerversammlungen weitergegeben werden, verläuft das Verfahren faktisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Gerichtliche Veröffentlichungen erreichen die Gläubiger nicht bzw. sind informatorisch wertlos, so die nüchterne Bilanz von Haarmeyer: “Die Gläubiger sehen in der Beteiligung an einem Insolvenzverfahren keinerlei Sinn/Erfolgschance und nehmen demzufolge nicht teil.”

Bei ca. 120 von 182 Gerichten arbeiten Teilzeitinsolvenzrichter(innen); der Einsatz von Proberichtern und schneller Richterwechsel sei die Regel, so Haarmeyer. “Eine risikoorientierte Aufsicht findet faktisch nicht statt; Eröffnungsquoten variieren von 18% bis 85 % bei Kapitalgesellschaften. Im Durchschnitt gibt es Ø 0 -30 Planverfahren pro Richter/pro Jahr.” Die Verfahrensergebnisse: Die Verfahrensdauer variiert zwischen 2,8 und 5,8 Jahre; Quote für ungesicherte Gläubiger Ø 3 – 4%, Auszahlung erfolgt durchschnittlich nach vier Jahren. Zwei Drittel aller Insolvenzfälle enden mit der Quote 0% und zwei Drittel der
Insolvenzmassen werden für Verwaltungs- und Verwertungskosten incl. der Vergütung der Verwalter aufgewendet. Die Qualität der Insolvenzaufsicht ist „dürftig“, so sein Fazit.

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Der neue KfW-Unternehmerkredit finanziert (fast) alles

Von Jian Ren | 16.Mai 2011

Zwar ist die „Kreditklemme“ in der Breite glücklicherweise nicht Realität geworden, aber viele Unternehmer/innen stehen immer noch vor Hürden, wenn es um Finanzierungen geht. Sei es, dass die Ratingnote nicht die beste ist, es an banküblichen Sicherheiten mangelt, die Kreditinstitute von den Zukunftsperspektiven der Unternehmen noch nicht 100%ig überzeugt sind oder auch die Bankrisikopolitik selber eher zurückhaltend ist.

Öffentliche Förderkredite sollen an dieser Stelle helfen, eine betriebswirtschaftlich sinnvolle Finanzierung von Investitionen und Betriebsmitteln zu erleichtern, so Carl-Dietrich Sander, Leiter der Fachgruppe Finanzierung-Rating im KMU-Beraterverband. Die KfW-Mittelstandsbank als bundesweite Förderbank hat nach dem Auslaufen ihres krisenbedingten Sonderprogramms Ende 2010 jetzt die Richtlinien für ihren klassischen „Unternehmerkredit“ für mindestens drei Jahre alte Unternehmen überarbeitet und dabei die Erfahrungen aus den Krisenjahren einfließen lassen.

Für Mittelständler, sind – so Sander – einige Eckpunkte besonders wichtig:

Die KfW übernimmt auf Wunsch wieder 50% des Kreditrisikos (sog. Haftungsfreistellung) und entlastet damit die Hausbank, über die unverändert der Antrag gestellt wird und die im Normalfall unverändert das volle Kreditrisiko trägt.

Für Investitionsfinanzierungen gelten auch weiterhin die langjährigen Zinsbindungen von bis zu 10 Jahren – beim derzeitigen (noch) niedrigen Zinsniveau besonders wertvoll. Weggefallen ist allerdings die Möglichkeit, Sondertilgungen zu leisten ohne Berechnung einer Vorfälligkeitsentschädigung.

Der Bereich der Betriebsmittelfinanzierungen, also die Begleitung einer Umsatzsteigerung und damit die Finanzierung von wachsendem Warenlager und steigenden Kundenforderungen wurde erweitert und ist sowohl in einer zweijährigen Variante mit Rückzahlung nach zwei Jahren als auch in einer fünfjährigen Tilgungsvariante möglich (bei letzterer aber keine Haftungsfreistellung).

Wichtig unverändert: Der Antrag ist vor Investitionsbeginn bei der Hausbank zu stellen. Sander empfiehlt, dass Mittelständler direkt erfragen, welchen Zinssatz sie nach dem Preissystem der KfW werden zahlen müssen. Denn diesen Zinssatz bestimmt die Hausbank über die Parameter Ratingnote und Sicherheitenbewertung. Sonst könnte es sein, dass sich mit der Kreditbewilligung unangenehme Überraschungen in Form deutlich höherer Zinssätze als erwartet ergeben.

Damit die Hausbank den Kreditantrag zügig prüfen und entscheiden kann, geben die KMU-Berater den Tipp, vorher abzufragen, welche Informationen und Unterlagen die Bank zur Prüfung benötigt und diese zum vereinbarten Zeitpunkt komplett in der gewünschten Qualität der Bank zu übermitteln. Auf dieser Basis sollte dann die Frage gestellt werden, bis wann mit einer Bankentscheidung gerechnet werden kann.

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Alle Anerkennung für Euler Hermes Rating

Von Dr. Oliver Everling | 16.Mai 2011

Die Ratingagentur Euler Hermes Rating GmbH ist die erste aus Deutschland, die sowohl nach der EU-Verordnung über Ratingagenturen, als auch als "externe Bonitätsbeurteilungsinstitution" für Zwecke der Eigenmittelunterlegung im Kreditgeschäft der Banken anerkannt wird.

Die "Liste der für die bankaufsichtliche Risikogewichtung anerkannten Ratingagenturen samt Mapping" der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (www.bafin.de) erhält damit einen Neuzugang. Seit 14. August 2009 sind hier die für die bankaufsichtliche Risikogewichtung anerkannte Ratingagenturen nach §§ 52 und 53 Solvabilitätsverordngung (SolvV) erfasst.

Bisher waren hier Creditreform Rating AG (CRAG, für das Marktsegment "Andere Forderungen" nach § 52 Abs. 2 Satz 6 Nr. 3 SolvV), DBRS (für alle Marktsegmente nach § 52 Abs. 2 Satz 6 SolvV), Fitch Ratings (für alle Marktsegmente nach § 52 Abs. 2 Satz 6 SolvV), Japan Credit Rating Agency Ltd. (JRCA, für das Marktsegment "Andere Forderungen" nach § 52 Abs. 2 Satz 6 Nr. 3 SolvV), The McGraw-Hill Companies unter der Marke "Standard & Poor’s Ratings Services" (S&P, für alle Marktsegmente nach § 52 Abs. 2 Satz 6 SolvV) und Moody’s Investors Service (für alle Marktsegmente nach § 52 Abs. 2 Satz 6 SolvV) verzeichnet.

Eine Ratingagentur wird für Risikogewichtungszwecke von der Bundesanstalt nur dann anerkannt, wenn die Methodik zur Bonitätsbeurteilung Objektivität, Unabhängigkeit, laufende Überprüfung und Transparenz gewährleistet sowie die mit der Methodik erstellten Bonitätsbeurteilungen Zuverlässigkeit und Transparenz gewährleisten.

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ETFs benötigen eigene Ratingmaßstäbe

Von Dr. Oliver Everling | 14.Mai 2011

Ein gutes Rating für börsengehandelte Indexfonds zeichnet sich dadurch aus, dass die zu bewertenden Fonds nach Anlageklasse (Aktien, Renten, etc.) und nach der Replikationsmethode getrennt in unterschiedliche Vergleichsgruppen eingeteilt werden. Dies macht Detlef Glow in seinem Beitrag zum Buch ETF-Rating klar (Buch „Exchange Traded Fund Rating“, herausgegeben von Dr. Oliver Everling und Götz Kirchhoff, Art.-Nr. 22.472-1100 Bank-Verlag Medien GmbH, ISBN 978-3-86556-257-9).

Detlef Glow, MBA (UoW), begann im Jahr 2005 als Leiter der Fondsanalyse für Deutschland und Österreich bei Thomson Reuters – Lipper. Anfang 2007 übernahm er die Leitung für die Regionen Zentral-, Nord- und Osteuropa. Seit Oktober 2010 ist Detlef Glow Leiter der Fondsanalyse von Lipper in Europa, dem Mittleren Osten und Afrika. Zuvor war er als Direktor Portfoliomanagement bei der Feri Wealth Management GmbH in Bad Homburg als Portfoliomanger für vermögende Privatkunden tätig. Seine Karriere begann Glow neun Jahre zuvor bei der Tecis Holding AG in Hamburg, wo er zuletzt als Leiter der Fondsanalyse sowohl für das quantitative als auch das qualitative Fondsresearch der tecis Asset Management AG verantwortlich war.

Nach der Einteilung in Vergleichsgruppen wird die Qualität der einzelnen ETFs bei der Nachbildung des zugrundeliegenden Index innerhalb dieser Vergleichsgruppen untersucht. „Bei dieser Analyse ist es entscheidend, das der jeweils untersuchte börsennotierte Indexfonds exakt den Index nachbildet, gegen den er gemessen wird. Ebenso muss sichergestellt werden,“ so Glow, „dass die Preisfeststellung bei dem Fonds und dem Index zur Ermittlung der dem Vergleich zugrundeliegenden Preishistorie zur gleichen Zeit erfolgt ist. Gleiches gilt sinngemäß auch für die Währungskurse, wenn in dem Index Titel aus unterschiedlichen Währungsräumen enthalten sein sollten.“

Bei der Auswahl der geeigneten Kennzahlen für eine solche Analyse ist nach Glow zu beachten, dass das Anlageziel eines ETFs aufgrund der Möglichkeit der synthetischen oder statistisch optimierten Nachbildung in dem heutigen Umfeld nicht wie oft angenommen die Abbildung des Index als solches ist, sondern die möglichst exakte Nachbildung des Rendite-Risiko-Profils des jeweiligen Index.

Entsprechend spielen die in der Fondsanalyse häufig verwendeten Rendite-Risiko-Maße, wie zum Beispiel die Sharpe Ratio oder die Information Ratio, etc. bei der Analyse von börsennotierten Indexfonds, wenn überhaupt, nur eine untergeordnete Rolle, macht Glow klar. ETFs sollen keine Mehrerträge durch aktives Management erzielen.

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