Preisträgernominierung für oekom research
Von Dr. Oliver Everling | 9.Oktober 2009
Die Nachhaltigkeitsrating-Agentur oekom research ist für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis gleich zweimal nominiert: in der Kategorie „Deutschlands nachhaltigste Finanzdienstleistung“ und für den Sonderpreis „Deutschlands recyclingpapierfreundlichstes Unternehmen“. Unter der Schirmherrschaft von Bundeskanzlerin Angela Merkel werden die Preise am 6. November 2009 in Düsseldorf im Rahmen einer großen Gala vergeben.
Der Deutsche Nachhaltigkeitspreis wurde 2008 durch eine Initiative des Wissenschaftsjournalisten Stefan Schulze-Hausmann ins Leben gerufen. Der Preis prämiert Unternehmen, die vorbildlich wirtschaftlichen Erfolg mit sozialer Verantwortung und Schonung der Umwelt verbinden. Sonderpreise zeichnen Persönlichkeiten aus, die national oder international in herausragender Weise den Gedanken einer zukunftsfähigen Gesellschaft fördern. Träger des Deutschen Nachhaltigkeitspreises ist die Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis e.V. (in Gründung), in deren Kuratorium unter anderem Dr. Volker Hauff (Vorsitzender des Rates für Nachhaltige Entwicklung), Sylvia Schenk (Vorsitzende von Transparency International Deutschland e.V.) und Dr. Günther Horzetzky (Staatssekretär im Bundesministerium für Arbeit und Soziales) mitwirken.
„Wir freuen uns sehr über diese Nominierung. Diese Wertschätzung der prominent besetzten Jury ist ein wichtiges Signal für unsere Mitarbeiter und Geschäftspartner. Sie unterstreicht die Bedeutung und die Glaubwürdigkeit unserer Aktivitäten für eine stärkere Verankerung von Nachhaltigkeit in Unternehmen und auf dem Kapitalmarkt“, kommentiert Robert Haßler, CEO der oekom research AG, die gute Nachricht.
Dr. Günther Bachmann, Rat für Nachhaltige Entwicklung und Leiter der Jurysitzung erläutert die Bedeutung des unternehmerischen Engagements im Bereich Nachhaltigkeit: „Nachhaltige Unternehmen sind zunehmend auch ökonomisch erfolgreicher, hinzu kommen eine hohe Mitarbeiterorientierung und ein vorbildliches soziales Engagement.“
oekom research zählt zu den weltweit führenden Ratingagenturen im Bereich des nachhaltigen Investments. Seit 1993 ist das Unternehmen auf die Analyse von Unternehmen und Ländern hinsichtlich ihrer ökologischen und sozialen Performance spezialisiert. Als erfahrener Partner von institutionellen Investoren und Finanzdienstleistern identifiziert die Ratingagentur diejenigen Emittenten von Aktien und Rentenpapieren, die sich durch ein verantwortungsvolles Wirtschaften gegenüber Gesellschaft und Umwelt auszeichnen. Die Analysen von oekom research werden von über 60 verschiedenen Asset Managern und institutionellen Investoren genutzt und beeinflussen damit derzeit rund 90 Milliarden Euro Assets under Management.
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Luftfahrt erreicht den Boden
Von Dr. Oliver Everling | 8.Oktober 2009
Die Ausgangslage ist bekannt: Die Weltwirtschaft befindet sich in der schlimmsten Krise der letzten 50 Jahre. Der Ölpreis befindet sich nach einem historischen Höchststand im letzten Jahr wieder in einem Aufwärtstrend. Die Situation in der Luftverkehrsbranche ist dennoch sehr unübersichtlich, zeigt Alexander Zock auf, da mehrere Faktoren zusammenwirken, deren gemeinsame Auswirkungen zurzeit noch nicht klar ersichtlich sind. Zock, Ph.D., ist Geschäftsführer des European Center for Aviation Development (http://www.ecad-aviation.de/) und sprach als Referent bei der Scope Investment Conference Luftfahrt zum Thema „Luftfahrt in Turbulenzen? Marktstabilität, Nachfragetrends, Perspektiven“ (http://www.scope.de/).
Mit der asymmetrischen Verteilung des Nachfragewachstums auf der Welt erhalten neue Standorte und Geschäftsmodelle eine zunehmende Bedeutung (z. B. Dubai). Die mit der Konsolidierung in der Branche einhergehenden Strukturveränderungen beginnen sich erst grob abzuzeichnen. Die Einstufung der „Schweinegrippe – H1N1″ als weltweite Pandemie durch die WHO (letzte Pandemiewarnung liegt 40 Jahre zurück) schafft eine zusätzliche Verunsicherung im weltweiten Verkehrsmarkt, stellt Zock fest.
Der Luftverkehr zeigt auf globaler Ebene seit über 50 Jahren ein starkes Wachstum, welches nur temporär unterbrochen wurde. Die Krisen sind temporär, nicht zyklisch und stark mit der GDP-Entwicklung verbunden, unterstreicht Zock. In den letzten 35 Jahren fiel der weltweite Passagierluftverkehr (in RPK) drei Mal, allerdings jeweils nur für 1 – 3 Jahre. Nachfrageeinbrüche dauerten in den letzten 35 Jahren immer nur zwischen 1 – 3 Jahren. Auf Nachfrageeinbrüche folgten immer wieder nachfragestärkere Jahre mit Wachstumsraten wie vor der Krise.
Die Profitabilität der Luftverkehrsbranche zeigt einen klaren Zyklus mit wachsender Amplitude. Normiert man die Amplitude mit der Marktgröße, so nivelliert sich dieser Effekt. In den letzten 30 Jahren folgten auf 5 schlechte Jahre immer 6 gute Jahre, zeigt Zock an der Statistik. Die Branchenprofitabilität und die Flugzeugauslieferungen liefen weltweit über einen langen Zeitraum gegenläufig. Die Flugzeugbestellung erscheint hierbei in hohem Maße zyklisch zu erfolgen, so der Eindruck von Zock.
Auch in guten Jahren sind nicht alle Fluggesellschaften profitabel. Die Profitabilität ist dabei inhomogen verteilt, weist Zock in einer Übersicht nach. Die Krise im Luftverkehr begann bereits im Sommer 2008. Sowohl im Passagiermarkt als auch im Cargomarkt zeigt sich seit April 2009 eine Bodenbildung auf niedrigem Niveau. Zock analysiert die Veränderung der internationalen Nachfrage im Passagier- und Cargobereich.
Der Weg in die Krise war regional unterschiedlich, stellt Zock fest. Nachdem im weltweiten Passagierluftverkehr im ersten Quartal weltweit der Trend nach unten ging, zeigen sich in den meisten Regionen Bodenbildungen. „Eine Ausnahme ist die Region Middle East, in der sich wieder starkes Wachstum zeigt“, so Zock.
Dramatisch ist der Verlust im Premiumsegment. Die aktuelle Krise führte vor allem auch zu einer dramtischen Schrumpfung des Premiumsegments im Passagierbereich. Die Veränderung der internationalen Premiumnachfrage von August 2007 bis Juni 2009 ist unübersehbar. Die Airlines haben ihre Kapazität angepasst: Die aktuelle Krise führte sowohl im Passagierbereich als auch im Cargobereich zu starken Kapazitätsanpassungen. Die Reaktion der Fluggesellschaften auf den hohen Ölpreis und die Krise ist insbesondere im Bereich der Stilllegung von Flugzeugen zu sehen.
Als Reaktion auf die Krise sind weitere Maßnahmen der Fluggesellschaften zu beobachten: Verstärktes Kostenmanagement („Business as usual“), verstärkte Absenkung der Ticketpreise (z. B. Nordatlantik bis zu -20 %), Kapitalaufnahme an den Finanzmärkten (vor allem Nordamerika und Asien/Pazifik), verstärkte „Sales-Leaseback“ Aktivitäten (insbesondere in Nordamerika und Europa), um den Cashflow zu optimieren, Verschiebung von Flugzeugauslieferungen und verstärkte Konsolidierung (Lufthansa, New Alitalia, British Airways und Iberia etc.) zur Realisierung von Synergien.
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Zahlungsmoral muss im Blick bleiben
Von Dr. Oliver Everling | 7.Oktober 2009
Die Zahlungsmoral in Deutschland hat sich im September einer Studie des Wirtschaftsinformationsdienstes D&B Deutschland zufolge weiter leicht verbessert. Der im Auftrag der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX erstellte D&B-Zahlungsindex stieg damit zum vierten Mal in Folge. „Die Zahlen belegen die Erholung der deutschen Wirtschaft in den letzten Monaten und die positiven Zeichen aus vielen Unternehmen“, sagte D&B-Geschäftsführer Thomas Dold am Mittwoch in Darmstadt. Der D&B-Zahlungsindex stieg im September auf 78,82 (August 78,72) Prozent und nähert sich weiter dem Niveau vom März.
Der Index sagt aus, dass im September 78,82 Prozent der beobachteten Unternehmen ihre Rechnungen pünktlich bezahlten – dies sind 0,8 Prozentpunkte weniger als noch Ende 2008, rechnet das zur Bisnode Gruppe gehörende Unternehmen vor. Der Indikator wird seit Anfang des Jahres auf Monatsbasis veröffentlicht und fiel dabei von Januar bis Mai deutlich – seit Juni erholt er sich wieder leicht. Die durchschnittliche Verzugszeit betrug im September 9,5 (August: 9,41) Tage. Bei den einzelnen Branchen verbesserte sich die Zahlungsmoral vor allem im Baugewerbe sowie im Groß- und Einzelhandel. Deutlich abwärts ging es dagegen bei den Banken – die Branche zählt allerdings immer noch zu den zuverlässigsten.
„Ob jedoch die Erholung in einen stabilen Aufschwung mündet, ist derzeit schwer abzuschätzen. Zu unsicher ist derzeit noch, wie stark ein Anziehen der Weltwirtschaft auch auf deutsche Unternehmen wirkt“, betonte Thomas Dold, Geschäftsführer von D&B. Zudem stehen die Unternehmen vor der Herausforderung, ihre Investitionen solide zu finanzieren. Dies sei angesichts der sehr restriktiv gewordenen Kreditpraxis sehr viel schwieriger als noch vor der Finanzkrise.
Seit Ende 2008 ging nach Feststellungen von D&B in fast allen Branchen die Zahlungsmoral zurück. Lediglich der Maschinenbau ist hier eine Ausnahme. Am Schlechtesten um die Zahlungsmoral ist es weiterhin in der Transport- und Logistiksparte bestellt. Hier sank die Zahlungsmoral im Jahresverlauf auch am Stärksten. Spitzenreiter in puncto Zuverlässigkeit bei den Zahlungen sind weiter die Pharmaunternehmen. Hier zahlen fast 94 Prozent der Unternehmen ihre Rechnungen pünktlich, während dies nur rund 68 Prozent in der Transport- und Logistikbranche machen.
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LTAV zur Schiffsbewertung
Von Dr. Oliver Everling | 7.Oktober 2009
Erhöhte Neubautätigkeit in der zurückliegenden Boomphase hat bei Schiffen ein Überangebot an Schiffsraum bewirkt. Die Schifffahrtsmärkte sind am Boden infolge langer Planungs- und Bauzeiten von Schiffen und kaum zu glättender Marktentwicklung (3 bis 4 Jahre). Der Zusammenbruch der Container gründet auf der starken Abschwächung der Bulker, den Liquiditätsengpässen an den Kapitalmärkten und den zunehmenden Auftragsstornierungen, Wandlungen und Verschiebungen bei Neubauten. Bernd Holst von der INGENIEURBÜRO WESELMANN GmbH (http://www.weselmann.de/) gibt auf der SCOPE CIRCLES Investment Conference Schiffe (http://www.scope.de/) einen Überblick über die Container-, MPP- und Car Carrier-Märkte sowie Bulker.- und Tankermärkte.
Wegen Marktstörungen in etlichen Schifffahrtssegmenten sind zum Teil keine Marktwertermittlung möglich. Die Marktwertermittlung erfolgt grundsätzlich charterfrei. Der Chartermarkt hat erheblichen Einfluss auf Wertentwicklung von Gebrauchtschiffen, positiv als auch negativ. Der Einfluss von Betriebskosten relativiert sich, je nach Chartermarkt – hoher Chartermarkt: wenig Einfluss, – niedriger Chartermarkt: wesentlicher Einfluss. Schiffe mit hohen Betriebskosten werden von Charterern benachteiligt.
Alter und Zustand sind für die Bewertung von zentraler Bedeutung: Technischer Zustand hat ab gewissem Schiffsalter großen Einfluss. Je älter das Schiff, desto mehr hängt Wert vom Zustand ab. Die Neubauqualität und Wartung beeinflussen Betriebskosten mit zunehmendem Alter. Die Neubauqualität hat erheblichen Einfluss auf Betriebskosten/Schiffswert. Bei schweren Montagefehlern von Aussenhautplatten und Bodenträgern, gibt Holst ein Beispiel, wird der Wert des Schiffes erheblich beeinträchtigt.
Wer führt Schiffswertschätzungen durch? Zu nennen sind durch IHK öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige für Schiffswertschätzungen, An- und Verkaufsmakler für Schiffe sowie freie Sachverständige für Schiffswertschätzungen. Diese wenden Vergleichswertverfahren – der Regelfall zur Ermittlung des Schiffswertes – oder Ertragswertverfahren an, die nicht üblich sind, aber der Überprüfung des Marktwertes dienen. Das Sachwertverfahren / Substanzwertverfahren wird nur bei Spezialschiffen angewandt.
Holst stellt den „Long Term Asset Value“ vor: Ein auf historischen TC-Raten basiertes DCF Wertermittlungsverfahren beruht darauf, ahnliche Schiffe mit dem zu bewertenden Objek zu vergleichen. Wichtig ist die Durchführung von Anpassungsrechnungen und die Berücksichtigung von Kriterien wie Schiffstyp, Schiffsgröße, Alter, Ausrüstung, Bauart und Zustand. Zu- oder Abschläge berücksichtigen Abweichungen.
Das Vergleichswertverfahren wird mit Zu- und Abschlägen dargestellt. Das derzeitige Verfahren bei gestörten Märkten: 10 Jahres Durchschnittswerte ähnlicher Schiffe (nicht immer möglich), Durchführung von Anpassungsrechnungen nicht möglich, Durchschnitt nur auffindbar bei Wahl eines entsprechenden Suchkorridors. Kriterien sind hier Schiffstyp, Schiffsgröße, Alter.
Schiffsschätzer / Makler haben Bewertungen wegen gestörter Märkte z.T. ausgesetzt, denn Transaktionen sind in gestörten Segmenten in der Regel Notverkäufe, es gibt keine repräsentative Basis für Vergleichswertermittlung und im Bereich Betriebskosten liegende Charterabschlüsse können nicht für Ertragswertanalyse berücksichtigt werden.
Der LTAV muss als von Marktstörungen unabhängige, am langfristigen, nachhaltigen Ertragspotential orientierte Bewertungsgrundlage verstandnen werden. Die Basis bildet das Barwertverfahren / DCF (an Erfordernisse der Schiffsbewertung angepasst) mit konservativen, nachhaltigen und statistisch belegbaren bzw. transparenten Ansätzen. Übliche Bewertungsverfahren sollen nicht ersetzt werden, plädiert Holst, da der LTAV bei funktionierenden und gestörten Märkten einsetzbar ist (bei Marktuntertreibungen / Marktübertreibungen)
Ein überarbeiteter LTAV wurde theoretisch / methodisch durch PWC untersucht, berichtet Holst, durch Auswertung von 135.600 Fallbeispielen mit dem Ergebnis, dass der LTAV grundsätzlich zuverlässige Methode sei. Er genüge in theoretischer Hinsicht allen Anforderungen, allerdings schlägt PWC eine Modifikation des LTAV Konzepts vor. Die Überarbeitung hat VHSS mit PWC vorgenommen, der überarbeitete LTAV entspricht dem Wirtschaftsprüfungsstandard (IDW S1) zur Unternehmensbewertung und wird zur Anwendung empfohlen.
Die Bewertungsvorschriften ergeben sich aus dem Gesetz zur Neuordnung des Pfandbriefrechts vom 22. Mai 2005 (BGBL.2005 Teil I, S 1373 – 1393), der Verordnung über die Ermittlung der Beleihungswerte von Schiffen gem. § 24, Abs. 1 – 3 des Pfandbriefgesetzes, Fassung vom 06.05.2008 (Beleihungswertermittlungsverordnung) und den Wertermittlungsanweisungen verschiedener Banken nach Schiffsbankgesetz / Gesetz zur Neuordnung des Pfandbriefrechts.
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Marktumfeld der Schiffsfinanzierung
Von Dr. Oliver Everling | 7.Oktober 2009
Frachtvolumen/-raten und Charterraten, insbesondere für Container) sind massiv eingebrochen, berichtet Benjamin Kirchhoff, Leiter Strukturierung und Analyse Inland Shipping von der HSH Nordbank (http://www.hsh-nordbank.de/) auf der Scope Circles Investment Conference Schiffe in Frankfurt am Main (http://www.scope.de/). Die Schiffswerte sind von ihren Höchstständen deutliche gefallen. Schiffe fanden keine Beschäftigung oder nur niedrigen Raten. Charterer verhandeln die Charterraten nach, einige wurden insolvent. Covenants (Kreditschutzklauseln) wurden verletzt. Eigenkapital konnte nicht im geplanten Maß eingeworben werden. Projekte benötigen Tilgungsstundungen und Refinanzierungen, während sich die Banken im Kreditgeschäft zurückhalten, berichtet.
Die Neigung der Beteiligten, sich an Restrukturierungen zu beteiligen, variiert stark, stellt Kirchhoff fest. Nur eine geringe Anzahl von Schiffen wurden zwangsversteigert. Die großen Charterer haben massive Restrukturierungsprogramme durchlaufen. Die zunächst harte Haltung der Werften habe sich geändert, sie zeigen sich flexibler. Viele Neubauten konnten verschoben, gewandelt oder storniert werden. Eine Vielzahl von innovativen Finanzierungsvehikeln ist entstanden. Unterm Strich war das Verhalten der Beteiligten – mit Ausnahmen – besonnen, berichtet Kirchhoff. „Alle Beteiligten versuchen, aktiv an einer Lösung zu arbeiten.“
„Gemessen an dem, was wir durchgemacht haben, hätte ich Sodom und Gomorra erwartet“, bekennt Kirchhoff und lobt das Verhalten der Beteiligten. Alle Beteiligten müssen einen angemessenen Beitrag zur Lösung der Probleme leisten. Der Beitrag der Eigenkapitalseite müsse wesentlich sein. Erhöhte Risiken in der Finanzierung erfordern eine höhere Bepreisung. Wenn die Bank eine Eigenkapitalposition einnimmt, müsse diese auch wie Eigenkapital verzinst werden. Voraussetzungen für eine erfolgreiche, für die Bank akzeptable Restrukturierung seien die Transparenz, zeitnahe und umfassende Informationen, Vorschläge des Managements zur Lösung der Probleme, rasche und professionelle Entscheidungen und Handlungen sowie erfahrenes und engagiertes Management. Erst wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft sind, greifen die Banken zur Verwertung der Sicherheiten. Allerdings sei die Verwertung nie ausgeschlossen, fügt Kirchhoff hinzu.
Die Schiffahrt wird sich erst im Nachgang zu einem Anziehen der Konjunktur erholen, so seine Prognose. Die Zahl der Zwangsversteigerungen wird nicht nennenswert ansteigen, bei den meisten Projekten lohne sich für die Beteiligten die Option „Durchhalten“.
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Eskalationsmodell für Zertifikate
Von Dr. Oliver Everling | 5.Oktober 2009
„Risiken nicht zu kennen bedeutet, Risiken zu haben“, warnt Florian Schoeller, Chef der Scope Group, in Anknüpfung an ein Zitat von Warren Buffet. Das Motiv für die Entwicklung des Risikokontrollsystems (RKS) war die mangelhafte Information der eigenen Kunden, berichtet Schoeller. So seien die Warnungen vor den Lehmann-Zertifikaten nur von einem Teil der Kunden berücksichtigt und umgesetzt worden. Scope hatte bereits 3 Wochen vor der Insolvenz die Zertifikate von Lehman Brothers auf „distress“ gesetzt.
Das Risikokontrollsystem lässt die Beobachtung aller relevanten Parameter zu: Laufzeitparameter – Restlaufzeit (Tage), Restlaufzeit (Datum), Kupon-/ Rückzahlung (Tage) -, Strukturparameter – Puffer 1., 2. und 3. Schwelle, Seitwärtsrendite -, Kurs- und Spreadparameter – Basiswert Kurs, Zertifikat Briefkurs, Zertifikat Geldkurs, Spread in %, Spread Volatilität -, Bewertungsparameter (Investment-Rating, Risiko-Klasse, Peer Group Ranking), Analyseparameter – Renditeniveau (gesamt), Delta (theoretisch), Max. Gewinn, Max. Verlust (VaR), Null-Verlust-Wahrscheinlichkeit, Differenz zu bestehendem Angebot – sowie Bonitätsparameter – Bonitätsbewertung Scope, Bonitätsrating S&P, Bonitätsrating Moody`s, Bonitätsrating Fitch, Credit Default Swap (CDS) und CDS 3-Monate-Mittel.
Welche Parameter überwacht und bei welchen Schwellen informiert werden soll, bestimmt der Nutzer. Das System informiert, wenn ein Zustand eintritt und zeigt den Zustand so lange an, bis ein anderer Zustand eintritt. Der Risikomonitor zeigt alle Ereignisse auf einen Blick, demonstriert Schoeller live am System. Die Analysedaten werden auf täglicher Basis aktualisiert. Alle Kursdaten oder solche, die sich aus den Kursdaten berechnen, werden im 30-Minuten-Takt aktualisiert.
Die Vorteile des Risikokontrollsystems (RKS) sieht Schoeller in folgenden Aspekten: Das RKS diszipliniert Portfoliomanager und Intermediäre, sich nachhaltig über die Risiken einzelner Produkte und Anbieter Gedanken zu machen. Das RKS ermöglicht die lückenlose Kontrolle von 26 Parametern über viele Produkttypen und Produkte hinweg. Der Risikomonitor verschafft einen kompakten und übersichtlichen Überblick über alle Ereignisse der zu überwachenden Produkte.
Zusätzlich informiert das Email-System proaktiv über alle Ereignisse und verhindert, dass dem Anleger neue Risiken entgehen. Die Informationshierarchien des Email-Systems ermöglichen das Aufsetzen eines eigenen internen Warnsystems. Das Handling des Systems ist äußerst einfach und das Service-Center der Scope Analysis unterstützt Kunden bei der Einrichtung und der Pflege des Systems. Am Beispiel Lehman zeigt sich, dass das Eskalationsmodell die Risiken systematisch reduziert.
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PRIPs zwischen Selbst- und Überregulierung
Von Dr. Oliver Everling | 5.Oktober 2009
„Derivate und EU – zwischen Selbst- und Überregulierung“, mit diesem Thema befasst sich Dr. Ralf Fischer zu Cramburg auf dem Deutschen Derviate Tag des DDV in Frankfurt am Main. Er ist Generalsekretär der European Structured Investment Products Association (eusipa). DDV, SVSP, Zertifkate Forum Austria, ACEPI, SSS und afpdb gehören zu den Mitgliedern des Verbands, der international auf Mitgliedersuche in Europa ging.
„Es gehört zu den Grundüberzeugungen von eusipa,“ zitiert Fischer zu Cramburg, „dass die europäische Harmonisierung prinzipiell durch die Selbstregulierung des Sektors erfolgen sollte. Daher arbeitet eusipa an Grundsätzen für europäische strukturierte Investmentprodukte, die auf den nationalen Kodizes basieren. Deren Ziel soll es sein, die Governance-Vorschriften des Sektors für internationale Investoren transparent zu machen und den nationalen Verbänden Leitlinien vorzugeben.“
Er gibt einen Ausblick auf die voraussichtlichen Inhalte der eusipa-Prinzipien, auf die sich ihre Mitglieder festlegen wollen. Dazu gehört an erster Stelle die Herstellung der Transparenz über die Solvenz der Emittenten. Der Markt für Zertifikate soll transparenter und übersichtlicher gemacht werden, u. a. auch dadurch, dass die Produktkategorien strukturiert werden.
Fischer zu Cramburg zeigt einige Schwierigkeiten mit der PROSPEKTRICHTLINIE 2003/71/EC und VERORDNUNG 809/2004 auf, die den „europäischen Pass“, das Sprachenregime und das „Ein-Prospekt-Konzept“ betreffen. Notifizierung der Prospekte nach Genehmigung durch die Aufsichtsbehörde nach Artikel 18, der Prospekt in einer in internationalen Finanzkreisen gebräuchlichen Sprache nach Artikel 19 sowie die Forderung, dass der gleiche Prospekt für das öffentliche Angebot und die Einführung an einen regulierten Markt nach Artikel 1 (1) zu verwenden ist, führen zu einem Mangel an Harmonisierung bei Umsetzung und Anwendung.
Die Überpüfung der Prospektrichtlinie (II) führte zu einer Reihe von eusipa-Kritikpunkten. Bezüglich des Registrierungsformulars vermerkt der Verband: Keine dreiteiligen Basisprospekte, keine „Passfähigkeit“ und kein Nachtrag auf Registrierungsformular. Mit Blick auf die Nachtragspflicht wird auf die mangelnde Konsistenz mit Transparenzrichtlinie, das unklare Fristende für die Nachtragspflicht und das zu weitgehende Widerrufsrecht verwiesen. Beim Sprachenregime ist kritisch anzumerken, dass die Prospekt–Vollübersetzung von vielen Behörden nicht als genehmigte Fassung betrachtet wird.
Zur Mitteilung der EU-Kommission zu „Packaged Retail Investment Products“ (PRIPs) zunächst seine Bestandsaufnahme: Das „patchwork“ bei nationaler Gesetzgebung sei eine ungeeignete Grundlage, einheitliche Regulierung sei daher notwendig. Als Form der Regulierung wird ein „hard law“ angestrebt, Selbstregulierung sei „keine glaubwürdige Antwort“, „von der Wirklichkeit überholt“. Es werde ein horizontaler Ansatz gewählt, der die besten bestehenden Vorschriften zum Vorbild nimmt und auf alle einschlägigen Produkte anwendet. Der Anwendungsbereich ist speziell ausgerichtet auf die auf den privaten Kunden zugeschnittene Finanzprodukte (retail oder package products) wie Investmentfondsanteile, Kapitallebensversicherungen und Strukturierte Produkte.
„Die Märkte für diese Produkte sind (…) charakterisiert“, zitiert Fischer zu Carmburg aus der Mitteilung der EU-Kommission zu „Packaged Retail Investment Products“ (PRIPs), „durch heftige Informationsasymetrien zwischen Emittenten und Vertrieb auf der einen und Privatanlegern auf der anderen Seite sowie Principle/Agent-Konflikte beim Vertrieb an Privatanleger. Dieses Marktversagen führt zur Schädigung der Anleger auf der Mikro-Ebene, wenn Produkte entgegen den Bedürfnissen ver- bzw. gekauft werden. Auf der Makro-Ebene besteht die Gefahr, dass sich die Anleger von den Märkten zurückziehen (…). Die Schädigung von Anlegern, verzerrter Wettbewerb zwischen den Produktfamilien auf Grundlage des Ausnutzens unterschiedlicher Regulierung und zu einem geringeren Ausmaß die Hindernisse bei der Entwicklung eines einheitlichen Markts werden erhebliche Probleme bleiben, wenn es nicht zu einer Gesetzgebung auf europäischer Ebene kommt. Eine Analyse der Optionen ergibt, dass dies zwar zu einer Steigerung der Kosten, aber auch zu Vorteilen in diesen Bereichen führen würde. Auf dieser Grundlage wird empfohlen, neue Vorschriften zu den vorvertraglichen Veröffentlichungspfllichten und zu Vertriebspraktiken einzuführen.“
Bezüglich der Regelungen zu den Packaged Retail Investment Products (PRIPs) hebt die eusipa-Stellungnahme folgende Punkte hervor: Unterstützung für das Anliegen der Kommission, konsistente Standards für den Anlegerschutz im Hinblick auf den Vertrieb und Veröffentlichungspflichten für Anlageprodukte einzuführen – ein neues „KID“ sollte jedoch nicht derart für sämtliche Produkte vereinheitlicht werden, dass die Unterschiede überdeckt werden – statt einer Verpflichtung der Emittenten zur Erstellung eines „KID“ sollte es lediglich eine solche für den Vertrieb geben, dieses dem Anleger vor seiner Entscheidung zugänglich zu machen. Es würde dann beiden Parteien überlassen bleiben, welchen Beitrag sie zum Erstellen des „KID“ zu leisten haben. Die Vorschriften zum „KID“ sollten im Einklang mit denen der Prospektrichtlinie stehen: Insbesondere sollte kein „KID“ erstellt werden müssen, wenn das Produkt mit einem Nennwert oder Preis von mindestens 50.000 Euro angeboten wird oder das Angebot an Privatanleger aus anderen Gründen von der Prospektrichtlinie ausgenommen ist. Es sollte keine Zusammenfassung für den Prospekt produziert werden müssen, wenn ein „KID“ zu erstellen ist, da beide dieselbe Funktion erfüllen. Zudem sollte keine Genehmigung durch die erforderliche Behörde erforderlich sein.
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Antritt der vwd im Ratingwettbewerb
Von Dr. Oliver Everling | 5.Oktober 2009
Finanzkrise hat das Vertrauen von Anlegern erheblich erschüttert. Das Interesse an Wertpapieren lässt nach, denn 56 % der Wertpapierbesitzer wollen weniger als bisher in Aktien investieren (Quelle: dwp bank), 37 % weniger in Fonds (Quelle: dwp bank). Edmund J. Keferstein, Vorsitzender des Vorstands und Aktionär der börsennotierten vwd Vereinigte Wirtschaftsdienste AG, fügt in seinem Vortrag auf dem Deutschen Derivate Tag noch die Schätzung hinzu, dass das Zertifikatevolumen 1/4 weniger als noch vor einem Jahr (DDV) sei, auch wenn sich die Situation für Zertifikate entspannt hat: „Ein Jahr nach Lehman sieht die Welt für Zertifikate wieder deutlich normaler aus“ (F.A.Z. v. 14. Juni 2009), „Die Vertriebssituation für Zertifikate ist wieder zumindest zufriedenstellend“ (Der Zertifikateberater).
„Wie kann das Vertrauen zurückgewonnen werden?“ „Die Kundenforderung nach qualitativ hochwertiger Beratung war niemals stärker“. Die aktuelle Marktsituation „erfordert eine deutliche Verbesserung des Beratungsansatzes bei vielen Privatbanken“. Die Produktvergleichbarkeit für Anlegerinnen und Anleger muss erleichtert werden. Die größte Herausforderung und Wettbewerbsfaktor für Banken in den nächsten Jahren ist die Sicherstellung einer ausgezeichneten Beratung. Wie kann das Vertrauen zurückgewonnen werden? McKinsey gibt dazu Antworten: „Die Kundenforderung nach qualitativ hochwertiger Beratung war niemals stärker“. Die aktuelle Marktsituation „erfordert eine deutliche Verbesserung des Beratungsansatzes bei vielen Privatbanken“.
Keferstein skizziert die Transparenzinitiativen des DDV: Umfassende Marktstatistiken zu Open Interest und Umsätzen, einheitliche, dynamische Risikoklassifizierung seit 2005 (KID kompatibel), ausführliche Informationen zur Bonität der Emittenten, regelmäßige Handelsstatistiken, Derivate Kodex: Mindeststandards zu Produktinformationen, Unterstützung von Zertifikateratings und Schulungsinitiativen. Daraus folgert Keferstein: Zertifikate sind bereits eine transparente Anlageklasse.
Die Produktvergleichbarkeit für Anlegerinnen und Anleger muss erleichtert werden, so Keferstein. Die größte Herausforderung und Wettbewerbsfaktor für Banken in den nächsten Jahren ist die Sicherstellung einer ausgezeichneten Beratung. Von zentraler Bedeutung dabei ist das Rating. Der Ratingansatz der EDG basiert auf einer sachgerechten und objektiven Messung der relevanten Kriterien: 1. Risiko, 2. Bonität, 3. Liquidität und 4. Relative Gesamtkosten. Kriterien und Ratingdynamik erfüllen aufsichtsrechtliche Anforderungen z.B. nach KID, berichtet Keferstein.
Ziele seien die Abdeckung der Bedürfnisse der Anleger, höhere Rechtssicherheit für Emittent und Anlageberater durch standardisierte und normierte Vorgehensweise sowie hohe Unabhängigkeit der EDG durch Einbindung in die börsennotierte vwd group. „Emittenten haben bereits die Zukunft eingebaut und setzen auf ein zukunftssicheres Konzept. Die Partner des EDG-Ratings decken einen Anteil von 75 % des gesamten in Zertifikate investierten Volumens in Deutschland ab“, unterstreicht Keferstein.
Keferstein macht klar, warum sich die vwd group für Rating und die Ratingagentur im Konzern engagiert. Die Gruppe sei als Informationsdistributor richtig positioniert, um Daten zu sammeln, den Informationsverarbeitungsprozess der Ratingagentur zu unterstützen und die Ratings zu verbreiten. Damit würde entscheidendes geleistet, um das Vertrauen in Ratings herzustellen. Marktdatensystem, Portale und Printmedien wirken hier zusammen: An rund 50.000 Arbeitsplätzen werden Ratings bereit gestellt, über 17 Millionen User werden über Portale erreicht, aber auch über 2 Millionen Leser von Printmedien.
Erstmals sei nun auch gewährleistet, dass der Anleger aktiv nach dem Rating suchen kann, also die Produktauswahl davon abhängig machen kann. Die assetklassenübergreifende Risikoklassifizierung und Produktratings in einem standardisierten Anlagekonzept für alle Zielgruppen bieten dafür die Grundlage. Dies sei Teil einer Reihe von Initiativen, mit denen die vwd group jetzt in den Markt gehe.
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Rating als GPS im Kapitalverkehr
Von Dr. Oliver Everling | 5.Oktober 2009
Für den Zertifikatemarkt kann kaum eine optimale Größe angegeben werden. Sind 100.000 oder 300.000 Zertifikate genug? Oder gar keine Zertifikate? Dr. Hartmut Knüppel, geschäftsführender Vorstand des Deutscher Derivate Verband e.V. macht auf dem Deutschen Derivate Tag klar, dass dies niemand beantworten könne. Entscheidend sei nicht die Zahl der Produkte, sondern die Orientierung im Markt.
Knüppel deutete einen Vergleich an: Nicht die Vielzahl der Straßen und Wege sind das Problem, um ein Ziel zu erreichen, sondern das effiziente System, mit dem man den richtigen Weg finden kann. Für die Finanzmärkte heißt dieses System: „Rating“. Ratingsysteme sind die GPS-Systeme der Finanzmärkte. „Zertifikaterating als GPS im Netz der Straßen ist deshalb von so großer Bedeutung“, unterstreicht Knüppel.
Der Derivatekodex wäre nur die Hälfte wert, wenn die Einhaltung der Standards nicht auch überwacht würde. Dazu wurde ein Gremium eingerichtet, dem u. a. Prof. Dr. Sigrid Müller und Prof. Lutz Johanning angehören, die zugleich auch Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats des DDVs sind. Knüppel kündigt auch die Aufrüstung bei der Qualität der Berater an. Zum Thema Beraterschulung werde im nächsten Jahr noch mehr zu sagen sein.
Anleger wollen nicht mühsam nach Informationen suchen müssen, sondern in kurzer und prägnanter Form informiert werden. Zeritifkate eignen sich auch für die Langfristanlage und die Altersvorsorge, sagt Knüppel. „Ein Meilenstein beim Anlegerschutz war sicherlich die Checkliste für Zertifikateanleger“, denn sie sei ein gutes Beispiel dafür, dass man zu einer Zusammenarbeit mit allen Marktteilnehmern bereit ist.
Alled Projekte zur Verbesserung der Transparenz und des Anlegerschutztes zeigen, dass die Branche zur Selbstregulierung in der Lage ist, ohne dass es hierzu staatlicher Vorgaben bedürfe. Es gebe inszwischen kaum ein Finanzprodukt, dass so transparent sei, wie Zertifikate. Jede wohlgemeinte staatliche Regulierung könne nicht das leisten, was durch Selbstregulierung möglich sei. Bei Zertifikaten bestehe kein Handlungsbedarf. Knüppel arbeitete heraus, dass die Zertifikatebranche nicht ursächlich für die Krise sei, sondern ihr Opfer. Während Billionen in Kreditderivaten umgesetzt wurden, habe das Volumen von Zertifikaten nur ein Bruchteil davon erreicht.
Mit einer SPD-Regierung wäre die Austrocknung von Ersparnismöglichkeiten mit Zertifikaten absehbar gewesen. „Die Wähler haben – Gott sei Dank – der SPD diesen Hammer aus der Hand genommen“, lobt Knüppel das Wahlergebnis.
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Kündigungsfrist offener Immobilienfonds
Von Dr. Oliver Everling | 3.Oktober 2009
Frau Bärbel Schomberg, Vorsitzende der Geschäftsführung der DEGI Deutsche Gesellschaft für Immobilienfonds mbH (Aberdeen Property Investors) aus Frankfurt am Main, schildert das Management der Finanzkrise aus der Sicht eines Immobilienfonds. Schomberg befasst sich mit der Entwicklung der Fonds bis zur Krise, den Immobilienfonds als Opfern ihres eigenen Erfolgs im Oktober 2008 und die Positionierung nach der Krise.
In verschiedenen Ländern existieren offene Immobilienfonds, in Deutschland schon seit 1959, fast alle anderen Länder der Europäischen Union folgten. Immerhin doch 86 Mrd. € sind in Deutschland in diesen Fonds investiert. Über 50 Jahre hat sich diese Assetklasse in Deutschland bewährt, zeigt Schomberg auf. Für institutionelle Anleger habe der Fonds ebenfalls große Bedeutung, jedoch sei hier das Liquiditätsthema anders zu gewichten.
Von der Inflation habe der offene Immobilienfonds stets auch profitiert. Ein bisschen Inflation habe den Fonds gut getan, zeigt die Statistik. Schomberg präsentiert die offenen Immobilienfonds als Hort der Stabilität. Die Renditen der Immobilienfonds, da sie stärker an den realwirtschaftlichen Verhältnissen hängen, gingen seit der Krise zurück, während sich die Aktienmärkte schon wieder etwas erholten.
Die Marktlage überdehnt die Grenzen der Fristentransformation bei vielen offenen Immobilienfonds: Illiquider Geldmarkt, Immobilien immer noch als wahrgenommener Auslöser (Subprime), und das unverzügliche Reagieren institutioneller Investoren sind hierzu die Schlagworte. Die Bundeskanzlerin habe sich hinter die Bankeinlagen gestellt. Die Investmentfonds gehören nicht dazu. Entsprechend habe sich die Verunsicherung der Anleger bei den Fonds ausgewirkt. 11 offene Immobilienfonds setzen die Rücknahme der Anteilscheine aus. Ca. 40 % der in den Fonds investierten Gelder sind vorübergehend nicht liquide. Die Performance der Fonds bleibe aber nachhaltig stabil.
Schomberg kritisiert die den Entwurf der AIFM-Richtlinie vom April 2009. Alternative investment fund managers (AIFM) umfasst alle Investmentfondsmanager, die nicht oder nicht für alle von ihr aufgelegten Fonds unter die OGAW-Richtlinie fallen (Art. 2 und 3) und gilt für KAGs und externe Portfoliomanager. Schomberg zeigt die Kollisionen mit dem aktuellen InvG auf. Ein besonderes Anliegen ist ihr die Bewertung, da nach AIFM-Richtlinie bei jeder Anteilsausgabe oder –rückgabe eine Bewertung erfolgen solle. Dies würde zu dem nicht praktikablen Ergebnis führen, dass zur Freude der Sachverständigen das gesamte Portfolio praktisch täglich neu bewertet werden müsste. „Es können nicht alle gleichzeitig zur selben Tür hinaus“, verteidigt Schomberg die Regeln, nach denen die Rückgabe von Anteilen eingeschränkt werden. Dafür müsse es Regeln geben.
Schomberg glaubt, dass das Produkt der offenen Immobilienfonds eine Kündigungsfrist vertragen würde. Mit einzelnen Anlegern können längere Kündigungsfristen wirksam vereinbart werden. Für Fonds, die institutionellen und professionellen Anlegern vorbehalten sind, könnten individuelle Regelungen getroffen werden. Schomberg ist sich nach ihren Worten bewusst, dass sie mit ihren Forderungen nicht unbedingt die Freude der großen Vertriebsstrukturen hervorrufen werde.
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