Gute Zeiten für offene Immobilienfonds
Von Dr. Oliver Everling | 24.Juni 2015
Offene Immobilienfonds entwickeln sich weiterhin äußerst positiv. Zu diesem Ergebnis kommt die FERI EuroRating Services AG im aktuellen Rating der Offenen Immobilienfonds. Von den insgesamt zwölf bewerteten Fonds wurden elf quantitativ auf Basis öffentlich verfügbarer Informationen bewertet. Der „LEADING CITIES INVEST“, der sich auf ausgewählte europäische Metropolen konzentriert, wurde dagegen aufgrund seiner jungen Historie einer qualitativen Bewertung unterzogen.
Insgesamt erhalten vier Fonds die Note A-, sechs Fonds die Ratingnote A und die beiden Spitzenreiter „grundbesitz europa RC“ sowie „UniImmo: Europa“ bekommen die Note A+. Bis auf den „hausInvest“ und „Deka-ImmobilienEuropa“, die sich von A auf A- verschlechterten, konnten alle Immobilienfonds ihre Bewertungen vom September 2014 bestätigen oder steigern. Der „UniImmo: Europa“ stieg dabei von A auf A+, der „Deka-ImmobilienGlobal“ stieg von A- auf A und die Fonds „UniImmo: Global“ sowie „WestInvest InterSelect“ verbesserten sich von B+ auf A-.
Die Qualität ihres Immobilienportfolios fällt im Gesamtrating zu 50 Prozent ins Gewicht. Denn „auf Basis der Qualität des Immobilienportfolios lässt sich die zukünftige Performance und Stabilität der Fonds besonders gut prognostizieren“, sagt Robin Haber, Senior Analyst der FERI EuroRating Services AG. Zur Bewertung der Immobilienportfolien werden alle öffentlich verfügbaren Informationen auf Einzelobjektebene der Fonds herangezogen, bewertet und mit den Prognosedaten der FERI EuroRating Services AG verknüpft. Bei der Analyse zeigt sich eine deutliche Differenzierung zwischen den Fonds. Die höchste Ratingpunktzahl haben die Fonds „grundbesitz europa RC“ und „Wertgrund Wohnselect D“ erhalten. Den Fonds „grundbesitz europa RC“ kennzeichnen hierbei langfristige Mietverträge, ein geringer Leerstand, sehr gute Mikrostandorte, eine hohe Objektqualität, eine geringe Mieterkonzentration und eine ausgewogene Allokation. Der Fonds „Wertgrund Wohnselect D“ sticht hingegen durch einen stabilen Anker in der Assetklasse Wohnen sowie einen geringen Leerstand und sehr gute Makrostandortbewertungen hervor.
Im Durchschnitt konnten die Fonds im Rating eine 1-Jahres-Performance von ca. 2,5 Prozent erzielen. „Alles in allem handelt es sich um einen beachtlichen Spread zum derzeitigen Zinsniveau von Staatsanleihen“, so Haber.
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Kunstinvestment aus Leidenschaft
Von Dr. Oliver Everling | 23.Juni 2015
Hubertus von Barby, Geschäftsführer der newskontor GmbH, stellt auf dem „forum art & collectibles“ in Frankfurt am Main Dr. Roman Kräussl vor: Dr. Roman Kräussl promovierte an der Johann Wolfgang Goethe Universität Frankfurt am Main und ist Associate Professor an der Luxembourg School of Finance.
„Art is booming“, sagt Kräussl und weist darauf hin, dass Kunst als Anlageklasse in Deutschland eher noch skeptisch gesehen werde, anders als in anderen Staaten. „Wir versuchen Kunst als alternative Anlageklasse zu verstehen“, führt Kräussl in die Möglichkeiten ein, Kunst als Gegenstand von Investment zu sehen. „Ich versuche die Lücke zu schließen zwischen den Kunsthistorikern und den Finanzexperten. Die Finanzeperten haben oft Berührungsängste. Ich spreche nicht nur über Kunst und nicht nur über Dollars.“
Den Zuwachs der Kunstmärkte bemisst Kräussl auf über 500 % in den letzten 10 Jahren. 2014 seien rund 90 Mrd. US$ in Kunst geflossen. HNWIs, hoch vermögende Anleger, investierten rund 6 % ihres Vermögens in Kunst. „Außerdem kommen immer mehr Kunstfonds auf den Markt, aber die Mehrzahl funktioniert nicht. Das Risiko ist sehr hoch.“
„Wir haben ein Problem, denn wir haben keinen Fundamentalwert, keinen Barwert, keine laufende Zahlungen. Verleihen an Museen lohnt sich oft wegen der hohen Versicherungskosten nicht.“ Kunst könne daher nicht als Standardfinanzinstrument gesehen werden. Intransparent, illiquide, überhaupt nicht reguliert, unheimlich hohe Transaktionskosten, Versicherungskosten – daher fragt Kräussl: „warum wird überhaupt in Kunst investiert?“
Kräussl sieht Kunst als „Passion Investments“, Investition aus Leidenschaft. Ronald Lauder bezahlte z.B. im Juni 2006 135 Mio. US$ für ein Bild von Klimt. Standardmäßige Nutzenoptimierung funktioniere nicht. Ästhetischer Wert, Leidenschaft für Sammlungen, gutes Tun, Status und Prestige seien die fünf wichtigsten nicht-finanziellen MOtivationen für den Kauf von Kunst. „Man kann sich nun einmal nicht eine Apple-Aktie an die Wand hängen“, macht Kräussl klar. Kräussl macht den Unterschied zwischen Status und Prestige deutlich. Es sei eine Prestigefrage, zu bestimmten Austellungen und Vernisssagen eingeladen werden.
„In den letzten fünf Jahren hat sich der Markt komplett verändert. China ist – wenn nicht Nummer 1, dann – Nummer 2.“ Noch vor fünf Jahren wäre mehr als 35 % der Kunst in Großbritannien verkauft worden. Heute sei Europa dagegen in der Bedeutungslosigkeit versunken.
All Time – All Stars: Picasso, Warhol, Monet, Bacon, Renoir, Richter, Rothko, Basquiat, Modigliani, Chagall – Renoir erreichte seine Spitze z.B. 1990. In 2014 führte Warhol mit 81.925.000 US$. Die Hitliste der jungen Künstler wird von den US-Amerikanern Auerbach, Kassay und Smith sowie dem Kolumbianer Murillo angeführt, gefolgt von Koreanern und Chinesen.
„Ich sage nicht, alles Geld in Kunst!“, warnt Kräussl mit Blick auf die zum Teil überdurchschnittliche Performance von Geldanlagen in Kunst, denn diese sei vor Transaktionskosten usw. gerechnet. Extreme Zuwächse gab es b ei den Top 50 Künstlern, die nach 1950 geboren wurden. Damien Hirst erreichte seinen Hochpunkt 2008. Obwohl auch Gerhard Richter zur Beginn der Finanzkrise einen Knick bekam, wäre die Performance mit Kunst von Richter besser gewesen, zeigt Kräussl auf.
Der Vortrag von Kräussl zeigt, dass einerseits bereits erhebliches, wissenschaftlich fundiertes Wissen zu Kunst als Anlageklasse verfügbar ist, aber der Weg zu einem allgemein akzeptierten Kunstrating, mit dem das Risiko der Geldanlage in Kunst klassifiziert würde, noch weit ist.
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Koch und Koch-Weser über „mindful investments“
Von Dr. Oliver Everling | 23.Juni 2015
Die mangelnde Rechenbarkeit der Bedeutung von z.B. Walen und seltenen Tier- und Pflanzenarten unserer Welt wirft für wirtschaftliche Entscheidungen Probleme auf. Dr. Maritta Koch-Weser, Mitglied des Stiftungsrates des WWF, zeigt auf der „funds excellence 2015″ in einer Podiumsdiskussion mit Roland Koch von der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung DKJS, ehemaliger Ministerpräsident des Landes Hessen und Vorstandsvorsitzender des Bilfinger Konzerns, auf, dass sich kaum bewerten lässt, was uns die Weiterexistenz dieser Pflanzen und Tiere wert sein sollte.
Koch sieht immer mehr Eigentümer, die Freude daran haben, etwas sich entwickeln zu sehen. Der Ertrag dieses „Business Plans“ würde weder zu Steuern noch zu privatem Reichtum führen, sondern eine Dividende in einer anderen Dimension bringen. Koch sieht daher bei der Geldanlage mehr als nur Zins und Zinseszins. „Es gibt noch eine andere Form von Dividiende.“ Für die DKJS sei es daher wichtig, Transparenz zu zeigen. Koch gibt Beispiele, wie man mit Schülern eine neue Form von „Empowerment“ geben könne, indem diese z.B. für zwei Wochen einmal an einem Camp teilnehmen. Wer diese Camps besucht habe, zeige statistisch eine wesentlich höhere Wahrscheinlichkeit, das Versetzungszeugnis zu erhalten.
Koch-Weser weist auf die Bedeutung von Ratingagenturen hin, die dabei helfen, unterschiedliche Qualitäten zu identifizieren und transparent zu machen. So habe auch die Bertelsmann Stiftung die Rolle von Ratings untersucht und Ansätze aufgezeigt, wie mit Rating die relevanten Fragestellungen geordnet werden können. Koch warnte allerdings vor einer allzu schematischen Anwendung von Rankingmethoden, wenn diese nicht genügend Flexibilität zeigen würden, auch neuen Entwicklungen Rechnung zu tragen.
Mit Blick auf die Erbengeneration spricht Koch das Phänomen an, dass der Bezug zur Arbeit und „originären, wertschaffenden Tätigkeit“ immer anonymer werde. Manche Erben könnten sich mit den hinterlassenen Unternehmen nicht identifizieren, auch veranlasse die Erbensituation oft zur Umwandlung eines Unternehmens in eine Kapitalgesellschaft. Vor diesem Hintergrund wächst das Bedürfnis, für Nachhaltigkeit zu sorgen und eine weitere Dimension der Geldanlage zu erschließen.
„Denken Sie einmal darüber nach, nachhaltige Geldanlage als Matching Fund zu verstehen“, fordert Koch-Weser auf und spricht davon, dass „soziales Kapital“ eingebracht werde.
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BBB für Geothermischen Kraftwerksgesellschaft Traunreut
Von Dr. Oliver Everling | 19.Juni 2015
FERI EuroRating Services AG hat das „BBB“ Rating der Anleihe der Geothermischen Kraftwerksgesellschaft Traunreut mbH bestätigt. Die Anleihe hat eine Laufzeit bis zum Jahr 2030 und ist mit einer erstrangigen Grundschuld am Grundstück des Geothermie-Heizkraftwerks im oberbayerischen Traunreut dinglich besichert.
Die Emittentin weist seit dem Erstrating vom Juni 2014 eine planmäßige Entwicklung auf. Obwohl die im Sommer 2014 vorgefallene Pumpenhavarie die finanzielle Flexibilität des Unternehmens eingeschränkt hat, konnte das Unternehmen die Havariefolgen insgesamt gut bewältigen. Der Kraftwerksbau ist trotz der Pumpenhavarie und ungünstiger Witterungsbedingungen im ersten Quartal 2015 wie geplant vorangeschritten. Bei einem planmäßigen Abschluss des Bauvorhabens geht FERI von der Aufnahme der Stromproduktion im Januar 2016 aus. Ab 2016 könnte die GKT dann Einnahmen sowohl aus der Fernwärmelieferung als auch aus der Verstromung des geförderten Thermalwassers erzielen. Diese Einnahmen werden aufgrund der höheren Energieausbeute aus dem geförderten Wasser voraussichtlich höher ausfallen, als vor einem Jahr geplant.
Insgesamt gesehen ist vor dem Hintergrund des erfolgten Baufortschritts von einer planmäßigen Inbetriebnahme der Anlage und Lieferung der geplanten Strom- und Fernwärmemengen ab Januar 2016 auszugehen. Dadurch wäre die planmäßige Erfüllung aller Zahlungsverpflichtungen aus der Namensschuldverschreibung gewährleistet.
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Nur temporäre Entwarnung für Franzosen
Von Dr. Oliver Everling | 16.Juni 2015
In den zwölf Monaten von Mai 2014 bis April 2015 ging die Zahl der Insolvenzen in Frankreich gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 2,7 Prozent weiter zurück. In den zwölf Monaten zuvor waren es minus -2,9 Prozent. Die immer noch über 62.000 Insolvenzen kosteten die Lieferanten nach Angaben des internationalen Kreditversicherers Coface 3,9 Mrd. Euro. Das sind 16,6 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum bis Ende April 2014. 174.786 Arbeitsplätze waren betroffen (-4,6%).
Der Rückgang ist laut Coface temporären Effekten aus dem anziehenden privaten Konsum, dem niedrigen Ölpreis und verbesserten Gewinnspannen der Unternehmen zu verdanken. “Wir rechnen allerdings damit, dass sich der Konsum im zweiten Quartal wieder abschwächt, da die Energiepreise wieder steigen. Auch steigt dank der allmählichen gesamtwirtschaftlichen Erholung die Zahl der Unternehmensgründungen wieder. Ohne Kleinstbetriebe ist hier in den zwölf Monaten bis Ende März ein Anstieg von 2,8 Prozent zu verzeichnen. So dürfte es bis Ende des Jahres zusätzliche Insolvenzen geben“, sagt Guillaume Baqué, Economist bei Coface.
Unter den 100 größten Insolvenzen, betrachtet nach dem Umsatz der Unternehmen, stachen drei Branchen heraus: der Bau mit 17 Prozent, Metall mit 15 Prozent und Dienstleistungen an Einzelpersonen mit 5 Prozent. Die Services an Privatleute tauchten zum ersten Mal im Ranking auf. Diese drei Branchen waren unter den elf betrachteten auch diejenigen mit einem Anstieg der Insolvenzen. Auf der Insolvenzlandkarte Frankreichs hat sich einiges verändert. Sechs Regionen haben sich mit einem Rückgang um mehr als 5 Prozent klar verbessert. Vorne liegen Aquitaine mit minus 10,2 Prozent und Limousin (-8%). Fünf Regionen verbuchten mehr Insolvenzen, und zwar zwischen 5,1 Prozent im Elsass und 0,3 Prozent in Ile-de-France mit dem Großraum Paris. Ile-de-France hat mit fast 20 Prozent (19,7%) den größten Anteil an allen Insolvenzen in Frankreich.
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Scope baut konsequent weiter aus
Von Dr. Oliver Everling | 16.Juni 2015
Scope tritt als Ratingagentur einiges anders zu machen, als zuvor gescheiterte, oft halbherzige Versuche, eine Ratingagentur aus Deutschland heraus für Europa aufzubauen. Mit dem konsequenten Ausbau des Personalstamms löst Scope das Versprechen gegenüber Investoren der Ratingagentur wie auch den Nutzern des Ratings sowohl unter Emittenten, als auch unter Anlegern ein.
Nachdem Scope im vergangenen Jahr vor allem seine Rating-Teams personell verstärkt hat, erweitert es nun auch seine Personalausstattung in anderen zentralen Bereichen des Unternehmens – wie Vertrieb, Investor Relations, Compliance und Informationstechnologie & Datensicherheit. Der Ausbau der internen Infrastruktur ist eine wichtige Voraussetzung für die forcierte Europäisierung von Scopes Ratingaktivitäten. Die personelle Umsetzung der Europa-Strategie ist damit jedoch noch nicht abgeschlossen.
Hans-Gerd Schievink erweitert als Executive Director das Business Development Team und ist für die Akquisition und Betreuung von Banken und Unternehmen zuständig. Vor seinem Wechsel zu Scope war Hans-Gerd Schievink neun Jahre als Director Inside Sales bei Standard & Poor’s für die Region Deutschland, Österreich, Schweiz, Zentral-/Osteuropa und Skandinavien tätig. Bei der WestLB arbeitete er zuvor 20 Jahre in verschiedenen Positionen, u.a. als Leiter Divisionssteuerung Overseas, Senior Analyst und Kundenbetreuer.
Ilona Dmitrieva verstärkt als Associate Director das Banken-Team in London und ist für die Risikoanalyse von Ländern und Gebietskörperschaften zuständig. Sie verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung in der Finanzbranche – davon fast die Hälfte bei Moody’s in London und Fitch Ratings in Moskau. Unmittelbar vor ihren Wechsel zu Scope arbeitete sie als Senior Economist und Projektleiter bei Dun & Bradstreet.
Jan Gerd Becker-Schwering übernimmt als Director Investor Relations die Betreuung von Scopes Investoren. Vor Scope war er u.a. im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie tätig und leitete die Abteilung Politische Planung, Programm & Analyse in der Bundesgeschäftsstelle der FDP. Darüber hinaus arbeitete er mehrere Jahre als Referent der FDP-Bundestagsfraktion und Fraktionsgeschäftsführer der FDP-Fraktion im Abgeordnetenhaus von Berlin.
David Defolie übernimmt die Compliance-Funktion bei Scope Ratings. Er ist zertifizierter Compliance Officer und arbeitete zuvor mehrere Jahre als Risk-Analyst bei der Banque Populaire Occitane in Toulouse und der Deutschen Bank in Berlin, wo er für die Überwachung der Handelsaktivitäten in den Regionen Europa, Naher Osten und Afrika (EMEA) tätig war.
Dr. Florian Schwarz stärkt als Head of Information Technology and Data Security die Ressourcen im IT-Department von Scope. Zuvor war er sechs Jahre als Head of Software Engineering bei der WEKA MEDIA, einem führenden Anbieter von multimedialen Fachinformations-Lösungen, tätig. Zu seinen Hauptkunden zählten vor allem DAX-100-Unternehmen sowie Behörden und Ministerien.
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Russland aus volkswirtschaftlicher Sicht
Von Dr. Oliver Everling | 12.Juni 2015
Die aktuelle Lage in Russland kann anhand einiger Indikatoren deutlich beschrieben werden, führt Axel D. Angermann, Chefökonom der FERI aus Bad Homburg, in seinen Vortrag bei der „BAI Alternative Investment Insight 26“ ein. DIe EInkaufsmanagerwerte gingen nach unten. Beim Rubel gab es bekanntlich Turbulenzen, aber die Bewegung richtet sich nicht auf altes Niveau mit Aufwertungstendenzen. Die Konsumentenpreise steigen mit gravierenden Auswirkungen auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung.
Der für Russland so wichtige Ölpreis sank von 98,8 in 2014 auf 62,7 US$ (Brent, bbl.). Angermann erwartet für 2016 61,4 US$. Hohe Inflationsrate, rückläufige Beschäftigung, hohe Arbeitslosigkeit, sinkende Reallöhne, rückläufiges Bruttoinlandsprodukt und privater Verbrauch, das alles lasse keine schnelle Erholung erwarten. „Nur ganz allmählich wird die Wirtschaft einen Weg aus der Misere herausfinden.“
Vor der Krise bis 2008 wuchs die russische Wirtschaft im Schnitt um 6,9 %. 2014 um 0,6 % 2015 ein Minus von 4 %. 47,9 % Öl und Gas, 22,2 % Mineralöle, 5 % Chemikalien, 9 % Metalle und alle Übrige nur 15,8 % – das sind die harten Fakten über die Exportgüter Russlands. 7 % der Importe nach Russland kommen aus Deutschland, 46,8 % aus der EU-28 ohne Deutschland. 6,8 % kommt aus China, gefolgt von der Türkei (4,8 %) und der Ukraine (4,5 %).
Angermann sieht vor allem die Konzentration in Russland, denn die Rohstoffe würden die Wirtschaftsstruktur determinieren. Auch im verarbeitenden Gewerbe sei klar die Abhängigkeit vom Rohstoffsektor zu sehen. „Die ganze Wirtschaft ist sehr stark auf die Rohstoffgewinnung und ihren Export ausgerichtet. Das schafft entsprechende Strukturen, die auch Modernisierungsbemühungen entgegenstehen.“
Entsprechend seien die Staatseinnahmen von Öl und Gas geprägt. Der Staatshaushalt sei trotz der Abwertung des Rubels, die die Verluste in Rubel gerechnet geringer erscheinen lassen, wegen des gesunkenen Ölpreises deutlich ins Minus gerutscht. „Der russische Staatshaushalt würde ohne Öl und Gas noch dramatischer im Negativen sein“, so Angermann. Die Staatsverschuldung Russlands werde weiter ansteigen.Russland wird von der FERI EuroRating Services nicht mehr mit einem Investment Grade Rating beurteilt. Seit März 2015 lassen die von der FERI herangezogenen Indikatoren ein höheres Rating nicht mehr zu. Auch bei Moody’s sieht man in Russland keine Investmentqualität mehr.
Russland hat im Unterschied zu allen anderen Schwellenländern eine sehr niedrige Lebenserwartung seiner Bevölkerung. „Etschwerend kommt hinzu, dass sich der demografische Wandel sehr unterschiedlich auf die Regionen verteilt. Im Osten von Russland erreiche der Bevölkerungsrückgang bald ein Drittel, während die Ballungszentren kaum rückläufig sind, merkt Angermann an. „Das Verhältnis zu China spielt daher eine große Rolle. Ein riesiges Gebiet mit vielen Bodenschätzen, das praktisch menschenleer ist.“ Das stelle mit Blick auf Einflussbereiche eine Herausforderung dar. „Selbst wenn die Russen ihren Alkoholkonsum verringern, würde sich das kaum auf ihre Lebenserwartung auswirken.“
Russland hatte bereits eine Abwärtsentwicklung, als die Krimkrise ausbrach. Besonders dramatisch seien deutsche Eporte im Fahrzeugau eingebrochen. „Der Effekt auf die deutsche Gesamtwirtschaft ist nicht besonders groß, auch wenn einzelne Unternehmen sehr betroffen sind.“
Fazit: Aktuell Rezession der russischen Wirtschaft, nur allmähliche Erholung, hohes Risiko einer weiteren Verschlechterung der wirtschaflichen Situation wegen erneuter Eskalation der Ukraine-Krise. Langfristige Wachstumsperspektiven sieht Angermann sehr moderat, vor allem wegen struktureller Abhängigkeit von Rohstoffexporten. Die notwendige Modernisierung der wirtschaftichen Strukturen und Diversifizierung scheitern an politisch-ökonomisch Strukturen. Die politisch wahrscheinliche Alternative zum derzeitigen „System Putin“, warnt Angermann, ist tendenziell noch stärker nationalistisch und anti-westlich und somit noch wachstumsunfreundlicher.
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Managerselektion entscheidet
Von Dr. Oliver Everling | 12.Juni 2015
Hedgefonds haben keine Garantie für hohe Renditen. Die Renditen sind sogar sehr unterschiedlich, in Abhängigkeit von der gewählten Strategie, zeigt Marcus Storr, Head of Hedge Funds bei der FERI, auf der „BAI Alternative Investment Insight 26“ auf. „Für fast jede Strategie gibt es auch Phasen, in denen sie eine überdurchschnittliche Rendite abwirft“, bemerkt Storr.
Entscheidend sei die Wahl des Managers. Storr zeigt am Vergleich von USCITS und Offshre Investments dass weder strenge Überwachung, noch weniger Regulierung eine hohe Rendite erwarten lassen. „Jeder investiert in die ganz großen Hedgefonds“, lässt die Statistik laut Storr erkennen. Besonders interessant seien aber Hedgefonds in der mittleren Größenordnung. Die Anreize seien hier hoch, eine hohe Performance zu halten. „Nicht dass die reichsten Manager keine Motivation hätten.“ Die Größten seien einfach zu groß. In ihrer Analyse müssten sich diese Manager daher auf ihren eigenen Markteinfluss beschäftiigen. Bewegungen dieser Portfolien seien kaum möglich, ohne die Preisstrukturen durcheinander zu bringen.
Storr erzählt einige Beispiele, wie sich Hedgefondsmanager in der Praxis verhalten. Aus Conference Calls oder der Dokumentation auf Papier lasse sich ihr Verhalten nicht erschließen. „Es ist daher wichtig, Hedgefondsmanager vor Ort bei ihrer Arbeit zu sehen“ sagt Storr und deutet an, wie auch psychologische Aspekte das Verhalten der Manager mit ihren analytischen Teams beeinflusst.
Der größte Teil des Kapitals sei in den USA investiert, ca. 42 %. Nur 11 % gehen in den Mittleren Osten, Afrika oder den Mittleren Osten – obwohl Nachrichten über diese Investments wie auch die in Europa oft die Medien beherrschen. Storr berichtet über kulturelle Unterschiede in Nord- und Südamerika, Europa, Asien oder Südafrika. Hedgefondsmanager tragen nicht alle dunkle Anzüge, auch ihre Ausbildung und ihr Hintergrund unterscheiden sich sehr.
Storr skizziert, wie das Fondsrating der Feri eine Entscheidungsgrundlage liefert. In der Datenbank werden zurzeit mehr als 2900 qualifizierte Fonds geführt. „Wir sammeln die Informationen und werten sie aus“, berichtet Storr von dieser zeitraubenden, aber notwendigen Tätigkeit.
Im Unterschied zum Rest der Welt ist die Zahl der Hedgefonds in Russland rückläufig. „Das hängt natürlich mit dem gegenwärtigen Umfeld für Russland zusammen“, so Storr. Die Performance des russischen Hedgefondsuniversums ist recht gemischt: 2014 erwirtschafteten die meisten Fonds rote Zahlen. Für 2015 dürften die meisten Fonds wieder positive Renditen melden. Russland exportiere im wesentlichen Öl und Gas.
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Transparenz für Ratings von Hallenimmobilien
Von Dr. Oliver Everling | 11.Juni 2015
Die WISAG Facility Management Holding, einer der führenden deutschen FM-Spezialisten, und IndustrialPort, Deutschlands größter Datenanbieter für Hallenimmobilien sowie Standortanalysen, haben die zweite Auflage ihres erfolgreichen Benchmarkreports für FM-Kosten von Hallenimmobilien veröffentlicht. Darin werden erstmals deutschlandweit Aussagen zu sechs verschiedenen Leistungspaketen für drei verschiedene Hauptnutzungsarten von Hallenimmobilien sowie deren Büroflächen getroffen. Der Betrachtungszeitraum beträgt drei Jahre zuzüglich einer einjährigen Prognose. Zum besseren Verständnis werden die Aussagen durch verschiedene Beispiele bis auf Kreisebene miteinander verglichen.
„Mit dieser Studie sorgen wir für deutlich mehr Transparenz im Bereich der FM-Kosten für Hallenimmobilien“, sagt Ralf Pilger, Geschäftsführer der WISAG Facility Management Hessen. „Mit der Einteilung der Gebäude in drei verschiedene Hallenhauptnutzungsarten, der erstmaligen Betrachtung der dazu gehörigen Büroflächen sowie der detaillierteren Aufteilung in nunmehr sechs – statt bisher vier – Leistungspakete konnte der aktuelle Report gegenüber der ersten Auflage sinnvoll erweitert werden.“
Peter Salostowitz, Geschäftsführer von IndustrialPort ergänzt: „Interessant ist aus meiner Sicht als Immobilienbewerter vor allem der stete Anstieg der FM-Kosten im Gegensatz zu den oftmals stagnierenden bis sinkenden Mieten. Je nach Aufteilung der Kosten zwischen Eigentümer und Nutzer kann dies zu einem schleichenden Wertverlust von Hallenimmobilien führen.“
Der Report beleuchtet rund 72 Millionen Quadratmeter Hallenflächen der Hauptnutzungsarten Lager, Logistik und Produktion. Dies entspricht einem Anteil von rund zwölf Prozent am gesamten deutschen Markt für Hallenimmobilien. Anhand des Reports ist es möglich, die etwaigen Bewirtschaftungskosten im infrastrukturellen und technischen Bereich vorab einzuschätzen, um den wirtschaftlichen Betrieb der Hallenimmobilie sicherzustellen bzw. um einschätzen zu können, ob sich beispielsweise ein Investment in Bezug auf die zu erwartenden Nutzungskosten rentiert.
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Aufhellung in Rumänien
Von Dr. Oliver Everling | 11.Juni 2015
Die verbesserte Konjunktur in den Ländern Mittel- und Osteuropas (MOE/CEE) im Jahr 2014 führte zu einer Stabilisierung der Unternehmensinsolvenzen. Der Rückgang für die Region betrug allerdings nur 0,5 Prozent. 2013 waren die Insolvenzen noch um 7 Prozent gestiegen. Das stellt der internationale Kreditversicherer Coface in seinem jährlichen „Insolvenz-Monitor CEE“ fest. Während die Insolvenzen in Slowenien und Ungarn stark stiegen, verzeichneten Serbien und Rumänien die größten Rückgänge. Der Ausblick ist insgesamt positiv: Coface prognostiziert einen Rückgang der Insolvenzen in der MOE-Region um 6 Prozent im Jahr 2015.
2014 brachte wirtschaftliche Verbesserungen für die meisten CEE-Länder. Das durchschnittliche BIP-Wachstums erhöhte sich von 1,3 Prozent im Jahr 2013 auf 2,5 Prozent im Vorjahr. Das Wachstum wurde vor allem durch die Binnennachfrage angeheizt. Der private Konsum stieg aufgrund niedrigerer Arbeitslosenraten, wachsender Löhne und eines verbesserten Vertrauens der Verbraucher. Externe Faktoren wie niedrige Rohstoffpreise kamen hinzu. Das alles reichte aber nicht, um die Zahl der Insolvenzen auf das Vor-Krisen-Niveau zu bringen. Und in etlichen Ländern stiegen die Insolvenzahlen weiter.
Ein starker Anstieg der Insolvenzen wurde in Slowenien und Ungarn verzeichnet. Obwohl Slowenien eine solide BIP-Wachstumsrate von 2,5% Prozent im Jahr 2014 präsentierte, haben sich für die Unternehmen keine sichtbaren Verbesserungen eingestellt. Die Insolvenzen stiegen um 44,7 Prozent, das höchste Niveau in der gesamten CEE-Region. Unzureichende Investitionsentscheidungen, mangelnde Anpassung an die aktuellen Wirtschaftsbedingungen und die hohe Verschuldung der Unternehmen waren die am häufigsten genannten Gründe. In Ungarn war die Änderung der rechtlichen Rahmenbedingungen eine der Ursachen für den hohen Anstieg der Insolvenzen um 29,4 Prozent.
Erfreuliche Ergebnisse weisen Serbien und Rumänien auf. Durch Änderungen der serbischen Insolvenzordnung im August 2014 verringerte sich im Vorjahr die Anzahl der insolventen Unternehmen um 43,8 Prozent. Die solide Konjunktur Rumäniens, gestützt durch einen stärkeren privaten Konsum und die vermehrte Nutzung von EU-Mitteln, wirkt sich positiv auf die Unternehmen aus. Die Insolvenzen haben sich um 28 Prozent verringert.
Auf der Positivseite stehen neben Serbien und Rumänien auch Polen (-6,8%), Kroatien (-14,3%) und Bulgarien (-22,8%). Wie Slowenien und Ungarn verbuchten dagegen mehr Insolvenzen Tschechien (15,4%), Slowakei (3,0%), Estland (1,8%), Lettland (4,3%), Litauen (5,4%) und die Ukraine (5,1%).
„Wir sprechen immer noch über eine beträchtliche Anzahl von über 65.000 Firmenpleiten in Zentraleuropa“, erklärt Grzegorz Sielewicz, Economist für Central Europe bei Coface. „Mit einem prognostizierten BIP-Wachstum von 2,7 Prozent sind wir aber überzeugt, dass sich der leicht positive Trend fortsetzt. Eine Erholung nach einem Konjunkturtief dauert aber viel länger als ein Einbruch aufgrund einer Marktverschlechterung.“
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