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Staatsverschuldung weiter mit Null-Risiko-Fiktion

Von Dr. Oliver Everling | 6.März 2014

„Die Finanzintegration ist in Europa nicht weit geung gegangen“, analysiert Mag. Dr. Gertrude Tumpel-Gugerell, Aufsichtsrätin der Commerzbank AG auf dem 7. Finanzplatztag der WM Gruppe in Frankfurt am Main, die Ursachen der Finanzkrise, die noch viele Jahre die Forscher beschäftigen würden, so ihre Prognose.

Die Komplexität der Zusammenhänge habe zugenommen und die Verfelchtungen hätten nicht von selbst zu einer Streuung und zu einem Ausgleich der Risiken geführt. Darauf hätten sich zuvor die Hoffnungen gerichtet.

„Wir müssen das Thema Konvergenz neu überdenken“, sagt Tumpel-Gugerell. „Die Reformen wurden bis Einführung der Währungsunion da, danach fehlte der Druck“, skizziert sie Interessenlage der An der Währungsunion teilnehmenden Staaten. Die niedrigeren Zinsen hätten einige Verlockungen mit sich gebracht, denen die Regierungen offenbar nicht widerstehen konnten.

„Wir werden unterschiedliche Volkswirtschaften haben. Wir werden keine automatische Konvergenz zu den Besten haben. Das sind Themen, die nicht allein von der Öffentlichen Hand geschultert werden können. Die neuen Regeln der wirtschaftspolitischen Koordination spielen hier eine Rolle.

Die Stabilisierung des Finanzsystems sei eine sehr technische Diskussion, die nicht überall in der Bevölkerung reflektiert werde. Die Widerstandsfähigkeit der Banken sei deutlich gestärkt worden. Die Aufgabe der Souveränität in der Bankaufsicht sei ein großer Schritt gewesen.

Im Vergleich zu den USA habe Europa immer noch ein sehr großes und wenig konzentriertes Banksystem, das letztlich sehr diversifiziert sei. Die größten fünf Banken in den USA hätten einen wesentlich größeren Marktanteil als die größten fünf in Europa. „Banken müssen auch in der Aufbringung von Risikokapital wieder eine größere Rolle spielen.“ Tumpel-Gugerell plädiert daher auch für die Wiederbelebung des Verbriefungsmarktes.

„Meine Hauptbotschaft ist, die Eurozone hat viel erreicht“, Tumpel-Gugerell. Die Fikalpolitik sei reformiert worden, die Finanzaufsicht gestärkt, Tumpel-Guerell zählt weitere Bereiche auf, in denen Reformen realisiert wurden. Gefragt nach der Aufblähung der Bilanz der Europäischen Zentralbank äußert sie die Hoffnung, dass nachdem die Aufgabe bewältigt worden sei, die Liquidität des Bankensystems sicherzustellen, die Bilanzsumme auch wieder zurückgeführt werden könne.

„Die Nullgewichtung der Staatsanleihen würde ich nicht ändern“, erwidert Tumpel-Gugerell auf die Forderung, dass Banken die Risiken der Staatsverschuldung berücksichtigen sollten. Tumpel-Guerell hält es eher für möglich, bestimmte Obergrenzen zu definieren. 

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