Schlechte Aussichten für Griechenland

Von Dr. Oliver Everling | 8.Juni 2011

Entgegen mancher Gerüchte hat sich der Ansatz für Bankenratings von Fitch Ratings auch über die Krise hinweg als erstaunlich stabil erwiesen. David Weinfurter, Group Managing Director für Financial Institutions bei Fitch Ratings, zeigt anlässlich der Fitchs Ratings 2011 Global Banking Conference in Frankfurt am Main auf, dass die Stabilität des Ratingansatzes jedoch nicht bedeute, dass sich Ratings einzelner Banken nicht ändern würden.

Regulierung, makroökonomisches Umfeld, Staatsschulden, Refinanzierung, fundamentale Faktoren und Erfordernisse weiterer Unterstützung sind die Themen bei Bankenratings. Weinfurter fokussiert den Aspekt der staatlichen Unterstützung für Banken.

Unterstützung wird von Fitch Ratings unter dem Gesichtspunkt geprüft, inwieweit nicht-nachrangige Gläubiger einer Bank befriedigt würden. Die Geschichte der Banken zeigt, dass Banken immer wieder durch staatliche Eingriffe gerettet wurden. AIG wurde gerettet, Lehmann Brothers nicht – auch die USA seien in dieser Frage inzwischen schwierig einzuschätzen.

Douglas Renwick, Director Sovereign Ratings bei Fitch Ratings, zeigt die divergierenden Entwicklungen der staatlichen Verschuldung zwischen entwickelten und entwickelnden Märkten auf. Die öffentliche Verschuldung in den entwickelten Märkten habe stark zugenommen, während sie in den entwickelnden Märkten eher abgenommen habe. Zugleich sei eine Konvergenz des Verschuldung des Privatsektors zu beobachten.

Renwick macht die Unterschiede zwischen den Schuldenproblemen verschiedener Staaten deutlich. Griechenland sei gegenüber dem Ausland verschuldet, während andere Staaten, auch Italien, ihre Schuldenprobleme in stärkerem Maße intern lösen könnten. Renwick bemisst die “Distanz zur Solvenz” 2010 und erwartete Werte für 2012: Demnach ist der Weg für Japan, Irland, Portugal und die USA besonders weit, für Italien und Deutschland dagegen kurz.

Schon im nächsten Jahr stehe Griechenland vor neuen Herausforderungen, wenn “frisches Geld” benötigt werde. Das ohnehin schon spekulative Rating auf die Staatsschulden Griechenlands B+ sei daher durch einen negativen Ausblick belastet. Die Privatisierung sei keine signifikante Quelle der Entlastung, da nicht genau bestimmt werden könne, wann daraus Effekte zu verzeichnen seien.

Renwick wirft den Blick nach Portugal: Die tiefe Rezession in Portugal habe gerade erst begonnen Scharfe Einschnitte und Anpassungen makroökonomischer Ungleichgewichte, starke Zunahme Non-Performing Loans (NPL) usw. werden Portugal weiterhin belasten, so dass der Ausblick für das zurzeit noch “investment grade”-Rating von BBB- immer noch negativ ist.

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Schuldenkrise als Interna der Eurozone

Von Dr. Oliver Everling | 7.Juni 2011

“Das Schuldenproblem der Eurozone ist im Wesentlichen ein internes”, sagt Grit Heinz, Leiter Wealth Management Research Deutschland, UBS Deutschland AG, in Frankfurt am Main, “das Schuldenproblem der USA dagegen im Wesentlichen ein chinesisches.” Die “gute” Nachricht der europäischen Schuldenkrise sei also, dass die Probleme innerhalb Europas liegen würden, während die Amerikaner mit Chinesen konfrontiert seien.

Jürgen Altmann, Managing Director der UBS Deutschland AG, begrüßte Heinz im OpernTurm zu seinem Vortrag "Spannungsfeld Eurozone": Die Differenzen haben seit der Euroeinführung innerhalb der Eurozone zugenommen, denn es gibt anhaltende und zunehmende Leistungsbilanz-Ungleichgewichte.

Der Realzinseffekt verstärkt und verlängert den Konjunkturzyklus, die Eurozone destabilisiere den Konjunkturzyklus, meint Heinz. Der Konjunkturverlauf verschärfe sich durch den Euro, so seine These. Die Eurozne führe zu unterschiedlicher Wettbewerbsfähigkeit der Preise, so Heinz, denn der Ausgleich über den Wechselkurs funktioniere unter Eurobedingungen nicht mehr. Deutsche Produkte seien deshalb relativ günstiger geworden.

“Alle Länder haben weitergemacht wie bisher und haben vergessen, dass es den Euro gibt”, sagt Heinz und macht den Effekt am Beispiel der Autos in Italien deutlich: Früher seinen italienische Autos für Italiener am günstigsten gewesen, heute kaufen sie sich die Autos günstiger aus dem Ausland.

“Deutschland wird zurzeit überstimuliert durch die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank”, sagt Heinz, auch das sei eine Konsequenz der Währungsunion.

“Unserer Meinung nach stehen den politischen Entscheidungsträgern drei Optionen zur Verfügung: sich mit Notlösungen zu begnügen, fiskalische Integration und eine Redimensionierung der Eurozone. In den kommenden Monaten und Jahren dürften die politischen Entscheidungsträger die erste Option wählen und somit die bestehenden Mechanmismen ausbauen. Gleichzeit dürften sie einer grundlegenden Neuorientierung der Eurozone aus dem Wege gehen. Der Euro dürfte weiterhin”, so die Conclusio von Heinz, ”anfällig für Instabilität bleiben.”

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Vom Produktrückruf zum Downgrading

Von Dr. Oliver Everling | 7.Juni 2011

Produktrückrufe gibt es in allen Schadenklassen, vom kleinen Ärgernis bis zur Katastrophe, die das Unternehmen in seinem Fortbestand bedrohen kann. Die Liste der entstehenden Schäden reicht vom direkten Rückholen der Ware über Entschädigungen für eventuelle Kosten und Ertragsausfälle bei den Kunden sowie eigene Umsatz- und Gewinneinbußen bis hin zum entstehenden Imageschaden für Unternehmen und Marke. Je nach Branche geht es um sehr unterschiedliche Produktgefahren und Risiken – typischerweise sind es etwa Nebenwirkungen bei Medikamenten, Funktions- oder Komfortverlust bei Autoteilen oder Verunreinigungen bei Lebensmitteln.

Der Versicherungsmarkt bietet für diesen Fall Produktrückrufversicherungen, mit denen sich Unternehmen absichern können. „Nur sehr wenige Unternehmen wissen allerdings, ob sie über einen passenden Versicherungsschutz verfügen, ob alle wichtigen Risiken abgedeckt und alle sinnvollen Bewältigungsstrategien implementiert sind“, sagt Olaf Keller, Geschäftsführer von Marsh Risk Consulting. „Die Deckungssummen sind in der Regel historisch gewachsen – oder sie sind abgeleitet von externen Informationen wie der eingekauften Deckungssumme für Produktrückrufe des Wettbewerbs.“

Nur wer weiß, welche Produkte welchen Schaden mit welcher Wahrscheinlichkeit verursachen können, ist in der Lage, seine Risiken adäquat zu kontrollieren. „Darum ist es sinnvoll, das Risikopotenzial durch Szenarioanalysen quantitativ zu bestimmen und in einen ganzheitlichen Risikomanagementprozess zu integrieren, der ein wirtschaftlich sinnvolles Optimum an Deckungs- und Schadenbewältigungsstrategien ermöglicht“, so Olaf Keller. Mit einer von Marsh Risk Consulting entwickelten neuen Methode können die wichtigsten Produktrisiken identifiziert, quantifiziert und aggregiert werden, um eine passende unternehmensweite Absicherungsstrategie zu etablieren.

Auf Basis dieser Analyse können Bewältigungsstrategien – beispielsweise bei der Vertragsgestaltung oder im Qualitätsmanagement – sowie spezifische Deckungslücken identifiziert und geschlossen werden. Darüber hinaus ist es damit aber auch möglich, angemessene Deckungssummen für das Produktrückrufrisiko auf Unternehmensebene zu bestimmen. Ein abschließender Bericht dokumentiert die Ergebnisse der einzelnen Vorgehensschritte und liefert damit unter anderem eine transparente und auch für Dritte nachvollziehbare Grundlage für die Entscheidung über die Deckungssumme.

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Mangelnde Bonitätsdifferenzierung

Von Dr. Oliver Everling | 6.Juni 2011

“Nach mehreren Wochen der Gerüchte, Dementis und Ungewissheit ist jetzt klar,” sagt Valentijn van Nieuwenhuijzen, Head of Strategy, Strategy & Tactical Asset Allocation Group, ING Investment Management, Den Haag, “dass die politisch Verantwortlichen in Europa erneut vorgeführt wurden und es Europa immer noch an der zur Lösung der Staatsschuldenkrise erforderlichen Transparenz und Koordination mangelt.” Nun habe es den Anschein, dass die „politischen“ Initiativen einiger im Mittelpunkt stehender Akteure in den letzten Wochen wiederum zu einer Meinungsschere geführt haben. In Europa sei der Populismus auf dem Vormarsch und der politische Wille, dem Gemeinwohl Europas Wählerstimmen zu opfern, scheine deutlich nachzulassen.

Insofern sei es wichtig, zu erkennen, dass die Staatsschuldenkrise an der Euro-Peripherie nicht nur eine, sondern mehrere Ursachen habe. Doch nicht alle dieser Ursachen fallen (oder fielen) in den Einflussbereich der Regierungen der betreffenden Länder. “Das gilt natürlich nicht für die unverantwortliche Haushaltspolitik von Ländern wie Griechenland und Portugal.” Vielmehr betreffe dies Auslassungen und Mängel beim Entwurf der Währungsunion (fehlende Regelungen zur fiskalischen Umverteilung), übermäßiges Kreditwachstum sowie die daraus folgenden Immobilienmarktblasen.

Im Falle Spaniens und Irlands spielten die letztgenannten Faktoren eine weitaus größere Rolle als die Führung der öffentlichen Haushalte vor Ausbruch der Schuldenkrise. Van Nieuwenhuijzen: “Hinzu kommt, dass auch Deutschland und Frankreich in fiskalpolitischer Hinsicht nicht mit gutem Beispiel vorangegangen sind. Vielmehr haben diese Länder im Herzen Europas die Stabilitäts- und Wachstumsregelungen seit Einführung des Euro weitenteils ignoriert und sogar für eine Änderung der Vorschriften plädiert, als ihre Regelverstöße zu offensichtlich wurden.”

Zudem haben die geldpolitischen Entscheidungsträger bislang nicht signalisiert, dass eine Notwendigkeit bestehe, die Staatsschuldner der Eurozone nach Bonität zu differenzieren, warnt van Nieuwenhuijzen. “Die EZB hat Banken gegenüber bisher stets dieselben Kreditvergabekriterien angewandt – ganz gleich, ob sie griechische Staatsanleihen oder deutsche Bundesanleihen zur Besicherung ihrer Darlehen anboten. Desgleichen hat die EZB bislang nicht kategorisch vor den Gefahren für die finanzielle Stabilität gewarnt, die eine übermäßige Kreditaufnahme durch öffentliche und private Stellen in den Peripherieländern darstellt.”

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Griechenland zieht Banken nach unten

Von Dr. Oliver Everling | 6.Juni 2011

In der vergangenen 22. Kalenderwoche 2011 stand erneut die europäische Schuldenkrise im Mittelpunkt, schreibt die Bayerische Landesbank, GF Markets, Volkswirtschaft und Research.

Während zu Beginn der Woche noch verstärkt über Ansteckungsrisiken (Italien, Belgien) diskutiert wurde, war ab Wochenmitte Griechenland wieder das marktbeherrschende Thema (Herabstufung durch Moody’s auf Caa1, Ausblick negativ), schreibt die BayernLB: “Die Spekulation über ein baldiges Hilfspaket stützten die Märkte, die von schwach ausgefallenen Konjunkturdaten belastet wurden. Trotz der unter den Erwartungen ausgefallenen US-Arbeitsmarktdaten am Freitag sorgte die auf Staatsebene getroffene Vereinbarung von Troika und griechischer Regierung für Erleichterung. Im Wochenvergleich schloss der iTraxx Main wenig verändert, die Financial Indizes engten sich am Freitag spürbar ein.”

Die steigende Wahrscheinlichkeit für staatliche Schuldenrestrukturierung und hohe Korrelation mit dem Bankensektor veranlasste Moody’s nach der Senkung des Länderratings für Griechenland von B1 auf Caa1 dazu, das Deposit und Senior Debt Rating für acht griechische Banken herabzustufen (jeweils mit negativem Ausblick): National Bank of Greece SA (NBG) auf B3 von Ba3, EFG Eurobank Ergasias SA (Eurobank) auf B3 von Ba3, Alpha Bank AE (Alpha) auf B3 von Ba3, Piraeus Bank SA (Piraeus) auf B3 von Ba3, Agricultural Bank of Greece (ATE) auf B3 von B1, Attica Bank SA auf B3 von B1, Emporiki Bank of Greece (Emporiki) auf B1 von Baa3, General Bank of Greece (Geniki) auf B1 von Baa3.

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Ganzheitliches Rating unterstützt ETF-Marktwachstum

Von Dr. Oliver Everling | 4.Juni 2011

Die ETF-Industrie bewegt sich aktuell auf einem schmalen Grat. Das rasante Marktwachstum und der Erfolg der vergangenen Jahre haben das Produktangebot dynamisch erweitert. „Die Vielfalt der Abbildungskonzepte erschwert einen Vergleich der einzelnen Produkte. Ihre hohe Transparenz hat ETFs bislang gegenüber anderen Finanzprodukten ausgezeichnet und sie zu einem unverzichtbaren Instrument für Investoren gemacht, wie nicht zuletzt ihre starken Zuwächse in der Finanzkrise gezeigt haben“, schreibt Dr. Dirk Klee ist Vorstandsvorsitzender der BlackRock Asset Management Deutschland AG, in seinem Beitrag zum Buch „Exchange Traded Fund Rating“ (herausgegeben von Dr. Oliver Everling und Götz Kirchhoff, Art.-Nr. 22.472-1100 Bank-Verlag Medien GmbH, ISBN 978-3-86556-257-9).

Den hohen Anspruch an Transparenz gelte es trotz des rasant gewachsenen Produktangebotes aufrechtzuerhalten. Immer mehr Emittenten bauten daher aktuell die Informationen zu ihren synthetischen Produkten aus, um auch für diese die umfassenden Angaben bereitzustellen, wie Anleger sie von voll replizierenden ETFs gewohnt sind.

Ein unabhängiges und umfassendes ETF-Rating kann der Industrie nach Ansicht von Klee wichtige Impulse geben. Anleger könnten damit künftig erheblich einfacher die Qualität der jeweils angebotenen Produkte vergleichen und den für sie passenden ETF auswählen. Außerdem wird ein unabhängiges Rating die erwartete Branchenkonsolidierung beschleunigen.

„Die einfachere Vergleichbarkeit der Produkte wird die Qualitätsunterschiede zwischen den einzelnen Emittenten und ETFs offenlegen,“ sagt Klee, „was die Entwicklung hin zu den qualitätsführenden Anbietern zusätzlich unterstützen wird.“ Die Zukunft der Erfolgsgeschichte ETFs wird schließlich entscheidend davon abhängen, wie es gelingen wird, den Ruf der ETFs als transparentes Investmentprodukt zu verteidigen.

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Konservative aus dem Windkanal

Von Dr. Oliver Everling | 31.Mai 2011

“Die CDU ärgert schon seit vielen Jahren ihre wertkonservativen Stammwähler”. schreibt Udo Schäfer in der Frankfurter Rundschau vom 30.05.2011, Nr. 125, S. 12. “Wertkonservative wollen auch nicht mit Neoliberalen verwechselt werden.” Denn in der CDU sei es ein lange geübter schlechter Brauch neoliberaler Funktionsträger, wirtschaftsliberale Vorstellungen mit einer ablehnenden Haltung zum Schwangerschaftsabbruch und zur PID zu bemänteln und das ganze dann als "konservativ" zu verkaufen.

“Ich nenne das Windkanal-Konservatismus. Die CDU deckt nicht mehr ihr ursprüngliches Spektrum von christlich-sozial über ordoliberal und liberal-konservativ bis christlich-konservativ ab. Heute orientiert sich die Berliner CDU-Führung an einem Neoliberalismus aus zweiter Hand”, warnt Schäfer aus seiner langjährigen Erfahrung in der Politik.

Die Originale von Friedrich August von Hayek über Milton Friedman bis Wilhelm Röpke haben die meisten CDU-Funktionsträger nicht gelesen, sondern sie beziehen sich auf Sekundärliteratur. Die CDU ist nach Ansicht von Schäfer auf dem besten Wege, eine pragmatische Partei zu werden, die keinen erkennbaren Prinzipien mehr folgt.

“Bei der FDP war das früher anders”, macht Schäfer deutlich. Otto Graf Lambsdorff schrieb ein Vorwort zu Friedrich August von Hayeks Schlüsselwerk "Der Weg zur Knechtschaft". Graf Lambsdorff war “wenigstens neoliberal und er wusste auch welche Folgen das hat”, so Schäfer und fügt hinzu: “Ich bezweifle, dass die jungen Nachwuchspolitiker der FDP wirklich in der Lage sind, den Liberalismus weiter zu entwickeln, weil ihnen die ideengeschichtlichen Kenntnisse dazu fehlen.”

Meint die FDP, fragt Schäfer, mit dem "mitfühlenden Liberalismus" etwa eine Neubewertung der Ideen von Karl-Hermann Flach und damit die Wiederentdeckung der sozialen Frage? “Wollen die bekennenden Wirtschaftsliberalen in der CDU und der FDP etwa die geldpolitischen Vorstellungen von Ludwig von Mises in einen Zusammenhang mit der Euro-Rettung bringen? Das wäre sehr spannend. Denn dann würde über ganz andere Konzepte diskutiert werden müssen, als dies die Kanzlerin zurzeit gegenüber der Öffentlichkeit tut. Die CDU ist gut beraten, das akademische Potenzial ihrer Partei stärker heranzuziehen, anspruchsvoller zu debattieren und Anstöße gut ausgebildeter Mitglieder ernst zu nehmen. Nur dann werden diese Mitglieder für die CDU auf den Straßen und Plätzen dieser Republik wieder um Vertrauen für ihre Partei werben.”

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Regulierung ohne empirisches Fundament

Von Dr. Oliver Everling | 30.Mai 2011

Die Corporate Governance-Berichterstattung von Banken hat sich nach der Finanzmarktkrise verändert. Prof. Dr. Anne d’Arcy von der Wirtschaftsuniversität Wien skizziert auf dem DVFA-Symposium Banken die Verrechtlichung der Themen. “Es gibt keine Verlangsamung der Regulierungsaktivität, und die Regulierer tun das, ohne zu wissen, wie die zuvor gesetzten Regelungen eigentlich wirken”, sagt die Wissenschaftlerin.

Die Instituts-Vergütungsverordnung vom Oktober 2010 und auf EU-Ebene das Grünbuch Coporate Governance in Finanzinstitutionen und Vergütungspolitik im Juni 2010 sowie das Green paper “The EU corporate governance framework” vom April 2011 sind Beispiele für die neuesten Regelungen.

Regeln zur Vergütung sind teilweise bereits umgesetzt. Hier gibt es die höchste “Regelungsdichte”, sagt d’Arcy. “Das ist sicher der größte Eingriff in Autonomie und Unternehmertum, das haben wir vorher noch nicht gesehen”, fügt sie hinzu.

“Auch die Aktionäre haben versagt”, dies sei ein Gedanke des neuen Grünbuchs, denn Aktionäre sollen “gezwungen” werden, stärker ihren Einfluss auszuüben. So werde auch ein Regelwerk zur Offenlegung für “proxy advisors” gefordert.

Einige Forschungserkenntnisse zum Disclosure hält d’Arcy für bemerkenswert: Auch wenn mit mehr “Disclosure” Kapitalkosten tendenziell gesenkt werden können, kann der gesamte (ökonomische) Nettoeffekt einer Regel nicht gemessen werden. Regulierung verursacht Kosten und führt zu Vermeidungsstrategien, die kontraporduktiv sein können. Eine Regel wirkt unterschiedlich auf Unternehmen, so dass die Kosten und Nutzen von Regulierung stark variieren; daher seien “one size fits all”-Ansätze oft fragwürdig. Kapitalmärkte seien kurzfristig nicht notwendigerweise effizient. “Governance-Mechanismen können daher versagen”, so d’Arcy. Disclosure werde durch den Markt nicht beliebig verarbeitet.

Was ist zu berichten? Erklärung zur Unternehmensführung (zum Corporate Governance-Kodex, Angaben zu Unternehmensführungspraktiken, Beschreibungen zur Arbeitsweise der Organe), Aufgaben im Rahmen des Lageberichts (Beschreibung zum IKS-/RM-System sowie sonstiges wie übernahmerechtliche Angaben, Abhängigkeitsbericht etc.) und Angaben im Rahmen des Anhangs sind Beispiele dafür.

“Regulatorisch ist Corporate Governance nach wie vor Top”, sagt d’Arcy, schränkt aber ein, dass faktisch bei den Aktionären, Teilhabern bzw. Analysten wohl doch eher die nackten Zahlen zählen. Fülle und Qualität der Informationen seien beeindruckend. Der Nachweis, ob, wie und in welchem Umfang diese tatsächlich Entscheidungen beeinflussen, stehe aber noch aus. D’Arcy fragt nach den Rollen des “mündigen” Aktionärs und des "mündigen” Analysten. Weitere “regulatory action” ist zu “befürchten”, fügt d’Arcy hinzu.

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Reihe von Gründen für ETF-Rating

Von Dr. Oliver Everling | 28.Mai 2011

Eine Reihe von Gründen spricht für ein eigenständiges Rating von ETFs, so das Urteil von Dr. Dirk Klee ist Vorstandsvorsitzender der BlackRock Asset Management Deutschland AG: Ihre Produkteigenschaften und die Nutzung durch Investoren unterscheiden sich wesentlich von anderen Finanzinstrumenten.

Dr. Dirk Klee wurde 2010 zum Länderchef für Deutschland, Österreich und Osteuropa bestellt. Er verantwortet zudem das unter dem Label iShares geführte Indexfonds-Geschäft des Unternehmens in Zentral- und Osteuropa. Bis 2008 war er Mitglied der Geschäftsführungen der Allianz Global Investors Deutschland GmbH und Allianz Global Investors KAG mbH, wo er den Vertrieb über Distributionskanäle in Deutschland leitete. Bei der Allianz KAG mbH war Klee seit 1998 für die Betreuung institutioneller Kunden verantwortlich, bevor er 2000 zu Pimco in die USA wechselte. Dort verantwortete er die Einführung und den Vertrieb von Pimco-Rentenprodukten in Deutschland und Österreich. 2005 wurde Klee mit Zuständigkeit für den institutionellen Direktvertrieb von Pimco-Produkten in die Geschäftsführung der dbi KAG mbH (seit 2007: Allianz Global Investors KAG mbH) berufen.

Aus der individuellen Entwicklungsgeschichte der ETF-Emittenten ergeben sich unterschiedliche Ansätze, deren Vor- und Nachteile in einem umfassenden Rating zu berücksichtigen sind, schreibt Klee in seinem Beitrag zum Buch „Exchange Traded Fund Rating“, herausgegeben von Dr. Oliver Everling und Götz Kirchhoff, Art.-Nr. 22.472-1100 Bank-Verlag Medien GmbH, ISBN 978-3-86556-257-9). Die Vorteile einer einfacheren, genaueren Abbildung der Indexperformance über Swaps – insbesondere in wenig liquiden Märkten – sind beispielsweise gegen die hiermit verbundene Kreditrisiken, eine geringere Transparenz oder eine komplexere Besteuerung abzuwägen, so Klee.

Die gängigen Kennzahlen wie Total Expense Ratio (TER), Tracking Error und Tracking Difference sind nach Klee daher immer im Kontext der jeweiligen Abbildungsmethodik und ihrer umfassenden Eigenschaften zu bewerten. Schließlich haben ETFs durch das dynamische Wachstum der vergangenen Jahre ein Gewicht im Markt gewonnen, das ein eigenständiges Rating rechtfertigt.

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Anlegergerechte Transparenz

Von Dr. Oliver Everling | 27.Mai 2011

Transparenz – was macht die Aufsicht? Dr. Günter Birnbaum, Abteilungsleiter, Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), erläutert auf der Konferenz “Transparenz von Bankangeboten” der Frankfurt School of Finance & Management, Tätigkeiten der BaFin.

Jährliche Prüfung des Wertpapiergeschäfts, Teilnahme an den jährlichen Prüfungen, Setzen von Prüfungsschwerpunkten, Sonderprüfungen, etwa bei “Lehman”, Untersagen von Missständen bei der Werbung – etwa des “cold callings”, Auskunfts- und Vorlageersuchen, etwa bei der Beschwerdebearbeitung und per “thematic work”, Bussgelder, §§ 4 und 4a WpHG, Misstandsaufsicht usw. – Birnbaum macht die vielfältigen Aufgaben der BaFin sowie die Schwierigkeiten deutlich, das Geleistete der Öffentlichkeit zu präsentieren.

Die BaFin macht aber entgegen mancher Gerüchte kein “mystery shopping”, unterhält keine eigenen Prüfungsteams und hat keinen Auftrag für den individuellen Anlegerschutz.

“Wenn es eine anlegergerechte Beratung gibt, muss es auch eine anlegergerechte Transparenz der Produkte geben”, so eine der Thesen von Birnbaum. Status quo: Der Gesetzgeber fordert Aufklärung über die Risiken der Produkte an sich. “Einige Produkte verweigern sich per se einer weitgehenden Transparenz. Kann der Kunde auf Produkttransparenz verzichten?” Birnbaum warnt dass Transparenz aus einem “schlechten” Produkt kein “gutes” Produkt machen könne.

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