Diskriminierung im Sozialkreditsystem
Von Dr. Oliver Everling | 3.Februar 2021
In Sozialkreditsystemen (SKS) spielen vor allem vier Arten von Diskriminierung eine Rolle: staatliche Präferenzen für das Verhalten seiner Bürger, das Ausnutzen von Marktmacht durch Preisdifferenzierung, Irrtumsdiskriminierung und statistische Diskriminierung. Mit diesen Diskriminierungsarten befasst sich Dr. Dirk Schlotböller in seinem Beitrag zum Buch „Social Credit Rating“.
Schlotböller hat seit dem Jahr 2001 am Centrum für angewandte Wirtschaftsforschung in Münster zum Thema Diskriminierung geforscht und 2008 seine Promotion zu diesem Thema abgeschlossen. Von 2008 bis 2018 war er beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag in verschiedenen Funktionen der Abteilungen Wirtschaftspolitik, Außenwirtschaft und Innovation/Industrie tätig. 2018 wechselte er ins Wirtschaftsministerium des Landes Nordrhein-Westfalen. Der Artikel gibt seine private Einschätzung wieder.
„Generell erleichtert das SKS dem chinesischen Staat, Informationen über das Verhalten seiner Bürger zu gewinnen. Damit ermöglicht es Effizienzsteigerungen für staatliches Handeln. Dementsprechend kann eine Veröffentlichungspflicht anonymisierter Daten die Effizienz weiter erhöhen,“ so Schlotböller, „damit andere Marktteilnehmer, diese ohne Zusatzkosten mutzen können.“
Grundsätzlich positiv sei zunächst, dass das SKS die Durchsetzung von Rechtstreue im Interesse der Bürger erleichtert (Schutz geistigen Eigentum, Lebensmittelsicherheit, Erhalt der Umwelt). Es kann außerdem dazu beitragen, Missbrauch im Staatswesen wie Korruption und Diskriminierung aufzudecken.
Als problematisch sieht Schlotböller dabei allerdings den Verzicht auf den „Wettbewerb als Entdeckungsverfahren“. Unzureichender politischer Wettbewerb erschwert staatliches Handeln entsprechend den Vorlieben der Bevölkerung. Gleichzeitig steigt die Gefahr von Missbrauch durch Regierungsvertreter, insbesondere die Diskriminierung politisch unerwünschter Verhaltensweisen.
„Auf anderen Märkten vergrößert eingeschränkter Wettbewerb den Diskriminierungsspielraum ebenfalls – das gilt auch und gerade in der chinesischen Wirtschaft. Verfügt der Staat bzw. staatliche Unternehmen über ein Monopol,“ analysiert Schlotböller, „hat er besonders große Möglichkeiten, zu diskriminieren, ohne die sonst übliche Prämie für seine Präferenz zahlen zu müssen. In solchen Konstellationen erleichtert das SKS auch eine gewinnmaximierende Preisdifferenzierung. Ein leistungsfähiges SKS bietet grundsätzlich großes Potenzial, Ausfallwahrscheinlichkeiten oder Produktivitäten besser abzuschätzen (und damit Irrtums- durch statistische Diskriminierung zu verdrängen). Ein eingeschränkter Wettbewerb lähmt jedoch die Effizienz der Erkenntnisgewinnung und -verarbeitung.“
Das SKS birgt also nicht nur neue Missbrauchsmöglichkeiten wie jede andere Innovation auch, warnt Schlotböller. „Durch den eingeschränkten politischen und wirtschaftlichen Wettbewerb entstehen systematische Fehlanreize. Gerade im Umgang mit ausländischen Unternehmen kann China trotz seiner wirtschaftlichen Bedeutung aber nicht agieren – der Standortwettbewerb schränkt den Diskriminierungsspielraum ein.“
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100 Mrd. Euro dank Hypoport
Von Dr. Oliver Everling | 3.Februar 2021
Die Hypoport-Gruppe berichtet über das Erreichen einer neuen Zahlendimenison – das Volumen der von Hypoport vermittelten Kredite ist binnen Jahresfrist zwölfstellig. Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2020 habe Hypoport insgesamt 100 Mrd. Euro Finanzierungen für private Wohnungskäufer bzw. Privatkreditnehmer, den deutschen Mittelstand und die institutionelle Wohnungswirtschaft ermöglicht.
Das Transaktionsvolumen auf Europace zur Finanzierung privater Wohnimmobilien und kleinerer Finanzierungsbedürfnisse 90 Mrd. Euro in 2020. Die ebenfalls zur Hypoport-Gruppe gehörende REM Capital ermöglichte dem durch sie beratenen deutschen Mittelstand Finanzierungen von insgesamt 8 Mrd. Euro. Davon entfiel die Hälfte auf die Finanzierung von klimafreundlichen erneuerbaren Energieprojekten und Energieeinsparprogrammen sowie ca. 2 Mrd. Euro auf Forschung und Innovation des deutschen Mittelstandes. Zusätzlich vermittelte die Dr. Klein WoWi Finanz AG ein Finanzierungsvolumen von knapp 2 Mrd. Euro und ermöglichte der Wohnungswirtschaft somit weitere Investitionen in den sozialen Wohnungsbau und die energetischen Modernisierungen ihrer Wohnungsbestände in Deutschland.
Europace ermöglicht jedes Jahr hunderttausenden von Menschen die Verwirklichung ihres Traums vom privaten Wohneigenheim. Gleichzeitig schafft Dr. Klein WoWi Finanz für die kommunale und privatwirtschaftliche Wohnungswirtschaft Finanzierungsmöglichkeiten von Neubauprojekten und energetischer Sanierung. REM Capital schafft Finanzierungsspielräume des deutschen Mittelstands für Energieeinsparung sowie Finanzierungen von erneuerbaren Energieprojekten weltweit. Hypoport leistet so seinen Beitrag zur Lösung zweier seit vielen Jahren drängendsten gesellschaftlichen Problemen: Wohnungsknappheit und Klimawandel.
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Schwunghafter Handel mit Berechtigungsscheinen
Von Dr. Oliver Everling | 2.Februar 2021
Berechtigungsscheine sind eine neue Vermögensklasse in Deutschland. Praktisch ohne Ankündigung verteilt die Bundesregierung der Bundesrepublik Deutschland seit Januar 2021 Berechtigungsscheine, die zum Bezug von Waren bestimmt sind. Innerhalb von Tagen sind bereits Märkte entstanden, an denen nun die Berechtigungsscheine gehandelt werden. Begünstigt wurden zunächst zum Beispiel alte Menschen oder Schwangere. Berechtigungsscheine sind aufgrund ihrer Fungibilität handelbar, so dass sie für den jeweils angegeben Zeitraum auch als Zahlungs- und Wertaufbewahrungsmittel dienen.
Fungibilität (lateinisch fungibilis, „vertretbar“; auch: Vertretbarkeit) ist allgemein die Eigenschaft von Gütern, nach Maßeinheit, Zahl oder Gewicht bestimmbar und deshalb innerhalb derselben Gattung durch andere Stücke gleicher Art, Menge und Güte austauschbar zu sein. Diese Eigenschaft ist auch bei den von der Bundesregierung ausgestellten Berechtigungsscheinen gegeben.
Der in Deutschland schon eingeführte Wohnberechtigungsschein, abgekürzt WBS, ist dagegen nicht fungibel. Ein Antragsteller muss bestimmte rechtliche Voraussetzungen erfüllen, damit er einen Wohnberechtigungsschein erhält. Umgangssprachlich wird der Wohnberechtigungsschein auch §-8-Schein genannt. Das ist eine amtliche Bescheinigung in Deutschland, mit deren Hilfe ein Mieter nachweisen kann, dass er berechtigt ist, eine mit öffentlichen Mitteln geförderte Wohnung (Sozialwohnung) zu beziehen. Neu ist daher bei dem nun von der Bundesregierung begonnenen System die Eigenschaft der Fungibilität des Berechtigungsscheins, wie es auch zur Zeit der Kriegswirtschaft der Fall war.
Berechtigungsscheine sind in ihrer Funktion Lebensmittelmarken ähnlich. Eine Lebensmittelmarke ist ein von öffentlichen Behörden ausgegebenes Dokument zur Bescheinigung, dass der Besitzer ein bestimmtes Lebensmittel in einer bestimmten Menge kaufen darf. In Notzeiten, vor allem im Krieg, werden solche Marken an die Bevölkerung ausgegeben, um vorgeblich den allgemeinen Mangel an Konsumgütern besser verwalten zu können.
Verschiedene Marken können in Lebensmittelkarten zusammengefasst sein, denn außer Lebensmitteln werden häufig auch andere Konsumgüter, z. B. Heizmaterial (Kohlen), Kleidung, Genussmittel wie Zigaretten und Alkohol sowie Benzin rationiert. Die Erlaubnisscheine heißen dann gewöhnlich Bezugsscheine. Für die Erteilung eines Bezugsscheins musste ein besonderer Anlass – wie zum Beispiel die Geburt eines Kindes – vorliegen oder ein Antrag gestellt werden.
Der von der Bundesregierung nun verwendete Begriff des Berechtigungsscheins ist aus der Deutschen Demokratischen Republik bekannt. Der Berechtigungsschein zum Empfang eines Visums der DDR war die Voraussetzung für „Besuche und Reisen von Personen mit ständigem Wohnsitz in Berlin (West) zur Einreise in die Hauptstadt der DDR“ (Ost-Berlin) bzw. die DDR selbst. Außerdem gab es in der DDR zum Beispiel Berechtigungsscheine für Trinkbranntwein. Der Trinkbranntwein für Bergarbeiter war ein Branntwein, der als Deputatlohn an Bergleute in der sowjetischen Besatzungszone und später der DDR ausgegeben wurde.
Anfang der 1960er Jahre führte eine verknappende Versorgungslage auch dazu, dass in der DDR bestimmte Lebensmittel wie Butter und Fleisch zeitweise rationiert wurden. Man bekam diese Lebensmittel dann nur an seinem Wohnort gegen Vorzeigen eines geschäftsgebundenen Kundenausweises. Bei Urlaub oder auswärtigen Aufenthalten war eine Ummeldebescheinigung des heimischen Händlers vorzulegen.
Der Wert von Berechtigungsscheinen ergibt sich einerseits aus der Rationierung, andererseits aus der Differenz zwischen dem vom Bezugsscheininhaber gegebenenfalls zu leistenden Eigenbeitrag und dem (Schwarz-) Marktpreis der Ware. Das von der Bundesregierung eingeführte System sieht eine sogenannte „Eigenbeteiligung“ vor.
Die Rationierung ist aus vielen sozialistischen oder kommunistischen Ländern bekannt. In Kuba beispielsweise wird die Verteilung von Lebensmitteln rationiert. Die Rationierung in Kuba ist unter der Bezeichnung Libreta de Abastecimiento („Bezugsbüchlein“) oder auch kurz Libreta bekannt. Dieses System bestimmt die Bezugsmengen für jede Person sowie die Häufigkeit der Zuteilung.
Um die Versorgung der Bevölkerung zu organisieren, setzte auch die Volksrepublik China noch mindestens bis zum Ende der Mao-Zeit Berechtigungsscheine ein, mit denen knappe Güter unter der notleidenden Bevölkerung aufgeteilt wurden.
Das nun von der Bundesrepublik Deutschland eingeführte System aus Berechtigungsscheinen begünstigt zunächst nur einzelne Bevölkerungsgruppen wie bestimmte über 60jährige oder Schwangere. Auf den (Schwarz-) Märkten bilden sich derzeit Preise, die sich an dem Wert der zu beziehenden Waren orientieren. So finden sich beispielsweise auf Ebay schon zahlreiche Angebote von Berechtigungsscheinen.
Berechtigungsscheine für zwölf FFP2-Masken werden derzeit beispielsweise für 24 Euro auf Ebay angeboten, aber auch für 16,50 Euro oder 37 Euro. Für den Käufer kommen 2 Euro Zuzahlung je 6 Masken hinzu. Ob die auf den Online-Portalen angebotenen Berechtigungsscheine tatsächlich alle aus der Bundesdruckerei kommen, kann nicht mit Sicherheit angegeben werden. Ebenso ist laut Prüfdiensten in Deutschland nicht sichergestellt, dass die zu beziehenden FFP2-Masken einer Prüfung durch den TÜV standhalten würden.
Ob sich Berechtigungsscheine als neue Vermögensklasse etablieren können, hängt von der Dauer der Ausgabe von Berechtigungsscheinen, der Gültigkeitsdauer der Berechtigungsscheine und – neben weiteren Faktoren – davon ab, ob künftig aufgrund der Mangelbewirtschaftung weitere Waren und Dienstleistungen nur gegen Vorlage von Berechtigungsscheinen erhältlich sind.
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Mangelndes Problembewusstsein im Bundesfinanzministerium
Von Dr. Oliver Everling | 1.Februar 2021
Bundesfinanzminister Olaf Scholz kündigt eine Neuaufstellung der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) an. Was sich wie eine Chance für die Zukunft liest, ist tatsächlich das Eingeständnis des Versagens eines Ministeriums, das die Verantwortung für die Führung der BaFin trägt. Das Versagen des BMF wird ausgerechnet im Wahljahr 2021 evident.
Dass der BaFin-Präsident Felix Hufeld nicht zu halten sein würde, da er zu schwer an der Schuld des Bundesfinanzministeriums mitträgt, war bereits im September 2020 klar. Umso mehr muss erstaunen, dass das Bundesfinanzministerium von Olaf Scholz besetzt bleibt, obwohl die Fakten bereits akribisch aufgearbeitet werden.
„Der Skandal um die Wirecard AG hat offenbart“, heißt es nun unumwunden in der Pressemitteilung, dass die deutsche Finanzaufsicht eine Re-Organisation braucht, um ihre Aufsichtsfunktion effektiver erfüllen zu können.“ Dazu hat das Bundesministerium der Finanzen im Herbst eine Untersuchung der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht in Auftrag gegeben, deren Ergebnisse Mitte Februar 2021 präsentiert werden.
Das Bundesministerium der Finanzen und der Präsident der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht haben in einem gemeinsamen Gespräch die Lage erörtert und sind einvernehmlich zu dem Entschluss gekommen, dass es dafür neben organisatorischen Veränderungen auch einen personellen Neustart an der Spitze der BaFin geben sollte, heißt es in der Pressemitteilung vom 29.01.2021.
Unter der Führung von Bundesfinanzminister Olaf Scholz glich die BaFin zuletzt schon der Finanzaufsicht in Bananenrepubliken. Insider-Trading, Spekulation mit den Aktien der Muttergesellschaft beaufsichtigter Finanzdienstleister usw., von diesen und weiteren Fehlverhaltensweisen hörte man in Deutschland früher nur aus fernen Ländern. Unter der Regie des Bundesfinanzministeriums finden sich solche Vorgänge nun im Kontrollraum des deutschen Finanzsystems.
Mit der geplanten Neubesetzung an der Spitze der BaFin ist die Geschichte jedoch noch nicht zu Ende, denn es fehlt im Bundesfinanzministerium an Verantwortungsbewusstsein. So lässt sich der Bundesfinanzminister wie folgt zitieren: „Ich bedanke mich ausdrücklich bei Felix Hufeld für sein großes Engagement an der Spitze der BaFin in den vergangenen acht Jahren. Er hat die Finanzdienstleistungsaufsicht in Deutschland und Europa in dieser Zeit maßgeblich geprägt und entscheidend vorangebracht. Die geplante organisatorische Reform der BaFin verbinden wir mit einem personellen Neuanfang.“
Die Ausführungen des Bundesfinanzministers Olaf Scholz (SPD) geben keine Hoffnung auf Problembewusstsein des Amtsinhabers: Die überbordende Regulierung des Finanzwesens, ein Apparat aus Vorschriften, der es keinem Menschen mehr ermöglicht, auch nur im Bewusstsein aller wesentlichen Zusammenhänge und Regelungen handeln zu können, führt zu einem beispiellosen Kontrollverlust. Anders als im Flugzeug gibt es für das Finanzministerium keine Autopiloten, der es ermöglichen würde, auch ohne genaue Kenntnis von Anzeigen und Instrumenten zu steuern.
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Neurobiologische und psychologische Prozesse im Zusammenhang mit Sozialkreditsystemen
Von Dr. Oliver Everling | 30.Januar 2021
Sozialkreditsysteme führen in Menschen zu neurobiologischen Reaktionen und daraus resultierenden Handlungsentscheidungen. Diesen Reaktionen geht Dr. Heike R. Dahlmann in ihrem Beitrag zum Buch „Social Credit Rating“ nach.
Dahlmann beschäftigt sich mit der ganzheitlichen und nachhaltigen Gestaltung von (digitalen) Veränderungsprozessen in Unternehmen. Dabei denkt sie als promovierte Humanmedizinerin und innovative Strategieberaterin die Prozesse immer auch vom Menschen aus. Vor der Gründung ihrer IMTEI – Strategie- und Managementberatung war sie als Ärztin, Psychotherapeutin, Coach und Dozentin klinisch und wissenschaftlich tätig und leitete als Geschäftsführerin einen großen Sozialdienstleister. Sie ist Lehrbeauftragte an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg.
Ihr Artikel im Buch „Social Credit Rating“ untersucht die Frage, wann und warum Sozialkreditsysteme ihre gewünschte Wirkung erzielen können und in welchen Fällen das weniger oder gar nicht der Fall ist. Soziologisch zeigt sich, dass Menschen schon immer Sozialkreditsysteme verschiedenster Art in ihre Gemeinschaften integriert haben.
„Neurobiologisch spielen vor allem“, fasst Dahlmann zusammen, „der Hirnstamm, das Limbische System und das Stirnhirn eine Rolle in der Entstehung der Reaktionsmuster. Aus den ausgelösten psychologischen Prozessen können verschiedene, positive wie negative, Wirkungen auf das Individuum und die Gesellschaft abgeleitet werden.“
„Je mehr emotionale Sicherheit und Vorteile ein Sozialkreditsystem dem Einzelnen oder der Gemeinschaft bringt,“ so Dahlmann, „desto leichter wird es akzeptiert, je mehr Unsicherheit und innere Konflikte entstehen, desto höher ist die Ablehnung. Die geschilderten Mechanismen berücksichtigen mögliche (informations-)technische Ausgestaltungen und können auf jegliche Art von Sozialkreditsystemen bezogen werden.“
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FFP2-Masken und Schäden durch PFAS-Chemikalien bei 3M
Von Dr. Oliver Everling | 29.Januar 2021
„Die positiven 4Q-Zahlen haben den Konsens übertroffen, allerdings konnte der Ausblick für 2021 nicht ganz die Erwartungen erfüllen“, schreibt die DZ BANK in ihrer Research-Publikation über die jüngste Unternehmensveröffentlichung von 3M. Die Aktie von 3M profitierte trotzdem vom Zahlenmaterial.
Der US-Industriekonzern deckt ein branchenübergreifendes Spektrum an Produkten für den professionellen und privaten Einsatz ab. Das Portfolio umfasst u.a. Lacke, Schleifmittel und Klebstoffe für den Automobilbau, Sicherheits- und Arbeitsschutzsysteme, Fluide und Beschichtungen für die Elektro- und Kommunikationsbranche, Artikel für die Medizin und Zahntechnik sowie Büro- und Heimwerkerartikel.
Die Analysten der DZ BANK sehen aber mit Sorge, dass eine weitere Klage in den USA gegen 3M aufgrund der jahrzehntelangen Schäden durch PFAS-Chemikalien bekannt wurde (Kläger: Stadt Downey, Kalifornien). PFAS ist eine Abkürzung für per- und polyfluorierte Chemikalien. Aus Sicht der Experten der DZ BANK werden die hohen Schadenersatzforderungen von vielen Investoren unterschätzt und vom Management „kleingeredet“. Daher das Urteil der Analysten: „Wir raten zum Verkauf.“
PFC ist eine Abkürzung für per- und polyfluorierte Chemikalien – auch bekannt als PFAS (per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen) oder PFT (perfluorierte Tenside). Im Menschen binden sich PFC wie zum Beispiel Perfluoroktansäure (PFOA) an Proteine in Blut, Leber und Niere. Besonders kritisch zu bewerten sind die Weitergabe der PFC von der Mutter zum Kind während der Schwangerschaft und Stillzeit und die langsame Ausscheidung langkettiger PFC aus dem menschlichen Körper.
Epidemiologische Studien zu Perfluoroctansulfonsäure (PFOS) und PFOA lassen den Schluss zu, dass diese Stoffe eine verringerte Antikörperantwort auf Impfungen bewirken können. Einige der Studien legen nahe, dass erhöhte Serumspiegel von PFOS und PFOA (Perfluoroctansäure) mit einer erhöhten Infektionsneigung verbunden sind. Es liegen außerdem eindeutige Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen der Exposition gegenüber PFOS, PFOA und PFNA (Perfluornonancarboxylat) und erhöhten Serumspiegeln von Cholesterin vor.
Unbeirrt von den Klagen legten für 3M im vierten Quartal die Umsätze organisch um 5,5% auf 8,6 Mrd. USD zu, was über der Markterwartung von 8,4 Mrd. USD lag. Die in Zeiten der Viruspandemie explodierende Nachfrage nach Atemschutzmasken (u.a. FFP) trugen allein zum Umsatzplus mit 3,5 Prozentpunkten bei (+280 Mio. USD).
Trotz der breit diversifizierten und innovativen Produktpalette habe das Unternehmen mit Preisdruck in vielen Absatzmärkten zu kämpfen, kritisieren die Analysten. Die Herstellung von Atemschutzmasken und Gesundheitsprodukten sei aufgrund der Viruspandemie zwar lukrativ. Der überwiegende Teil des Konzerns bekomme aber die negativen Folgen der Viruspandemie zu spüren und bleibe weiterhin ein Restrukturierungsfall. „Es drohen hohe Schadensersatzforderungen aufgrund von jahrzehntelanger Umweltverschmutzungen durch PFAS-Chemikalien, die von 3M mitentwickelt und vertrieben wurden.“
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ESMA verlangt mehr Geld von den Beaufsichtigten
Von Dr. Oliver Everling | 29.Januar 2021
Die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) leitet eine öffentliche Konsultation zur Überarbeitung der delegierten Verordnung über Gebühren ein, die den Ratingagenturen in Rechnung gestellt werden. Die Aufsicht über Ratingagenturen wird nicht aus Steuern und Abgaben finanziert.
Das Konsultationspapier enthält Vorschläge, mit denen sichergestellt werden soll, dass die den Ratingagenturen (Credit Rating Agencies) in Rechnung gestellten Aufsichtsgebühren die Kosten für Registrierung, Zertifizierung und laufende Aufsicht widerspiegeln und gleichzeitig im Verhältnis zum Umsatz der Ratingagenturen stehen.
So geht es u.a. um eine einmalige Anmeldegebühr von 45.000 €, eine jährliche Aufsichtsgebühren von 20.000 € für registrierte Ratingagenturen mit einem Jahresumsatz zwischen 1 und 10 Millionen Euro und eine jährliche Anerkennungsgebühr von 20.000 € für alle Ratingagenturen, die Ratings für die Verwendung in der EU bestätigen; und jährliche Gebühren für alle zertifizierten Ratingagenturen. Mit den Vorschlägen der ESMA soll auch der Ansatz zur Erhebung von Aufsichtsgebühren für Ratingagenturen an den der anderen Aufsichtsmandate der ESMA angeglichen werden, damit der Gebührenerhebungsprozess künftig einfacher zu verwalten ist.
Ziel dieser Konsultation ist es, die Ansichten der Interessengruppen über die Angemessenheit der Vorschläge und ihre wahrscheinlichen Auswirkungen zu sammeln. Diese Ansichten sollen der ESMA helfen, einen technischen Rat für die Europäische Kommission zu Änderungen der delegierten Verordnung über Gebühren für Ratingagenturen vorzubereiten.
Die ESMA bittet die Ratingagenturen und ihre Wirtschaftsprüfer, Unternehmen, die eine Registrierung als Ratingagenturen in Betracht ziehen, und Unternehmen, die den Zertifizierungsstatus beantragen, um Feedback zu ihren Vorschlägen. Das Konsultationspapier kann auch für Fachverbände von Interesse sein, die Ratingagenturen und Nutzer von Ratings vertreten.
Die öffentliche Konsultation ist bis zum 15. März 2021 geöffnet. Die Antworten sollten über das auf der ESMA-Website verfügbare Formular eingereicht werden. Mit den Antworten auf das Konsultationspapier wird die Europäische Kommission bis zum 31. Juni 2021 über den technischen Rat der ESMA zur Überarbeitung der delegierten Verordnung informiert.
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Resonanz zum Marktreport der Degussa Goldhandel
Von Dr. Oliver Everling | 28.Januar 2021
In den staatlichen Medienanstalten scheint der Wahlkampf zur Bundestagswahl schon begonnen zu haben. Zu den Opfern gehört die Degussa Goldhandel GmbH, die mit ihrem Gesellschafter, ihrem Sprecher der Geschäftsführung und sogar mit ihrem Chefvolkswirt Prof. Dr. Thorsten Polleit am 12. Januar 2021 ins Fadenkreuz der Redakteure von ZDF Frontal 21 geriet.
Die Berichterstattung in den öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten kontrastiert mit Kommentaren von Finanzanalysten. So befasst sich Dr. Jörg Schulz, Geschäftsführer des infinma Institut für Finanz-Markt-Analyse GmbH aus Köln inhaltlich mit den Analysen der Degussa Goldhandel GmbH: „In ihrem Marktreport vom 17.12.2020 hat sich die Degussa Goldhandel GmbH intensiv mit den Auswirkungen der Corona-Krise auf die Wirtschaft beschäftigt. Erfreulicherweise treffen die Verfasser des Berichts einige sehr deutliche Aussagen und warnen vor möglichen Fehlentwicklungen.“
„Zudem sehen die Autoren eine Gefahr,“ schreibt Jörg Schulz, „die in öffentlichen Diskussionen kaum einmal Platz eingeräumt bekommt, nämlich das Vordringen marxistischer-sozialistischer Ideen. Derartige Ideen richten sich nicht nur gegen die Freiheit des Individuums, sondern auch gegen das System der freien Märkte. Sie zielen auf einen zentralistischen Staat ab, der Wirtschaft und Gesellschaft lenkt.“
Derartige Ideen würden sich beispielsweise hinter den Forderungen nach einer „Großen Transformation“, nach einem „Great Reset“ verbergen, zitiert Jörg Schulz die Ökonomen der Degussa Goldhandel GmbH. Durch diese Forderungen solle die Weltwirtschaft neu geordnet und fortan gemäß den Zielen „Nachhaltigkeit“, „Gleichheit“ und „Fairness“ ingenieursmäßig gesteuert werden.
„Neben Politikern befürworten mittlerweile auch viele Journalisten und sogar Ökonomen das vermehrte Eingreifen des Staates in Wirtschaft und Gesellschaft“, warnt Jörg Schulz in seiner Ausgabe 1/2021 der „infinma news“ und gibt den Befürwortern des Interventionismus die Argumente der Degussa Goldhandel GmbH zu bedenken. Die Probleme des Interventionismus und auch des Sozialismus seien hinlänglich bekannt, schreibt Jörg Schulz und zitiert: „Beide Formen der wirtschaftlich-gesellschaftlichen Kooperation sind nicht dauerhaft durchführbar beziehungsweise sind zum Scheitern verurteilt. Sie setzen die Wirtschaftsleistung herab, zerstören Eigentum, Recht und Freiheit, ebnen den Weg in eine Tyrannei. … Denn in letzter Konsequenz ist damit das friedvolle und kooperative Zusammenleben der Menschheit bedroht beziehungsweise macht es zusehends unmöglich. Ohne das kapitalistische Wirtschaften lässt sich eine Weltbevölkerung von mehr als 7 Milliarden Menschen nicht ernähren, kleiden und behausen.“
Die Redakteure von ZDF Frontal 21 machen es sich offenbar zu einfach, wenn sie die Argumente der Ökonomen einfach in eine „rechte Ecke“ schieben. So sieht Jörg Schulz vom infinma Institut für Finanz-Markt-Analyse GmbH aus Köln in seinen „infinma news“ ein differenzierteres Bild: „Es ist sicher nicht falsch, wenn Marktexperten einmal deutlich auf derartige Zusammenhänge und mögliche Auswirkungen der Corona-Krise hinweisen und neben den rein medizinischen / gesundheitlichen Aspekten auch die Gefahren im Bereich von Wirtschaft, Staat und Gesellschaft beim Namen nennen.“
Tatsache ist, dass ZDF Frontal 21 schon mit dem Titel der Sendung „Die Goldhändler von Degussa – AfD-Geschäfte und rechte Gesinnung“ ein Bezug zu Rechtsradikalen, durch Bilder vom Vater des Gesellschafters der Degussa Goldhandel GmbH neben Adolf Hitler und mit Hitler-Gruß sogar zum Nationalsozialismus herstellte. Dies steht im Widerspruch zu Veröffentlichungen des Chefökonomen Thorsten Polleit, in denen er stets gegen jede Art von Sozialismus argumentiert, nämlich sowohl gegen den internationalen (grünen oder roten) Sozialismus, als auch gegen den braunen Sozialismus der Nazi-Zeit. Auch ist Thorsten Polleit kein plumper Anhänger einer Rückkehr zum staatlich erzwungenen Gold-Standard, sondern tritt – im Gegenteil – für Liberalisierung ein, wie aus seinen Büchern hervorgeht.
Das ZDF zeigt in der Sendung „Die Goldhändler von Degussa – AfD-Geschäfte und rechte Gesinnung“ wenig Respekt vor den Verfolgten des Nazi-Regimes, da es die Ideen von Ludwig von Mises, vertreten heute durch den Präsidenten des Ludwig von Mises Institut Deutschland e. V., Prof. Dr. Thorsten Polleit, in die Nähe von Rechtsradikalen rückt. Ludwig von Mises wurde von jüdischen Eltern geboren und floh vor den Nationalsozialisten und war schon deshalb in keiner Weise mit dem nationalsozialistischen Gedankengut in Verbindung zu bringen.
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Fondskategorien Gesundheit und Biotechnologie besetzen Spitzenpläte
Von Dr. Oliver Everling | 28.Januar 2021
Der Finanzenverlag hat die Gesundheitsfonds der Apo Asset Management GmbH (apoAsset) und der Medical Strategy GmbH, an der die apoAsset beteiligt ist, elf Mal mit den €uro FundAwards 2021 ausgezeichnet. Zwei Awards erhält der globale Aktienfonds apo Digital Health in der Kategorie „Gesundheit“ für seine Wertentwicklung über ein Jahr und drei Jahre.
Dieser Fonds investiert als erster Publikumsfonds nur in digitale Medizin und ist seit seiner Auflage vor drei Jahren auf rund 500 Mio. Euro angewachsen. Die Fonds von Medical Strategy haben in der Kategorie „Biotechnologie“ in diesem Jahr neun €uro FundAwards erhalten. Ausgezeichnet wurden hierbei die Fonds MEDICAL BioHealth und RIM Global BioScience für ihre Wertentwicklung in verschiedenen Zeiträumen von einem Jahr bis zu zwanzig Jahren.
„Für viele Digital-Health-Unternehmen wirkt die derzeitige Pandemie wie ein Katalysator, der die digitale Weiterentwicklung im Gesundheitswesen beschleunigt“, sagt Hendrik Lofruthe, Portfolio Manager Healthcare der apoAsset. „Der Boom der Telemedizin ist nur ein Beispiel von vielen. Die Chancen von Digital Health reichen langfristig wesentlich weiter und umfassen nahezu den gesamten Gesundheitsmarkt, sei es bei elektronischen Patientenakten, Gesundheits-Apps, in der Robotik oder der Medikamenten-Entwicklung mit Künstlicher Intelligenz. Wir investieren in Unternehmen, die die ganze Bandbreite dieser Möglichkeiten langfristig am besten erschließen und sehen hier weiter starkes Wachstumspotenzial.“
Diese Themen stehen auch im Mittelpunkt des 4. Expertenzirkels von apoAsset am 17. März 2021, an dem Interessierte per Live-Streaming online teilnehmen können. Unter dem Titel „Braucht die Künstliche Intelligenz uns Menschen noch?“ diskutieren renommierte Wissenschaftler, darunter der wissenschaftliche Beirat von apoAsset, mit Fondsmanagern und Investoren. Dabei geht es um den aktuellen Stand der medizinischen KI, künftige Chancen und reale Investments, die bereits heute stattfinden. Moderatorin ist Sabrina Marggraf von n-tv.
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Moody’s startet Datengigant mit DataHub
Von Dr. Oliver Everling | 28.Januar 2021
Moody’s Corporation (NYSE: MCO) startet „DataHub“, eine neue Cloud-basierte Analyseplattform, die Daten von Moody’s mit denen seiner verbundenen Unternehmen integriert. Mit Moody’s DataHub können Finanz- und Risikoentscheider eine Vielzahl relevanter Informationen nahtlos und effizient untersuchen, analysieren und nutzen.
„Mit Moody’s DataHub bringen wir unsere umfangreichen Ressourcen zusammen, um die heutigen datenwissenschaftlichen und analytischen Anforderungen zu erfüllen“, sagte Stephen Tulenko, President von Moody’s Analytics. „Moody’s hilft Kunden dabei, finanzielle und nicht-finanzielle Informationen nahtlos zu analysieren und strukturierte und unstrukturierte Daten zu kombinieren, um bessere Entscheidungen zu unterstützen.“
Moody’s DataHub bietet Zugriff auf Milliarden von Datenpunkten, um ein ganzheitlicheres Risikomanagement und Investitionsentscheidungen zu ermöglichen. Dazu gehören: Über 4,5 Millionen aktive und historische Ratings von Moody’s Investors Service; seit dem Jahr 1920 Daten für mehr als 800.000 Wertpapiere und 59.000 Emittenten; Ausfallwahrscheinlichkeiten für mehr als 60.000 börsennotierte Unternehmen von Moody’s CreditEdge; fast 400 Millionen private und öffentliche Einrichtungen aus der Orbis-Datenbank von Bureau van Dijk; mehr als 5.000 ESG-Bewertungen von Vigeo Eiris, das jetzt Teil der Moody’s ESG Solutions Group ist; Klimarisikowerte für über 5.000 Unternehmen und 200 Staaten von Four Twenty Seven, Teil der ESG Solutions Group von Moody’s; über 40 Millionen Kredite, die US-amerikanischen RMBS-, CMBS- und CDO-Transaktionen zugrunde liegen; 30-Jahres-Prognosen von mehr als 2.100 wichtigen makroökonomischen Variablen aus der US-amerikanischen Macro Forecast Database von Moody’s Analytics.
Moodys DataHub zentralisiert Datensätze mit Querverweisen mit ausgefeilten Analysefunktionen. Die Plattform ermöglicht eine ganzheitliche Sicht auf Risiken und Chancen im Zusammenhang mit Krediten, Immobilieninvestitionen und Klima und bietet wichtige Informationen für das Onboarding und Compliance-Screening für Know Your Customer (KYC)-Prozeduren, das Stammdatenmanagement und die Auflösung von Unternehmen.
Die leicht zugängliche Datenvorschau sowie ein leicht verfügbares Datenwörterbuch und eine Dokumentation sollen es Benutzern ermöglichen, Moody’s Datensätze zu erkunden und effizient mit ihren eigenen zu interagieren. Mit den Tools von Moody’s DataHub können Kunden Daten erkennen und transformieren, während sie in sicheren Umgebungen zusammenarbeiten.
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