S&P’s lässt auf höhere Ratinggebühren hoffen

Von Dr. Oliver Everling | 8.Dezember 2020

Gute Nachrichten für Aktionäre der S&P Global: Die Gebühren für Ratings dürften im Jahr 2021 weiter steigen. Ewout Steenbergen,  Executive Vice President and CFO, S&P Global, lässt anlässlich der Goldman Sachs U.S. Financial Services Conference auf künftig höhere Gebühren für Ratingdienste von S&P Global hoffen.

Die kontinuierliche Erhöhung der Ratinggebühren liege im langfristigen Trend, macht Ewout Steenbergen klar. So seien auch schon in der Vergangenheit die Ratinggebühren im Einklang mit den Marktbedingungen sukzessive erhöht worden.

Ewout Steenbergen präsentiert das Unternehmen S&P Global auf der Goldman Sachs U.S. Financial Services Conference als verlässlichen Partner der Wirtschaft und als kalkulierbares Ziel für Investments seiner Aktionäre. Seinen Ausführungen folgend dürften auf dem Expansionspfad von S&P Global keine Überraschungen hinsichtlich der Preispolitik zu erwarten sein.

Einzelheiten gibt Ewout Steenbergen noch nicht preis: Die Gebührenstaffel für Ratings im Jahr 2021 sei noch nicht veröffentlicht. Daher bleibt Ewout Steenbergen konsequent bei Aussagen zu den Grundprinzipien einer verlässlichen Gebührenpolitik, die auf eine Teilnahme von S&P Global an den massiven Vorteilen gerichtet ist, die Emittenten durch ein Rating an den Geld-, Kredit- und Kapitalmärkten zu erzielen wissen.  So rechnet Ewout Steenbergen vor, dass eine Erhöhung der sich im Bereich von Basispunkten bewegenden Gebühren durch die immer größeren Vorteile, die ein Unternehmen durch ein Rating von S&P Global erlangt, mehr als ausgeglichen werden.

Steigende Emissionsvolumina relativieren die Ratinggebühren und lassen diese immer niedriger erscheinen. Die Kosten der Analyse eines Unternehmens, der Aufwand aus Datenbanken und von Analysten ist weitgehend fix, auch wenn wesentlich höhere Emissionsvolumina an den Finanzmärkten platziert werden können.

Für die Gebührenerhöhungen von S&P Global kann mit einer hohen Akzeptanz bei den gerateten Unternehmen gerechnet werden, da nur wenige Unternehmen wie S&P Global Ratingdienste weltweit anzubieten vermögen. Neben S&P’s Rating sind die von Moody’s, Fitch Ratings und Morningstar zu nennen. Abgesehen von regionalen Unterschieden zeigt sich S&P Global weltweit als ein Marktführer, auch in Europa erzielt S&P Global im Vergleich zu den anderen Agenturen die höchsten Umsätze.

Die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde ESMA gab den Marktanteil von S&P Global Ratings für 2019 in Europa mit 42,09 % an, das ist mehr als das 85fache des Umsatzes der Berliner Ratingagentur Scope mit 0,49 % oder das 76fache des Umsatzes der größten, in Deutschland ansässigen Ratingagentur, Creditreform Rating, mit 0,55 % Marktanteil.

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Social Credit Rating im Spannungsfeld zwischen möglichst umfassender Informationsgrundlage für Entscheidungen und dem Schutz der Privatsphäre

Von Dr. Oliver Everling | 8.Dezember 2020

„Die Idee des Social Credit Rating, sei es nun als staatliches Instrument, oder erst recht im Umgang Privater untereinander kollidiert an vielen Stellen mit elementaren Grundregeln unseres Rechtssystems“, schreibt Rechtsanwalt Steffen Salvenmoser im Buch „Social Credit Rating“, das im Springer-Verlag erscheint.

Es liege auch auf der Hand, dass eine derartige Anhäufung von Information und Macht einer besonders intensiven Kontrolle unterworfen sein muss. „Selbst in einem Rechtsstaat mit funktionierender Gewaltenteilung, umfassender Transparenz behördlicher Entscheidungen und einer funktionierenden Kontrolle durch unabhängige Medien müsste man besorgt sein, ob ein Missbrauch dieser Macht rechtzeitig – wenn überhaupt – bemerkt und die notwendigen Konsequenzen daraus gezogen würden.
So faszinierend der Grundgedanke also ist, auf der Basis vollständiger und damit besserer Informationen zu besseren Entscheidungen zu kommen, so beängstigend ist dann am Ende die Furcht vor einem umfassenden Überwachungsstaat, in dem bürgerliche Freiheitsrechte nicht mehr garantiert wären.“

Steffen Salvenmoser ist als Rechtsanwalt mit dem Schwerpunkt Criminal Compliance und interne Untersuchungen in eigener Praxis tätig. Zuvor war er mehr als 20 Jahre Partner bei einer Big 4 Wirtschaftsprüfungsgesellschaft im Bereich Forensic Services. Herr Salvenmoser war darüber hinaus als Richter und als Staatsanwalt an einer Staatsanwaltschaft für Wirtschaftsstrafsachen tätig. Von 2011 bis 2019 hatte er einen Lehrauftrag an der Universität Osnabrück im Postgraduiertenstudiengang Wirtschaftsstrafrecht. Seit dem Wintersemester 2019 ist er Lehrbeauftragter an der Hochschule Fresenius in Wiesbaden im Masterstudiengang Wirtschaftsforensik.

Sein Artikel im Buch „Social Credit Rating“ betrachtet die Frage, ob und unter welchem Umständen das Modell des Social Credit Rating in einem europäischen, insbesondere deutschen Rechtssystem umsetzbar wäre und kommt zu dem Ergebnis, dass bei allem verständlichen Interesse an einer umfassenden Sachverhaltsgrundlage für eine Entscheidung die Idee gegen fundamentale Prinzipien unseres Rechtssystems, wie dem Recht auf informationelle Selbstbestimmung und dem Rechtsstaatsprinzip diamentral entgegen läuft.

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2020 war noch nicht das Jahr der Herausforderungen

Von Dr. Oliver Everling | 8.Dezember 2020

Christopher Smart, Chefstratege und Leiter des Barings Investment Institute, befasst sich in seinen aktuellen Leitgedanken mit der wirtschaftlichen Entwicklung im Jahr 2021 und den wachsenden Herausforderungen für die Solvenz von Unternehmen, die Investoren genau beobachten müssen.

Umfassende politische Maßnahmen haben dafür gesorgt, dass die meisten Unternehmen mit Zugang zu den Kreditmärkten von Liquidität überschwemmt werden und sich selbst angesichts der unsicheren Nachfrage keine Sorgen um eine Überschuldung machen müssen. „Tatsächlich haben europäische und US-amerikanische Firmen Liquiditätspuffer angehäuft,“ so Christopher Smart, „die unserer Analyse zufolge leicht einen Schock abdecken könnten, der um ein Vielfaches größer ist als die globale Finanzkrise von 2008.“

Die viel schwierigere Frage sei, was unter dem weitaus wahrscheinlicheren Szenario passieren wird, wenn die Unternehmen im nächsten Jahr zur Normalität zurückkehren und die systemische Hilfe nachzulassen beginnt. Optimistisch stimme war die langfristigere Finanzierung, die sich die Unternehmen gesichert hätten. Eine neue Studie der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich mahne indes zur Vorsicht, nachdem sie die historische Beziehung zwischen Wirtschaftswachstum und erwarteter Ausfallhäufigkeit untersucht hat. „Die Ökonomen warnen davor, dass ein langsameres Wachstum die Konkurse im nächsten Jahr um 20% höher treiben könnte.“

Die guten Nachrichten über den Impfstoff und die Rückkehr zur Normalität könnte den CEOs neues Kopfzerbrechen bereiten und mit weitaus komplexeren Herausforderungen einhergehen. „Ging es in diesem Jahr darum,“ argumentiert Christopher Smart, „Liquidität anzuzapfen und IT-Plattformen zu stärken, damit die Mitarbeiter von zu Hause aus arbeiten können, so wird das nächste Jahr teurere Liquidität, weniger berechenbare Verbraucher und erneute Handelsstreitigkeiten bringen.“

Nicht nur Transport und Einzelhandel geht es an, wenn Unternehmen flexibel sein müssen, um den sich zunehmenden Präferenzen für mehr Online-Shopping oder weniger Geschäftsreisen zu begegnen. „Zudem wird es im nächsten Jahr eine Neuauflage der Handelsspannungen geben,“ sieht Christopher Smart voraus, „die durch die Pandemie (und die Wahlen in den USA) nur auf Eis gelegt waren. Der designierte US-Präsident Joe Biden hat bereits signalisiert, dass er nicht bereit ist, die Zölle für China sofort abzuschaffen, und plant, zunächst die Verbündeten zu konsultieren.“

„Es mag weit hergeholt sein, wenn man sagt, dass die CEOs gern auf das Jahr 2020 zurückblicken werden,“ scherzt Christopher Smart, „aber ihre künftigen Entscheidungen werden sich sehr viel komplizierter gestalten, da die Investoren ihre Aufmerksamkeit schon bald von der kurzfristigen Liquidität auf Solvenz und nachhaltige Gewinne verlagern werden.“

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Moody’s Speerspitze gegen den Klimawandel

Von Dr. Oliver Everling | 8.Dezember 2020

Die Moody’s Corporation (NYSE: MCO) wurde vom globalen gemeinnützigen Umwelt-CDP für ihre Führungsrolle bei der Nachhaltigkeit von Unternehmen anerkannt und hat sich einen Platz auf der prestigeträchtigen „A-Liste“ zur Bekämpfung des Klimawandels gesichert. Moody’s ist eines von wenigen leistungsstarken Unternehmen, das aus über 5.800 Unternehmen weltweit für seine Ambitionen, Maßnahmen und Transparenz im Bereich der Unternehmensumwelt ausgezeichnet wurde.

„Moody’s ist stolz darauf, CDPs A-Score für den Klimawandel zu erhalten, der unser starkes Engagement für Nachhaltigkeit anerkennt“, sagte Robert Fauber, Chief Operating Officer und designierter Nachfolger von Ray McDaniel bei der Moody’s Corporation. „Wir haben entscheidende Schritte unternommen, um unsere Bemühungen um ökologische Nachhaltigkeit zu verbessern, und freuen uns, für unsere Maßnahmen zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen, zur Minderung von Klimarisiken und zur Entwicklung einer kohlenstoffarmen Wirtschaft anerkannt zu werden.“

Im Jahr 2020 hat Moody’s neue Verpflichtungen zur ökologischen Nachhaltigkeit festgelegt, darunter die Festlegung wissenschaftlich fundierter Ziele zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen auf dem Weg zum Nullpunkt bis 2050, die Beschaffung von 100% erneuerbarem Strom und die Ausweitung der Bemühungen um CO2-Neutralität. Moody’s war eines der ersten Finanzdienstleistungsunternehmen, das die Empfehlungen der Task Force für klimabezogene finanzielle Angaben (TCFD) unterstützte und darauf reagierte, und Moody’s wurde als Fallstudie in den TCFD-Statusbericht 2020 aufgenommen.

Zusätzlich zu seiner Leistung auf Unternehmensebene lässt Moody’s erkennen, systemische Klimaschutzmaßnahmen an den Kapitalmärkten voranzutreiben. Durch die Akquisition von Four Twenty Seven und V.E Vigeo Eiris integriert Moody’s weiterhin Überlegungen zum Klimarisiko in Ratings, bewährte Produkte und Dienstleistungen sowie neue Angebote.

„Das Rennen ist im Gange, um die Klimakrise zu bewältigen, und eine Avantgarde von Unternehmen ist führend“, sagte Ateli Iyalla, Geschäftsführer von CDP North America. „Wir gratulieren der Moody’s Corporation zu ihrer bemerkenswerten Leistung und beweisen, dass ein Unternehmen, das sich für Klimaschutzmaßnahmen einsetzt, sein Umweltbewusstsein verbessern und seine Geschäftsstrategie schnell umsetzen kann, um seinen Beitrag zur Begrenzung der gefährlichen globalen Erwärmung zu leisten. Moody’s setzt sich für weitreichende Initiativen wie die Festlegung eines ehrgeizigen wissenschaftlich fundierten Emissionsreduktionsziels ein und signalisiert allen Unternehmen, dass ehrgeizige Klimaschutzmaßnahmen wirtschaftlich sinnvoll sind. “

Der jährliche Offenlegungs- und Bewertungsprozess von CDP für die Umwelt ist weithin als ein Standard für die Umwelttransparenz von Unternehmen anerkannt. Im Jahr 2020 forderten über 515 Investoren mit einem Vermögen von über 106 Billionen US-Dollar und über 150 Großabnehmer mit Beschaffungsausgaben von 4 Billionen US-Dollar Unternehmen auf, Daten über Umweltauswirkungen, Risiken und Chancen über die CDP-Plattform offenzulegen.

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Moody’s integriert Produktsuite von ZMFS

Von Dr. Oliver Everling | 7.Dezember 2020

Moody’s Corporation (NYSE: MCO) gab am 7. Dezember 2020 bekannt, dass es ZM Financial Systems (ZMFS), einen führenden Anbieter von Risiko- und Finanzmanagementsoftware für den US-Bankensektor, übernommen hat. Die Transaktion stärkt Moody’s Position als führendes Unternehmen bei der integrierten Risikobewertung durch die Erweiterung des Angebots an Unternehmensrisikolösungen von Moody’s Analytics, mit denen Finanzinstitute fundierte Entscheidungen treffen können.

Die Produktsuite von ZMFS bietet wichtige Systeme und Dienstleistungen, mit denen Banken und andere Finanzinstitute Risiken modellieren und steuern sowie grundlegende Geschäftsentscheidungen in Bezug auf Asset- und Liability-Management (ALM), Portfoliomanagement, Liquidität, Solvabilität und Budgetierung treffen. „Mithilfe einer umfassenden Cashflow-Engine können Bankfachleute ihre Bilanzen prognostizieren und Stresstests durchführen,“ verspricht das Unternehmen, „indem sie Datenmuster analysieren, Positionen modellieren, Wertpapiere handeln sowie Kredite kaufen und verkaufen.“

„Die fortschrittlichen Analysetools von ZM Financial sind eine vertrauenswürdige Quelle für Risikomanagementsoftware, die von US-Banken, Kreditgenossenschaften und Broker-Dealern verwendet wird“, sagte Stephen Tulenko, Präsident von Moody’s Analytics. „Die Hinzufügung der führenden ALM-Funktionen von ZM Financial stärkt Moodys weltweite Führungsposition bei der Risikobewertung und hilft uns, Finanzinstitute jeder Größe zu unterstützen.“

Die Hinzufügung von ZMFS fördert die Entwicklung der Moody’s Analytics-Angebote für den US-Bankensektor. Die Produkte von ZMFS ergänzen die Tools von Moody’s Analytics für Kreditvergabe und Kreditbewertung, Buchhaltung, Portfoliomanagement und Prognose, einschließlich CreditLens™, ImpairmentStudio® und Capital Risk Analyzer, um eine robuste Suite von US-Banklösungen zu bilden.

„Der Beitritt zu Moody’s und die Integration ihrer bekannten Wirtschafts- und Verhaltensmodelle werden unser Angebot für Finanzinstitute erheblich verbessern“, sagte Butch Miner, Mitbegründer von ZMFS. „Gemeinsam werden wir unsere Analyselösungen weiterentwickeln und Prozesse optimieren, um Kunden dabei zu unterstützen, ihre Ziele für kontinuierliches Wachstum und Risikomanagement zu erreichen“, fügte Dai Zhao, Mitbegründer von ZMFS, hinzu.

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Deutsche Sicherheit mit cloudbasiert-audiovisueller Informationsplattform

Von Dr. Oliver Everling | 7.Dezember 2020

Die artec technologies AG hat im Rahmen eines Ausschreibungsverfahren einer deutschen Sicherheitsbehörde den Zuschlag zur Lieferung einer cloudbasierten-audiovisuellen Plattform (BOS Manager) zur Kriminalitätsprävention und Gefahrenabwehr erhalten.

Die börsennotierte artec technologies AG ((ISIN DE0005209589, WKN 520958) aus Diepholz (Deutschland) entwickelt und produziert innovative Software- und Systemlösungen für die Übertragung, Aufzeichnung und Auswertung von Video-, Audio- und Metadaten in Netzwerken und Internet. artec bietet seinen Kunden, so auch deutschen Behörden, einen Komplettservice (Projektierung, Inbetriebnahme, Service & Support) sowohl für die Standardprodukte als auch die Sonderentwicklungen und Cloud-Dienste an. Kunden sind nationale und internationale Broadcastunternehmen, Medienhäuser, Sicherheitsbehörden und Industrieunternehmen.

Der neue Auftrag umfasst die Lieferung der Software, sowie Service- und Updateleistungen für die nächsten 4 Jahre. Das Auftragsvolumen liegt im mittleren sechsstelligen Euro Bereich. Der Software-Anteil wird noch im laufenden Jahr umsatz- und ergebniswirksam, kündigt der Vorstand an. In den beiden kommenden Jahren erwartet artec mehrere Anschlussaufträge der Sicherheitsbehörde in vergleichbarer Größenordnung.

artec hat den MULTIEYE BOS Manager speziell für Lagezentren und Leitstellen von Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) entwickelt. Auf der intelligenten Plattform werden Einsätze vorbereitet, gesteuert und anschließend ausgewertet. Der BOS Manager erleichtert die Ermittlungs-/ Verwaltungstätigkeit von Behörden deutlich, verspricht das Unternehmen.

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Von der Corona-App zur Machtverschiebung

Von Dr. Oliver Everling | 7.Dezember 2020

Das chinesische Sozialkreditsystem (SCS), bekannt als das erste nationale digital implementierte Kreditratingsystem, besteht aus zwei parallelen Armen, schreiben Mo Chen and Jens Grossklags von der Technischen Universität München (TUM) in einem beachtenswerten Beitrag (sciendo, Proceedings on Privacy Enhancing Technologies ; 2020 4:89–110): einem von der Regierung geführten und einem kommerziellen.

Der von der Regierung geführte Arm des SCS, insbesondere die Bemühungen, Einzelpersonen und Organisationen auf eine schwarze Liste zu setzen, hat weltweit erhebliche Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Im Gegensatz dazu stand der kommerzielle Teil – mit Ausnahme von Diskussionen über Zhima Credit – seltener im öffentlichen Rampenlicht.

Der kommerzielle Zweig des SCS, auch als Consumer Credit Reporting System (CCRS) bezeichnet, befindet sich seit etwa zwei Jahrzehnten in der Entwicklung und hat 2015 einen großen Schritt nach vorne gemacht, als 8 Unternehmen die Erlaubnis zur Implementierung von Pilotprogrammen zur Berichterstattung über Verbraucherkredite erhalten haben. Diese Entwicklung hat die Reichweite und Wirkung des SCS aufgrund der beträchtlichen Kundenbasis dieser Unternehmen und des Zugangs zu riesigen Mengen an verbraucherbezogenen Informationen grundlegend erhöht, berichten Mo Chen and Jens Grossklags.

In ihrem Artikel werden zunächst die chinesischen CCRS abgebildet, um die Akteure im Ökosystem der Kreditberichterstattung zu verstehen. Anschließend untersuchen sie 13 Unternehmen, die Verbraucherkredite melden, um zu untersuchen, wie sie personenbezogene Daten sammeln und verwenden. Basierend auf den Ergebnissen diskutieren Mo Chen and Jens Grossklags die Beziehung zwischen dem CCRS und dem SCS, einschließlich der Änderungen in den Machtverhältnissen zwischen der Regierung, Unternehmen, die Verbraucherkredite melden, und chinesischen Bürgern.

Somit legen Mo Chen and Jens Grossklags eine der ersten Studien vor, die die Entwicklung des CCRS und den Schutz der Privatsphäre im Bereich der Kreditberichterstattung im Kontext des chinesischen SCS aus empirischer Sicht untersuchen. 13 Unternehmen, die Verbraucherkredite melden, werden aus verschiedenen Perspektiven untersucht und datenschutzbezogenen verbraucherorientierten Dokumente detailliert analysiert.

Es zeichnet sich eine Machtverschiebung ab – im Zeitalter von Big Data heißt es ohnehin schon: „Daten sind Macht“. Big Data führt nicht nur zu einer Machtverschiebung zwischen Einzelpersonen und Datenverarbeitern. Die Analyse legt nahe, dass kommerzielle Unternehmen eine große Menge detaillierter persönlicher Informationen für ihre eigenen Kreditauskunftsdienste sammeln und die Regierung auch bei der Erfassung, Verwaltung und Analyse von Big Data unterstützen.

Da das chinesische CCRS im Rahmen des SCS geplant und implementiert wird, festigt dieses Toplayer-Design die Allianz zwischen Unternehmen und Regierung. Der „Zusammenhang zwischen Unternehmen und Staat“ führt zu einer „souveränen Macht“, die die Macht zwischen Einzelpersonen, Unternehmen und der Regierung verschiebet.

Die Art und Weise, wie Verbraucherkreditauskunfteien und die chinesische Regierung im Rahmen der jüngsten Corona-Virus-Krise im Rahmen des SCS zusammenarbeiten, sehen Mo Chen and Jens Grossklags als einen weiteren Beweis für eine starke Allianz zwischen Großunternehmen und der Regierung und die damit verbundene Machtverschiebung.

In der Krise des Koronavirus wird einerseits eine Person, die in der Vergangenheit von der von der Regierung geführten SCS in einigen Städten wie Shanghai eine schwarze Geschichte versteckt, in die schwarze Liste aufgenommen, die von der von der Regierung geführten SCS herausgegeben wurde. Auf der anderen Seite haben Handelsunternehmen Einwohnern in mehr als 100 Städten in ganz China farbige QR-Codes zugewiesen, um den Gesundheitszustand der Menschen zu bewerten und festzustellen, ob sie unter Quarantäne gestellt werden müssen: Grüne Codes bedeuten Freizügigkeit, gelbe und rote Codes bedeuten Quarantäne zu Hause und werden überwacht Quarantäne.

Sowohl Ant Financial als auch Tencent, die Mutterunternehmen von Zhima Credit und Tencent Credit, waren unter Anleitung des E-Government-Büros des Generalbüros des Staatsrates an der Entwicklung des Gesundheitscodesystems beteiligt. Als die schlimmste Epidemie vorüber war, suchten viele Städte nach neuen Verwendungsmöglichkeiten des Gesundheitscodes, was darauf hinweist, dass solche Apps den Ausbruch überdauern könnten.

So ist auch in Deutschland nicht auszuschließen, dass die Funktionen der von der Bundesregierung Deutschlands mittels Robert Koch-Institut bereitgestellten Corona-App die aktuelle Phase der Pandemieentwicklung überdauern könnten.

Da China einerseits wie kaum ein anderes Land die Pandemie schneller u.a. mit Hilfe des SCS unter Kontrolle brachte, andererseits in der Volksrepublik China das Virus früher als in anderen Staaten entdeckt und publik gemacht wurde, sind die Beispiele aus China besonders interessant. SO untersucht Hangzhou die Verwendung des Gesundheitscodes, um Bürger mit einem „persönlichen Gesundheitsindex“ zu bewerten oder zu beurteilen, der auf ihren Gesundheitsakten, Lebensstilen usw. basiert.

Wie das Beispiel des Gesundheitscodesystems zeigt, ermöglicht der „Unternehmens-State-Nexus“, formuliert im SCS, nicht nur den Datenfluss vom privaten Sektor zur Regierung, sondern fördert auch die direkte Beteiligung von Unternehmen an der sozialen Kontrolle. Die Einbeziehung des Privatsektors in den Aufbau und die Umsetzung des SCS erschwert den Prozess der staatlichen Überwachung in China, da der Handelssektor zum ersten Mal in erheblichem Maße in das Überwachungssystem einbezogen wurde.

Es verlagert auch die Macht weiter von Einzelpersonen weg und treibt die Überwachungswirtschaft dazu, sich von „Durchsetzung“ zu „Versuchung und Verführung“ zu entwickeln, indem es „freiwillige“ Kreditdienste anbietet, die stark mit dem von der Regierung geführten SCS verstrickt sind, glauben die Autoren Mo Chen and Jens Grossklags zu sehen.

Im nächsten Schritt empfehlen sie daher den Aufbau eines automatisierten Systems zur Verbesserung des Datenschutzbewusstseins wie Polisis für chinesische Websites. Datenschutzrichtlinien sind in der Regel langatmig, schwer zu verstehen und im Laufe der Zeit weiterzuentwickeln. Dies hält Benutzer davon ab, machen Mo Chen and Jens Grossklags klar, die Datenerfassungs- und Datenaustauschpraktiken von Unternehmen zu lesen und zu verstehen.

Die Entwicklung einer solchen Plattform mit einem datenschutzorientierten Sprachmodell als Kern für die chinesischen Websites würde nach Ansicht von Mo Chen and Jens Grossklags dazu beitragen, diese Hindernisse zu beseitigen.

Es ist nicht die Zeit für vorschnelle Urteile und Maßnahmen, denn Mo Chen and Jens Grossklags fordern mehr Forschung ein, wie sich Chinas Ansatz zur Regulierung des CCRS von dem in den USA unterscheidet. Hierzu sei ein umfassender und systematischer Vergleich zwischen dem chinesischen CCRS und den Kreditsystemen in anderen Ländern für weitere Untersuchungen erforderlich. „Unsere Arbeit bildet eine Grundlage für solch neuartige und umfangreiche Vergleichsarbeiten zwischen Regulierungssystemen“, so Mo Chen and Jens Grossklags in ihrem Beitrag auf sciendo.

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Finanzielle Bildung nicht zu bereuen

Von Dr. Oliver Everling | 7.Dezember 2020

Der jährliche europäische Verbraucherzahlungsbericht von Intrum, in dem 24.000 europäische Verbraucher nach ihren Perspektiven zu ihrem finanziellen Wohlergehen, ihren Konsumpräferenzen und ihrem Zahlungsverhalten gefragt werden, deutet darauf hin, dass das „finanzielle Wohlergehen“ in Europa nach Covid-19 rückläufig ist.

Die Pandemie hat die Europäer motiviert, ihre Finanzkompetenz und finanzielle Sicherheit zu verbessern. Ein Silberstreifen im Jahr 2020 ist, dass die europäischen Verbraucher klare Anstrengungen unternehmen, um ihr finanzielles Verständnis zu vertiefen und eine bessere Kontrolle über ihre persönlichen Finanzen zu erlangen – 4 von 10 Europäern geben an, Schritte zur Verbesserung ihrer Finanzkompetenz zu unternehmen. Das Lesen der Finanzabschnitte von Zeitungen ist für diese europäischen Verbraucher die beliebteste Möglichkeit, sich weiterzubilden (24 Prozent), gefolgt von Podcasts (13 Prozent).

Das Interesse der Verbraucher an einer Verbesserung der finanziellen Sicherheit insgesamt ist in gefährdeten Ländern in ganz Südeuropa am größten. In Portugal geben 66 Prozent an, dass die Verbesserung der finanziellen Sicherheit seit Beginn der Covid-19-Krise für sie oberste Priorität hat, gefolgt von Italien (55 Prozent). Dies steht im Vergleich zum europäischen Durchschnitt von 47 Prozent.

„Angesichts der unmittelbaren Auswirkungen der Covid-19-Krise und ihrer unbekannten längerfristigen Auswirkungen bezweifeln wir, dass es viele Verbraucher gibt, die eine Investition in die Verbesserung des Wissens über wichtige finanzielle Begriffe und Konzepte bedauern würden. Der Besitz relevanter finanzieller Fähigkeiten ist ein Ausgangspunkt für ein finanziell ausgeglichenes Leben und ein potenzieller Schlüssel für den Einzelnen, um die Herausforderungen der Pandemie zu meistern „, sagt Anders Engdahl, Chef von Intrum.

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Begriffe „Value Investing“ versus „Value Faktor“

Von Dr. Oliver Everling | 7.Dezember 2020

Nach Beobachtung des DZ BANK Research werden die Begriffe „Value Investing“ und „Value Faktor“ immer noch oft verwechselt. „Unter Value Investing versteht man den Kauf oder Verkauf von Wertpapieren zu Preisen,“ schreiben die Analysten des DZ BANK Research, „die sich von ihrem Wert unterscheiden. Der Value Faktor hingegen wird als ein Vielfaches des Kurs-Buchwert-Verhältnisses gemessen und beschreibt „billige“ Aktien auf akademischer, quantitativer Basis.“

Beim Faktor-Ansatz wird ignoriert, dass die Gewinne und Buchwerte der Unternehmen nicht mehr das sind, was sie einmal waren. Immaterielle Investitionen, wie Forschung und Entwicklung, sind in den letzten Jahren für die Unternehmen wichtiger geworden als Fabriken und Fahrzeugflotten, warnt die DZ BANK in ihren „Value Ideas“ vor einer „verwirtten Value-Welt“.

Die DZ BANK deckt das Missverständnis auf: „Viele Akademiker und Experten glauben, dass das Einzige, was Value-Investoren tatsächlich tun, darin besteht, Aktien nach dem Vielfachen des KBVs zu sortieren und die billigsten zu kaufen. Betrachtet man jedoch die erfolgreichsten Investoren der letzten Jahre, so könnte dieser Ansatz nicht weiter von der Realität entfernt sein. Investoren wie Waren Buffett oder Terry Smith verlassen sich auf die hohe Qualität von Unternehmen, die lange Zeit erfolgreich waren („Unternehmen, die bereits gewonnen haben“) und ihre Konkurrenten dezimiert haben. Es wird gemessen, wie erfolgreich ein Unternehmen ist, ob es einen dauerhaften Wettbewerbsvorteil hat und ob das Management kompetent ist. Dies zeigt sich oft in einer hohen Kapitalrendite und der Fähigkeit, mehr Kapital zu attraktiven Renditen zu reinvestieren.“

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Volksrepublik China stärkt Bonität ihrer Banken

Von Dr. Oliver Everling | 7.Dezember 2020

China legt sich auf eine Bewertungsmethode für inländische systemrelevante Banken fest- für die Bonität positiv, sagt Moody’s. Am 3. Dezember veröffentlichten die Zentralbank von China und die Regulierungskommission für Banken und Versicherungen in China ihre endgültigen Bewertungsmethode zur Definition inländischer systemrelevanter Banken (D-SIBs).

Die neue Regulierung ist in der Terminologie von Moody’s „kreditpositiv“, da sie die Aufsicht über große Banken verschärft und die Systemrisiken verringert. Die Regulierung folgt auf ein Jahr öffentlicher Stellungnahme zum Verordnungsentwurf. Die wesentliche Änderung der endgültigen Verordnung gegenüber dem Entwurf ist eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, dass mehr Banken sich als D-SIBs-Kandidaten qualifizieren. Eine Bank wird nun auf die Liste der D-SIBs gesetzt, wenn ihr D-SIB-Bewertungswert 100 anstelle von 300 überschreitet, wie im Verordnungsentwurf vorgeschlagen.

Die breitere D-SIB-Berechtigung spiegelt die erklärte Absicht der Aufsichtsbehörden wider, die Aufsicht über große Banken zu verschärfen, um das Systemrisiko angesichts der ungleichmäßigen Erholung der Wirtschaft von der Coronavirus-Pandemie zu verringern. Die endgültige Verordnung schreibt vor, dass benannte D-SIBs die Bestandteilsindikatoren ihrer Bewertungsergebnisse offenlegen und Größe, Vernetzung, Substituierbarkeit und Komplexität quantifizieren müssen.

Dieser Schritt wird nach Ansicht von Moody’s Analysten die Transparenz und die Einschätzung der Anleger hinsichtlich der Kreditwürdigkeit einzelner DSIB verbessern. Die Aufsichtsbehörden beabsichtigen außerdem, frühzeitige Korrekturmechanismen einzurichten, um die Komplexität der D-SIB und die damit verbundenen systemischen Risiken zu verringern.

Weitere verstärkte aufsichtsrechtliche Maßnahmen umfassen strengere Anforderungen an Corporate Governance, Sanierungs- und Abwicklungspläne, große Engagements, Verschuldung und Kapitalquoten. Die derzeitige Kapitalregulierung legt den D-SIB-Kernkapitalzuschlag nominal auf 1,0% der risikogewichteten Aktiva einer Bank fest. Einige D-SIB-Kandidatenbanken haben kürzlich vor der Regulierung zusätzliches Kernkapital aufgebracht.

Die endgültige Verordnung wird die Bonitätsunterschiede zwischen D-SIBs und nicht systemrelevanten Regionalbanken vergrößern. „Wir gehen zwar davon aus,“ heißt es dazu bei Moody’s, „dass die Behörden D-SIBs weiterhin in erheblichem Umfang unterstützen werden, sie werden jedoch selektiver entscheiden, welche Regionalbanken unterstützt werden sollen und wie hoch die Unterstützung für Banken ist, die keine wesentlichen Systemrisiken darstellen.“

In der Abschreibung der Tier-2-Anleihe der Baoshang Bank im November sieht Moody’s bestätigt, dass die Aufsichtsbehörden bei Bedarf Bail-in-Funktionen für die Kapitalpapiere der Regionalbanken in Anspruch nehmen werden. Regionalbanken haben einen höheren Anteil an Krediten an Kleinst- und Kleinunternehmen, die anfälliger für die ungleichmäßige wirtschaftliche Erholung von der Pandemie sind. Sie haben nach Feststellung von Moody’s auch ein höheres Konzentrationsrisiko und schwächere Puffer, um Kreditverluste auszugleichen.

Die endgültige Verordnung tritt am 1. Januar 2021 in Kraft. Die jährliche Bewertung der D-SIB-Klassifizierung beginnt mit der Einreichung einer aufsichtsrechtlichen Überprüfung durch 30 Banken in der engeren Auswahl vor Ende Juni. gefolgt von einer behördlichen Ausweisung vor Ende August. „Wir schätzen,“ so die Vermutung aus dem Hause Moody’s, „dass zu den 30 in die engere Wahl kommenden Kandidaten drei Entwicklungsbanken, sechs staatliche Geschäftsbanken, 12 Aktiengeschäftsbanken und neun große Regionalbanken gehören.“ Diese 30 Banken verfügen über die größten Aktiva, gemessen an der Summe der bilanziellen und derivativen Engagements einer Bank und der Derivate. Diese Kennzahl entspricht dem Nenner der Basel-III-Verschuldungsquote. Die Aufsichtsbehörden planen, die strengeren Aufsichtsmaßnahmen für D-SIBs chargenweise einzuführen, um die Marktvolatilitäten zu minimieren, berichtet Moody’s.

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