Nachhaltigkeitsrating – noch strenger und innovativer
Von Dr. Oliver Everling | 10.September 2013
Zum Thema „Disciplined ESG methodology applied to institutional portfolios“ sprechen beim 108. Hedgework Franca Perin und Murielle Villemin von Generali AM. Umwelt, soziale Aspekte und Governance sind die Definitionselemente für „sustainable and responsible Investment“ bei Gernerali Investments Europe. „Wir verstehen darunter nicht nur Grün.“
Das Bekenntnis der Generali Gruppe zum nachhaltigen Investieren resultiere aus den sozialen Funktionen des Versicherungsgeschäfts, aus den Risiken, die im Kern das Versicherungsgeschäft ausmachen, sowie aus der Prävenation von den hauptsächlichen systemischen Risiken, die der Erhaltung des Kapitals entgegenstehen und daher für die Schaffung finanzieller Werte elementar sind.
2008 wendet Generali einen Filter an, um Investments auszuschließen, die nicht als „nachhaltig“ eingestuft werden können. „Unser SRI Portfolio umfasst zwischen 80 bis 120 Unternehmen aus dem Universum der Stoxx Europe Gesellschaften.“
Die Methodologie ist sehr umfassend und impliziert vier Schritte. „Wir sind strenger und innovativer als unsere Wettbewerber“, sagt die Französin selbstbewusst. Identifikation von 34 ESG Kriterien, Anwendung der Methodologie zum Risikomapping zwecks Risikobeurteilung, Analyse und Rating jedes Unternehmens und Selektion der SRI Investments (Anwendung der ESG und finanziellen Filter) sind die wesentlichen Eckpunkte.
„Wir haben unsere eigene Datenbank entwickelt, darin finden sich quantitative und qualitative Daten.“ Die Kriterien können auf die Interessen und Bedürfnisse der Kunden maßgeschneidert werden.
Für GIS European S.R.I Equity werden beispielhaft die Definitionsmerkmale aufgezeigt: Der Fokus liegt auf europäische Unternehmen mit großer Kapitalisierung. Die Übereinstimmung mit allen ESG -Kriterien wird mit dem Generali Investmentprozesses überprüft. Fundamentale Analyse (z.B. Markteintrittsbarrieren, historische und Megatrends, Risikotreiber) bildet den Ausgangspunkt, darauf sattelt die Generierung von Ideen auf (internes und externes Research). In einem weiteren Schritt werden das Management besucht und die Wettbewerbsstellung, die Produkte und Geografie sowie der Track record des Managements hinterfragt. Erst nach der finanziellen Analysen erfolgt dann die Portfoliokonstruktion.
„In den nächsten Monaten wetten wir auf eine Untergewichtung von Versorgern und Telekommunikationsunternehmen. Wir werden unsere Untergewichtung von Banken sukzessive aufgeben. Bei Unternehmen im Konsumentenbereich, Gesundheit und Informationstechnologie z.B. favorisieren wir Stock Picking.“
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IAA zeigt Automobilbranche im Aufwind
Von Dr. Oliver Everling | 10.September 2013
Der Verband der Automobilindustrie e.V. (VDA) präsentiert einen positiven Ausblick für die Automobilindustrie anlässlich ihres „International Analyst Meeting“ auf der 65th International Motor Show (IAA) in Frankfurt am Main. Auch der deutsche Markt für Personenkraftwagen hat eine Wende vollzogen. „Wir hoffen auf eine Fortsetzung dieses Trends“, sagt Klaus Bräunig, Geschäftsführer des VDA.
Während sich die Produktion in Deutschland stabilisiert hat, ist der starke Wachstumstrend im Ausland ungebrochen. Der Export wuchs im August um 3 %, berichtet Bräunig. „Westeuropa hat die Talsohle durchschritten. USA und Großbritannien treiben hier das Wachstum.“ Elektromobilität und CO2-Reduktion sind wichtige Themen auf der IAA.
Bräunig geht auf die Frage ein, welche Rolle protektionistische Maßnahmen bezüglich der Profitabilität deutscher Autohersteller spielt. „Wir sind uns der Herausforderungen bewusst“, sagt Bräunig, „und wissen, dass wir innerhalb von zwei Jahren zehnmal so viele Zulieferer aus China in Frankfurt begrüßen.“ Das beachtliche Wachstum in Asien werde nur dann für Deutschland weiterhin Früchte tragen, wenn nicht eine Politik des Protektionismus die internationale Zusammenarbeit behindere.
Bräunig erinnert an die Erfolge in der Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften, die die gute Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Automobilindustrie gesichert habe. Mit Blick auf die anstehende Bundestagswahl gibt sich Bräunig optimistisch, dass Deutschland weiterhin eine stabilisierende Rolle in Europa und in der Weltwirtschaft spielen könne. Bräunig hebt insbesondere die zu erwartenden Investitionen in die Infrastruktur hervor, die zu den positiven Elementen nach der Bundestagswahl gehören könnten.
„Nach dem ersten Medienhype machen die deutschen Automobilhersteller ihre Hausaufgaben“, meint Bräunig mit Blick auf die Elektromobilität und tritt der Vorstellung entgegen, dass hier die Entwicklung nicht wie erwartet voranginge. Es gehe darum zu zeigen, dass „wir bereit sind“. Bräunig gibt die Volkswagen-Gruppe als Beispiel.
Bräunig schließt nicht aus, dass es in der nächsten Legislaturperiode eine Diskussion über die Besteuerung von Kraftfahrzeugen geben könnte. Je nach neuer politischer Konstellation könnten diese auch Anlass zur Sorge geben. „Wir haben unseren Job in der letzten Legislaturperiode gemacht und werden diesen auch in der nächsten machen“, orakelt Bräunig.
Zulieferern und Herstellern steht das VDA-Rating-Tool zur Verfügung, um die eigene Bonität beurteilen zu können. „Mit diesem Benchmark-Werkzeug, das als Standard in der Automobilindustrie etabliert wurde,“ so heißt es im Jahresbericht 2013 des VDA, „können Unternehmen zudem gegenüber ihren Kunden einen testierten Ausweis ihrer Bonität erstellen. Außerdem lässt sich die Auswertung des Rating-Tools als Zeugnis für Gespräche mit Fremdkapitalgebern und Banken ntuzen“. Das VDA-Rating-Tool stehe in einer günstigen Basisversion allen VDA-Mitgliedern zur Verfügung (Abteilung „Zulieferindustrie und Mittelstand“ beim VDA).
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Neue Spielregeln für Bankenrettungen
Von Dr. Oliver Everling | 9.September 2013
„Regeln über staatliche Hilfen datieren zurück bis zu den Verträgen von Rom“, führt Gert-Jan Koopman in sein Thema ein. Koopman ist Deputy Director General – State Aids, European Commission – DG CompetitionNew State, und spricht im MontagsMeeting des eff European Finance Forums in Frankfurt am Main über „Aid rules for Bank restructuring and resolution: safeguarding the internal market, promoting financial stability and building a bridge to the Banking Union“.
Die Finanzkrise habe aber die Mitgliedsstaaten zu staatlichen Unterstützungsmaßnahmen in bisher ungekanntem Ausmaß gezwungen. Da diese spontan beschlossen wurden, um einen Zusammenbruch des Finanzsystems zu verhindern, bedurfte es der Konkretisierung und Ausgestaltung für die Zukunft. Im Kern gehe es darum, die Injektion von Kapital zu erlauben, diese aber an vorab definierte Regeln zu binden.
Bis heute wurden 59 Banken restrukturiert, 19 davon wurden aufgelöst und 29 Verfahren laufen noch. Dazu bedurfte es mehr als 400 Entscheidungen über den Transfer von Vermögensgegenständen und Rekapitalisierungen. Staatliche Hilfen von bis zu 4,9 Billionen €, rund 39 % des Bruttosozialproduktes, wovon 1,7 Billionen € genutzt wurden (13,5 % des BSP), machen die Bedeutung der staatlichen Hilfen klar. „Große Teile des Bankensektor stehen unter direkter staatlicher Überwachung, insbesondere mit dem Instrument eines Restrukturierungsplans.“
Die meisten Maßnahmen würden die Eurozone betreffen, denn hier gehe es um die Integrität des Binnenmarktes. „Die große Herausforderung ist, den Binnenmarkt zusammenzuhalten.“ Es sollen nicht nur die Lektionen gelernt werden, sondern auch die Regeln berücksichtigt werden, nach denen künftig die Finanzmärkte funktionieren sollen.
„In Zypern wurden erstmals auch die Sparer in die Bankenrettung einbezogen“, erinnert Koopman. Dies habe in Portugal die Folge gehabt, dass viele Sparer ihre Gelder abzogen, da sie fürchten mussten, „als nächste an der Reihe zu sein“. Koopman macht die Schwierigkeiten klar, die aus einer solchen Situation resultieren. „Wir empfanden daher eine Verpflichtung, in diesen Fragen tätig zu werden.“
Schnellere und effizientere Hilfen, verbesserte Verteilung der Lasten und Kodifizierung von Liquidierungshilfen, Verkäufen und Managervergütungen sieht Koopman als drei wesentliche Veränderungen für die Kontrolle staatlicher Hilfen. Koopman erläutert den Flowchart des Prozesses für Restrukturierungen, „den ich am liebsten auf eine Woche reduzieren würde“, sagt Koopman mit Blick auf die maximal viermonatige Frist, die dafür vorgesehen. Ein entscheidendes Element sind die Bedingungen, unter denen ein Bail-in vorbereitet werden darf. Koopman vergleicht den neuen Zeitplan mit den Jahre andauernden Prozessen bei der WestLB oder Dexia.
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Geld für HELMA Eigenheimbau
Von Dr. Oliver Everling | 9.September 2013
Die HELMA Eigenheimbau AG, Spezialist für individuelle Massivhäuser und nachhaltige Energiekonzepte, hat ihre Unternehmensanleihe (ISIN: DE000A1X3HZ2) im Volumen von 25 Mio. Euro vollständig platziert, meldet die Gesellschaft aus Lehrte.
Die HELMA Eigenheimbau AG wurde im Juli 2013 von der Creditreform Rating AG mit einem Investment-Grade-Rating von BBB bewertet und plant, den Emissionserlös ausschließlich für das weitere organische Konzern-Wachstum zu verwenden. Die Anleiheemission wurde von der Steubing AG als Sole Global Coordinator und Bookrunner begleitet.
Aufgrund der hohen Nachfrage von institutionellen und privaten Investoren wurde die ursprünglich bis zum 17. September 2013 um 12:00 Uhr laufende Angebotsfrist bereits heute vorzeitig geschlossen. Bei den über die Zeichnungsfunktionalität der Frankfurter Wertpapierbörse im XETRA-Handelssystem eingegangenen Kaufangeboten wurde ein Losverfahren angewendet. Jeder ausgelosten Order wurden maximal 7.000 Euro zugeteilt.
Die Unternehmensanleihe hat eine Laufzeit von fünf Jahren und einen Kupon von 5,875 % p. a. Der erste Handelstag (Handel per Erscheinen) für die Schuldverschreibungen im Open Market der Deutsche Börse AG (Freiverkehr der Frankfurter Wertpapierbörse) im Segment Entry Standard für Anleihen wird voraussichtlich der 10. September 2013 sein. Ausgabe- und Valutatag ist der 19. September 2013.
Karl-Heinz Maerzke, Vorstandsvorsitzender und Gründer der HELMA Eigenheimbau AG: „Wir freuen uns über die große Nachfrage der Investoren. Dieser Vertrauensbeweis ist gleichzeitig ein Ansporn, unsere operativen Pläne konsequent umzusetzen und mit den zufließenden Mitteln unser organisches Wachstum weiter voranzutreiben.“
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Deutsche Zahlungsmoral bleibt gesund
Von Dr. Oliver Everling | 9.September 2013
Die Zahlungsmoral deutscher Unternehmen blieb im August 2013 auf hohem Niveau, ist aber gegenüber dem Vormonat minimal gesunken. Der Bisnode Zahlungsindex, der die Zahlungsmoral der deutschen Wirtschaft widerspiegelt, erreicht einen Wert von 88,23 Prozent.
Der Bisnode Zahlungsindex setzt den D&B Zahlungsindex unverändert fort, der seit mehr als drei Jahren monatlich veröffentlicht wird. Der bisherige Herausgeber, D&B Deutschland, ist seit mehr als acht Jahren Tochter der schwedischen Bisnode Gruppe, einem der führenden europäischen Anbieter für digitale Wirtschaftsinformationen. Bisnode hat 3.000 Mitarbeiter in 19 Ländern, in Deutschland ist das Unternehmen mit 450 Mitarbeitern an fünf Standorten vertreten.
Mit 88,23 Prozent erreichte der Index annähernd den Wert von Juli 2013 (88,32 %). Damit zeigte sich die deutsche Wirtschaft auch im August mit einer konstant anhaltenden, guten und stabilen Zahlungsmoral. Bereits seit November 2012 liegt der Index auf einem hohen Niveau und unterliegt nur geringen Schwankungen.
Der Indexwert ist seit einem Zwischenhoch im April 2013 (88,65%) zwar monatlich leicht gefallen, liegt aber immer noch über den Werten vom September letzten Jahres (87,89%). Seinen Höchststand hatte der Index im Dezember 2012 mit 88,93 Prozent. Der Zahlungsindex drückt aus, welcher Anteil der deutschen Unternehmen seine Rechnungen pünktlich oder vorzeitig zahlt.
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Bankenregulierung: Nach Fest kommt Ab
Von Dr. Oliver Everling | 7.September 2013
Gemeinsam mit dem Bankenrestrukturierungsgesetz wird das CRD IV-Umsetzungsgesetz das Fundament einer neuen Sicherheitsarchitektur darstellen. Im Bundestag begannen die Beratungen schon vor Fertigstellung der eigentlichen Richtlinie in Brüssel. „Tatsache ist, es hakt in Brüssel“, kommentiert dazu Björn Sänger von der FDP im Deutschen Bundestag.
Worum geht es? „Es gibt zwei grundlegende Probleme für jedes Unternehmen,“ erläutert Sänger die Problematik, „in Schwierigkeiten zu kommen. Das eine ist eine Überschuldung, das andere ist ein Liquiditätsengpass. Beide Probleme haben wir im Rahmen der Finanzkrise bei Banken gesehen. Beide Probleme sind eben bei Banken aufgrund der Verflechtungen und auch der Wichtigkeit für die Realwirtschaft nicht so ohne Weiteres zu lösen.“
Diese beiden Probleme werden mit dem Basel-III-Vorhaben oder CRD-IV-Vorhaben in den Griff zu bekommen sein. Es wird eine risikoadäquatere Eigenkapitalunterlegung geben. „Es gibt eine neue Definition dessen, was überhaupt Eigenkapital ist, welche Qualität das haben sollte. Auch hier herzlichen Dank an die Bundesregierung, dass die deutschen Besonderheiten entsprechend berücksichtigt werden. Die sind gelöst.“
Sänger geht auf weitere Risiken, die es geben kann, aber nun geregelt werden, beispielsweise das Gegenparteiausfallrisiko, das Risiko, das sich aus der Unternehmensführung einer Bank ergeben kann. Glücklicherweise sei das alles so angelegt, dass es über den Umsetzungsweg in Form einer Verordnung zumindest in Europa auf ein „level playing field“ kommt. Sänger erinnert seine Kollegen im Bundestag an den Entschließungsantrag, „den dieses Haus im letzten Jahr zu diesem Thema mit großer Mehrheit beschlossen hat. Wichtig ist, dass diese Regeln auf allen relevanten Finanzmärkten dieser Welt umgesetzt werden.“
Die Abhängigkeit von Ratingagenturen werde durch das Vorhaben reduziert werden. „Es wird eine Stärkung des internen Ratings geben, sodass wir dann insgesamt zu einer guten Aufstellung kommen: auf der einen Seite die CRD-IV-Maßnahmen, die präventiv wirken, auf der anderen Seite das Bankenrestrukturierungsgesetz, das dann, sollte es zu Problemen kommen, eine geordnete Abwicklung ermöglicht.“
Mit dem im Bankenrestrukturierungsgesetz vorgesehenen „living will“ werden sich Kreditinstitute so organisieren müssen, dass sie problematische Teile relativ schnell herauslösen können. „Das ist im Prinzip eine Art Trennbankensystem, das da entsteht“, fügt Sänger hinzu. Diese Regelungen in Kombination mit der Einlagensicherung werden dann die Sparer schützen und unser Finanzsystem stabilisieren.
Die Regulierung nutze aber nichts, wenn die Regulierung am Ende dafür sorgt, dass die Finanzbranche nicht mehr in der Lage ist, ihrer Aufgabe vernünftig nachzukommen, nämlich die Realwirtschaft zu finanzieren; denn für Wohlstand brauche man Wachstum, und das muss finanziert werden.
„Die kumulativen Wirkungen der Regelungen, die wir schon jetzt haben – es kommen noch weitere –, bereiten möglicherweise doch die eine oder andere Sorge, dass es hier zu Problemen kommt. Im Handwerk gibt es einen Spruch, der da lautet: Nach Fest kommt Ab. – Auch das muss beachtet werden.“
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Immobilienstandort Frankfurt: Zwischen Wachstum und Stagnation
Von Karl-Heinz Goedeckemeyer | 6.September 2013
Die positive Entwicklung auf dem Frankfurter Immobilienmarkt ist nicht nur dem Mangel an Anlagealternativen, sondern auch den positiven konjunkturellen Bedingungen in der Mainmetropole geschuldet. So hat sich die Bruttowertschöpfung in Frankfurt erfreulicher entwickelt als in anderen deutschen Wirtschaftszentren. Auch die Beschäftigung ist nach dem Absturz im Jahr 2008 kontinuierlich gestiegen und hat sich mittlerweile auf einem hohen Niveau eingependelt, sagte Wolfgang Kubatzki von der Feri EuroRating Services auf der IIR-Konferenz „Immobilienstandort Frankfurt“ am 3. September 2013.
Hinzu kommt, dass sich im Vergleich zu den anderen europäischen Metropolen wie z. B. London der Beschäftigungsaufbau nach dem Ausbruch der Finanzkrise nicht nur viel schneller vollzogen hat, sondern auch weniger volatil verlaufen ist. Positiv ist des Weiteren anzumerken, dass sich im Zeitraum 1996 bis 2012 die Beschäftigung vor allen in jenen Bereichen verbessert hat, die als Wachstumsbranchen gelten wie Business Services (+41%), Logistik (+40%) oder Gesundheit (+25%). Überraschenderweise hat sich auch die Beschäftigung im Bankensektor weitaus stabiler entwickelt als dies in der Presse oft zu vernehmen ist, wenngleich der Anteil des Bankensektors an der Gesamtbeschäftigung zurückgegangen ist. Als einen weiteren Treiber hat Kubatzki die Bevölkerungsentwicklung herangezogen. Diese ist in Frankfurt in den vergangenen sechs Jahren zum Teil deutlich stärker gestiegen, als in anderen deutschen oder vergleichbaren europäischen Wirtschaftszentren.
Angesichts des guten fundamentalen Umfelds hat Feri EuroRating Services Frankfurt ein „A“-Rating zugwiesen. In Europa kommen nur London und Stockholm mit „AA“ auf ein besseres Rating. Mit Blick auf den Büroinvestmentmarkt führt der Experte aus, dass sich das Transaktionsvolumen in Frankfurt im ersten Halbjahr gegenüber dem Vorjahreszeitraum fast verdoppelt hat und dass zugleich viel Leerstand beseitigt wurde. Trotz des Abbaus liegt die Leerstandsquote mit 12,4 % noch immer über dem Niveau der anderen Metropolen, wobei Kubatzki darauf verweist, dass der strukturelle Leerstand kaum zu beziffern ist. Im Vergleich dazu glänz Frankfurt mit den höchsten Spitzenrenditen bei 37,50 Euro je qm.
Nicht allzu gut sieht es dagegen bei der Mietpreisentwicklung aus. Als einziger Bürostandort unter den Top7 konnte Frankfurt 2012 keine Steigerung verzeichnen, während sich die Miete in vergleichbaren deutschen Standorten im Schnitt um 2,1 % erhöht hat. Für den Zeitraum 2013-2017 rechnet Feri mit einem Mietzuwachs von 2,3 % womit Frankfurt unter den Top 7 den dritten Platz belegt. Auch bei der Mietrendite war in 2012 eine Stagnation zu verzeichnen, was sich auch bis 2017 nicht ändern dürfte. Somit bietet weder der Vermietungsmarkt noch der Investitionsmarkt in den kommenden Jahren große Potenziale. Insgesamt gelangt Kubatzki zu der Bewertung, dass der Immobilienmarkt in allen deutschen Metropolen leicht überbewertet ist.
Auch die Wohnungsmieten (Neubau) haben sich in Frankfurt laut Feri im Zeitraum 2002 bis 2012 im Vergleich zu anderen deutschen Großstädten mit 1,5 % p.a. nur unterdurchschnittlich entwickelt. Am stärksten sind die Mieten in Mannheim (3,1%), Bonn (2,6%) und Dresden (2,6%) gestiegen. Selbst im kürzer gefassten Zeitraum 2007-2012 sollen die Mieten in Frankfurt nur um 2,9 % p.a. gestiegen sein. Insgesamt ist festzustellen, dass die Neubaumieten zwischen 1994 und 2006 fast nur gefallen sind, wenn man die Steigerungen in den Jahren 1999-2001 herausrechnet.
Erst seit 2007 beginnen die Neubaumieten wieder kontinuierlich zu steigen. Somit ist die Erholung bei den deutschen Immobilienpreisen nur die Korrektur einer viele Jahre andauernden Unterbewertung und daher von einer Blasenbildung weit entfernt. Während sich Kubatzki kritisch zur Bautätigkeit in den deutschen Metropolen äußert, wo trotz der seit 2000 steigenden Bevölkerungsentwicklung bei der Anzahl der Fertigstellungen eine Stagnation festzustellen ist, hat sich die Bautätigkeit in Frankfurt linear mit dem Wachstum der Bevölkerung entwickelt.
Eine ähnliche Entwicklung hat sich bei den Wohnbaugenehmigungen vollzogen. Trotz der dynamisch wachsenden Bevölkerung, der regen Bautätigkeit und der damit einhergehenden positiven Planungssicherheit hat Feri dem Frankfurter Wohnungsmarkt (7.Platz) im Standortvergleich nur ein „B“-Rating zugewiesen. Andere Orte wie Hamburg („A“) sowie München und Düsseldorf („B+“) sieht die Ratingagentur positiver. Auch im europäischen Vergleich nimmt der Frankfurter Wohnungsmarkt nur einen bescheidenen 14. Platz ein.
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Ausgezeichneter Fondsmanager des Jupiter Dynamic Bond
Von Dr. Oliver Everling | 6.September 2013
Ariel Bezalel, Fondsmanager des Jupiter Dynamic Bond Sicav, erhielt im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung in Frankfurt den Sauren Golden Award 2013 in der Kategorie „Anleihen Global“: Bezalel überzeugte die Sauren-Jury mit seiner flexiblen Fixed Income Strategie und wurde für sein „herausragendes Fondsmanagement“ ausgezeichnet.
Bezalel ist seit 1997 bei der börsennotierten britischen Investmentboutique Jupiter Asset Management in London beschäftigt. Mit mehr als 15 Jahren Erfahrung mit Staats- und Unternehmensanleihen und im Kreditmarkt verwaltet Bezalel derzeit per 31. August über 2,55 Milliarden Euro, davon 619 Millionen Euro im Jupiter Dynamic Bond Sicav (ISIN: LU0459992896).
Der Anleiheexperte gehört zum erfolgreichen Jupiter Fixed Income- und Multi-Asset-Team, das von Miles Geldard geleitet wird. Geldard erhielt in 2011 den Sauren Golden Award in der Kategorie „Comeback des Jahres“.
Die Sauren Fonds-Research AG, bei deren Fondsanalysen der Fondsmanager und seine Fähigkeiten im Mittelpunkt stehen, vergibt die Sauren Golden Awards bereits seit 2003. Die Preisträger werden über eine quantitative Analyse sowie intensive Gespräche mit den einzelnen Fondsmanagern ermittelt.
Im Rahmen der Sauren Golden Awards 2013 wurden auch die Goldmedaillen des Sauren-Fondsmanager-Ratings in verschiedenen Kategorien vergeben. Insgesamt erhält das Fondsmanagement von Jupiter 12 Goldmedaillen.
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AAA-Rating für eine Bank ohne Eigentümer
Von Dr. Oliver Everling | 5.September 2013
Eine der zwanzig größten Banken in Deutschland, eine Anstalt des öffentlichen Rechts, macht in der Finanz- und Schuldenkrise keinerlei Schlagzeilen: Gegründet 11. Mai 1949 und mit einer Bilanzsumme 2012 bei 79,2 Mrd. € gehen ihre 250 Mitarbeiter ihrem Auftrag nach: der Förderung der Agrarwirtschaft und des ländlichen Raums. Die Bank ist Refinanzierungsinstitut mit dem Vorteil, dass ihre langfristige Verbindlichkeiten der Bank mit AAA bzw. Aaa, also der jeweils höchsten Bonitätseinstufung, beurteilt werden.
„Die Landwirtschaftliche Rentenbank hat die Besonderheit, dass wir gar keinen Eigentümer haben“, macht Dr. Christian Bock von der Landwirtschaftlichen Retenbank klar. Aufsicht und Entlastung des Vorstands werden durch einen 18 Vertreter umfassenden Verwaltungsrat aus Ministerien, Verbänden u.a. ausgeübt. Die Geschäftsführung umfasst drei Personen. Mit Imke Ettori im Vorstand neben Hans Bernhardt und Dr. Horst Reinhardt braucht die Landwirtschaftliche Rentenbank keine Diskussion um Frauenquoten zu „fürchten“.
Das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz prüft, ob die Bank ihrem Förderauftrag gerecht wird. Die Prüfung der Geschäftstätigkeit erfolgt u.a. auch durch den Bundesrechnungshof und als Bank gemäß Gesetz über das Kreditwesen (KWG) unterliegt die Rentenbank vollständig der Bankenaufsicht. Die Anstaltsversammlung aus 28 Vertretern, die durch die Bundesländer ernannt werden, entscheidet über die Gewinnverwendung und tritt einmal im Jahr zusammen.
Die gesamten Mittel dürfen weder von privaten Sparern entgegengenommen noch öffentlichen Haushalten entnommen werden. Bock erläutert die globale Mittelherkunft über die internationalen Kapitalmärkte. Die Mittelaufnahme dient der Kreditausreichung an die Hausbanken, so diese mit Krediten der deutschen Agrarwirtschaft zur Verfügung stehen können. Die Landwirtschaftliche Rentenbank arbeitet mit ca. 850 Banken in Deutschland dafür zusammen.
Programmkredite bilden den Schwerpunkt des Fördergeschäfts, daneben sind das Auftragsgeschäft sowie die Förderung der Agrarwirtschaft und des ländlichen Raums durch die Rehwinkel-Stiftung, die Gewinnverwendung für den Agrarbereich sowie die Weiterbildung zu nennen. Die Programmkredite zielen auf Landwirtschaft, Aquakultur und Fischwirtschaft, Agrar- und Ernährungswirtschaft, Erneuerbare Energien und die ländliche Entwicklung (Private und Kommunen).
Die Rentenbank konnte 2012 ca. 75,9 Mio. € Rentenbank-Mittel zur Zinsverbilligung einsetzen. Die Zinsverbilligung wird durch den Refinanzierungsvorteil und eigene Erträge ermöglicht. Schlanke und einfache Vergabe kommen der Agrarwirtschaft zugute. Die Darlehenszusage erfolge in der Regel taggleich, berichtet Bock und hebt die hohe Zusage- und Rechtssicherheit sowohl für die Banken als auch für die Kreditnehmer hervor. Die maximalen Sollzinssätze für Endkreditnehmer rangieren – je nach Preisklasse bzw. Rating – zwischen effektiven 1,26 % bis zu 3,19 % (Stand 15. 7. 2013). „Die Zinssätze ändern sich 10 bis 15 mal im Jahr, je nach Kapitalmarktentwicklung.“
Das Neugeschäft mit Programmkrediten erreichte 2012 mit 6,5 Mrd. € ein neues Rekordniveau. „Seit der Finanzmarktkrise nehmen die Banken unsere Programmkredite immer stärker in Anspruch. Unser Geschäftsmodell hat sich in der Finanzkrise sehr bewährt“, unterstreicht Bock.
„Wir schauen uns auch sehr genau die Hausbanken an“, deutet Bock an. „Wenn die Hausbank ausfällt, würden wir den Kunden direkt haben. Gott sei Dank passiert das nicht häufig.“ Bei der Landwirtschaftlichen Rentenbank hat sich ein eigenes Bankenrating bewährt, mit der die Bonität von Banken – unter Berücksichtigung externer Ratings unabhängiger Agenturen (CRAs) – laufend überwacht werden kann.
„Die Rentenbank ist über Jahre in der Lage, einen ordentlichen Ertrag darzustellen. Dadurch konnten wir auch in den vergangenen Jahren unser Eigenkapital stärken. Inzwischen haben wir fast 4 Mrd. €, ausgehend von den rund 135 Mio. €, die von den Bauern ursprünglich mal einbezahlt wurden. Darauf sind wir ganz stolz“, fügt Bock hinzu.
Die Landwirtschaftliche Rentenbank ist eine etablierte internationale Emittentin mit besten Credit Ratings. Die mittel- und langfristige Refinanzierung 2013 bemisst Bock mit bis dato 6,4 Mrd. €, für das Gesamtjahr 2013 sind rund 10 Mrd. € geplant. Die wichtigste Währung ist der US$, obwohl das Kreditgeschäft in € abgewickelt wird. Der Eurokapitalmarkt hat für uns im Moment nicht eine so große Bedeutung, denn nur 16 % wurden in € aufgenommen. „Trotzdem haben wir keinerlei Währungsrisiken in der Bilanz, denn die aufgenommenen Mittel werden sofort in € umgetauscht und die Rückzahlung abgesichert.“
„Der Anreiz von Banken, unsere Wertpapiere zu kaufen, ist sehr hoch“, berichtet Bock, „auch Zentralbanken, z.B. aus China, legen ihre Währungsreserven gerne in Papieren der Rentenbank an.“ Die Käufer der Papiere seien weltweit verteilt. Mittel werden weltweit aufgenommen, „aus Deutschland kommen gerade einmal 7 %“, macht Bock den Nutzen der Landwirtschaftlichen Rentenbank klar.
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Placebo Bankenunion
Von Dr. Oliver Everling | 4.September 2013
Welcher Apparat auf Europa mit der Bankenunion zurollt, macht Jörg Asmussen, Member of the Executive Board der Europäischen Zentralbank (EZB), auf der 18. Handelsblatt Jahrestagung „Banken im Umbruch“ in Frankfurt am Main klar. Asmussen spricht von der Herausforderung, die vielen neuen Stellen qualifiziert zu besetzen. Asmussen spricht nicht nur vom erwünschten Unterbau einer europaweiten, neuen Bankenaufsicht, sondern hofft auch auf die Besetzung der Spitzenpositionen. Dazu fordert er rasche Entscheidungen ein.
Dass die Bankenunion letztlich keine Sicherheit gegen künftige Finanzkrisen zu bieten vermag, leuchtet durch eine Reihe von Anmerkungen und weiteren Forderungen von Asmussen durch. „Wenn einzelne Banken sich das Kapital nicht über den Markt beschaffen können, brauchen wir eine Absicherung“, sagt Asmussen mit Blick auf die bei manchen Banken mangelnde Eigenkapitalausstattung. Asmussen fordert die Absicherung, bevor die Stresstests Aussagen über die Widerstandskraft der Banken liefern würden. Man dürfe das nicht mit der direkten Bankenrekapitalisierung durch den ESM verwechseln.
„Geldpolitik und Bankenaufsicht müssen nicht zu einem Interessenkonflikt werden“, sagt Asmussen, daher könne man beides aneinanderordnen. Asmussen glaubt, dass Notenbanker in ihrer Doppelfunktion – Aufsicht und Geldpolitik – beide Aufgaben gleichermaßen gut erfüllen und sich Zielkonflikte auflösen würden.
Eine rigorose Bilanzprüfung vor Beginn einer gemeinsamen Bankenaufsicht könne das Vertrauen stärken. Jedoch seien europaweit klare, einheitliche Regeln müssten ex ante global Investoren bekannt sein. Der Gesetzgebungsprozess müsse daher bald zum Abschluss gebracht werden. „Wer das Risiko eingeht, müsse künftig auch die Konsequenzen tragen. Erst die Aktionäre, dann die nachrangigen Gläubiger, zuletzt die nicht besicherten Sparer.“
Einheitliches System, einheitliches Regelwerk, einheitlicher Abwicklungsfonds usw. sollen künftig ausschließen, dass in den Mitgliedsstaaten der Europäische Union Banken aufgrund lokaler Verhältnisse unterschiedlich behandelt werden. „Die Abwicklungsbehörde wird entscheiden, wie im Einzelfall eine Abwicklung durchzuführen sein wird.“ Asmussen plädiert für die Trennung der Aufsichts- und der Abwicklungsbehörde.
„Ein einheitlicher Finanzmarkt ist eine Voraussetzung dafür, dass unsere Zinsentscheidungen auch einheitlich ankommen“, schließt Asmussen. Die Ausführungen von Asmussen lassen offen, warum gerade nachdem durch die Krisen in Südeuropa deutlich wurde, dass unterschiedliche geldpolitische Impulse notwendig wären, um die betroffenen Volkswirtschaften zu stabilisieren, Europa auf eine in aller Konsequenz einheitliche Geldpolitik und Bankenaufsicht setzen sollte.
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