Anlegerentschädigung im Fall Phoenix

Von Dr. Oliver Everling | 28.Januar 2011

Die internationale Anwaltssozietät White & Case LLP hat für die Entschädigungseinrichtung der Wertpapierhandelsunternehmen (EdW) Grundsatzentscheidungen zur Anlegerentschädigung im Fall der Phoenix Kapitaldienst GmbH erwirkt. Mit seinen gestern verkündeten Urteilen in vier Musterprozessen entschied das Berliner Kammergericht (KG), dass die Praxis der EdW im Fall Phoenix nach dem Einlagensicherungs- und Anlegerentschädigungsgesetz (EAEG) in grundlegenden Punkten rechtmäßig ist.

Phoenix ist der größte Entschädigungsfall seit Errichtung des gesetzlichen Anlegerentschädigungssystems. Er betrifft einen der größten Betrugsfälle der deutschen Wirtschaftsgeschichte mit mehr als 29.000 geschädigten Anlegern. Der Phoenix-Insolvenzverwalter konnte umfangreiche Gelder sicherstellen, an denen die Anleger unter Umständen Aussonderungsrechte haben. Die EdW führt deshalb ein Teilentschädigungsverfahren durch, das im Frühjahr 2011 abgeschlossen sein wird.

Die Entscheidungen des KG haben Präzedenzwirkung für aktuell rund 500 Parallelverfahren bei Berliner Gerichten. Das KG entschied, dass die Anleger keinen Anspruch auf vorzeitige Entscheidung der EdW außerhalb des Teilentschädigungsverfahrens haben. Außerdem hat das KG Ansprüche auf weitergehende Entschädigung abgelehnt, soweit den Anlegern Aussonderungsrechte zustehen können. Lediglich in Höhe der von Phoenix berechneten Bestandsprovisionen hat das Gericht den Anlegern einen Anspruch zugesprochen. Insoweit folgte das KG einer Entscheidung des Bundesgerichtshofs vom 23. November 2010.

„Die Entscheidungen haben grundlegende Bedeutung für die Praxis der Anlegerentschädigung in Deutschland. Sie werden hoffentlich dazu beitragen, weitere unnötige Klagen zu vermeiden und den raschen Fortgang des Entschädigungsverfahrens zu erleichtern“, kommentiert Dr. Henning Berger.

Die EdW wurde in den Verfahren vor dem Kammergericht von den Berliner Rechtsanwälten Dr. Henning Berger (Partner), Dr. Katrin Rübsamen (Local Partner) sowie Julia Neumann (Associate) vertreten. White & Case berät die EdW bereits seit vielen Jahren in rechtlichen Fragen der Finanzierung und Anlegerentschädigung.

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Eine neue Balance bei Banken

Von Dr. Oliver Everling | 28.Januar 2011

Fast 70 % der Ratingausblicke für europäische Banken sind stabil, berichtet Michael Dawson-Kropf auf der Fitch Ratings European Credit Oulook-Konferenz 2011 (www.fitchratings.com). Er leitet als Senior Director bei Fitch Ratings das Bankenteam. Hinter diesen stabilen Ausblicken steht jedoch die staatliche Unterstützung, die die Ratings der Agentur stark treibt. „Ohne diese Unterstützung würde das Bild anders aussehen“, warnt Dawson-Kropf.

Der Sektor bleibt hinsichtlich der Ertragskraft unter dem Vorkrisenniveau. Niedriges Zinsniveau, Bilanzreduzierungen, erhöhte Refinanzierungskosten und gedämpfte Kreditnachfrage sind die belastenden Faktoren für Banken. Wenig Spielraum für Kostenreduzierungen durch weitere Anforderungen des Gesetzgebers lassen auch auf der Kostenseite keine günstigeren Nachrichten über Banken zu.

„Pessimistisch sind wir in diesem Aspekt auch für deutsche Banken“, sagt Dawson-Kropf in Frankfurt am Main. Deutschland und Skandinavien werden im Vergleich zu anderen Ländern aber davon profitieren, dass die Banken im Heimatmarkt günstigere gesamtwirtschaftliche Voraussetzungen vorfinden.

Zum Thema „Kapital“ meint Dawson-Kropf, dass die Kapitalkennziffern eine deutliche Verbesserung zeigen – wenn man 2008 mit 2010 vergleicht. Die Kapitalkennziffern wurden durch Kapitalerhöhungen verbessert, ein Trend, der sich 2011 fortsetzen sollte. Hybrides Kapital sieht Dawson-Kropf skeptisch, da nur die ohnehin gut kapitalisierten Banken davon Gebrauch machen können; schwachen Instituten werde diese Option, damit Kapitalmärkte in Anspruch zu nehmen, wenig helfen.

Die besser gerateten Banken in Europa sollten eine Kernkapitalquote von mindestens 10 % zeigen. Die größten europäische Banken sollten in der Lage sein, „sich Basel III zu verdienen“, also durch Gewinne an die von Basel III geforderten Kennzahlen heranzukommen, da noch genügend Zeit zur Einführung von Basel III gegeben sei. Erste Gespräche in Deutschland über Basel III zeigten, dass Gewinnthesaurierung und Optimierung risikogewichteter Aktiva sowie Wandlung stiller Einlagen die Banken befähigen werden, die geforderten Kennzahlen einzuhalten.

„Was wird in nächster Zeit fällig sein?“ Dawson-Kropf geht der Frage nach, wie Banken ihre Refinanzierung darstellen werden. „Wir sehen hier ein deutliches Zeichen, dass es in Europa eine Differenz gibt“, sagt Dawson-Kropf mit Blick auf die CDS Spreads der Staaten, da es für Banken der betreffenden Länder schwierig sein werde, sich von der Bonitätsentwicklung der Sitzländer abzukoppeln.

Griechenland war sehr viel länger als Portugal unter dem Malus der Staatenkrise tätig, so dass der Druck auf griechische Banken höher geworden sei. „Der Staat hat in Irland seine Kreditwürdigkeit gegeben und muss dafür heute teuer bezahlen“, sagt Dawson-Kropf zu den Zusammenhängen zwischen Banken und Staaten.

Welche Bedeutung die staatliche Unterstützung für die Banken hat, zeigt sich an der Gegenüberstellung von Individualratings und Emittentenratings der Banken: Ein signifikanter Anteil der Banken würde in den non-investment-grade-Bereich landen, wenn Banken gezwungen wären, aus eigener Kraft ihre Zahlungsfähigkeit sicherzustellen. Kaum eine Bank werde non-investment-grade geratet, was auf die staatliche Unterstützung zurückzuführen ist.

Es gibt Konsens bei der Aufsicht und der Politik, dass ein Verfahren zur Abwicklung von Banken ein Tool einer flexiblen und machtvollen Finanzaufsicht sein muss, berichtet Dawson-Kropf. „Wir haben und dazu geäußert“, unterstreicht Dawson-Kropf und weist auf die Implikationen für die Bankenratings hin. Wenn Banken die öffentliche Unterstützung in künftigen Krisen versagt bliebe, müsse dies in den Ratings berücksichtigt werden. Fitch Ratings befasse sich daher mit dem politischen Willen, das Gesetz auch umzusetzen.

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Treuhandmodelle mit Ratingpotential

Von Dr. Oliver Everling | 27.Januar 2011

Beim Mayer Brown LLP Seminar „Treuhand, insbesondere Contractual Trust Arrangements – ein Modell mit Potential“ geht es um Treuhandmodelle als Instrumente der insolvenzsicheren Auslagerung von Vermögensgegenständen. Die Ausfinanzierung von Versorgungsverpflichtungen aus Direktzusagen und die Insolvenzsicherung von Verbindlichkeiten aus Arbeitszeitkonten sind nur zwei der gängigen Einsatzmöglichkeiten dieser Konstruktionen, berichten Dr. Marco Wilhelm und Dr. Nicolas Rößler von Mayer Brown LLP, Partner aus den Bereichen Restructuring/ Bankruptcy/ Insolvency und Employment/ Benefits.

„Die Bedeutung von Treuhandkonstruktionen erschöpft sich aber nicht in ihrer personalpolitischen Dimension. Richtig eingesetzt“, sagt Rößler, „sind Treuhandmodelle wichtige Sicherungs- und Corporate Finance Instrumente.“ Wilhelm zeigt die rechtlichen Grundlagen und Einsatzmöglichkeiten von Treuhandkonstruktionen im Allgemeinen auf, während sich Rößler mit Contractual Trust Arrangements (CTAs) im Besonderen befasst.
Nach Wilhelm sind Treuhandmodelle „mehr als nur Insolvenzsicherung“. Treuhandmodelle werden zur Erleichterung der Verwertung von Sicherheiten außerhalb der Insolvenz und zur Gestaltung der Bilanz genutzt. Ein Contractual Trust Arrangement (kurz CTA) vereinigt viele dieser Aspekte, wie die Partner von Mayer Brown LLP aufzeigen. Wilhelm aus dem Bereich Restructuring/ Bankruptcy/ Insolvency beleuchtet die übrigen Einsatzfelder von Treuhandmodellen, ihre Vor- und Nachteile sowie ihre betriebswirtschaftlichen und rechtlichen Wirkungsweisen.

Ulrich Mix, Deutsche Pensions Group, Vorstand des KarstadtQuelle Mitarbeitertrust e.V., sprach über „Das CTA aus Sicht des Treuhänders – Praktische Erfahrungen bei der Einrichtung, Verwaltung und im Ernstfall“. Mix sieht Treuhandstrukturen in der Form eines CTA von ihrem Ursprung her vielfach in bilanziellen Überlegungen. Mittlerweile werde das CTA aber auch aus anderen Gründen genutzt. Nicht nur die Motivlage sei vielfältig und komplex. Auch die Erfahrungen mit den CTA in der Verwaltung zeigten, dass die Einrichtung und der Betrieb besonderer Aufmerksamkeit bedürfen.

Bislang erfolgte die Gestaltung von CTA-Strukturen ohne Erfahrung mit dem Ernstfall, denn große Sicherungsfälle gab es nicht. Dies ist nun durch die Insolvenz von Arcandor (vormals KarstadtQuelle) anders geworden. Mix zeigt die Vorteile des CTAs explizit auch unter Ratingaspekten auf.

Der CTA sei als Instrument flexibel, so Mix. Die Flexibilität könne in der Kapitalanlage voll genutzt werden. „Verkäufe und Umschichtungen verändern die Allokation positiv“, fügt Mix hinzu. Die Insolvenzdiskussion führt zu Konsequenzen, berichtet Mix und kommt auf die wesentlichen Stichwort zu sprechen: Professionalisierung als Teil guter Corporate Governance /Aufhebung Personenidentität, Ausgliederung der bAV-Administration zur Sicherung des Insolvenzschutzes und Weiterentwicklung des Treuhandvertrags zur Vermeidung von Haftungsrisiken.

Bilanzielle Abbildung, Betriebsprüfungen, Ersatzleistungsmanagement, Umstrukturierungen und Kapitalanlage/Risikomanagement stellen hohe Anforderungen an die Verwaltung des CTA, berichtet Mix aus der Sicht des Treuhänders.

Der Sicherungsfall sei der „Stresstest“, sagt Mix – schon die operativen Themen seien anspruchsvoll: Mehr als 500 Anrufe täglich von Anspruchsberechtigten, umfassender Zwang zu Public Relations, monatliche Auszahlung von 46.500 Rentnern in 47 Ländern und Bearbeitung von nahezu 1.000 Einzelfällen auf Anspruchsberechtigung sind Eckdaten dieser Herausforderung. Ein Team aus über 30 Personen war mit der Abwicklung betraut, berichtet Mix aus der Praxis. „PSV, Insolvenzverwalter und Mitarbeiter fordern und üben Druck auf den Vorstand aus. Vermögenswerte mit Konzernbeziehungen zu sichern, Verkaufsprozesse organisieren und managen.“

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Sehr gute Threadneedle Credit Opportunities

Von Dr. Oliver Everling | 27.Januar 2011

Die Feri EuroRating Services AG hat den Threadneedle Credit Opportunities Fund mit der Ratingnote A („sehr gut“, www.fonds-rating.de) bewertet. Der Absolute-Return-Fonds investiert in ein breites Spektrum kreditbezogener Instrumente mit Schwerpunkt auf Hochzins- und Unternehmensanleihen mit Investment-Grade-Status.

Positiv bewertet wurde insbesondere das sehr erfahrene Fondsmanagement um Barrie Whitman, der seit mehr als 20 Jahren im Fondsmanagement für High-Yield-Anleihen tätig ist. Seit 1999 ist er im Portfoliomanagement von Threadneedle tätig und fungiert dort als Leiter des High-Yield-Teams in London. Co-Manager ist Roman Gaiser, der seit 2000 mit Hochzinsanleihen befasst ist und auch den Threadneedle European High Yield Bond Fund verantwortet. Alasdair Ross ist weiterer Co-Manager für die Strategie.

Des Weiteren erhält das Investmentkonzept eine sehr gute Beurteilung. Der Fonds strebt an, eine Überrendite von 350 Basispunkten gegenüber dem 1-Monats Citigroup Euro Deposit Index zu erzielen. Hierzu konzentriert sich das Management auf Anlagechancen in den Märkten für Hochzinsanleihen und Anleihen mit Investment-Grade-Status. Es können aber auch Anlagechancen wahrgenommen werden, die sich in anderen Segmenten des Anleihenbereiches bieten. Die Flexibilität des UCITS-III-Fonds ermöglicht dabei Strategien, die auch von fallenden Kreditmärkten profitieren. Zusätzlich zum Kernportfolio aus kreditbezogenen Instrumenten verwendet das Fondsmanagement Derivate, um aus positiven und negativen Einschätzungen einzelner Emittenten bzw. Unternehmen und Branchen Zusatzerträge zu erzielen. Die Anlageideen stammen dabei aus dem Bottom-up-Research der Fixed-Income-Analysten und umfassen technische, strukturelle und fundamentale Analysemethoden.

Der Ratingvergabe ist eine umfangreiche qualitative Bewertung der Managementqualität vorausgegangen. Dabei wurde die Fähigkeit des Fondsmanagements untersucht, eine langfristig stabile und überdurchschnittliche Performance zu generieren (Performance-Indikator). Analysiert wurde zudem, wie das Management zur Risikokontrolle und -reduktion beiträgt (Risiko-Indikator). Das Gesamtrating gewichtet die Bewertungen des Performanceindikators („sehr gut“) und des Risikoindikators („gut“) im Verhältnis 70 zu 30.

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Vorsicht bei Staatsanleihen geboten

Von Dr. Oliver Everling | 27.Januar 2011

„Das Problem des Schuldners ist ein Problem des Gläubigers“, bringt David Riley, Global Head Sovereign Ratings von Fitch Ratings (www.fitchratings.com) auf der Fitch Ratings European Credit Oulook-Konferenz die Probleme zusammen, die auf Investoren in Staatsanleihen zukommen werden. Der Privatsektor reagiere deutlich, da zum Beispiel die Sparquoten deutlich angestiegen seien. Das private De-leveraging gehe mit steigender öffentlicher Verschuldung einher, zeigt Riley anhand der Entwicklung in Spanien.

Während Irland und Spanien deutlich an der Verbesserung des Haushaltsdefizits arbeiteten, seien die Maßnahmen in Griechenland und Portugal weit weniger erfolgreich. Riley zeigt eine interessante Analyse der Verhältnisse von öffentlicher Verschuldung zu Bruttoinlandsprodukt auf der einen Achse und dem Defizit auf der anderen Achse. Hier zeigt sich, wie sich Spanien mit Großbritannien und USA in denselben Positionen befinden. Italiens Verschuldung sei schon vor der Krise hoch gewesen und Italien engagierte sich nicht so wie andere Länder in öffentlichen Rettungsprogrammen, so dass sich aktuell verhältnismäßig wenig am Defizit geändert hat.

Riley untersucht die Differenz zwischen Wachstumsraten und Zinssätzen. Wenn die Verschuldung und die Zinssätze im Verhältnis zu den Wachstumsraten zu hoch sind, können die Defizite nicht stabilisiert werden. Wenn Zinsen aber durch höhere wahrgenommene Inflation und Ausfallrisiken noch oben getrieben werden, werde es immer schwieriger, die Neuverschuldung zu stabilisieren. Die Zinszahlungen in Spanien seien im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt niedriger als in Deutschland.

Am Beispiel zeigt Riley die Rating Triggers auf, die zu einer weiteren Herabstufung von Griechenland führen würden. Wenn sich die Erwartungen über eine konjunkturelle Erholung in der zweiten Jahreshälfte 2011 nicht bestätigen würden, könnte das Ratings wieder nach unten gehen. Kommen weitere Verbindlichkeiten hinzu, die heute noch nicht absehbar sind, würde dies ebenfalls den Druck auf das Rating erhöhen. Das Rating BB+ von Griechenland – ein Rating, das ohnehin schon jenseits der Grenze von „Anlagequalität“ (investment grade) liegt, würde auch dann weitere Herabstufung erfahren, wenn die Regierung versuchen würde, gegen die Aufnahmewilligkeit der Märkte weitere Staatsanleihen zu platzieren.

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Zu schön, um wahr zu sein

Von Dr. Oliver Everling | 26.Januar 2011

Jens Schmidt-Bürgel, Geschäftsführer der Fitch Deutschland GmbH (www.fitchratings.com) zeichnet auf der Fitch Ratings European Credit Oulook-Konferenz 2011 ein Bild der Welt aus Widersprüchen: Unternehmenserträge, Bruttoinlandsprodukte, Schwellenländer, Konsum, stabilisierende Großbanken und stabilisierende Ratingausblicke sind die guten Nachrichten. USA, Großbritannien und Australien stehen auf der anderen Seite noch vor großen Herausforderungen, öffentliche Defizite, Arbeitslosigkeit und die Refinanzierung der Banken sind noch mit Fragezeichen zu versehen. Zu den Minuspunkten gehören auch das Vertrauen in den Finanzsektor und die niedrigen Zinsen.

„Die Investoren Wollen Rendite schaffen“, macht Schmidt-Bürgel klar, daher sei der Druck groß, attraktivere Anlagemöglichkeiten zu finden. Schon allein die Tatsache, dass ohne das Einwirken der Zentralbank die Finanzmärkte nicht mehr funktionieren würden, müsse ein Warnsignal sein. Ende 2007, Anfang 2008 schien es noch, als sei die Krise „managebar“. Griechenland sei der Auslöser der sovereign-Krise gewesen, obwohl Griechenland zunächst keine Hilfen brauchte. Schmidt-Bürgel erläutert, wie kleinere Krisen sich auswirken können, ihre Kreise ziehen. „Die Märkte reagieren auf jede kleinere Volatilität.“

Vertrauen spielt eine vitale Rolle in der Funktionsweise der Märkte. Wenn etwas zu schön ist, um wahr zu sein, sei es wahrscheinlich so, dass es „zu schön“ ist. Ein klares Warnsignal sieht Schmidt-Bürgel darin, dass inzwischen die Standards und Anforderungen wieder abgesenkt worden seien. „Modellergebnisse sind aber nicht die letzte Antwort“, warnt Schmidt-Bürgel.

Schmidt-Bürgel stellt die zentrale Bedeutung einer hohe analytischen Qualität und eines stringenten Überwachungsprozesses für Risiken heraus. Die Vergleichbarkeit von Ratings über geografische Räume und Produktklassen hinweg müsse sichergestellt werden. Kommunikation und Transparenz, Scanning und aktiver Radar sowie Sensitivitätsanalysen tragen dazu bei, die Situation richtig einzuschätzen.

Sieht man vom US-Markt einmal ab, haben sich die Ratings weltweit stabilisiert. Auch der negative Ausblick bei Finanzinstitutionen bildete sich von Quartal zu Quartal in den letzten zwei Jahren deutlich zurück. Bei Unternehmen sind sogar positive und negative Ausblicke gleichauf. Das Investorensentiment – gemessen am Investor Sentiment Index – zeigt, dass sich nur die Einschätzungen für die öffentlichen Emittenten (Staaten) deutlich verschlechtert hat, ansonsten sind positive Entwicklungen zu verzeichnen. Die Staaten stehen vor den größten Herausforderungen als Emittenten, da sie für immensen Refinanzierungsproblemen stehen werden. Öffentliche Emittenten müssen mit einem Crowding-Out rechnen, das die Finanzierung öffentlicher Haushalte deutlich erschweren wird.

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Fakten für Optimismus von der CIMMIT

Von Dr. Oliver Everling | 25.Januar 2011

„Der Finanzsektor wird überall schrumpfen und man ist sich nicht einig, wie das erfolgen soll. Deshalb wird es chaotisch sein“, sagt Prof. Dr. Norbert Walter in seiner Keynote zum 21. Jahresauftaktkongress der Immobilienwirtschaft, CIMMIT 2011 in Frankfurt am Main (www.cimmit.de). Bei den Banken, nicht nur in Deutschland, sieht Walter aktuell keine tragfähigen Geschäftsmodelle. „Irland ist ein super gesundes Land mit einem beschissenen Bankensystem“, so Walter wörtlich.

Mehr als 90 % der Teilnehmer der CIMMIT erwarten, das die Transaktionsvolumina 2011 in der Immobilienwirtschaft steigen werden. Mehr als 75 % gehen davon aus, dass die Mieten steigen werden. Die Kaufpreise für gewerbliche Immobilien werden gleich bleiben oder steigen – kein Teilnehmer erwartet sinkende Preise. Erstmals setzt IIR Deutschland, ein Geschäftsbereich der EUROFORUM Deutschland SE aus Düsseldorf, auf der CIMMIT die Technologie von SwarmWorks Ltd. (www.swarmworks.com), um die Meinungen aller Teilnehmer der Konferenz auszuwerten und zur Verfügung zu stellen.

Christian Ulbrich von Jones Lang LaSalle Europe Ltd., Frankfurt am Main, zeigt die europäischen Immobilienuhren, die Erholung der europäischen Investmentmärkten und die gestiegenen Transaktionsvolumina. „Da ist noch erhebliches Potential, 2004 und 2005 waren wir noch erheblich stärker im Transaktionsvolumen“, sagt Ulbrich. 2011 geht nicht von einem leichten, sondern über 10 % Anstieg aus.

Ein beachtliches Transaktionsvolumen zeigt sich in Schweden, „die schwedischen Pensionskassen kaufen im Prinzip alles auf, was auf den Markt kommt“, berichtet Ulbrich über den viertgrößten Markt in Europa. Großbritannien bleibt stärkster Anlagemarkt in Europa. Die Spitzenrenditen liegen in vielen Märkten bereits unter dem langjährigen Mittel.

Bei Spanien müssen wir sehr vorsichtig sei, allerdings koppelt sich Madrid deutlich vom Rest des Landes ab, auch was Wohnimmobilien angehe, sagt Ulbrich. Die wirtschaftliche Erholung setzt sich fort und das Wirtschaftsvertrauen der Unternehmen verbessert sich steig. Deutschland mit europaweitem Spitzenwert. Nutzernachfrage erholt sich Unternehmen werden aber weiterhin kostnesisnibel agieren. Konsoliderungen lbleiben auf der Agenda.

Deutschland erwartet in 2011 wieder mehr ausländisches Kapital, aber der direkte Investmentmarkt bleibt geprägt von Spezialfonds, geschlossenen Fonds und Pensionskassen. Während der deutsche Investmentmarkt vor allem von einheimischen Investoren (64 %) geprägt war, standen Frankreich/Paris und Großbritannien mit London deutlich stärker im Fokus internationaler Investoren.

„Der Spezialfonds läuft hervorragend,“, sagt Ulbrich, „da dürfen wir uns nicht von Basel III oder Solvency II bange machen lassen.“ Mit Spezialfonds als Marktteilnehmern dürfe man daher auch weiterhin rechnen. „Wir hatten selten so viele fundamentale Faktoren, die für den Immobilienmarkt sprechen“, fasst Ulbrich zusammen.

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DIHK sieht Vorteile für Ratings kontrollierter Agenturen

Von Dr. Oliver Everling | 24.Januar 2011

Der DIHK Deutscher Industrie- und Handelskammertag e.V. (www.dihk.de) unterstützt das grundsätzliche Anliegen der Europäischen Kommission, die Gefahr und das Ausmaß zukünftiger Finanzmarktkrisen zu reduzieren. Um Risiken – insbesondere bei Verbriefungsprodukten – zukünftig richtig einschätzen zu können, muss die Qualität von Ratings verbessert werden, fordert die Dachorganisation der 80 deutschen IHKs und warnt: „Ansonsten verlieren Ratings ihre Funktion als Gradmesser für die Bonität.“

Externe Ratings sind das Ergebnis ökonomischer Vorteile des Fremdbezugs analytischen Knowhows. Externe Ratingagenturen sind als informierende Stellen über die Bonitätsbewertung von Assets notwendig, um Transaktionskosten für Marktteilnehmer zu senken und die Papiere handelbar zu machen. Eine Einschränkung der Nutzungsmöglichkeiten externer Ratings ist einzel- und gesamtwirtschaftlich mit hohen Opportunitätskosten verbunden, warnt der DIHK. Es gehen Spezialisierungsvorteile, Skaleneffekte, Erfahrungskurveneffekte usw. verloren. Eine Erhöhung der Transparenz bei externen Ratings wird jedoch unterstützt, da die Investitionsentscheidungen somit wieder entscheidender auf Grundlage der eigenen unternehmerischen Bewertung basieren können.

Die bisher in der Verordnung vorgesehenen Informationen über Interessenskonflikte, Methoden und Modelle tragen dazu bei, schreibt der DIHK in der Stellungnahme an die EU-Kommission, dass für Anwender externer Ratings das Risiko einer Überschätzung der Ratingurteile vermindert wird. Es gibt jedoch auch Rückmeldungen, dass mehr Informationen über die genutzten Modelle der Ratingagenturen veröffentlicht werden könnten, um die Vorgehensweise für Investoren und Emittenten verständlicher darzustellen.

„Bezüglich der Nutzung externer Ratings sollte es keine Einschränkungen geben. Die einzige Einschränkung im Gebrauch externer Ratings sollte darin liegen, dass anerkannte Ratingagenturen nicht die Ratings anderer Ratingagenturen heranziehen dürfen, um selbst Ratings zu veröffentlichen“, schreibt der DIHK.

Interne Ratingmodelle sind nur beschränkt in der Lage, die Ratingkultur zu replizieren, die über viele Jahre hinweg jeweils in Ratingagenturen aufgebaut wurde, heißt es aus Berlin. Insbesondere sind interne Modelle meist stärker rückwärtsgerichtet („Steuerung durch den Rückspiegel“), da sie als komiteebasierte Ratingansätze mehr auf rein quantitative Daten und Jahresabschlüsse angewiesen sind, die nur mit Verzögerung erfasst und im Vergleich über viele Unternehmen hinweg ausgewertet werden können.

Der Wettbewerb zwischen den Ratingagenturen sollte intensiviert werden, fordert der DIHK. Die Schätzung von „Ausfallwahrscheinlichkeiten“ suggeriert eine Scheingenauigkeit. Ausfallwahrscheinlichkeiten können in Ratings transformiert werden, umgekehrt entsprechen Ratings immer einer Bandbreite von Ausfallwahrscheinlichkeiten. Das analytisch „bescheidenere“ Instrument ist daher das Rating. Dessen Substitution durch andere Instrumente scheint unrealistisch, solange nicht das Anspruchsniveau eines Ratings erfüllt ist.

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Schwellenländer – Gewinner der Wirtschaftskrise

Von Dr. Oliver Everling | 24.Januar 2011

Klare Gewinner der Wirtschaftskrise sind die Schwellenländer. Bei weiterhin stabilen Wachstumsaussichten schwinden die Unterschiede zu den etablierten Industrieländern zusehends. Zu diesem Ergebnis kommt der internationale Forderungsspezialist Coface, der anlässlich der 15. Country Risk Conference in Paris seine Prognosen zu den Länderrisiken in 2011 veröffentlichte. Kernpunkte beim Länderrisiko bilden demzufolge die Staatsverschuldung in der Eurozone und die Finanzierung des Aufschwungs in den Schwellenländern.

Im Länderrating von Coface nähern sich die Schwellenländer immer stärker an die Industrieländer an. Vor der Krise war das niedrigste Rating bei den Industrieländern A2 eine Bewertung, die zu diesem Zeitpunkt lediglich von neun Schwellenländern erreicht oder übertroffen wurde. Seit 2010 werden manche Industrieländer nur noch mit A4 bewertet. Jetzt erzielen 27 Schwellenländer ein Rating, das gleich oder besser ist. Dazu zählen China, Brasilien, Indien und Polen (alle A3), deren Rating heute besser ist als jenes von Griechenland, Irland und Portugal, den Opfern der Schuldenblase. Die Türkei (A4) liegt heute nur noch knapp hinter Großbritannien und Polens Rating ist besser als das von Island.

Diese Entwicklung bestätigt Coface darin, zwischen den Schwellenländern und den etablierten Industrieländern bei der Methode der Risikobewertung keine Unterschiede zu machen. „Ursprünglich konzentrierte sich die Bewertung von Länderrisiken auf Schwellenländer, da bei diesen die Risiken hoch sind, nicht zuletzt aufgrund des Einflusses von Fremdwährungen. In der Eurozone hat sich jedoch gezeigt, dass auch mit hohen externen Schulden in der eigenen Währung eine Krise möglich ist“, erklärte Coface-Präsident François David.

Allerdings sieht Coface für die Schwellenländer auch Gefahren. Hinsichtlich der Verschuldung der privaten Unternehmen und der Frage der Wachstumsfinanzierung registriert der Forderungsspezialist zwei unterschiedliche Risikoprofile: Während Unternehmen in Ländern wie Brasilien und Polen vorrangig ausländische Kreditgeber bevorzugen und somit die Verschuldung in Fremdwährungen wächst, verschulden sich Unternehmen in Ländern wie China und Vietnam bevorzugt in ihrer Landeswährung bei inländischen Banken. Diese können jedoch häufig das Risiko der hoch verschuldeten Unternehmen nicht korrekt einschätzen, zumal bei der mangelnden Transparanz, die immer wieder anzutreffen ist. Coface spricht daher von einem „Polnisch-Brasilianischen“ und einem „Chinesisch-Vietnamesischen“ Risikoprofil.

Insgesamt ist bei den Länderbewertungen ein positiver Trend zu verzeichnen. Während Coface 2009 nahezu 50 Länder herabgestuft bzw. ihre Bewertungen mit negativem Ausblick versehen hatte, gegen Ende des Jahres lediglich 23 Länder wieder höher einstufte bzw. unter Beobachtung für eine Aufwertung stellte, kam es im Laufe von 2010 bei 47 Ländern zu einer besseren Einschätzung. Hingegen wurden nur sechs Länder im vergangenen Jahr abgestuft oder mit negativem Ausblick versehen. Vor diesem Hintergrund verwirft Coface das gefürchtete „Double Dip“-Szenario einer Rückkehr der Rezession.

Mit dem Länderrating dokumentiert Coface das durchschnittliche Risiko eines Zahlungsausfalls bei Unternehmen in einem bestimmten Land. So fließen neben makroökonomischen Daten vor allem die Zahlungserfahrungen mit den Unternehmen ein. Darin unterscheidet es sich von den Länderratings anderer Agenturen, die in der Regel die Staatsbonität oder Sicherheit von Anleihen zum Gegenstand haben. Regelmäßig werden 156 Länder analysiert und bewertet. A1 bis A4 kennzeichnen Investmentgrades, B bis D stehen für mittleres bis hohes Risiko.

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Mezzanine suchen Anschlussfinanzierungen

Von Dr. Oliver Everling | 24.Januar 2011

Iris Selch (www.pwc.com) hieß den Wirtschaftsrat Deutschland (www.wirtschaftsrat.de) im Hause der pwc in Frankfurt am Main zum Thema „Ist Ihre Finanzierung optimal? Neue Konzepte für den Mittelstand“ willkommen. „Wir haben einen Startschuss für eine neue pwc-Arbeitswelt gegeben“, kommentiert Selch den Umzug vom Merton-Viertel in den Tower 185, dem derzeit vierthöchsten Gebäude Deutschlands. Die Runderneuerung von pwc kommt auch im neuen Logo zum Ausdruck, das nun schlüssig die gesamte Kommunikation durchzieht.

Nach dem ifo Institut für Wirtschaftsforschung e.V., München, ist die Kreditklemme vorbei, so das Ergebnis einer Befragung, auf die sich Marcus Losch von der PricewaterhouseCoopers AG WPG beruft. Die Risikoaufschläge sind weiterhin auf hohem Niveau bei wieder steigenden Realzinsen. Die Bedeutung des Bond-Marktes als Finanzierungsform steigt, aber auch der Markt für Private Equity springe wieder an, sagt Losch. 90 % der PE-Unternehmen schätzen die Attraktivität deutscher Unternehmen mit ziemlich gut bzw. sehr gut ein, so das Ergebnis des pwc Private Equity Survey 2010.

Die Innenfinanzierung wird als wichtigstes Finanzierungsinstrument betrachtet, ergibt sich aus den KfW-Unternehmensbefragungen. Losch macht die Bedeutung einer angemessenen Eigenkapitalausstattung klar. „Hohe Eigenkapitalquoten beeinflussen das Rating und ein gutes Rating beeinflussen die Möglichkeiten der Fremdfinanzierungen und insbesondere die Finanzierungskosten“, unterstreicht Losch.

Folgerichtig befasst sich Losch mit den möglichen Maßnahmen zur Eigenkapitalstärkung, von der bilanzverkürzung bis zur Kapitalzuführung. Sale & Lease Back, Bestandsreduktion des Umlaufvermögens, Factoring, ABS, Reduzierung von Verbindlichkeiten und Zuführung von Eigenkapital durch Gesellschafter, Investoren oder durch ein IPO.

In 2011 laufen die ersten Mezzanine-Programme aus. „Die Investorenerwartungen wurden nachhaltig verfehlt“, sagt Losch. Die aus dem Wegfall der Mezzanine-Programme ergebende Eigenkapitallücke müsse geschlossen werden. Losch folgert, dass die auslaufenden Programme zu einem wachsenden Interesse an anderen Finanzierungsquellen führen wird.

Durch das Reformprojekt des IASB/FASB werde es keine off-balance Bilanzierung mehr für IFRS Bilanzierer in Zukunft mehr geben, warnt Losch mit Blick auf die Möglichkeiten des Leasings, die in der Bilanz ausgewiesene Eigenkapitaloptik zu verbessern und damit bankinterne Ratings zu beeinflussen.

Creditreform ist nun ebenfalls ein von der BaFin geprüftes Ratingunternehmen und zielt auf den mittelständischen Markt ab. Dies übt Preisdruck auf das bisherige Oligopol aus und erleichtert dem Mittelstand ein externes Rating und somit den Zugang zu den Kapitalmärkten. „Ein gutes Rating ist wichtig, schafft Flexibilität und reduziert Finanzierungskosten“, fasst Losch zusammen.

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