Interne Governance von Kreditinstituten
Von Dr. Oliver Everling | 12.Oktober 2015
An die interne Governance von Kreditinstituten stellen sich neue Anforderungen. Darüber berichtet beim MontagsMeeting des eff European Finance Forum Prof. Dr. Peter Ruhwedel. Er ist Wissenschaftlicher Leiter KCU KompetenzCentrum und Geschäftsführer des diep – Deutsches Institut für Effizienzprüfung. Ruhwedel ist u.a. auch Aufsichtsrat der GBB-Rating, einer durch die Europäische Wertpapier- und Makrtaufsichtsbehörde ESMA registrierte Agentur der Gesellschaft für Bankbeurteilung.
Ruhwedel skizziert die Veränderungen, die für die Finanzaufsicht heute kennzeichnend sind. So sei es beispielsweise bemerkenswert, dass die Aufsichtsbehörde ESMA alle so genannten Independent Non-Executive Directors (INEDs) zu einem Round-Table nach Paris einlade. Auch die Compliance Officers der registrierten Ratingagenturen seien gefordert, mit den Verantwortlichen der ESMA in Paris zusammenzutreffen.
Ruhwedel kommt auf die spektakulären Strafzahlungen der Banken zu sprechen. Ruhwedel sieht diese Maßnahmen als Reaktion auf das Bedürfnis der Politik, deutliche Zeichen zu setzen, nach der Finanzkrise das System wieder „in den Griff“ zu bekommen. Neben der ESMA seien auf EU-Ebene weitere Überwachungsbehörden entstanden – EIOPA (für Versicherungen) und EBA (für Banken).
Die Sichtweisen dieser Behörden seien sehr stark angelsächsisch geprägt, erläutert Ruhwedel am Beispiel des Verständnisses der Rolle des Aufsichtsrats im Unternehmen. Die Überwachugsfunktion führe zu einem neuen Rollenverständnis. Ruhwedel spricht von einem Rollenwandel, der z.B. mit KonTraG weitreichende Wurzeln habe.
Schon 2011 hätten die Kreditinstitute nachlesen können, wie „Internal Governance“ zu verstehen ist. Die EBA-Guideline 44 ist Teil eines Prozesses, der zu einer sehr weitgehenden Umsetzung führte. Ruhwedel skizziert die unterschiedliche Bedeutung von Richtlinien und Regelungen in Gesetzen, da letztere kaum Flexibilität in der Auslegung ließen. „Die EBA denkt europäisch. Die EBA versucht, die Regelungen in Europa sehr weitehend zu harmonisieren. Die EBA orientiert sich an ‚best practices'“.
Manche Aufsichtsräte von Banken würden „ins Schwitzen kommen“, wenn sie die Prüfungen der Bankenaufsicht noch einmal zu bestehen hätten. Heute seien Berater damit beschäftiggt, Kandidaten für Bankvorstände auf die Prüfung der Aufsicht vorzubereiten. „Was ich problematisch finde ist, dass sich der Standardisierungsprozess am amerikanischen Modell ausrichtet. Exexcutive und Non-Executive Directors seien im selben Gremium.“
Ruhwedel beklagt, wie die Effizienzprüfung der Aufsicht ausgestaltet sei. Auch Eingriffe in die Kundenkonditionen seien ein Beispiel für Aufgaben, die einem Aufsichtsrat ansonsten fremd sind. Strategie, Risiko, Vergütung – das seien alles Themen, die auch schon früher den Aufsichtsrat beschäftigten. Heute müssen alle diese Themen – so will es der Gesetzgeber – von jedem Aufsichtsratsmitglieder verstanden und gestaltet werden. Mit vier Sitzungen im Jahr sei das kaum zu schaffen, dennoch gebe es Institute, die sich auf zwei Sitzungen im Jahr beschränken würden.
Die Veränderungen führten dazu, dass die Leitungsgremien eher verkleinert wurden. Vorstand und Aufsichtsrat würden heute anders als früher zusammenspielen. „Heute muss man sich schon viel zutrauen oder eine Menge Berater gebrauchen, um als Aufsichtsrat seine Aufgaben umfassend wahrzunehmen.“ Höchst persönliche Mandatswahrnehmung und ausreichend Zeit dafür sind essentielle Anforderungen der Aufsicht. „Der Auswahlprozess verändert sich.“
Für die Besetzung des Aufsichtsrats werden heute Anforderungsprofile benötigt. „Plötzlich muss aufgeschrieben werden, was man alles können muss.“ Der Kandidat für einen Aufsichtsratsposten werde heute gegen ein gewünschtes Profil verglichen. „Häufig ist derjenige, der im Aufsichtsrat arbeitet, der Aufsichtsratsvorsitzende. Es sind Ausschüsse zu bilden, die nicht personenidentlich sein dürfen.“ Große Kreditinstitute müssen, kleinere Institute sollen Ausschüsse bilden.
Ruhwedel kommt auf Effizienz- und Eignungsprüfungen von Aufsichtsräten zu sprechen. Was tun, wenn Zweifel an der Eignung und Leistung eines Aufsichtsrats bestehen? Zunächst sei an weitere Schulung zu denken. Es sei aber nicht notwendig, jedes Jahr ein Management Assessment durchzuführen. Außerdem seien bestimmte Vereinfachungen machbar.
Ob die Regulierung der Internen Governance einen Nutzen gebracht habe, sei schwierig zu beantworten, zumal die Kreditinstitute sehr unterschiedlich sind. Manche Kreditinstitute praktizieren die gesetzlichen Regeln schon seit langem, bevor sie zum Gesetz wurden, andere hätten Nachholbedarf.
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Rating von Einzelhandelsstandorten
Von Dr. Oliver Everling | 12.Oktober 2015
Eine neue Untersuchung der FERI EuroRating Services AG zeigt auf, in welchen deutschen Städten sich die Mietpreise und die durchschnittlichen Gesamtrenditen von Einzelhandelsimmobilien in 1a-Lagen deutscher Städte am stärksten entwickelt haben und entwickeln werden. In den bundesweiten Rankings der B-Standorte steht Kassel sowohl bei der Mietpreisentwicklung als auch in Bezug auf die Gesamtrenditen auf Platz 1. Die Mieten werden dort dieses Jahr im Schnitt um 8,1 Prozent im Verhältnis zum Vorjahr steigen (Stand: 30.6.2015). Die durchschnittliche Gesamtrendite dieses Jahres für Einzelhandelsimmobilien beträgt in Kassel 14,8 Prozent. Bei den A-Standorten steht Hamburg mit einem Plus von 3,0 Prozent in diesem Jahr an erster Stelle des Rankings der Mietpreisentwicklung und Essen steht mit einem Schnitt von 9,6 Prozent in diesem Jahr auf Platz 1 des Rankings der Gesamtrenditen. In den Rankings wurden sowohl die bisherige Entwicklung als auch Prognosen der Mietpreise und Gesamtrenditen im Zeitraum von 2011 bis 2017 berücksichtigt.
Das durchschnittliche Wachstum der Mietpreise von Einzelhandelsimmobilien in 1a-Lagen der 15 untersuchten A-Standorte beträgt 2,1 Prozent im Verhältnis zum Vorjahr. Für die nächsten zwei Jahre prognostiziert FERI EuroRating Services ein jährliches Wachstum von rund 2,0 Prozent. Die durchschnittliche Gesamtrendite der Einzelhandelsimmobilien in A-Zentren liegt in diesem Jahr bei 8,0 Prozent. In den beiden Jahren zuvor lag sie bei 10,0 Prozent. Die Prognosen für 2016 liegen bei 7,3 Prozent und für 2017 bei 6,5 Prozent.
„Insbesondere die robuste Binnenkonjunktur mit Einkommenssteigerungen und entsprechend lebhaftem privaten Konsum sind vorteilhaft für die Entwicklung von Einzelhandelsmieten- und preisen“, erklärt Manfred Binsfeld, Leiter Immobilienmarktresearch der FERI EuroRating Services. „Die Mietrenditen von Einzelhandelsimmobilien sind allerdings seit 2009 stetig gesunken. Wir gehen davon aus, dass sich diese in den nächsten Jahren stabilisieren werden. Sie dürften erst mit möglichen Zinssteigerungen, etwa ab 2018, wieder leicht ansteigen“, so Binsfeld weiter.
Bei den 33 untersuchten B-Zentren sind die Mietpreise im Durchschnitt gesehen über die letzten vier Jahre nicht angestiegen. Über die nächsten zwei Jahre wird aber ein jährlicher Anstieg von jeweils 1,7 Prozent und 1,5 Prozent prognostiziert. Die durchschnittliche Gesamtrendite aller 33 Standorte liegt in diesem Jahr bei etwa 6,5 Prozent. Noch 2011 lag sie bei 10,6 Prozent. Über die nächsten zwei Jahre wird der Durchschnitt aber voraussichtlich zwischen 7,0 und 7,7 Prozent liegen und damit ähnlich hoch sein wie der Durchschnitt der A-Zentren. „Die Ergebnisse zeigen, dass auch bei Einzelhandelsimmobilien B-Städte in ihrer Attraktivität für Investoren gegenüber A-Städten aufholen. Deutsche Einzelhandelsimmobilien bleiben auf absehbare Zeit ein solides Investment“, resümiert Binsfeld.
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China – Licht oder Schatten über Asien
Von Dr. Oliver Everling | 9.Oktober 2015
China sucht einen Weg für gesünderes Wachstum. Das bleibt nicht ohne Folgen für die Wirtschaft des Landes – und die seiner Nachbarn. China erlebt einen Anpassungsprozess in technologischer und finanzieller Hinsicht: Einige Branchen leiden unter Überkapazitäten und hoher Verschuldung der Unternehmen, was die Investitionen bremst. Welche asiatischen Länder werden die ersten Opfer sein, falls es zu einer harten Landung in China kommt? Und welche sind weitgehend unbeeinflusst? Diesen Fragen geht der internationale Kreditversicherer Coface in einem neuen Panorama nach.
Die steigenden Arbeitskosten führen zu einer geringeren Wettbewerbsfähigkeit bei Preisen und zwingen das Land dazu, sich ins Segment höherwertiger Produkte zu bewegen. Die Direktinvestitionen aus dem Ausland stagnieren, wovon wettbewerbsfähigere Länder profitieren: Thailand, Malaysia, Indonesien und Vietnam. Der Beitrag der Investitionen zum Wachstum ist geringer geworden. Dagegen spielt der Konsum eine größere Rolle. Der Staat unterstützt diese Entwicklung in der Absicht, das Wachstum besser auszubalancieren und die Wirtschaft durch Marktmechanismen effizienter zu machen. Kurzfristig aber bestehen Risiken für die heimische Wirtschaft wie für die Länder der Region.
Sowohl Hongkong als auch Singapur sind von den Problemen in China stark betroffen. In zweifacher Hinsicht. Zunächst durch ihre Finanzmärkte, da die Börsen eng mit dem chinesischen Markt verbunden sind und weil die Banken die nachlassende Kreditwürdigkeit chinesischer Unternehmen spüren. Dann durch den Handel, weil der Anteil der Exporte nach China an riskante Branchen sehr hoch ist. Er macht in Hongkong 74 Prozent des BIP aus und in Singapur 15 Prozent. Auch die Mongolei exportiert viel nach China und dürfte daher unter der Entwicklung dort leiden. Riskante Exporte machen 43 Prozent des BIP aus. Zum anderen wirken sich die niedrigen Rohstoffpreise in Verbindung mit weniger chinesischen Investitionen in die betroffenen Branchen aus. Die Mongolei wird weniger Mineralien, Metalle und Treibstoffe liefern können.
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Payday Loans
Von Dr. Oliver Everling | 7.Oktober 2015
Kurzzeitkredite über niedrige Beträge, sogenannte Payday Loans. Wenn das Konto knapp vor dem nächsten Zahltag leer ist, lässt sich mit diesen Mini-Krediten das Loch stopfen. Das hat allerdings seinen Preis, wie Kreditrechner.com jetzt berechnete. Demnach verlangen manche Anbieter auf dem Markt für einen Kurzkredit (30 Tage) bis zu 847,94 % effektive Zinsen.
Bei Payday Loans dreht es sich um Kreditbeträge ab 50 bis maximal 1.000 Euro für 30 Tage. Die Kosten: Eigentlich nur ein paar Münzen – im Schnitt rund 5,50 Euro für einen 100 Euro Kredit. Ist der Bedarf aber dringend, lassen sich die Anbieter ihren Service mit Zusatzgebühren versilbern. Bei einigen Unternehmen dauert z. B. eine übliche Auszahlung über 500 Euro bis zu zehn Tage. Die Expressvariante wird mit einem einmaligen Aufschlag von 99 Euro bezahlt. An anderer Stelle wird auf den Kreditbetrag von 100 Euro eine Gebühr von 6 Euro pro 30 Tage aufgeschlagen. Muss der Kredit in die Verlängerung, wiederholt sich das Spiel. Aufs Jahr gerechnet sind entsprechend 72 Euro fällig. Verpasst der Kunde den Rückzahlungstermin, zahlt er Mahnkosten. Im Zweifel dreht sich die Schuldenspirale bei Kurzzeitkrediten rasant.
Kurzzeitkredite sind in Deutschland bislang nicht sonderlich weit verbreitet. „Die Nische ist derzeit vor allem durch junge Start-ups besetzt, die eine strategische Partnerschaft mit kleinen Banken eingegangen sind“, erklärt Marc Opitz von Kreditrechner.com. „Immerhin unterliegen aber alle Anbieter den Regeln der Finanzaufsicht, weshalb wir hierzulande von den dreistesten Angeboten verschont bleiben.“
Zum Vergleich: In den USA sind im Durchschnitt 15 Dollar für einen Payday Loan von 100 Dollar üblich. In Großbritannien schlagen manche Anbieter 37 Pfund auf einen 100 Pfund-Kredit auf – umgerechnet mehr als 4.000 % effektive Jahreszinsen.
Im Fazit lehnt das Fachportal dieses Geschäftsmodell weitestgehend ab. „In der Regel sind die meisten Dispokredite günstiger als die genannten Payday Loans“ erläutert Marc Opitz weiter. Wenn es sich um diese Form von Mikrokredit bis 100 Euro dreht, rät der Kreditspezialist überdies dazu, erst einmal auf das Verständnis von Freunden oder der Familie zu bauen. „Für diese Beträge muss nicht unbedingt eine Bank herangezogen werden.“
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Oma investiert am besten
Von Dr. Oliver Everling | 5.Oktober 2015
Die erfolgreichsten Anleger in Deutschland sind weiblich, 76 Jahre oder älter und wohnen in Hamburg. Dies ist das Ergebnis einer Privatanlegerstudie der ING-DiBa. Ausgewertet wurde die durchschnittliche Rendite nach Provision von fast 584.000 anonymisierten Wertpapierdepotkunden innerhalb von zwölf Monaten (29. August 2014 bis 31. August 2015).
Im Bundesländervergleich hat Hamburg mit einer Durchschnittsrendite von 6,3 Prozent bei der Wertpapieranlage die Nase vorn. Berlin (5,8 Prozent) und Bremen (5,6 Prozent) folgen. Den letzten Platz belegt Rheinland-Pfalz (3,4 Prozent).
Bei den Großstädten liegt ebenfalls Hamburg an der Spitze. Den zweiten und dritten Platz können sich München (6,4 Prozent) und Berlin (5,8 Prozent) sichern. Die Dresdner hatten im Untersuchungszeitraum mit einer Durchschnittsrendite von 2,9 Prozent das schlechteste „Händchen“ bei der Wertpapieranlage.
Die Untersuchung der ING-DiBa zeigt auch: Die Durchschnittsrendite aller berücksichtigten Kundendepots ist mit 4,83 Prozent positiv. Allerdings zeigen sich deutliche Unterschiede bei Frauen und Männern. So erzielten Frauen mit ihrem Wertpapierdepot eine durchschnittliche Rendite von 5,8 Prozent. Männer dagegen 4,1 Prozent.
Nicht nur beim Geschlecht, sondern auch beim Alter zeigt die Auswertung deutliche Unterschiede. So erzielten Privatanleger, 76 Jahre und älter, mit 6,5 Prozent die mit Abstand höchste durchschnittliche Rendite. Danach folgen die Minderjährigen, 17 Jahre und jünger, mit 5,8 Prozent.
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Perspektivenwechsel China
Von Dr. Oliver Everling | 3.Oktober 2015
„Perspektivenwechsel“ ist ein treffender Titel für das Buch von Peter Tichauer, der sich schon seit vielen Jahren als Chefredakteur des Magazins „ChinaContact“ einen Namen macht. Das Buch „Perspektivnwechsel – Gespräche mit Managern in China 2010 bis 2015″ (ISBN 978-3-939717-17-1, OWC Verlag für Außenwirtschaft) gibt Tichauers Aufzeichnungen über 54 Persönlichkeiten in China wieder, mit denen Tichauer im letzten halben Jahrzehnt zusammetraf.
Der „Perspektivenwechsel“ lohnt sich sowohl für den China-Neuling zur Lektüre, als auch für denjenigen Leser, der selbst schon China-Erfahrungen gesammelt hat. Für die „Anfänger“ liefert das Buch einen Perspektivenwechsel deshalb, weil China nicht nur für eine andere Kultur steht, sondern auch für ein anderes politisches und wirtschaftliches System. dessen Facettenreichtum schon alllein an der große Bevölkerungszahl erahnte werden kann.
Für den China-erfahrenen Leser birgt das Buch eine andere Art von Perspektivenwechsel, denn dieser kann ja sowohl zeitlich horizontal, als auch zeitlich vertikal verstanden werden: So schildern einige Manager, wie sie schon in den 1980er Jahren China erlebten. Mancher Andeutung ist zu entnehmen, welche Sonderstellung Deutsche in China damals genossen – auf höchsten politischen Ebenen verkehrten und allerorts hoffiert waren.
Wer China damals erlebte, wird heute nämlich Zeuge eines anderen Perspektivenwechsels: China hängte der Reihe nach die europäischen Industrieländer ab und überholte zuletzt auch Deutschland als Exportweltmeister. Deutsche Unternehmen stehen heute in China in Konkurrenz zu ihren chinesischen Wettbewerbern, die mit ihren Qualitätsprodukten deutschen Unternehmen gleichziehen. Deutsche Unternehmen genießen kaum noch einen Sonderstatus in China, dürfen nicht mehr mit Bevorzugung rechnen und sind für viele Chinesen nicht mehr automatisch Inbegriff besserer Qualität gegenüber ihren heimischen Anbietern.
Tichauer befasst sich nicht nur mit den bekannten Spitzen der deutschen Automobilbranche in China, der deutschen Chemiaindustrie und des Maschinenbaus, sondern auch mit Handelshäusern, Ingenieuren, Bankern, Anwälten und Beratern. Wer als deutscher Unternehmer in China Geschäfte macht oder machen will, wird quasi „automatisch“ manchem Interviewpartner von Tichauer auch in der Praxis begegnen. Möglicherweise zum Beispiel Marianne Friese.
Im Beitrag zu Marianne Friese – „Wer Großes will, muss zuerst das Kleine tun“ – wird klar, dass inzwischen eine neue Generation von Unternehmern in Consultants in China erfolgreich wurde. Während bei den Pionieren noch die Sinologen dominierten, bezeichnet sich Marianne Friese als „bekennnede Nicht-Sinologin“. Die Kompetenzen der Beraterin wurzeln im Brand-Marketing, mit dem sie 2001 nach China kam.
Sich allein von der Marktgröße, die aus deutscher Perspektive immer überwältigend erscheine, leiten zu lassen, greife zu kurz, wenn der Bedarf nicht da sei, warnt Friese. Diese „Blauäugigkeit“, die auf dem Höhepunkt der China-Euphorie von einigen Jahren oft noch anzutreffen war, gebe es kaum noch, berichtet Tichauer aus seinem Gespräch mit Marianne Friese. „Ohne Guanxi kein Erfolg“, ohne Beziehungen gehe es in China nicht.
Das Buch von Tichauer ist jedem zu empfehlen, der in China geschäftlich tätig wird, denn es hält die Erfahrungswerte namhafter Adressen ebenso bereit wie die des deutschen Mittelstandes oder eines Start-ups in China. Es gibt zudem auch schlaglichtartig einen Überblick, welche deutschen Firmen in China bereits lange aktiv sind und sogar bedeutende Marktstellungen aufbauen konnten.
Naturgemäß kommen in dem Buch die Erfolgreichen zu Wort, auch wenn diese vereinzelt auch von schmerzhaften Erfahrungen auf dem Weg zum Erfolg berichten. Deutsche Unternehmer, die bei ihren Versuchen in China kläglich scheiterten, drängen sicher weniger ins Licht der Öffentlichkeit.
Das Buch ist ansonsten auch für diejenigen Leser interessant, die sich einfach nur für die Lebenswege anderer Menschen interessieren, die meist durch Zufall, teils aber auch geziehlt ihre Karriere in China machten.
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Gold, Silber, Blei und Zink aus Kanada und Mexiko
Von Dr. Oliver Everling | 2.Oktober 2015
Martin Walter, President und CEO von Treasury Metals Inc., skizziert die Situation in der Exploration von Goldminen: Die Exploration sei praktisch zum erliegen gekommen. FÜr die Entwicklung seinen daher derzeit Projekte von besonderem Interesse, die nicht zu klein sind, so dass sie nicht die fixen Aufwendungen rechtfertigen, andererseits auch nicht zu groß, so dass sie derzeit nicht in Gang gebracht werden können.
Walter spricht von 1,2 Mio. Unzen, die mit dem Goliath Gold Project gehoben werden können. „Das ist genau das, was die großen Spieler in einer sicheren Jurisdiktion auf ihre Bücher nehmen wollen“, sagt Walter. Mit einem Wert von 2,8 g/t Au Eq müsse relativ wenig bewegt werden, um vergleichsweise viel Gold zu gewinnen. Das Goliath Gold Project gehört zu 100 % Treasury Metals Inc., berichtet Walter.
„Erlaubnisse für Goldminen zu bekommen, ist in den meisten Ländern sehr schwierig. Ontario in Kanada habe dagegen eine Regierung, die die Rahmenbedingungen nicht ändere, so dass sie für die Minengesellschaften ein verlässlicher Partner sei. „Kanada versagt keine Erlaubnis, so lange man alle bekannten Voraussetzungen erfüllt:“ In anderen Staaten bestehe dagegen erhebliche Rechtsunsicherheit, ob Projekte wie geplant durchgeführt werden können. Walter lobt das investitionsfreundliche Klima in Kanada.
Wenn es auch kein Geld für Explorationen gibt, so doch für den Erhalt von Abbaugenehmigungen. Das Risiko sei kalkulierbar und entspreche daher den Interessen der Investoren. „Was unseren Aktienkurs getrieben hat und weiter treiben wird, ist die Tatsache, dass die Vorräte nachgewiesen sind, die geplante offene Grube ist logistisch gut gelegen, das Projekt ist durchführbar und innerhalb kurzer Zeit realisierbar.“ Das alles seien gute Voraussetzungen, bald auch das Interesse größerer Investoren zu gewinnen.
In Frankfurt am Main präsentiert sich auch Cryprium Mining. Für Cyprium Mining (TSX-V: CUG, Frankfurt: C04) – Marktkapitalisierung von rund 7 Mio. CAD spricht Alain Lambert, Chairman & CEO. Er setzt auf Kosteneffizienz, mit geringen MItteln eine erhebliche Wertschöpfung zu erzielen. Im Video zeigt er sich zupackend vor Ort, ohne Dünkel, auch jedes Detail der Produktion zu erklären.
Der Fokus liegt auf alte Minen. „Solche Minen können mit geringen Mitteln in kürzester Zeit wieder in Gang gebracht werden und haben hohes Explorationspotential.“ Es kommen traditionelle, bewährte Abbaumethoden für geringe Mengen zur Anwendung, Techniken also, die kurzfristig umgesetzt werden können. Die wesentlichen Apsekte seines Geschäfts seinen Bergbau (Mining), Milling, Verfrachtung (Shipping) und Verkauf. Lambert unterstreicht, dass der Erfolg einer solchen Gesellschaft nicht allein von der Qualität der Vorräate, sondern auch vom Management und den eingesetzten Techniken abhängt. Bei Cyprium Mining geht es um Silber, Kupfer, Blei und Zink.
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Werte fürs Online-Pfandhaus Valendo
Von Dr. Oliver Everling | 30.September 2015
Der Unternehmer Friedhelm Herb steigt als Investor bei Valendo ein. Gemeinsam mit dem Startkapital des Company Builders FinLeap floss seit Start im März 2015 ein siebenstelliger Euro-Betrag in das Online-Pfandhaus. Zudem wächst das Team. Der Finanzexperte Dirk Piethe ist nun Geschäftsführer und verstärkt das Team um Gründer Lars Bresan. Das Fintech-Unternehmen bietet Kunden eine kurzfristige Finanzierung gegen Sachwerte an.
Lars Bresan, Gründer von Valendo: „Valendo bietet Kunden eine kurzfristige Form der Finanzierung – schnell, bequem und flexibel. Wir werden jetzt unser Angebot technisch weiterentwickeln, das Team systematisch aufbauen und neben den ersten Erfolgen im B2C-Bereich weitere innovative Finanzierungslösungen für das B2B-Segment anbieten.“ Zu Valendos Zielgruppen zählen Selbstständige, Unternehmer sowie Sammler. Zudem konnte das Online-Pfandhaus die Deutsche Handelsbank als Partner gewinnen.
Friedhelm Herb führt als Finanzexperte und Gründer seit 2004 den erfolgreichen Automobilzulieferer QUIN Group mit rund 2100 Mitarbeitern an fünf Standorten weltweit. Zuvor bekleidete er bei der Deutschen Bank Führungspositionen im In- und Ausland, zuletzt als Mitglied der Geschäftsleitung in Italien und Polen.
Neben Herb engagieren sich bereits die Business Angels Marcus Börner, Ex-CEO ReBuy und heutiger FinTech-Unternehmer, sowie Oliver Oster, Mitgründer von Optiopay, bei Valendo. Alle Investoren beraten das Startup vor allem bei Fragen zur Automatisierung von Kreditprozessen, zur Logistik und mit Finanz-Know-How.
Mehr zum Thema FinTech-Unternehmen im Buch „Finanzdienstleister der nächsten Generation“ aus dem Frankfurt School Verlag.
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Aufwandsscheue Kämmerer
Von Dr. Oliver Everling | 29.September 2015
Die deutschen Kommunen sehen sich gut aufgestellt, um neue Finanzierungswege über den Kapitalmarkt zu erschließen. Dagegen beurteilen Investoren die Kapitalmarktfähigkeit vieler Kommunen zurückhaltend. Das ergibt eine von der Kommunikationsberatung IR.on AG und der IKB Deutsche Industriebank AG durchgeführte Studie zu alternativen Formen der Kommunalfinanzierung.
Befragt wurden 20 Kämmerer aus der Gruppe der 150 größten deutschen Kommunen und 20 Investoren und Finanzinstitute mit einer Bilanzsumme zwischen 300 Mio. und 900 Mrd. Euro. Ziel der qualitativen Umfrage ist, die Motive und Bedürfnisse von Kommunen und Investoren in der Kommunalfinanzierung abzugleichen.
Ausgangspunkt der Studie sind die erhebliche Schuldenlast und ein deutlicher Investitionsstau vieler deutscher Kommunen, der nach Schätzungen des Deutschen Städtetages mittlerweile rund 132 Mrd. Euro beträgt. Gleichzeitig stehen viele Kommunen verschlechterten Finanzierungsbedingungen gegenüber. So gaben in der Studie rund zwei Drittel der befragten Kämmerer an, dass sie heute von Banken weniger Angebote für Kommunaldarlehen erhalten als vor fünf Jahren. Insbesondere hoch verschuldete Kommunen betrachten sich als abhängig vom Kreditmarkt und sind deshalb offen für alternative Formen der Kommunalfinanzierung.
Gefragt nach den interessantesten alternativen Finanzierungsinstrumenten, nennt die Mehrheit der Kämmerer das Schuldscheindarlehen. Wichtigste Vorteile des Schuldscheins sind für die Befragten die derzeit günstigen Konditionen, verbunden mit längeren Laufzeiten, sowie die Verbreiterung der Investorenbasis. Auch 90 % der teilnehmenden Investoren haben bereits kommunale Schuldscheine gezeichnet oder können sich eine Zeichnung vorstellen.
Als alternatives Projektfinanzierungsinstrument sind Public Private Partnerships (PPP) in den deutschen Kommunen fest etabliert. Ebenfalls potenziell geeignet für eine Projektfinanzierung hält die Mehrheit der befragten Kämmerer den Bürgerkredit. Obwohl zwei Drittel der Befragten einen Bürgerkredit aus wirtschaftlicher Perspektive für nicht attraktiv halten, könne diese Form des Crowdfunding politisch sinnvoll sein, um die Bürger in kommunale Projektvorhaben einzubinden.
Die Hälfte der befragten Kämmerer kann sich zudem die Begebung einer Gemeinschaftsanleihe (Städteanleihe) vorstellen oder hat bereits eine solche Emission durchgeführt. Kämmerer sehen hier den Vorteil, gemeinsam ein marktgängiges Volumen zu erreichen. Große Kommunen bevorzugen dagegen Einzelanleihen. Negativ zu Buche schlägt der hohe Aufwand für die Emission von Kommunalanleihen. Die befragten Investoren aus dem Sparkassenumfeld stehen dem Instrument eher ablehnend gegenüber, während die befragten Versicherungsinstitute offen für Investitionen in Kommunalanleihen sind.
Gefragt nach den wichtigsten Investitionskriterien nannten die Investoren vor allem Emissions- und Ordervolumen, Laufzeit und Rendite des Kommunalinvestments. Die konkrete Finanzlage einer deutschen Kommune ist für die Mehrheit der Investoren zwar kein Ausschlusskriterium, da Kommunen nach wie vor als Teil der föderalen Haftungskette wahrgenommen werden. Gleichzeitig findet bei dieser Assetklasse eine verstärkte Ausdifferenzierung der Bonität statt. Wollen Kommunen den Kapitalmarkt nutzen, fordert daher ein Teil der befragten Investoren externe Ratings zur Erleichterung der Bonitätseinschätzung.
Ratings, Reportings oder Investorenpräsentationen, wie am Kapitalmarkt üblich, werden von den Kämmerern bislang kaum bereitgestellt. In Zukunft werden sich deutsche Kommunen jedoch verstärkt einem „Schönheitswettbewerb“ um die besten Konditionen stellen müssen, so dass die Finanzmarktkommunikation zu einem entscheidenden Wettbewerbsvorteil avancieren wird.
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Chinesischer Panikmodus
Von Dr. Oliver Everling | 29.September 2015
Die derzeitigen Turbulenzen an der chinesischen Börse werden den wirtschaftlichen Boom in Asien längerfristig nicht gefährden, prognostiziert der Finanzanalyst Antonio Sommese. „Die Euphorie war zu groß und jetzt folgt die Enttäuschung, aber das ist eher der Börsenpsychologie als den tatsächlichen Wirtschaftsaussichten geschuldet“, analysiert Antonio Sommese die derzeitigen Auswirkungen auf Wall Street, Dow Jones und DAX.
„Das langfristige Wachstumspotential in China und Indien ergibt sich aus dem Wohlstands- und Konsumhunger, der bislang nur einen Bruchteil der dortigen Bevölkerung erreicht hat. Erst wenn dort eine Sättigung auf dem Niveau der westlichen Industrienationen absehbar ist, wird der asiatische Wachstumsmotor langsamer drehen“, sagt Finanzexperte Antonio Sommese voraus. Er prognostiziert für diese Entwicklung einen Zeithorizont von ein bis zwei Jahrzehnten.
Allerdings werde der derzeitige „chinesische Panikmodus“ an den Börsen noch einige Zeit anhalten. Vor allem bei Unternehmen, für die China als Wachstumsmarkt einen hohen Stellenwert hat wie beispielsweise Apple oder die Automobilhersteller, müsse mit weiteren Kursrückgängen gerechnet werden. „Letztlich wird die Zukunft von BMW, Daimler, VW und Co aber davon abhängen, ob es gelingt, sich in der neuen Welt der vernetzten Mobilität, in der die Wettbewerber Apple und Google heißen, einen Platz zu erobern. Und Apple & Co werden langfristig nur wachsen können, wenn sie immer neue Marktsegmente für ihre Produkte begeistern können. China spielt dabei nicht die Hauptrolle“, meint Antonio Sommese.
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