Düllmann sieht weitere GuV-Belastungen bei Banken

Von Dr. Oliver Everling | 19.Mai 2015

„Bis heute gibt es keine einheitliche Definition, was unter NPL zu verstehen ist“, führt Prof.Dr. Christoph Schalast, Professor für Mergers & Acquisitions, Wirtschaftsrecht und Europarecht an der Frankfurt School of Finance & Management, in die Konferenz „NPL Forum 2015″ ein. Zwar lässt sich rasch nachschlagen, dass NPL für „Non Performing Loans“ steht.

Dr. Klaus Düllmann, DG Micro-Prudential Supervision, Head of Risk Analysis Division, spricht lieber von Non-Performing Exposures (NPE). Mehr als 40 Institute im Single Supervisory Mechanism (SSM) haben eine Quote von mehr als 20 % gemäß Asset Quality Review (AQR 2014), berichtet Düllmann. EBA habe in 2013 die Initiative ergriffen, die Definition von NPE für Zwecke der EBA zu harmonisieren.

Der AQR habe gezeigt, dass es verschiedene Praktiken zu NPE Niveaus, Sicherheitenbewertungen und Deckungen gibt. Die höchsten NIveaus von NPEs habe sich in den Ländern gezeigt, die auch generell von der Finanzkrise am stärksten betroffen sind. „Deleveraging führte zu steigenden NPE Ratios“, berichtet Düllmann und kritisiert, dass es in Europa weniger effiziente Märkte für NPLs gibt. In sieben Ländern wurden NPE-Quoten von  mehr als 20 % beobachtet, darunter z.B. Griechenland und Zypern.

„Der AQR erlaubt uns, in die Portfolien hineinzuschauen“, berichtet Düllmann. So habe man sich auch die einzelnen Kreditakten geholt und durchgeschaut. Immer noch sei der genaue Vergleich von NPE-Quoten eine Herausforderung. Die Quote allein sei nicht genug, um die Problemsituation von Banken zu analysieren. Der Verkauf von NPEs habe unmittelbar negative Auswirkungen auf die Gewinn- und Verlustrechnung der Bank und somit auf ihre Eigenkapitalausstattung.

Düllmann feiert den AQR als Meilenstein, um die Aktivaqualität von Banken in Europa zu vergleichen. Etwa zwei Drittel der zusätzlich durch den AQR aufgedeckten Verluste wurden in den Jahresabschlüssen 2014 bereits berücksichtigt. „Aber das ist noch nicht alles“, warnt Düllmann.

Der SSM verfolge das grundsätzliche Ziel, einen gemeinsamen Aufsichtsansatz zu finden. Daher befasse man sich mit der Frage nach den „best practices“. Der SSM schaffe für die europäische Aufsicht neue Möglichkeiten. Mit Blick auf die von Düllmann vorgelegten Statistiken bemerkt Schalast, dass die NPE-Quoten auch in Deutschland „gar nicht so niedrig sind“.

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Bankenabhängigkeit des Mittelstands

Von Dr. Oliver Everling | 18.Mai 2015

Der Verband „Die KMU-Berater – Bundesverband freier Berater e.V.“ befragt im Rahmen des „KMU-Banken-Barometers“ zum zweiten Mal mittelständische Unternehmen nach ihrer Finanzierungssituation. Die KMU-Berater gehen davon aus, dass die Kreditinstitute aufgrund von Basel III und der anhaltenden Tiefzinsphase bei der Kreditgewährung noch wählerischer werden. Daher liegt der Schwerpunkt der diesjährigen Befragung auf der Abhängigkeit der Mittelständler von ihren Hausbanken. Gleichzeitig können Unternehmen die zwölf Fragen zur Eigendiagnose und zur Verbesserung ihrer Finanzkommunikation nutzen. Das KMU-Banken-Barometer führt der KMU-Beraterverband in diesem Jahr gemeinsam mit der „Deutschen Unternehmerbörse – DUB.de“ durch. Teilnehmen können Unternehmen unter www.banken-barometer.kmu-berater.de

„Das erste KMU-Banken-Barometer im vergangenen Jahr hat gezeigt, dass viele Unternehmen immer noch von nur einer Hausbankbeziehung abhängig sind. Daher vertiefen wir in diesem Jahr die Frage nach Abhängigkeiten und dem Finanzierungs-Mix“ erläutert Thomas Thier, Vorsitzender des KMU-Beraterverbandes. Neben zehn allgemeinen Aussagen zur Zusammenarbeit mit Kreditinstituten enthält das Barometer deshalb in diesem Jahr zwei Sonderfragen zum Finanzierungs-Mix.

„Für die Unternehmen bietet die Teilnahme am KMU-Banken-Barometer die Chance, die eigene Position bei ihrer Zusammenarbeit mit Banken und Sparkassen zu überprüfen und Aktivitäten für eine Verbesserung abzuleiten und umzusetzen“ erläutert Carl-Dietrich Sander, Leiter der Fachgruppe Finanzierung-Rating im KMU-Beraterverband, die das KMU-Banken-Barometer federführend organisiert. Als weitere Unterstützung erhalten Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine ausführliche „Checkliste Bankgespräche“ mit den drei Teilen Bankgespräch, Unterlagen für die Bank und Typische Fragen von Banken.

Erstmals kooperieren die KMU-Berater bei der Durchführung des Banken-Barometers mit der „Deutschen Unternehmerbörse – DUB.de“. „Hier finden zwei Partner zueinander, denen die wirtschaftliche Entwicklung und vor allem eine gesicherte Finanzierung des Mittelstandes besonders wichtig ist“, so Thier. Die Ergebnisse des KMU-Banken-Barometers 2015 wollen der KMU-Beraterverband und die Deutsche Unternehmerbörse mit Kreditinstituten sowie den Unternehmen und deren Verbänden diskutieren.

Auch für Verbände und Organisationen des Mittelstandes sowie für die Berufskolleginnen und -kollegen der steuerberatenden Berufe bietet das KMU-Banken-Barometer nach Einschätzung der KMU-Berater eine gute Möglichkeit, ihre Mitglieder und Kunden bzw. Mandanten bei der Sicherung ihrer Unternehmensfinanzierung zu unterstützen.

Die Fragen des KMU-Banken-Barometers können Online oder per Fax beantwortet werden. Die Umfrage 2015 läuft bis zum 3. Juli 2015. Die Ergebnisse werden im September 2015 veröffentlicht: www.banken-barometer.kmu-berater.de

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Afrika ist das neue Asien

Von Dr. Oliver Everling | 16.Mai 2015

„Afrika ist das neue Asien: Ein Kontinent im Aufschwung“ – Dieser Titel verrät treffgenau, worauf es in diesem Buch ankommt. Inzwischen hat wohl jeder verstanden, welche ungeheure, insbesondere wirtschaftliche Veränderung sich in Asien vollzieht. Deutsche Unternehmen und Investoren haben an dieser Entwicklung ihren Anteil. Anders verhält es sich noch in Afrika, wo deutsches Engagement vergleichsweise wenig zu finden ist, obwohl Afrika in vielerlei Hinsicht bereits den rasanten Aufschwung nachzeichnet, wie er in Asien zu sehen war und noch ist.

Christian Hiller von Gaertringen macht sich als Autor dieses neuen Buches aus dem Verlag Hoffmann und Campe (ISBN 978-3-455-50323-4) seine intime Kenntnis des Kontinents zunutze, um seinen Lesern ein neues Bild von Afrika zu zeichnen, wie es so in einer deutschsprachigen Buchpublikation bisher kaum gezeichnet wurde. Hiller von Gaertringen, Wirtschaftsredakteur der Frankfurter Allgemeine Zeitung, zerstört ein überholtes Bild von Afrika, von dem heute wohl nur noch die großen Spendenorganisationen profitieren, indem sie einseitig Armut und Elend thematisieren. Die deutschen Massenmedien verdienen ihr Geld mit Einschaltquoten und Auflagen, die mit den drei großen „K“ erzeilt werden können, mit Afrikas Kriegen, Katastrophen und Korruptionsskandalen.

In Deutschland geht nur noch eine Minderheit der Bevölkerung einer Erwerbstätigkeit nach. Alternativ zu den Katastrophenmeldungen lässt daher das deutsche Staatsfernsehen Filme in und über Afrika drehen, die Deutsche in einer modernen Form von Kolonialherren und/oder Naturwunder der Flora und Fauna Afrikas zeigen. Meist dringen die Berichte z.B. nicht zu den Tatsachen vor, die Besucher Afrikas nur jenseits der Touristenpfade in den Millionenstädten des Kontinents zu sehen bekommen.

Hiller von Gaertringen widmet sich daher ausführlich den neuen Partnern Afrikas, insbesondere China. Mit großer Akribie widmet sich Hiller von Gaertringen in seinem Buch über Afrika auch dem Phänomen China, denn diese Mühe lohnt sich gleich doppelt: Einerseits nutzt Hiller von Gaertringen seine Kenntnisse über China, um seine zentrale These, „Afrika ist das neue Asien“, zu stützen. Andererseits lohnt sich die Befassung mit China, um die dominante Rolle Chinas in vielen Subsahara-Staaten nachzuvollziehen.

Hiller von Gaertringen stimmt nicht ohne weiteres in den Chor der Kritiker Chinas ein, die der Volksrepublik lediglich die egoistische Verfolgung von Interessen der Sicherung von Rohstoffen unterstellen. Hiller von Gaertringen zeigt vielmehr, wie neben dem Zugang zu Rohstoffen für China auch die Begeiligung am Wirtschaftsaufschwung in Afrika wichtig ist, indem es einer Vielzahl chinesischer Unternehmen den Zugang zu wichtigen Märkten in Afrika sichert.

Das Buch lässt erahnen, wie Millionen von Menschen in Afrika aufbrechen, um ihre Zukunft besser zu gestalten. Dabei nutzen die überwiegend jungen Afrikaner die neuesten Technologien, die sie u.a. von chinesischen Firmen geliefert bekommen. Hiller von Gaertringen berichtet von zahlreichen Beispielen junger Unternehmer und Unternehmen. So kommen auch immer mehr IT-Unternehmen mit Lösungen an den Markt, die auf afrikanische Verhältnisse maßgeschneidert sind. Der Boom lässt eine Mittelschicht in Afrika erstarken, deren Nachfrage deutsche Unternehmen nicht unbeachtet lassen dürfen.

Hiller von Gaertringen räumt mit einer Fülle veralteter Klischees auf und öffnet jedem Leser die Augen dafür, in Afrika nicht eine Ansammlung von Problemen dieser Welt, sondern vor allem Chancen zu sehen. Davon werden auch die Kapitalmärkte profitieren. In mehreren Ländern Afrikas gibt es bereits funktionierende Börsen mit hoch kapitalisierten Unternehmen. Investitionen in den Aufschwung Afrikas erscheinen heute lohnender als je zuvor, zumal auch die Ratingagenturen viele Länder Afrikas inzwischen besser beurteilen als manchen Staat in Europa.

„Eine Party ohne die Deutschen“, schreibt Hiller von Gaertringen. „Chinesen schätzen Deutsche für viele Tugenden. Warum nutzt die deutsche Wirtschaft nicht die hohe Meinung, die Chinesen von Deutschland haben, um gemeinsam Märkte in Afrika zu entwickeln, um gemeinsam Projekte voranzutreiben und gemeinsam auf diesem Kontinent zu wachsen?“ Buchempfehlung: Afrika ist das neue Asien: Ein Kontinent im Aufschwung.

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Coface will KMU sicherer machen

Von Dr. Oliver Everling | 15.Mai 2015

Eine von vielen Jungunternehmern unterschätzte Gefahr: Jede vierte Insolvenz ist Folge unbezahlter Rechnungen. Besonders kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sind gefährdet. Denn die weltweit wichtigsten Treiber des wirtschaftlichen Wachstums sind am wenigsten geschützt. Coface bietet solchen Unternehmen jetzt auch in Deutschland eine spezielle Möglichkeit, sich vor Forderungsverlusten zu schützen: EasyLiner ist auf KMU zugeschnitten und – ganz neu – online abzuschließen.

Im Vordergrund dieser Kreditversicherung stehen die Absicherung und ein einfacher und schneller Zugang. So können sich die Unternehmen auf ihr operatives Geschäft konzentrieren. Denn der Versicherungsnehmer erhält eine Komplettlösung. Sie umfasst unter anderem die kontinuierliche Beobachtung seiner Kunden. So behält er den Überblick über die Qualität seines Portfolios und reduziert das Risiko, auf unbezahlten Rechnungen sitzen zu bleiben. Ist eine Forderung überfällig, kümmert sich Coface um den Einzug. Und schließlich greift die Delkrederefunktion: Im Schadenfall wird schnell entschädigt.

Ganz neu ist die Möglichkeit, eine Kreditversicherung online abzuschließen. Der Kunde kann selbst den Versicherungsschutz konfigurieren, der am besten seinen Anforderungen entspricht. Innerhalb weniger Minuten ist die Forderungsabsicherung wirksam.

Unter anderem in Frankreich, den Niederlanden und Österreich ist EasyLiner bereits verfügbar. Coface plant das Produkt schrittweise in allen 66 Ländern einzuführen, in denen der Kreditversicherer direkt präsent ist. „Gerade kleinere und mittlere Unternehmen müssen in der Lage sein und bleiben, sich auf die Entwicklung ihres Geschäftes zu konzentrieren. Dazu braucht es eine Atmosphäre des Vertrauens und der Sicherheit“, sagt Patrice Luscan, Group Marketing and Strategy Director der Coface. „Wir leisten das mit Easyliner überall auf der Welt. Derzeit gibt es keine vergleichbare Lösung auf dem globalen Markt.“

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Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN plant Schlag gegen Internetwirtschaft

Von Dr. Oliver Everling | 13.Mai 2015

Ein Gesetzentwurf der Abgeordneten Renate Künast, Dr. Konstantin von Notz, Nicole Maisch,  Luise Amtsberg, Volker Beck (Köln), Kai Gehring, Britta Haßelmann, Katja  Keul, Monika Lazar, Irene Mihalic, Özcan Mutlu, Hans-Christian Ströbele  und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN bereitet nicht nur den Anbietern von Scorings Sorgen, sondern auch allen innovativen Unternehmen, die ihren Kunden schnelles und einfaches Bestellen über das Internet erlauben.

Der „Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Bundesdatenschutzgesetzes  – Verbesserung der Transparenz und der Bedingungen beim Scoring  (Scoringänderungsgesetz)“ erweiterte bereits die Informations- und Auskunftsrechte von Betroffenen in Bezug auf ihre Scoring-Werte bei Auskunfteien und Unternehmen und brachten einen bisher nicht gekannten Transparenzzuwachs.  So erhält jeder, der seine Datensätzen und zusammengefasste Daten wissen will, die gewünschten Informationen. Würden die Gewichtung der verwendeten Daten, der verwendeten Vergleichsgruppen und der Zuordnung der betroffenen Personen zu den Vergleichsgruppen offenzulegen sein, würden sich Scoringsystem selbst erledigen, weil sie praktisch manipulationsoffen gemacht würden. Die  massenhaften Manipulationen von FICO-Scores ab Ende der 1990er Jahre in den USA, die letztlich auch die Subprime-Krise beschleunigten, sind ein warnendes Beispiel für die Konsequenzen. Folglich müssen Scoring- und Ratingsysteme zu einem gewissen Grade Betriebs- und Geschäftsgeheimnis bleiben.

Die Art der zu speichernden und für das Scoring verwendbaren Daten kann kaum einer Eingrenzung unterliegen. Die genannten Bundestagsabgeordneten glauben nun aber zu wissen, welche Daten für Unternehmen und Auskunfteien „bonitätsrelevant bzw. diskriminierungsgeeignet“ sind, so wörtlich. „Von den Datensammlungen erfahren die Betroffenen häufig erst, wenn ihnen ein Kreditgeschäft vorenthalten oder zu ungünstigen Bedingungen angeboten wird“, so die Argumentation.

Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN will den Kontrollstaat auch zwischen jeden Kunden und Lieferanten schalten: „Eine Überprüfung der Auskunfteien und Unternehmen findet, wenn überhaupt, nur sporadisch statt. Gleiches gilt für das bezüglich des Scorings anzuwendende mathematisch-statistische Verfahren.“ Künftig sollen Beamte beurteilen, welche mathematisch-statistische Verfahren zur Anwendung kommen dürfen.

Außerdem soll verhindert werden, Daten über einen langen Zeitraum zu speichern, auch wenn dies die Auskunfteien und die Unternehmen für erforderlich halten. Bei Erteilung einer Restschuldbefreiung sollen Lieferanten künftig davon nicht mehr erfahren.

Der Gesetzentwurf sieht ohne jede fachliche Begründung eine dramatische Ausweitung des Auskunftsanspruchs auf die Einzeldaten, die Gewichtung der verwendeten Daten und auf die verwendeten Vergleichsgruppen vor. Jede Speicherung von Daten, die allein nach Urteil der Abgeordneten „nicht bonitätsrelevant oder diskriminierungsgeeignet sind“, soll für Zwecke der Überprüfung der Bonität unzulässig sein. Daten aus sozialen Netzwerken, die in vielen Fällen auch dann noch Kredite erlauben, wenn die Schufa- oder Bankauskünfte neg0ativ sind, sollen nach Wunsch der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ausgeschaltet werden. Ebenso soll das „Geo-Scoring“, also die Nutzung von Wohnortdaten, wie sie immer schon bei jedem verantwortlich denkenden Kreditsachbearbeiter bedacht wurden, künftig ersatzlos gestrichen werden.

Für viele Internetportale kommt mit dem Vorschlag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN das Aus: „Zukünftig muss der Einsatz von Scoringverfahren vorab dem Verbraucher offen gelegt werden.“ Der aufkeimende Aufschwung in Deutschland, der insbesondere durch innovative Unternehmen, FinTechs und junge Gründer getragen wird, kommt mit den Vorschlägen der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zum Ersticken.

„Aktive Informationspflichten der Auskunfteien“ werden nach Willen der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN künftig jeden Bürger nerven, denn durch eine jährliche Informationspflicht soll sich jeder regelmäßig mit einer neuen Bürokratie beschäftigen, um ständig für aktuelle Daten zu sorgen. Wer nicht „möglichst schnell korrigieren“ will, wie es die Abgeordneten vorsehen, ist im Nachteil. „Darüber hinaus wird eine stärkere Kontrolle der Aufsichtsbehörde verpflichtend“, so heißt es im Entwurf der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN.

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Stockendes Geld aus Asien-Pazifik

Von Dr. Oliver Everling | 13.Mai 2015

In der Region Asien-Pazifik haben im vergangenen Jahr 70 Prozent der Unternehmen Zahlungsverzögerungen erlitten. Das hat Coface in einer jährlichen Studie festgestellt. Der internationale Kreditversicherer hat dazu rund 2700 Unternehmen in acht Ländern befragt. Die 70 Prozent sind der höchste Wert seit drei Jahren. Zudem erklärten 37 Prozent der Unternehmen – zwei Prozent mehr als im Vorjahr –, dass die Beträge höher waren. Besonders betroffen sind Unternehmen in China, Indien, Hongkong und Thailand. In Australien, Japan, Singapur und Taiwan hat sich das Zahlungsverhalten hingegen verbessert.

Coface fragte unter anderem nach der Anzahl der Verzögerungen, der durchschnittlichen Überziehungsdauer sowie nach möglichen Auswirkungen auf die Liquidität bei besonders langen Verzögerungen über 180 Tage. Während sich die Überziehungssituation für die ganze Region betrachtet verschlechtert hat, zeigt Australien in allen Punkten eine deutliche Verbesserung. Auch in Singapur und Taiwan hatten die Unternehmen weniger Probleme bei den Zahlungseingängen zu verzeichnen. Dort wurde das Zahlungsziel nicht mehr so lange überzogen und auch der Anteil der extrem langen Verzögerungen ging zurück. In Japan dagegen stiegen Zahl und Dauer der Zahlungsverzögerungen. Allerdings ist hier der Anteil der extrem langen Verzögerungen am geringsten in der Region. Auch Insolvenzen und Firmenschließungen bleiben auf niedrigem Niveau.

Mit 80 Prozent blieb in China der Anteil von Unternehmen, die Zahlungsverzögerungen verbuchen mussten, sehr hoch. Aufgrund der hohen Verschuldung der Unternehmen, der hohen Finanzierungskosten und der geringen Rentabilität einiger Branchen ist auch der Ausblick für die chinesische Wirtschaft 2015 verhalten. Coface bleibt in der Risikopolitik vorsichtig in Branchen und Bereichen mit Überkapazitäten, zum Beispiel Eisen, Stahl, Zement, Schiffbau, Aluminium, Bauglas, Kohleabbau, Papier und Druck.

In Hongkong kommt es immer häufiger zu Zahlungsverzögerungen, auch die Dauer nimmt zu. Der extrem teure Immobilienmarkt und der Druck auf den Einzelhandel – auch wegen des nicht mehr so stark steigenden Tourismus – belasten die Wirtschaft. Auch in Indien nahmen 2014 die Zahlungsverzögerungen zu. Die Kreditprüfer der Coface berichten von deutlich gestiegenen Überziehungsmeldungen aus allen Branchen. An der Spitze der Negativliste stehen Unternehmen mit direktem oder indirektem Bezug zur Baubranche. In Thailand war das Geschäftsklima 2014 schwach, was sich in der Anzahl der aufgelösten Unternehmen zeigt. So blieb das Zahlungsausfallrisiko hoch. Die Wirtschaft litt unter den Folgen der politischen Unruhen, die das Wachstum im ersten Halbjahr bremsten. Coface stellte eine deutliche Verschlechterung im Zahlungsverhalten fest, besonders in Branchen mit Bezug zu Haushaltselektro- und Elektronikgeräten, Chemie, Baustoffen und Stahl. 

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Finanzdienstleister der nächsten Generation in Frankfurt

Von Dr. Oliver Everling | 13.Mai 2015

Regulation, Technologie, soziokulturelle Veränderungen und Kapitalflut für neue Geschäftsmodelle sind die Treiber einer Entwicklung, die Finanzdienstleister der nächsten Generation hervorbringen. Prof. Dr. Jürgen Moormann, ConCardis-Professor für Bank- und Prozessmanagement und Leiter des ProcessLab an der Frankfurt School of Finance & Management führt in die Konferenz ein: Zum fünften Mal führt der Frankfurt School Verlag eine ausgebuchte Konferenz zum Thema „Finanzdienstleister der nächsten Generation“ durch.

Moormann skizziert die vielen Chancen, die sich für junge Unternehmer, aber auch Banken ergeben. Für Banken eröffnet sich die Chance der Erneuerung. DIe US-Unternehmen, aber auch asiatische Wettbewerber würden mit atemberaubender Geschwindigkeit neue Produkte entwickeln, berichtet Moormann und erwartet große Unsicherheit im Management etablierter Unternehmen. Die Konferenz liefert Ansätze und Anstöße zu den aufkommenden Fragen.

„Die Auswahl und Überwachung sind entscheidend bei Investitionen“, spricht Prof. Dr. Michael Koetter, Professor of Banking and Finance an der Frankfurt School eine Rolle an, die (auch) Banken zukommt. Informationsasymmetrien bei jungen, intransparenten Firmen, Pecking-Order der Kapitalstruktur, Relationship Lending, Kreditangebotsbeschränkungen bei gestressten Banken usw. sind Stichworte für das, was Firmen zum Crowd Funding (CF) bewegt.

Koetter erläutert seinen Forschungsansatz, mit dem Firmen mit und ohne CF und Banken mit und ohne Krisengeschichte analysiert werden u.a. unter der Annahme, dass junge Firmen ihre Bankbeziehung nicht abhängig von Stressindikatoren auswählen. Mit einer kontrafaktischen Stichprobe aus jungen FIrmen, welche nicht CF genutzt haben (alle Mitglieder des Bundesverbandes Deutsche Statups, BDS). Equity CF ahnelt Aktienhandel mit regulatorischen Hürden. In Deutschland handle es sich nicht um echtes Eigenkapital (Umsatzbeteiligung, keine Stimmrechte). Es besteht keine Prospektpflicht, wenn Angebote p.a. < 100 k €). Koetter stützt sich auf die Untersuchungen von Daniel Blaseg, der seit 2011 die Daten über CF-Plattformen, Bundesanzeiger, Bürgel, Bankscope und Creditreform erfasste. Koetter legt ausführlich weitere Einzelheiten seines Forschungsansatzes offen. Koetter ermittelt, dass es keinen signifikanten Unterschied zwischen den Unternehmen gebe, die sich von einer „gestressten“ oder „nicht gestressten“ Bank Geld holen. Die Unterschiede zwischen den Gruppen seien gering. „Hat es einen Einfluss auf meine Finanzierungsentscheidung, wenn sich herausstellt, dass meine Bank gestresst ist?“ Unternehmen, die als schlechte Kreditrisiken eingestuft werden, nutzen mit höherer Wahrscheinlichkeit CF. Große junge Unternehmen und solche, die viele „tangible assets“ haben, nutzen CF weniger. „Die Frage, ob ich an einem gestressten Banker hänge, ist irrelevant für die Erfüllung dieser Finanzierungsform, aber doch für die Wahl des CF“, analysiert Koetter und hängt ähnliche Ergebnisse bei alternativen Indikatoren an. Junge Unternehmen mit Beziehungen zu gestressten Banken, so eine Schlussfolgerung von Koetter, dürfen CF als ernstzunehmende Alternative sehen. Sie haben eine rund 18 % höhere Wahrscheinlichkeit, CF zu nutzen. Aber sie zeichnen sich durch schlechtere Kreditratings, kleinere FIrmen und weniger materielle Vemrögenswerte aus. Sie könnte auf schlechtere Qulität der Firmen hinweisen oder (unbeobachtete) ungewöhnliche Erträge relativ zu einer Benchmark.

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Alternatives-Strategien von Harvard und Yale

Von Dr. Oliver Everling | 12.Mai 2015

Auf der Alternative Investor Conference (AIC) des Bundesverbandes Alternative Investment e.V. stellt Walter Pfaff, Partner bei LGT Capital Partners, eine Analyse der Alternatives-Strategien der Universitäts-Stiftungen Harvard und Yale vor. Pfaff befasst sich mit dem Beitrag von alternativen Anlagen zum Erfolg des „Stiftungsmodells“, die Allokationen im Zeitverlauf (viele Höhepunkte mit wenigen kritischen Phasen) sowie mit den aktuellen Entwicklungen und Ausblick.

Pfaff erläutert, dass diese Stiftungen nicht einfach den Index kaufen, sondern sehr sorgfältig Manager auswählen. Die Portfoliostrategie sei durch eine breite Asset Allokation gekennzeichnet. Von den Anlageklassen her ist eine Aktienübergewichtung bezeichnend, neben der hohe Priorität der Managerauswahl.

Die NACUBO-Studie (National Association of College and University Business Officers) liefert eine wertvolle Informationsquelle. „Die drei genannten Pfeiler lassen sich von den großen Stiftungen besser umsetzen“, so ein Ergebnis dieser Studie. Während die Renditen bei Vermögen über 1 Mrd. US$ bei mehr als 8,3 % liegen erreichen die Kleinsten mit bis zu 25 Mio. US$ nur 6,3 % Rendite. Bei den Großen der Branche kommen offenbar Skaleneffekte zum Tragen. „Passives Management finden Sie hier ganz wenig“, so Pfaff weiter.

Größere Stiftungen haben einen höheren Anteil Alternativer Investments im Portfolio. Speziell 2008 gab es negative Schlagzeilen, viele glaubten an ein „Schönwettermodell“, das die Krise nicht überstehen würde. Harvard verzeichnete 27,3 %, Yale -24,6 % im Fiskaljahr 2009, berichtet Pfaff. In den Jahren danach holten die großen Endowments jedoch wieder kräftig auf. Die Quoten der Alternative Investments in den Portfolien nahmen in den letzten Jahren noch deutlich zu.

Bei Harvard gibt es eine stabile Quote von 12 % für Private Equity (PE), während Yale und Stanford ihre Quoten in den letzten Jahren erhöhten. Yale legt großen Wert auf CoInvestments der Maager und auf die Überwachung des Lebenszyklus einer Firma. Fonds, die von Finanzinstituten gesponsort werden, werden in Yale eher weniger beachtet. Yale investiere gerne in neue Firmen mit Mitarbeiterbeteiligung. Yale habe in praktisch allen Assetklassen die relevanten Benchmarks schlagen können, analysiert Pfaff die Statistik.

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VAG-Investor in erneuerbare Energien und Infrastruktur

Von Dr. Oliver Everling | 12.Mai 2015

Viele Anleger sehen sich  mit staatlich geförderten Fehlinvestitionen konfrontiert. Die Suche nach besseren Renditen stellt sie daher vor große Herausforderungen. Achim Pütz, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Alternative Investments e.V. führt vor dem Hintergrund der sich rasch wandelnden rechtlichen und steuerlichen Rahmenbedingungen in die „BAI Alternative Investor Conference“ (AIC) in Frankfurt am Main ein. Dem Verband liegen Infrastrukturinvestments „besonders am Herzen“, wie Pütz formuliert und skizziert, wie sich der Bundesverband hierzu einbringt.

Rolf Dreiseidler, Vorstandsmitglied des BAI e.V. und verantwortlich für das neue Veranstaltungsformat, kommt auf die neue DNA der Konferenz, auf die Keynote Speaker und auf Neuerungen wie der neuen Location zu sprechen. Ausschließlich institutionelle Investoren bestimmen, wer auf der AIC spricht. Die Konferenz sei als Veranstaltung von Investoren für Investoren konzipiert. Verstärkt werde auch der wissenschaftliche Sachverstand mit angesehenen Wissenschaftlern eingebezogen.

Frank Dornseifer, Geschäftsführer des BAI e.V., steigt in seiner Moderation mit einem Vortrag von Dr. Gerd Weidenfeld, Leiter Corporate Finance bei der Gothaer Asset Management AG ein. Weidenfeld ist schon von der ASSEKURATA Assekuranz Rating-Agentur aus Köln bekannt. Weidenfeld spricht über „Investitionen in erneuerbare Energien und Infrastruktur — Praxisbericht eines VAG-Investors“. Er spricht über die Anforderungen einies VAG-Investors, die Eigenschaften von Infrastruktur sowie praktische Erfahrungen.

Versicherungsunternehmen benötigen attraktive Assetklassen, die einen attraktiven, stabilen und gut planbaren laufenden Ertrag (in HGB und IFRS) produzieren, ein geringes Risiko haben, das Portfolio stabilisieren, sich für das gebundene Vermögen eignen und einen Ertrag aufweisen, der höher ist als die Zinsansprüche der Versicherungsnehmer sowie eine lange Duration aufweisen.

„Effiziente Strukturen sorgen für einen sofortigen Beitrag zur Nettoverzinsung, führen zu geringen EK-Unterlegungsanforderungen in den diversen Risikomodellen und ermöglichen eine Zusammenarbeit mit verlässlichen Partnern mit einem guten Track Record und effektivem Alignment of Internet“, sagt Weidenfeld. Effiziente Strukturen zeichnen sich eben dadurch aus, einfach zu handhaben zu sein.

Weidenfeld illustriert das große Spektrum der Sub-Assetklassen der Infrastruktur-Investemtnes. Insgesamt produzieren sie einen relative atraktivven Ertrag usw., sind aber nicht risikolos – Entwicklung und Bau, Betrieb, Auslastung, Wetter, Strom- und Grünzertifikatsreise sowie Risiko staatlicher Eingriffe. Weidenfeld erläutert das Risiko „Wind“ anhand des IWT-Index: Investoren in Windenergie mussten mit einigen windarmen Jahren zurechtkommen. Weidenfeld warnt, dass es sich um eine sehr heterogene Assetklasse mit sehr differenzierten Know-How-Anforderungen handelt.

Weidenfeld berichtet von praktischen Erfahrungen: erneuerbare Energien seien seit 2011 im Fokus. „Langsames Auframpen des Portfolios, steile Lernkurve, technische Unterstützung durch unsere EEVersicherungsabteilung: Heute sind 500 Mio. € Equity investiert.“ Weidenfeld unterstreicht die Bedeutung des Gothaer Partner-Netzwerkes: Enercon, Auila Capital, RE IPP, Prime Renewables, Capital Stage, RCP Deutscher Solarfonds II u.a.

Bei Infrastruktur-Debt wirke es sich für die Versicherer positiv aus, dass sich die Banken zurückziehen. Die Renditeerwartungen gehen jedoch eutlich zurück. Die Assetklasse vertrage keine groen Strukturkosten und auch keinen großen internen AUfwand. Attraktive Renditen jenseits von 3 % werden sich ndurch durch kontrollierte Übernahme von Ländervolumina erzielen lassen, glaubt Weidenfeld. Der klassische „Private Equity Style“ Ansatz, nur über eine Managerauswahl zu gehen und dann zu investieren, funktioniere auch mehreren Gründen nicht, listet Weidenfeld auf. Daher empfehle sich eine Kooperation mit einem artner, der nachgewiesenen globalen Zugang zu Deals und einen guten Track Record habe.

Weidenfelds Fazit: „EE und Infrastruktur sind sehr spezielle Assetklassen mit eigenen Gesetzmäßigkeiten. Grundsätzlich gute Passung zu den Anfrderungen eines VAG-Investors, regulatorische Rahmenbedingungen sind jedoch nicht optimal.“ Zu EE bemerkt Weidenfeld, dass es sich um einen sehr fragmentierten Markt mit vielen Playern handelt, während bei Investitionen in Infrastruktur meist sehr große Tickets verlangt sind, der Markt sehr hart umkämpft ist, man es mit großen Playern sowie wenig Angebot in Deutschland zu tun hat. Sourcing guter Deals und zuverlässiger Partner seien „die“ zentralen Herausforderungen. „Skalierbare Plattformen sind unerlässlich – anderfalls erstickt man in Komplexität“, sagt Weidenfeld und betont den Paradigmenwechsel im Asset Management Wandlung vom Selektierer zum Akquisiteur.

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Bitcoin – Geld ohne Staat

Von Dr. Oliver Everling | 12.Mai 2015

Das Buch „BITCOIN – Die digitale Währung aus Sicht der Wiener Schule der Volkswirtschaft“ zeigt, wie sich Altes und Neues ideal miteinander verbinden. Die Wurzeln der sogenannten Österreichische bzw. Wiener Schule reichen tief ins 19. Jahrhundert. Seitdem musste die Menschheit mit ansehen, wie viele Opfer die Missachtung ihrer Lehrsätze forderte – insbesondere durch den Nationalsozialismus und den Sozialismus in seinen sonstigen Ausprägungen bis heute.

Das neue Buch von Aaron Koenig im Finanzbuch Verlag (ISBN 978-3-89879-911-9) schlägt eine Brücke zwischen den tiefen theoretischen Fundamenten der Österreichischen Schule einerseits und modernster Blockchain-Technologie andererseits. Das Buch zeigt, wie eine einst als wenig praktikabel geglaubte Geldordnung durch heutige Technologie zur Realität werden kann oder sogar schon geworden ist.

Das Buch trägt das Gütesiegel von Frank Schäffler, der einige Kerngedanken schon im Vorwort prägnant aufgreift: „In einer zentralen Welt des staatlichen Geldmonopols leiden alle mehr oder weniger“, macht Frank Schäffler in seinem Vorwort klar, „unter Missbrauch, Betrug und Irrtum. Es gibt meist kein Entrinnen. Liegt EZB-Präsident Mario Draghi mit seiner ultralockeren Geldpolitik daneben, ruiniert er die Währung irgendwann, und fällt der Währungsraum auseinander, dann leiden von heute auf morgen Millionen von Europäern darunter. Das ist der entscheidende Nachteil zentraler gegenüber dezentralen Machtstrukturen. Die Wirtschaftsordnung des Dezentralismus ist die Marktwirtschaft.“

Der als „Euro-Rebell“ leiderfahrene Schäffler macht klar, wie schnell Vorschläge zu einer neuen Geldordnung missverstanden werden können: „Hayek wollte übrigens auch nicht das staatliche Geld abschaffen. Er wollte es lediglich dem Wettbewerb mit privatem Geld aussetzen.“

Auch Schäffler glaubt, dass „nahezu alle Verwerfungen an den Finanz- und Gütermärkten haben ihre Grundlage in den Währungsmanipulationen der jeweiligen staatlichen Notenbanken. Wenn die EZB den Zins auf der Soll- und Haben-Seite durch ihre konventionelle und unkonventionelle Geldpolitik beseitigt, verändert sie die Struktur der Preise. Kreditfinanzierte Investitionen lohnen sich plötzlich, die sich unter ‚normalen‘ Zinsbedingungen nie gerechnet hätten.“

Das Buch vereint eine Vielzahl von Stimmen zum Thema „Bitcoin“ aus unterschiedlichen Perspektiven und Regionen, angefangen mit der „Revolución Bitcoinista“ in Argentinien, denn Argentinier mussten schon in extremer Weise die Nachteile des staatlichen Zwangsgeldmonopols erfahren, das in Europa erst heute dabei ist, sein Unwesen zu entfalten.

Aaron zeigt an ganz praktischen Beispielen auf, welchen Nutzen Bitcoin für Menschen in unterschiedlichsten Situationen haben kann. Im zweiten Kapitel skizziert er die Wiener Schule, die Vordenker der freien Marktwirtschaft. Während die Argumentation für eine freie Marktwirtschaft vielen Lesern noch geläufig sein mag, ist das Wissen darum, warum das staatliche Geldmonopol schädlich ist, weit weniger verbreitet. Daher widmet Aaron der Geldschöpfung „aus dem Nichts“ ein eigenes Kapitel und stellt es in einem weiteren Kapitel dem „digitalen Gold“ gegenüber: Warum Bitcoin gutes Geld ist.

Das Buch von Aaron ist auch eine gute Einführung in die theoretischen Hintergründe von Bitcoin, denn er erläutert ausführlich den „Konsens per Kette“, namentlich Satoshis epochale Erfindung der Blockchain. Die Quantität der Aufmerksamkeit, die das Thema „BItcoin“ schon in den Medien gefunden hat, steht oft in reziproker Relation zur fachlichen Qualität der Publikationen. Daher setzt sich der Autor auch mit einer Reihe von Vorurteilen auseinander, denen sich die Verwender von Bitcoin ausgesetzt sehen.

Die Kernbotschaft des Buches ist: „Dezentral ist besser“. Es ist daher nicht mit einer „Gebrauchsanleitung für Bitcoin“ zu verwechseln, obwohl das Buch auch alles Wissen vermittelt, um sich direkt auf die Suche nach einer geeigneten App fürs Smartphone zu machen und Bitcoins zu laden. Aaron zeigt vielmehr auf, wie das Blockchain-Prinzip, das jeder Bitcoin zugrunde liegt, in allen Lebensbereichen Nutzen stiften wird.

Sein letztes Kapitel trägt den Titel „Agora 2.0 – Auf dem Weg in eine freie Gesellschaft“. Es zeigt auf, wie der schädliche Teufelskreis immer weitergehenderer Staatseingriffe und Kontrolle durchbrochen werden kann. Wer den Ruf nach „mehr Staat“ und „mehr Regulierung“ bereits durch den lapidaren Hinweis auf die Finanzkrise begründet sieht, sollte sich sorgfältig die Worte von Ludwig von Mises überlegen. Dieser schreibt dazu: „Der Staatsapparat ist ein Zwangs- und Unterdrückungsapparat. Das Wesen der Staatstätigkeit ist, Menschen durch Gewaltanwendung oder Gewaltandrohung zu zwingen, sich anders zu verhalten, als sie sich aus freiem Antriebe verhalten würden.“

„In Deutschland kassiert der Staat heute über direkte und verdeckte Steuern etwa 70 Prozent des Einkommens eines durchschnittlichen Arbeiters. Über die Hälfte der Menschen lebt vom Staat. Ob Hartz-4-Empfänger, Gleichstellungsbeauftragte oder Universitätsprofessor: Sie werden letztendlich von denjenigen bezahlt, deren selbst erwirtschaftetes Eigentum der Staat zu einem Großteil konfisziert. Ludwig Erhard warnte schon früh vor einer Ausuferung des Sozialstaats“, berichtet Aaron.

„Das Grundproblem des Systems Staat: Wer über das Geld anderer Leute verfügen kann, wird damit verständlicherweise nicht so verantwortlich umgehen wie mit seinem eigenen. Dies führt auf Dauer zu Verschwendung, Misswirtschaft und Überschuldung. Besonders perfide ist es, dass der Staat nicht nur über die Erhebung von Steuern, sondern auch über sein Geldmonopol auf das Eigentum der Menschen Zugriff hat, denn dies ist den wenigsten Menschen bewusst.“ Daher folgert Aaron: „Weg mit dem Geldmonopol!“

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