Moody’s sei Dank
Von Dr. Oliver Everling | 30.Juli 2012
„Danke Moody’s“, schreibt Daniel Zindstein in seinem aktuellen Marktkommentar. Er ist verantwortlich für das Portfoliomanagement der vier Dachfonds des unabhängigen Finanzdienstleisters GECAM AG. Es scheine schon ein Naturgesetz geworden zu sein, dass im Sommer die Unsicherheiten in den Märkten stark zunehmen, bis hin zu unkalkulierbaren Abstürzen wie im letzten Jahr. „Was könnten die Ursachen für diese Saisonalität sein,“ fragt Zindstein, „wenn man sie durch eine etwas unkonventionelle Brille betrachtet?“
In der weltweiten Urlaubszeit sind die Umsätze an den Börsen gering und viele Entscheider in den Ferien. Dadurch sei es einfacher mit geringen Mitteln gezielt Marktbewegungen auszulösen und im Vorfeld darauf zu setzen. „Wir vertraten schon letztes Jahr die These, dass die umsatzschwache Zeit, in der übrigens auch in Brüssel Sommerpause herrscht, für gezielte Attacken genutzt wird.“
Die Nachrichten, die dafür notwendig sind, würden natürlich angepasst. Wer mit offenen Augen durch die Welt gehe, könne solche Tendenzen auch in den letzten Tagen ausmachen. „Friedliche Demonstrationen gegen die Sparbemühungen in Spanien wurden in den Medien als Massenaufstände dargestellt. Am Montag dieser Woche stand plötzlich die griechische Staatspleite unmittelbar bevor. Der negative Ratingausblick von Moody’s für Deutschland und andere AAA-Staaten passte auch gut ins Bild“, heißt es aus dem Hause der GECAM, aus Wangen im Allgäu.
„Die Märkte fallen immer schon vorher – ein Schelm, wer Böses dabei denkt“, bemerkt Zindstein. „Und die Medien machen sich, wahrscheinlich unbewusst, zum willfährigen Katalysator offensichtlicher Handelsstrategien großer Marktteilnehmer, die wir hier mal Hedgefonds nennen.“
Es gebe eine weitere Gruppe, die Interesse daran haben könnte, die oben beschriebenen fragilen sommerlichen Rahmenbedingungen für ihre Zwecke zu nutzen, spekuliert Zindstein. Nach den Erfahrungen im letzten Jahr habe kein Politiker den Wunsch nach einer Wiederholung. Deshalb sei die Bereitschaft bei einer Eskalation schnell zu handeln eventuell etwas größer, als in stabilen Marktphasen im Frühjahr oder zum Jahresende.
„Möglicherweise nutzen dies potenzielle Interessenten einer europäischen Haftungsgemeinschaft, um schnell Zusagen der Geberländer bzw. der EZB zu erreichen, wie aktuell im Falle der spanischen Regionen. Aus EU-Kreisen heißt es,“ berichtet Zindstein, „dass die Lage in Griechenland nicht mehr beherrschbar sei. Am Mittwoch warnten 15 Ökonomen vor einer vor dem Abgrund stehenden EU, wenn nicht schnell der Schritt in eine Haftungsunion unternommen werde. Der IWF drängt die Geberländer in eine Bankenunion, eine Erhöhung des ESM und weitere Haftungszusagen.“
Moody’s senkte das Rating von Deutschland, der Niederlande, Österreich, den deutschenBundesländern und natürlich dadurch auch die des EFSF. „Warum kommt diese Panikmache gerade jetzt,“ fragt Zindstein, „wo doch jeder weiß, dass momentan keine wichtigen Entscheidungen getroffen werden? Überhaupt wartet doch die ganze Welt erst einmal auf die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts am 12. September. Es ist die Hoffnung, dass durch die hervorgerufene Panik an den Märkten, die Politik zu schnellen Entscheidungen gezwungen wird!“
Der Haftungsumfang Deutschlands ist begrenzt, warnt Zindstein. Durch die negativen Ausblicke der Ratingagentur sei nun allen klar geworden, dass die Belastbarkeit Deutschlands nicht unendlich ist. Bei einer Überdehnung der vielfältigen Haftungen (ESFS, ESM, Griechenlandrettungspaket, Target2-Forderungen, etc.) steht die Bonität der Geberländer in Frage und diese könnten mit in den Sog der Euro-Krise gezogen werden. Die Folge wäre ein noch dynamischerer Absturz Gesamteuropas. Weitere Zusagen Deutschlands zu Hilfspaketen jedweder Art werden dadurch sehr erschwert.
Damit nicht genug, Zindstein fügt weitere Aspekte hinzu: „Darüber hinaus steht immer noch das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum ESM aus. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird der ESM als verfassungskonform klassifiziert werden, jedoch mit relativ hohen Auflagen bezüglich der automatischen Aufstockung durch den Gouverneursrat des ESM und mit hohen Anforderungen an die Mitbestimmung durch das Parlament bei weiterer Ausweitung.“
Mit diesem und weiteren Urteilen des Bundesverfassungsgerichts und der Ratingagenturen sei es Politikern in Zukunft „nahezu untersagt, leichtfertig Garantien oder andere Finanzunterstützungen zu beschließen, ohne das Volk zu befragen – das Ergebnis eines Plebiszits wäre jedoch aus unserer Sicht mehr als eindeutig!“
GECAM folgert, dass sich der Reformdruck noch weiter erhöht. Die Folgen einer steigenden Gewissheit, dass nicht unendlich Garantien und Zahlungen aus dem Norden fließen können, werde die Reformbereitschaft der südlichen Euro-Mitglieder beflügeln. „Wie wir bereits des Öfteren ausführten, geht es vorwiegend um Strukturreformen auf dem Arbeitsmarkt, in der öffentlichen Verwaltung und um Entkrustung der marktfeindlichen Gesetze. Diese Maßnahmen würden die wirtschaftlichen Kräfte entfachen, damit die betroffenen Staaten eben nicht auf Finanzspritzen und weiteres Sparen angewiesen sind!“
Von solchen Reformbemühungen sehen die Analysten der GECAM bisher viel zu wenig, weil diese erst mittelfristig in einigen Jahren wirken und kurzfristig nur mit politischen Belastungen für die Regierenden verbunden sind. Was jedoch daraus werden kann, wenn man Reformen konsequent verfolgt, zeigt sich in Estland, Irland und in Ansätzen auch in Portugal. „Und der Kapitalmarkt goutiert diese Erfolge: Irland zahlt mittlerweile weniger Zinsen (6,17 Prozent) für 10-jährige Staatsanleihen als Spanien (7,5 Prozent) und Italien (6,6 Prozent). Vor 12 Monaten war der Preis für Geld in Irland noch bei knapp 14 Prozent. Reformen zahlen sich aus!“
Nachhaltige Aktien sind erste Wahl – eine Erkenntnis der GECAM, die auch durch Analysen der auf Nachhaltigkeitsratings spezialisierten Ratingagentur oekom research AG aus München gestützt wird. In diesem Umfeld sind echte, nachhaltige und kalkulierbare Renditen und Erträge gefragt. Aktien gesunder Unternehmen mit nachhaltigem Geschäftsmodell, die am Wachstum der Weltwirtschaft partizipieren sind hier erste Wahl (DAX und M-DAX).
„Die Weltwirtschaft wird in diesem Jahr wohl um 3,6 Prozent wachsen und Prognosen für 2013 gehen von über 4 Prozent aus. Auch wenn dies weniger ist als zu Beginn des Jahres erwartet, so sind 3,6 Prozent immerhin das durchschnittliche Wachstum der letzten 14 Jahre – das ist angesichts der stündlich aktualisierten medialen Weltuntergangs-Szenarien nicht so schlecht.“ Zindstein schließt mit einem Bonmot: „Die Welt geht nur sehr selten unter.“
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Kreditmarktplatz zur Umschuldung nutzen
Von Dr. Oliver Everling | 29.Juli 2012
Jeder Kreditinteressierte findet aus einer breiten Auswahl seinen Online-Kredit mit den besten Konditionen – das ist das Prinzip eines Online-Kreditmarktplatzes: Eine einzige Online-Anfrage bei smava zum Beispiel liefert innerhalb von Sekunden kostenfrei alle passenden Kreditangebote. Das setzt natürlich eine Registrierung voraus.
Um zusätzlich Interessenten auch eine kostenlose Beratung bei Kreditspezialisten anbieten zu können, stockt smava sein Personal auf: Gesucht sind Bankkaufleute. „So sparen Verbraucher viel Geld und Zeit, da sie nicht den Weg zu vielen verschiedenen Kreditanbietern gehen müssen“, wirbt smava.
Jede Kreditanfrage kann unverbindlich gestellt werden. Allerdings sind Angaben zur Beschäftigung erforderlich, denn sie unterstützen smava und ihre Partnerbanken bei der Ermittlung der Kapitaldienstfähigkeit. Sogar Gemeinschaftskredit sind bei smava möglich: Da sich zu zweit auch die Bonität verbessern kann – jeder steht für den anderen mit ein -, lohnt es sichn einen Kredit z.B. mit dem Ehe- oder Lebenspartner gemeinsam zu beantragen. Dazu ist bei der Anfrage einfach ein zweiter Antragsteller anzugeben, so dass die Einkommen von beiden Personen berücksichtigt werden können.
Die Online-Kreditmarktplatz tritt der Vorstellung entgegen, dass sich die Anfrage bei smava negativ auf den Scorewert bei der SCHUFA auswirkden würde. „Nein,“ heißt es dazu klar und deutlich auf der Website von smava, „smava holt bei der Antragsprüfung lediglich eine Auskunft über Kreditkonditionen ein. Ihre Bewertung bei der SCHUFA wird davon nicht beeinträchtigt.“
Immerhin können bei smava Kreditbeträge von 1.000 bis zu 50.000 € aufgenommen werden. Auf jede unverbindliche Kreditanfrage soll es sofort Angebote geben. Im Auftrag des Interessenten holt smava über das Netz schnell und kostenlos persönliche Angebote verschiedener Kreditanbieter ein. Die Kreditanbieter mit den besten Konditionen werden dann dem Verbraucher gezeigt.
Der Kreditmarktplatz bietet sich auch für Zwecke der Umschuldung oder Kreditablösung an, indem der Kreditnehmer über smava einen weiteren Kredit mit günstigen Zinsen aufnimmt, um mit der Finanzierung einen schon bestehenden, teureren Kredit komplett zu tilgen und so den höheren Zinszahlungen zu entgehen. Diese Kreditumwandlung von kurz- z langfristig oder in einem günstigeren Kredit ermöglicht geringere monatliche Raten, also niedrigere monatliche Belastungen insgesamt. Durch die Bündelung aller Verpflichtungen in einem einzelnen Kredit über ein einziges Kreditportal verbessert sich außerdem der Überblick über alle monatlichen Ausgaben.
Um umzuschulden, sind bei der Registrierung die Daten zu allen Krediten anzugeben, die umgeschuldet werden sollen. Finden sich Kreditgeber auf dem Kreditmarktplatz, wird der Ablösebetrag direkt zur Tilgung der vorherigen Kredite an die alten Banken überwiesen. Geld, welches nicht für die Ablösung der alten Kredite benötigt wird, wird dem smava-Kreditnehmer direkt auf sein Girokonto überwiesen.
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Sanochemia-Anleihe neu in URA-Beobachtung
Von Dr. Oliver Everling | 25.Juli 2012
Ganz neu in den URA Emissions Check aufgenommen (als 48. Anleihe) wurde die Anleihe der österreichischen Sanochemia Pharmazeutika AG, meldet die Münchner Ratingagentur URA Rating Agentur AG. Deren Notierungsaufnahme (nach vollständiger Platzierung) ist außer an der Luxemburger und der Wiener Börse auch an der Frankfurter Börse (Entry Standard) geplant (Zeichnungsfrist 23. 7. – 3. 8. 2012; Privatplatzierung).
Die Anleihe wird von den Analysten in München mit 2 „URA-Haken“ bewertet, auf Basis der Zahlen für das GJ 30. 9. 2011 und für die 4 Quartale zum 31. 3. 2012. Es reichte trotz einer berichteten Eigenkapitalquote von 70 % zum 31. 3. 2012 (inkl. Anleihe wären es 59 %) und einer ratingorientierten Eigenkapitalquote von 58 % (inkl. Anleihe wären es 45 %) nicht zur Aufnahme in die „URA TOP MidCap Bonds“. Hauptgrund dafür ist der Mangel eines offiziellen Emittentenrating. Es werden auch keine „Bondspezifische Kennzahlen“ lt. DVFA veröffentlicht.
Rating und Kennzahlen sind beim Entry Standard zwar grundsätzlich vorgeschrieben. Sanochemia kann zwar deshalb darauf verzichten, weil ihre Aktien bereits am Regulierten Markt der Frankfurter Börse (General Standard) notiert sind. Die Investoren sind mit dieser Praxis jedoch schlecht bedient, warnt die URA Rating Agentur AG.
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Nordlux glänzt mit AA+
Von Dr. Oliver Everling | 24.Juli 2012
Die in Wiesbaden ansässige Ratingagentur TELOS hat den Fonds Nordlux Strategie geratet. Der Fonds erfüllt demnach sehr hohe Qualitätsstandards und erhält die Bewertung „AA+“ auf einer Skala von A bis AAA (höchste Qualitätsstandards).
Aus dem TELOS-Kommentar werden die Stützen der Begründung ersichtlich. Der Nordlux Strategie ist ein Total Return Fonds, der durch seinen Derivateneinsatz geprägt ist. Kernstrategie des Nordlux Strategie ist die Vereinnahmung von Optionsprämien durch Short Put und Covered Short Call Strategien (gedeckte Stillhaltergeschäfte). Dabei werden „out-of-the-money-Optionen“ auf internationale Aktien und Aktienindizes geschrieben, um den Fonds defensiv zu positionieren. Zusätzlich werden unter anderem Spreadstrategien eingesetzt, berichtet TELOS.
Je nach Marktlage kann die Gewichtung der Optionsstrategien Short Put und Covered Short Call im Fonds stark variieren, machen die Wiesbadener Analysten klar. Im Unterschied zu reinen Covered Call Writing Strategien (Schreibstrategien auf ein bestehendes Aktienportfolio) erfolgt im Nordlux Strategie die Allokation der Optionsstrategien sehr aktiv und variabel in Abhängigkeit der jeweiligen Marktphase der Aktienmärkte. „Dabei handelt es sich bei der Covered Call Writing Strategie um eine Buy-Write-Strategie“, erlärt TELOS im Detail.
Auf ein Aktienportfolio, bestehend aus Einzelwerten und Aktienindizes (Aktien, Aktien- Futures sowie voll replizierende ETFs), werden gedeckte Call-Optionen (Covered Call) verkauft und gleichzeitig der Basiswert der Option erworben. Die Allokation zwischen Optionen auf Einzeltitel oder Optionen auf Aktienindizes ergibt sich aus der relativen Attraktivität des jeweiligen Volatilitätsniveaus.
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Wirtschaftliche Selbstverteidigung
Von Dr. Oliver Everling | 24.Juli 2012
Ein origineller Buchtitel wie „Wirtschaftliche Selbstverteidigung“ passt zu einem profiilierten Wirtschaftsjournalisten: Wer im Internet nach diesen Stichworten sucht, landet an erster Stelle auf der Homepage von Roland Klaus. Roland Klaus arbeitet als freier Journalist und Analyst und ist aktiver Investor und an der Börse bestens bekannt. Für den amerikanischen Finanzsender CNBC und den deutschen Nachrichtenkanal N24 berichtete er von 2004 bis 2009 von der Frankfurter Börse.
Das Buch aus dem Wiley-VCH-Verlag wendet sich an praktisch jedermann: „Schützen Sie sich und Ihre Familie vor Eurokrise, Inflation und Staatsverarmung“, so der Untertitel des 2011 erschienen Werkes (ISBN 978-3-527-50627-9).
Im ersten Teil liefert Klaus eine prägnante Bestandsaufnahme und Ausblick. Ein zentrales, leider bis heute gültiges Bild ist die „fortgesetzte Notfallbeatmung“. Klaus liefert einen Schlüssel zum Verständnis: Fiat Money – das Geld aus dem Nichts. Dann thematisiert er das unbekannte Wesen „Inflation“, den Blindflug der Notenbanken und bermekt,dass dei Staatsgläubigkeit soeben erst wirklich zu wanken beginnt.
Die Konstruktionsfehler der Eurozone, die USA als Gefangene in der Schuldenspirale sowie die nächste große Blase führen Klaus zur Antwort auf die Frage, warum Staatsanleihen nicht so sicher sind, wie sie scheinen. Vor diesem Hintergrund sind Finanzkrisen und Währungsreformen sowie glückliche Schwellenmärkte mit ihren Demografie zu betrachten.
Klaus kristallisiert fünf Optionen für die nächsten Jahre heraus. Option 1: Konsolidierung der Haushalte – der Weg in die Deflation und in soziale Unruhen. Option 2: Kurzfristige Linderung – der spendable Onkel macht die Taschen auf. Option 3: Hohes Wirtschaftswachstum sorgt für steigende Staatseinnahmen – vermutlich nur in der Theorie. Option 4: Staatspleiten – alles zurück auf Los. Und Option 5: Inflation bringt die Schulden zum Schmelzen – der Ritt auf der Rasierklinge.
Nachdem sich der Leser mit den wahrscheinlichsten Szenarien vertraut machen konnte, bietet Klaus einen „Kurs in Sachen wirtschaftlicher Selbstverteidigung“ und räumt nach ein paar wichtigen Regeln zu Beginn mit dem Wunschdenken auf, man könne sich mühelos der Probleme entziehen: „Geldanlage ist Arbeit“, schreibt Klaus, und fordert dazu auf, eine Bestandsaufnahme zu machen.
Dazu gehört das Risikoprofiling: „Was für ein Risiko-Typ sind Sie?“ Klaus hält einige unumustrittene Faustregeln für den Vermögensaufbau parat: „Schaffen Sie ausreichende Rücklagen! Verlassen Sie sich auf Ihren gesunden Menschenverstand! Sich auf eigene Füße stellen: selbst vorsorgen, aber bitte nicht mit Lebensversicherungen“, warnt Klaus, noch bevor die Ratingagenturen 2012 errechneten, dass die Lebensversicherungen durchschnittlich eine Rendite versprechen, die sie im gegenwärtigen Niedrigzinsumfeld selbst nicht erwirtschaften können.
Klaus skiziert die sozialen Sicherungssysteme in Deutschland und den „Sprengsatz Lebensversicherung“. Während viele glauben, man müsse das niedrige Zinsniveau durch exzessive Kreditaufnahme nutzen, rät Klaus umgekehrt dazu, die persönliche Verschuldung abzubauen.
Die richtigen Anlageformen geht Klaus systematisch durch: Geldwerte versus Sachwerte, Aktien, Immobilien, Rohstoffe. Für das Deflations-Szenario sind Bargeld, Anleihen und Wandelanleihen vorzusehen. „Auf die Mischung kommt es an. Streuen Sie Ihre Investments – nicht nur ein Land, nicht nur eine Bank.“
Klaus weiß sein Thema in einen umfassenderen Kontext zu stellen: Die Wahl des Vermögensmittelpunkts und die Rolle des Heimatmarktes, Schweiz, Singapur, die Absicherung der internationalen Investments und die Wahl des richtigen Lebensmittelpunkt. Wer schon ans Auswandern als eine Lösung gedacht hat, erhält eine Anleitung, wie man die Länder bewerten kann.
„Nichts überstürzen,“ fasst Klaus zusammen, „aber Augen offen halten.“ Klaus lenkt abschließend die Aufmerksamkeit auf die wichtigste Kraft, um Werte zu schaffen, nämlich die eigene Schaffenskraft und die der nächsten Generation: „Investieren Sie in Bildung. Überprüfen Sie Ihre eigene berufliche Situation.“ Und: „Setzen Sie für Ihre Kinder auf Privatschulen!“
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Scope bündelt Analysen, Marktinformationen und Ratings
Von Dr. Oliver Everling | 24.Juli 2012
Auf einer neuen Internetplattform bündelt Scope ab sofort unter www.corporaterating.scope.de alle Scope Ratings, Analyseergebnisse, Marktinformationen und wichtige Kennzahlen zu Unternehmen und ihren Anleihen. Das neue, zunächst zweisprachige Informationsangebot in englischer und deutscher Sprache soll institutionelle Investoren aus ganz Europa bei der Prüfung, der Auswahl und dem Monitoring von Anleihen unterstützen.
Ausgehend von mittelständischen Unternehmen aus Deutschland will Scope die neue Plattform bis zum vierten Quartal 2012 auf Ratings mittelständischer Emittenten aus dem europäischen Ausland und auf Bewertungen größerer, z.B. M-DAX-Unternehmen ausweiten.
Mit dem neuen Informationsangebot zielt Scope auf eine möglichst breite Marktabdeckung im Anleihesektor, um institutionellen Anlegern einen umfassenden und übersichtlichen Vergleich zwischen Emittenten und ihren Anleihen hinsichtlich aller wesentlichen Kennziffern zubieten. Integraler Bestandteil ist ein auf die Controlling-Systeme institutioneller Investorenabgestimmtes System zum Monitoring der Risiken.
„Wir spüren derzeit ein enormes Interesse institutioneller Anleger für Anleihen mittelständischer europäischer Unternehmen“,erklärt Scope CEO Florian Schoeller. „Der wichtigste Aspekt, warum sich diese Anlegertrotzdem noch so zögerlich verhalten, ist der Mangel an Transparenz und das Fehlen notwendiger Analysetools. Mit unserer neuen Informationsplattform schließen wir die Lücke und schaffen die Voraussetzungen für ein verstärktes Engagement institutioneller Anleger“, so Schoeller.
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Kitas am Tropf des Kommunalratings
Von Dr. Oliver Everling | 20.Juli 2012
Kitas bringen Demonstranten auf die Straße: Wie auf dem Odeonsplatz in München. Gefordert wird mehr Qualität – leider eine Dimension, die nicht nur von gutem Willen, sondern meist auch vom Einsatz ausreichender finanzieller Mittel abhängig ist. Die Mittel aus öffentlichen Kassen werden nun knapp. Noch schwieriger als in Bayern stellt sich die Situation in Nordrhein-Westfalen dar, wo viele Kommunen bereits unter Nothaushaltsrecht stehen – de facto also ihrer Möglichkeiten beraubt sind, mit finanziellen Hilfen die Situation in den Kitas zu verbessen.
Da es kein öffentliches Rating von Kommunen gibt, ist vielen Bürgern die tatsächliche Finanzlage ihrer Landkreise, Städte und Gemeinden kaum bewusst. Auf der Ebene von Staaten wie Protugal, Italien, Griechenland und Spanien werden Länderratings intensiv diskutiert. Die Finanzmärkte eilen den Herabstufungen durch internationale Ratingagenturen sogar voraus und entziehen den Staaten das Vertrauen, so dass sich diese zu noch ungünstigeren Bedingungen refinanzieren müssen oder sogar – wie im Falle Griechenlands – ohne Hilfen aus finanzstärkeren Ländern ihre Verpflichtungen nicht mehr erfüllen können.
Für viele Kommunen entsteht ein Handlungsdruck durch steigende Ausgaben und zugleich sinkende Einnahmen. Für Städte und Gemeinden gibt es kein Insolvenzrecht. Daraus wird irrtümlich gefolgert, Kommunen könnten nicht insolvent, also zahlungsunfähig werden. Zwar sind viele Kommunen auch Träger der örtlichen Sparkassen. Die Sparkassen können aber nicht in beliebigem Umfang gezwungen werden, Finanzlöcher der öffentlichen Haushalte zu schließen. Mithin bedarf es eines Ratings, mit dessen Hilfe in der Art von Schulnoten die Wahrscheinlichkeit zum Ausdruck gebracht wird, dass die Kommune ihr „Klassenziel“, nämlich die Deckung von Ausgaben durch Einnahmen, erreicht.
Solange kein kommunales Rating der Finanzkraft Licht in die wahren Verhältnisse wirft, bleibt es beim Blindflug: Nur wer die Temperatur misst, kann einer Überhitzung gegensteuern. Diese und weitere Themen werden auf der Tagung „Kita 3.0 Vom Spielplatz zur Bildungseinrichtung“ am 15. und 16. September 2012 auf der Theodor-Heuss-Akademie in Gummersbach diskutiert. Mehr Infos im Kita 3.0 Ankündigungsflyer sowie bei der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit.
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Warnschuss fürs Aaa bei Microsoft
Von Dr. Oliver Everling | 20.Juli 2012
Microsofts Abschreibung des Kaufs von aQuantive wurde von der Ratingagentur Moody’s aufmerksam beobachtet. Schon am 10. Juli 2012 warnte Moody’s, dass darin eine negative Entwicklung zu sehen sei, die bei Microsoft zum ersten Quartalsverlust seit über zwei Jahrzehnten führen könnte. Dieser Verlust wurde nun bestätigt.
Microsoft hatte zuvor schon angekündigt, eine nicht zahlungswirksamen, steuerlich nicht abzugsfähige Belastung in der Gewinn- und Verlustrechnung während des vierten Quartals des Geschäftsjahres 2012 für die Wertminderung des Goodwill in seiner Online Services Division („OSD“) hinnehmen zu müssen.“Die Abschreibung wird wahrscheinlich zum ersten vierteljährlichen Verlust von Microsoft in den vergangenen 20 Jahren führen und ist für ein Aaa-beurteiltes Unternehmen ungewöhnlich. Obwohl peinlich, hat die Abschreibung keinen Einfluss auf unsere Erwartungen, dass Microsoft über 20 Milliarden Dollar an freiem Cash-flow im nächsten Jahr zu generieren in der Lage ist“, kommentieren die Analysten von Moody’s.
Die US-Ratingagentur stützt sich in ihrem Urteil insbesondere auf die Fähigkeit von Microsoft, weiterhin freien Cash-flow aus dem Verkauf seines Betriebssystems und seiner Produktivitätssoftware zu erwirtschaften. Microsoft landet zwar nicht auf Watch-Status. Das Aaa bleibt stabil. Immerhin ist Moody’s Analysten aber bewusst und es eine Pressemitteilung wert, auf den latenten Widerspruch eines solchen Quartalsverlustes zum Status eines Aaa-Emittenten zu sprechen zu kommen. Microsoft war von 1999 bis 2001 Aa3, von 2001 bis 2004 Aa2 geratet. Die Ratinghistorie wurde durchbrochen und erst ab 22. September 2008 mit Aaa fortgesetzt, also kurz nach der Insolvenz der US-Investmentbank Lehman Brothers Inc. am 15. September 2008, mit der weltweit die Turbulenzen an den Finanzmärkten ihre Höhepunkte erreichten.
Würde es die Freundschaft zwischen Warren E. Buffett und Bill Gates belasten, wenn Buffet’s Ratingagentur Gates‘ Softwarekonzern herabstufen würde? Das Unternehmensrating von Microsoft Corp. ist AAA und Aaa sowohl von Standard & Poor’s Rating Services als auch Moody’s Investors Service Inc. Commercial Paper wird ebenfalls in den obersten Kategorien beurteilt, A-1+ durch Standard & Poor’s und P-1 durch Moody’s.
Der Niedergang einer AAA-Ikone beginnt oft mit zunächst leicht korrigierbaren Fehlern, wurzelt aber meist in strategischen Fehlern, die sich erst nach Jahren bis hin zu den Gläubigerpositionen mit Verlusten auswirken. Microsoft’s Abhängigkeit von Erträgen aus dem Verkauf von Windows und Office-Programmen ist nach wie vor hoch. Noch ist vielen Nutzern nicht bewusst, dass die meisten, täglich benötigten Funktionen dieser Programme bereits durch winzige Apps erledigt werden können, die gratis oder gegen geringes Entgelt auf Endgeräte verschiedener Art geladen werden können, von denen die meisten schon heute ohne das Betriebssystem Windows auskommen oder betrieben werden können.
Das von Microsoft anfänglich „verschlafene“ World Wide Web macht dem Konzern nun doppelt zu schaffen: Zum einen sind viele Microsoft-Produkte nicht mehr an der Speerspitze der Entwicklung im Web 2.0 und höher, zum anderen wird durch das Internet der Zugang zu alternativen Betriebssystemen und Anwendungen wie nie zuvor dem Nutzer transparent gemacht und erleichtert. Wer in Zeiträumen von Generationen denkt, kann sich daher vorstellen, wie auch Microsoft in zwanzig Jahren zu den einstigen Aaa-Adressen gehören könnte, die nach Moody’s Ausfallstatistik nach zahlreichen kleinen Schritten der Herabstufung in den spekulativen Bereich und schließlich in Schwierigkeiten geraten.
Langfristige Ratings werden mit einem Prognosehorizont von vier bis fünf Jahren erstellt. Während kurzfristig ein Aaa für eine an Sicherheit grenzende Wahrscheinlichkeit spricht, dass der so beurteilte Emittent rechtlich gebunden, wirtschaftlich in der Lage und willig ist, seinen zwingend fälligen Zahlungsverpflichtungen uneingeschränkt nachzukommen, muss unterstrichen werden, dass mit einem Aaa keine Garantie gegeben wird, dass es langfristig nicht doch zu Herabstufungen kommen könnte. Das gilt auch dann, wenn – wie im Falle von Microsoft – der Ausblick heute noch stabil ist, denn dieser gilt ebenfalls nur für einen begrenzten Zeitraum.
Viele Microsoft-Produkte schleppen immer noch die alte Welt des Bemalens, des Beschriftens und des Bedruckens von Papier in sich. Seitenformate, Formatierungen, Seitenumbrüche, Seitenzählungen usw. sind alles Funktionen, die mit jeder Datei transportiert werden müssen, aber nur in der alten Welt von Bedeutung waren, als in Büros und zu Hause noch wie verrückt ausgedruckt und auf Papier gelesen und gearbeitet wurde. „Ordner“ statt „Labels“ ahmen noch heute bei Microsoft-Produkten staubige Büroregale nach, statt Anwender an die volle Kraft der digitalen Revolution im Büro heranzuführen. Das alles sind nur Beispiele dafür, worin der Keim künftig nachlassender Wettbewerbsfähigkeit und schließlich auch wachsender finanzieller Engpässe eines Aaa-gerateten Konzerns begründet liege könnte. Microsoft blieben heute noch die Bestnote im Rating und die Chance, mit ihren neuen Produktgenerationen Spitzenstellungen zu behalten.
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Spanien auf dem Weg zur Bad Bank
Von Dr. Oliver Everling | 20.Juli 2012
Die sofortige Gründung einer zentralen Bad Bank und die radikale Restrukturierung des spanischen Bankensystems ist laut Coface die einzige Lösung, um Spanien zu retten. Drastische Sparmaßnahmen seien dagegen Gift. Sie würden die geringe Inlandsnachfrage weiter abschwächen und die Krise verschärfen.
Die Situation in Spanien ist ernst: Das Grundproblem der iberischen Halbinsel liegt in der Verschuldung des privaten Sektors. Zusammen mit der geplatzten Immobilenblase lässt dies Spanien nicht aus der Rezession herauskommen. Die sofortige Gründung einer Bad Bank ist die einzige Lösung aus Sicht des internationalen Kreditversicherers. „Indem faule Kredite aus den Banken gezogen werden, wird das Vertrauen der Anleger in die Kreditinstitute wieder gestärkt“, meint Franz J. Michel, Vorstandsvorsitzender von Coface Deutschland.
Spanische Unternehmen haben nicht nur mit der schlechten Binnensituation zu kämpfen, sondern sind auch verwundbarer gegenüber externen Schocks geworden. Im ersten Quartal 2012 hat Coface dreimal so viele Zahlungsausfälle und -verzögerungen beobachtet wie 2007. Vor allem die Baubranche und die Lebensmittelindustrie sind betroffen. „Die sinkende Zahlungsmoral und die schwierige Situation der Realwirtschaft haben uns veranlasst, die Länderbewertung für Spanien auf A4 mit negativem Ausblick zu setzen“, erklärt Franz J. Michel. Coface habe eine volkswirtschaftliche Verantwortung und nehme auch bei einer getrübten Risikolandschaft mit steigenden Schäden ihren Auftrag wahr, Bonitäten einzuschätzen und Limite festzusetzen. Jedoch nicht um jeden Preis.
Die viertgrößte Volkswirtschaft Europas braucht die Hilfe der Europäischen Union. Doch sollte diese nicht nur auf den öffentlichen Sektor abzielen, sondern auch den hochverschuldeten privaten Sektor unterstützen. Spanien ist nicht Griechenland. Auch wenn die angespannte Lage in Spanien eine Herausforderung für die Euro-Zone darstellt, kann das Land mit den richtigen Maßnahmen die Krise überwinden.
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Mehr Ausfälle binnen Jahresfrist
Von Dr. Oliver Everling | 19.Juli 2012
Der Deutschland-Index des Wirtschaftsinformationsdienstes Hoppenstedt360 ist erstmals seit eineinhalb Jahren wieder leicht gestiegen. Damit schlägt die Wirkung der anhaltenden Schuldenkrise der Euro-Zone sowie der schwächeren Weltkonjunktur durch auf die Prognose der Unternehmensausfälle in Deutschland.
„Es ist soweit: Die schlappe Binnenkonjunktur in Europa spiegelt sich nun auch in der Ausfallprognose wieder“, erläutert Martin Zuberek, Direktor und Risikoexperte der Hoppenstedt360 GmbH, den Anstieg des Deutschland-Index. „Deutschlands Unternehmen werden in den kommenden Monaten vermehrt die Konsequenzen der Schuldenkrise zu spüren bekommen – wenn auch viel schwächer als in vielen anderen Ländern der Euro-Zone.“
„Trotz des absehbaren Anstiegs der Ausfälle in den kommenden Monaten ist derzeit weder das Wort Krise noch Rezession angebracht“, mahnt Zuberek. Nachdem der Index im vergangenen Jahr Monat für Monat neue Bestwerte erreichte und Deutschlands konjunkturelle Entwicklung abgekoppelt vom Rest Europas schien, bremst die Euroschuldenkrise nun doch das Wachstum. Immerhin ist der Binnenmarkt der EU weiterhin der größte Markt für die deutschen Exportunternehmen. Die schwache Konjunktur und damit verbunden die sinkende Nachfrage bekommen jetzt auch die deutschen Unternehmen zu spüren. Zusätzlich fehlen die Impulse Chinas für die Weltwirtschaft und damit die Weltkonjunktur. Chinas Wachstum liegt aktuell auf dem Niveau wie zu Hochzeiten der Krise 2009.Doch einige Faktoren mildern die Auswirkungen ab: So bewirkt der spürbar gefallene Ölpreis auf der Einkaufsseite positive Effekte – vor allem Vorprodukte und einfache Produktionsmaterialien sind damit günstiger zu bekommen. Obendrein hilft der niedrige Euro-Kurs den Exporteuren.
„Dass 2012 ein schwieriges Jahr wird, war Ende 2011 schon bekannt“, fasst Zuberek die Entwicklung zusammen. „Unternehmen sollten sich auf ihre Stärken – Wettbewerbsfähigkeit und Innovation – konzentrieren und mit Bedacht agieren. Falsch wäre es, sich von der Nervosität der Finanzmärkte anstecken zu lassen.“
Was auf die Unternehmen zukommt, wie sich Banken in ihrem Kreditgeschäft verhalten und wie die Kreditkultur betroffen ist, das wird auf der Jahrestagung „Umbruch in der Kreditkultur“ diskutiert. Weitere Informationen bei WSF Wirtschaftsseminare.
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