Laut GlobalData kann COVID-19 die Stimmung von Start-ups nicht dämpfen
Von Dr. Oliver Everling | 10.Mai 2021
Die COVID-19-Pandemie hat sich auf die Investitionslandschaft für Risikokapital (VC) in der Region Asien-Pazifik (APAC) ausgewirkt, jedoch nicht die Stimmung von Startups und Organisationen gedämpft, die eine Finanzierung im Frühstadium anstreben (Seed, Serie A und B). Laut dem Daten- und Analyseunternehmen GlobalData machten Finanzierungsrunden im Frühstadium im ersten Quartal (Q1) 2021 einen Anteil von 66,6% an den gesamten VC-Deals aus.
Eine Analyse der „Financial Deals“-Datenbank von GlobalData zeigt, dass im ersten Quartal 2021 insgesamt 1.260 VC-Transaktionen (mit offengelegten Finanzierungsrunden) angekündigt wurden. Das Transaktionsvolumen verringerte sich um 4,5% von 396 im Januar auf 378 im Februar, bevor es sich um 28,6% auf 486 erholte in März. Trotz des schwankenden Trends blieb der Anteil der Finanzierungsrunden im Frühstadium in allen drei Monaten des ersten Quartals mehr als 65%.
Aurojyoti Bose, Lead Analyst bei GlobalData, sagt: „Frühphasenfinanzierung hat die APAC VC-Deals-Landschaft dominiert und der Trend setzte sich auch im ersten Quartal 2021 fort. In dem unsicheren Szenario sind VC-Investoren bei der Platzierung großer Wetten vorsichtig. Nur sieben Finanzierungsrunden im Frühstadium hatten eine Deal-Größe von mindestens 100 Millionen US-Dollar. “
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Zweiter Entwurf des chinesischen Datenschutzgesetzes
Von Dr. Oliver Everling | 7.Mai 2021
Nach dem ersten Entwurf des Gesetzes zum Schutz personenbezogener Daten in der Volksrepublik China (Datenschutzgesetz) im Oktober 2020 geht der zweite Entwurf in die nächste Runde der Konsultation bis zum 28. Mai 2021. Unstrittig wird das Gesetz das erste umfassende und dedizierte Gesetz zum Schutz personenbezogener Daten in China sein. Der zweite Entwurf zeigt zwar keine wesentlichen Änderungen gegenüber dem ersten Entwurf, aber folgende Besonderheiten:
„Standardvertragsklauseln“ für den grenzüberschreitenden Transfer: Wenn Organisationen personenbezogene Daten aus China exportieren, kann die ausführende Stelle mit ihren ausländischen Datenempfängern einen geeigneten Vertrag abschließen, um sicherzustellen, dass die Empfänger personenbezogene Daten gemäß den Standards des chinesischen Datenschutzgesetzes verarbeiten. Ein solcher Vertrag folgt einem Muster der Cyberspace Administration of China (CAC), der eng mit dem Ansatz der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) der Europäischen Union übereinstimmt.
Schutz personenbezogener Daten für Verstorbene: Eine der wichtigen Änderungen im zweiten Entwurf ist die ausdrückliche Bestimmung zur Ausübung der Rechte betroffener Personen für Verstorbene. Der zweite Entwurf sieht vor, dass die Rechte der betroffenen Person (einschließlich des Rechts auf Information, des Rechts auf Zugang, Berichtigung und Löschung, des Rechts auf automatisierte Entscheidungsfindung und des Rechts auf Erklärung und Begründung) Personen zur Verfügung stehen, die zu den „nahen Verwandten“ zählen.
Regulierung von Datenverarbeitern: Nach dem zweiten Entwurf sind die Datenverarbeiter unmittelbar verpflichtet, die Datenschutzverpflichtungen einzuhalten, wie z. B. die Ernennung eines Datenschutzbeauftragten, die Durchführung von Datenschutz-Folgenabschätzungen, die Durchführung von Datenschutzprüfungen sowie die Verpflichtung, Verstöße gegen die Sicherheit personenbezogener Daten unter bestimmten Umständen zu melden. Es gibt also nicht nur vertragliche Verpflichtungen, sondern auch direkt spezifische Verpflichtungen aus dem Datenschutzgesetz.
Besondere Verpflichtungen für „große“ Internetplattformanbieter: Mit dem zweiten Entwurf werden umfassende Anforderungen an Internetplattformanbieter eingeführt, die „große“ Benutzerdatenmengen mit „komplizierten“ Geschäftsabläufen verarbeiten, um zusätzlichen Verpflichtungen zur Einrichtung einer externen und unabhängigen Organisation zur Überwachung von Datenverarbeitungsaktivitäten nachzukommen und regelmäßig Berichte darüber zu veröffentlichen.
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Deutschland bleibt bei A3 im Coface Rating
Von Dr. Oliver Everling | 6.Mai 2021
Der Ausblick für die Pharmaindustrie hat sich aufgehellt, weil die Pharma-Rohstoffknappheit großteils abgenommen hat und weil im aktuellen Lockdown Arztbesuche seltener aufgeschoben werden. Dadurch hat sich die Medikamentennachfrage normalisiert. „Deutschland profitiert zudem vom starken Fokus auf Forschung und Entwicklung. Gerade im Bereich der Behandlung von COVID-19 wird aktuell viel investiert“, erklärte Volkswirtin Christiane von Berg beim 14. Kongress Länderrisiken von Coface, der dieses Jahr erstmals per Livestream aus Mainz übertragen wurde.
Der Papiersektor wird zum einen beflügelt von der hohen Nachfrage nach medizinischen Produkten wie Masken, zum anderen von der Verpackungsindustrie und deren Nachfrage nach Kartonagen, die im E-Commerce genutzt werden. Ein Manko bleibt allerdings die weiterhin sinkende Nachfrage nach hochwertigen Papieren, da immer weniger Druckerzeugnisse wie Magazine oder Zeitungen gelesen werden.
„Die Metall-Branche profitiert vor allem von der Belebung des Maschinenbaus und des globalen Automobilmarktes, bleibt aber auch auf der neuen Risikostufe eines unserer Sorgenkinder“, sagt Christiane von Berg. Gerade die Rohstoffknappheit, beispielsweise von Aluminium, bremst derzeit die Produktion stellenweise aus. Die Risikoeinschätzung von Coface spiegelt die Wahrscheinlichkeit von erhöhten Zahlungsausfällen in einer Branche in den nächsten sechs Monaten wider.
Die Länderrisikoeinschätzung für Deutschland bleibt zum Ende des ersten Quartals 2021 bei A3. „In gewisser Weise ist das ärgerlich. Der Fokus der deutschen Wirtschaft auf das Verarbeitende Gewerbe ist derzeit eine sehr gute Ausgangsposition für eine deutliche Belebung und damit einhergehend auch für eine Aufwärtsrevision der Länderrisikoeinschätzung. Der große Knackpunkt bleibt aber die Impfkampagne. Lange Zeit stagnierte die Zahl der täglichen Impfungen. Hinzu kamen das Hin und Her über den Einsatz des Impfstoffs von AstraZeneca sowie die Lieferengpässe des Unternehmens“, sagt Christiane von Berg. In Kombination mit der Ausbreitung hochansteckender COVID-19-Mutationen und immer weiteren Lockdown-Verlängerungen ist eine Anhebung der Risikoeinschätzung zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich gewesen. Deutschland hält die Note A3 seit dem Ausbruch der globalen Corona-Pandemie. Es ist die bisher schlechteste Note, die Deutschland in den vergangenen 20 Jahren zugewiesen bekam.
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Mit Urban Air Mobility schneller in der Luft
Von Dr. Oliver Everling | 5.Mai 2021
In den 1960er Jahren wurde vielen Investoren klar, dass Fluggesellschaften weltweit einen Boom erleben würden. Am Horizont zeichnete sich der Massentourismus ab, wie er bis zur Corona-Krise zur Selbstverständlichkeit für alle Industrienationen wurde. Staaten rund um den Globus unterstützen den Aufbau eigener Fluggesellschaften – mit der Konsequenz, dass viele, wenn nicht sogar die meisten davon inzwischen scheiterten, und das nicht erst bedingt durch die Pandemie.
Wird Urban Air Mobility (UAM) zu einem Déjà vu? Auch hier gibt es inzwischen hunderte Unternehmen, die ihre Chancen nutzen wollen, einen Traum aus den Science-Fiction-Büchern Realität werden zu lassen.
Urban Air Mobility (UAM) gilt als eine der innovativsten Lösungen für die zunehmende Überlastung der Infrastruktur in urbanen Ballungsgebieten und Megacitys, schreibt das FERI Cognitive Finance Institute aus Bad Hamburg. Noch im Laufe dieses Jahrzehnts würden Flugdrohnen im Transport- und Personenverkehr ernsthaft durchstarten und zahlreiche disruptive Umwälzungen nach sich ziehen.
Zu dieser Einschätzung kommt das FERI Cognitive Finance Institute in der aktuellen Analyse „Urban Air Mobility – Flugdrohnen als Transportmittel der Zukunft“. Die Nutzung des Luftraums als „dritte Dimension” schaffe völlig neue Möglichkeiten urbaner Mobilität. „Das Konzept der Urban Air Mobility verdient definitiv Beachtung. Potentiell entsteht daraus ein Milliardenmarkt, der innovativen Pionierunternehmen enorme Chancen bietet, zugleich aber auch traditionellen Mobilitätsbetreibern neue Geschäftsmodelle ermöglicht“, sagt Dr. Heinz-Werner Rapp, Gründer und Leiter des FERI Cognitive Finance Institute.
Der technologische Fortschritt hat das Helikopterfliegen in den vergangenen Jahren revolutioniert, so beurteilen es die Experten, und eine neue Generation von eVTOL-Vehikeln (electric-powered vertical take off and landing) hervorgebracht. Die neue Drohnen-Technologie setzt auf Elektroantrieb mit Batterien, was nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch kostengünstiger ist als herkömmliche Antriebskonzepte. Weltweit existieren derzeit 153 Forschungs- und Industrieprojekte mit Passagierdrohnen, die meisten davon in Nordamerika und Europa.
„Aktuell befindet sich das Thema UAM in einem sehr dynamischen Prozess, der schnelle Fortschritte erwarten lässt, aber auch noch einige Risiken aufweist“, sagt Dr. Maximilian Alexander Richter, Co-Autor der Analyse und Projektleiter für Neue Mobilität an der Universität St. Gallen. Insgesamt haben demnach lediglich 20 Drohnen-Initiativen einen ersten Testflug absolviert. Die Zahl der Startups, Luft- und Raumfahrtunternehmen und weiterer Organisationen, die eVTOL-Konzepte entwickeln, sei zuletzt jedoch sprunghaft angestiegen.
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Ratingagentur mit gutem Beispiel voran
Von Dr. Oliver Everling | 4.Mai 2021
Der Report zur Task Force für klimabezogene finanzielle Angaben (TCFD) der Moody’s Corporation (NYSE: MCO) gibt für 2020 Einzelheiten über das Engagement des Unternehmens für Klimaschutzmaßnahmen und seine Unterstützung für konsistentere und vergleichbarere Angaben zur Nachhaltigkeit preis.
„Wir sind stolz darauf, unsere ökologischen Nachhaltigkeitsziele übertroffen zu haben und das klimabezogene Risikobewusstsein und die Chancen in Moody’s Geschäftsstrategie, Corporate Governance und Risikomanagement vollständig umgesetzt zu haben“, sagte Mark Kaye, Finanzvorstand der Moody’s Corporation. „Moody’s wird die Nachhaltigkeit in unseren Betrieben und in der globalen Lieferkette weiter vorantreiben und unsere Produkte und Dienstleistungen anpassen, um klimatische Überlegungen zu berücksichtigen und sich dafür einzusetzen.“
Der Bericht folgt der Ankündigung von Moody’s aus dem Jahr 2020, seine Verpflichtungen zur ökologischen Nachhaltigkeit einzuhalten, einschließlich der Ausweitung der Bemühungen um CO2-Neutralität, der Beschaffung von 100% erneuerbarem Strom und der Festlegung wissenschaftlich fundierter Ziele zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen und zur Erreichung des Netto-Nullpunkts bis 2050. Moody’s war eines der ersten Finanzdienstleistungsunternehmen, das die Empfehlungen der TCFD unterstützte und darauf reagierte, und wurde als Fallstudie im TCFD-Statusbericht 2020 aufgeführt.
Der TCFD-Bericht 2020 beschreibt die Fortschritte von Moody’s bei der Erreichung der in seinem Dekarbonisierungsplan 2020 festgelegten Ziele und Verpflichtungen. Moody’s hat demnach sein Ziel im Jahr 2020 erreicht, die historischen CO2-Emissionen aus dem Betrieb, Geschäftsreisen und dem Pendeln von Mitarbeitern seit dem Börsengang des Unternehmens im September 2000 auszugleichen. Darüber hinaus beabsichtigt das Unternehmen, im Einklang mit seiner Verpflichtung bis 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen (United Nations Global Compact (UNGC) Business Ambition for 1.5°C). Moody’s hat seine Verpflichtung zur Beschaffung von 100% erneuerbarem Strom für seine weltweiten Aktivitäten durch Zertifikate für erneuerbare Energien erfolgreich erfüllt, berichtet das Unternehmen.
Im Jahr 2020 übertraf Moody’s sein Ziel einer Reduzierung der Treibhausgasemissionen hauptsächlich durch die Beschaffung von erneuerbarem Strom. Das Unternehmen hat außerdem sein Ziel einer Reduzierung der Treibhausgasemissionen durch Aktivitäten im Zusammenhang mit Kraftstoff und Energie, Geschäftsreisen und Pendeln von Mitarbeitern übertroffen. „Moody’s wird weiterhin daran arbeiten,“ unterstreicht die Ratingagentur, „die angestrebten Reduzierungen bis zum festgelegten Jahr zu erreichen. Darüber hinaus hat Moody’s große Fortschritte bei der Erreichung seines Lieferantenbindungsziels erzielt. 26% der Lieferanten haben sich jetzt für wissenschaftlich fundierte Ziele eingesetzt.“
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FFP2-Masken: Prüfung der Prüfer
Von Dr. Oliver Everling | 4.Mai 2021
Billige Importe halten nicht immer, was sie versprechen. So verhält es sich offenbar auch bei FFP2-Masken, die den Atemschutz insbesondere auch in der Zeit der Pandemie sicherstellen sollen.
Für die Qualität von FFP2-Masken sind sogenannte Baumusterprüfungen maßgeblich. Von der ordnungsgemäßen Prüfung der Baumuster hängt es ab, ob die für FFP2 relevanten Standards eingehalten wurden. Leider hängt die Qualität damit auch von der Verlässlichkeit der Prüfer ab. Daran gibt es nun Zweifel, wie aus verschiedenen Medienberichten hervorgeht.
Der Ort der Baumusterprüfung sollte auf jeder Maske erkennbar sein. So lässt sich auf jeder zertifizierten Maske an der vierstelligen Nummer hinter dem CE-Zeichen ablesen, wo die Maskenproduktion geprüft wurde. Jede Prüf- bzw. Zertifizierungsstelle hat eine Nummer. Jedes Land hat eine zuständige Aufsichtsbehörde. Diese hat schon sprachlich bedingt von Land zu Land einen anderen Namen. In jedem Fall ist die Aufsichtsbehörde des Landes bekannt und von der EU bestätigt.
Fünf Zertifizierungsstellen haben ihren Sitz in Deutschland. Europaweit gibt es 45 solcher Zertifizierungsstellen, die eine EU-Zulassung besitzen und auch als „notified bodies“ bezeichnet werden.
Jetzt berichtet u.a. das Zweite Deutsche Fernsehen von Problemen: „Zweifel an CE-Nummer von FFP2-Masken – Arbeit der Prüfstelle mit Kennung 2163 unter Beobachtung“.
Die Redakteure von WISO berichten von Zeugen. „An der Arbeit einer dieser Zertifizierungsstelle hat ein Informant gegenüber WISO seine Zweifel geäußert: Angeblich lege man dort mehr Wert auf Schnelligkeit als auf Gründlichkeit, so der Informant. Das könnte fatale Folgen haben. Denn unzureichend geprüfte Masken könnten möglicherweise schlechter vor Aerosolen schützen als der FFP2-Standard eigentlich verspricht.“
Der Verdacht des Informanten der WISO-Redaktion richtet sich dabei „gegen die Zertifizierungsstelle mit der Nummer 2163.“ Diese Nummer stehe für „Universal Certificate“ in Istanbul, eine von drei EU zugelassenen Zertifizierungsstellen in der Türkei, warnt das Magazin für Wirtschaft und Verbraucher im ZDF.
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Moody’s weiß Ausfallrisiken von Staaten zu unterscheiden
Von Dr. Oliver Everling | 30.April 2021
Länderratings ordnen das Ausfallrisiko genau ein, indem bessere Ratings eine niedrigere Ausfallhäufigkeit aufweisen als schlechtere Ratings. Inmitten der Pandemie und der anhaltenden Diskussion über Staatskreditfragen und Entschuldungsinitiativen veranlasste die hohe Marktaufmerksamkeit für Länderratings die Ratingagentur Moody’s, die historische Leistung der Staatsratings zu überprüfen, die die Schulden von mehr als 140 Staaten abdecken.
Eine Überprüfung der Performance-Daten zu Länderratings seit 1983 zeigt, dass diese Ratings starke Prädiktoren für den Ausfall von Staaten sind. Moody’s Analysten vergleichen die Ratingleistung anhand von Benchmarks mit der tatsächlichen Entwicklung, um das Ratingsystem zu testen. „Die Daten zeigen,“ berichtet nun Moody’s, „dass Länder mit höherem Rating sowohl kurz- als auch langfristig weniger häufig ausfallen als Länder mit niedrigerem Rating.“
In einem neuen Bericht zeigen die Analysten, dass ihre Länderratings über einen Zeitraum von einem Jahr und fünf Jahren ein effektiv nach Rang geordnetes Ausfallrisiko aufweisen. Keine souveräne Regierung geriet im analysierten Zeitraum von 1983 bis 2020 innerhalb eines Jahres nach einem Investment-Grade-Rating zwischen Aaa und Baa jemals in Zahlungsverzug.
In der Kategorie der spekulativen Ratings steigen die Ausfallraten stark an, wenn die Stufen nach unten auf der Ratingskala betrachtet werden. „Über einen Zeitraum von 12 Monaten war die Ausfallwahrscheinlichkeit von Staatsanleihen mit B-Rating fünfmal höher als die von Staatsanleihen mit Ba-Rating, während Staatsanleihen mit Caa- bis C-Rating fast fünfmal häufiger ausfiel als ein Staatsanleihen mit B-Rating. Ein Staat mit Caa-C-Rating fiel mit 24-facher Wahrscheinlichkeit aus als ein Staat mit Ba-Rating.“
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Problemstelle Taiwan
Von Dr. Oliver Everling | 27.April 2021
Chinesische Drohgebärden in Richtung Taiwan haben sich in den vergangenen Wochen massiv verschärft. Gleichzeitig haben die USA eine hochrangige Delegation nach Taiwan entsandt. Die Volksrepublik China ist in den westlichen Medien, insbesondere in den USA quasi „vogelfrei“. Während eine öffentliche Strichliste über die vom ehemaligen Präsidenten Donald Trump verbreiteten „fake news“ geführt wurde, kann über die Volksrepublik China praktisch geschrieben und gesprochen werden, ohne dass in manchen Fällen „Dichtung und Wahrheit“ unterschieden werden könnte. Das macht die objektive Analyse der Situation schwierig.
Der strategische Konflikt zwischen den Großmächten USA und China hat damit eine gefährliche Dynamik entwickelt, die keinesfalls unterschätzt werden sollte. Zu diesem Schluss kommt das FERI Cognitive Finance Institute in der aktuellen Analyse „Trouble Spot Taiwan – ein gefährlich unterschätztes Problem“. Das geopolitische Big Picture sei auf absehbare Zeit stark von diesem Konflikt geprägt und das Risiko einer militärischen Auseinandersetzung um Taiwan stehe ernsthaft im Raum. „Eine mögliche Invasion Taiwans ist für China nicht nur ein Gedankenspiel, sondern zentrales Element offizieller Politik“, sagt Dr. Heinz-Werner Rapp, Gründer und Leiter des FERI Cognitive Finance Institute. Obwohl Taiwan auf der Weltbühne scheinbar nur eine untergeordnete Rolle spiele, repräsentiere die Insel ein massives Konflikt- und Disruptionspotential – vor allem aufgrund ihrer strategischen Lage im Südchinesischen Meer.
Taiwan besitzt seit Jahrzehnten einen unklaren Status. Zwar reklamiert das Land seine Eigenständigkeit, diese wird jedoch im Wesentlichen nur von der Schutzmacht USA anerkannt und gewährleistet. Die chinesische Führung bezeichnet Taiwan als „abtrünnige Provinz“, fordert eine „Wiedervereinigung“ und droht ganz offen mit Krieg und Invasion für den Fall, dass Taiwan seine Unabhängigkeit erklärt. Die USA haben ihrerseits mehrfach signalisiert, dass sie einer Aggression Chinas nicht tatenlos zusehen werden und im Februar mit der Entsendung eines Flugzeugträgers in die Region reagiert. Dass China gerade jetzt den Druck auf Taiwan erhöht, ist nach Einschätzung des FERI Cognitive Finance Institute kein Zufall. Mit den gezielten Provokationen teste die chinesische Führung gezielt die Standfestigkeit und Handlungsfähigkeit der Schutzmacht USA unter ihrem neuen Präsidenten Joe Biden.
Da Taiwan nicht nur an einer der meistbefahrenen Wasserstraßen der Welt liegt, sondern mit TSMC auch einen der weltweit wichtigsten Produzenten hochwertiger Computerchips repräsentiert, hätte eine Eskalation schockartige Folgen für Weltwirtschaft und Kapitalmärkte. Schon heute leide die Weltwirtschaft unter akuter Knappheit von Computerchips, was durch negative Entwicklungen in Taiwan massiv verschärft würde. „Der aktuelle Taiwan-Konflikt belastet das geopolitische Klima und bedroht zugleich die weitere Entwicklung der Weltwirtschaft. Damit ist klar, dass eine weitere Eskalation um Taiwan nicht als weit entferntes ,non-event‘ abgetan werden kann“, betont Dr. Heinz-Werner Rapp. Investoren sollten deshalb den „Trouble Spot Taiwan“ in nächster Zeit sehr genau im Blick behalten und die davon ausgehenden Risiken keinesfalls unterschätzen.
Die Analyse „Trouble Spot Taiwan – ein gefährlich unterschätztes Problem“ ist beim FERI Cognitive Finance Institute in der Reihe „Cognitive Comments“ erschienen. Sie steht zum Download unter https://www.feri-institut.de/media-center/publikationen/ zur Verfügung.
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Auferstehung einer gebeutelten Branche
Von Dr. Oliver Everling | 26.April 2021
„Deutschland ist die Heimat vieler einzigartigen Hotels. Damit diese wieder erfolgreich werden, braucht der Hotelmarkt mehr denn je Zuversicht und Vertrauen. Dies ist der Humus, aus dem diese gebeutelte Branche bald auferstehen wird“, sagt Antonio Guida, Geschäftsführender Gesellschafter der TEAM Hotel Consult GmbH. Erste Entwicklungen in diese Richtung scheinen seine Prognose zu bestätigen.
So engagiert sich nach sechs Monaten Investitionspause im Zuge der Corona-Pandemie Union Investment wieder auf dem deutschen Hotelmarkt. Der Hamburger Immobilien-Investmentmanager hat sich im Rahmen eines Forward Fundings einen projektierten Hotelturm im Stuttgarter Europaviertel gesichert. Der Kaufpreis liegt bei rund 137 Millionen Euro. Der Erwerb erfolgt für den Bestand des Offenen Immobilien-Publikumsfonds UniImmo: Deutschland. Die Fertigstellung ist für Dezember 2021 geplant.
„Die Hotelinvestmentmärkte laufen langsam wieder an, darum ist für uns jetzt genau der richtige Zeitpunkt für den Wiedereinstieg, mit dem wir uns eine starke Position sichern wollen“, sagt Andreas Löcher, Leiter Investment Management Hospitality. „Wir planen unser hochwertiges Hotel-Portfolio mit aktuell rund 80 Häusern gezielt auszubauen und fokussieren uns dabei vor allem auf Core-Produkte mit resilienten Konzepten und Betreibern. Sowohl das Premium-Budget-Segment als auch Apartment Hotels halten wir in diesem Zusammenhang für sehr interessant.“
Verkäufer und Entwickler des „Turms am Mailänder Platz“ ist die Strabag Real Estate GmbH (SRE). Das Unternehmen hat in den vergangenen Jahren neun Hotels in deutschen Großstädten entwickelt, aktuell ist beispielsweise ein Adina Apartment Hotel in Köln im Bau und ein Premier Inn Hotel in Hamburg wurde kürzlich fertiggestellt. „Mit Union Investment konnten wir einen starken und verlässlichen Investor für unser Projekt begeistern, der die langfristige Stabilität des Core-Objekts in Top-Lage höher gewichtet als das vorübergehend schwierige Marktumfeld“, sagt SRE-Bereichsleiter Stuttgart Axel Möhrle und freut sich auf Fortsetzung der vertrauensvollen Zusammenarbeit bis zur voraussichtlichen Fertigstellung des Hotelensembles Ende des Jahres.
Der Immobiliendienstleister CBRE war vermittelnd für SRE tätig. „Es handelt sich um ein herausragendes Hochhausprojekt, das seinesgleichen in Deutschland sucht. Wir freuen uns, dass wir SRE beim Verkauf des Doppelhotels in dieser exzellenten Lage begleiten durften. Es wird neue Maßstäbe in Bezug auf Qualität und Konzept für Stuttgart setzen“, so Olivia Kaussen, Head of Hotels bei CBRE.
Mit 21 oberirdischen Geschossen und einer Höhe von rund 60 Metern wird der „Turm am Mailänder Platz“ eines der einprägsamen Gebäude der Stadt. Die Projektentwicklung befindet sich im Stuttgarter Europaviertel, einer der bedeutendsten innerstädtischen Quartiers Deutschlands, fußläufig zum Hauptbahnhof, in Kürze mit direkter U-Bahn-Verbindung zum Flughafen und zur Messe, die jeweils in nur 30 Minuten erreichbar sein sollen.
Die Flächen sind bereits an die beiden Betreiber Adina Hotels und Premier Inn vermietet. Adina Hotels gilt als führendes Apartment-Hotel-Konzept im europäischen Hotelmarkt. Während der Pandemie waren alle Hotels von Adina ausnahmslos geöffnet und konnten zum Teil sogar solide Auslastungen erzielen. Premier Inn gehört zu Whitbread PLC, Großbritanniens führendem Gastgewerbeunternehmen und ist Marktführer im Bereich der Premium-Budget-Hotellerie. Die Eröffnung der Hotels erfolgt voraussichtlich Anfang 2022.
Das Premier Inn wird nach Fertigstellung den Sockel des Gebäudes (1. bis 6.OG) belegen, die Flächen des Adina Apartment Hotels werden im Turm (7. bis 21.OG) liegen. Im Erdgeschoss sowie im ersten Obergeschoss sind Bistro- und Einzelhandelsflächen geplant. Im siebten Stock entsteht zudem eine 180 m² große Außenterrasse. Insgesamt stehen künftig 76 PKW-Stellplätze zur Verfügung. Es ist eine DGNB-Zertifizierung in Gold angestrebt.
„Wir alle dürfen der Hotellerie und die Gastronomie – als bedeutenden Wirtschaftssektor mit funktionierenden Hygienekonzepten – absolut vertrauen“, meint Antonio Guida und fügt hinzu: „Aktuell und ganz im Stillem, äußert sich dieses Vertrauen insbesondere in Partnerschaften zwischen Eigentümer und Hotelbetreiber. Die Union Investment beweist mit dieser Entscheidung, dass sie vorbildlich und mutig voran geht“.
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Zitterpartie geht langsam zu Ende
Von Dr. Oliver Everling | 26.April 2021
„Die Ratingagentur S&P nimmt Grenke von der Beobachtungsliste für eine mögliche Herabstufung. Bei Börsianern sorgte das für Jubel: Die Aktie legt sieben Prozent zu“, das schrieb das Handelsblatt am 11. Dezember 2020, nachdem die Ratingagentur S&P die gegen Grenke erhobenen Vorwürfe für unbegründet erklärt hatte. Was vor vier Monaten noch als mutige Prognose der Analysten von S&P galt, scheint sich nun zu bestätigen.
Die Grenke AG gibt nun nämlich bekannt, dass die Prüfungsgesellschaft KPMG das Testat des Konzernabschlusses 2020 für den 17. Mai 2021 vorsieht. Dies habe KPMG in einem Brief an den Aufsichtsrat mitgeteilt. In dem Brief bestätige KPMG, dass die Vorlage von Prüfungsnachweisen und die Erteilung von erforderlichen Informationen im Wesentlichen erfolgt sei und derzeit von KPMG geprüft werde.
„Nach der Billigung des Konzernabschlusses durch den Aufsichtsrat wird die Gesellschaft den Geschäftsbericht 2020 am 21. Mai 2021 veröffentlichen. Damit konkretisiert Grenke die am 7. April 2021 formulierte Erwartung,“ schreibt der Vorstand, „das Testat des Konzernabschlusses in den kommenden Wochen zu erhalten. Wie in der Mitteilung vom 7. April 2021 ebenfalls in Aussicht gestellt, wird Grenke am 30. April 2021 vorläufige Zahlen zum Geschäftsjahr 2020 veröffentlichen und im Rahmen einer virtuellen Pressekonferenz sowie einer virtuellen Analystenkonferenz erläutern.“
Grenke hat kein veröffentlichtes Credit Rating von der Berliner Ratingagentur, die u.a. in den Skandal um die Greensill Bank in Bremen verwickelt ist. Während gegen Scope Ratings schon allein aufgrund personeller Verflechtungen und undurchsichtiger Interessenkonflikte aus dem Aktionärskreis untersucht wird, ob es sich bei den Ratings für die in den Jahren 2019 und 2020 spektakulär gewachsene Bank in Bremen um geschönte Urteile gehandelt haben könnte, stand dieser Vorwurf bei Grenke nicht im Raum. Bei Grenke wurde „nur“ das möglicherweise geschönte Bilanzbild diskutiert, das natürlich auch eine irreführende Grundlage für das Rating zur Folge gehabt hätte.
Auch wenn Grenke am 20. April 2021 das letzte Review-Verfahren von S&P ohne Herabstufungen vom BBB+ (in in- und ausländischer Währung) überstanden hat, bleibt zu bedenken, dass der S&P’s Ausblick für Grenke nach wie vor „negativ“ ist. Das Vertrauen der Finanzmärkte ist schneller zerstört, als wiederaufgebaut. Daher wäre es nicht erstaunlich, wenn die Stabilisierung des Ratings noch auf sich warten ließe.
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