FFO-Plus 50% bei DEFAMA
Von Dr. Oliver Everling | 9.Mai 2019
Die Deutsche Fachmarkt AG (DEFAMA) berichtet über ihre neuesten Zahlen. Im ersten Quartal 2019 erzielte die Gesellschaft demnach bei einem Umsatz von 2,70 (Vj. 1,77) Mio. € ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) in Höhe von 1,66 (1,12) Mio. €. Dabei wurde ein Ergebnis vor Steuern von 690 (471) T€ erwirtschaftet. Das Nettoergebnis betrug 536 (370) T€. Dies entspricht einem Gewinn von 0,14 (0,10) € je Aktie. Die Funds From Operations (FFO) erreichten 1,13 (0,75) Mio. € und erhöhten sich somit um 50% gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
In den Zahlen enthalten waren im ersten Quartal 2019 die Erträge von 30 Bestandsobjekten. Diese bilden auch im zweiten Quartal unverändert die Ertragsbasis. Für das Gesamtjahr erwartet DEFAMA einen FFO von 4,4 Mio. € sowie einen Nettogewinn nach HGB von 2,2 Mio. €. In dieser Guidance ist bereits berücksichtigt, dass im zweiten Halbjahr durch den anstehenden Umbau in Radeberg teilweise Mieterträge weg- und umgekehrt weitere Kosten anfallen werden. Weitere Objektkäufe dürften im zweiten Halbjahr zusätzliche Erträge beisteuern.
Auf Basis des aktuellen Portfolios liegt der annualisierte FFO bei 4,4 Mio. €, entsprechend 1,13 € je Aktie. Der Vorstand geht davon aus, zeitnah Zukäufe vermelden und den annualisierten FFO mit den vorhandenen liquiden Mitteln noch deutlich steigern zu können. Per Ende 2019 soll diese Kennzahl bei mindestens 5,0 Mio. Euro liegen.
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IWIP: 8,7 % Mietsteigerung gegenüber 2017
Von Dr. Oliver Everling | 6.Mai 2019
Die Anlageklasse Industrieimmobilien entwickelt sich stetig mehr zur festen Größe. Dies belegen die Mietpreissteigerungen des gemeinsam von dem Wirtschaftsforschungsinstitut IW Köln und dem Beratungsunternehmen IndustrialPort veröffentlichten Industrieimmobilien-Mietpreis-Index (IWIP-Index). In die Betrachtung flossen ca. 16.000 Gebäude ein – davon ca. 4.000 im Erhebungsjahr 2018. Somit sind rund 25 Prozent aller deutschen Hallenflächen in den Index eingeflossen. Insgesamt zehn Firmen stellen hierfür – Stand Mai 2019 – ihre Daten zur Verfügung.
Der Gesamtindex ist gegenüber dem Vorjahr um 8,7 Prozent gestiegen. Einzeln aufgeschlüsselt sind die Subindices für Lager um 7,0 Prozent, für Logistik um 2,2 Prozent und für Produktion um 14,2 Prozent gestiegen. Regional und gebäudeausstattungsbedingt lassen sich große Unterschiede feststellen. „Dass die Mieten im Logistiksegment im Vergleich zum Gesamtindex nur leicht zugenommen haben, ist auf Entwicklungen am Investmentmarkt zurückzuführen: Vergleichsweise günstige Mietkonditionen bei großflächigen Entwicklungen mit Projektentwicklerausschreibung gleichen den signifikanten Mietanstieg in den Ballungs- und zentrumsnahen Gebieten wieder aus“, erläutert Jan Stemshorn, Director und Teamleader Industrial Agency des unterstützenden Unternehmens Savills in Köln.
Auch Rüdiger Hornung, Geschäftsführer von Wüest Partner, einem weiteren Teilnehmer am IWIP, bemerkt: „Die Assetklasse Lager und Produktion ist auf lange Sicht eine attraktive und stabile Anlagealternative. Gerade für Deutschland als mittelständischen Weltmarktführer mit hohem Lagervolumen und Versandaufkommen birgt diese Immobilienart großes Potenzial.“
Zur Statistik: Insgesamt haben folgende zehn Unternehmen Daten für den 2018er IWIP geliefert: Aengevelt, Argetra, Beos, BNP Paribas Real Estate, Engel & Völkers Commercial, Immowert AG, Palmira Capital Partners, Savills, TÜV SÜD ImmoWert sowie Wüest Partner Deutschland. Weitere Firmen haben eine Datenlieferung für den Betrachtungszeitraum 2019 zugesagt. Die komplette Fläche an Logistik-, Lager- und Produktionshallen, die im IWIP abgebildet ist, summiert sich auf rund 150 Mio. m² Hallenfläche in ganz Deutschland.
„Damit stellt der IWIP-Index aufgrund seiner Detailschärfe, seiner Datentiefe sowie der Teilnehmerzahl schon im zweiten Jahr seiner Veröffentlichung den Branchenstandard für Industrieimmobilien dar“, freut sich der geschäftsführende Gesellschafter von IndustrialPort, Peter Salostowitz.
Der IWIP-Index ergänzt die bereits am Markt bestehenden und etablierten Indices anderer Immobilienklassen. Er ist in die drei Subindices Lager, Logistik und Produktion unterteilt. Zusätzlich lässt er sich regional differenzieren und nach den Ausstattungsklassen einfach, funktional und modern auswerten. Zur Sicherstellung der zukünftigen Weiterentwicklung des IWIP-Indexes hat IndustrialPort langfristige Verträge mit dem IW abgeschlossen.
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DZ BANK Research lässt Altmaier alt aussehen
Von Dr. Oliver Everling | 15.April 2019
Gerade recht zur Diskussion um die „Nationale Industriestrategie 2030“ des Bundesministers für Wirtschaft und Energie, Peter Altmaier, kommt aus dem Research der DZ BANK eine fundierte Analyse zur Sinnhaftigkeit einer solchen Industriepolitik.
„Auf lange Sicht werden die Dienstleister in Europa, aber auch in Deutschland immer wichtiger für die Wirtschaft. Insbesondere in Europa dürfte dagegen“, so das ernüchternde Fazit der Experten, „die industrielle Fertigung weiter an Bedeutung verlieren.“ Ein Voranschreiten in die Dienstleistungsgesellschaft sorge zwar nicht automatisch für einen dynamischen Wachstumsboom, räumen die Analysten ein, ein positiver Effekt eines Bedeutungsgewinns der Dienstleistungen wäre aber eine merklich geringere Verwundbarkeit der deutschen Wirtschaft bei internationalen Krisen.
Eine reine Industriepolitik, wie sie im Rahmen der „Nationalen Industriestrategie 2030“ angedacht ist, wäre dagegen nach Feststellung der DZ BANK kaum zukunftsgerichtet und dementsprechend auch nicht zielführend. „Den Schwerpunkt der Förderung auf Großunternehmen in der Industrie zu legen, geht an der deutschen Wirklichkeit vorbei. Damit würden nicht nur erfolgversprechende, zukunftsorientierte Geschäftsmodelle in anderen Sektoren, sondern auch der für Deutschland so wichtige Mittelstand vernachlässigt.“
Die Experten der DZ BANK zeigen gleich auch Alternativen auf: „Viel sinnvoller als eine neue Industriepolitik wäre daher eine weitergehende Unterstützung von Forschung und Entwicklung unabhängig davon, ob sie der Industrie oder dem Dienstleistungsbereich zuzurechnen ist oder gar an den deutschen Universitäten erfolgt. Gerade eine erfolgreiche Grundlagenforschung könnte der deutschen Wirtschaft den Weg in die Zukunft weisen.“
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AKASOL erhöht den Durchsatz
Von Dr. Oliver Everling | 15.April 2019
Wer von elektrischem Antrieb spricht, redet bald auch von der seit 2018 börsennotierten AKASOL AG. Hauptverwaltung und Entwicklungsteam sitzen nach wie vor in Darmstadt, während die Produktionslinien in Langen entstehen. „Hier bauen wir fast eine Giga-Factory“, sagt Vorstandsvorsitzender Sven Schulz, denn die Möglichkeiten würden bald bis 800 Megawatt reichen.
AKASOL sieht sich für Marine, industrielle Fahrzeuge und Schiffe gut positioniert, so dass auch Batterien für Busse und Lastkraftwagen bald weiter Fahrt aufnehmen könnten. „Batteriesysteme werden überall dazu gehören“, ist sich Schulz sicher, denn auch bei einer Brennstoffzelle würde noch eine Batterie benötigt.
„Wir stellen keine Batteriehellen her, sondern integrieren diese in unsere Module“, macht Schulz klar. Elektronik und Software werde von AKASOL hinzugefügt. Thermomanagement usw. kommen ebenfalls von AKASOL hinzu. Es gebe hier keine Einheitslösung, sondern es bedürfe individueller Ansätze. Die Firma verbindet Hardware- und Software-Kompetenz.
Schulz ruft dazu auf, AKASOL und ihre Projekte mit Wettbewerbern zu vergleichen, bei denen Ankündigungen und Realisationen teils weit auseinander klaffen. „Wir haben eine sehr hohe Dynamik“, sagt Schulz mit Blick auf die Erneuerung der Generationen. Flaggschiffkunde ist eine Adresse in Schweden, aber auch ein asiatischer Nutzfahrzeughersteller sei in Sicht.
AKASOL schaltet sich in die Ladestruktur in Deutschland ein. Mit einem Kunden werde derzeit evaluiert, inwieweit AKASOL mit der notwendigen Schnelligkeit liefern könne. Unabhängigkeit vom Netzausbau zu werden, sei bei diesem Kunden das Ziel. Der Netzausbau würde dadurch auch beschleunigt. „Wir nehmen diese Anfrage mit einem sehr hohen Respekt auf“, dämpft Schulz die Erwartungen. Pro Woche werden derzeit 100 Batteriesysteme hergestellt, nach Umsetzung des Dreischichtbetriebs werden 150 hergestellt und nach Einrichtung der neuen Hallen die genannten Kapazitäten bis 800 Megawatt.
Der Börsengang brachte das notwendige Eigenkapital, um nun auch weiteres Fremdkapital aufnehmen und flexibel finanzieren zu können. Die Entwicklung des Cashflows ist von der Anlage kn Wertpapiere gekennzeichnet, um Negativzinsen zu vermeiden. Der Mitarbeiterstamm wird zügig ausgebaut. Im April 2019 zählt die Firma mehr als 200 Mitarbeiter.
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Systemausfall
Von Dr. Oliver Everling | 15.April 2019
„Was macht eigentlich Bernd Lucke?“ Das fragt vielleicht mancher, der sich an den Gründer der Partei „Alternative für Deutschland“ (AfD) erinnert. Lucke, der sein Baby „AfD“ verließ, verdankt der Partei immer noch sein Mandat im Europaparlament und hat ein Buch mit dem Titel „Systemausfall“ geschrieben. Lucke ist heute Bundesvorsitzender einer Kleinpartei namens Liberal-Konservative Reformer (LKR).
„Mit ‚Systemausfall‘ im modernen Sinne bezeichne ich den Ausfall eines staatlichen Sicherungssystems“, schreibt Lucke, nachdem er den Leser den Untergang Trojas vor Augen geführt hat. „Ich will mich zunächst auf die beiden prominentesten Systemausfälle der letzten zehn Jahre konzentrieren: die Eurokrise und die Flüchtlingskrise.“
Lucke steigt in sein Buch also mit seinen Lieblingsthemen ein. „Griechenland verbarg durch einen glatten Betrug, dass es im offenen Vertragsbruch lebte. Seine Aufnahme in den Euro war ungefähr so, als würde die katholische Kirche einen eingefleischten Ehebrecher zum Priester weihen.“
„In den Folgejahren ging die Schuldenmacherei Griechenlands munter weiter. Die jährliche Neuverschuldung lag Jahr für Jahr zwischen 6 Prozent und 9 Prozent statt der maximal zulässigen 3 Prozent“, knüpft Lucke an den Stabilitätspakt an. „2008 stieg die Neuverschuldung auf 10 Prozent und 2009 sogar auf 15 Pro zent des Bruttoinlandsprodukts. Die EU sah untätig zu. Es wurden keinerlei Sanktionen verhängt, obwohl der Rat dies hätte tun können.“
Die Vertragsbrüche waren nur allzu offensichtlich, so dass Lucke folgert: „Deshalb verteidigte die Geschäftsführende Direktorin des IWF, Christine Lagarde, die Eurorettung ja auch mit den Worten: ‚Wir mussten die Verträge brechen, um den Euro zu retten!‘ Aber das war falsch. Man musste keineswegs aus Zeitnot Vertragsbruch begehen.“
Lucke weist der Eurozone einen großen strategischen Fehler nach: Die Eurozone „hatte sich in die Karten gucken lassen, und Griechenland wusste, dass die Eurozone nur bluffte.“ Die Politik der konditionierten Kreditvergabe ist nach Lucke eine ungeeignete Politik, weil sie zwangsläufig dazu führt, dass der Gegenspieler weiß, wie gut die Karten des anderen sind: nämlich zwangsläufig im Laufe der Zeit immer schlechter. „Der Helfende begibt sich mit jeder Hilfsleistung tiefer in eine Abhängigkeit vom Hilfeempfänger, und am Ende hat der Hilfeempfänger alle Trümpfe in der Hand.“
Lucke sieht in Griechenland auch den Keim der Flüchtlingskrise: Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) kam zu dem Ergebnis, dass Griechenlands Asylsystem und seine Behandlung von Asylbewerbern einen Verstoß gegen die Europäische Menschenrechtskonvention darstellten. „Seit dem Urteil des EGMR im Januar 2011 durfte kein EU-Mitgliedsstaat mehr die Regeln der Dublin-Verordnung auf Griechenland anwenden und dort registrierte Flüchtlinge zuständigkeitshalber dorthin zurücksenden.“
Es habe danach gar keinen Grund mehr gegeben, weshalb Griechenland eingereiste Flüchtlinge noch registrieren sollte. „Vielmehr konnte Griechenland seine Aufmerksamkeit darauf konzentrieren,“ schreibt Lucke, „allen unwillkommenen Asylbewerbern möglichst schnell die Weiterreise in ein anderes EU-Land zu ermöglichen.“
Weder das Grundgesetz noch die Genfer Flüchtlingskonvention schützen die Opfer von Kriegen oder Bürgerkriegen. Aber die EU-Gesetzgebung tut dies, in dem sie die neue Kategorie des „subsidiär Schutzberechtigten“ schuf, kritisiert Lucke: „Kriegshandlungen sind keine individuelle Verfolgung. Man wird Opfer eines Krieges unabhängig von seiner Hautfarbe, seiner sexuellen Orientierung, seiner religiösen oder ethnischen Zugehörigkeit. Kriege oder Bürgerkriege sind schreckliche Schicksalsschläge für alle Bürger eines Staates, aber sie haben nichts mit individueller Verfolgung zu tun.“
Der beurlaubte Professor der Volkswirtschaftslehre Lucke erhellt mit seinen Darstellungen auch die aktuelle Komplexität der Austrittsverhandlungen bzw. der Bemühungen zur Abwendung des Brexits: „Obwohl Großbritannien dem Euro gar nicht angehörte, wäre sein vitalster Wirtschaftszweig von den Reparaturarbeiten der Eurozone unmittelbar betroffen. Aus britischer Sicht war es ein Schreckgespenst, dass die EU den britischen Finanzsektor regulieren würde, um eine nichtbritische Währung zu retten.“
Die Probleme in England gründen nach Lucke nicht nur in der EU: „Die Verstopfungseffekte in der sozialen Infrastruktur Englands sind keineswegs nur auf die voreilig in Kraft gesetzte Personenfreizügigkeit für die Bürger der osteuropäischen EU-Neumitglieder zurückzuführen, sondern sind gleichrangig auch ein Erbe des britischen Kolonialreichs.“
Während sich die ersten beiden Kapitel „Systemausfälle und Kontrollverluste“ sowie „Von der Einstimmigkeit zur Mehrzüngigkeit“ eher auf den Humus beziehen, auf dem die AfD wachsen konnte, setzt sich Lucke im Kapitel „Rechtsstaatlichkeit, Rechtschaffenheit und Rechtsextreme“ mit seinen ehemaligen Parteifreunden auseinander. Hier liefert der ehemaligen AfD-Vorsitzende wichtige Angaben zum „Gen-Code“ dieser heute erst sechsjährigen Partei, der drei Strömungen in der AfD anschwellen ließ. „Wenn ich heute auf die AfD schaue,“ bekennt Lucke, „fühle ich mich wie ein Vater, dem das Kind genommen wurde, um es unter Räubern großzuziehen.“
„Die erste Strömung war im Wesentlichen eine Kritik am Euro, die zweite eine Kritik an der EU. Das schloss sich nicht aus und demzufolge waren viele AfD-Mitglieder (auch ich selbst) mit unterschiedlichen Akzentsetzungen beiden Strömungen zuzuordnen. Das gemeinsame Bestreben war es, die Fehlentwicklungen zu korrigieren und Europa zu verbessern. Ich nenne diese Gruppe deshalb die ‚Verbesserer‘.“
Aus der von ihm gegründeten AfD trieb ihn nach eigener Darstellung eine dritte Strömung, die Strömung der „Verbitterten“: „Ihre gesamte Grundhaltung dem Staat und den Politikern gegenüber war skeptisch, pessimistisch und eben verbittert.“
Verbitterung sei die Voraussetzung für die Radikalisierung einer Partei. In der Flüchtlingskrise seien selbst äußerst abstruse Vorwürfe wie „Merkel will Deutschland abschaffen“ oder „Brüssel plant eine Umvolkung“ bei den Verbitterten auf fruchtbaren Boden gefallen, „weil diese Parolen deren genereller Grundeinstellung, schlecht vom Staat und seinen führenden Repräsentanten zu denken, entsprachen.“
Die Medien spielten bei dieser Entwicklung naturgemäß eine große Rolle: „Erst jetzt war die Partei das, was viele Journalisten so lange fälschlich behauptet hatten. Die Berichterstattung war zur selbsterfüllenden Prophezeiung geworden, weil die moderaten Mitglieder die permanente Rufschädigung nicht ertragen wollten – und weil der schlechte Ruf die falschen Mitglieder anzog. Heute geht dies so weit, dass ein beträchtlicher Teil der Partei unter dem Einfluss rechtsextremen Gedankenguts steht.“
Die Vorstellung einer „Umvolkung“ sei ja eine originär völkische. Die Verbitterten in der AfD waren ein idealer Nährboden für die, so Lucke, die das Saatgut völkischer Ideen ausstreuen wollten. Die Partei bot ihnen eine große Zuhörerschaft von Verbitterten als dankbaren Resonanzboden, der für pseudointellektuelle Theorie völkischer Politik empfänglich sei. So diagnostiziert der Professor die Krankheit der AfD: „Diesem Milieu tritt niemand in der AfD entgegen. Deshalb kann es wie ein Krebsgeschwür wuchern.“ Luckes Medikament: „Gegen Rechtsextreme helfen nur Rechtschaffenheit und Rechtsstaatlichkeit.“
Nachdem in seinem dritten Kapitel die AfD entlarvt wurde, widmet sich Lucke in den restlichen drei Kapiteln den „Systemausfällen“, der Spaltung Europas und der Zukunft der EU. Lucke hilft dem Leser u.a. die komplexe Problematik des Brexits zu verstehen. „Wenn Großbritannien trotz EU-Austritts im Binnenmarkt verbliebe – also sich zum Beispiel am Status von Norwegen orientieren würde –, dann wäre Großbritannien immer noch dem Europäischen Gerichtshof und rund 80 Prozent aller EU-Gesetze unterworfen. Aber anders als heute hätten die Briten keinerlei Möglichkeit mehr, bei der Gesetzgebung mitzubestimmen und ihre eigenen Interessen einfließen zu lassen. Wäre dies nicht eine klare Verschlechterung gegenüber der Vollmitgliedschaft in der EU? Wird diese Verschlechterung wirklich aufgewogen dadurch, dass man rund 20 Prozent an eher weniger bedeutenden Gesetzen nun nicht mehr umsetzen muss?“
Der Europaparlamentarier Lucke spricht sich dafür aus, „aus dem Europaparlament ein Parlament für den Binnenmarkt machen. In diesem Binnenmarktparlament sollen alle Teilnehmerstaaten des Europäischen Binnenmarkts gleichberechtigt mitwirken können. Die Apartheid hätte ein Ende.“
Der Leser wird durch die Bilanz ernüchtert, die Lucke über seine Arbeit als Europaabgeordneter zieht: „Kein Abgeordneter liest auch nur ein Zehntel dessen, was er abzustimmen hat. Er folgt vielmehr in den meisten Fällen blind den Empfehlungen eines Fraktionskollegen, der aber selbst nicht alles lesen kann, was in seine Zuständigkeit fällt, sondern viele Empfehlungen nur auf der Basis der Empfehlungen seiner Mitarbeiter gibt.“ Lucke gibt zahlreiche Beispiele: „Die DSGVO ist übrigens ein Gesetz mit Binnenmarktrelevanz. Es ist ein Beispiel für ein misslungenes, überregulierendes Gesetz.“
Lucke rät daher eher zur Umkehr, statt allgemein auf noch mehr Zuständigkeiten und Kompetenzen der Institutionen der EU zu setzen: „Um die EU zu entschlacken, sollte künftige Gesetzgebung überwiegend Ziele und Prinzipien festlegen, die Mittel und Wege aber den Mitgliedsstaaten freistellen.“
Lucke besinnt sich offenbar mit seinem Buch auf seine Wurzeln, seine Arbeit als Professor und Lehrer, der die Welt sachlich beschreibt, erklärt und zu dem einen oder anderen Punkt auch mal eine Prognose wagt und eine Empfehlung gibt. Während der Untertitel seines Buches „Systemausfall“, nämlich „Europa, Deutschland und die AfD: Warum wir von Krise zu Krise taumeln und wie wir den Problemstau lösen“, eine herbe Abrechnung mit politischen Gegnern nicht ausschließen würde, zeigt sich doch, wie Lucke Polemik und Propaganda vermeidet und ein Buch vorlegt, das einerseits seine Sicht historischer Ereignisse dokumentiert und andererseits einen fundierten Diskussionsbeitrag zu aktuellen Problemen der EU liefert.
Die CDU erregt Luckes Mitleid: „die CDU dauert mich“. Mit Blick auf die Europawahl 2019 schreibt Lucke: „Deshalb empfehle ich Ihnen voll Großmut: Wählen Sie CDU! Aber bitte nur, wenn die CDU sich revanchiert und voll Großmut empfiehlt: ‚Wählen Sie Lucke!'“
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Unternehmensanalysen
Von Dr. Oliver Everling | 4.April 2019
„Wie man die Zukunft eines Unternehmens prognostiziert“ – so lautet im Schäffer Poeschel Verlag der Untertitel des neuen Buches „Unternehmensanalysen“ von Prof. Dr. Peter Seppelfricke. Er lehrt in der Hochschule Osnabrück an der Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften auf einem Lehrstuhl für Finanzwirtschaft.
Das Buch gliedert sich nach einer Einleitung in drei Hauptkapitel: Finanzanalysen, strategische Unternehmensanalysen und Anfertigung von Prognoserechnungen. Im Kapitel „Finanzanalysen“ geht es explizit um Vergangenheitsanalysen, während bei strategischen Unternehmensanalysen die Analyse von Erfolgspotenzialen im Vordergrund steht. Seppelfricke nimmt den Konzernabschluss zum Ausgangspunkt seiner Darstellung, so dass er folgerichtig auf die Unterschiede von HGB, IFRS und US-GAAP zu sprechen kommt, Bereinigungen von Erfolgs- und Bilanzgrößen erläutert und so die Analyse des Erfolgs herleitet.
Zur strategischen Unternehmensanalyse lässt sich Seppelfricke von Michael Porters legendären „Five Forces“ inspirieren, die er zum Kern seiner Analyse der „Mikroumwelt“ macht, während zur Analyse der „Makroumwelt“ insbesondere STEP-Analyse und Stakeholder-Ansatz herangezogen werden.
Das Buch von Seppelfricke ist durchweg praxisorientiert. Es hält sich aufgrund der klaren Fokussierung der Erfolgsprognose nicht etwa mit der kapitalmarkttheoretischen Herleitung von Beta-Faktoren, mit Fragen nach der Informationseffizienz und der Arbitragefreiheit der Finanzmärkte oder mit optionspreistheoretischen Modellierungen auf. Die Särken des Buches liegen in seiner Eignung als Lernbuch sowohl für Studenten, als auch für Praktiker, denn der Lehrstoff wird gut strukturiert, übersichtlich und kompakt mit wenig Formeln, aber vielen Tabellen, Listen und Grafiken auf 275 Seiten präsentiert.
Im Unterschied zu angelsächsischen Publikationen greift Seppelfricke Beispiele von Unternehmen auf, die Lesern im deutschsprachigen Raum eher geläufig sein sollten. Indem Seppelfricke bekannte Unternehmen wie Kirch Media, Lufthansa oder Nestlé bespricht, erleichtert er dem Leser das Verständnis der präsentierten Methoden, Kennzahlen usw.
Das Buch kann allen einen Einstieg in das anspruchsvolle Spezialgebiet der Unternehmensanalyse bieten, die beispielsweise in Konzernen in die Verantwortung für strategische, für die Bewertung von Unternehmen relevante Entscheidungen hineinwachsen, oder die für Finanzdienstleister im Buy-Side- oder Sell-Side-Research tätig sind.
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Fondsqualität bei fondsgebundenen Rentenversicherungen im Rating
Von Dr. Oliver Everling | 28.März 2019
Immer noch wird bei der fondsgebundenen Renten- und Lebensversicherung viel Potenzial verschenkt. Die jüngste Studie Frankfurter Fondsexperten zeigt deutlich, dass die Fondsanlage bei vielen Versicherern und Beratern zu wenig Beachtung findet. Im schwierigen Börsenjahr 2018 haben sich Rating und Performance für den gesamten Anlagestock der deutschen Versicherer weiter verschlechtert. Diese Entwicklung kommt nicht unerwartet: Gerade in schwierigen Marktphasen gewinnt die richtige Fondsauswahl noch mehr an Bedeutung. f-fex hat für eine Studie die Geschäftsberichte von 77 Lebensversicherern (63 Konzerngesellschaften) des Jahres 2017 ausgewertet. Die Studie deckt damit rund 110 Mrd. Euro des knapp über 111 Mrd. Euro schweren Anlagestocks aller fondsgebundenen Kapitallebens- und Rentenversicherungen ab.
„Das Angebot der deutschen Versicherer bei fondsgebundenen Rentenversicherungen bleibt deutlich hinter seinen Möglichkeiten“, erklärt Dr. Tobias Schmidt, CEO der f-fex AG. Um das Renditepotenzial wirklich ausschöpfen zu können, bedürfe es eines deutlich besseren Fondsangebots und einer regelmäßigen, kompetenten Betreuung der Policen-Portfolios. „Auch wenn es vermehrt Bemühungen gibt, diesen Zustand zu ändern, sind viele Versicherer und die von ihnen mandatierten Vertriebsgesellschaften davon noch weit entfernt“, so Schmidt. Nur etwa ein Drittel des Anlagestocks der deutschen Versicherer ist in gut bis sehr gut geratete Fonds investiert. Der Rest verteilt sich auf durchschnittliche bis schwache Ratings.
„Versicherer könnten mehr tun“, so das Fazit von Schmidt. „Im anhaltenden Niedrigzinsumfeld sind fondsgebundene Lebensversicherungen weiterhin ein zentraler und sinnvoller Baustein in der privaten Altersvorsorge.“ Wie die Studie zeigt, ist das Renditepotential des Anlagestocks fondsgebundener Lebensversicherungen bei weitem nicht ausgeschöpft. Versicherer könnten hier deutlich mehr tun, auch wenn die Entscheidung über die Portfoliozusammensetzung und deren Veränderung während der Vertragslaufzeit letztlich Sache des Policeninhabers ist. „Ohne qualitativ bessere Fonds, aussagefähigeres Berichtswesen und kompetente, laufende Beratung wird sich an der gegenwärtigen Situation wenig ändern“, so Schmidt. „Der Kunde braucht hier mehr Unterstützung durch den Versicherer.“
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11. Expertenforum „Risikoprofiling mit Anlegern“
Von Dr. Oliver Everling | 27.März 2019
Warum erreicht traditionelle Anlageberatung nur so wenige Menschen? Nur MiFID alleine die Schuld zu geben ist zu kurz gegriffen. Innovative Finanzberater sind auf der Suche nach einem neuen Weg. Ein Ansatz ist Finanzberatung, die Menschen vermittelt: „Du wirst die Kontrolle in der Hand behalten“
„Wir brauchen ein Beratungsangebot, das den Kunden als Finanzentscheider von Anfang an aktiv einbezieht. Wir brauchen Beratung,“ sagt Monika Müller von FCM Finanzcoaching, „die das Selbstvertrauen von Kunden stärkt und Selbstüberschätzung zum Wohle des Kunden und im Sinne einer bewusst guten Finanzentscheidung abbaut. Wir brauchen Berater, die für den Umgang mit verschiedenen Persönlichkeiten gerüstet sind. Das 11. Expertenforum hält für alle Berater, die ihren Kunden eine eigene Meinung zutrauen, Lösungen bereit.“
Schwerpunkt: Die Wirkung von (Selbst)Vertrauen und Zuversicht in der Finanzberatung
Datum: Donnerstag, der 23. Mai 2019
Uhrzeit: 09.15 bis 17.30 Uhr
Ort: IHK Wiesbaden
Zielgruppe: Finanzplaner, Finanzberater, Finanzcoaches, Vermögensverwalter, Family Office, Steuerberater und Privatkunden
Themen:
- Vertrauen in den Beratungsprozess selbst stärken – Wie kann das der einzelnen Bank und Berater gelingen?
- Vertrauen und Risiko als konstituierende Elemente der Beratung
- Sind Menschen mit viel Selbstvertrauen schwierige Kunden? Die Rolle des Selbstbildes in der Beratung
- Die Wirkung von Selbstvertrauen, Vertrauen und Zuversicht in der Finanzberatung
- Risikoprofiling in der Frauenfinanzberatung: Reflexion der Risikobereitschaft als wichtiger Baustein einer selbstbestimmten Anlageentscheidung
- Mehr Entscheidungssicherheit – und Selbstvertrauen – mit Risikoprofiling am Beispiel der Walser Privatbank
Eingebettet in das Programm sind verschiedene Diskussionsgruppen sowie Gruppenarbeit mit den Referenten.
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Zahlungsverzögerungen werden immer länger
Von Dr. Oliver Everling | 25.März 2019
Der Kreditversicherer Coface veröffentlicht seine Umfrage: 59 Prozent der 1500 chinesischen Unternehmen, die an der jährlichen Umfrage zum Zahlungsverhalten teilgenommen haben, glauben, dass sich die Wirtschaft 2019 nicht verbessern wird. Das ist der höchste Skepsiswert seit 2003. Auch die Situation im Zusammenhang mit Zahlungsverzögerungen hat sich verschlechtert: 62 Prozent der Unternehmen in China erlebten 2018 Zahlungsverzögerungen. 40 Prozent der Befragten meldeten einen Anstieg der Verspätungen.
Der Betrag von ausgefallenen Unternehmensanleihen vervierfachte sich auf 16 Mrd. USD, während die Zahl der Konkursverfahren, die durch den Obersten Gerichtshof abgeschlossen wurden, auf 6646 anstieg. Dieser Druck muss im Zusammenhang mit dem Abbau der Verschuldung in der ersten Jahreshälfte 2018 gesehen werden, was zu einer Verschärfung der Liquiditätsbedingungen führte. Angesichts widriger Umstände ist mit 59 Prozent eine Mehrheit der Befragten eher pessimistisch hinsichtlich der kurzfristigen wirtschaftlichen Entwicklung. Im Vorjahr waren es nur 33 Prozent. Es ist das erste Mal, seit Coface 2003 mit Zahlungsumfragen in China begonnen hat, dass die Skepsis überwiegt.
62 Prozent der Unternehmen haben 2018 Zahlungsverzögerungen erlebt. 40 Prozent gaben an, dass sie einen Anstieg verzeichneten, gegenüber 29 Prozent im Jahr 2017. Noch beunruhigender ist, dass der Anteil mit extrem langen Zahlungsverzögerungen um mehr als 180 Tage, die 2 Prozent des Jahresumsatzes überschreiten, von 47 Prozent im Jahr 2017 auf jetzt 55 Prozent gestiegen ist. Denn nach den Erfahrungen von Coface werden 80 Prozent der extrem lange überzogenen Rechnungen nicht mehr bezahlt. Wenn die Beträge mehr als 2 Prozent des Jahresumsatzes ausmachen, kann zudem der Cashflow eines Unternehmens gefährdet sein. Der größte Anteil mit extrem langen Zahlungsverzögerungen und sogar mehr als 10 Prozent ihres Jahresumsatzes entfiel auf den Bausektor (28%), gefolgt von der Automobilindustrie (27%) und den Informations- und Kommunikationstechnologien (25%). Der Pharmasektor verzeichnete den niedrigsten Anteil (7%) vor dem Agrar- und Ernährungssektor (12%).
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Comgest sammelt gute Ratings
Von Dr. Oliver Everling | 14.März 2019
Die Erfolgsserie der internationalen Fondsgesellschaft Comgest im Jahr 2019 setzt sich fort: Nach mehreren Preisen im Rahmen der €uro-Fundawards und der Auszeichnung als bester Fondsspezialist beim Capital Fonds Kompass kann sich die Fondsboutique nun auch bei den diesjährigen Thomson Reuters Lipper Fund Awards über Erfolge freuen. Die internationale Ratingagentur Lipper hat Comgest mit gleich neun Auszeichnungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz bedacht.
Nachdem die unabhängige Fondsboutique Comgest bereits in den letzten Jahren regelmäßig bei den Lipper Fund Awards zahlreiche Auszeichnungen erhielt, wurde sie auch 2019 mit insgesamt neun Preisen für die DACH-Region geehrt. Die Thomson Reuters Lipper Fund Awards zählen seit mehr als drei Jahrzehnten und in über 20 Ländern zu den wichtigsten Preisverleihungen in der Fondsbranche. Sie zeichnen weltweit die besten Fonds im Hinblick auf eine konstant starke Performance und sehr gutes Risikomanagement aus.
Bei den diesjährigen Awards konnte Comgest in Deutschland, Österreich und der Schweiz mit seinen Asien- und Europa-Strategien über drei, fünf und zehn Jahre hinweg überzeugen: Der Comgest Growth Asia sowie der Comgest Growth Europe Opportunities gewannen je drei Auszeichnungen, der Comgest Growth Japan wurde zwei Mal prämiert und der Comgest Growth Europe Smaller Companies einmal. Alle Fonds wiesen eine starke Performance auf und ließen sowohl die Vergleichsindizes als auch die jeweiligen Mitbewerber hinter sich. Das Risiko der Fonds lag dabei entsprechend der Qualitätswachstumsstrategie von Comgest unterhalb des Marktdurchschnitts.
„Die jüngsten Auszeichnungen durch Lipper sind eine Bestätigung unserer Qualitätswachstumsstrategie. Wir suchen die optimale Mischung aus dynamischem Gewinnwachstum, guter Vorhersehbarkeit sowie attraktiver Bewertung. Wir lassen uns von Störgeräuschen wie dem Brexit oder dem Handelskrieg zwischen den USA und China nicht beirren. Die langfristige Outperformance ist Ergebnis unseres konzentrierten und langfristigen Anlagestils, der von unserem 45-köpfigen Investmentteam rund um die Welt diszipliniert umgesetzt wird“, bekräftigte Comgest-CEO Arnaud Cosserat.
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