Aktienmärkte signalisieren Dauerzinstief
Von Dr. Oliver Everling | 23.September 2019
Bei der Preisbildung an den Kapitalmärkten werden alle verfügbaren Informationen berücksichtigt. Die Preise der gehandelten Vermögenswerte beruhen auf Angebot und Nachfrage seitens der Anleger, die in Bezug auf die künftigen Cashflows der Basiswerte unterschiedliche Ansichten vertreten. „Einfach ausgedrückt stellt der Markt die aggregierte Sicht der Anleger in Bezug auf die künftigen Cashflows und folglich auch die Risiken dar. Der Markt sendet Signale. Betrachten wir einmal ein einfaches Beispiel“, erklärt Robert M. Almeida, Jr., Portfoliomanager und Global Investment Strategist bei MFS Investment Management.
„Im Juli 2007 begann der Markt für strukturierte Kreditprodukte (beispielsweise Collateralised Debt Obligations) Cashflow-Risiken zu signalisieren, da beträchtliche Ausfallrisiken eingepreist wurden. Gegen Jahresende und im Laufe des Jahres 2008 waren auf dem allgemeinen Kreditmarkt dann ähnliche Abschläge für angespannte Cashflows und letztlich Insolvenzrisiken zu beobachten. Dennoch ignorierten die Aktienanleger damals ein entscheidendes Signal des Anleihenmarkts“, erinnert Almeida, „bis nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers im September 2008.“
„Waren wir in den letzten Jahren möglicherweise Zeuge des umgekehrten Phänomens? Hat der Anleihenmarkt vielleicht das vom Aktienmarkt ausgesendete Deflationssignal übersehen?“ Almeida geht dieser Fragen nach.
Die Outperformance von Wachstumstiteln im Vergleich zu Value-Aktien wurde in den letzten Jahren bis zur Erschöpfung diskutiert. Es stehen sich zwei „Lager“ gegenüber. Anleger, die auf Wachstumstitel setzen, erklären die bessere Wertentwicklung damit, dass Technologieunternehmen künftig höhere Erträge erwirtschaften werden. Value-Anleger hingegen erklären das Phänomen als Trendfolge, ähnlich wie die Technologieblase Ende der 90er Jahre. Sie rechnen mit einer Rückkehr zum Mittelwert und gehen davon aus, dass Value-Aktien sich letzten Endes wieder an die Spitze setzen werden.
„Könnte es sein,“ fragt Almeida, „dass diese beispiellose Outperformance des Growth- gegenüber dem Value-Segment über weite Teile der letzten zehn Jahre weltweit niedrigere Zinsen oder gar ein Nullzinsniveau angekündigt hat? Vielleicht haben Anleiheanleger das Signal sträflich ignoriert, ebenso wie die Aktienanleger vor der weltweiten Finanzkrise?“
Der Wert eines Unternehmens sollte dem Gesamtwert seiner Sachanlagen und ähnlichen Vermögenswerte zuzüglich der abgezinsten Cashflows entsprechen. In der Sprache der Anleiheanleger sind Aktien Vermögenswerte mit einer sehr langen Duration bzw. Laufzeit. „Insbesondere Wachstumsunternehmen stellen die Aktienanlagen mit der längsten Duration dar,“ argumentiert Almeida, „denn in der Regel investieren diese den Cashflow wieder ins Unternehmen, statt ihn im Laufe der Zeit an die Aktionäre auszuschütten. Reife, zyklische Value-Unternehmen dagegen zahlen den Aktionären in Form von Dividenden oder Aktienrückkäufen konsequenter Kapital zurück. Dementsprechend haben Growth-Aktien eine längere „Duration“ als Value-Aktien.“
Trotz beispielloser Konjunkturpakete verharrt die Inflation auf gemäßigtem Niveau, was sowohl der Zentralbank als auch dem Anleihenmarkt Rätsel aufgibt. „Vielleicht sollten Anleiheanleger ihre Aufmerksamkeit nicht mehr auf das Symptom – die geringe Inflation – sondern eher auf branchenübergreifende Entwicklungen richten?“ Technologie erhöht das Angebot zum Verkauf verfügbarer Güter und Dienstleistungen, hat zu Preistransparenz und zu einem besseren Produktqualitätsbewusstsein geführt. „Gemeinsam haben diese Faktoren in mehreren Sektoren weltweit Preiskämpfe ausgelöst,“ so Almeida, „die wiederum die Desinflation beflügeln. Das ist aus meiner Sicht der Grund dafür, dass die Zinssätze womöglich noch weiter sinken werden.“
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Wurzen im Portfolio von DEFAMA
Von Dr. Oliver Everling | 17.September 2019
Die Deutsche Fachmarkt AG (DEFAMA) meldet den Abschluss eines Kaufvertrages über ein Nahversorgungszentrum in Wurzen (Sachsen), etwa 30 Kilometer östlich von Leipzig. Der Kaufpreis beträgt 1,5 Mio. €. Die Jahresnettomiete beläuft sich auf gut 160 T€. Die vermietbare Fläche umfasst 3.423 qm. Hauptmieter des Objekts sind Penny, TEDi und KiK. Im Objekt vertreten sind ferner ein Factory Outlet von de-Beukelaer, ein Frisör und ein Imbiss. Im Obergeschoss gibt es zudem zwei Büro-/Wohneinheiten.
Mit Abschluss der Transaktion steigt die annualisierte Jahresnettomiete der DEFAMA auf rund 10,5 Mio. €. Das Portfolio umfasst nunmehr 34 Standorte mit fast 140.000 qm Nutzfläche, die zu etwa 96% vermietet sind. Zu den größten Mietern zählen ALDI, EDEKA, LIDL, Netto, NORMA, Penny, REWE, Getränke Hoffmann, Dänisches Bettenlager, Deichmann, KiK, Takko und toom. Auf Basis des aktuellen Portfolios liegt der annualisierte FFO bei knapp 5 Mio. €.
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Die Immobilienwirtschaft kann mehr, als der Staat zulässt
Von Dr. Oliver Everling | 11.September 2019
Auf dem Immobilientag der Börsen-Zeitung freut sich Ulrich Caspar, Präsident der IHK Frankfurt am Main, über die Standortvorteile Frankfurts, die unter anderem darin bestehen, in der Mitte Deutschlands ein von überall gut erreichbarer Veranstaltungsort zu sein. Die erfreuliche Entwicklung der Kaufkraft in Frankfurt, die Attraktivität des Standortes und die Standortpolitik trugen dazu bei, dass Frankfurt am darüber hinaus auch nach wie vor viel Raum für Arbeiten und Wohnen bietet.
Caspar skizziert, dass sowohl Angebot als auch Nachfrage nach Immobilien bereitstehen. Die Marktteilnehmer könnten zusammenfinden, wenn man sie ließe. Es gelte aber nach wie vor das vom Reichsgesetz eingeführte Recht der Kommunen zu bestimmen, wer wo bauen oder wohnen darf. Viele Kommunen würden aber ihrer Verantwortung nicht gerecht, Bauland auszuweisen, um zusätzliche Bebauung zu ermöglichen. “Es gibt bestimmt kein Versagen des Marktes, sondern der öffentlichen Hand, nicht genügend Bauland auszuweisen.” Caspar appelliert daran, mit mehr Wissen statt Vermutungen zu arbeiten. Daher unterstütze die IHK Frankfurt gerne die Veranstaltung der Börsen-Zeitung, zumal der Großraum Frankfurt rund die Hälfte der Wirtschaftskraft Hessens abbilde. Den Engpass gebe es woanders, nicht bei den Arbeitskräften, die hier arbeiten wollen, und auch nicht bei den Unternehmen, die die Arbeitskräfte benötigen. Die Menschen können aber nur hierher kommen, wenn es genug Wohnraum gibt und erlaubt wird.
Timo Tschammler, CEO Germany bei JLL, zeigt die unheilige Allianz zwischen Regulierungs(wahn)sinn und öffentlichem Interesse auf. “In dieser Dichte und Debattierfreudigkeit kannten wir das in der Vergangenheit nicht”, sagt Tschammler. Folge der Eingriffe der Politik ist die reduzierte Investitionsfreude. Die politischen Einflüsse haben negative Effekte auf das Transaktionsvolumen und etablierte Akteure in Berlin. Die Zahl der gehandelten Einheiten ging in Berlin ebenso zurück wie auch das Transaktionsvolumen.
Tschammler zeigt auf, dass der Enteignungsprozess von denjenigen, die Wohnraum geschaffen haben, im vollen Gange ist. Auch Unternehmen wie Deutsche Wohnen seien schon heute betroffen, denn die Aktionäre seien schon durch bloßen Beginn der Debatte (Habeck, Bündnis90/Die Grünen) um einen großen Teil ihrer Ersparnisse gebracht worden.
Zwischen Bürovermietungsumsatz und gängigen Indices zur Beschäftigungsquote, dem DAX oder dem BIP bestehe ein klarer Zusammenhang mit einem Time-Lag. Verliere der Index 5 %, sinke der Flächenumsatz um 10 % ca. drei Quartale später. Verliere das BIP 1 %, sinke der Flächenumsatz um 10 %. Der Renditedruck locke neues, hungriges Kapital in den deutschen Immobilienmarkt. Das Transaktionsvolumen 2018 mit 79 Mrd. Euro Immobilien stehe auslaufenden 10-jährigen Staatsanleihen von 150 Mrd. Euro aus auslaufenden Staatsanleihen in den nächsten drei Jahren bis Ende 2021 gegenüber. Wer bisher noch Zinseinnahmen mit Staatsanleihen hatte, suche bei nun negativ verzinsten Anleihen nach Alternativen.
“Immer mehr institutionelle Kapitalsammelstellen erhöhe ihre durchschnittliche Zielallokation auf Immobilieninvestitionen”, weist Tschammler nach. Durch eine sich abzeichnende Abkühlung der Weltkonjunktur sei zu erwarten, dass Zinsen niedrig gehalten würden. “Zukünftige Zinsanhebungen werden vorerst nicht”, unterstreicht Tschammler, “über das niedrige Niveau von 2014 hinaus gehen.” Der Kapitaldruck übermanne derzeit die Angst. Das Zinsumfeld sei daher nach wie vor freundlich.
“Logistik kommt aus dem Lachen nicht mehr heraus”, sagt Tschammler, denn Spitzenrenditen seien in der Logistik zu erzielen, obwohl Druck auf alle Bereiche der Wirtschaft leiste. Die Spitzenmieten für Lagerflächen über 5000 Quadratmetern ziehen auf über 7 Euro an. Er geht auf weitere Immobilienarten ein. Der Flex Office Boom habe noch keinen ganzen Zyklus erlebt, warnt Tschammler vor dieser jungen Assetklasse. Es sei noch nicht erwiesen, ob in der Rezession dieses Konzept zu den Gewinnern oder den Verlierern gehören werde.
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Bewertungsrelationen drängen zur Korrektur
Von Dr. Oliver Everling | 10.September 2019
“Marokko gehört zu den stabilsten Ländern in Afrika”, berichtet Tim Love, Investment Director und Emerging-Markets-Experte bei GAM. Er erläutert, warum die Weichen für eine Outperformance der historisch günstig bewerteten Schwellenländeraktien gestellt sind, insbesondere mit Blick auf die VARPS (Vietnam, Argentinien, Rumänien, Pakistan und Saudi-Arabien). In Afrika wird das Bevölkerungswachstum den Kontinent zu einem Schwergewicht machen, während die Bevölkerung Europas zu einer kleinen Minderheit auf der Welt gemacht wird.
“Emerging Markets haben Besonderheiten. Es kommt nicht allein darauf an, worin investiert wird, sondern auch darauf, wie man finanziert. Eine gute Investition kann durch die falsche Finanzierung ruiniert werden”, warnt Love. Auf eine Diskussion von Anlagestilen wie Value oder Growth will sich Lover nicht einlassen. Es gehe um Fehlbewerrtungen und Wachstum, das im Rahmen der Erwartung von GAM liegen muss, um in den Auswahlprozess zu kommen. Love unterstreicht die Bedeutung von ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance). Damit habe GAM seit mehr als 16 Jahre Erfahrungen. Definitv zeige sich eine Outperformance durch gute Governance – oder umgekehrt, schlechte Governance eines Unternehmens führt zu unterdurchschnittlichen Resultaten.
“Das Wissen ist nicht auf der Hauptstraße, sondern auf LinkedIn”, sagt Love bildhaft. Um Alpha zu generieren, komme es darauf an, Analysten mit Erfahrungen zu finden. Diese finden sich nicht unbedingt bei den bekannten, großen Adressen, bei denen die Hochschulabsolventen anheuern. Wenn diese die großen Häuser verlassen, bringen sie die Erfahrungen mit, um auch in Emerging Markets erfolgreich analysieren zu können.
Love verweist auf Performance-Darstellungen, wie sie von der Ratingagentur Morningstar geliefert werden. “Passive Investoren underperformen die Indizes”, zeigt Love auf, da diese Fonds gezwungen seien, dem jeweiligen Index hinterherzulaufen. Love erläutert im Detail die Mechanismen, die hier auf den Märkten zusammenwirken.
“Griechenland hat das Sozialprodukt von zwei oder drei Tagen in China”, macht Love die Gewichtungen der wirtschaftlichen Entwicklungen klar. China Chem werde im MSCI nicht reflektiert, weil die Gesellschaft nicht in Hongkong gehandelt wird. Wer also sich einfach nur mit Indices beschäftige, verpasse die Gelegenheiten, die sich bei bedeutenden anderen Unternehmen ergeben.
Love sieht die Chancen in “China China”, weniger in “Hongkong China”. Love räumt ein, dass viele sein Argument nicht verstehen würden: Aus westlicher Sicht spiele sich der chinesische Markt zu 99 % in Hongkong ab, was aber ganz offensichtlich nicht der Realität entspreche.
Die Proportionen in den Emerging Markets sprechen für gute Perspektiven für Aktien, so Love. Er holt für diese Prognose ein Argument aus den Bewertungsverhältnissen von Aktien versus Anleihen in den Emering Markets. Betrachtet man die Relation der Bewertung der Anleihen zu Aktien in Emerging Markets in 2003 und stellt diese den heutigen Relationen gegenüber. Demnach besteht ein hoher Nachholbedarf für Aktien.
Love lässt wenig Hoffnung, mit traditionellen Bewertungsmodellen den heutigen Marktverhältnissen gerecht zu werden. “Wer in CAPM investiert war, hat nur Verluste erlebt”, sagt Love. Das Modell habe nicht zu einer Outperformance führen können. “Wie müssen Aktien bewertet werden, wenn die Kosten der Kapitalaufnahme sich den Negativzinsen nähern?”
Unterstützung finden Aktien aus Emerging Markets auch durch die Allzeit-Tiefststände der Wechselkurse. Jede Aufwertung dieser Währungen würden Gewinne aus Emerging-Market-Aktien unterstützen. Die USA werden von Standard & Poor’s nur gut eine Ratingklasse besser als China beurteilt, so dass sich auch die Differenzen in den Ausfallrisiken einengen.
Russland und Brasilien sieht Love als positive Carry-Trade-Märkte. China wird ebenfalls übergewichtet, jedoch mit sorgfältiger Titelselektion. “Indien war ein Friedhof in diesem Jahr”, sagt Love, so dass sich GAM “im Versteck” gehalten habe. Nun würden sich in Indien aber Gelegenheiten ergeben, da die Bewertungen stark zurückgenommen wurden.
Ergebnis der jüngsten Bottom-up-Bewertungsanalyse ist eine Übergewichtung von Pakistan, Türkei, Kolumbien, Mexiko und Russland und eine Untergewichtung von Thailand, Griechenland, Taiwan, Qatar und Malaysia. Love nennt hier jeweils nur die höchsten und niedrigsten Fünf. “Türkei ist entweder ein gescheiterter Staat oder ein extrem guter Kauf”, sagt Love, “beziehen Sie Stellung!” Kapitalkontrollen seien das Risiko – verhaftete Journalisten usw. Love sieht die Risiken, die die Grundlagen des türkischen Staates zerstören könnten.
Die “Stans” (Turkmenistan, Kasachstan usw.) eröffnen zahlreiche Möglichkeiten auch für die Türkei. In Griechenland seien Bewertungen bereits nach oben gegangen, während in der Türkei Bewertungen noch weiter von den niedrigsten Ständen in Griechenland entfernt seien. Love glaubt daher, mit einem vergleichsweisen kleinen Risiko ein hohes Potential in der Türkei nutzen zu können.
Auch chinesische Banken hält Love für “lächerlich billig”, wenn man sich die Bewertungsverhältnisse klarmache. Es gab immer noch Bauern in China, die über kein Bankkonto verfügten. Nun reiche das Gesicht oder Iris der Augen, um Teil des Wirtschaftskreislaufes zu werden, da Identifikationen nicht mehr formale Bankkonten voraussetzen. Love macht klar, was dies für
Online-Banking gehe durch die Decke, ist Love überzeugt. Die Zahl der Konten in Indien habe sich beispielsweise vervielfacht. “Vergessen Sie die Diskussionen über Privatsphäre”, sagt Love und verweist auf die Tatsache, dass sich durch die von ihm genannten Entwicklungen Daten in bisher unbekanntem Ausmaß ansammeln.
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Diamond Star – Digital Banking Award
Von Dr. Oliver Everling | 5.September 2019
In diesem Jahr wurde auf dem Handelsblatt Banken-Gipfel 2019 in Frankfurt am Main der Handelsblatt Diamond Star – Digital Banking Award in drei Kategorien verliehen.
Aus den Bewerbern um den Award in der Kategorie „Digital Retail Banking“ konnte sich Tomorrow in Kooperation mit der solarisBank besonders hervortun und die Jury für sich gewinnen. Aufbauend auf einem Banking as a Service-Angebot der solarisBank bietet Tomorrow die Möglichkeit, in Einlagen nachhaltiger und zukunftsweisender Projekte wie etwa Mikrofinanz-Fonds oder Green Bonds zu investieren. Neben Tomorrow in Kooperation mit der solarisBank waren die Deutsche Bank sowie die TeamBank mit ebenfalls innovativen und zukunftsweisenden Projekten für den Diamond Star nominiert.
Auch in der Kategorie „Digital Corporate Banking“ ging es darum, innovative Lösungen für das Banking der Zukunft zu finden. Die innovativste und vielversprechendste Lösung lieferte die Commerzbank. Die Abwicklung von Transaktionen zwischen Objekten wie beispielsweise Autos oder Maschinen ist ein neuartiger Bereich, der mit IoT-Ansätzen immer mehr an Relevanz gewinnt. Mit der R&D-Einheit “main incubator” haben Commerzbank und Daimler Trucks erstmals eine Blockchain-basierte Zahlungslösung geschaffen, die vollständig automatisierte Ladevorgänge ermöglicht. Neben der Commerzbank waren in dieser Kategorie PayPal und Iwoca ebenfalls für den Diamond Star nominiert.
Bei den auxmoney Start-up Pitches, einem Side-Event des Handelsblatt Banken-Gipfels, hatten innovative Fintechs, Insurtechs und Legaltechs die Möglichkeit, sich und ihre Ideen einem Fachpublikum aus der Finanzbranche vorzustellen. 24 Start-Ups präsentierten ihre Lösungen vor Entscheidern aus etablierten Häusern sowie vor einer Jury. Der Bewerber „Nect“ konnte sowohl das Publikum als auch die Jury in besonderer Weise begeistern und den auxmoney Start-Up Pitch gewinnen. Nect bietet die erste in Deutschland zugelassene vollautomatische ID-Verifikation, spart 75% Kosten und ist mit 5 Sternen im AppStore der Favorit der Nutzer. Nect punktete mit hoher Nutzerfreundlichkeit sowie Sicherheit, eingebettet in ein innovatives Konzept.
Mit dem Handelsblatt Diamond Star werden jährlich im Rahmen des Handelsblatt Banken-Gipfels herausragende digitale Innovationen ausgezeichnet. Diese können z.B. aus den Themenbereichen neue Geschäftsmodelle, Digitalisierung der Vertriebs- oder Back-Office-Prozesse, neue Produkte und Services oder Nutzung digitaler Technologien stammen.
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Unterschätzte Hedgefonds
Von Dr. Oliver Everling | 5.September 2019
Marcus Storr, Head of Alternative Investments der FERI Trust GmbH, erläutert die Strategie seines Hauses, frühzeitig in Hedgefonds zu investieren, die bis 100 Millionen US$ haben. Die Hälfte aller Investoren investiere aber nicht in Hedgefonds mit weniger als 100 Mio. US$. Für einen großen amerikanischen Pensionsfonds komme ein solcher Manager nicht in Frage, diese Investoren schauen sich solche Fonds erst gar nicht an.
Storr illustriert die Entwicklungsphasen eines Hedgefonds, von der ersten Anstellung über den Beginn der Wiedereinlagerung bis zum Ausbau des Teams. Erste Investoren werden mit “Friends and Family” gewonnen, dann kommt eine Phase mit vermögenden Privatpersonen, bis die 100 Mio. US§-Schwelle überschritten sei und die großen Investoren Interesse finden. Die meisten Gründer seien Ende 20 oder Anfang 30, wenn sie sich selbständig machen. Die meisten schaffen es nicht, in die exponentielle Kurve hineinzukommen.
Mit der Hypothese, dass Hedgefonds viel Geld verdienen, lasse sich eine Strategie für Kunden entwickeln. Die Umsatzbeteiligung ist eine zusätzliche, optionsähnliche Renditequelle neben der Fondsrendite. Kleine Hedgefonds bieten bessere Transparenz und Incentivierung. Der Renditebeitrag aus der Beteiligung an Umsätzen aus der Management Fee ist unabhängig vom Marktumfeld. Storr tritt den Vorurteilen entgegen, nach denen Hedgefonds z.B. intransparent und zu teuer seien.
Storr zeigt die Bedeutung der Umsatzbeteiligung auf. Es gehe um langfristiges Investieren. Die Vorteile des klassischen Seedings sei der größere Einfluss auf den Hedgefonds hinsichtlich Anlagestrategie, Team und Fondsstruktur. Storr zeigt demgegenüber seinen neuen Ansatz auf. Ein Asset der FERI seien die weitreichenden Managerkontakte, die zugunsten der Kunden eingesetzt werden.
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Ermotti dämpft Hoffnungen auf Investitionssicherheit
Von Dr. Oliver Everling | 4.September 2019
Sergio P. Ermotti, Group CEO der UBS Group, lässt keine Hoffnung, dass die Ergebnisse der Niedrigzinspolitik der Zentralbanken langfristig voraussehbar wären. So seien nicht einmal kurzfristige Konsequenzen klar. Möglicherweise würden die Auswirkungen noch künftige Generationen beschäftigen.
Auf dem Bankengipfel des Handelsblatts in Frankfurt am Main spricht Ermotti von Generationenfragen. Die Herausforderungen für Banken ergeben sich nicht nur aus den Zinspolitiken der Zentralbanken. Ermotti beschäftigen auch die neuen Kommunikations- und Informationstechnologien. Er will sich aber nicht der verbreiteten Vorstellung anschließen, dass die neuen Technologien schnell das Verhalten der Menschen ändern würden. Die meisten Menschen suchen immer noch persönlichen Rat und verlassen sich nicht allein auf Anzeigen auf ihrem Smartphone. Ermotti unterstreicht aber, dass die eher langsameren Veränderungen, die die neuen Technologien ermöglichen, dafür umso tiefgreifender sein werden.
Angesichts der von Ermotti aufgeworfenen Unsicherheiten über die künftigen Rahmenbedingungen der Geschäftstätigkeit von Banken stellen sich Fragen nach „sicheren“ Anlagen. Befragt nach seinem Rat zur Geldanlage spricht Ermotti von Immobilien: So kommentiert er Immobilien in der Schweiz ebenso positiv wie die Aktie der UBS Group, deren Vorsitz er führt.
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Sewing fordert öffentliche Investitionen ein
Von Dr. Oliver Everling | 4.September 2019
Die deutliche Mehrheit der Experten auf dem Bankengipfel des Handelsblattes glaubt nicht, dass die Deutschen ausschließlich über Tech-Konzerne wie Google oder Apple ihre Bankgeschäfte abwickeln wollen. Mit dieser Einschätzung liegen die Teilnehmer des Gipfels gleichauf mit den repräsentativen Befragungsergebnissen des Handelsblattes in Deutschland, denn 72 % der Deutschen verneinten die Frage.
Die Deutsche Bank macht wieder Gewinn, die Commerzbank schlage sich wacker im MDax, leitet Sven Afhüppe, Chefredakteur des Handelsblatts in die Veranstaltung ein. Brexit, Handelskrieg, Disruption, Krise – die Deutschen seien gut darin, Krisen größer zu machen, als sie eigentlich seien. Das “Katastrophenmoment” in der Seele müsse zur Seite geschoben werden.
Christian Sewing, CEO der Deutschen Bank, gratuliert Afhüppe zur internationalen Rednerliste des Handelsblatts, einer Veranstaltung, die mit “Bankengipfel” einen neuen Namen gefunden hat und “Banken im Umbruch” ablöst.
Sewing bespricht die Krisenherde. Die Probleme Italiens bleiben ungelöst, aber auch außerhalb Europas, wie in Argentinien, gibt es Probleme. Sewing meint die Schleifspuren der Krisenherde bis hin zu Hongkong zu sehen. Der Geldhahn sei aufgedreht. 17 Billionen Euro werden negativ verzinst. Angesichts der trüben Aussichten habe die Europäische Zentralbank noch billigeres Geld in Aussicht gestellt. Eine weitere Zinssenkung werde verpuffen, warnt Sewing. Wer Zugang zum billigen Geld habe, gehöre zu den Gewinnern. Das lasse sich nicht durch eine Vermögenssteuer reparieren. Ein Fehler lasse sich nicht durch einen weiteren Fehler korrigieren.
Viele Menschen seien mit dem System unzufrieden, selbst in Deutschland seien im Osten nur noch ein Drittel der Menschen von der Sozialen Marktwirtschaft überzeugt. Vollbeschäftigung, Budgetüberschüsse stehen sozialen Spannungen gegenüber.Wenn sich die soziale Lage verschlechtere, gewinne der Populismus.
Sewing sieht den Wettlauf zwischen China und den USA insbesondere im Bereich der Technologie und kommentiert mit Sorge den norwegischen Staatsform, der sich auf US-Aktien fokussieren wolle. Nur als Europäische Union sei Europa ein Gegengewicht. Standort- und Steuerpolitik müsse umdenken, wie auch die Attraktivität für die besten Köpfe sei wichtig.
Die öffentliche Hand bekommt Geld zum Investieren. Sewing spricht sich für mehr öffentliche Investitionen für Technologie und Bildung aus: Internet of Things, schnelle Netze usw. Es gehöre offenbar immer noch zum “zum guten Ton”, die Banken zu kritisieren. Negativzinsen für Banken in Europa schaffen diesen einen Wettbewerbsnachteil gegenüber Banken in den USA, die dort erhebliche Erträge vereinnahmen können.
Sewing zeigt auf, wie die Deutsche Bank ihre Hausaufgaben macht – von Investitionen in die Technologien über schmerzlichen Personalabbau bis hin zur Kapitalfreisetzung, wo die Bank den höchsten Nutzen für die Volkswirtschaft bringen kann. “Shareholder Value” sei als Konzept nicht genug. Unternehmen müssen alle Interessengruppen im Blick haben, insbesondere auch die Gesellschaft insgesamt. Der gesellschaftliche Nutzen müsse besser auch in den Geschäftszahlen reflektiert sein.
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Wirecard versteht sich als globales Unternehmen
Von Dr. Oliver Everling | 4.September 2019
Dr. Markus Braun, CEO von Wirecard unterscheidet sich von seinem Vorredner Christian Sewing, CEO der Deutschen Bank, in seiner Keynote auf dem Bankengipfel des Handelsblattes schon allein in seiner Art der Vorbereitung. Während Sewing eine Wort für Wort vorbereitete Rede geschliffen vortrug, geht Braun das Risiko einer spontanen Rede ein.
“Das Internet ist das geringschwelligste Medium zum Wissen, das wir je hatten”, sagt Braun. “Von jedem Punkt der Welt ist dieses Wissen zugänglich”, fügt er hinzu. Das Potential sei nicht zu unterschätzen. Die Geschichte der Menschheit könne als Fortschritt der Verarbeitung von Daten verstanden werden.
Wirecard verstehe sich als schnellstwachsende Plattform für Commerce. Alle Vertriebskanäle müssen über eine Plattformstruktur verknüpft werden. Auch Banken würden beginnen, in diese Richtung zu denken. Algorithmen seien ein ganz wesentliches Fortschrittsthema. Im Risikomanagement werden Ecthzeit die Verarbeitung der Daten, aber auch durch die Logik Mehrwert für den Kunden gegeben. Um den Kernalgorithmus herum würden weiter Algorithmen aufgebaut, um in Echtzeit weitere Produkte dranzuhängen.
Wirecard bewege sich als Zahlungsabwickler in den Bankenbereich mit einer offenen Plattofrm, denn es gehe heute nicht mehr darum, in allen Bereichen die gesamte Wertschöpfung abzubilden. Daten dürfen nicht vor anderen versteckt werden, sondern sollen in Partnerschaften gemeinsam genutzt werden. “In 15 Jahren sprechen wir nicht mehr über eine Silobank”, sondern Bankprozesse würden voll integriert in das Nutzerverhalten der Konsumenten.
Die gleiche App werde Fahrzeuge bereitstellen, Zahlungen und Versicherungen integrieren. Auch bei B2B würden immer mehr Leistungen integriert, die das gesamte “Ökosystem” abdecken.
Braun glaubt nicht an eine “künstliche Intelligenz”, die über dem Menschen stehen werde. Er sieht lernende Maschinen, maschinelle Lernprozesse, Biometrie und Epigenetik, selbstfahrende Autos. Braun erwartet hier die höchsten Potentiale für Unternehmenswerte. Die meisten Unternehmen würden heute erst einen Bruchteiil der Daten nutzen, die ihnen zur Verfügung stehen.
Viel breitere Teile der Welt werden Teil des WIrtschaftsprozesses in der Globalisierung. Wirecard verstehe sich als globales Unternehmen auf allen Kontinenten. Braun sieht darin Chancen, nicht nur aufgrund der entstehenden Kaufkraft und der Märkte, die sich durch den Aufstieg auch in Ländern wie China auftun..
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Chinas Sozialkreditsystem für Unternehmen
Von Dr. Oliver Everling | 3.September 2019
Die Standardisierung von Social Credit in China ist seit 2008 ein Thema der RATING EVIDENCE GmbH und führte u.a. im Jahr 2010 zu einer Veröffentlichung in der „Technical Book Series on Standardization of Social Credit in China“ von der Standardization Administration of China (Beijing, August 2010, 420 Seiten, ISBN 978-7-5026-3332-5). Die Handelskammer der Europäischen Union in China veröffentlichte nun in Zusammenarbeit mit Sinolytics einen umfassenden Bericht mit dem Titel „Die digitale Hand: Wie Chinas Corporate Social Credit System die Marktakteure beeinflusst“, eine umfassende Studie zum chinesischen Corporate Social Credit System (SCS).
Bisher konzentrierte sich die Diskussion über Chinas SCS in erster Linie auf die potenziellen Auswirkungen auf Einzelpersonen. Die Auswirkungen auf das Geschäft blieben trotz der erheblichen Störungen, die das System für alle Unternehmen in China mit sich bringen wird, weitgehend im Dunkeln. Mit der Einführung des Systems für 2020 hat die Europäische Kammer diesen wichtigen Bericht veröffentlicht, um die Wissenslücken in der Öffentlichkeit zu schließen.
Das Corporate SCS nutzt moderne Technologien, um Marktteilnehmer zu überwachen, zu steuern und zu steuern. Es umfasst eine Vielzahl von Ratinganforderungen, die die Grundlage für die Berechnung von regulatorischen Ratings bilden, die an alle Marktakteure vergeben werden. Das Verhalten der Unternehmen wird fortlaufend überwacht, wobei die Punktzahlen entsprechend angepasst werden. Wenn Unternehmen nicht alle Aspekte des Systems genau kennen und nicht wissen, was sie tun müssen, um die Anforderungen zu erfüllen, riskieren sie schwerwiegende Folgen wie Sanktionen oder sogar das Auflisten auf eine schwarze Liste:
Den Unternehmen stellen sich nun neue Compliance-Herausforderungen: Die meisten Rating-Anforderungen betreffen die strikte Einhaltung von Marktvorschriften in China. Internationale Unternehmen mit starken internen Compliance-Systemen sind in der Regel gut aufgestellt, um die Bewertungsergebnisse zu maximieren, müssen jedoch ein umfassendes und präzises Verständnis der erforderlichen Maßnahmen haben. KMU können insbesondere aufgrund der zusätzlichen Ressourcen Schwierigkeiten haben.
Darüber hinaus stellen sich strategische Herausforderungen: Die Auswahl der richtigen Partner und Lieferanten und deren regelmäßige Überwachung werden Teil der Unternehmensführung, da ihr Verhalten, ihre Vertrauenswürdigkeit und ihre Bewertungen die Kreditwürdigkeit eines Unternehmens beeinflussen.
Schließlich sind noch Herausforderungen für die Integrität von Unternehmensdaten nicht zu unterschätzen: Das System der aufsichtsrechtlichen Ratings erfordert die Erfassung großer Mengen von Unternehmensdaten, hauptsächlich durch obligatorische Datenübermittlung an Regierungsbehörden, wodurch das Profil eines Unternehmens immer vollständiger offengelegt wird. Bei umfangreichen Datenübertragungen werden wahrscheinlich einige sensible Datenpunkte wie technologische Details und Personalinformationen berücksichtigt.
„Chinas Corporate Social Credit System ist der konzertierteste Versuch einer Regierung, einen selbstregulierenden Markt einzuführen, und es könnte Leben oder Tod für einzelne Unternehmen bedeuten“, sagte Jörg Wuttke, Präsident der Handelskammer der Europäischen Union in China. „Chinas Corporate Social Credit System ist in jedem Fall auf Dauer da. Unternehmen in China müssen sich auf die Konsequenzen vorbereiten, um sicherzustellen, dass sie mit der Punktzahl leben und nicht mit der Punktzahl sterben. “
„Das Corporate Social Credit System ist nicht länger nur eine Vision“, sagte Björn Conrad, CEO von Sinolytics. „Das System sammelt bereits große Datenmengen, bewertet die Leistung und wirkt sich auf den Geschäftsbetrieb des Unternehmens aus. Da die Umsetzung des Corporate SCS nun in die entscheidende Phase rückt, bietet dieser Bericht einen Ausgangspunkt, damit sich die europäische Wirtschaft auf ihre Herausforderungen vorbereiten kann, bevor sie sich vollständig entfaltet. “
Der vollständige Report ist hier herunterzuladen. Einen kurzen Eindruck gibt es hier in der ARD Tagesschau.
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