Feri EuroRating Awards 2013 zwischen Erfolg und Herausforderung
Von Dr. Oliver Everling | 27.November 2012
„Die Finanzkrise hat unsere Branche fest im Griff“, sagt Dr. Tobias Schmidt, Vorstand der Feri EuroRating Services AG anlässlich des Feri EuroRating Awards 2013 in Bad Homburg. „Stand heute aber ist eine sehr gute Entwicklung. Was vor einem halben Jahr noch Gift für die Rentenportfolien war, findet sich heute wieder: Italien, Spanien usw. Nahezu alle Investoren teilen die Sichtweise, dass das Kernproblem der Krise im Euroraum mitnichten gelöst ist.“ Die ständige Veränderung der regulatorischen Rahmenbedingungen mache jede Zukunftseinschätzung schwer, die Investmentfondsbranche und die übrige Finanzindustrie habe daher alles andere als einen Ruhepunkt gefunden.
„Eigentlich will keiner dieses Risiko nehmen,“ beobachtet Schmidt, „aber ohne Risiko keine überdurchschnittliche Rendite“. Kostengünstige Konstruktionen wie ETFs und Spezialisierungen, Fokussierung auf Kernkompetenzen – dieser Prozess sei bei den Investmentfonds noch nicht zu Ende.
Schmidt erläutert die Bedeutung der klaren Positionierung. Das Researchhaus Feri habe sich darauf spezialisiert, überlegene Managementqualitäten zu identifizieren. Insbesondere der Retailinvestor profitiere von Fondsratings, aber auch von den Auszeichnungen, wie sie durch die Feri EuroRating Awards 2013 gegeben sind.
„Die Investmentfondsbranche wird mehr denn je gebraucht“, betont Schmidt. „Es gibt keinen Anlagenotstand, erstens, und es ist genügend Geld da, um angelegt zu werden, zweitens“, Schmidt sieht darin die Voraussetzungen und Begründung für die Aufgaben der Branche.
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Banken in der Partizipationsmaschine
Von Dr. Oliver Everling | 25.November 2012
Social Media ist vor allem anderen eine „Partizipationsmaschine“, schreibt Lothar Lochmaier im Buch „Finanzdienstleister der nächsten Generation“. Lochmaier arbeitet als Freier Fach- und Wirtschaftsjournalist in Berlin. Er ist Autor des im Heise Verlag veröffentlichen Sachbuches „Die Bank sind wir – Chancen und Perspektiven von Social Banking“. Er betreibt zudem das Experten-Weblog „Social Banking 2.0 – der Kunde übernimmt die Regie“.
Nur wer Kunden und Mitarbeiter tatsächlich produktiv in die eigene Unternehmensphilosophie einbinden will, der kann die Instrumente auch kreativ nutzen, folgert Lochmaier. Social Media sei kein Glücksbringer, Umsatztreiber oder Kostensenkungsmaschine. Eine wirkungsvoll integrierte Social Media Strategie könne nur auf Vorstandsebene angesiedelt sein und nicht auf operativer mittlerer Ebene beginnen. „Andernfalls findet die soziale Mediennutzung nur als inszenierte Kulisse statt, da sie nicht im Innern im Kerngeschäft von Banken verankert ist, sondern an der haltlosen Peripherie, wo die sozialen Medien geist- und seelenlos vor sich hin wabern, ohne produktive Rückkoppelung in die Chefetage.“
Wer Social Media und die heiße Standleitung zum Kunden also nur als erweiterten Vertriebs- und Werbekanal ansehe, der solle lieber im Elfenbeinturm der „Black Box Bank“ bleiben. „Welche Fähigkeiten benötigt das Management für eine gelungene Social Media Strategie,“ fragt Lochmaier, „um mit dem Kunden auf Augenhöhe zu kommunizieren?“
Erstens: Eine hohe Affinität zur zwischenmenschlichen Kommunikation ohne Hierarchiegefälle. Zweitens: Die besondere Fähigkeit, spielerisch elegant und gleichzeitig glaubwürdig mit Kritik zu jonglieren. Drittens: Ein rasches, situativ angemessenes Reaktionsvermögen auf neue Trends. Viertens: Hinzu tritt ein hohes Maß an emotionaler Intelligenz bzw. Empathie, was sich nur bedingt durch theoretische Auseinandersetzung erwerben lässt.
Übertriebene operative Hektik und ein „Überspielen“ der sozialen Interaktionskanäle mit den eigenen Botschaften des Unternehmens löst den gordischen Knoten zwischen Social Media Management und Marketing nicht auf, zeigt Lochmaier auf: „Stattdessen besteht die Hauptaufgabe darin, im Designansatz ergebnisoffene Strategien für das Management von dezentralen Netzwerkeinheiten zu entwickeln, etwa indem sich ein Corporate Weblog jenseits von Marketingversprechen als innovativer Problemlöser am Markt für hoch spezialisierte Finanzprodukte und Anlagestrategien positioniert.“
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Ausgezeichneter Professor Sinn
Von Dr. Oliver Everling | 23.November 2012
Scope hat zum achten Mal in Folge in den Hauptkategorien „Asset Based Investments“, „Investment Funds“, „Certificates“ und „Management Perfor-mance“ die nach Ansicht der Ratingagentur „Besten der Branche“ ausgezeichnet. Die festliche Preisverleihung 2012 fand im HUMBOLDT CARRÉ am Berliner Gendarmenmarkt statt.
Mit den Scope Investment Awards werden einmal jährlich besondere Leistungen in der Investmentbranche ausgezeichnet. In den insgesamt 22 Einzelkategorien waren jeweils drei Investmentprodukte bzw. Unternehmen nominiert. Ausschlaggebend für die Entscheidung der Scope Jury waren dabei fünf Kriterien: Produktqualität, Transparenz, Kontinuität, Innovationskraft und strategischer Weitblick.
Neben den 22 Auszeichnungen der Einzelkategorien wurde eine Persönlichkeit in besonderer Weise geehrt. Den Ehrenpreis erhielt in diesem Jahr Prof. Dr. Hans-Werner Sinn. Sinn wurde als unermüdlicher Streiter für ein finanziell stabiles Deutschland geehrt. „Er hat die tatsächliche Haftungshöhe für Deutschland und die Schwächen des Target-Systems schonungslos aufgezeigt und damit eine Debatte in allen Lagern der ökonomischen und politischen Gesellschaft entfacht. Auch über das Thema Target-Salden hinaus gilt Sinn als ökonomischer Seismograf“, formulieren die Analysten der in der Bundeshauptstadt Berlin ansässigen Ratingagentur. „Seine Bücher und Vorträge gelten seit langem als Maßstab für die öffentliche Debatte.“
Sämtliche Begründungen der Jury sind unter www.scope-awards.de nachzulesen.
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Lehren aus der Finanzkrise fürs Rating
Von Dr. Oliver Everling | 23.November 2012
„Dass Ratingagenturen zu spät kommen oder krisenverschärfend wirken, davon kann maximal nur eines von beidem richtig sein“, sagt Axel Angermann aus der Geschäftsleitung der Feri EuroRating Services AG in einer Podiumsdiskussion mit Spitzen der deutschen Ratingbranche auf der Jahresversammlung des Bundesverbandes der Ratinganalysten und Ratingadvisor e.V. in Mainz. Prof. Dr. Ottmar Schneck, Dekan der European School of Business und langjährig Vorstandsmitglied des BdRA, moderierte die Diskussion.
Gefragt nach dem angeblichen Vorhaben der Politik in Europa, eine „Europäische Ratingagentur“ zu gründen, zerstreut Angermann die Hoffnung, dass es damit ernst gemeint sei. Eine Europäische Ratingagentur könne sich neben den bereits vorhandenen Anbietern ja praktisch nur dadurch profilieren, dass sie noch kritischer über die Verschuldungskrise der Staaten urteile. Daran könnten aber die betroffenen Politiker kein echtes Interesse haben. Eine Europäische Ratingagentur wäre praktisch gezwungen, den Finger noch weiter in die Wunde zu legen. Einer neuen Europäischen Ratingagentur gibt Angermann daher keine Hoffnung.
Wenn Ratingagenturen mit ihren Ratings „zu spät“ kommen, also zu spät herunterstufen, können sie Krisen nicht ausgelöst haben, denn dann ist die Krise bereits eingetreten. Wenn umgekehrt Ratingagenturen an der Krise „schuld“ sein sollen, dann müssten sie vor Eintritt der Krise heruntergestuft haben, also eher zu früh als zu spät agieren. Insbesondere in der aktuellen Verschuldungskrise in den Ländern der Eurozone kann das Länderrating der Agenturen nicht krisenverschärfend gewirkt haben.
Ralf Garrn, Geschäftsführer der Euler Hermes Rating GmbH aus Hamburg, will die Kritik an Ratingagenturen auf die Bereiche der Ratingbranche isoliert wissen, in denen den Ratingagenturen tatsächlich Versäumnisse vorzuwerfen waren. Diese lagen nicht in Deutschland, sondern in den strukturierten Finanzierungen und Verbriefungen aus den USA. Ratingagenturen in Deutschland hatten mit diesen Ratings nichts zu tun.
„Wir sind sehr froh, dass es die Ratingagenturen gibt“, sagt Prof. Dr. Rainer Kalwait, Mitglied des Vorstands der Risk Management Association e.V. Mit Blick auf die Kritik an den Ratingagenturen kommentiert Kalwait, dass schon in der Antike der Überbringer schlechter Nachrichten bestraft wurde. Kalwait weist allerdings darauf hin, dass das Bezahlsystem in Kritik gerate sei, nach dem Ratingagenturen Aufträge von den Emittenten und Banken entgegennehmen, die ein Interesse an guten Ratings haben.
Dieter Pape, Aufsichtsratsvorsitzender der URA Rating Agentur AG in München und erster ehemaliger Vorsitzender des BdRA, berichtet wie auch die Vertreter anderer Ratingagenturen von der Bedeutung der qualifizierten Ausbildung der Ratinganalysten. So wird auch bei der Ratingagentur in München die Qualifikation als Certified Rating Analyst gesucht.
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Mehr Risikomanagement statt Eigenkapital
Von Dr. Oliver Everling | 23.November 2012
Prof. Dr. Edgar Hermann Tritschler berichtet auf der Jahresversammlung des Bundesverbandes der Ratinganalysten und Ratingadvisor e.V. über den Weg von Basel II zu Basel III. „Die deutlichsten Veränderungen treten hinsichtlich der Aufbau und Ablauforganisation der künftigen Bankenaufsicht in Gestalt neuer administrativer Funktionen und des deutlich verstärkten Einflusses der europäischen Aufsichtsebene durch die (geplante) Ansiedlung bei der EZB hervor“, berichtet der Wissenschaftler bei der Veranstaltung im Hause des Kreditversicherers Coface in Mainz, der selbst Erfahrungen aus der praktischen Arbeit der Bankenaufsicht mitbringt.
Tritschler listet Kritikpunkte auf: Die bedenkliche Kumulation behördlicher Zuständigkeiten, das Verhältnis von Institutionen, Organisationen und Aufsichtsregime, usw. Tritschler verweist auf das Spannungsfeld zwischen Komplexität und Tranparenz. Sein Leitgedanke ist die Antwort auf die Frage nach Subsidiarität in der Bankenaufsicht. Tritschler spricht von „Mikroevaluation“: Die Kompetenz zur Beurteilung und die Kontrolle von Risiken vor Ort müsse gestärkt werden. Tritschler bezweifelt, dass Eigenkapital alleine die richtige Größe zur Steuerung der Stabilität des Finanzsystems sein kann.
„Beherrschbarkeit von Risiken durch eine genügend hohe Eigenkapitalunterlegung wird durch Basel III weiterhin zum Grundprinizp erhoben“, warnt Tritschler. Das Ziel einer effizienten und nachhaltigen Reorganisation der gesamten Finanzaufsicht werde auch unter Basel III nur teilweise erreicht.
Tritschler plädiert für „Risikomanagement am Ort des Entstehens von Risiken“. Er zeigt auf, wie sich die Bankenaufsicht durch eine Fülle von Gesetzen, Verordnungen und Richtlinien organisatorisch immer weiter vom Verständnis der örtlichen Risikobeziehungen entfernt hat.
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Ratinganalysten diskutieren das Rating Griechenlands
Von Dr. Oliver Everling | 23.November 2012
Prof. Dr. Helmut Roland setzt als Vorsitzender des Bundesverbandes der Ratinganalysten und Rating Advisor e.V. (www.bdra.de) neue Akzente für die Arbeit des 1998 gegründeten Verbandes. Neben der jährlichen Mitgliederversammlung findet nun eine Jahresversammlung statt mit namhaften Referenten und Vertretern anderer Vereine und Verbände. Die Jahresversammlung ist auch für Teilnehmer offen, die (noch) nicht im mehr als 400 Mitglieder zählenden Verband dabei sind.
In der Jahresversammlung skizzierte u.a. Rainer Langen, Vorsitzender des Bundesverbandes der Kreditmediatoren e.V., die Rolle und Funktionen der Kreditmediatoren in Deutschland und deren Zusammenwirken im Verband. Langen stellt den Bezug zum Thema „Rating“ her, dass oft der Schlüssel zur Lösung von Konflikten zwischen Unternehmen und Banken liefert. Sein Vortrag und anschließende Diskussion machten die „Schnittmengen“ zwischen Kreditmediation und Rating Advisory offensichtlich.
Der Euro im Stresstest: Ist das „Geschäftsmodell Europa“ noch zukunftsfähig? Auf diese Frage geht Axel Angermann, Mitglied der Geschäftsleitung und Head of Economics der Feri EuroRating Services AG aus Bad Homburg, in seinem viel beachteten Vortrag auf der Jahresversammlung des BdRA nach. Angermann führt mit einem Hinweis auf das Bewusstsein um die besondere Rolle als Vertreter einer in Europa anerkannten Ratingagenturen in das Thema ein. Die Feri EuroRating Services ist von der European Securities and Markets Authority (ESMA) nach der EU-Verordnung über Ratingagenturen eine für ihre Länderratings anerkannte Ratingagentur.
Angermann verdeutlicht im Kreis der versammelten Ratinganalysten und Rating Advisors, dass die Zukunft der Europäischen Währungsunion nicht nur von ökonomischen, sondern insbesondere auch von politischen Aspekten beeinflusst werde, Faktoren also, die nicht aus rein ökonomischen Wachstums- oder Stabilitätszielen abgeleitet werden können. Angermann skizziert die Geschichte und Politik Europas seit Adenauer, die der Sicherung des Friedens gewidmet ist.
„Eigentlich muss man sich wundern, dass wir seit über 20 Jahren einen einheitlichen Binnenmarkt haben, aber man jetzt erst auf die Idee kommt, auch die Banken einheitlich zu regulieren“, überlegt Angermann. Die Krise habe nun eine Entwicklung angestoßen, die insgesamt wohl zu einer homogeneren Entwicklung Europas führen könnte. Vor diesem Hintergrund sei auch zu analysieren, wie sich „das Geschäftsmodell Europäische Währungsunion“ weiterentwickle.
Angermann lässt keinen Zweifel daran, dass Griechenland weiterhin nicht die von diesem Staat erwarteten Hausaufgaben erledigen kann. Insbesondere sei der erhoffte Abbau der Schulden jenseits jeder Realität. So seien die pessimistischen Prognosen der Feri EuroRating Services noch übertroffen worden, der Schuldenabbau also noch langsamer, als von der Ratingagentur vorhergesehen. Für das Erreichen der von der Politik verkündeten Ziele für Griechenland sieht Angermann keine Chance und sieht sich daher mit anderen Agenturen einig, dass es bei Griechenland weiterhin um einen hoch riskanten, extrem ausfallgefährdeten Schuldner handelt.
Fitch Ratings sei im Frühjahr 2012 einmal mit einer etwas optimistischeren Einschätzung duch ein Upgrading (immer noch tief im spekulativen Bereich) ausgeschert, sei aber zum CCC wie S&P’s zurückgekehrt. Sowohl die Feri EuroRating Services als auch Moody’s sehen Griechenland jedoch noch kritischer auf niedrigster Ratingstufe, also mit höchster Ausfallgefährdung.
„Sie sitzen in einem Topf heißen Wassers“, kommentiert ein Mitglied des BdRA, „denn bei den Politikern sind Sie gern gesehen, wenn Ihre Aussagen passen, und wenn nicht, kann es sehr heiß werden“. Angermann bleibt bei der Analyse der Situation in den verschiedenen verschuldungskritischen Staaten, auch Spanien. Die Situation werde erschwert durch das insgesamt auch belastete wirtschaftliche Umfeld in den anderen Staaten.
Angermann zerstreut die Hoffnung, dass die sinkenden Lohnstückkosten z.B. in Spanien damit zu tun hätten, dass Reformmaßnahmen bereits greifen würden. Vielmehr sei dies ein Effekt einer schrumpfenden Volkswirtschaft, denn durch Entlassungen, die zunächst die weniger produktiven Teile Wirtschaftssektoren betreffe, würde quasi automatisch die rechnerische Produktivität der restlichen Arbeitskräfte gesteigert.
„Wir sind aber für Spanien deutlich optimistischer als andere, die weiterhin mit einer starken Schrumpfung ausgehen. Die Akteure an den Finanzmärkten glauben Spanien noch nicht, dass die Reformen kommen, denn sie verlangen immer noch hohe Zinsen. Bis sich der Erfolg der Reformen zeigt, Ende 2013 oder 2014, bleiben Risiken“, warnt Angermann. Die Feri EuroRating Services stufte Spanien schon vor 12 Jahren vom AAA herunter, mit weiteren Ratingschritten bis kurz vor dem spekulativen Bereich ab 2007. Einige Jahre später kamen auch die US-amerikanischen Ratingagenturen zu denselben Erkenntnissen, so dass sich die führenden Agenturen aus den USA heute weitgehend einig in ihren Klassifizierungen sind.
„Sorgen muss man sich aktuell um Frankreich machen“, gibt Angermann zu denken. „Das Land wächst nicht mehr. Hintergrund sind gravierende Probleme hinsichtlich der Wettbewerbsfähigkeit. Bis ins Frühjahr hatte das Land einen Präsidenten, der das Land auf internationale Wettbewerbsfähigkeit einstimmen wollte. Der jetzige Präsident wolle dies aber explizit nicht.“ Für das Jahr 2012 will Angermann dennoch auch Frankreich noch 0,3 % Wachstum zubilligen. „Was jetzt von anderen Ratingagenturen diskutiert worden ist, haben wir vor zwei Jahren bereits in unserer Herabstufung Frankreichs berücksichtigt.“ Seit 2012 hatte die Feri EuroRating Services kein AAA-Rating für Frankreich mehr, während S&P’s noch bis ins Frühjahr 2012 und Moody’s bis in den Herbst 2012 am AAA bzw. Aaa festhielten. So bleibt Frankreich nur noch das AAA der Fitch Ratings, der Agentur mit französischem Hauptaktionär.
Die in der Jahresversammlung versammelten Analysten diskutieren die Gründe, warum nicht nur Herabstufungen, sondern auch Heraufstufungen von Ratings durch die Feri EuroRating Services früher erfolgen als bei US-amerikanischen Agenturen. Insbesondere wird der Frage nachgegangen, warum die Ratings der Feri EuroRating Services auch keiner zwischenzeitlichen Korrekturen bedurften. Angermann führt dieses Phänomen auf die Eigenarten des zugrundeliegenden ökonometrischen Modells zurück, dass stärker an den ökonomischen Fakten der jeweiligen Länder orientiert sei.
Die allmähliche Entschärfung der Schuldenkrise durch Funktionstüchtigkeit des ESM, Bankenunion und Maßnahmen der EZB mit einem Vertrauensgewinn könne schließlich in einem allmählichen Aufschwung münden. Dieses Szenario hält Angermann am wahrscheinlichsten. Zunächst verharre aber die Wirtschaft der Länder in der Währungsunion in der Rezession.
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Spekulation um Gründe für Ratingkündigungen
Von Dr. Oliver Everling | 23.November 2012
Die Analysten der BayernLB befassen sich mit den Gründen für die Kündigungen von Ratingaufträgen an anerkannte Ratingagenturen. Betroffen ist insbesondere die US-amerikanische Ratingagentur Standard & Poor’s mit ihren Ratingdiensten. Kurz nach der Deutschen Post hat auch Heidelberg Cement seinen Vertrag mit der Ratingagentur gekündigt.
Der Dax-Konzern beende seine langjährige Zusammenarbeit mit S&P, teilte der Baustoffhersteller am Donnerstag mit. „Zu den Gründen wollte sich ein Sprecher nicht äußern“, heißt es dazu aus dem Research der BayernLB. Welche Gründe letztlich für diesen weitreichenden Schritt des deutschen Konzerns maßgeblich sind, bleibt daher „offiziell“ offen.
Offen bleibt aber auch, ob diese Art von Kündigungen von Ratingaufträgen Zukunft haben: Bei Investoren, Banken, sonstigen Anlegern und Gläubigern bis hin zu Geschäftspartnern, Kunden und Lieferanten bleibt bei einer unbegründeten Beendigung eines Ratingauftrags der schale Beigeschmack zurück, dass sich der Vorstand des betreffenden Unternehmens nicht mehr der für Finanzmärkte zwingend notwendigen Transparenz stellen will. In der Vergangenheit waren Beendigungen von Ratingbeziehungen oft schon der Auftakt zu schwerwiegenden Unternehmenskrisen, die bis zu Insolvenzen führen und damit auch Arbeitsplätze kosten konnten.
Ratingkündigungen können aber auch eine Antwort auf die einfache Frage nach dem Preis des Ratings sein: Die zwingende EU-Regulierung durch die EU-Verordnung über Ratingagenturen belastet alle anerkannten und durch die European Securites and Markets Authority überwachte Ratingagenturen nicht nur durch die Umlage der Aufwandes der Aufsicht mit zusätzlichen Kosten, sondern auch intern mit erheblichen bürokratischen Belastungen. Vor diesem Hintergrund sind die Versuche der Ratingagenturen verständlich, diese Kosten verursachungsrecht auf ihre Auftraggeber unter den Emittenten weiterzugeben.
Ob Standard & Poor’s dabei derzeit das richtige Augenmaß beweist, kann als strittig bezeichnet werden. Immerhin gingen von der deutschen Industrie wie auch deutschen Banken Initiativen aus, den jüngsten Erhöhungen der Ratinggebühren entgegenzutreten. Die Auseinandersetzung um die Gebührenerhöhungen können daher von Emittenten genutzt werden, um sich aus ihren Ratingbeziehungen mit den US-amerikanischen Ratingagenturen zu lösen, ohne gleich in den Verdacht zu geraten, sich durch Beendigung des Ratings aus der notwendigen Kommunikation vor einer drohenden Krise stehlen zu wollen.
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Politische Bildung verhilft zu besseren Kommunalfinanzen
Von Dr. Oliver Everling | 21.November 2012
Die zukünftige Aufgabe der Politischen Bildung wird es sein, über eine allumfassende Informationsweitergabe hinaus den Bürger wieder dazu zu befähigen, einen kritischen Geist zu entwickeln – so entwirft Brigitte Bremer ihre Programmatik, Leiterin der Theodor-Heuss-Akademie in Gummersbach. „Das mangelnde eigene Urteilsvermögen, was nicht zuletzt auf unser heutiges Schul- und Universitätswesen zurückzuführen ist,“ urteilt Bremer, „ist wieder aufzubauen und zu stärken. Eine gesunde Kritikfähigkeit ist verloren gegangen und wieder zu erlernen.“ Bremer gehört zu den Autoren im Buch „Kommunalrating“ (Artikel-Nr. 22.485-1200, ISBN 3-86556-353-8), das im Bank-Verlag, Köln, erscheint. Die Autorin zeigt auf, wie es zur dramatischen Schieflage der Kommunalfinanzen in Deutschland kommen konnte.
„Die Bürger, und somit auch der Kommunalpolitiker, haben die komplexen Zusammenhänge von Demokratie und Markt zu erkennen. Der Bürger sollte über die Instrumente einer funktionierenden Marktwirtschaft informiert sein. Ihm ist der Unterschied zwischen der Regulierung durch Aufsichtsbehörden oder einer marktwirtschaftlichen Regulierung, wie zum Beispiel durch ein Ratingverfahren, bewusst“, skizziert Bremer die Anforderungen. „Ein Aufbau von Knowhow, der Entwicklung von Systemen und Modellen, derFortschreibung von Beurteilungskriterien und der Reflexion von Nutzenund Anwendungsvoraussetzungen sind erforderlich.“
Bremer sieht ein erforderliches Grundwissen über die verschiedenen Rechtsformen von Gesellschaften, Möglichkeiten der Finanzierung und des Partizipierens. Vermittlung von Fachkenntnissen und das Erkennen von Kernproblemen stehen im Mittelpunkt der Politischen (Aus-) Bildung. Das „sich wieder konzentrieren auf das Wesentliche“ werde eine wichtige Aufgabe sein. „Es ist kein Buchhalter zu schulen, sondern kritisches Denkvermögen ist gewünscht, um Lösungen eigenständig erarbeiten zu können, die auch in der Praxis umgesetzt werden können. Der Bürger hat seine aktive Rolle in der Gestaltung der Politik Vorort wieder zurück zu erobern“, so Bremer.
Dabei werde mehr direkte Demokratie unter Einbeziehung der neuen Medien Einzug nehmen und die Möglichkeiten dieser sind zu vermitteln. „Die Bedeutung des ehrenamtlichen Engagements durch den demographischen Wandel nimmt zu und Bürger sind zu befähigen,“ so Bremer, „in eigener Verantwortung gemeinwohlorientierte Projekte zu übernehmen.Nur wer sich bildet, wird sich einer Bevormundung entziehen können.“
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AIFM – aktueller Stand
Von Dr. Oliver Everling | 20.November 2012
Die Richtlinie 2011/61/EU über die Verwalter alternativer Investmentfonds, auch AIFM- Richtlinie (AIFMD – Alternative Investment Fund Manager Directive) genannt, beschäftigt seit ihrer Annahme am 11. November 2010 durch das Europäische Parlament die Finanzbranche. Ralph Brinkhaus (CDU), MdB und Mitglied des Finanzausschusses, berichtet auf dem 9. AfW Entscheidertreffen in Berlin, wie sich die Beratungen durch Regierung und Parlament in der Bundeshauptstadt vollzieht.
„Wir bekommen hier keine Vollkaskoanlagepolitik“, sagt Brinkhaus. Spezialfonds bleiben außen vor. Die steuerlichen Privilegierungen würden nach 2013 auf den Prüfstand gestellt, kündigt Brinkhaus an. „Ein Problempunkt der Regulierung war die Frage nach den Managern. Im ersten Entwurf war vorgesehen, praktisch jeden zu denselben Regeln zu verpflichten. Das wäre für solche unter 100 Mio. € untragbar gewesen.“
Nachbesserungen gibt es auch bei den Übergangsfristen, die Liste der Assets, die erfasst werden, die Beschränkung der Fremdkapitalaufnahme auf 30 %, die Währungsexposés und den Ein-Objekt-Fonds. Brinkhaus illustriert am Beispiel der Lohnsteuerhilfevereine, wie sich Geschlossene Fonds auswirken und die Beratung vor neue Herausforderungen stellt.
„Der Entwurf ist leider nicht nur in die Hände der Presse gefallen, sondern auch der Verbraucherschützer.“ Brinkhaus illustriert, wie nun eine Eigendynamik entstanden sei. „Die Politik funktioniert wie ein Pendel. Was vor Jahren zu wenig war, ist nun zu viel. Wir haben nun eine Verbraucherschutzpolitik.“ Brinkhaus schließt daher nicht aus, dass die AIFM-Umsetzung in Deutschland über das Ziel hinausschieße. Es gehe nicht nur um Geld, sondern um viel Geld, und dann auch noch um die Altersversorgung.
Wenn die gesetzliche Vorsorge nicht mehr ausreicht, sondern auch privat gespart werden muss, dann trage die Politik eine besondere Verantwortung dafür, dass sich die Sparer auch auf ihre erarbeitete Altersversorgung verlassen könnten. Brinkhaus positioniert sich zum Thema Honorarberatung: Die reine Lehre von der ausschließlichen Provisionsberatung werde sich nicht durchsetzen. Auf der anderen Seite hätten auch die Stimmen für die Honorarberatung, die diese als ethisch überlegenes Konzept präsentieren würden, nicht wirklich alle Argumente auf ihrer Seite. Daher sieht sich Brinkhaus „irgendwo in der Mitte“ und setzt auf den Wettbewerb zwischen Honorar- und Provisionsberatung.
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Kommt die Pflicht zu Nettotarifen?
Von Dr. Oliver Everling | 20.November 2012
„Die Honorarberatung wird von manchen, insbesondere der Opposition, als das ‚non plus ultra‘ verkauft,“ sagt Björn Sänger, FDP, Mitglied des Deutschen Bundestages und seines Finanzausschusses in Berlin. Sänger ist zudem auch Berichterstatter für Kapitalbildung. „Wir wissen aber alle, dass es Missbrauch auch bei der Honorarberatung geben kann.“
Finanzanlage, Darlehen und Versicherungen – in allen drei Bereichen soll Honorarberatung künftig bedeuten, dass der Berater nur vom Kunden bezahlt wird. Der Honorarberater müsse aber auch Gelegenheit haben, Kunden nur zu vermitteln. Sänger betont, dass letztlich der Markt entscheiden werde, welche Art von Beratung und Vertrieb sich durchsetzen werde. Die Politik könne nur die rechtlichen Rahmenbedingungen dafür setzen.
Zur AIFM-Richtlinie bemerkt Sänger, dass es zu diesem Gesetzentwurf einen immensen Gesprächsbedarf gab. Der Gesetzentwurf habe aber noch nicht einmal das Kabinett verlassen. Damit sei erst im Januar rechnen, dann erst werde das parlamentarische Verfahren eingeleitet. „Wir werden noch einmal eine Anhörung haben, wo wir all die kritischen Punkte aufgreifen.“ Die Richtlinie 2011/61/EU über die Verwalter alternativer Investmentfonds, auch AIFM-Richtlinie (engl. AIFMD für Alternative Investment Fund Manager Directive) genannt, wurde am 11. November 2010 vom Europäischen Parlament angenommen und harrt daher auf die Umsetzung in deutsches Recht.
Auf eine Frage nach der „Zielmarke“ für das Verhältnis von Honorar- und Provisionsberatung bekennt sich Sänger zur Sozialen Marktwirtschaft: „Als Anhänger der Sozialen Marktwirtschaft gebe ich als Politiker nicht vor, welche Marktanteile für wen bestimmt sind.“ Sänger verheimlicht allerdings nicht seine Erwartung, dass „der Deutsche nicht überwiegend sein Geld zu Beratern tragen werde, um dort gegen Honorar Beratung zu erhalten“. Der Kunde werde sich entscheiden müssen, ob er gegen Honorar beraten werden will oder die Provisionierung seines Beraters bevorzugt.“
Auch bezüglich der Vergütungsmodelle zeigt sich Sänger offen: Es könne hier keine Vorgabe geben, nach Zeit oder Gegenstand der Beratung das Honorar zu bemessen. Mitten im Beratungsgespräch vom einen zum anderen Modell zu switchen, das dürfe jedoch nicht im Sinne des Gesetzes sein, erwartet Sänger. Sänger kündigt an, dass die Regeln, die für einzelne Berater gelten werden, auch für Verbände gelten müssen, die Beratung mit dem gleichen Ziel nur in anderer Form organisieren. Mit Blick auf die Verbraucherzentralen kann daher nicht länger damit gerechnet werden, dass diese am gesetzlichen Rahmen vorbei Beratung machen würden.
Mit Blick auf die Leistungsempfänger nach Sozialgesetzbuch II kommentiert Sänger, dass eine Lösung dazu noch nicht bestimmt sei. Ob jedoch Leistungschecks den richtigen Ansatz bieten würden, will Sänger nicht kommentieren.
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