EU-Binnemarkt für strukturierte Produkte mit PRIPs?

Von Dr. Oliver Everling | 16.September 2013

„Ich bin sehr glücklich und zufrieden, dass wir jetzt ESMA haben. Dahin haben wir unsere Experten verbannt“, scherzt Dr. Tilman Lüder, Referatsleiter Vermögensverwaltung (Asset Management) bei der Europäischen Kommission. Er spricht auf dem Deutschen Derivatetag in Frankfurt am Main. „Die ESMA gibt uns auch den technischen Beistand“, berichtet Lüder.

„Das Schlimmste ist, wenn Sie Experte genannt werden, denn das ist der Typ, der keine Karriege gemacht hat“, sagt Lüder mit Blick auf seinen Expertenstatus und sein Thema „Schafft PRIPs einen europäischen Binnenmarkt für strukturierte Produkte?“ Die Anforderungen seien nicht vereinheitlicht, mit einem KID alleine könne man weiterhin strukturierte Produkte im Ausland nicht vermarkten.

„Alle Produkte, die in meinem Bereich reguliert worden sind, waren dann auch im Binnenmarkt frei vermarktbar“, sagt Lüder, „das ist aber bei strukturierten Produkten nicht der Fall.“ Lüder präsentiert die Regulierung der strukturierten Produkte praktisch als Sündenfall, da hier von Europa reguliert werde ohne den Erfolg, auch Binnenmarktfähigkeit herzustellen.

Lüder kommt auf das Kernproblem Europas zu sprechen, nämlich kein Wachstum zu bieten. „Wenn Sie die strukturierten Produkte betrachten, stellen Sie fest, dass es eine sehr große Orientierung auf Börsenprodukte gibt. Interessant wäre es aber zu erforschen, ob es auch strukturierte Produkte für Wachstumsbranchen gibt. Diesen Konnex deutlicher herauszuarbeiten, wäre sehr interessant.“ Im Binnenmarkt setze man nun einmal zunehmend auf Wachstum (als Entscheidungskriterium).

Der PRIPs -Vorschlag hat einige Erwägungsgründe. Die ursprüngliche Intention habe sich verändert. Verschiedene Anforderungen an die Transparenz seien Barrieren innerhalb des Binnenmarktes. Seit neuestem sei aber der Erwägungsgrund hinzugekommen, dass das Produktinformationsblatt keinen Pass für die Vermarktung ausstelle. Weiterhin komme es auf Prospekte an. „Das ist ein interessanter Zielkonflikt“, analysiert Lüder.

PRIPs diene also alleine de Verbraucherschutz, nicht aber der Entwicklung des Marktes oder dazu, einen einheitlichen Zugang zum Binnenmarkt zu schaffen. Die strukturierten Produkten würden immer nur national vertrieben. UCITS dagegen würden sogar in Hongkong verkauft. Von einem internationalen Markt für strukturierte Produkte könne daher gar nicht gesprochen werden. Lüder ruft daher der Derivatebranche die Frage zu, ob ein Binnenmarkt für strukturierte Produkte geschaffen werden sollte.

Der Anwendungsbereich von PRIPs ziele auch auf die Schaffung von fairem Wettbewerb. Zwei Kategorien, Versicherungsprodukte mit Überschussbeteiligung und private Pensionen, seien ausgeschlossen. „Die Kontur des PRIPs-Vorschlags hat sich verschoben“, sagt Lüder zur Idee, auch jede Anleihe und jede Aktie zu kaufen. Der Unterschied sei, dass man z.B. bei einer Aktie einen direkten Anteil an einem Unternehmen kaufe, nicht aber das Wrapping von Cashflows. „Für mich ist nicht klar, was ein einheitliches Produktinformationsblatt bringen soll, wenn die Produkte nur national vertrieben werden“, fragt Lüder.

Lüder tritt in der Diskussion der Vorstellung entgegen, dass eines Tages jedes Finanzprodukt mit einem Informationsblatt vertrieben werden müsse, das alle Risiken aufliste. So könne man sicher sein, dass es am Widerstand des Europäischen Rats scheitern würde, wenn auch für jede Staatsanleihe die tatsächlichen Risiken für jeden Anleger verständlich aufgelistet werden müssten.

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DDV-Transparenzinitiative 2.0

Von Dr. Oliver Everling | 16.September 2013

Um einen Tag genau 5 Jahre nach der Insolvenz der Investmentbank Lehman Brothers könne man mit einem Marktvolumen von 90 bis 100 Mrd. € für eine so junge Assetklasse wie Zertifikate durchaus zufrieden sein, sagt Dr. Hartmut Knüppel, Geschäftsführender Vorstand des Deutschen Derivate Verbands (DDV).

„Mit Blick auf den Verbraucherschutz muss sich die Branche selbst regulieren“, fordert Knüppel, „unsere Bilanz ist hierzu gar nicht schlecht.“ Die geschaffenen Standards sind für alle Mitglieder des DDV, die rund 95 % der Branche repräsentieren, verbindlich. Knüppel zählt wesentlich mehr Maßnahmen auf, als nur den Branchenkodex.

„Mach es Dir im Training schwer, dann wird es Dir im Wettkampf leichter“, zitiert Knüppel aus dem Sport. Entsprechend seien die Branchenleitlinien zu aktualisieren und an internationale Veränderungen anzupassen. „Dazu haben wir auch die Regulierungsmaßnahmen auf europäischer Ebene im Blick“, sagt Knüppel, dem es um „einen echten Mehrwert für die Anleger“ geht. Der faire Umgang mit dem Kunden stehe im Vordergrund, nicht nur Produkt-, sondern auch Kostentransparenz seien daher die entscheidenden Aspekte.

So wird als Selbstverpflichtung zur Kostentransparenz der vom Emittenten geschätzte Wert in Prozentsatz oder in Euro ausgewiesen. Die Emittentenmarge decke die Kosten für Strukturierung und Handel sowie auch den Gewinn des Emittenten ab. „Der Ausweis der Kosten bietet den Anlegern eine zusätzliche Orientierungshilfe, ein Höchstmaß an Kostentransparenz. Wir belegen dazu einen Spitzenplatz nicht nur in Deutschland, sondern sogar in Europa.“ Das Produktinformationsblatt werde so mit freiwilligen Zusatzinformationen noch aussagekräftiger.

„Es wäre natürlich schön, wenn sich auch andere Anlageklassen an dieses Maß an Transparenz anschließen könnten“, sagt Knüppel. „Alle Produkte, die im Durchschnitt nicht die Verzinsung einer Bundesanleihe bringen, sollten vom Markt verschwinden“, provoziert Knüppel und legt die Latte höher, die von Anbietern von Finanzprodukten genommen werden müsse. Jeder Anleger, der ein Produktinformationsblatt eines Zertifikats lese, könne fundiert entscheiden, ob er das Produkt kaufen sollte.

„Deutschland hat nur noch in einem Finanzbereich international die Nase vorn, und das ist die Zertifikatebranche“, berichtet Knüppel. Daher dürften nicht Länder Deutschland vorschreiben, welche Produkte verkauft werden dürfen, in denen es gar keine Zertifikate gibt. Knüppel ruft der nächsten Bundesregierung daher schon heute die Forderung zu, sich für die Zertifikatebranche mit Rücksicht auf die Erfolgsgeschichte dieser Produkte einzusetzen.

Knüppel gibt Beispiele für Regulierung, die über das Ziel hinausgeschossen ist. Das Beratungsprotokoll sei zu einem Bürokratiemonster geworden. Inzwischen würden nicht weniger als 98 % der Anleger auf jede Beratung verzichten. Knüppel tritt außerdem jeder Bevormundung von Anlegern entgegen, durch die diese auf bestimmte Risiken und Produkte gezwungen würden. „Investmentzertifikate gehören in jedes Depot, oder – in den Worten meines Sohnes ausgedrückt

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Finanzierer der Realwirtschaft sichern

Von Dr. Oliver Everling | 14.September 2013

Das AIFM-Umsetzungsgesetz mit dem zugehörigen Steuergesetz und die Umsetzung von Basel III in Deutschland sind zwei Pakete, die den  Verbraucherschutz und die Sicherheit und die Stabilität der Finanzmärkte weiter stärken werden. In der AIFM-Richtlinie geht es um die Frage der Regulierung alternativer Investmentvehikel, des sogenannten grauen Marktes, der durch diese Regulierung etwas mehr in den Blick gerückt wird. Björn Sänger von den Liberalen macht im Bundestag das Erreichte klar.

„Das ist ein wichtiger Finanzierer der Realwirtschaft; denn Schiffe, Flugzeuge, Existenzgründungen und Immobilien werden häufig über diese alternativen Investmentvehikel finanziert. Ich hatte beispielsweise einen Petenten am Telefon,“ berichtet Sänger aus seiner Tätigkeit als Bundestagsabgeordneter, „der Kindergärten für Kommunen im Rahmen geschlossener Fonds baute. All das sind alternative Investmentvehikel, die wir hier regulieren. Auch volkswirtschaftlich gewünschte Investments wie beispielsweise die Finanzierung der Energiewende werden häufig über derartige Konstrukte abgewickelt.“

Deswegen sei es wichtig, dass hier mit Augenmaß reguliert werde. „Augenmaß ist auch beim exekutiven Handeln wichtig. Wir haben eine sehr breite Bemessungsgrundlage geschaffen, um Umgehungstatbestände auszuschließen. Das heißt, wir haben einen breiten Anwendungsbereich. Das bedeutet aber auch, dass wir hier möglicherweise Beifang haben, das heißt, dass bestimmte Unternehmen – beispielsweise betrifft das Unternehmen aus der Immobilienwirtschaft– als Fonds erfasst werden, obwohl sie eigentlich gar keine Fonds sind und daher eigentlich nicht unter diese Richtlinie fallen sollen. Insofern kommt der BaFin hier eine besondere Verantwortung zu.“

„Wir haben bei der Energiewende einiges erreicht. Wir haben uns zum Beispiel auf die Genossenschaftsmodelle konzentriert. Im Wesentlichen geht es dabei um bürgerschaftliches Engagement, um Modelle, bei denen sich Menschen zusammenschließen, um die Energiewende voranzutreiben, um einen Windpark zu betreiben, um eine Photovoltaikanlage, Biogasanlage oder was auch immer zu betreiben. Dies soll weiterhin im genossenschaftlichen Rahmen möglich sein. Wenn die Betreffenden es selber tun, das heißt, operativ tätig sind, sind sie sowieso außen vor“, sagt Sänger.

Ein weiterer Punkt aus dieser Richtlinie ist die Erhaltung der offenen Immobilienfonds. „Dieses Investmentvehikel, bei dem jedermann mit kleinen Beträgen in Immobilienvermögen investieren kann, bleibt erhalten. Wir haben diese offenen Immobilienfonds krisenfester ausgestaltet, indem wir die Auszahlungsmodalitäten näher mit dem Investitionsobjekt, nämlich eine Immobilie, verbunden haben. Jetzt ist es eben kein Tagesgeldkonto mehr; als das wurde es häufig verkauft.“

Ein weiterer Aspekt im Gesetzentwurf, der vollkommen unstrittig war, ist das sogenannte Pension-Asset-Pooling. „Hiermit stärken wir den Finanzplatz nachhaltig. Wir erweitern den Verbraucherschutz, indem es internationalen Unternehmen möglich ist, Pensionsfonds zu bündeln und dies auch von Deutschland aus zu gestalten. Das war bisher nicht möglich. Da waren wir im internationalen Vergleich im Nachteil.“

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Aktiv in Emerging Markets investieren

Von Dr. Oliver Everling | 12.September 2013

Die Streuung der Erträge in den Emerging Markets spricht für Chancen durch eine geschickte Einzelwertauswahl, insbesondere für langfristige Investoren. Thomas Melendez, MFS Investment Officer und Institutional Equity Portfolio Manager für MFS´ globale Aktienportfolios, erläutert die Anlagephilosophie von MFS Investment Management in den Schwellenländern. „Die Länderzugehörigkeit verliert an Bedeutung. Die Sekotrentwicklung und die relative Bewertung müssen berücksichtig, wie auch internationale Branchentrends nicht vernachlässigt werden dürfen“, sagt Melendez. Ziel sei für ihn als Fondsmanager, erfolgreiche und und geführte Unternehmen zu finden, die angemessen bewertet seien.

Melendez ist sich der gesamtwirtschaftlichen Risiken bewusst: Er blick auf Risiken aus dme Aufsichtsrecht und der Politik, Währungsrisiko (hier u.a. Fremdwährungsreserven, Leistungsbilanzsaldo, Schuldenstandquote), Corporate Governance, Liquidität und umlaufendes Volumen. Politische Stabilität müsse an Aspekten wie Legitimität und Popularität der Regierung, Demographie und Sozialindikatoren, Stabilität staatlicher Institutionen, weltpolitischen Faktoren sowie innen- und außenpolitischer Stabilität gemessen werden. Langfristige Solvenz müsse sich in Bezug auf Staats- und Auslandsverschuldung, Fiskalpolitik, Unabhängigkeit der Notenbank und Geldpolitik, Entwicklung des Außenhandels und der Auslandsinvestitionen, Diversifikation und Struktur der WIrtschaft sowie internationale Wettbewerbsfähigkeit und Wachstumspotenzial beurteilen lassen.

Melendez fokussiert gesamtwirtschaftliche Faktoren mit direkten und indirekten Auswirkungen auf die Erträge und gibt die Währungsentwicklung als Beispiel: Die kurzfristige Liquidität werde durch die Fremdwährungsreserven, den Zugang zu den internationalne Kapitalmärkten, den Kreditedarf sowie den Leistungsbilanzsaldo determiniert.

Seit 5 Jahren diskutiere man die Frage nach einem „soft landing“ für China. Ob und wann es dazu komme, beantworte sich schon aus der Tatsache, dass man jahrelang dasselbe diskutiere. „Eine stehende Uhr geht zweimal am Tag richtig“, scherzt Melendez mit Blick auf Prognosen, die eine erneute Eintrübung voraussagen.

Melendez skizziert die große Bedeutung von Pensionsfonds, deren Anlagevolumen sich weltweit binnen 5 Jahren um grob 70 % erhöht habe. Pensionskassen würden besonderen regulatorischen Restriktionen unterliegen, so dass viele an bestimmte Assetklassen oder Regionen gebunden seien. Dies treibe die Kapitalkosten für Unternehmen in vielen Ländern deutlich nach unten. „Früher mussten Unternehmen in Emerging Markets 12 oder 14 % Zinsen zahlen. Sinkt die Zinslast, ist diess ein kraftvolles Werkzeug für ihren künftigen Erfolg“, glaubt Melendez. Die bisher niedrige Allokation von Pensionskapital in diese Assetklasse lasse daher auf überdurchschnittliche Gewinne hoffen.

„Ich sehe größere Mehrwertchancen durch Einzelwertauswahl an den Emerging Markets“, gibt sich Melendez zuversichtlich, „allerdings gibt es mehr Chancen durch eine langfristige Perspektive.“ Betrachtet man Länder- und Branchenfaktoren in den Emerging Markets, zeigt sich die abnehmende Bedeutung der Länderzugehörigkeit. „Verfolgt man die Linie aus den Standardabweichungen der jeweiligen Länderfaktoren Industrieländer und Emerging Markets, zeigt sich deutlich eine Annäherung an den Länderfaktor der Industrieländer“, analysiert Melendez.

Mit einer „naiven“ Allokation profitiere man möglicherweise nicht vom Wachstum, macht Melendez anhand der fragewürdigen Untergewichtung des Gesundheitswesens und der zyklischen Konsumgüter sowie der Übergewichtung der Telekommunikation und des Finanzsektors im Vergleich von MSCI Emerging Markets gegenüber dem MSCI World klar. „Die interessanteren Sektoren sind nicht mehr so günstig bewertet,“ warnt Melendez, „wichtig sind die relativen Sektorbewertungen.“

Gefragt nach Exchange Traded Funds (ETFs) antwortet Melendez als überzeugter aktiver Manager: „ETFs bilden lediglich einen Index ab. Dieser enthält immer auch Unternehmen, an denen man lieber nicht beteiligt sein will.“ ETFs würden teilweise ihre eigene Hausse produzieren, wenn immer mehr Geld in ETFs abwandere. Passive ETF-Anleger sind außerdem beim Management der Unternehmen beliebt, da sie von den Managern der Indexfonds keinen Besuch und keine Nachfragen fürchten müssen. Anders Melendez: „Wir fliegen zweimal im Jahr oder auch mehr bis nach Australien, wenn es sein muss, um nicht nur mit den Managern der Unternehmen zu sprechen, sondern uns vor Ort auch Läden oder Werkstätten anzusehen, wo die Produkte gekauft oder verwendet werden.“

Die wesentlichen Einsichten von Melendez für die Wahl der richtigen Anlagestrategie: Die Streuung der Erträge an den Emerging Markets spricht für Chancen  durch eine kluge Einzelwertauswahl, insbesondere für langfristige Investoren. Die Länderzugehörigkeit verliert an Bedeutung. Wichtig sind Sektorenentwicklung und relative Bewertung. „Aber um die Risiken zu steuern und Ideen zu entwickeln,“ so das Fazit von Melendez, „muss man die  gesamtwirtschaftlichen Faktoren kennen.“

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Nachhaltigkeitsrating – noch strenger und innovativer

Von Dr. Oliver Everling | 10.September 2013

Zum Thema „Disciplined ESG methodology applied to institutional portfolios“ sprechen beim 108. Hedgework Franca Perin und Murielle Villemin von Generali AM. Umwelt, soziale Aspekte und Governance sind die Definitionselemente für „sustainable and responsible Investment“ bei Gernerali Investments Europe. „Wir verstehen darunter nicht nur Grün.“

Das Bekenntnis der Generali Gruppe zum nachhaltigen Investieren resultiere aus den sozialen Funktionen des Versicherungsgeschäfts, aus den Risiken, die im Kern das Versicherungsgeschäft ausmachen, sowie aus der Prävenation von den hauptsächlichen systemischen Risiken, die der Erhaltung des Kapitals entgegenstehen und daher für die Schaffung finanzieller Werte elementar sind.

2008 wendet Generali einen Filter an, um Investments auszuschließen, die nicht als „nachhaltig“ eingestuft werden können. „Unser SRI Portfolio umfasst zwischen 80 bis 120 Unternehmen aus dem Universum der Stoxx Europe Gesellschaften.“

Die Methodologie ist sehr umfassend und impliziert vier Schritte. „Wir sind strenger und innovativer als unsere Wettbewerber“, sagt die Französin selbstbewusst. Identifikation von 34 ESG Kriterien, Anwendung der Methodologie zum Risikomapping zwecks Risikobeurteilung, Analyse und Rating jedes Unternehmens und Selektion der SRI Investments (Anwendung der ESG und finanziellen Filter) sind die wesentlichen Eckpunkte.

„Wir haben unsere eigene Datenbank entwickelt, darin finden sich quantitative und qualitative Daten.“ Die Kriterien können auf die Interessen und Bedürfnisse der Kunden maßgeschneidert werden.

Für GIS European S.R.I Equity werden beispielhaft die Definitionsmerkmale aufgezeigt: Der Fokus liegt auf europäische Unternehmen mit großer Kapitalisierung. Die Übereinstimmung mit allen ESG -Kriterien wird mit dem Generali Investmentprozesses überprüft. Fundamentale Analyse (z.B. Markteintrittsbarrieren, historische und Megatrends, Risikotreiber) bildet den Ausgangspunkt, darauf sattelt die Generierung von Ideen auf (internes und externes Research). In einem weiteren Schritt werden das Management besucht und die Wettbewerbsstellung, die Produkte und Geografie sowie der Track record des Managements hinterfragt. Erst nach der finanziellen Analysen erfolgt dann die Portfoliokonstruktion.

„In den nächsten Monaten wetten wir auf eine Untergewichtung von Versorgern und Telekommunikationsunternehmen. Wir werden unsere Untergewichtung von Banken sukzessive aufgeben. Bei Unternehmen im Konsumentenbereich, Gesundheit und Informationstechnologie z.B. favorisieren wir Stock Picking.“

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IAA zeigt Automobilbranche im Aufwind

Von Dr. Oliver Everling | 10.September 2013

Der Verband der Automobilindustrie e.V. (VDA) präsentiert einen positiven Ausblick für die Automobilindustrie anlässlich ihres „International Analyst Meeting“ auf der 65th International Motor Show (IAA) in Frankfurt am Main. Auch der deutsche Markt für Personenkraftwagen hat eine Wende vollzogen. „Wir hoffen auf eine Fortsetzung dieses Trends“, sagt Klaus Bräunig, Geschäftsführer des VDA.

Während sich die Produktion in Deutschland stabilisiert hat, ist der starke Wachstumstrend im Ausland ungebrochen. Der Export wuchs im August um 3 %, berichtet Bräunig. „Westeuropa hat die Talsohle durchschritten. USA und Großbritannien treiben hier das Wachstum.“ Elektromobilität und CO2-Reduktion sind wichtige Themen auf der IAA.

Bräunig geht auf die Frage ein, welche Rolle protektionistische Maßnahmen bezüglich der Profitabilität deutscher Autohersteller spielt. „Wir sind uns der Herausforderungen bewusst“, sagt Bräunig, „und wissen, dass wir innerhalb von zwei Jahren zehnmal so viele Zulieferer aus China in Frankfurt begrüßen.“ Das beachtliche Wachstum in Asien werde nur dann für Deutschland weiterhin Früchte tragen, wenn nicht eine Politik des Protektionismus die internationale Zusammenarbeit behindere.

Bräunig erinnert an die Erfolge in der Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften, die die gute Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Automobilindustrie gesichert habe. Mit Blick auf die anstehende Bundestagswahl gibt sich Bräunig optimistisch, dass Deutschland weiterhin eine stabilisierende Rolle in Europa und in der Weltwirtschaft spielen könne. Bräunig hebt insbesondere die zu erwartenden Investitionen in die Infrastruktur hervor, die zu  den positiven Elementen nach der Bundestagswahl gehören könnten.

„Nach dem ersten Medienhype machen die deutschen Automobilhersteller ihre Hausaufgaben“, meint Bräunig mit Blick auf die Elektromobilität und tritt der Vorstellung entgegen, dass hier die Entwicklung nicht wie erwartet voranginge. Es gehe darum zu zeigen, dass „wir bereit sind“. Bräunig gibt die Volkswagen-Gruppe als Beispiel.

Bräunig schließt nicht aus, dass es in der nächsten Legislaturperiode eine Diskussion über die Besteuerung von Kraftfahrzeugen geben könnte. Je nach neuer politischer Konstellation könnten diese auch Anlass zur Sorge geben. „Wir haben unseren Job in der letzten Legislaturperiode gemacht und werden diesen auch in der nächsten machen“, orakelt Bräunig.

Zulieferern und Herstellern steht das VDA-Rating-Tool zur Verfügung, um die eigene Bonität beurteilen zu können. „Mit diesem Benchmark-Werkzeug, das als Standard in der Automobilindustrie etabliert wurde,“ so heißt es im Jahresbericht 2013 des VDA, „können Unternehmen zudem gegenüber ihren Kunden einen testierten Ausweis ihrer Bonität erstellen. Außerdem lässt sich die Auswertung des Rating-Tools als Zeugnis für Gespräche mit Fremdkapitalgebern und Banken ntuzen“. Das VDA-Rating-Tool stehe in einer günstigen Basisversion allen VDA-Mitgliedern zur Verfügung (Abteilung „Zulieferindustrie und Mittelstand“ beim VDA).

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Neue Spielregeln für Bankenrettungen

Von Dr. Oliver Everling | 9.September 2013

„Regeln über staatliche Hilfen datieren zurück bis zu den Verträgen von Rom“, führt Gert-Jan Koopman in sein Thema ein. Koopman ist Deputy Director General – State Aids, European Commission – DG CompetitionNew State, und spricht im MontagsMeeting des eff European Finance Forums in Frankfurt am Main über „Aid rules for Bank restructuring and resolution: safeguarding the internal market, promoting financial stability and building a bridge to the Banking Union“.

Die Finanzkrise habe aber die Mitgliedsstaaten zu staatlichen Unterstützungsmaßnahmen in bisher ungekanntem Ausmaß gezwungen. Da diese spontan beschlossen wurden, um einen Zusammenbruch des Finanzsystems zu verhindern, bedurfte es der Konkretisierung und Ausgestaltung für die Zukunft. Im Kern gehe es darum, die Injektion von Kapital zu erlauben, diese aber an vorab definierte Regeln zu binden.

Bis heute wurden 59 Banken restrukturiert, 19 davon wurden aufgelöst und 29 Verfahren laufen noch. Dazu bedurfte es mehr als 400 Entscheidungen über den Transfer von Vermögensgegenständen und Rekapitalisierungen. Staatliche Hilfen von bis zu 4,9 Billionen €, rund 39 % des Bruttosozialproduktes, wovon 1,7 Billionen € genutzt wurden (13,5 % des BSP), machen die Bedeutung der staatlichen Hilfen klar. „Große Teile des Bankensektor stehen unter direkter staatlicher Überwachung, insbesondere mit dem Instrument eines Restrukturierungsplans.“

Die meisten Maßnahmen würden die Eurozone betreffen, denn hier gehe es um die Integrität des Binnenmarktes. „Die große Herausforderung ist, den Binnenmarkt zusammenzuhalten.“ Es sollen nicht nur die Lektionen gelernt werden, sondern auch die Regeln berücksichtigt werden, nach denen künftig die Finanzmärkte funktionieren sollen.

„In Zypern wurden erstmals auch die Sparer in die Bankenrettung einbezogen“, erinnert Koopman. Dies habe in Portugal die Folge gehabt, dass viele Sparer ihre Gelder abzogen, da sie fürchten mussten, „als nächste an der Reihe zu sein“. Koopman macht die Schwierigkeiten klar, die aus einer solchen Situation resultieren. „Wir empfanden daher eine Verpflichtung, in diesen Fragen tätig zu werden.“

Schnellere und effizientere Hilfen, verbesserte Verteilung der Lasten und Kodifizierung von Liquidierungshilfen, Verkäufen und Managervergütungen sieht Koopman als drei wesentliche Veränderungen für die Kontrolle staatlicher Hilfen. Koopman erläutert den Flowchart des Prozesses für Restrukturierungen, „den ich am liebsten auf eine Woche reduzieren würde“, sagt Koopman mit Blick auf die maximal viermonatige Frist, die dafür vorgesehen. Ein entscheidendes Element sind die Bedingungen, unter denen ein Bail-in vorbereitet werden darf. Koopman vergleicht den neuen Zeitplan mit den Jahre andauernden Prozessen bei der WestLB oder Dexia.

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Geld für HELMA Eigenheimbau

Von Dr. Oliver Everling | 9.September 2013

Die HELMA Eigenheimbau AG, Spezialist für individuelle Massivhäuser und nachhaltige Energiekonzepte, hat ihre Unternehmensanleihe (ISIN: DE000A1X3HZ2) im Volumen von 25 Mio. Euro vollständig platziert, meldet die Gesellschaft aus Lehrte.

Die HELMA Eigenheimbau AG wurde im Juli 2013 von der Creditreform Rating AG mit einem Investment-Grade-Rating von BBB bewertet und plant, den Emissionserlös ausschließlich für das weitere organische Konzern-Wachstum zu verwenden. Die Anleiheemission wurde von der Steubing AG als Sole Global Coordinator und Bookrunner begleitet.

Aufgrund der hohen Nachfrage von institutionellen und privaten Investoren wurde die ursprünglich bis zum 17. September 2013 um 12:00 Uhr laufende Angebotsfrist bereits heute vorzeitig geschlossen. Bei den über die Zeichnungsfunktionalität der Frankfurter Wertpapierbörse im XETRA-Handelssystem eingegangenen Kaufangeboten wurde ein Losverfahren angewendet. Jeder ausgelosten Order wurden maximal 7.000 Euro zugeteilt.

Die Unternehmensanleihe hat eine Laufzeit von fünf Jahren und einen Kupon von 5,875 % p. a. Der erste Handelstag (Handel per Erscheinen) für die Schuldverschreibungen im Open Market der Deutsche Börse AG (Freiverkehr der Frankfurter Wertpapierbörse) im Segment Entry Standard für Anleihen wird voraussichtlich der 10. September 2013 sein. Ausgabe- und Valutatag ist der 19. September 2013.

Karl-Heinz Maerzke, Vorstandsvorsitzender und Gründer der HELMA Eigenheimbau AG: „Wir freuen uns über die große Nachfrage der Investoren. Dieser Vertrauensbeweis ist gleichzeitig ein Ansporn, unsere operativen Pläne konsequent umzusetzen und mit den zufließenden Mitteln unser organisches Wachstum weiter voranzutreiben.“

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Deutsche Zahlungsmoral bleibt gesund

Von Dr. Oliver Everling | 9.September 2013

Die Zahlungsmoral deutscher Unternehmen blieb im August 2013 auf hohem Niveau, ist aber gegenüber dem Vormonat minimal gesunken. Der Bisnode Zahlungsindex, der die Zahlungsmoral der deutschen Wirtschaft widerspiegelt, erreicht einen Wert von 88,23 Prozent.

Der Bisnode Zahlungsindex setzt den D&B Zahlungsindex unverändert fort, der seit mehr als drei Jahren monatlich veröffentlicht wird. Der bisherige Herausgeber, D&B Deutschland, ist seit mehr als acht Jahren Tochter der schwedischen Bisnode Gruppe, einem der führenden europäischen Anbieter für digitale Wirtschaftsinformationen. Bisnode hat 3.000 Mitarbeiter in 19 Ländern, in Deutschland ist das Unternehmen mit 450 Mitarbeitern an fünf Standorten vertreten.

Mit 88,23 Prozent erreichte der Index annähernd den Wert von Juli 2013 (88,32 %). Damit zeigte sich die deutsche Wirtschaft auch im August mit einer konstant anhaltenden, guten und stabilen Zahlungsmoral. Bereits seit November 2012 liegt der Index auf einem hohen Niveau und unterliegt nur geringen Schwankungen.

Der Indexwert ist seit einem Zwischenhoch im April 2013 (88,65%) zwar monatlich leicht gefallen, liegt aber immer noch über den Werten vom September letzten Jahres (87,89%). Seinen Höchststand hatte der Index im Dezember 2012 mit 88,93 Prozent. Der Zahlungsindex drückt aus, welcher Anteil der deutschen Unternehmen seine Rechnungen pünktlich oder vorzeitig zahlt.

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Bankenregulierung: Nach Fest kommt Ab

Von Dr. Oliver Everling | 7.September 2013

Gemeinsam mit dem Bankenrestrukturierungsgesetz wird das CRD IV-Umsetzungsgesetz das Fundament einer neuen Sicherheitsarchitektur darstellen. Im Bundestag begannen die Beratungen schon vor Fertigstellung der eigentlichen Richtlinie in Brüssel. „Tatsache ist, es hakt in Brüssel“, kommentiert dazu Björn Sänger von der FDP im Deutschen Bundestag.

Worum geht es? „Es gibt zwei grundlegende Probleme für jedes Unternehmen,“ erläutert Sänger die Problematik, „in Schwierigkeiten zu kommen. Das eine ist eine Überschuldung, das andere ist ein Liquiditätsengpass. Beide Probleme haben wir im Rahmen der Finanzkrise bei Banken gesehen. Beide Probleme sind eben bei Banken aufgrund der Verflechtungen und auch der Wichtigkeit für die Realwirtschaft nicht so ohne Weiteres zu lösen.“

Diese beiden Probleme werden mit dem Basel-III-Vorhaben oder CRD-IV-Vorhaben in den Griff zu bekommen sein. Es wird eine risikoadäquatere Eigenkapitalunterlegung geben. „Es gibt eine neue Definition dessen, was überhaupt Eigenkapital ist, welche Qualität das haben sollte. Auch hier herzlichen Dank an die Bundesregierung, dass die deutschen Besonderheiten entsprechend berücksichtigt werden. Die sind gelöst.“

Sänger geht auf weitere Risiken, die es geben kann, aber nun geregelt werden, beispielsweise das Gegenparteiausfallrisiko, das Risiko, das sich aus der Unternehmensführung einer Bank ergeben kann. Glücklicherweise sei das alles so angelegt, dass es über den Umsetzungsweg in Form einer Verordnung zumindest in Europa auf ein „level playing field“ kommt. Sänger erinnert seine Kollegen im Bundestag an den Entschließungsantrag, „den dieses Haus im letzten Jahr zu diesem Thema mit großer Mehrheit beschlossen hat. Wichtig ist, dass diese Regeln auf allen relevanten Finanzmärkten dieser Welt umgesetzt werden.“

Die Abhängigkeit von Ratingagenturen werde durch das Vorhaben reduziert werden. „Es wird eine Stärkung des internen Ratings geben, sodass wir dann insgesamt zu einer guten Aufstellung kommen: auf der einen Seite die CRD-IV-Maßnahmen, die präventiv wirken, auf der anderen Seite das Bankenrestrukturierungsgesetz, das dann, sollte es zu Problemen kommen, eine geordnete Abwicklung ermöglicht.“

Mit dem im Bankenrestrukturierungsgesetz vorgesehenen „living will“ werden sich Kreditinstitute so organisieren müssen, dass sie problematische Teile relativ schnell herauslösen können. „Das ist im Prinzip eine Art Trennbankensystem, das da entsteht“, fügt Sänger hinzu. Diese Regelungen in Kombination mit der Einlagensicherung werden dann die Sparer schützen und unser Finanzsystem stabilisieren.

Die Regulierung nutze aber nichts, wenn die Regulierung am Ende dafür sorgt, dass die Finanzbranche nicht mehr in der Lage ist, ihrer Aufgabe vernünftig nachzukommen, nämlich die Realwirtschaft zu finanzieren; denn für Wohlstand brauche man Wachstum, und das muss finanziert werden.

„Die kumulativen Wirkungen der Regelungen, die wir schon jetzt haben – es kommen noch weitere –, bereiten möglicherweise doch die eine oder andere Sorge, dass es hier zu Problemen kommt. Im Handwerk gibt es einen Spruch, der da lautet: Nach Fest kommt Ab. – Auch das muss beachtet werden.“

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