Angstmache um den Euro
Von Dr. Oliver Everling | 1.Juli 2010
Prof. Dr. Paul Achleitner, Mitglied des Vorstandes der Allianz SE, wird auf dem Eurobörsentag 2010 als Investor angesprochen. Es sei eine einfache, ökonomische Investmentrechnung, die Krise zu bewältigen. Man investiere heute, um künftige Erträge zu sichern.
Achleitner illustriert in prägnanten Bildern, wie sich die Ursachen der Krise entwickeln konnten. 20 Jahre lang habe man „Drogen“ in der Form von Leverage – überbordeneder Verschuldung – zu sich genommen. Man wollte Dinge in der Realität erreichen, die man sonst nicht erreichen konnte: Deutsche Wiedervereinigung, Osterweiterung, Globalisierung, so seine Stichworte.
Im Oktober 2008 sei der Herzinfarkt gekommen. Nach der Notbehandlung seien erstens einige Schönheitschirurgen tätig geworden. Nach kurzer Zeit sei man zweitens von der Intensivstation in die normale Station gekommen. „Die dritte Problematik ist, wie wir eigentlich ohne Drogen und Steroide funktionieren“, zählt Achleitner auf. Weder Leverage werde man sich nicht so weit laufen, springen und heben können. Die Zeit werde so nicht wieder zurückkommen.
Achleitner glaubt an den Euro und die Chancen, die sich mit dem Euro bieten. Wenn ein Land in Schwierigkeit gekommen sei, das gerade einmal 2 % des Sozialprodukts Europas ausmache, sei dies ein guter Weckruf. Die Überlegungen, dass der Euro auseinanderbrechen könnte, sei „derart weit von der Realität entfernt“, macht Achleitner klar. „Das ist so realitätsfern, die sozialen Auswirkungen wären so dramatisch“, sagt Achleitner, skizziert die drastischen Maßnahmen, die praktisch notwendig wären, um der Bevölkerung eines Landes den Euro wieder zu entziehen, und weist jeden Gedanken an ein Auseinanderbrechen des Euros als unmöglich ab.
Das Exposure der Allianz in den Peripheriestaaten sei bei etwa 3 % angesiedelt. Die Allianz sei zwar Europas größter Investor, aber die Allianz sei ein Liability-Investor, denn dahinter stünden ja Ansprüche der Versicherten. Die Eurozone sei nach wie vor der Hauptversicherungsmarkt. Daher seien auch die meisten Anlagen Euro-basiert. „Wir sind sehr langfristige Investoren, da werden wir uns durch kurzfristige Schwankungen nicht aus der Ruhe bringen lassen.“
Das Trauma der Amerikaner sei die Große Depression, das Trauma der Deutschen die Hyperinflation. Achleitner macht die Unterschiede in den politischen Prioritäten diesseits und jenseits des Atlantiks deutlich. „Ich habe mit Interesse gehört, dass wir jetzt ein Insolvenzrecht für Staaten einführen“, sagt Achleitner und macht seine Skepsis deutlich, wie dies ohne Verwerfungen an den Finanzmärkten bewerkstelligt werden könnte.
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Krise der Staatshaushalte, nicht des Euros
Von Dr. Oliver Everling | 1.Juli 2010
Ratingagenturen bleiben in der Diskussion, sagt Markus Burghardt, Mitglied des Vorstandes und Leiter des Bereiches Financial Services der PricewaterhouseCoopers AG, auf dem Eurobörsentag 2010 in Frankfurt am Main. Der Eurobörsentag stand unter der Fragestellung „Staatsverschuldung – Gefahr für den Euro“.
„Wie ist die non-bailout-Klausel zu interpretieren?“, fragt Burghardt und leitet damit zum Panel „Was wird aus dem Euro?“ mit Prof. Dr. Paul Achleitner, Mitglied des Vorstands der Allianz SE, Prof. Dr. Peter Bofinger, Mitglied des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, Prof. Dr. Jürgen Stark, Mitglied des Direktoriums der Europäischen Zentralbank, unter der Moderation durch Claus Döring über, Chefredakteur der Börsen-Zeitung.
Als Überraschungsgast rief Döring als „neutralen“ Gast aus der Schweiz Prof. Dr. Reto Francioni hinzu, Vorsitzender des Vorstandes der Deutschen Börse AG. Francioni brachte seinen Respekt für die Entschlossenheit des politischen Handelns zum Ausdruck. Die Ereignisse der zurückliegenden Wochen hätten die Stabilität des Euros in Frage gestellt. Pläztlich sei die Leitwährung auf den Prüfstand gestellt worden.
Finanzierungslasten und Rettungspaekte seien in Frage gestellt worden. Das eingesetzte „politische Kapital“ sei zu bewerten. Was sollte uns eine stabile Eurozone wert sein? Kapitalmärkte als Teil des Problems oder als Teil der Lösung – Francioni befürwortet einen starken europäischen Wirtschaftsraum mit dem Euro als Basis. Partikularinteressen sollten jetzt sekundär sein. Der Finanzplatz Frankfurt habe durch die Einführung des Euros wesentlich an internationalem Profil gewonnen, ist sich Francioni sicher.
Die Steuer für Finanzinstitute stoße in Frankfurt nicht auf einhellige Begeisterung, stellt Francioni fest. Es könne aber nicht so weitergehen wie eh und je, wenn wichtige Partner mit Staatsgeldern gerettet wurden. Francioni macht die Vorteile eines unabhängigen und neutralen Cleainghauses klar, so dass er sich in der Frage der OTC-Derivate als befangen sehe.
Francioni tritt für Derivative ein, da diese als Instrumente der Absicherung benötigt würden. Fraglich sei, ob das Zusammenspiel von Abischerung und Spekulation ohne Leerverkäufe darstellen lasse. Anlage- und Finanzierungschancen müssen effizient und integer wahrgenommen werden können. Sicherheit, Transparenz und Integrität außerbörslicher Märkte seien daher zu analysieren. Wer agiere dort und mit welchen Motiven? Man brauche keinen regulatorischen Überschwang. Regeln seien dazu da, ein spielbar zu machen.
Wer Foul spiele, müsse bestraft werden, stellt Döring fest – hat auch Euroland ein Schiedsrichterproblem? Stark weist darauf hin, dass Stichworte eine Verkürzung von Problemen sei. Stark unterstreicht, dass es sich bei der gegenwärtigen Krise nicht um eine Krise des Euros handele, sondern um eine Krise des Vertrauens in die öffentlichen Finanzen. Der Druck, möglichst große Defizite zu produzieren, sei groß gewesen. In dieser Abfolge sei es zwangsläufig, dass es zu einer Krise der öffentlichen Haushalte gekommen sei.
Das öffentliche Defizit im Vereinigten Königreich wie auch in den USA sei jeweils zweistellig. Man müsse die Entwicklungen um den Euro daher in einen globalen Zusammenhang setzen. Das Regelwerk um den Euro sei unzureichend umgesetzt worden. Mit auf deutsche Initiative sei es bis zur Beliebigkeit aufgeweicht worden, wirft Stark vor. Man müsse jetzt intensiv an einem Stabilitätspakt 3 arbeiten. Es sei eine Entpolitisierung erforderlich. Mit der Überwachung der Staatshaushalte solle eine unabhängige Institution beauftragt werden.
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Wegbereitung für Staatsinsolvenzen
Von Dr. Oliver Everling | 1.Juli 2010
„Die Krise lehrt uns gerade, dass wir nicht dauerhaft mehr Staatsintervention brauchen“, sagt Steffen Kampeter, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister der Finanzen. Er sprach auf dem Eurobörsentag 2010 in Frankfurt am Main.Von Rainer Barzel stamme der Ausspruch, gute Ordnungspolitik fange mit Ordnung in der Politik an.
Menschen und Märkten sei gemeinsam, zu Übertreibungen zu neigen. Daher müsse man Grenzen setzen, sagt Kampeter. Es habe an „kritischer Masse“ an den Märkten gefehlt, um die Risiken mit bestimmten Finanzgeschäften vorauszusehen. Deutschland habe zwar keinen Subprime-Markt gehabt, aber die Aufsicht habe tatenlos zugesehen, wie sich auch deutsche Institute in diesen Märkten engagierten.
Es gehe nicht um mehr Regulierung, sondern um kluge Regulierung. Dieser Gedanke leite die Politik der Bundesregierung. Politik erschöpfe sich nicht in Maßnahmen, sondern in Zusammenhängen. Konsolidierung sei verantwortete Freiheit. Nur wer anständig wirtschaftet, kann auch Handlungsfähigkeit garantieren. Konsolidierung sei daher Freiheitssicherung, um den Staat handlungsfähig zu erhalten.
Ein großer Mangel der großen Koalition war es, Konsolidierung nur auf der Einnahmenseite zu praktizieren. Der staatliche Konsum könne nicht der Wachstumstreiber der Zukunft sein. Der Sozialstaat müsse ebenfalls treffischerer gemacht werden. Die Unzufriedenheit mit den sozialen Asymmetrien steige, je mehr in den Sozialstaat investiert werde. Soziale Gerechtigkeit sei nicht nur gegenüber den Geldnehmern zu prüfen, sondern auch gegenüber den Geldgebern.
Möglichst viel in Transferleistungen zu schieben, könne nicht Leitgedanke sozialer Gerechtigkeit sein. Als „Markenkern“ der Konsolidierungspolitik bezeichnet Kampeter, dass sich Konsolidierung und Schwerpunktsetzung nicht gegenseitig ausschließen. Forschungs- und Sozialausgaben haben nicht dieselbe Wirkung auf die Wirtschaft. „Das Gold, das wir haben, ist die Ausbildung der nachfolgenden Generation“, macht Kampeter klar. Die Bundesrepublik sei wieder als Bildungsrepublik zu positionieren.
„Rasenmäher“ klinge gut, sie aber in der Sache falsch. Der langfristige Schuldenabbau sei als Reaktion auf den demografischen Wandel nötig. Eine sinkende Bevölkerung habe einen steigenden Schuldenberg abzutragen. „Wir haben ein strategisches Interesse an der Begrenzung der Staatsschulden“, macht Kampeter klar. Der Gestaltungsspielraum der Politik müsse begrenzt werden, um die Handlungsfähigkeit zu sichern.
Ohne Veränderung der funamdentalen Daten seien die griechischen Spreads auseinandergelaufen. Man habe der Politik in Griechenland kein Vertrauen mehr geschenkt. „Es liegt ein großer Weg vor uns, nachhaltige Finanzpolitik in den Finanzmärkten zu kommunizieren.“ In den USA sehe man negative Multiplikatoren der Finanzpolitik.
Der Euro sei weder Ziel der Integration, sondern sei auch ein politisches Projekt. Wirtschaftliche Integration sei schon für Adenauer nur Instrument für die Einigung Europas gewesen. Auch die Ostpolitik von Willy Brandt habe in diese Richtung gezielt. Der Euro sei ein Instrument zur Absicherung der europäischen politischen Integration, dies sei auch für Dr. Helmut Kohl entscheidend gewesen.
Der Euro habe sich insbesondere für Deutschland gelohnt, da Deutschland die außenpolitische Autonomoie wiedergewonnen habe. Der Euro als Instrument der Integration sei eine Erfolgsgeschichte. Es gebe zwar Vorschläge, wer aus dem Euro raus solle, aber es wollen immer noch viel mehr hinein. Politisch und ökonomisch sei der Euro ein Erfolgsprojekt der Integration.
Die unbestrittene Krise des Euros habe auch mit Deutschland zu tun. Mit einem kurzfristigen, innenpolitischen Feldvorteil sei unter Hans Eichel der Euro aufgeweicht worden. Andere haben dann diese Fehlentscheidung Deutschlands zu ihren Gunsten genutzt. Die politische Führungskraft stehe in der vordersten Verteidigungslinie unserer Währung. Es gehe im politischen Sinne darum, ein politisches Commitment von Maastricht II zu schaffen. Im Kern gehe es um Regelungen, die ohne Änderungen der Verträge möglich seien.
Der präventive Charakter müsse gestärkt werden. Wirtschafts- und fiskalpolitisch müsse man sich enger koordinieren. Die nationale Verantwortlichkeit müsse gestärkt werden, damit die Aufgaben nicht nach Europa geschoben werden. Es müsse ein Staateninsolvenzrecht geschaffen werden. In kürzester Frist müsse ein staatliches Insolvenzrecht geschaffen werden, fordert Kampeter ein.
„Nur wer haftet, handelt verantwortlich“, sagt Kampeter. Nun werde mit Hochdruck daran gearbeitet, Risiko und Verantwortung wieder zusammenzuführen. Ein mehrstufiges System soll auch die Insolvenz von Finanzakteuren ermöglichen, ohne dadurch ein systemisches Risiko noch einzugehen.
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Information-Rating 2+ zurzeit Bestbewertung
Von Dr. Oliver Everling | 1.Juli 2010
Im Juni 2010 erzielten insbesondere die Gesellschaften DWS, Jyske, KBC, Metzler, Pioneer, Raiffeisen, SEB, UBS, Union, Universal, Volksbank und 3 Banken-Generali für einige ihrer Fonds gute Transparenzbewertungen, berichtet Matthias Koss von der Fonds Advice GmbH aus Köln.
DWS Investment erhielt für ihren deutschen Fonds DWS Inter-Renta „Information-Rating 2+“, die derzeit höchste Ratingbewertung, die aktuell nur insgesamt fünf Fonds aufweisen können. „Ausgerechnet das Internet erweist sich immer wieder als Problemzone“, sagt Koss. Aus Sicht von Fonds Advice waren bei zahlreichen Fonds die angebotenen Download-Dokumente entweder nicht aktuell oder wurden nur unvollständig angeboten. Fonds Advice konnte auf den Internetseiten einzelner Verwaltungsgesellschaften beispielsweise keine vereinfachten Verkaufsprospekte finden oder nur veraltete Jahresberichte zu den jeweiligen Fonds. Dies führte bei den betroffenen Fonds zu Ratingabwertungen und entsprechend niedrigen Transparenzbewertungen.
Positiv aufgefallen ist den Analysten von Fonds Advice die Downloadfassung des Jahresberichtes 2009 der dänischen Gesellschaft Jyske Invest Fund Management A/S. Was in der Konsumgüterindustrie bereits seit Jahren üblich ist, ist in der Fondsindustrie nun auch verfügbar: transparente und benutzerfreundlich aufbereitete Downloadfassungen von Dokumenten. Jyske erfüllt mit ihrem Jahresbericht 2009 die Documentation Standards: Internet und bietet darüber hinaus zusätzliche Features wie umfangreiche Lesezeichen und Textverlinkungen.
Das Information-Rating ist kein Rating im Sinne der Verordnung (EG) Nr. 1060/2009 des europäischen Parlaments und des Rates vom 16. September 2009 über Ratingagenturen, macht Fonds Advice den Unterschied zu jedem Kreditrating deutlich.
Fonds Advice versteht sich als eine unabhängige Gesellschaft, spezialisiert auf die systematische Analyse von Fondsinformationen wie Verkaufsprospekten, Jahresberichten, Internetinformationen und anderen Informationsmedien. Information-Rating – Das Transparenz-Rating für Finanzprodukte wurde von Fonds Advice speziell zur Transparenzbeurteilung von Investmentfonds entwickelt und wird seit Dezember 2005 erteilt (aktuelle Ratings unter http://www.informationrating.de/).
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HEK Rating trägt durch Finanzstabilität und Wachstum
Von Dr. Oliver Everling | 1.Juli 2010
Die Hanseatische Krankenkasse (HEK) erreicht im Rating für gesetzliche Krankenversicherer zum dritten Mal in Folge ein sehr gutes Urteil. In den Teilqualitäten Finanzstabilität und Wachstum erhält die Kasse im Rahmen des Folgeratings 2010 sogar die bestmögliche Bewertung exzellent. Das Leistungsangebot und die Kundenorientierung der HEK werden von der Kölner Ratingagentur Assekurata, wie auch im Vorjahr, mit sehr gut bewertet.
Assekurata erhöht im aktuellen Rating die Beurteilung der Finanzstabilität um eine Notenkategorie auf nunmehr exzellent. Zum Jahresende 2008 besaß die HEK zur Deckung ihrer Ausgaben im Vergleich zum Markt deutlich mehr Sicherheitsmittel. Im Jahr 2009 baute die HEK aufgrund ihrer hohen Ertragskraft nach Beobachtung der Kölner Analysten ihre Sicherheitsmittel erneut aus. Eine wesentliche Grundlage des Erfolgs der HEK ist die effiziente Verwaltungsstruktur. Mit 108,12 € im Jahr sind die Verwaltungs-kosten je Versicherten deutlich niedriger als im Marktdurchschnitt (117,94 €). Auch die Risiken aus einer unvorhergesehenen zukünftigen Ausgabensteigerung beherrscht die HEK nach Meinung von Assekurata in geeigneter Weise.
Die HEK positioniert sich im Markt der gesetzlichen Krankenversicherung als „Business-K(l)asse“. Dem hohen Anspruch dieser Zielklientel wird die Kasse vor allem mit der qualifizierten Betreuung durch ihr ausgebildetes Fachpersonal sowie ihrer besonders effizienten Prozesse gerecht. So werden beispielweise Leistungsanträge und Kundenanfragen über den Sofortservice taggleich bearbeitet. Dennoch gibt sich die Kasse mit dem Erreichten nicht zufrieden. Eigene Analysen, das Ideenmanagement sowie Beschwerden oder Kündigungen werden von der HEK genutzt, um weitere Verbesserungspotenziale zu identifizieren. Dies honorieren die Versicherten in der im Zuge des Ratings durchgeführten Kundenbefragung. 68,5 % der befragten HEK-Mitglieder sind vollkommen beziehungsweise sehr zufrieden mit ihrer Krankenkasse. 82,5 % der Befragten sind sogar bereit die HEK weiterzuempfehlen. Die Vergleichsgruppe aus 16 privaten Krankenversicherungen und einer Krankenkasse weist mit 61,2 % und 80,5 % geringere Werte auf. Assekurata bewertet die Kundenorientierung der HEK mit sehr gut.
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Zwischenstand zur Methodologie von S&P für Covered Bonds
Von Dr. Oliver Everling | 30.Juni 2010
Mit der Veröffentlichung der neuen Ratingmethodologie für Covered Bonds von S&P am 16. Dezember 2009 wurden 98 Covered-Bond-Programme auf die Überprüfungsliste für eine mögliche Herabstufung gesetzt. Im Juni ist nunmehr die sechsmonatige Frist, innerhalb der die Ratingagentur die Durchsicht der bewerteten Programme abschließen wollte, abgelaufen, berichtet das DZ BANK Research. S&P habe daher die Überprüfung von acht weiteren Programmen beendet. Insgesamt verbleiben gegenwärtig noch 19 Covered-Bond-Programme auf der Überprüfungsliste.
Von den 79 bereits überprüften Covered-Bond-Programmen wurden insgesamt nur sechs herabgestuft, 69 bestätigt und drei hochgestuft, eines ist bereits ausgelaufen. Insgesamt haben sich die Ratingverschlechterungen mit 8% der überprüften Programme bislang klar in Grenzen gehalten, stellen die Analysten der DZ BANK fest. Die Herabstufungen seien deutlich hinter den von S&P ursprünglich prognostizierten Herabstufungen von bis zu 53% zurückgeblieben.
„Die Spreadreaktionen bei den von einer Herabstufung betroffenen gedeckten Anleihen haben sich bislang in Grenzen gehalten“, schreibt Andre Hovora vom DZ BANK Research, „und wir rechnen damit, dass sich daran auch nicht viel ändern wird. Denn die Marktteilnehmer hatten lange genug Zeit, sich auf Herabstufungen einzustellen, die zudem in weitaus geringerem Umfang erfolgt sind als ursprünglich befürchtet. Zum anderen sind die Herabstufungen mit in der Regel nur einer Stufe bislang recht moderat ausgefallen.“
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Europäisches Normungssystem bewährt sich
Von Dr. Oliver Everling | 30.Juni 2010
Der Ausschuss für Binnenmarkt und Verbraucherschutz des Europäischen Parlamentes hielt eine Anhörung zur Zukunft der Europäischen Normung ab. Über die Ergebnisse berichtete Dr. Holger Mühlbauer, Geschäftsführer des TeleTrusT Deutschland e.V.
Das Europäische Normungssystem hat sich grundsätzlich bewährt, heißt es in der Meldung über die Ergebnisse des Ausschusses. Eine breite Unterstützung für ein zentralisiertes Europäisches Normungssystem oder eine Normungsagentur sei nicht zu erkennen.
Das nationale Delegationsprinzip wurde grundsätzlich bestätigt und von verschiedenen Rednern als das geeignete Instrument für die Europäische Normung hervorgehoben. Besonderer Wert wurde auf die bessere Einbindung „schwacher“ Akteure (Verbraucher, Umweltvertreter, Gewerkschaftsvertreter, KMU) gelegt. Hier machten sich die kommissionsfinanzierten Organisationen wie NORMAPME, ANEC, ECOS und ETUI für eine zentrale Interessensvertretung stark. In diesem Zusammenhang kamen auch Gedanken zu so genannten alternativen Produktionsmöglichkeiten auf, die nach dem Modell „ISO 26000″, Interessensvertretungen statt nationalen Vertretungen auf europäischer Ebene das Tor öffnen könnte.
Das Finanzierungsmodell der Normung über den Verkauf von Normen und damit eine breite Lastenverteilung wurde nicht grundsätzlich in Frage gestellt. Einzelne Vertreter brachten das Thema „kostenlose Normen“ auf, anerkannten jedoch, dass Kosten dann aus Steuermitteln der Mitgliedsländer getragen würden.
Der Vertreter der IKT-Normung legte Wert auf die Feststellung, dass dieser Sektor auf die Arbeitsergebnisse von Foren und Konsortien angewiesen sei. Eine Botschaft, die bei der Europäischen Kommission angekommen ist. Andere Wirtschaftssektoren befürchten allerdings diesbezüglich Gefahren für die Kohärenz des Normenwerkes und außereuropäische Einflüsse auf die Europäische Normung.
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Gold, Silber, Platin
Von Dr. Oliver Everling | 28.Juni 2010
„Die sichere Zukunft für Privatanleger“ – das ist der Untertitel des Buches von Beate Sander zum Thema „Gold, Silber, Platin“ aus dem FinanzBuch Verlag, das in der Börse ONLINE Edition erschien (http://www.finanzbuchverlag.de/, ISBN 978-3-89879-472-5). Das Investment in Edelmetalle ist heute so aktuell wie selten zuvor, da die Finanz- und Wirtschaftskrise das Vertrauen in die elektronischen Codes des Buchgeldes schwinden lässt. Von manchen Finanzanalysten wird eine umfassende Währungsreform, die vom Yen und Renminbi im Osten über den Eurowährungsraum bis zum US-Dollar im Westen die maßgeblichen Währungen umfasst, als die heute einzig sichere Prognose angesehen.
Vordenker wie Prof. Dr. Thorsten Polleit, Chefvolkswirt Deutschland bei Barclays Capital, stellen schon grundsätzlich in Frage, ob staatliches Zwangsgeld noch Zukunft hat, oder ob nicht der Wettbewerb der Tauschmittel dafür sorgen sollte, dass Verschuldung und staatliche Garantien dem Bereich politischer Willkür und Beliebigkeit entzogen werden. Wer mit Blick auf die anstehenden weltwährungspolitischen Reformen in nationalen Währungen denominierte Ansprüche nicht auf politisch gesetzte Relationen real minimiert sehen will, mag sich auf die Ursprünge des Geldes im Reich der Edelmetalle besinnen.
Das Buch von Sander für die „in die spannende Welt der Edelmetalle“ ein, antwortet auf die Frage, „warum ein Investment in Edelmetalle“ sinnvoll sein könnte, welche Probleme sich mit der physischen Anlage – „Edelmetalle zum Anfassen“ – verbinden und welche klassischen Investments sich mit Edelmetallen bieten. Sander zeigt auf, wie man „mit alternativen Anlagen Geld in steigenden und fallenden Märkten verdienen“ kann. „Die richtige Edelmetallentscheidung für jeden Anlegertyp“ als Gegenstand des letzten Kapitels rundet das Buch ab.
Der Leser braucht bei diesem Buch keine schwer nachvollziehbare Theorie oder langatmige Detaildarstellung zu befürchten, sondern darf sich auf eine unterhaltsame Lektüre freuen, die ihm neben dem Unterhaltungswert praktische Tipps und geldwerte Anregungen gibt, sich mit Assetklassen zu befassen, denen die Finanz- und Wirtschaftskrise eine erfreuliche Renaissance bescherte.
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Spaniens Abschied vom Europameister
Von Dr. Oliver Everling | 23.Juni 2010
„Was das Länderrisiko angeht, tritt die fünftgrößte Wirtschaft Europas und die neuntgrößte der Welt aber schon lange nicht mehr auf wie ein Europameister.“, so Martin Köhring, Länderrisiko-Experte beim Wirtschaftsinformationsdienst D&B Deutschland und Autor im Blog http://www.risiken-weltweit.de/. Im Folgenden erläutert er die Hintergründe.
Letztes Jahr schrumpfte die Wirtschaft Spaniens um 3,6 Prozent und erholt sich derzeit nur langsam von der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise. Daher erwartet D&B auch dieses Jahr einen weiteren Wirtschaftsrückgang in Spanien. Die Arbeitslosenquote liegt bei rund 20 Prozent und ist damit die höchste in der Euro-Zone. Die Schuldenkrise Griechenlands wirkt auch auf Spanien und trübt die Stimmung unter Investoren. Das Land drücken zwar keine so hohen Staatsschulden wie Griechenland, aber das Haushaltsdefizit ist seit 2008 stark angewachsen. Die Regierung hat daher mehrere Pakete mit Sparmaßnahmen verabschiedet, die die Erholung weiter einschränken könnten.
Spaniens Schuldenkrise ist aber nur teilweise eine Krise der Staatsverschuldung. Spaniens Auslandsverschuldung ist eine der größten in der EU (gemessen am Anteil des BIP) und übersteigt deutlich die Griechenlands, Irlands und Italiens. Spaniens Leistungsbilanz ist immer noch deutlich negativ, das heißt Spanien gibt deutlich mehr aus als es selbst produziert. Die Verschuldung spanischer Haushalte ist ebenfalls ein riesiges Problem, das von der Immobilienkrise 2007-2008 noch verschärft wurde. Es ist also nicht nur die Regierung, die sparen muss, sondern besonders auch die Haushalte, warnt D&B.
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Gefährdeter Eurowirtschaftsraum
Von Dr. Oliver Everling | 22.Juni 2010
Von der Finanz- zur Eurokrise – Wie gefährdet ist der Europäische Wirtschaftsraum? Dieser Frage wandten sich die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit und die Karl-Hermann-Flach-Stiftung in einer sehr gut besuchten Vortrags- und Diskussionsveranstaltung in Bad Homburg zu, einer neuen Reihe „Bad Homburger Gespräche“.
Noch Anfang des Jahres schien man in Deutschland in Sachen Finanzkrise optimistisch sein zu dürfen. Die Presse vermeldete, dass gerade der Mittelstand ein Stabilitätsanker in der Krise sei und ein Drittel der kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland bis zum Herbst 2010 mit einer deutlich verbesserten wirtschaftlichen Entwicklung und steigenden Auftragszahlen rechnete.
In der Veranstaltung wurden die Ursachen der Krisen näher beleuchtet, um dann u. a. zu fragen: Wie gefährdet ist der Europäische Wirtschaftsraum tatsächlich? Kann eine schärfere Finanzmarktregulierung Abhilfe schaffen? Was kann die umstrittene Finanzmarkttransaktionssteuer bewirken? Welche Rolle spielt der Stabilitäts- und Wachstumspakt? Dr. Stefan Ruppert MdB, Mitglied im Stiftungsrat der Karl-Hermann-Flach-Stiftung moderierte die Veranstaltung.
Dr. Volker Wissing MdB, Vorsitzender des Finanzausschusses des Deutschen Bundestages, zeigt auf, dass der harte, steinige Wege der Konsolidierung seit Jahren von Politikern nicht eingeschlagen wird. Der Fehlanreiz sei offensichtlich. Die Schuldenschranke diene verfassungsrechtlich dazu, Politikern die Nutzung von Fehlanreizen aus der Hand zu nehmen.
Wissing weist darauf hin, dass man schnell die Schuld in den Finanzmärkten gesucht habe. Spekulationen zu verbieten, sei aberwitzig: Man braucht Spekulation, um Wachstumschancen wahrzunehmen. Den an den Finanzmärkten bestehenden Regulierungsauftrag wahrzunehmen, sei aufgrund der Globalisierung der Märkte besonders schwierig. Wissing zeigt auf, wie sich Ausweichbewegungen von einem Land ins andere vollziehen können.
Dr. Jens Rinze, LL.M. (Exeter), Rechtsanwalt, Frankfurt/Oberursel, kritisiert die übermäßige Verschuldung in den USA, die auch bei deutschen Banken Anlass gaben, als Kreditgeber in den Amerika tätig zu werden. Ab dem Punkt, wo es nicht weiter möglich ist, Konsum auf Kredit zu finanzieren, bricht die Nachfrage ein und muss daher eine Krise auslösen.
Verbraucher brauchten in den USA letztlich nicht für ihre Kredit einstehen, da sie schlicht die Schlüssel abgeben konnten. In Deutschland war eine Privatinsolvenz nicht möglich, aber nach der neuen Insolvenzordnung ist auch in Deutschland nun die Privatinsolvenz der Weg, sich von Schulden zu befreien, berichtet Rinze. Mehr zu konsumieren, als es Einkommen und Vermögen erlauben, ist prinzipiell daher auch in Deutschland möglich.
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