Mit Coface sicher durch die Krise

Von Dr. Oliver Everling | 25.September 2008

Im ersten Halbjahr 2008 verzeichnete Coface einen Umsatz von 838 Millionen Euro. Das ist im Vergleich zum ersten Halbjahr 2007 ein Plus von 5,9 Prozent. Beim internationalen Forderungsspezialisten machte das klassische Geschäftsfeld Kreditversicherung 588 Millionen Euro aus. Das Wachstum profitierte vor allem durch Informationsprodukte und Inkasso. Beide zusammen verzeichneten eine Steigerung um 15,2 Prozent. Der Anteil am Umsatz beträgt dabei 137 Millionen Euro. Factoring wuchs ebenfalls weiterhin stark auf 113 Millionen Euro an. Das entspricht einem Wachstum von 13,8 Prozent. Der Nettogewinn von Coface lag im ersten Halbjahr 2008 bei 138 Millionen Euro. Das bedeutet einen Rückgang von 13 Prozent im Vergleich zu 159 Millionen Euro im Vorjahr.

Wie Coface Deutschland mitteilt, wuchsen die klassischen Geschäftsfelder Kreditversicherung, Information und Forderungsmanagement außerhalb Europas deutlich stärker als in den „traditionellen“ Märkten. Dort verzeichneten die Produkte ein Wachstum von 1,7 Prozent. Außerhalb Europas konnte hingegen eine Steigerung von 21,7 Prozent erreicht werden. Die Schadenquote in der Kreditversicherung lag weltweit bei 55 Prozent.

Vor allem in Lateinamerika und Asien konnte Coface seine Führungsposition ausbauen. So kaufte das Unternehmen in Brasilien Mehrheitsanteile von SBCE, dem führenden brasilianischen Exportkreditversicherer. In Australien, Hong Kong und Indien erweiterte Coface mit der Einführung des Forderungsmanagements die Geschäfte. Coface steigerte das noch relativ neue aber expansive Geschäftsfeld Factoring im ersten Halbjahr 2008 weiter um 13,6 Prozent. Den größten Beitrag lieferte Natixis Factor. Die französische Factoringgesellschaft der Coface erwirtschaftete 68 Millionen Euro. Alle weiteren Factoringgesellschaften lieferten einen Umsatz von 44 Millionen Euro.

Coface Finanz in Mainz ist deutscher Marktführer im Bereich des Forderungsankaufs. Die Beteiligungsgesellschaft von Coface Deutschland ist Kompetenzzentrum für Factoring und begleitet den weltweiten Ausbau des Geschäftes. Seit diesem Jahr wird Factoring zusätzlich in Tschechien, Slowakei, China, Australien, Israel, Irland und Russland angeboten.

Insgesamt unterbreitet Coface das Finanzierungsangebot jetzt in 25 Ländern, weitere sind geplant. Für das Jahr 2008 rechnet Coface mit weiter steigenden Risiken. Vor allem Amerika und die Nachbarstaaten Mexiko und Kanada leiden weiterhin unter der globalen Kreditkrise. Auch in europäischen Ländern wie Spanien und Großbritannien belasten geplatzte Immobilienblasen die Banken. Branchenspezifisch betrachtet kämpfen derzeit besonders das Baugewerbe, der Luftverkehr, die Autoindustrie und der Handel mit Schwierigkeiten.

Finanziell gesehen sind vor allem Unternehmen mit hohen Schulden von der Kreditkrise betroffen, da Banken derzeit vielfach restriktiver handeln. Vor dem Hintergrund der von Coface schon im Frühjahr prognostizierten fünften Kreditkrise seit 1974/1975 gibt es weitere Unwägbarkeiten, die auf die Zahlungssicherheit für Unternehmen negativ wirken könnten. „Dazu zählen eine länger anhaltende Bankenkrise, mit Auswirkungen auf die Nachfrage von Haushalten und Unternehmen sowie ein eventuell stärker nachlassendes Wachstum in China“, berichtet Benoît Claire, Vorstandsvorsitzender von Coface Deutschland.

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Pictet wirbt für Waldinvestments

Von Dr. Oliver Everling | 25.September 2008

Naturwald, naturnaher Wirtschaftswald und Plantagen sind die drei wichtigsten Lieferanten für Holz, skizziert Prof. Dr. Michael Köhl, Leiter des Instituts für Weltforstwirtschaft am Johann Heinrich von Thünen-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei in Hamburg bei der Vorstellung des Pictet Fonds „PF(LUX)-Timber“. Pflanzung, Pflege und Ernte der Beweirtschaftung von Plantagen würde oft in romantischer Verklärung gesehen.

Köhl beschreibt die moderne Bewirtschaftung von Plantagen, die sich an den Standortfaktoren orientiere. Auswahl des Pflanzmaterials, Anzucht und Bodenvorbereitung gehen der Pflanzung voraus. Durchforstung, Wertastung, Düngung und Pflanzenschutz sind wichtige Elemente der Pflege. In den ersten Jahren der Bewirtschaftung einer Plantage erfolgt eine relativ starke Auslese, um die am besten wachsenden Bäume zu selektieren. Selbst aus schwachem Material können durch Verleimung massive Holzprodukte geschaffen werden. Eine Wertschöpfung ist daher in verschiedenen Phasen der Bewirtschaftung möglich.

Tropischer Eukalyptus füllt binnen weniger als Jahresfrist einen Container voll Holz auf einem Hektar Fläche. In Deutschland würde der Container erst nach 5 bis 6 Jahren voll sein, gibt Köhl ein anschauliches Beispiel. Die Produktionsleistung hängt von der Bewirtschaftung ab. Er zeigt das Beispiel von 11-jährigen Teakplantagen in nur einem Kilometer Abstand: Während auf der einen Seite Verödung zu sehen ist, wuchert auf dem anderen Bild die Natur. Auf die Expertise zur Bewirtschaftung von Plantagen komme es daher an.

Energetischer Nutzung, Spanplattenindustrie, Papier- und Zellstoffindustrie stehen bereits heute in einem erbitterten Wettbewerb um Holz. Eine deutliche Verknappung sei absehbar. Die vielfältigen Anwendungsbereiche von Holz und seine ökologischen Qualitäten dürfen dem Holz die Fortschreibung seiner Jahrtausende alten Erfolgsgeschichte für die Menschheit bescheren.

Mehr und vor allem reichere Menschen konsumieren weltweit immer mehr Holzprodukte, leitet Fondsmanager Christoph Butz, Pictet Asset Management, die Vorstellung des Pictet Fonds „PF(LUX)-Timber“ ein. Der steigenden Nachfrage stehe aber ein Engpass beim Angebot gegenüber, denn biologisch werden Produktionsgrenzen gesetzt. Nettoverlust bei der Waldfläche und zunehmend schwieriger Zugang begrenzen die Angebotsausweitung synchron zur Nachfragesteigerung. Die Kohlenstoffspeicherfähigkeit spielt beim Klimawandel eine Schlüsselrolle, unterstreicht Butz. Holz sei ein kohlendioxidneutraler Energieersatz.

Naturnahe Flächen verschwinden. Die Ressource Wald sei begrenzt und vielerorts übernutzt, zeigt Butz anhand der Weltkarte auf. IN vielen Gebieten werde Raubbau am Naturwald getrieben. Die Entwaldungshotspots seien Südamerika, Afrika und Südostasien. In China dagegen habe die Regierung beschlossen, ganz intensiv in Plantagen zu investieren, um die Importnachfrage zu decken.

Waldinvestments weisen einige günstige Merkmale auf: Biologisches Wachstum, attraktive Erträge und einzigartige Korrelationsmerkmale. Butz verweist auf das stetige und kontinuierliche Wachstum von Bäumen unabhängig von der makroökonomischen Situation. Gibt es eine konjunkturell ungünstige Situation, lässt man die Bäume stehen, und die Bäume gewinnen durch ihr Wachstum weiter an Wert. Waldinvestments haben, so seine Statistik, historisch besser rentiert als Aktien bei niedriger Volatilität. Holzinvestments zeigen eine tiefe Korrelation mit anderen Anlageklassen, aber seien positiv korreliert mit der Inflation.

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Fortentwicklung des Pfandbriefrechts

Von Dr. Oliver Everling | 24.September 2008

Im Kabinett der Bundesregierung wurde am 24. September 2008 der Entwurf eines Gesetzes zur Fortentwicklung des Pfandbriefrechtes beschlossen. Das Gesetz soll spätestens im Mai 2009 in Kraft treten. Ziel der Gesetzesänderung ist es, den deutschen Pfandbrief weiter zu stärken und seine internationale Wettbewerbsfähigkeit zu untermauern. Dies soll unter anderem durch die Einführung eines neuen Produktes, des Flugzeugpfandbriefes, erreicht werden, erklärt das BMF (www.bundesfinanzministerium.de).

Pfandbriefe sind von einer Pfandbriefbank begebene Anleihen und gehen zurück auf Anleihemodelle des 18. Jahrhunderts. Pfandbriefe sind heutzutage zusätzlich durch Schiffs-, Staats- oder Hypothekenkredite mindestens in gleicher Höhe abgesichert. Im Falle der Insolvenz einer Bank steht somit eine hohe Deckungsmasse zur Verfügung. Das Pfandbriefgeschäft unterliegt der besonderen Aufsicht der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). Die besonderen Sicherungselemente, die sowohl öffentliche als auch private Pfandbriefe auszeichnen, verhelfen diesen zu Bestnoten von den maßgebenden Ratingagenturen. Noch immer stellt der deutsche Pfandbrief das größte Segment des europäischen und globalen Marktes gedeckter Schuldverschreibungen dar. Nicht zuletzt, weil er sich auch in der aktuellen Finanzmarktkrise als stabile Anlagemöglichkeit erwiesen hat.

Der Absatz von Pfandbriefpapieren hat sich besonders in den vergangenen Monaten erheblich erhöht. Auch international stößt der Pfandbrief auf großes Interesse und ist Vorbild für zahlreiche Produkte ausländischer Rechtsordnungen. Auch wenn diese Produkte in ihrer Qualität und Sicherheit nicht an den deutschen Pfandbrief heranreichen, ist der Wettbewerb insgesamt schärfer geworden. Die Rahmenbedingungen für den Pfandbrief weiter zu verbessern ohne seine Qualität zu beeinträchtigen, ist daher nur folgerichtig.

Mit dem Flugzeugpfandbrief soll nun neben Hypothekenpfandbriefen, Öffentlichen Pfandbriefen und Schiffspfandbriefen ein neues krisenfestes Produkt zugelassen werden, so der Plan der Bundesregierung. „Der innovative Flugzeugpfandbrief muss einen hohen Sicherheitsanspruch erfüllen und wird deshalb maßgeblich den Regelungen des Schiffspfandbriefes nachgebildet“, heißt es in einer Erklärung des BMF. Außerdem werden mit der Gesetzesnovelle neue Möglichkeiten der Pfandbriefemissionen für kleinere Institute geschaffen.

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KWG-Anforderungen an Leasinggesellschaften

Von Dr. Oliver Everling | 23.September 2008

Für die Leasinggesellschaften ist eine Reihe von Entwicklungen deutlich absehbar: Mehr internationale Aufstellung, mehr Vendorengeschäft, mehr ergänzende Dienstleistungen, mehr offene Restwerte, mehr Spezialisierung, mehr Flexibilität in der Vertragsgestaltung und mehr Prozessorientierung – so skizziert Friedhelm Westebbe, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Leasing Unternehmen die Trends. Er sprach auf den Leasingtagen 2008 der Neue DEUTSCHE KONGRESS GmbH im Kurfürstlichen Schloss in Mainz.

Die Objektgruppen des Leasings haben sich unterschiedlich entwickelt, legt Westebbe dar. Bei den Anteilen der Mobilien-Leasing-Güter in Europa am Neugeschäft liegen mit 38 % Passenger Cars, 21 % Machinery und Equipment und 20 % Road Transport Vehicles vorn. Westebbe skizziert nicht nur die Marktsituation für Leasinggesellschaften, sondern geht auch auf den aktuellen Gesetzentwurf für die Leasingwirtschaft ein.

Unternehmenssteuerreform führt zu gewerbesteuerlicher Doppelbelastung von Leasinginvestitionen. Hinzurechnung der Finanzierungsanteile der Leasing-Raten beim Leasingnehmer und Hinzurechnung des Refinanzierungsaufwandes beim Leasinggeber. Wettbewerbsverzerrung gegenüber kreditfinanzierten Investitionen,. Kreditgewährende Banken werden durch das sog. Gewerbesteuerprivileg von der Hinzurechnung ihre Refinanzierungsaufwands verschont. Die Politik will Leasing nur dann ins Gewerbesteuerprivileg einbeziehen, wenn im Gegenzug eine Leasingaufsicht eingeführt wird.

Westebbe geht auf Eckpunkte der geplanten Leasingaufsicht ein: Leasingunternehmen sollen im KWG als Finanzdienstleistungsinstitute eingestuft werden. Aufsichtsrechtliche Pflichten bewegen sich am unteren Rand des KWG-Rahmens. Zu den vorgesehenen Pflichten für Leasing gehören u. a. Zulassung zum Geschäftsbetrieb (Zuverlässigkeit und Eignung des Geschäftsleiters, Zuverlässigkeit der Inhaber von Beteiligungen ab 10 %). Organisatorische Pflichten betreffen eingeschränkte MaRisk unter Berücksichtigung von Unternehmensgröße sowie von Art, Umfang, Komplexität und Risikogehalt der Geschäftsaktivitäten.

Anzeigepflichten bestehen hinsichtlich Veränderungen der Geschäftsleitung, Sitzverlegung und Beteiligungsvorgängen. Zu den künftigen Pflichten gehört die Vorlage von geprüften Jahresabschlüssen und Lageberichten innerhalb von 5 Monaten nach Ende des Geschäftsjahres. Millionenkreditmeldungen werden quartalsweise bei Leasingnehmern mit Obligo ab 1,5 Mio. Euro fällig. Geldwäscherechtliche Identifizierungs-, Dokumentations- und Meldepflichten gelten künftig auch für Leasingunternehmen.

Schwerwiegende Pflichten aus dem KWG-Katalog konnten für Leasing abgewendet werden, so Westebbe: keine Mindestanfangskapital, keine Eigenkapitalunterlegung, Liquiditätsanforderungen, Monatsmeldungen an die Bundesbank, kein zweiter Geschäftsführer. Leasingobjektgesellschaften werden nicht unmittelbar selbst, sondern über die sie verwaltenden operativen Unternehmen beaufsichtigt. Sie erhalten dennoch die Gewerbesteuerbegünstigung.

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Fallstricke bei der Escape-Klausel zur Zinsschranke

Von Dr. Oliver Everling | 22.September 2008

Ist der Nettozinsaufwand niedriger als 1 Mio. Euro (Freigrenze), kommt die Zinsschranke aus der Unternehmenssteuerreform 2008 nicht zur Anwendung. Ebenso sind Betriebe nicht betroffen, wenn diese nicht oder nur anteilmäßig zu einem Konzern gehören (Konzernklausel). Dr. Dirk-Oliver Kaul, Partner, Steuerberater, Deloitte & Touche GmbH, berichtet über eine dritte Ausnahme von der Zinsschranke, in der diese keine Anwendung findet, wenn die so genannte Escape-Klausel greift: Der Betrieb gehört zu einem Konzern, aber die Eigenkapitalquote liegt nicht niedriger als 1 % unter der Eigenkapitalquote des Konzerns.

Wenn irgendwo auf der Welt mit einer wesentlich beteiligten, aber außerhalb des Konzerns stehenden Fremdkapitalfinanzierung innerhalb des Konzerns mit  gearbeitet wird und die Vergütung für das Fremdkapital mehr als 10 % des Nettozinsaufwandes ausmacht, greift die Escape-Klausel nicht, warnt Kaul. Bei großen Konzernen kann es sehr unübersichtlich sein festzustellen, ob die Voraussetzungen der Excape-Klausel erfüllt sind. Kaul referiert auf dem Leasingseminar der Neue DEUTSCHE KONGRESS GmbH im Kurfürstlichen Schloss von Mainz (http://www.deutsche-kongress.de).

Das BMF-Schreiben zur Zinsschranke vom 4. Juli 2008 enthält Sonderregelungen für einzelne Finanzierungsinstrumente. Leasingaufwendungen fallen grundsätzlich nicht unter den Anwendungsbereich der Zinsschranke, da sie grundsätzlich keine Geldkapitalüberlassung des Leasinggebers an de Leasingnehmer begründen. Geht das wirtschaftliche Eigentum an dem Leasinggegenstand jedoch auf den Leasingnehmer über, sollen gemäß BMF-Schreiben vom 4. Juli 2008 Zinsanteile in Leasingraten für die Zinsschranke zu berücksichtigen sein. Kaul berichtet über die Billigkeitsregelung für Finanzierungsleasing zumindest für Immobilien, wenn eine Zurechnung beim Leasinggeber erfolgt. Der Finanzgerichtsweg sei eigentlich ausgeschlossen, obwohl es sich um materiell bedeutsame Regelungen handelt, so Kaul.

Echtes Factoring oder echte Forfaitierung soll grundsätzlich nicht als FK-Überlassung zu behandeln sein und führen daher grundsätzlich nicht zu Zinserträgen/-aufwendungen. Auf übereinstimmenden schriftlichen Antrag des Zessionars und Zedenten kann echtes Factoring / echte Forfaitierung als FK-Überlassung qualifiziert werden, so eine Billigkeitsregelung. Der Antrag ist bei dem für den Zessionar örtlich zuständigen Finanzamt zu stellen, der Zessionar hat nachzuweisen, dass der Zedent gegenüber dem für ihn örtlich zuständigen Finanzamt eine schriftliche und unwiderrufliche Einverständniserklärung über die Erfassung der Zinsanteile als Zinsaufwendungen abgegeben hat.

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Consultingbündel Morningstar und ÖKORENTA

Von Dr. Oliver Everling | 18.September 2008

Während die Europäische Kommission bei den Kreditratingagenturen die mit Interessenkonflikten beladenen Consultingaktivitäten per Gesetz auslöschen will, streben Anbieter von Ratings in anderen Märkten jenseits der ABS- und Bondmärkte in die entgegengesetzte Richtung. Unter dem Motto „Qualität verbindet“ wollen sich zwei Unternehmen gefunden haben, die sich in ihren jeweiligen Bereichen als erstklassig sehen: die Investmentexperten von Morningstar, die ihre erfolgreichen Consulting-Einheiten aus den USA dieses Jahr nach Deutschland geholt haben und die Nachhaltigkeitsspezialistin ÖKORENTA. In die Kooperation werden beide Unternehmen ihr umfassendes Know-how einbringen, um dem Markt innovative Dienstleistungen und flexible Lösungen anzubieten.

Die Kompetenzen werden dabei in der individuellen Entwicklung von Produkt-/ Dachfondskonzepten gebündelt, berichten die beiden Unternehmen, bei denen Morningstar den Management-Part übernimmt, während sich die ÖKORENTA auf die Besetzung der jeweiligen Assetklassen mit den passenden Fondsprodukten konzentriert. Besonderheit des Angebots ist dabei die Fokussierung auf das Themenfeld der Nachhaltigkeit, das in seiner gesamten Bandbreite von ethischen über ökologische bis hin zu sozialen Investmentaspekten genutzt wird.

„Von den neuen Dienstleistungen profitieren können Institutionen wie zum Beispiel Versicherungen, Pensionskassen und Stiftungen, die umfassende Portfoliokompetenz suchen und dabei auf innovative, zukunftsgerichtete Inhalte setzen“, heißt es in einer Erklärung von Morningstar.

Morningstar zählt zu den international tätigen Schwergewichten im Investmentmarkt. Per Ende Juni 2008 betrug das weltweit betreute Vermögen der Consulting-Einheiten von Morningstar rund 100 Mrd. US $. Entsprechend hoch steckt das Unternehmen seine Anforderung an die Kooperation. „Von unserem Nachhaltigkeitspartner für den deutschsprachigen Markt erwarten wir Expertise, Neutralität, Innovationskraft und erstklassige Vernetzung im Markt. Aus diesen Gründen haben wir uns für die ÖKORENTA entschieden“, so Anne Connelly, Geschäftsführerin und CEO der Morningstar Deutschland GmbH.

ÖKORENTA gehört mit seiner fast 10-jährigen Erfahrung zu den Pionieren der Nachhaltigkeitsszene. Ihre Consulting-Einheit berät namhafte Gesellschaften. Für eine Reihe großer Versicherer ist sie Exklusivpartner für deren nachhaltig gemanagte Produktlinien. „Das Interesse an unserer Beratungs-Leistung ist in den letzten Jahren proportional zur Beliebtheit ethisch-ökologischer Produkte stark angewachsen. Wir sind uns sicher, dass die Marktbedeutung von Morningstar und unsere Schlüsselqualifikation in der Kombination eine große Nachfrage generieren werden“, so Tjark Goldenstein, Vorstand der ÖKORENTA AG.

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Neutraler Schiedsrichter verlangt

Von Dr. Oliver Everling | 18.September 2008

„Der Gesetzgeber kann sich nicht entscheiden, vom Spieler zum neutralen Schiedsrichter zu werden“ , kommentiert Wolfgang Pföhler, Vorstandsvorsitzender der Röhn-Klinikum AG den aktuellen Referentenentwurf für ein Gesetz zum ordnungspolitischen Rahmen der Krankenhausfinanzierung ab dem Jahr 2009. Derzeit finde die Abstimmung zwischen Bund und Ländern statt. Es sei von vornherein ein rückwirkendes Inkrafttreten zum 1. Januar 2009 geplant. Pföhler verspricht sich keine grundsätzliche ordnungspolitische Neuordnung.

„Wir sind zuversichtlich, dass wir mit denen neuen Rahmenbedingungen umgehen können“, sagt Pföhler. Für ihn stehen die tragbaren betriebswirtschaftlichen Modelle im Vordergrund, die der politische Rahmen erlaubt. Die Wachstumsstrategie beruht auf Akquisitionen, der Technisierung und Prozessoptimierung und auf den medizinischen Leistungsnetze. Akutversorgung soll – mit einem Schwerpunkt stationär – auf allen Versorgungsstufen sicher gestellt werden.

Im ersten Halbjahr 2008 stieg beim Röhn-Klinikum die Patientenzahl um 6,5 %, der Umsatz um 4,3 % und der Gewinn um 17,7 % trotz Sonderbelastungen, berichtet Pföhler. Der Wachstumskurs werde daher bestätigt. Öffentliche Träger werden nicht in der Lage sein, notwendige Investitionen vorzunehmen, erwartet Pföhler. Die Ausgestaltung der Investitionsfinanzierung sei weiter ungeklärt. Der Wettbewerb werde aber fortgeschrieben. Pföhler ist zuversichtlich, dass weitere Kliniken übernommen werden können.

Eine zentrale Rolle für die Wachstumsstrategie sieht Pföhler in der elektronischen Patientenakte. Ansatzpunkte dieser Wachstumsstrategie liefere die Vernetzung in der Gesundheitsversorgung, ein „gelebtes Wissensmanagement im RKA-Verbund“ (WebEPA). Hier werden MVZ, Fachversorgung, Schwerpunktversorgung, Maximalversorgung, Portalklinik und niedergelassener Arzt über den „virtuellen Patienten“ verbunden.

Onkologische Leistungsnetze beruhen auf standortübergreifende n Wertschöpfungsketten. Kernstück ist der „Comprehensive Cancer Center“ am Universitätsklinikum Marburg. Pföhler berichtet auf dem Capital Markets Day in Wiesbaden über gute Erfahrungen. Patienten könnten besser gebunden werden. Der Klinikmarkt stelle unter Beweis, hoch innovativ zu sein. Rund 4 Mio. Menschen seien schon heute im deutschen Gesundheitswesen beschäftigt. Mehr als 1 Mio. Arbeitsplätze könnten bis 2020 hinzukommen, zitiert Pföhler einschlägige Prognosen. Das Gesundheitswesen zähle eindeutig zu den Zukunftsbranchen.

Das solidarische Gesundheitswesen stoße an Grenzen. Die Überalterung ist ein demografisches Phänomen, deren Auswirkungen klar absehbar seien. Die Gruppe der über 80-jährigen werde sich bis 2050 nahezu verdreifachen, so die sichere Prognose. Dies gehe einher mit einer hohen Bereitschaft vieler Menschen, mehr in ihre Gesundheit zu investieren. Daher ergebe sich ein attraktiver Markt.

Die Herausforderungen sieht Pföhler in der Förderung medizinischen Nachwuchses, in der Steigerung der Attraktivität des Arztberufs und in der Sicherung flächendeckender medizinischer Versorgung in ländlichen Regionen. Fast 60.000 niedergelassene [Ä]rzte werden fehlen, zuerst auf dem Land. Der Staat werde nicht in der Lage sein, bei gegenwärtig rund 130.000 niedergelassenen [Ä]rzten die Löcher zu stopfen. Darin

Krankenhäuser dürfen MVZ betreiben, ca. 1000 MVZ in Deutschland. Pföhler spricht von der zunehmenden Verzahnung der Sektoren, da [Ä]rzte in einem Krankenhaus und in einme MVZ gleichzeitig tätig sein dürfen. Krankenhäuser werden für ambulante Behandlungen geöffnet. Behandlungen, für die kein längerer Krankenhausaufenthalt erforderlich ist, dürfen in manchen Krankenhäusern durchgeführt werden. Pföhler verweist auf Verträge zu integrierten Versorgung zur Vernetzung zwischen Schwerpunkten und Sektoren (Krankenhäuser, Haus- und Fachärzte). Pföhler skizziert das Ziel der Rhön-Klinikum AG, der Verzahnung der stationären Grund- und Regelversorgung mit der aufzubauenden ambulanten Behandlung.

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Krisenopfer werben weniger

Von Dr. Oliver Everling | 17.September 2008

Die aktuelle Kreditkrise hat auch Auswirkungen auf die Geschäftsentwicklung von Medienunternehmen. Generell zeigt sich der Trend: je abhängiger ein Unternehmen von (klassischen) Werbeeinnahmen ist, desto anfälliger ist seine Umsatz- und Gewinnsituation. Die Marke 50 Prozent ist hierbei eine entscheidende Grenze. Unternehmen, die über die Hälfte ihrer Umsätze mit Werbung machen, haben häufiger ein niedrigeres Rating und einen negativen Ausblick. Eine Zurückhaltung der werbetreibenden Wirtschaft hat Konsequenzen für die Ertrags- und Liquiditätsentwicklung der Medienunternehmen, die schließlich manche Adressen veranlassen dürften, durch Übernahmen und Zusammenschlüsse ihre Marktpositionen zu sichern. Alex Griffiths, Senior Director, European Corporate Group von Fitch Ratings, berichtet auf  dem  European Media & Telecoms Seminar in Frankfurt am Main über die zentralen Fragen an die Unternehmen der Medienbranche.

Griffiths stellt eine Analyse über die Fälligkeiten der Finanzierungen des Sektors vor. Die individuelle Situation einzelner Unternehmen könne abweichen, insgesamt zeige sich aber, dass die Fälligkeiten weiter in der Zukunft liegen, so dass mit kurzfristigen Anspannungen noch nicht zu rechnen sei. Fitch Ratings setzte sich in seinen Untersuchungen detailliert mit der Finanzsituation der Unternehmen auseinander.

Griffiths Analysiert verschiedene Entwicklungen, wie zum Beispiel des Internets, das einen immer größeren Anteil der Werbebudgets auf sich ziehe. Seit 2001 ist der Anteil des Internets rasch gewachsen. Allein in 2003 verdoppelte sich der Anteil, danach aber reduzierte sich das Wachstum des Anteils des Internets auf unter 35 %. TV und Internet müssen deutlich unterschieden werden; Griffiths gibt das Beispiel von ITV.com, das werbebasierte Videos anbietet.

DVRs (Digital Video Recorders) treten ins Bild und verändern die Marktsituation. Sky+ sei in mehr als 3,7 Mio. Haushalten präsent. Auf Basis eines Panels von 33.000 Zuschauern zeigt sich, dass 17 % auf einer zeitversetzten Basis Programme anschauten. 56 % der Werbung wurde übersprungen. Täglich werden 23 Minuten mehr konsumiert, dies impliziere aber nur einen um 5 % gesteigerten Werbekonsum. Griffiths sieht daher nur einen mäßigen Einfluss dieser Erkenntnisse auf das Werbeverhalten.

„Deutschland ist immer noch relativ freundlich zu Zeitungen und Druckerzeugnissen“, sagt Griffiths. In Deutschland werde vergleichsweise viel auf Papier gelesen. Insgesamt sei aber die gedruckte Zeitung das wohl problematischste Medium, das sich einem scharfen Wettbewerb der neuen Medien ausgesetzt sehe.

Reed Elsevier ist mit A- das am besten geratete Medienunternehmen, gefolgt von einer größeren Anzahl von Konzernen in der BBB-Kategorie, darunter auch Bertelsmann. Alle anderen Adressen sind mit spekulativen Risiken behaftet.

Die aktuelle Kreditkrise hat auch Auswirkungen auf die Geschäftsentwicklung von Medienunternehmen. Generell zeigt sich der Trend: je abhängiger ein Unternehmen von (klassischen) Werbeeinnahmen ist, desto anfälliger ist seine Umsatz- und Gewinnsituation. Die Marke 50 Prozent ist hierbei eine entscheidende Grenze. Unternehmen, die über die Hälfte ihrer Umsätze mit Werbung machen, haben häufiger ein niedrigeres Rating und einen negativen Ausblick. Eine Zurückhaltung der werbetreibenden Wirtschaft hat Konsequenzen für die Ertrags- und Liquiditätsentwicklung der Medienunternehmen, die schließlich manche Adressen veranlassen dürften, durch Übernahmen und Zusammenschlüsse ihre Marktpositionen zu sichern. Alex Griffiths, Senior Director, European Corporate Group von Fitch Ratings, berichtet auf  dem  European Media & Telecoms Seminar in Frankfurt am Main über die zentralen Fragen an die Unternehmen der Medienbranche.

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Terták, Paravicini fordern Selbstkritik

Von Dr. Oliver Everling | 17.September 2008

Die aus den USA auf Europa übergangene Finanzmarktkrise wird nicht nur die betriebswirtschaftlichen Modelle der Bankunternehmensführung, sondern auch die politische Diskussion nachhaltig beeinflussen. Dies zeigte sich am 17. September 2008 auf der Konferenz „Determinanten und Konsequenzen der Finanzkrise“ in Frankfurt am Main. Prof. Dr. Udo Steffens, Präsident und Vorsitzender der Geschäftsführung der Frankfurt School of Finance & Management, wendet sich gegen die Vorstellung, als Konsequenz aus der internationalen Finanzmarktkrise die Zukunft des deutschen Kreditwesens im „Dorfbanking“ zu suchen.

Steffens sieht in den Entwicklungen auch eine ethische Krise, wie man mit solchen Dingen umgeht. Seit Jahren würden an seiner Hochschule auch Ethikkurse angeboten. „Die Fragen müssen auch unter Governance-Gesichtspunkten gesehen werden“, sagt Steffen. „Diese müssen in den Vordergrund gesetellt werden.“ Dr. Heike Brost, Stv. Leiterin Konzeption und Programmentwicklung der Frankfurt School of Finance & Management, stellt ihre Hochschule als Plattform für die Vertiefung aktueller Finanzmarktthemen vor.

„Der Kaiser ist nackt“, bringt Elemér Terták, Direktor, Finanzinstitute, Europäische Kommission, Generaldirektion Binnenmarkt und Dienstleistungen, die aktuelle Situation an den Finanzmärkten auf den Punkt. Hat dies erst einmal jeder gesehen, sei es schwierig, das Vertrauen wieder herzustellen. Terták verweist auf die in Deutschland verbreiteten Börsenweisheiten des verstorbenen André Kostolany, der nach jeder Börsendepression eine Phase sah, in der alle Wunden vergessen sind. Bulle und Bär kämen ohne den anderen nicht aus.

Gefährliche, starke Anschwellungen müssten künftig frühzeitiger erkannt werden. Terták ruft dazu auf, frühzeitiger Blasenentwicklungen entgegenzuwirken. Die Hauptverantwortung läge weiterhin bei den Finanzinstituten. Die Regulierung und Aufsicht müsse jedoch ihre Rolle wahrnehmen. Die Aufsichtstätigkeit müsse vertieft werden. Dies bezieht Terták auch auf die Ratingagenturen. Zugleich warnt Terták davor, den Ratingagenturen zu viel Verantwortung zu übertragen: Terták entlässt Marktteilnehmer nicht aus ihrer Verantwortung, sich eigene Urteile zu bilden und sich nicht lediglich auf die Agenturen zu verlassen.

Terták sieht einen Zusammenhang zwischen der Finanzmarktkrise und den Managergehältern. Das Problem ist nach seinen Vorstellungen die Höhe der Vergütung, sondern vielmehr das System, nach denen Boni berechnet würden. Letztlich greift Terták insbesondere Situationen an, in denen Manager Spitzengehälter davontrugen und Schieflagen hinterließen. Gewinne zu privatisieren und Verluste zu sozialisieren, sei verständlicherweise auch für die Öffentlichkeit nicht tragbar.

Dr. Eugen Paravicini, Leiter der Abteilung Wirtschaftsordnung, Finanzdienstleistungen, Börsen, Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung, sieht die Finanzdienstleistungsaufsicht im internationalen Vergleich an vorderer Stelle platziert. Der richtige Weg zwischen der Regulierung durch den Gesetzgeber und der Selbstregulierung sei zu finden. Die Finanzmarktakteure seien aufgefordert, sich aktiv einzubringen. Am Beginn des Prozesses müsse das Eingestehen der eigenen Fehler stehen, macht Paravicini deutlich.

Neue Krisen können nicht ausgeschlossen werden und würden wahrscheinlich von neuen Produkten ausgehen, deren Gefährdungspotential schwer erkannt werden könne. Man müsse aber zumindest die erkannten Probleme abarbeiten. Es werde immer wieder Fälle geben, in denen staatliches Eingreifen zu Lasten der Steuerzahler gerechtfertigt werden könne, jedoch müsse die Messlatte dafür sehr hoch gelegt werden.

Unterjährige Bankenkredite als risikolos zu betrachten, lässt sich für Paravicini nicht nachvollziehen. Paravicini argumentiert, dass diese Risikolosigkeit nur behauptet, aber nicht dokumentiert worden sei. Hier sei die Frage nach der Eigenmittelunterlegung zu stellen. Paravicini macht das Bedürfnis der Politik deutlich, aus der Forschung mehr Unterstützung zu unterhalten, um Zusammenhänge richtig zu interpretieren.

Paravicini klammert die Thematik des Ratings mit Verweis auf die Ausführungen von Terták aus. Eine europäische Finanzmarktaufsicht werde ohne Loslassen von nationalen Zuständigkeiten nicht möglich sein. Der Beaufsichtigung von Konzernentscheidungen fehle noch die letzte Stabilität, die noch entwickelt werden muss“, sagt Paravicini. Das Ecofin-Treffen in Nizza sei informatorischen Charakters gewesen. Regulierungen von internationaler Ebene müssen mit einem Gleichklang einhergehen. Ein kompakter, gemeinsamer Ansatz müsse zeitglich und global an allen wesentlichen Finanzmärkten implementiert sein.

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Reale Nettoeinkommen bremsen Hotellerie

Von Dr. Oliver Everling | 16.September 2008

Im Vergleich zu anderen Branchen weist die Hotellerie in Deutschland ein durchschnittliches Branchenrisiko auf, schreibt die Feri EuroRating Services AG (www.feri.de) in ihrem jüngsten Bericht zum Branchenrating für die Hotellerie. Das Geschäft mit den Hotels sei durch eine befriedigende Branchenentwicklung, allerdings weit unterdurchschnittliches Wachstum bei weit überdurchschnittliche Wettbewerbsfähigkeit, leicht überdurchschnittliche Ertragskraft und weit unterdurchschnittliche Konjunkturabhängigkeit gekennzeichnet, stellen die Analysten aus Bad Homburg fest.

Der Branchenreport der Feri EuroRating Services umfasst Einheiten, die vorübergehend Unterkunft gewähren und jedermann zugänglich sind. Dazu sind Hotels, Motels, Gasthöfe, Pensionen und Hotels garnis wie auch Hotels mit Konferenzeinrichtungen zu zählen. Diese Gruppe umfasst nicht die langfristige Vermietung von Unterkünften, so die Erläuterungen der Feri EuroRating Services zur Klassifikation des Wirtschaftszweigs.

Gemessen an den Gästeübernachtungen entfallen in der Hotelleriebranche rund 65 % der Nachfrage auf die Hotels i.e.S., gefolgt von Hotels garnis (20 %), Gasthöfen (9 %) und Pensionen (6 %), listet der zum 2. Quartal 2008 erschienene Branchenreport auf. Noch 1980 betrug der Anteil der Hotels (ohne Hotels garnis) 46 %. „Hintergrund ist der Nachfragetrend zu höherwertigen Angebotsformen, der die Markenhotels bzw. Hotelketten und -kooperationen begünstigt und kleinere, oftmals inhabergeführte Einheiten wie Gasthöfe oder Pensionen benachteiligt“, erläutert Dr. Eberhard Weiß, Vorstand der Feri EuroRating Services AG.

Nach der merklichen Steigerung des Reiseaufkommens ausländischer Gäste durch die Fußballweltmeisterschaft und den Außenhandelsboom in 2006 hat sich das Geschäftsvolumen der Hotellerie seither normalisiert. Diese Beobachtung teilt Antonio Guida, Geschäftsführer der Team Hotelconsult GmbH, Erwitte/Lippstadt, aus seiner Praxis (http://www.team-hotelconsult.com). Erkenntnisse aus dem Branchenrating finden in seiner Gesellschaft sowohl für die Analyse als auch im Strategiefindungs- oder Strategierevisionsprozess Eingang. Neben dem erhobenen Standortpotential werden auf ihrer Basis für Hotels tragfähige Zukunftskonzept definiert und investive und wirtschaftliche Machbarkeit geprüft.

Die auch in Zukunft nur verhaltene Nachfrageausweitung leitet sich aus der nach wie vor sehr gedämpften Entwicklung der realen Nettoeinkommen ab, unter der die Konsumbereitschaft und die Reiselust der Verbraucher leiden. „Vergleichsweise begünstigt ist im Prognosezeitraum speziell die Geschäftsreise- und Tagungshotellerie, zumal die Internationalisierung der Wirtschaft das Aufkommen ausländischer Geschäftsgäste auch im Trend merklich erhöht“, so die Einschätzung der Analysten der Feri EuroRating Services. Zeitweilig bevorteilt sind zudem die Stadthotellerie und Budget-Hotels. Letztere bieten bei standardisiertem Leistungsumfang ein markengarantiertes Qualitätsniveau und kommen somit besonders auch den inländischen Geschäfts- und Eventreisenden entgegen. Allerdings verschärft die forcierte Umsatzkonzentration auf wenige, filialisierte Großunternehmen zunehmend den Wettbewerb in der Hotelleriebranche.

Dem allgemeinen Trend im Gastgewerbe folgend, werden zum einen kleinere Betriebseinheiten und Einzelunternehmen aus dem Markt gedrängt. Zum anderen wächst die Präsenz ausländischer Hotelgesellschaften auf dem deutschen Markt, so dass die ohnehin überaus hoch bemessenen Hotelkapazitäten ständig zulegen. Angesichts der Angebotsausweitung bleibt es daher trotz der günstigeren Konjunkturaussichten fraglich, ob sich die Kapazitätsauslastung im notwendigen Rahmen steigern lässt. Gegenüber den zeitweiligen Kostenüberwälzungseffekten am aktuellen Zeitrand als Folge gestiegener Lohn- und Energiekosten, fallen die Preisforderungen somit im ferneren Prognosezeitraum spürbar verhaltener aus.

Zudem überragen die Lohnerhöhungen zeitweilig merklich die Preissteigerungen, so dass der Anteil des Personalaufwands an der Gesamtleistung weitgehend stagniert. Allerdings halten die relativ stetige Nachfrage und die Rationalisierungseffekte der wachsenden Betriebsgröße die Lohnkostenbelastung in Grenzen. Nach den zeitweiligen Entlastungseffekten des Ausnahmejahrs 2006 bleibt die Ertragskraft der Hotellerie somit im Prognosezeitraum weithin unter Druck.

Aufgrund der zahlreichen strukturellen Ursachen, welche die Entwicklung der einzelnen Hotelleriesparten neben der konjunkturellen Bewegung bestimmen, ist die Konjunkturabhängigkeit in der Branche unterdurchschnittlich ausgeprägt. Das Ratingverfahren, d.h. der Vergleich zu allen Wirtschaftszweigen, kennzeichnet das verhaltene Wachstum als wesentliche Schwäche der Hotellerie. Die etwas günstigere Beurteilung der übrigen Indikatoren kann diesen Nachteil aber zu einer insgesamt befriedigenden Bewertung ausgleichen. „Entsprechend“, folgert Weiß, „ist das Branchenrisiko nach wie vor als durchschnittlich einzustufen. In der Bewertung nach Größenklassen schneiden größere Unternehmen besser ab.“

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