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Wenige Top-Fonds bei Versicherungen

Von Dr. Oliver Everling | 11.Mai 2015

Im Niedrigzinsumfeld nimmt die Komplexität der Fonds im Angebot fondsgebundener Versicherungsprodukte stetig zu. Profitieren konnten hiervon insbesondere ETFs und Multi-Asset Fonds. Gleichzeitig mangelt es bei einem Großteil der angebotenen Fonds weiterhin an der Fondsqualität. Nur rund 46 Prozent des aktuellen Fondsangebots der Versicherer verfügt über ein FERI-Top Rating von A (sehr gut) oder B (gut). Im Bestand der Versicherungen ist der Anteil an Fonds mit Top-Rating mit 41 Prozent noch geringer. „Versicherer setzen in der Selektion weiterhin auf bekannte Produkte von großen Gesellschaften. Diese haben aber oft nur durchschnittliche oder schwache Ratings. Viele Versicherungen schenken der Qualität der von ihnen angebotenen Fonds zu wenig Beachtung. Dabei ist diese für die langfristig erzielbare Rendite des Versicherungsnehmers von zentraler Bedeutung“, kommentiert Dr. Tobias Schmidt, Vorstandsprecher der FERI EuroRating Services AG. Immerhin hat sich die Qualität des Bestands gegenüber der letzten Untersuchung aus 2013 um fünf Prozentpunkte verbessert. Das Potenzial sei aber längst nicht ausgeschöpft.

Dies sind die zentralen Ergebnisse der dritten Studie zur Fondsqualität in Versicherungsprodukten der FERI EuroRating Services AG. Untersucht wurden das aktuelle Fondsangebot von 51 Versicherungen mit rund 2.800 Fonds sowie der Bestand an Fonds in bereits bestehenden Versicherungspolicen von 71 Versicherungen mit rund 7.100 Fonds.

Der Anteil an Fonds mit einem Volumen von weniger als 50 Millionen Euro liegt im aktuellen Angebot bei 11,4 Prozent. Im Bestand der untersuchten Policen sind es sogar 17 Prozent. „Kleinere Fonds müssen per se nicht schlecht sein. Das Risiko, dass sie wegen mangelnder Profitabilität geschlossen werden, ist allerdings nicht zu vernachlässigen. Ein Drittel aller Fonds, die 2013 im Bestand waren und ein Volumen von weniger als 50 Millionen Euro hatten, sind mittlerweile geschlossen oder mit anderen Fonds verschmolzen. Das produziert unnötigen Verwaltungsaufwand bzw. Kosten, die bei entsprechender Auswahl der Fonds im Vorfeld vermieden werden können“, so die bei FERI EuroRating zuständige Analystin Sabrina Barth.

Das anhaltende Niedrigzinsumfeld hat auch bei den Versicherungspolicen sichtbare Spuren hinterlassen. Nur noch 31 Prozent der Versicherer bieten derzeit Garantiefondsprodukte mit Laufzeitbegrenzung an. 2013 waren es immerhin noch knapp 65 Prozent. Gleichzeitig ist der Umfang des angebotenen Fondsuniversums deutlich gestiegen. So ist die Zahl der Fonds in den untersuchten Angebotstarifen zwischen 2013 und 2015 von 1.200 auf 2.800 Fonds angewachsen.

„Wir haben es mit einer immer breiteren Palette an Fondskategorien zu tun, die sich auch in ihrer Struktur deutlich verändert hat“, sagt Barth. Der Anteil der Versicherungsgesellschaften, die Multi-Asset bzw. vermögensverwaltende Fonds einsetzen, hat sich über die Jahre deutlich erhöht. 2010 lag dieser Anteil noch bei 57 Prozent. Nach 76 Prozent in 2013 liegt dieser heute bei 95 Prozent.

Besonderes Interesse konnten zuletzt auch ETF-gebundenen Versicherungen auf sich ziehen. Lag der Anteil der Versicherer mit ETF-Angebot 2013 noch bei acht Prozent, so sind es aktuell bereits 37 Prozent. Dabei ist die Verteilung dieses Anteils über die verschiedenen Tarifarten relativ konstant. Nachhaltigkeitsfonds verzeichnen ebenfalls gestiegenes Interesse. Diese sind nun zu 72 Prozent (2013: 63 Prozent) im Angebot vorhanden. „Der Komplexitätszuwachs bei den Fondskategorien stellt Versicherer vor große Herausforderungen. Der Analyseaufwand ist merklich gestiegen. Gleichzeitig besteht weiterhin Handlungsbedarf bei der Qualitätsprüfung der Fonds. Versicherungsnehmer bzw. Interessenten von fondsgebundenen Versicherungen sollten entsprechende Qualitätsüberprüfungen beim Versicherungsgeber einfordern. Auch der Berater oder Vermittler kann hier einen wertvollen Beitrag liefern“, resümiert Vorstandssprecher Schmidt.

Themen: Fondsrating, Versicherungsrating | Kein Kommentar »

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