Versicherungspleiten trotz oder wegen Bankenrettung
Von Dr. Oliver Everling | 5.März 2009
Selbst wenn die Banken durch den Staat gerettet werden, müssen es womöglich die Lebensversicherer mit der eigenen Insolvenz bezahlen, meint der Münchner Rechtsanwalt Dr. Johannes Fiala. Zumindest aber drohe die Reduzierung der Überschüsse, und damit eine geringere Altersversorgung für Privatversicherte. In den Portfolios der Versicherer befinden sich nämlich auch hochriskante Ausleihungen an Banken, die bei den Versicherern bisher noch als „sichere festverzinsliche Papiere“ gewertet werden.
Auch der größte Rückversicherer hat das Problem im Kern erkannt: Fehlendes Risikomanagement, mangelhafte Auseinandersetzung mit dem Verhältnis von Risiko zu Rendite, und neue Bilanzierungsregeln als Einladung zur Intransparenz. Der Spekulation auf immer steigende Aktienkurse durch Versicherer folgte 2002 die Bilanzregel der „stillen Lasten“ – damit wurden die Verluste fast unsichtbar gemacht – und man konnte Gewinne ausschütten, die man gar nicht hatte. Die politische Antwort 2008 auf neue Verluste aus „strukturierten Papieren“ in den Finanzhäusern war die faktische Abschaffung der Insolvenz bei Überschuldung. Solche Vernebelung aber untergräbt nach Dr. Fiala das Vertrauen der Anleger und Kreditgeber.
Erst wenn die Kapitalanlagen mehr als 25 % über ihrem tatsächlichen Wert in der Bilanz stehen, will die Finanzaufsicht diese Wertansätze dort erst einmal auf Nachhaltigkeit prüfen. Was aber dieser tatsächliche Wert sein mag, orientiert sich mit Zustimmung des Wirtschaftsprüfers künftig nicht mehr am Börsenwert, sondern kann bis zu mehr als das dreifache betragen. Im „Special zur Finanzkrise“ weist der „map-Report“ auf die geringe Quote bei amerikanischen Schrotthypotheken und Aktien in den Finanzanlagen der Lebensversicherer hin: „Besorgnis ist unbegründet“.
Indes befindet sich das Risiko in nachrangigen Darlehen der Versicherer an Banken, welche im Vergleich zum denkbaren Totalausfallrisiko eine minimal höhere Verzinsung bieten. Strukturierte Schuldscheindarlehen und Nachranginvestments wurden gerne von Lebensversicherern gekauft, die mit diesen „sicheren festverzinslichen Papieren“ die erforderliche Rendite erwirtschaf-ten wollten, um neben dem Garantiezins auch noch eine Überschussbeteiligung zahlen zu können.
Auch der hohe Konzentrationsgrad in Schuldscheindarlehen und Namensschuldverschreibungen deutscher Banken stellt für den Versicherungsanalysten der Société Générale in Frankfurt Zielke ein erhebliches Investitionsrisiko dar. Die „Beinaheinsolvenz“ der HRE habe gezeigt, dass die deutsche Einlagensicherung keine Garantie darstellt. Schuldscheine, die weitere rund 25 Prozent der Kapitalanlagen der Versicherer ausmachen, seien nach Zielke nicht als gesicherte Papiere anzusehen. Diese Anleihen setzten die Versicherer in ihrer Bilanz mit 100 Prozent an, weil wegen der impliziten Staatsgarantie kein Ausfallrisiko zu sehen sei und sie vor Endfälligkeit nicht liquidiert werden müssten – die bereits erheblichen stillen Lasten bei diesen Papieren müssten die Versicherer damit nicht interessieren.
Speziell die Nachranganleihen sind nach Feststellungen von Dr. Fiala im Mittel nur noch 20 Cent je Euro Nennwert und teilweise weniger wert, was die Versicherer aber nicht so bilanzieren müssten, solange die Zinsen gezahlt werden und die Papiere bis zum Ende gehalten werden können und dann am Ende von den Banken auch „vermutlich“ eingelöst werden. Das ist aber nicht einmal von den vorrangig zu bedienenden ebenfalls weitgehend ungesicherten sonstigen Bankschuldverschreibungen sicher. Diese auf Hoffnung basierende Bilanzierung begründen die Versicherer ganz legal damit, dass es (bisher) keinen Run der Versicherungskunden auf ihr Geld gibt und die Leistungen an Kunden – statt aus dem Verkauf von Papieren – ohne ernsthaftes Liquiditätsproblem aus der laufenden Beitragseinnahme gezahlt werden können, und dass außerdem die Banken gerettet werden.
Ob die Kunden es auf Dauer akzeptieren, dass ihr echtes frisches Beitrags-Geld gleich an andere ausgezahlt wird und sie dafür Anteile an inzwischen nahezu wertlosen Papieren erhalten, hält der auch Kunden beratende Versicherungsmathematiker Peter A. Schramm für fraglich – er erwartet einen weiteren Anstieg der Kündigungen und Rückkäufe wegen der Finanzkrise. Nun zeichnet sich ab, dass zwar die Banken allgemein gerettet werden, aber die Vorstandsgehälter und Dividenden gekürzt bzw. ausgesetzt werden und – zur Überraschung der Versicherer – auch die Nachranganlagen zunächst einmal nicht mehr mit Zinsen und Tilgungen bedient – und womöglich auch am Ende gar nicht eingelöst werden.
Bei der BayernLB z.B. hat sich bereits Brüssel eingemischt und genehmigt zwar die Staatshilfen, aber nur unter der Voraussetzung eines Ausschüttungsverbots für Nachrangdarlehen. Auch die irische DePfa – Tochter der HRE – will die Nachrangdarlehen nicht mehr bedienen. Gerade die Rettung der Banken führt mithin dazu, dass die Nachrangdarlehen (die ja fast nur von institutionellen Anlegern wie Versicherern gezeichnet wurden) womöglich nicht nur nahezu unverkäuflich, sondern auch ganz real ziemlich wertlos werden. Wenn aber ihre Tilgung nicht mehr anzunehmen ist, müssen sie auch gleich abgeschrieben werden, darauf weist Dr. Fiala hin.
Als Reaktion der Versicherungswirtschaft drohte diese den Banken und indirekt auch dem Staat, die Refinanzierungsmöglichkeiten einzuschränken, wenn die Zins- und Tilgungszahlungen auf ihre Nachrangdarlehen nicht bedient werden. Außerdem würde die Altersvorsorge der Versicherungsnehmer vermindert werden, die der Staat gerade erst mit Milliarden Steuersubventionen auf eine vermehrte Kapitaldeckung umstellen will.
Obwohl – oder gerade weil – die Banken gerettet werden, sind speziell die nachrangigen Darlehen der Versicherer an Banken damit keinesfalls sicher und es fallen die Zins- und Tilgungszahlungen auf Nachrangdarlehen aus. Nach Ansicht des Versicherungsmathematikers Schramm wird sich wohl damit abfinden müssen, dass auch die Versicherten sich mit geringerer Altersversorgung an der Bankenrettung beteiligen werden. Schlimmer noch könne es außerdem noch einen Run auf Versicherer geben, der durch das daraus folgende Liquiditätsproblem letztlich doch noch den Verkauf der betreffenden wertgeminderten Papiere erzwingt.
Schramm weist darauf hin, dass die Aktuare der DAV derzeit einen konkreten Hin-weis erarbeiten, wie in einem solchen Fall z. B. eines Runs auf Versicherer in einer Finanzkrise die Rückkaufswerte zusätzlich gekürzt werden können. Gesetzlich ist dies nach § 169 (6) VVG – und ohnehin auch schon gemäß der für Altverträge geltenden Regelung über den Zeitwert – möglich. Der Wert von Lebensversicherungen als Kreditsicherheit wird dadurch aber nach Ansicht von Dr. Fiala zusehends fraglicher.
Das Überleben der Versicherer selbst sieht Aktuar Schramm derzeit nicht wirklich gefährdet – die künftigen Überschussbeteiligung, Ablaufleistungen und Gewinnrenten der Versicherten schon. Doch dank der Aktuare kann bei einem Run die Belastung zumindest auch durch Abschläge auf den Rückkaufswert auf die Kündiger verlagert werden und muss nicht nur von den vertragstreuen Kunden getragen werden.
Dr. Fiala weist darauf hin, dass solche Entwicklungen nach höchstrichterlicher Rechtsprechung selbst zur Kündbarkeit an und für sich vertraglich unkündbarer Verträge führen können, wie z. B. selbst von bereits laufenden Altersrenten. Dies könne das Liquiditätsproblem der Versicherer ebenso verschärfen wie ein Ausstieg des starken Zweitmarktes, wenn dessen Refinanzierungszins steigt und die Überschüsse auf die Lebensversicherungsanlagen zurückgehen – was diesen zu massenhafter Kündigung und Rückkauf der Verträge zwingen könnte.
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Vermögensschaden, Bewertung und Rating
Von Dr. Oliver Everling | 4.März 2009
Zur Vermeidung eines Vermögensschadens bei einem Immobilienportfolio ist zu klären, welche Strukturen im wirtschaftlichen Zusammenhang am Standort die Ertragsverläufe beeinflussen. „Strukturell bedeutet“, schreibt Mathilde Th. Stanglmayr von MSP Stanglmayr Projektmanagement GmbH (http://www.msp-stanglmayr.de/) in ihrem Beitrag zum Praxishandbuch „Rating von Immobilienportfolios“, herausgegeben von Oliver Everling und Raphael Slowik im Immobilien Manager Verlag, Köln 2009, http://www.immobilienmanager.de/, ISBN 978-3-89984-197-8, „die Ertragsentwicklung ist von der laufenden Bildung von Mustern in einem dynamischen Wirtschaftsprozess geprägt. Das Muster kann linear steigend oder wellenförmig sein, weil die Konjunktur einen Einfluss hat.“ Mit dem lange andauernden Strukturwandel haben sich jedoch andere Muster gebildet, weist Stanglmayr nach, „es gibt zu viele Immobilien mit stagnierenden und abnehmenden Ertragsverläufen. Deshalb führt eine Denkweise, die nur steigende und wellenförmige Muster kennt, zur systematischen Unterschätzung von Cash Flows und Assets.“
In den Wirtschaftswissenschaften und in der Soziologie sei man sich dessen bewusst, dass Strukturwandel zum Branchensterben führe, dass Regionen verarmen und Haushaltsgruppen ihr Einkommen und ihre Vermögen verlieren. „Es gibt keinen Zweifel daran,“ so Stanglmayr, „dass der Strukturwandel die Verteilung zwischen den Sektoren, den Regionen und den Haushalten verschiebt. Es gibt Gewinner und Verlierer in einem lange andauernden Prozess. Deshalb ist für Bewertung und Rating von erheblicher Bedeutung, wie stark die Ertragsentwicklung der Immobilien im Portfolio von Branchen, Unternehmen und privaten Haushalten abhängt, die zu den Verlierern des Strukturwandels gehören.“
Stanglmayr: „Nach 30 Jahren Strukturwandel können wir in Bewertung und Rating nicht davon ausgehen, dass es für Leerstände und Mindermieten in absehbarer Zeit einen konjunkturell bedingten Ausgleich gibt. Wenn die Bewertungsobjekte vom Strukturwandel erfasst sind, führen ungeprüfte Annahmen zum Muster des wirtschaftlichen Zusammenhangs zu nicht zutreffenden Ergebnissen.“ Die Vermögensschäden lassen sich nach Stanglmayr vermeiden, wenn der wirtschaftliche Zusammenhang am Standort erkannt und zutreffend in Bewertungen und Ratings abgebildet wird. Stagnierende oder abnehmende Ertragsverläufe kann man erkennen, wenn man das Wirkungsgefüge am Standort prüft, rät Stanglmayr.
Spekulation in Bewertungen und Ratings ist, wenn die objektiv feststellbaren dauerhaften Veränderungen des wirtschaftlichen Zusammenhangs am Teilmarkt ausgeblendet werden. Sie ist im wirtschaftlichen Zusammenhang nachweisbar, zeigt Stanglmayr in ihrem Beitrag für das Praxishandbuch „Rating von Immobilienportfolios“ des Immobilien Manager Verlags.
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Update für deutsche Lebensversicherer
Von Dr. Oliver Everling | 4.März 2009
Im Oktober 2007 hatte Fitch Ratings den Ausblick für die deutschen Lebensversicherer mit Hinweis auf die strukturellen Herausforderungen und eine erwartete erhöhte Volatilität an den Kapitalmärkten auf „negativ“ herabgestuft. Ein negativer Ausblick bedeutet nach der Notation von Fitch Ratings (http://www.fitchratings.com/), dass in den nächsten 12 bis 18 Monaten mehr Herab�?� als Heraufstufungen erwartet werden. Mit einer neuen Studie zur Finanz�?� und Kapitalsituation bestätigt Fitch den negativen Ausblick für die Branche.
Die Lebensversicherer sind als größte institutionelle Investoren am deutschen Kapitalmarkt erwartungsgemäß in erheblichem Ausmaß von der internationalen Finanzmarktkrise betroffen. Die Krise wird daher nachhaltige Spuren in den Jahresabschlüssen 2008 hinterlassen und zu einer deutlich niedrigeren Nettoverzinsung von unter 4 % führen (2007: 4,6 %). Fitch weist darauf hin, dass angesichts der Rückgänge an den Kapitalmärkten die Kapitalausstattung einzelner Versicherer deutlich zurückgehen könnte. „Gleichwohl erwartet die Agentur derzeit keine Insolvenzen“, sagt Tim Ockenga, einer der drei Analysten der Studie neben Dr. Christoph Schmitt und Axel Großpietsch.
Deutsche Versicherer scheinen im internationalen Vergleich noch relativ gut davonzukommen. Fitch geht davon aus, dass die Versicherer unrealisierte Verluste aus den Kapitalanlagen zu verzeichnen haben, dass diese Verluste jedoch geringer ausfallen werden als bei vielen Lebensversicherern in anderen Märkten weltweit. „Darüber hinaus“, fügt Ockenga hinzu, „stellt das Entstehen von erheblichen positiven Bewertungsreserven in festverzinslichen Wertpapieren aufgrund von sinkenden Zinsen ein besonderes Merkmal des deutschen Lebensversicherungsmarktes dar. Aus einer Bilanzperspektive gesehen gleichen diese Effekte Bewertungsverluste aufgrund von Spreadverschlechterungen aus.“ Fitch sieht aus einer ökonomischen Perspektive diese Bewertungsgewinne jedoch als nicht geeignet an, um tatsächlich die Verluste aus Spreadverschlechterungen auszugleichen. Darüber hinaus sieht Fitch das derzeitige Niedrigzinsumfeld im Hinblick auf die vergebenen Garantien als negativ an.
„Bisher ist es den Versicherern gelungen, sich in der Krise als weitgehend resistent zu zeigen“, fügt Großpietsch hinzu. Nach Ansicht von Fitch ist dies hauptsächlich in den aufsichtsrechtlich und vom Geschäftsmodell induzierten Besonderheiten der Assekuranz begründet. So sind deutsche Lebensversicherer sehr konservativ investiert. Nach Schätzung von Fitch beträgt die Aktienquote inklusive Genussrechten derzeit lediglich ca. 5�?�6%.
Desweiteren sind Lebensversicherer überwiegend in Anleihen und Darlehen mit sehr guter Bonität investiert, der Anteil an Unternehmensanleihen mit Ausnahme von meist extra besicherten Bankanleihen und -ausleihungen sowie „exotischen“ oder strukturierten Wertpapieren ist sehr gering. Die im Vergleich zu anderen Lebensversicherern weltweit sehr große Exposition gegenüber Finanzinstituten sieht Fitch derzeit nicht als großes Problem an, obgleich dieser Sektor stark unter Druck geraten ist. Dies ist darin begründet, dass die meisten Verbindlichkeiten der Banken unter Einlagensicherungssysteme fallen, welche letztlich von der Finanzstärke Deutschlands abhängen. Deutschland wird derzeit von Fitch AAA mit Ausblick Stabil bewertet.
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Konzentrische Kreise der Finanzkrise
Von Dr. Oliver Everling | 2.März 2009
Subprime-Krise und US-Immobilienkrise, globale Finanzkrise und Wirtschaftskrise: Der Steinwurf, der zum Frühsommer 2007 im so genannten Subprime-Segment der US-Finanzmärkte einschlug, zog rasch Wellen. Im Mittelpunkt standen die US-Immobilienmärkte, deren Überbewertungen und Fehleinschätzungen eine Vertrauenskrise auslöste. Eine globale Finanzkrise und die jetzige Wirtschaftskrise sind die Folge.
Stein des Anstoßes waren Ratings von in den USA ansässigen Ratingagenturen, die durch eine Flut von Bestnoten für riskante Wertpapiere US-amerikanischer Zweckgesellschaften Anleger in Sicherheit wogen. Anspruchsvolle mathematisch-statistische Methoden kamen auf Basis kaum praxiserprobter theoretischer Annahmen für die Analyse neuer Finanzinstrumente zur Anwendung, für die es keine historischen Beispiele oder Erfahrungswerte gab. Ein Rating „AAA“ steht für eine an Sicherheit grenzende Wahrscheinlichkeit, dass der so beurteilte Emittent seinen Zahlungsverpflichtungen uneingeschränkt nachzukommen vermag. Daraus schlossen viele Anleger, dass diese Papiere keine Risiken bergen würden; sie übersahen die Liquiditätsrisiken, die sich noch nie zuvor wie in der jetzigen Finanzkrise gezeigt hatten.
Viele Vorwürfe, die sich zunächst an die Adresse von Ratingagenturen richteten, erwiesen sich bei genauerer Betrachtung als haltlos. Analysten von Ratingagenturen waren willkommene Buhmänner, um von elementaren geld- und finanzpolitischen Fehlern abzulenken. Schon aus dem Altertum wird überliefert, dass Überbringer schlechter Nachrichten gehenkt worden sein sollen. Mit ihren Herabstufungen übernahmen die Ratingagenturen eine delikate Rolle. Ist die Lawine der Vertrauensverluste erst einmal losgetreten, gibt es kein Halten mehr. Hier setzt die Verantwortung der Politik an: In der Finanzkrise zeigte sich, wie Schutzdämme rissen und Finanzmarktteilnehmer von der vollen Wucht der Krise überrollt wurden. Die Rahmenbedingungen waren nicht so gesetzt, wie sie ein marktwirtschaftliches System für sein gutes Funktionieren erfordert.
Die „globale Finanzkrise“ ist inzwischen eine willkommene Entschuldigung von Regierungen, eigenes wirtschafts- und finanzpolitisches Versagen zu kaschieren. Wirtschafts- und finanzpolitische Kompetenz zeigt sich erst durch Expertise im Detail, Beispiel „Rating“: Die zentrale Rolle von Ratings an den Finanzmärkten und die weitreichenden Fehlsteuerungswirkungen ihrer Fehlinterpretationen wurden unterschätzt. Auf nationaler wie auch europäischer Ebene wurde es versäumt, sich der Funktionsweise des Ratingwesens anzunehmen. So konnte sich ein Meinungsmonopol bei zwei bis drei führenden Ratingagenturen etablieren, das zwar schon kurz vor Ausbruch der Krise durch das Reformgesetz über Kreditratingagenturen 2006 in den USA einer aufsichtsrechtlichen Kontrolle unterworfen wurde, aber zu spät, um langjährigen Missständen entgegenzuwirken. Erst nach den Wellenschlägen der Krise kam es auch in Europa zu ersten Regulierungsanstrengungen.
Wie ein System der Zentralverwaltungswirtschaft birgt auch eine Finanzmarktstruktur, die die Betätigung der Schleusen für die Geld- und Kapitalflüsse in die Hand von nur zwei oder drei Ratingagenturen legt, die Gefahr von Fehlsteuerungen. Die Konzentration von Befugnissen auf wenige Akteure steigert das Risiko katastrophaler Fehlallokationen. Wie der Wettbewerb unter den Unternehmen muss die Meinungspluralität unter Analysten dafür sorgen, dass sich die besseren Ideen und die verlässlicheren Urteile durchsetzen. Nicht mehr und nicht weniger, als den Rahmen dafür zu setzen, muss Aufgabe der Politik sein.
Folgt man den konzentrischen Ringen der Finanzkrise, liegen die Probleme der Beurteilung und Bewertung von Kreditportfolien für US-Immobilien in ihrem auslösenden Mittelpunkt. Die deutsche Immobilienwirtschaft erwies sich bis heute als vergleichsweise robust. Von einer Immobilienkrise wie in den USA kann in Deutschland nicht gesprochen werden. Den globalen Trend zur Internationalisierung der Immobilienvermögen wird die gegenwärtige Finanzkrise dennoch nicht brechen. Auf Manager von Immobilienportfolien kommt daher verstärkt die Herausforderung zu, Investments in Immobilien zu dokumentieren, zu analysieren, zu vergleichen und zu optimieren. Ratingansätze können dabei eine wichtige Stütze sein, Chancen und Risiken zu untersuchen und Anlagequalitäten zu klassifizieren.
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Liquiditätsvorsorge im Mittelstand
Von Dr. Oliver Everling | 27.Februar 2009
Noch ist eine „Kreditklemme“ in Deutschland kein volkswirtschaftliches Phänomen. Mittelständler sind jedoch gut beraten, wenn sie bereits jetzt überlegen, wie sie die Liquiditätsversorgung ihres Unternehmens sichern für den Fall, dass der Umsatz zurückgehen sollte oder bereits rückläufig ist. Dafür gibt es jetzt eine umfassende Checkliste im Internet.
Viele Mittelständler spüren glücklicher Weise noch keine Wirtschaftskrise und sehen daher auch keinen Handlungsbedarf. Diese Situation erlebt der Neusser UnternehmerBerater Carl-Dietrich Sander derzeit häufig. Problematisch aus seiner Sicht: „Viele dieser Mittelständler übersehen das Wörtchen „noch“ in Ihrer Situationsbeschreibung“. Sander empfiehlt dringend, sich gedanklich darauf vorzubereiten, dass der Umsatz um 5%, 10% oder mehr zurückgehen könnte. Ein „Plan B“ sollte in der Schublade liegen für diesen Fall. Außerdem gelte es, bereits jetzt einige Dinge anzuschieben, wenn aus Sicht des vorsichtigen Kaufmanns ein Umsatzrückgang nicht ausgeschlossen werden kann.
Dazu gehört aus Sanders Erfahrung in erster Priorität die Absicherung des steigenden Liquiditätsbedarfs bei einem Umsatzrückgang. Sollte eine Vorausschau ergeben, dass nicht genügend Reserven vorhanden sind, um einen steigenden Finanzierungsbedarf befriedigen zu können, gilt es, bereits jetzt (!) Maßnahmen zu ergreifen, um einerseits den Bedarf zu reduzieren, andererseits Finanzierungsmöglichkeiten zu sondieren.
Die Checkliste „Liquiditäts-Vorsorge“ führt Mittelständler konzentriert in vier Arbeitsschritten durch diesen Themenkomplex. Im ersten Schritt wird der voraussichtliche Liquiditätsbedarf ermittelt. Dabei werden bereits die innerbetrieblichen Potenziale mit betrachtet, diesen Bedarf zu reduzieren. Der zweite Arbeitsschritt führt den Mittelständler durch die möglichen Finanzierungsquellen. Sodann wird der Saldo aus Bedarf und möglichen Quellen berechnet und im vierten Schritt ein Aktivitätenplan festgelegt: welche Aufgaben sind jetzt zu erfüllen, um die Finanzierungsbasis abzusichern.
Diese Aufgaben können reichen von betriebsinternen Aktivitäten wie z.B. Mahnwesen oder Lager optimieren bis zu Bankgesprächen oder der Prüfung neuer Finanzierungsalternativen wie z.B. Factoring. Entscheidend ist aus der Sicht von Sander ist, jetzt zu handeln, statt später wenn der Umsatzrückgang doch kommt, in der Engpass-Situation nur noch zu reagieren. Die Checkliste ist abrufbar unter http://www.checkliste.cd-sander.de/.
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Exzellentes Karriererating für DVAG
Von Dr. Oliver Everling | 26.Februar 2009
Im dritten Folgerating festigt die Deutsche Vermögensberatung Aktiengesellschaft (DVAG) ihre Unternehmensqualität und erzielt zum zweiten Mal ein exzellentes Urteil im Karriere-Rating der ASSEKURATA Assekuranz Rating-Agentur. Als erster Finanzvertrieb erreicht die DVAG in allen vier Rating-Teilqualitäten die Bestnote „exzellent“.
In der Teilqualität Vermittlerorientierung bestätigt die DVAG ihr exzellentes Urteil aus dem Vorjahr. Die Unterstützung der Vertriebsaktivitäten ihrer rund 35.000 haupt- und nebenberuflichen Vermögensberater ist eine Kernkompetenz des Unternehmens. Von der Aus- und Weiterbildung der Vermittler über die Beratung der Kunden bis zur Gestaltung des Karrieresystems fokussiert sich die DVAG ganz auf die Bedürfnisse der Vermögensberater. Dass die Qualifizierung der Berater einen hohen Stellenwert innerhalb des Unternehmens einnimmt, zeigen die Ausbildungsaufwendungen, die sich allein in 2007 auf insgesamt 39,3 Millionen Euro belaufen. Seit 2008 kooperiert das Unternehmen zudem mit der Fachhochschule Bergisch Gladbach, die qualifizierte Nachwuchskräfte für den Vertrieb ausbildet.
Im Bereich der Softwareausstattung können die Berater auf eine einheitliche Bedieneroberfläche zurückgreifen, unter der sämtliche relevanten Anwendungen zusammengefasst sind. Hierdurch können zudem die Geschäftsstellen auf einfache Weise den Bürobetrieb verwalten und einen engen Kontakt zur Frankfurter Zentrale pflegen. Mit ihrem transparenten Karrieremodell, den monetären Sonderleistungen sowie zahlreichen Incentives fördert die DVAG ihre Vermögensberater hinsichtlich eines substanziellen Unternehmensaufbaus. So ist es grundsätzlich jedem Mitarbeiter möglich, bei entsprechendem vertrieblichen Erfolg die höchste Karrierestufe zu erreichen. Vermittler, die nicht primär am Unternehmensaufbau interessiert sind, können alternativ den so genannten Praxisweg einschlagen, bei dem der Fokus auf der eigenen Vertriebsleistung liegt. Dass sich die DVAG auch finanziell stark für ihre Vermögensberater einsetzt, zeigt die überdurchschnittliche Abgabequote von 78,7 % im Vierjahreszeitraum. Demnach schüttet das Unternehmen den Großteil der jährlichen Provisionserlöse direkt oder indirekt in die Vermittlerstruktur aus.
In der Teilqualität Finanzstärke erreicht die DVAG unverändert ein exzellentes Ergebnis. Mit einer Eigenkapitalquote von 53,8 % verfügt das Unternehmen in 2007 über eine ausgesprochen solide Basis zur Deckung der Risiken aus dem Geschäftsbetrieb. Insgesamt stehen der DVAG damit Sicherheitsmittel in Höhe von 484,3 Millionen Euro zur Verfügung, was einem Deckungsgrad im Assekurata-Risikomodell von rund 236 % entspricht. Demnach sind die vorhandenen Eigenmittel 2,36-mal höher als die quantifizierten Risiken. Das Assekurata-Risikomodell bildet die Produkt-, Kapitalanlage- und Stornorisiken ab und setzt diese ins Verhältnis zur Eigenmittelbasis. Hierbei nicht berücksichtigte Einzelrisiken erfaßt die DVAG durch ein aus Sicht von Assekurata gutes Risikomanagement. Der Bereich Controlling und Revision fließt mit einem sehr guten Urteil in die Teilqualität ein.
Die Beratungs- und Betreuungskonzepte der DVAG bewegen sich unverändert auf einem exzellenten Niveau. Um eine umfassende Allfinanzberatung auf Basis individueller Kundenziele zu leisten, können die Vermögensberater auf ein umfangreiches Erhebungs- und Analyseinstrumentarium sowie standardisierte Beratungshilfen zurückgreifen. Bei der Kundenbetreuung unterstützt die DVAG ihre Berater mit Maßnahmen, die einen engen Kontakt zu den Bestandskunden vereinfachen. So bewertet Assekurata insbesondere die IT-Anwendungen im Rahmen der Kundenberatung und Kundenbetreuung sowie die zahlreichen Hilfestellungen zur Schaffung von Kundennähe exzellent. Die Zufriedenheit der Kunden lässt die DVAG in regelmäßigen Untersuchungen von externer Seite untersuchen. So bestätigt auch aktuell wieder eine repräsentative Kundenbefragung die hohe Qualität des Beratungs- und Betreuungsinstrumentariums und attestiert dem Unternehmen eine vergleichsweise hohe Kunden- und Servicezufriedenheit.
Die Teilqualität Wachstum bewertet Assekurata mit exzellent. Im ersten Halbjahr 2008 erzielt die DVAG mit Umsatzerlösen in Höhe von rund 625 Millionen Euro ihr bislang bestes Halbjahresergebnis in der Unternehmensgeschichte. Den Schwellenwert von 1 Milliarde Euro Provisionsvolumen übertraf das Unternehmen bereits im Geschäftsjahr 2007 mit einem Inlandsumsatz von insgesamt 1.004,4 Millionen Euro. Hierbei wurde lediglich der Umsatz durch organisches Wachstum berücksichtigt, die zwischenzeitlich von der AachenMünchener Versicherungen übernommenen Vertriebskapazitäten wurden noch nicht hinzugerechnet. Mit ihren bundesweit rund 35.000 haupt- und nebenberuflichen Vermögensberatern betreut die DVAG in Deutschland aktuell gut 5 Millionen Kunden.
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SEB Total Return Quant Fund mit „B“ (gut) ausgezeichnet
Von Dr. Oliver Everling | 26.Februar 2009
Die Feri EuroRating Services AG hat zum Stichtag 31. Januar 2009 sowohl SEB Total Return Quant Fund (DE0008473414) als auch den SEB deLuxe classic plus (LU0122754046) mit der Ratingnote „B“ (gut) ausgezeichnet.
Die gute Bewertung des aktiv gemanagten Rentenfonds SEB Total Return Quant Fund liegt u.a. in dem erfahrenen Fondsmanagement unter Leitung von Jürgen Dreier begründet. Dreier verwaltet den Fonds seit der Auflegung im August 2008. Als Portfoliomanager blickt er auf mehr als 20 Jahre Berufserfahrung zurück. Das Konzept des Fonds basiert auf einem aktiven Durationsmanagement. Ziel ist es, unabhängig von der Zinsentwicklung positive Erträge zu erzielen (Absolut Return). Das Basisportfolio besteht aus europäischen Anleihen mit sehr hoher Bonität. Die Duration wird aktiv mittels Bund-Futures (Derivate für zehnjährige Bundesanleihen) innerhalb einer Bandbreite von plus/minus 10 Jahren gesteuert. Dazu setzt das Management auf ein quantitatives Trendanalyse-Modell, dass auf der von William D. Gann aufgestellten These, wonach die Märkte in erster Linie mathematischen Gesetzen höchster Ordnung folgen, basiert.
Für das Portfolio erkennt das Modell sowohl kurz- als auch mittelfristige Trends und generiert Signale, die zum Aufbau von Long- bzw. Short-Positionen führen. Jede Position wird unter Risikogesichtspunkten mit einer Stop-Loss-Marke versehen, die dem Kapitalerhalt dient. Insgesamt ist der Investmentprozess von der Konstruktion bis zur Umsetzung effizient und stringent gestaltet. Auch im Hinblick auf die Risiko-Indikatoren, die sich aus den Subkategorien Timingrisiko, Verhaltensrisiko und Verlustrisiko zusammensetzen, fiel die Bewertung des Fonds positiv aus. Der SEB Total Return Quant Fund wird aufgrund seines Anlageschwerpunktes der Feri Peergroup „Absolute Return Single Strategy ohne Verlusttoleranz“ zugeordnet.
Der weltweit anlegende flexible Mischfonds SEB deLuxe classic plus wurde ebenfalls mit einem Feri B-Rating ausgezeichnet und überzeugt durch einen disziplinierten Investmentprozess. Das Fondsmanagement setzt hier auf eine Multi Asset Total Return Strategie, die auf einem quantitativen Modell beruht. Dabei werden die langfristigen Renditeerwartungen der verschiedenen Anlagekategorien unter Berücksichtigung kurzfristiger Marktrisiken und Korrelationen zueinander in die Entscheidungsprozesse einbezogen. Der Fonds kann in Aktien-, Renten-, Unternehmensanleihen-, Geldmarkt-, Rohstoff- und Hedgefonds investieren. Offene Immobilienfonds können zu maximal zehn Prozent beigemischt werden. Die Aktienfondsquote ist auf maximal 50 Prozent des Fondsvermögens festgelegt. Das Management setzt bei der Umsetzung aus Kosteneffizienzgründen fast ausschließlich auf passive Produkte. Wenn kein passives Investmentvehikel für eine Anlagekategorie existiert, erfolgt die Auswahl eines aktiv gemanagten Fonds über einen stringenten und detaillierten Analyseprozess. Ebenfalls entscheidend für die positive Fondsbewertung ist das qualifizierte dreiköpfige Fondsmanagementteam. Auch die Risiko-Indikatoren des Fonds erhielten insgesamt eine gute Bewertung. Der SEB deLuxe classic plus wurde in die Feri Peergroup „Mischfonds Global konservativ“ eingestuft. Diese bestand zum Bewertungszeitpunkt aus 103 gerateten Fonds.
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D&B sieht weltweite Ratingtalfahrt
Von Dr. Oliver Everling | 24.Februar 2009
Laut einer Studie des international tätigen Wirtschaftsinformationsdienstes D&B wird 2009 keine Region der Erde von den Folgen der Krise verschont bleiben. Allein in den letzten sechs Monaten stuften die Risikoexperten von D&B die Ratings für 49 Länder herunter. Die internationale Finanzkrise bestimmt die derzeitigen Risikoprognosen viel stärker als jeder andere Risikofaktor seit Beginn der 1990er Jahre – auch wenn die Anfälligkeit von Land zu Land unterschiedlich groß sein wird.
Bei den stärksten Industrienationen gehen die D&B Experten zurzeit davon aus, dass in fünf der G7-Staaten die Wirtschaft 2009 schrumpfen wird. Die einzigen Ausnahmen werden Frankreich und Kanada sein. Auch in weiteren Industrieländern, darunter Dänemark, Irland, Schweden und Spanien, wird es einen Wirtschaftsrückgang geben. Diese schwierigen ökonomischen Bedingungen werden den Handel weltweit beeinträchtigen: Zahlungsverzögerungen und Unternehmensinsolvenzen werden mit großer Wahrscheinlichkeit zunehmen. Zum einen wird es für Unternehmen schwieriger, Kredite zu erhalten, um Liquiditätsengpässe zu überbrücken. Zum anderen wird sich ein reeller Rückgang der Nachfrage in den Auftragsbüchern der Unternehmen bemerkbar machen. Handelskredite werden seltener gewährt, weil Unternehmen Bedenken aufgrund der Ausfallrisiken haben und Kreditversicherer ihre Bedingungen verschärfen.
Die einzelnen Wirtschaften werden jedoch durch die Finanzkrise sehr unterschiedlich belastet. Am Anfang der Krise standen der Zusammenbruch des Immobilienmarktes und das damit einhergehende Erstarren der Kapitalmärkte, zunächst nur bei hypothekarisch besicherten Anleihen, dann aber auch bei strukturierten Wertpapieren und Krediten allgemein. Als Folge davon sind Volkswirtschaften, deren jüngstes Wachstum durch wachsende Immobilienvermögen und kreditfinanzierte Konsumausgaben gestärkt wurde, der Krise direkt ausgesetzt: Australien, Großbritannien, Irland, Spanien und die USA gehören zu dieser Gruppe. Im Gegensatz dazu gibt es Länder, in denen diese Faktoren eine geringere Rolle spielen und die Krise auf anderen Wegen Einzug gehalten hat: Dazu gehören Deutschland, Italien, Japan, Österreich und die Schweiz. Das Wachstum dieser Länder ist vom Export abhängig. Sie haben deshalb indirekt unter dem Rückgang der Nachfrage in anderen Industrienationen und in Schwellenländern zu leiden. Besonders Japan wird von der fallenden Nachfrage sowohl in neuen Märkten als auch in Industrieländern betroffen sein, da es von beiden Exportmärkten stark abhängig ist.
D&B geht davon aus, dass strukturelle [Ä]nderungen in der ersten Gruppe der direkt betroffenen Länder dringender notwendig sein werden. Das gilt vor allem für diejenigen Länder, die sich die leichtfertige Vergabe von Krediten abgewöhnen und sich vom starken Einfluss des Finanzsektors auf Wachstum, Arbeitsmarkt und Steuereinnahmen befreien müssen. In der zweiten Gruppe von Ländern erscheint es dagegen wahrscheinlicher, dass sich das Vertrauen der Konsumenten wieder erholen wird, da hier die Verfügbarkeit und die Bedingungen von Krediten die Ausgaben der Haushalte nie entscheidend beeinflusst haben. Der starke Rückgang der Preise für Gebrauchsgüter, der mit der aktuellen weltweiten Rezession einhergeht, wird sich sogar in Form eines höheren verfügbaren Einkommens bemerkbar machen. D&B erwartet, dass beide Gruppen im Laufe des Jahres 2009 einen gravierenden Wirtschaftsrückgang erfahren werden, wobei sich die erste Gruppe wahrscheinlich deutlich langsamer erholen wird als die zweite. Allerdings wird das exportabhängige Japan wahrscheinlich eine noch dramatischere Rezession erfahren als Europa.
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Tiefensee will sich mit Hilfe der KPMG aus der Schusslinie bringen
Von Karl-Heinz Goedeckemeyer | 24.Februar 2009
Wegen des Datenskandals bei der Deutschen Bahn hat der Aufsichtsrat am 18. Februar eine Sonderermittlung eingeleitet, die unabhängig vom Vorstand der Bahn durchgeführt wird. Das Gremium unter dem Vorsitz des ehemaligen Wirtschaftsministers Dr. Werner Müller will die Spitzelaffäre von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG und zwei Rechtsanwaltsbüros untersuchen lassen, die wiederum direkt an den Aufsichtsrat berichten sollen.
Das der Auftrag ausgerechnet an die KPMG Deutsche Treuhand Gesellschaft und nicht an den Abschlussprüfer PriceWaterhouseCoopers vergeben wurde, überrascht – zumindest auf dem ersten Blick. Auf dem zweiten Blick jedoch erscheint die Vergabe, an der sicherlich auch das Verkehrsministerium, in Person von Achim Großmann Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, nicht ganz unwesentlich beteiligt war, als strategisch kleverer Schachzug.
Denn Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee soll seit seiner Bestellung als Leipziger Überbürgermeister eng mit dem KPMG-Vorstandsmitglied Peter Wesner befreundet sein. Wesner, der sich im einem Interview mit der „FAZ�?? mal als „Buchhalter aus Leipzig�??, beschrieb, zeichnete sich für den Aufbau der Leipziger Niederlassung der KPMG seit März 1990 verantwortlich.
Nun könnte man meinen, Beziehungen zwischen Politiker und Manager sind nicht verwerflich und im Grunde genommen nicht zu beanstanden, wenn daraus keine Klüngelwirtschaft entsteht. Doch die Freundschaft zwischen Tiefensee und Wesner geht offenbar tiefer. So sollen beide des öfteren gemeinsame Urlaube im Haus vom Wesner am Bodensee verbracht haben. Es ist gut vorstellbar, dass in dieser vertrauten Runde auch die Probleme der Bahn und ihres Vorstandsvorsitzenden Helmut Mehdorn zur Sprache gekommen sind. Da Tiefensee und Mehdorn eine große Feindschaft verbindet und der Minister nicht stärker in den Datenskandal verwickelt werden will, liegt es nahe, dass Tiefensee sich einen Verbündeten sucht. Da kommt der „Dutzfreund�?? Wesner gerade recht, zumal die KPMG mittels eines geschönten Untersuchungsberichts Tiefensee in seiner Rolle als OB von Leipzig schon einmal rein gewaschen haben soll. Auch das Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Dresden wegen des Verdachts auf Vorteilsnahme im Zuge der Olympia-Bewerbung der Stadt Leipzig zeigt, dass der Verkehrsminister keine saubere Weste zu haben scheint.
Dass die Schnüffel-Affäre von der KPMG untersucht werden soll, nähert somit den Verdacht, dass der angeschlagene Tiefensee nicht weiter beschädigt werden soll und dass der Bericht der KPMG zumindest was die Rolle des Verkehrsministers in diesem Fall angeht, vergleichsweise gelinde ausfallen wird. Denn nach Leipzig kann Tiefensee nicht zurück, weil er seinem Nachfolger viele Baustellen (Ruinen) hinterlassen hat. Infolge dessen darf bezweifelt werden, ob die Schnüffel-Affäre wirklich lückenlos aufgeklärt wird.
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Strukturoptimierung durch VÖB-ImmobilienAnalyse
Von Dr. Oliver Everling | 24.Februar 2009
Die VÖB-ImmobilienAnalyse ist eine mandantenfähige Webanwendung mit relationaler Datenhaltung, die allen Kunden im Rahmen einer befristeten Überlassung (Miete) als Application Service Providing (ASP) angeboten wird, schreiben Lothar Jerzembek, Stephan Henkel und Thomas-Andreas Ziesenitz aus dem Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands im Praxishandbuch „Rating von Immobilienportfolios“, herausgegeben von Oliver Everling und Raphael Slowik im Immobilien Manager Verlag, Köln 2009, http://www.immobilienmanager.de/, ISBN 978-3-89984-197-8.
Die VÖB-ImmobilienAnalyse / VÖB-PortfolioAnalyse (VIA) ist ein vielseitiges Instrument für die Qualitätsbeurteilung von Immobilien und Immobilienbeständen. Da auf Grundlage von standardisierten Verfahren und der hinterlegten Messstandards die Beurteilung einzelner Immobilien zu objektivierbaren Ergebnissen führt, kann sie auch zur zielgenauen Analyse von Investitions- oder Desinvestitionsentscheidungen verwendet werden, zeigen die Autoren in ihrem Beitrag auf. Anhand der Gesamtbeurteilung sowie der Einschätzung relevanter Einzelmerkmale lassen sich Chancen und Risiken im Portfolio transparent machen und zielgenau erkennen. Sie bietet also gute Voraussetzungen zur Steuerung großer Immobilienbestände.
Die VÖB-ImmobilienAnalyse wird durch die VÖB-Service GmbH ständig aktualisiert. Die Kommission für Bewertungsfragen (Immobilien) des Bundesverbandes Öffentlicher Banken Deutschlands, VÖB, ist für die inhaltliche Fortentwicklung zuständig. „Derzeit wird eine weitere Applikation zur überschlägigen Qualitätsüberprüfung von Immobilienportfolios realisiert. Auch hinsichtlich der Marktbewertungen“, so ist bei Jerzembek, Henkel und Ziesenitz zu lesen, „werden ausgewählte Märkte differenzierter aufbereitet.“
Die VÖB-ImmobilienAnalyse eigne sich dadurch nicht ausschließlich zur Unterstützung der Kreditentscheidungsprozesse in Banken oder Sparkassen, argumentieren die Experten des VÖB, sondern auch für große Immobilienbestandshalter wie Immobiliengesellschaften oder Fondsgesellschaften. Die VÖB-ImmobilienAnalyse / VÖB-PortfolioAnalyse steht Interessenten auch außerhalb der Mitgliedsbanken des VÖB zur Verfügung (http://www.v-ia.de/).
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