Branchenbezogen Risiken im Kreditgeschäft

Von Dr. Oliver Everling | 7.November 2012

Unabhängigkeit, umfassendes und konstitentes Analyse- und Bewertungskonzept, detaillierte quantitative Prognosen als Bewertungsgrundlage und konsistente Prognosenn für Länder, Branchen und Immobilienmärkte sind Prinzipien der Feri EuroRating Services AG in Bad Homburg. Darüber berichtet Axel D. Angermann, Mitglied der Geschäftsleitung der Feri EuroRating Services AG, auf der Jahrestagung „Umbruch in der Kreditkultur“ der WSF Wirtschaftsseminare in Frankfurt am Main.

Angermann spricht über den Dreiklang von Analyse, Prognose und Rating. Dieser sei Grundlage der hohen Qualität der Ratings und einer Vielzahl von Anwendungen: Bewertung von Kreditrisiken, Einschätzung von Marktchancen und -risiken, strategische Planung, Einschätzung von Chancen und Risiken bestimmter Investments, Portfolioanalyse, Analyse von Aktien- und Rentenmärkten sowie Optimierung des Timing von Investitionsentscheidungen. Die Feri sichert durch einen Top-Down-Ansatz die Konsistenz der Prognosen, die Länder, Branchen bis hin zu Immobilienmärkte im Wirkungszusammenhang betrachten.

Makroökonomische Prognosen (für die Welt und einzelne Länder) bilden die Basis der Branchenanalyse (gegliedert nach amtlicher Klassifikation, WZ 2008), die durch ökonometrische Modelle zu Branchenprognosen gelangt. Hier werden auch die Interdependenzen zwischen den Branchen berücksichtigt. Schließlich führt der Kalkulationsalgorithmus zum BranchenRating.

Das Ratingkonzept zielt auf eine Aussage über die Ausfallwahrscheinlichkeit von Krediten (Adressausfallrisiko) über mehrere Jahre hinweg. Die Ratingagentur liefert eine zukunftsorientierte Bewertung der Branchenentwicklung (Prognose) sowie eine Aggregation der Prognoseergebnisse zu einem aussagefähigen Indikator (Rating). Der standardisierte Ratingalogrithmus für alle Branchen sichert zudem auch die Vergleichbarkeit der Ratingergebnisse zwischen den Branchen und Ländern. Rating ist aber nicht nur relativ, sondern auch absolut, da eine Messung der Ratingindikatoren an einer festen Benchmark erfolgt.

Auf der Jahrestagung der WSF Wirtschaftsseminare legt Angermann detailliert die quantitativ erfassbaren Determinanten der Kreditausfallwahrscheinlichkeiten dar. So werden die verschiedenen Ebenen der Kriteriologie transparent und wie diese Kriterien zusammenwirken. Angermann belässt es nicht bei der Offenlegung der Kriterien der Ratingagentur, sondern gibt auch konkrete Beispiele. „Um kurz einen Eindruck zu vermitteln, wie das am Ende berechnet wird, nehmen wir einmal die Prognosewerte unseres Beispiels“, führt Angermann weiter aus, „und zeigen, wie das in Punktwerte übersetzt wird. Eine kurzfristige Wachstumsschwäche ist nicht kritisch. Bis sich das in erhöhte Kreditrisiken niederschlägt, kann eine Weile dauern.“

Wer den Vortrag von Angermann hört, versteht die Kalibrierung des Gesamtratings. Hier geht es auch um die Berücksichtigung der nicht quantifizierbaren Determinanten der Kreditausfallwahrscheinlichkeit. Ratingergebnisse der Vergangenheit werden mit Ausfallquoten abgeglichen und über einen Kalibrierungsfaktor zum Rating geführt. Das Branchenrating dienst insbesondere Banken der Kundenberatung, der Kreditbearbeitung (Marktfolge), der Kreditsanierung, der Kreditrisikostrategie und dem Kreditrisikomanagement.

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Factoring und Leasing im Wandel

Von Dr. Oliver Everling | 7.November 2012

Factoring hat in Deutschland eine Erfolgsgeschichte geschrieben, denn seit 2003 stieg das Volum von 35 Mrd. € auf fast 160 Mrd. € 2011, berichtet Olaf Harms von der Crefo Factoring Rhein-Main GmbH & Co. KG. Harms spricht auf der Jahrestagung „Umbruch in der Kreditkultur“, die von den WSF Wirtschaftsseminaren in Frankfurt am Main durchgeführt wird.

Factoring und Leasing beruhen dabei auf jahrzehntelanger Erfahrung, denn schon 1958 wurde das Factoringgeschäft in Deutschland eingeführt. 1962 wurden erste Leasinggesellschaften gegründet. Die Vorteile des Factoring resultieren aus dem fortlaufenden Ankauf von kurzfristigen Forderungen aus Lieferungen und Leistungen durch eine Factoring-Gesellschaft. Das Unternehmen (Factoring-Kunde) tritt seine Bruttoforderungen gegenüber seinen Mehrfachabnehmern (Debitoren) an den Factor ab, der Debitor begleicht die Forderungen dann an den Factor.

Leasing zieht seine Vorteile aus der besonderen Vertragsform der Vermietung und Finanzierung von Investitions- und Konsumgütern. Das Leasingobjekt wird entweder von einer speziellen Leasinggesellschaft vom Hersteller gekauft und dann dem Leasingnehmer übergeben (indirektes Leasing) oder direkt vom Produzenten verleast (so genanntes direktes oder Herstellerleasing).

Aus den Charakteristiken des Factoring resultieren für den Factoringkunden verschiedene Funktionen, die sich auf Liquidität, Sicherheit und Service beziehen. Die Finanzierungsfunktion betrifft die Finanzierung des Forderungsbestandes. Die Versicherungsfunktion / Delkredereschutz bezeichnet den Schutz vor Forderungsverlusten durch Übernahme des Ausfallrisikos durch den Factor, der auch nach Aufgaben des Debitorenmanagements übernimmt (Dienstleistungsfunktion).

Harms geht auf die verschiedenen Varianten ein, beim Factoring offenes und echtes Inhouse, stilles Inhouse, Fullservice und Einkaufsfactoring, beim Lesing Vollamortisation, Teilamortisation, Verträge mit offenen Restwerten sowie Mietkauf. Beim Leasing geht es um die Nutzungsüberlassung (gegen Entgelt) von Gebrauchsgegenständen, aber auch Immobilien, der Entlastung des Anlagevermögens und die Objektrückgabe nach Vertragsende.

Factoringunternehmen sind neben Leasinggesellschaften seit dem 25. 12. 2008 Finanzdienstleistungsunternehmen im Sinne des § 1 Abs. 1a Satz 2 Nr. 9 KWG. Daher zeigt Harms die Konsequenzen dieser neuen Aufsicht aus, die durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht und der Bundesbank ausgeübt wird. Factoring und Leasing vollzieht sich daher nach den Spielregeln des KG, des Geldwäschegesetzes und der Mindestanforderungen an das Risikomanagement (MaRisk), das auch Risikoklassifizierungen in Form von Ratings umfasst.

Harms skizziert die Auswirkungen von Basel III: Unternehmer werden künftig noch schwerer an Bankkredite herankommen. Die Suche nach alternativen Refinanzierungsmöglichkeiten nimmt weiter zu. Gute und seriöse Leasing- und Factoringgesellschaften werden mittelfristig als Finanzdienstleistungsunternehmen weiter stark an Akzeptanz gewinnen. „Die Branche wird erneut einen Wachstumsschub erwarten können“, prognostiziert Harms. Kleinere, bankenunabhängige Factors und Leasinganbieter müssen sich ebenfalls bei Banken refinanzieren. Diese Situation könne also für kleinere, bankenunabhängige Unternehmen schwierig werden, warnt Harms. Die Kosten für Fremdkredite können somit steigen. Bankeigene Leasing- und Factoringgesellschaften können durch Basel III benachteiligt werden, denn die strengeren Vorschriften der Muttergesellschaft greifen auch bei den Tochterunternehmen.

Harms listen die Vielzahl der Vorschriften auf, die im Factoring und Leasing zu beachten sind. Im Ergebnis muss das Risikomanagement quartalsweise Risikoberichte erstellen, Risikotragfähigkeitsanalysen und Konzepte, Revisionsberichte, Stressszenarien und Stresstests, Notfallkonzepte sowie Gefährdungsanalysen. Mit Blick auf die Zukunft sieht Harms die Novellierung der MaRisk. Insgesamt resultiert ein erhöhter Verwaltungsaufwand und stärkerer Belastungsgrad für kleine Unternehmen.

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Runderneuerter Nachhaltigkeitsstandard

Von Dr. Oliver Everling | 6.November 2012

Mit neuem Titel und neuen Inhalten präsentiert sich der Qualitätsstandard CSRR-QS für unabhängige Nachhaltigkeitsanalysen: Unter dem Namen ARISTA® soll er zukünftig für noch mehr Transparenz und Qualität im Nachhaltigkeitsresearch sorgen. Die beiden in Deutschland ansässigen Nachhaltigkeits-Researchhäuser oekom research und imug haben die Weiterentwicklung des Standards aktiv begleitet. Das wird aus München und Hannover berichtet.

Der Markt für nachhaltige Kapitalanlagen hat sich in den vergangenen Jahren sehr rasant entwickelt und damit auch der Bedarf an Analysen, die die Investoren dabei unterstützen, nachhaltige von nicht-nachhaltigen Emittenten von Aktien und Anleihen zu unterscheiden. Institutionelle Investoren, Banken und Vermögensverwalter verlassen sich dabei häufig auf die entsprechenden Analysen und Ratings von spezialisierten Nachhaltigkeits-Researchhäusern.

Um der damit verbundenen Verantwortung gerecht zu werden, haben führende Agenturen bereits 2002 mit Unterstützung der Europäischen Kommission einen Qualitätsstandard für Nachhaltigkeitsresearch entwickelt. Er zielt darauf ab, Organisationsstrukturen, Analyse- und Bewertungsprozesse sowie einzelne Produkte und Dienstleistungen der Agenturen durch unabhängige Gutachter zertifizieren zu lassen. Der aktuelle Standard ARISTA 3.0® soll dabei deutlich mehr Zertifizierungsmöglichkeiten als sein Vorgänger bieten. Über die so genannte Transparenzmatrix können die entsprechenden Informationen zu allen derzeit zehn zertifizierten Agenturen abgerufen werden.

Formal vergeben wird die Zertifizierung durch den Branchenverband ARISE®, in dem sich die unabhängigen Anbieter von Nachhaltigkeitsanalysen und -ratings organisiert haben. Robert Haßler, CEO der oekom research AG in München kommentiert dazu: „Der ARISTA®-Qualitätsstandard hat in den vergangenen Jahren entscheidend dazu beigetragen, das Bewusstsein der Marktteilnehmer für die Bedeutung und die Dimensionen eines umfassenden Qualitätsmanagements zu schärfen. Wir sind sehr stolz, als eine der ersten Nachhaltigkeits-Ratingagenturen nach dem ARISE®-Qualitätsstandard ARISTA® zertifiziert worden zu sein und werden uns auch in Zukunft anstrengen, deren anspruchsvolle Anforderungen zu erfüllen.“

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Boomende Nahtstelle zwischen Europa und Asien

Von Dr. Oliver Everling | 5.November 2012

In der Türkei haben Reformen sowohl auf der Angebotsseite, als auch auf der Nachfrageseite Wirkung gezeigt, berichtet Dr. Georgi Tsertsvadze von der Feri EuroRating Services AG aus Bad Homburg. Tsertsvadze sprach auf der Feri Herbsttagung am Frankfurter Flughafen zum Thema „Türkei – Aufstrebendes Land an der Nahtstelle zwischen Europa und Asien“.

Auf der Angebotsseite sind die strukturellen Reformen (Bankenrettungspaket, Konsolidierung des Bankensektors, Rekapitalisierung der Banken, Verschärfung der Bankenaufischt), die Geldpolitik (Flexibilisierung des Wechselkurses, Unabhängigkeit der Zentralbank, Einführung eines Inflationsziels), Fiskalpolitik (rigorose Verringerung des Staatsdefizits und des Schuldenstands) sowie Privatisierungen und Straffung des öffentlichen Sektors zu nennen.

Wirkung zeigen aber auch das starke Bevölkerungswachstum, der Nachholbedarf sowie das schnellere Wachstum der Nachbarländer nachfrageseitig. Die Demographie ist für die Wirtschaftskraft des Landes insgesamt der wichtigste Wachstumstreiber. Noch 1990 rangierte die Türkei mit 54,1 Mio. Einwohnern auf Platz 18, 2011 dagegen mit 73,6 Mio. auf Platz 14, vor Thailand, Frankreich, Großbritannien und Italien. Auch beim BIP holt die Türkei absolut gesehen auf, nämlich von Platz 23 1995 auf Platz 18, so dass die türkische Wirtschaft inzwischen größer ist als die der Schweiz, Schweden, Belgien, Polen, Norwegen, Taiwan, Argentinien oder Österreich. Allerdings bleibt das BIP pro Kopf auf Platz 41 abgeschlagen.

Der Aufschwung steht in der Türkei nach Angaben von Tsertsvadze auf vielen Beinen, insbesondere ist das Baugewerbe ein Wachstumstreiber, denn die Zunahme der Bevölkerung und die Migration im Inland führt zu einer entsprechenden Nachfrage. Außerdem kursiert auch in der Türkei die Angst vor der Inflation und nachfrageseitiger Nachholbedarf. Angebotsseitig geht es um den Ausbau der Infrastruktur, die Reform des Hypothekenwesens, die Liberalisierung für Ausländer und den Abriss illegaler Bauten.

„In der Türkei steckt die Finanzierung des Wohnungsbaus durch die Banken noch in den Kinderschuhen“, sagt Tsertsvadze. Stellt man die Wohnungsbaukredite dem Bruttoinlandsprodukt gegenüber, zeigt sich die Differenz zu Ländern wie Großbritannien (UK), Spanien oder auch Deutschland, wo die Kennzahl bis zu über 80 % erreiche (UK), in der Türkei dagegen nicht einmal einen zweistelligen Prozentsatz ausmacht.

Der Tourismus stütze den Aufschwung und ermögliche steigende Überschüsse im Dienstleistungshandel. Eine dynamische Entwicklung sei aber auch im Verarbeitenden Gewerbe zu verzeichnen. „Auf die Branchen Baugewerbe, Tourismus, Fahrzeugbau und Metallindustrie entfällt ein bedeutender Teil des Wachstums“, berichtet Tsertsvadze.

Tsertsvadze fasst seine Analyse mit einem Blick auf die nach seiner Meinung „konzentrierten und richtig durchgeführten Reformen sowie wachsende Integration in den Welthandel“ zusammen und konstatiert ein sehr erfolgreiches Jahrzehnt. „Die Abhängigkeit von Europa ist nach wie vor groß, wenn auch der Nahe Osten und Zentralasien als Exportziele stark an Bedeutung gewonnen haben.“

Trotz ökonomischer Erfolge und dem Willen der Regierung, am Erfolgskurs weiter festzuhalten („vision 2023″), bleiben zum Teil erhebliche Risiken bestehen, die die Feri EuroRating Services im Blick hält. Die starke Ausweitung der Exporte in den Nahen Osten sei aufgrund der Unruhen in der Region risikobehaftet und wird in instabilen Absatzmärkten erzielt. „Der bestehende Technologiemix“, legt Tsertsvadze auseinander, „begrenzt den Spielraum für Einkommenszuwächse und Exportwachstum. Vor dem Hintergrund der Wahlen 2014 könnten kurzfristige Ziele bei der Geld- und Fiskalpolitik an Bedeutung gewinnen.“

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Energiemodell der Feri

Von Dr. Oliver Everling | 5.November 2012

„Deutschlands Energiemix in der Zukunft – wer zahlt die Zeche?“ Mit diesem Thema stellt Dagmar Kirsten von der Feri EuroRating Services AG auf der Feri Herbsttagung das Energiemodell der Ratingagentur aus Bad Homburg vor. Kern des Modells ist es, den Energiebedarf der Industrie, des Verkehrs und der Haushalte sowie des Gewerbes auf die Energieträger wie Kohle, Öl, Gas, Erneuerbare und Sonstige zu verteilen, indem sowohl Strom als auch Fernwärme analysiert werden. Aus dem Verbrauch der Energieträger resultiert als Konsequenz der CO2-Ausstoß. Das Modell wird von der Feri bereits seit vielen Jahren gepflegt und fortentwickelt.

Banal, aber von erheblichem Einfluss: Das Wetter. Dieses beeinflusst kurzfristig stärker die Zielerreichung der Reduzierung der Treibhausgase stärker als gedacht. Mit dem Energiekonzept werden ergeizige Teilziele formuliert. Der Anteil regenerativer Energiequellen an den Kapazitäten stieb überproportional in der letzten Dekade. „Dies liegt in den divergierenden Nutzungsstunden der Kraftwerkstypen begründet.“ Die derzeitige Konstellation berge aber Zielkonflikte und Problem, denn es impliziere regionale und mengenmäßige Ungleichgewichte mit Blick auf Stromangebot, -nachfrage und -verteilung, so dass Netzausbau und zusätzliche Speichertechniken erforderlich seien.

„Absolut betrachtet wird die angestrebte Menge Strom aus erneuerbaren Energien erzeugt“, berichtet Kirsten mit Blick auf das Energiekonzept. „Der Stromverbrauch wie auch der sonstige Energiebedarf sind 2050 aber höher als im Energiekonzept projiziert: Hohe Kosten bedingen geringere Effizienzgewinne, außerdem ist die höhere Wirtschaftsleistung zu berücksichtigen.“ Der CO2-Ausstoß sinke zwar, aber das gewünschte Ausmaß werde verfehlt.

Nach aktuellem Stand tragen die privaten Verbraucher die Hauptlast der Kosten des Energiekonzeptes, so das Ergebnis der Analyse aus dem Hause der Feri in Bad Homburg. „Dies dürfte insbesondere Geringverdiener bzw. Hartz-IV-Empfänger etc. zu stark belasten, warnt Kirsten.

„Langfristig dürften die Kosten für die konventionelle Stromerzeugung höher liegen als für die Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energieträgern. Die Kosten für den Energieeinsatz steigen damit langfristig unabhängig vom Energiemix. Eine Reduzierung des Verbrauchs lohnt sich auf jeden Fall“, so die Conclusio der Feri. „Think Global:“, fordert Kirsten auf, „Die Grenzkosten für die Reduzierung von CO2 sind in Ländern mit aktuell geringerem Umweltstandard erheblich niedriger als bei uns.“

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Griechenland bleibt auf der Agenda

Von Dr. Oliver Everling | 5.November 2012

Mit 8 % für China und gut 2 % für die USA sieht die Feri EuroRating Services AG, der Ratingagentur aus Bad Homburg, gegenüber ihren Einschätzungen im Frühjahr keinen Anlass, ihre Wachstumserwartungen zu korrigieren. Nicht mehr so positiv ist allerdings die Perspektive für die Eurozone, die von einem Plus in ein Minus korrigiert werden musste, und auch für Deutschland mussten die guten Wachstumserwartungen doch nach unten revidiert werden. Axel D. Angermann von der Feri EuroRating Services führt mit den wichtigsten Ergebnissen seiner weltweiten Konjunkturprognosen in die Herbsttagung ein.

Dreh- und Angelpunkt der konjunkturellen Entwicklung ist heute der Euro. Entsprechend tituliert Angermann: „(Fast) alles hängt am Euro“. Dass für den Euro kein optimaler Währungsraum gefunden wurde, sei theoretisch von Anfang an klar gewesen. Schon zu seiner Studienzeit seien wissenschaftliche Arbeiten zu dem stereotypen Ergebnis gekommen, dass die geplante Währungsunion kein optimaler Währungsraum darstellen könne. In der Praxis habe sich dies nun bewahrheitet. Angermann gibt die politischen Aspekte zu bedenken, denn es sei bei der Einführung des Euros um politische Ziele gegangen. „Ist der Erhalt der Währungsunion wünschenswert? Ja, dann ist die EWU als ein politisches Projekt politisch weiterentwickelt werden.“ Bestreite man das politisch lohnenswerte Ziele, bliebe die Rückkehr zu einzelstaatlichem Handel durch Auflösung der EWU. Angermann zeigt auf, dass der politische Weg nur über eine Integration der Finanz- und Wirtschaftspolitik, der Geldpolitik und der Krisenprävention führen kann.

„Eigentlich ist es verwunderlich, dass man alles mögliche reguliert hat, aber einen wesentlichen Sektor ausgespart hat. Erst jetzt in der Krise kommt man auf die Idee, eine Bankenaufsicht auch auf europäischer Ebene zu organisieren.“

„Wenn man auf uns gehört hätte, wäre Griechenland nicht in der Währungsunion,“ erinnert Angermann, „aber man hat sich offenbar entschieden, Griechenland dabei zu behalten.“ Angermann verweist auf die vorsichtigen Schätzungen der Feri, die schon frühzeitig einer Herabstufung Griechenlands vorsichtig machen. Die aktuellen Entscheidungen zugunsten Griechenlands seien insofern bemerkenswert, da die vorsichtigen Schuldenschätzungen der Feri noch bei weitem übertroffen worden seien: Griechenland ist noch viel höher verschuldet, als für die Austrittsprognose seinerzeit angenommen.

Angermann listet die bekannten Hausaufgaben in Griechenland auf, angefangen vom Bürokratieabbau über Sparmaßnahmen bis zur Reorganisation des Beamtenapparats. „Strukturell passiert in Griechenland nicht das, was Aussicht auf eine erfolgreiche Entwicklung hätte.“ Angermann warnt vor der Hoffnung, dass bloße Sparmaßnahmen eine Wende zum Besseren bringen würden. „Nach einem halben Jahr werden wir wieder an derselben Stelle stehen“, vermutet Angermann, so dass dann erneut die Frage zu stellen sei, ob Griechenland noch gehalten werden könne. „Die Märkte hatten sich auf einen Austritt eingestellt. Daher wäre es auch nicht zu Turbulenzen gekommen.“

Als ernstzunehmendes Argument gegen das Ausscheiden sei das des Präzedenzfalles anzusehen. Das Ausscheiden würde Spekulationen über Portugal usw. auslösen. Umgekehrt könnte aber mit dem Ausscheiden ein klares Signal gegeben werden, dass der Euro eine harte Währung bleibe und sich die Missachtung von Stabilitätskriterien für die betreffenden Staaten nicht lohnt.

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Omnikanal-Banking verstehen

Von Dr. Oliver Everling | 3.November 2012

Grundsätzlich möchten Bankkunden diverse Kanäle zur Bank nutzen, und zwar mittels einer Vielfalt von Endgeräten. Dabei wollen sie praktisch jederzeit zwischen den Kanälen wechseln können und dabei den aktuellen Bearbeitungsstatus „mitnehmen“ können. Dies wird im Beitrag von Prof. Dr. Hans-Gert Penzel und Dr. Anja Peters zum Thema „Omnikanal-Banking“ im Buch „Finanzdienstleister der nächsten Generation – Die neue digitale Macht der Kunden“ deutlich.

Die Kunden erwarten auch ein einheitliches „Look and Feel“, wollen sich also nicht neu einarbeiten. Genau diese Elemente in Kombination machen „Omnikanal-Banking“ aus, definieren Penzel und Peters.

„Allerdings kann man sich aus Sicht eines Finanzdienstleisters durchaus auf Prioritäten konzentrieren,“ so die Autoren weiter, „muss also nicht alles über alle Kanäle anbieten, und schon gar nicht sofort.“ Der Artikel von Penzel und Peters gibt dazu strukturiert Hilfestellung und konzentriert sich dabei auf drei Themenfelder. Erstens betrachtet er die Anforderungen auf dem Weg von der Filiale zum klassischen stationären Internet-Portal des Instituts. Zweitens adressiert er die zusätzlichen Herausforderungen, die sich durch die Vielfalt neuer Endgeräte ergeben, mit denen das Internet sehr viel mobiler und facettenreicher wird. Drittens nimmt er die Frage der Kundenbindung wieder auf, die sich automatisch stellt, wenn Intermediäre wie Suchmaschinen, Vergleichsportale oder Soziale Netze zwischen den Kunden und Finanzdienstleister treten.

Weiter lesen im Buch von Oliver Everling / Robert Lempka (Hrsg.): Finanzdienstleister der nächsten Generation – Die neue digitale Macht der Kunden, 1. Aufl. 2013, Frankfurt School Verlag GmbH, ISBN 978-3-940913-62-3.

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DVFA-Finanzakademie brilliert seit 1987

Von Dr. Oliver Everling | 31.Oktober 2012

Die Deutsche Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management (DVFA) feierte im Frankfurter Westhafen mit über 200 Gästen ein ganz besonderes Jubiläum: das fünfundzwanzigjährige Bestehen der DVFA-Finanzakademie.

„Im Jahr 1987 begann die Ausbildung in Zusammenarbeit mit der Uni Darmstadt und mit dem Abschluss zum ‚DVFA-Investmentanalyst’. Das Nachfolgeprogramm mit dem Abschluss als ‚Certified International Investment Analyst (CIIA)’ wird heute von 35 Berufsverbänden weltweit angeboten, und diese Verbände repräsentieren über 100.000 Mitglieder“, resümiert Peter König, Geschäftsführer der DVFA-Finanzakademie.

Die Ausbildung zum CIIA wird überwiegend von Asset Managern, Investment Bankern und Analysten absolviert. Darüber hinaus bietet die DVFA heute fünf weitere Qualifizierungsprogramme an, so für Anlageberater, Private Banker oder auch für Bankrisikomanager. In den 25 Jahren haben über 4.000 Absolventen einen dieser etablierten DVFA-Abschlüsse erlangt. Ein Alumni-Netzwerk sorgt für den kontinuierlichen Austausch zwischen den Absolventen.Bei der Jubiläumsfeier berichtete der langjährige DVFA-Referent und ehemalige CEO der DWS, Axel-Günter Benkner, über „die ersten Jahre DVFA aus der Sicht der Referenten – Lernen und Arbeiten in der Prae-Blackberry Zeit“.

Ulrike Loistl, ehemalige Geschäftsführerin der DVFA, gab Einblicke in „die Anfänge der DVFA Ausbildung: Geschichte und Geschichten“. Als Vertreter der aktuellen Referenten legte Hans-Jörg Frantzmann, Geschäftsführer von Fidelity Deutschland, dar, was gute Analysten, Anleger und Asset Manager auszeichnet und „was die Guten richtig und die Schlechten falsch machen“.

„Gerade die letzten Jahre und die Finanzkrise zeigen, dass man heute viel Know-how braucht um in der Finanzbranche erfolgreich zu sein. Deshalb ist Qualifikation im Finanzmarkt von elementarer Bedeutung – für die Mitarbeiter, für das einzelne Unternehmen und für die Branche insgesamt“, sagt Peter König.

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Abschied der UBS vom Investmentbanking inkonsequent

Von Karl-Heinz Goedeckemeyer | 31.Oktober 2012

Der Konzernumbau der schweizerische Großbank UBS geht in die richtige Richtung. Gleichwohl kommt die Redimensionierung des Investmentbankings zu spät und nicht konsequent. Statt das verbliebene Investmentbanking in zwei Sparten (Corporate & Investor Client Solutions) aufzuspalten, hätte die Bank sich komplett aus dem Investmentbanking verabschieden sollen. Denn bereits seit geraumer Zeit weist diese Sparte strukturelle Schwächen auf und ist daher unprofitabel. Dass dieser Bereich seit Jahren nicht die Kapitalkosten verdient hat, kann  vor diesem  Hintergrund nicht überraschen. Der Ausstieg aus dem kapitalintensiven  Anleihegeschäft ist dennoch richtig, dieses Business gehörte ohnehin nie zu den Stärken der Bank. Durch die verschärften Regeln über risikogewichtete Aktiven ist der Return on Equity im Fixed-Income-Geschäft gesunken und wird weiter für diejenigen Player sinken, die nicht über die notwendige Skalierung in diesem Teilsegment verfügen. Großbanken wie die Deutsche Bank oder J.P. Morgan kommen im globalen Fixed-Income-Segment über höhere Marktanteile und können dieses Geschäft somit auch (nachhaltig) profitabler gestalten. Der teilweise Rückzug der UBS aus dem Investmentbanking kommt viel zu spät.

Die hohen Verluste, die die Bank in den letzten Jahren im Investmentbanking generierte und nicht zuletzt die absehbaren  höheren Kapitalanforderungen hätte das Management frühzeitiger dazu verleiten müssen, sich aus dieser wettbewerbsintensiven Sparte zu verabschieden. Wie vielen anderen Investmentbanken in Europa ist der UBS über die Zyklen hinweg nicht gelungen, im Investment Banking erfolgreich tätig zu sein.

Es ist anzunehmen, dass auch der Konkurrent Credit Suisse sich aus diesem Geschäft allmählich zurückziehen und sich auf das nachhaltigere Privatkunden- und Vermögensverwaltungsgeschäft konzentrieren wird.  Dass die Börse den teilweisen Rückzug honorierte, sollte für den Vorstand Ansporn genug sein, sich sukzessive komplett aus dem Investmentbanking zurückzuziehen.

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Schicksal Italiens gerät zur Spekulation

Von Dr. Oliver Everling | 31.Oktober 2012

Die Gothaer Asset Management AG (GoAM) ist davon überzeugt, dass es noch 10 bis 20 Jahre dauern wird, bis die Eurozone die realökonomische Krise endgültig überwunden hat. „Die Krise ist kein gordischer Knoten, den man mit einem Schlag lösen kann. Sie ist vielmehr als neuer Normalzustand zu betrachten. Märkte und Menschen müssen lernen, damit umzugehen“, so Christof Kessler, Vorstandssprecher der GoAM.

Der Euro sei politisch gewollt gewesen und er sei trotz aller Turbulenzen noch immer eine starke Währung, glauben die Experten aus Köln: So war die Gemeinschaftswährung bei der Gründung 1,18 US-Dollar wert, heute liegt sie bei 1,31 US-Dollar. „Solange in den einzelnen Mitgliedsländern der Eurozone mehrheitlich Euro-freundliche Parteien an der Macht sind, ist der Weg zu einer Finanzunion unumkehrbar“, erklärt Christof Kessler. Auf dem Weg dahin sind Rettungsschirme, Sanktionen und mögliche politisch gemanagte Austritte wichtige Instrumente. Möglicherweise wird die Europäische Zentralbank beauftragt, spekulieren die Analysten der Gothaer, Marktverwerfungen bei Staatsanleihen durch entsprechende Käufe zu kontrollieren. „Europa wird die Krise überwinden, wenngleich Rückschläge wie ein weiterer Anstieg der Verschuldung oder eine Rezession nicht auszuschließen sind“, so Kessler.

Voraussetzung hierfür ist, dass die einzelnen Staaten mithelfen und ihren Haushalt in Ordnung bringen. Laut Kessler müssen sich insbesondere die Primärsalden in einigen Ländern verbessern, der Markt erwartet positive Signale. Aktuell liegen die erwarteten Primärsalden der verschiedenen Länder weltweit 2012 durchschnittlich sechs Prozent unter den erforderlichen Zahlen. Betrachtet man die Entwicklung in der Eurozone über mehrere Jahre hinweg, so zeigt sich, dass Irland und Italien bei der Sanierung ihrer Haushalte auf einem guten Weg sind, Spanien jedoch relativ schlecht dasteht. So benötigt Italien beispielsweise ein Nominalwachstum von 1,7 Prozent, um seinen Haushalt auszugleichen – ein durchaus realistischer Wert. „Spanien hat jedoch zu spät alle Karten auf den Tisch gelegt. Wir befürchten, dass das Land aufgrund seiner strukturellen Probleme mittelfristig auf den Status ‚Non investment-Grade’ heruntergestuft wird“, meint Christof Kessler.

Für die Geldanlage großer Versicherer wie der Gothaer bedeutet der anhaltende Krisenmodus eine noch schärfere Beobachtung des Marktes. Zudem ist eine verstärkt taktische Allokation des Vermögens erforderlich, da rein strategische Vorgaben in Zeiten volatiler und instabiler Märkte nicht mehr zielführend sind. Es geht insbesondere darum, kurzfristige Trends auszunutzen. Allerdings ist es keine Lösung, bei der Geldanlage nur noch auf kurzfristige Anlagen zu setzen. „Für einen Zeitraum von weniger als fünf Jahren können Anleger ihr Geld derzeit lediglich parken, nicht anlegen“, so Kessler abschließend.

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