Spanische Sparkassen konsolidieren
Von Dr. Oliver Everling | 26.Mai 2010
Die Konsolidierungsbestrebungen im spanischen Sparkassensektor nehmen deutlich Fahrt auf und Form an, stellt Jörg Birkmeyer vom DZ BANK Research in den „Strategie Credits“ fest, einer Research-Publikation der DZ BANK. Angesichts des Problemdrucks bei den Sparkassen – die Sparkassen sind traditionell stark im Hypothekengeschäft engagiert und leiden infolgedessen auch besonders unter dem Anstieg der Not leidenden Kredite – pressiere die Zeit.
Caixa Catalunya, Caixa Tarragona und Caixa Manresa kündigten die erste größere Fusion im Sparkassensektor Spaniens an. Die fusionierte Einheit, in deren Mittelpunkt das Privatkundengeschäft steht, soll eine Bilanzsumme von mehr als 81 Mrd. Euro haben (4 Millionen Kunden, 8.000 Mitarbeiter und 1.215 Zweigstellen).Vier weitere Sparkassen wollen bestimmte Geschäftsbereiche in eine neu zu gründende Einheit zusammenlegen. Zu dem Konsortium zählen Caja de Ahorros del Mediterráneo, Cajastur, Caja de Extremadura und Caja Cantabria. Die vier Sparkassen wollen sich nach dem Prinzip einer kalten Fusion (fusión fría) zusammenschließen.
Diese virtuellen Fusionen oder strategischen Allianzen, erläutert Birkmeyer, erfolgen über ein so genanntes Sistema Institucional de Protección (SIP). Ein SIP stellt ein privatrechtliches Sicherungsabkommen mit dem Ziel dar, die Liquidität und Solvabilität der beteiligten Institute zu sichern und deren Insolvenz zu vermeiden. Dabei treten die einzelnen Sparkassen weiterhin unabhängig voneinander mit eigener Marke und Vertriebsnetz am Markt auf und bündeln lediglich übergeordnete Funktionen, wie beispielsweise Refinanzierung/ Liquiditätsmanagement oder Risikomanagement.
SIPs unterliegen der Bankenaufsicht des Landes und dürfen nur von in Spanien zugelassenen Kreditinstituten mit ähnlicher Geschäftsausrichtung gegründet werden. Die neue Einheit wird den eigens zur Restrukturierung eingerichteten Bankenrettungsfonds FROB (Fondo para la Reestructuración Ordenada Bancaria) um finanzielle Unterstützung in Höhe von etwa 1,6 Mrd. Euro ersuchen. Die EU-Kommission hat den Fonds (vorerst) bis Ende Juni genehmigt, so dass die Institute bis zu diesem Datum Anträge auf Unterstützung einreichen können, berichtet das DZ BANK Research.
„Auch wenn sonst allenthalben Ungewissheit über die künftigen Entwicklungen an den Kapitalmärkten herrscht,“ schreibt Birkmeyer , „so dürfte eines mit Gewissheit gesagt werden können: Marktakteure werden sich auch in den nächsten Tagen und Wochen darauf einstellen können, dass weitere Sparkassenfusionen in Spanien angekündigt werden, eventuell auch Rettungsaktionen durch die spanische Bankenaufsicht bekannt gegeben werden müssen. Denn die spanische Notenbank, die zugleich die spanische Bankenaufsicht ausübt, scheint den politischen Ränkespielen bei der anstehenden Konsolidierung nicht mehr allein passiv zusehen zu wollen ihre bisherige Praxis hatte ihr auch den Vorwurf mangelnder Autorität eingebracht. Daher scheint sie nun eine aktivere Rolle bei der Bereinigung und Problemlösung im spanischen Sparkassensektor zu übernehmen. Die spanische Notenbank will die Zahl der Sparkassen noch in diesem Jahr um mehr als die Hälfte auf rund 15 bis 20 reduzieren.“
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TNS Sofres sieht deutsche Anleger anders
Von Dr. Oliver Everling | 26.Mai 2010
In der Diskussion um die Etablierung von provisionsunabhängiger Anlageberatung auf Honorarbasis wird immer wieder das Argument ins Feld geführt, dass die deutschen Anleger nicht bereit seien, für Anlageberatung Honorar zu bezahlen. Lieber nehme ein Anleger die hohen, aber gut im Finanzprodukt versteckten Abschlussprovisionen in Kauf, so die häufig geäußerte Meinung.bDoch diese Ansicht stimme nicht mit der Realität überein, betonen die Finanzexperten von Berater-Lotse.de, dem Online-Portal für Finanz-, Steuer- und Rechtsexperten (http://www.Berater-Lotse.de/), und verweisen auf eine aktuelle repräsentative Studie des Meinungsforschungsinstituts TNS Sofres (http://www.tns-sofres.com/).
Im Auftrag des Fondsanbieters Fidelity (https://www.fidelity.com/) wurden Sparer zu ihren Erwartungen an die Anlageberatung befragt. 51 Prozent von ihnen zeigten sich bereit, für eine kompetente und unabhängige Beratung ein angemessenes Honorar zu bezahlen. Dafür wird auch eine faire Gegenleistung erwartet: Vollständige Gebührentransparenz, ganzheitliche Finanzplanung und die regelmäßige Anpassung der Anlagestrategie an die Lebensplanung stehen ganz oben auf der Wunschliste – all dies sind Anforderungen, die provisionsunabhängige und ausschließlich gegen Honorar arbeitende Finanzberater – siehe Berater-Lotse.de – schon heute erfüllen.
Dass Anleger für die Zahlung eines Beratungshonorars zu geizig sind, kann damit als widerlegt gelten. Allerdings wird sich die Honorarberatung erst dann auf breiter Front durchsetzen, wenn ein einheitliches Berufsbild mit klar gekennzeichneten Qualifikationen und einem verbindlichen Verhaltenskodex dem Anleger die Sicherheit gibt, auch wirklich qualifiziert und unabhängig beraten zu werden. Die IHK Frankfurt/Main hat in einem Arbeitskreis unter der Leitung von Dietmar Vogelsang, Geschäftsführer von Berater-Lotse.de, vor kurzem ein solches Positionspapier erarbeitet und der Politik bereits als Lösungsvorschlag präsentiert. Die Bundesministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Frau Ilse Aigner, hat dieses Positionspapier bereits als konstruktive Vorlage befürwortet, berichtet der Berater-Lotse-de. Dennoch: Die Zeit drängt, damit bereits heute tätige Honorarberater und auch deren Klienten auf eine gesicherte Rechtsgrundlage vertrauen können.
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Caspar von Hauenschild folgt auf Klaus Pyter
Von Dr. Oliver Everling | 21.Mai 2010
Caspar von Hauenschild ist neues Mitglied des Aufsichtsrates der oekom research AG. Die heutige Hauptversammlung der Ratingagentur bestätigte seine Berufung. Von Hauenschild ersetzt in dieser Funktion Klaus Pyter, der dem Gremium seit 2001 angehörte und sein Amt altersbedingt zur Verfügung stellt. Die übrigen Positionen bleiben unverändert: Aufsichtsratsvorsitzender ist Jacob Radloff, Geschäftsführer der ökom GmbH, weiteres Mitglied des Gremiums ist Prof. Dr. Thomas Dyllick von der Universität St. Gallen.
Caspar von Hauenschild, Jahrgang 1947, war mehrere Jahre lang Vorstandsmitglied der Bayerischen Vereinsbank und Bereichsvorstand der HypoVereinsbank. Seit 2002 ist er als Unternehmensberater in München tätig und engagiert sich unter anderem als Vorstandsmitglied von Transparency International. Darüber hinaus nimmt er Aufsichtsratsmandate bei der St. Gobain Isover AG und der Rhön-Klinikum AG wahr. Seit 2006 ist er Mitglied des wissenschaftlichen Beirats von oekom research. Mit seinem Wechsel in den Aufsichtsrat der Ratingagentur scheidet er aus diesem Gremium aus.
„Wir sind stolz darauf, mit Caspar von Hauenschild eine erfahrene und renommierte Persönlichkeit als Verstärkung für unseren Aufsichtsrat gewonnen zu haben. Aufgrund seiner großen Expertise im Finanzdienstleistungssektor und seiner Kompetenz in verschiedenen Bereichen der Wirtschaftsethik und Nachhaltigkeit wird er uns bei der weiteren Entwicklung unseres Unternehmens sehr gut unterstützen können“, sagt Robert Haßler, CEO von oekom research. „Gleichzeitig danken wir Klaus Pyter für sein langjähriges Engagement. Er hat uns gerade in Zeiten, in denen der Markt für nachhaltige Kapitalanlagen noch sehr jung war, wichtige Impulse für den Auf- und Ausbau unseres Angebots gegeben und wird oekom research auch künftig freundschaftlich verbunden bleiben.“
Der Wechsel im Aufsichtsrat der Rating-Agentur steht auch im Zeichen eines rasanten Wachstums von oekom research: Mit einem Team von 35 Mitarbeitern werden über 3.000 Unternehmen weltweit in Bezug auf ökologische und soziale Kriterien ins Visier genommen. Mehr als 60 Asset Owner und Asset Manager aus acht Ländern beziehen das Research der Rating Agentur regelmäßig in ihre Anlageentscheidungen ein. Die Analysen von oekom research beeinflussen damit aktuell rund 90 Milliarden Euro Assets under Management. „Nicht zuletzt im Zuge der Finanzkrise stellen wir eine zunehmende Nachfrage nach unseren Dienstleistungen fest“, berichtet Haßler.
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Garantieprogramme für Bankanleihen
Von Dr. Oliver Everling | 19.Mai 2010
„Erwartungsgemäß haben die EU-Finanzminister gestern beschlossen, die staatlichen Garantieprogramme für Bankanleihen über den 30. Juni 2010 hinaus zu verlängern“, heißt es im Ticker des DZ BANK Research.
Bloomberg liegt angeblich ein Entwurf des Beschlusses vor. Demzufolge sollen die Banken bestimmte Auflagen erfüllen, bevor sie weiter staatsgarantierte Bankanleihen begeben dürfen. So wird die EU-Kommission die „langfristige Überlebensfähigkeit“ der Banken überprüfen. Macht sich die EU-Kommission diese Aufgabe zu eigen, wird sie quasi zur Ratingagentur – ohne aber über die dafür erforderlichen Ressourcen und analytischen Voraussetzungen zu verfügen.
Zudem sollen die von den Banken zu entrichtenden Garantiegebühren steigen, gibt das DZ BANK Research zu bedenken, und sich somit den aktuellen Marktniveaus annähern. Die konkrete Höhe der Garantiegebühr sei dem Entwurf jedoch nicht zu entnehmen gewesen. Die Garantiegebühren könnten sich zu einem politischen Umverteilungsinstrument entwickeln, da es für diese keine aussagekräftigen Marktpreise geben kann. Ohne Ratings unabhängiger Agenturen bleiben die versicherten Ausfallrisiken zudem im Bereich der Spekulation oder – mangels Alternativen – in der Hand US-amerikanischer Anbieter.
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Mehr Ratingdetails von BvD
Von Dr. Oliver Everling | 19.Mai 2010
Mit der neuen Neo Software von Bureau van Dijk (BvD) wird die Anpassung an Kundenbedürfnisse noch einfacher. Komplexe Analysen lassen sich einfach darstellen. Eine aufgeräumte, intuitive Oberfläche erlaubt es, Ergebnisse übersichtlich darzustellen. Till Brandenburger aus dem Bureau van Dijk in Frankfurt am Main verspricht eine problemlose Integration in Kundensysteme. An Salesforce, Microsoft CRN, SAP usw. lässt sich zum Beispiel die BdD Datenbank „Markus“ nahtlos anbinden. Diese Integrationsfähigkeit ist gegenseitig, unterstreicht Brandenburger, denn auch in der BvD-Datenbank lassen sich Datenfelder des Kunden einbinden.
BdD bietet elektronische Firmeninformationen mit Geschäfts-, Finanz- und Beteiligungsdaten zu 65 Mio. Firmen weltweit an, über 14 Mio. Unternehmen in Europa sowie zu Länder- und M&A-Dealinformationen mit 470 Mitarbeitern an 30 internationalen Standorten und über 100 Informationslieferanten weltweit. Creditreform Rating, FitchRatings, Standard & Poor’s, Coface, D&B und andere gehören zu den Partnern. Die Bequemlichkeit der Suche und Nutzung der von BvD erreicht beachtliche Dimensionen. So braucht der Nutzer beispielsweise nicht erst auf Google Maps zu suchen, um sich über Firmenstandorte zu orientieren.
Brandenburger gibt einen Ausblick auf 2010. Künftig lockt BvD mit der Integration der 2. Führungsebene, einer Directors created Database (Manager bei ausländischen Firmen), Fuzzy Search, Lizenzdaten (Bewertung immateriellen Vermögens), Unternehmensbewertung und Insolvenzdaten (http://www.dvdinfo.com/).
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Sand ins Getriebe
Von Dr. Oliver Everling | 19.Mai 2010
Schüttet man Sand ins Getriebe eines Motors, zwingt man diesen unstrittig zu Verlangsamung – bis zum Stillstand. Mit der politisch geforderten Transaktionssteuer wird genau dies erreicht – Verlangsamung, möglicherweise auch gänzliche Austrocknung mit der Folge, dass sich blühende Finanzmärkte in Oasen zurückziehen.
Die Geschwindigkeit, mit der sich in den letzten drei Jahrzehnten der neuen Informations- und Kommunikationstechnologien die Finanzmärkte weiter entwickelten, überstieg jede Erwartung. In der Finanzkrise seit 2007 erwiesen sich insbesondere solche Finanzinstrumente als schwer zu beurteilen und „toxisch“, die als Finanzinnovationen erst vor wenigen Jahren auf den Markt gebracht wurden. Ratingagenturen verließen sich auf Datenangaben von Banken und anderen Emitenten, die mit dem Ziel der Ausplatzierung von Kreditportfolien Zweckgesellschaften gründeten, größtes Interesse an guten Ratings hatten und dafür gerne zu Auftraggebern der Ratingagenturen wurden.
Da nun offenbar das „Fahrzeug“ der Finanzmärkte mit überhöhter Geschwindigkeit fuhr, ist der Wunsch nach Verlangsamung verständlich. Außerdem soll Spekulanten das Handwerk gelegt werden, die Politiker unter Druck setzen, die der Staatsverschuldung praktisch freien Lauf lassen und damit die Ausfallwahrscheinlichkeit bei Staatspapieren erhöhen. Transaktionssteuern reduzieren die Effizienz der Finanzmärkte, so dass die volkswirtschaftlichen Steuerwirkungen der Märkte vermindert werden.
Transaktionssteuern setzen an der falschen Stelle an, da sie lediglich auf Behinderung und Erschwerung zielen, nicht aber am Kern des Problems. Kernproblem der Krise war die mangelnde oder unzureichende Beurteilung von Risiken. Die besondere Rolle der Ratingagenturen dabei ist hinlänglich bewiesen. Statt aber die Voraussetzungen dafür zu verbessern, dass Marktteilnehmer Risiken richtig zu erkennen und zu steuern wissen, wird durch eine Transaktionssteuer lediglich das System insgesamt belastet.
Banken und Finanzjongleure sollen durch eine Transaktionssteuer mit zur Kasse gebeten werden. In der Tat werden die Geschäfts- und damit auch die Gewinnmöglichkeiten für diese durch eine Transaktionssteuer – gleich welcher Ausgestaltung – eingeschränkt. Auch der Autoverkäufer bekäme es zu spüren, wenn er nur noch Wagen mit Sand im Getriebe verkaufen darf. In dieser Belastung liegt aber kein Wohlfahrtseffekt und vermag nicht einmal das Bedürfnis nach Gerechtigkeit zu befriedigen.
Transaktionssteuern an den Finanzmärkten widersprechen dem Prinzip der Besteuerung nach der Leistungsfähigkeit, dem wichtigsten Prinzip jeder Steuergerechtigkeit. Wer Transaktionen durchführen muss, ist nicht leistungsfähiger. Im Gegenteil: Jeder Kaufmann ist sich über die Tatsache bewusst, dass mit jeder Transaktion auch Transaktionskosten anfallen, die erst einmal wieder erwirtschaftet werden müssen. Eine Transaktionssteuer impliziert daher eine gefährliche Doppelbelastung mit unabsehbaren Folgen, da zu den Transaktionskosten noch eine zusätzliche Steuer kommt, die jedem Bezug zur Leistungsfähigkeit der handelnden Geschäftspartner entbehrt.
Leistungsfähig ist der, der sich einen hohen Konsum und Luxus wirklich leisten kann. Selbst die Mehrwertsteuer belastet nicht Transaktionen, sondern nur den Mehrwert und letztlich den Konsum. Würde die Transaktionssteuer als eine unter bestimmten Bedingungen abzugsfähige Mehrwertsteuer ausgestaltet, wäre sie ebenso sinnlos wie jede andere Transaktionssteuer, da eine Finanztransaktion niemals direkt der Befriedigung menschlicher Bedürfnis und damit dem Konsum dienen kann.
Zu seinem Rücktritt vom Amt des Obmanns der FDP-Bundestagsfraktion im Finanzausschuss erklärte der Bundestagsabgeordnete Frank Schäffler: „Ich will bei der anstehenden Abstimmung am Freitag anders als die FDP-Bundestagsfraktion gegen das Rettungspaket stimmen. Daher kann ich diesen Kurs an herausgehobener Position nicht vertreten. Die aktuelle Entwicklung zur Finanztransaktionsteuer zeigt, dass dieser Schritt auch richtig war. Wir dürfen nicht alle Positionen preisgegeben. Reden und Handeln müssen mehr übereinstimmen.“
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Rating Erfolgsfaktor im Einkauf
Von Dr. Oliver Everling | 18.Mai 2010
Einkaufsmanager aus Unternehmen mit einem gut organisierten und etablierten Risikomanagement blicken in Anbetracht der Wirtschafts- und Finanzkrise gelassener in die Zukunft als Kollegen, die damit noch am Anfang stehen. Das ist eines der Ergebnisse einer Umfrage des Wirtschaftsinformationsdienstes D&B Deutschland unter Einkaufsverantwortlichen deutscher Unternehmen (http://www.dnbgermany.de/). „Ein gut funktionierendes Risikomanagement ermöglicht es dem Einkauf, frühzeitig die eigene Risikosituation zu überblicken und zu steuern und dadurch gelassener in die Zukunft zu schauen“, resümiert Michael Seifert, Risikoexperte für Beschaffung bei D&B Deutschland. „Die Krise hat wichtige Impulse für die Entwicklung und die Professionalisierung des Risikomanagements im Einkauf geliefert.“
Die Stimmung und der Ausblick hinsichtlich der Risikoentwicklung sind in Abhängigkeit von den betrachteten Branchen höchst unterschiedlich. Die Einkäufer der Chemie- und Pharmaindustrie, der Telekommunikations- und IT-Branche sowie aus dem Bereich Transport und Logistik sehen mehrheitlich die schlimmsten Lieferantenausfälle bereits überstanden. Der Maschinen- und Anlagenbau ist hingegen nicht so optimistisch. Die Automobilzulieferer sind eher zweigeteilt, hier halten sich Skeptiker und Optimisten die Waage.
Deutlicher Spitzenreiter beim Lieferantenrisikomanagement ist nach Erkenntnis der D&B Deutschland der Bereich Transport und Logistik. Mehr als 70 Prozent der Unternehmensvertreter verweisen auf das Risikomanagement, gefolgt von der Chemie- und Pharmabranche, dort sind es noch einmal gut über 50 Prozent, die vom eigenen Risikomanagement im Einkauf überzeugt sind. In allen anderen Branchen reicht es gerade mal für die Hälfte oder bleibt darunter. Deutlich abgeschlagen sind hier die Banken und Versicherungen. Bei den Automobilzulieferern, im Baugewerbe, beim Groß- und Einzelhandel sowie im Maschinen- und Anlagenbau wollen rund zwei Drittel der Einkaufsmanager das eigene Risikomanagement noch einmal auf den Prüfstand stellen.
Weiterhin schätzen über die Hälfte der mittelständischen Unternehmen zwischen 100 Millionen und 1 Mrd. Euro Jahresumsatz ihr Risikomanagement als gut bis sehr gut ein. Bei kleineren Firmen, aber auch Großunternehmen, ist deutlich weniger als die Hälfte der Manager mit ihrer Umsetzung zufrieden. Vor allem bei kleinen und mittelständischen Unternehmen herrscht wieder Optimismus, mehr als die Hälfte sehen das Schlimmste der Krise schon vorüber. Ganz anders das Bild bei den Großunternehmen: Hier ist nur jeder fünfte Manager im Einkauf der Meinung, dass das Schlimmste überstanden sei, und jeder zweite äußerte sich pessimistisch.
„Die Finanz- und Wirtschaftskrise war und ist ein wichtiger Prüfstein für das Risikomanagement im Einkauf“, resümiert Seifert. „Die zusätzlichen Belastungen der Supply Chain durch die Krise können dabei durchaus als Chance verstanden werden, Verbesserungspotentiale zu identifizieren und auch umzusetzen.“ Die Umfrage zeigt, dass viele Einkaufsorganisationen diese Gelegenheit erkannt haben und vielfach auch dazu nutzen, sich weiter zu professionalisieren. Offen bleibt, wie nachhaltig diese Veränderung im Einkauf nach dem Ende der Krise ist und ob sie sich als integraler Bestandteil der Einkaufsverantwortung im Unternehmen dauerhaft etablieren kann.
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Deutsches Institut für Kreditmediation
Von Dr. Oliver Everling | 14.Mai 2010
Die deutschen Wirtschaftsverbände erwarten, dass in den kommenden Jahren rund 25.000 Unternehmen der Hilfe eines Kreditmediators bedürfen. Die Zahl der Fälle geht nach Expertenmeinung weit über das hinaus, was die bislang durch qualifizierte Berater geleistet werden kann. Einen Lösungsansatz bietet jetzt das in Kronberg gegründete Deutsche Institut für Kreditmediation (IKME).
Das IKME bietet verschiedene Seminare an: für Unternehmer, die in Verhandlungen mit Kapitalgebern feststecken, für Banker, die Probleme mit ihren Firmenkunden haben sowie für ausgebildete Verhandlungsführer verwandter Fachrichtungen, denen noch Praxiswissen in der Kreditmediation fehlt. Das IKME kümmert sich zudem um die Forschung und die berufsständischen Belange der jungen Disziplin Kreditmediation. Darüber hinaus werden die Experten des Kronberger Instituts für die Verhandlungsführung in besonders schwierigen Auseinandersetzungen zwischen Unternehmen und Banken zur Verfügung stehen.
In die Institutsleitung tritt der 53-jährige Diplom-Volkswirt Rainer Langen ein, der sich in Deutschland bereits als Fachbuchautor und Unternehmensberater mit Schwerpunkt Mittelstandsfinanzierung einen Namen gemacht hat. Der ehemalige Manager einer Frankfurter Großbank, der als Erfolgsautor der Fachbücher „Die Sprache der Banken“ (2007) und „Finanzierungschancen trotz Bankenkrise“ (2009) schon früh auf bevorstehende Probleme in der Kreditversorgung hinwies, will mit der Institutsgründung „die verbindenden Kräfte von Real- und Finanzwirtschaft stärken“ (http://www.ikme.de/).
Das im April 2010 gegründete Deutsche Institut für Kreditmediation (IKME) hat sich zum Ziel gesetzt, der jungen Disziplin in der Unternehmensberatung starke Impulse zu geben: Während bundesweit tausende Auseinandersetzungen um die Kreditversorgung von Unternehmen erwartet werden und nur wenige Berater zwischen Firmen und Banken vermitteln können, will das IKME auf Seiten der Beteiligten für mehr Verständnis werben und mehr Wissen um die Kreditmediation bereitstellen.
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Franz J. Michel ist Deutschlands Chef der Coface
Von Dr. Oliver Everling | 14.Mai 2010
Der Aufsichtsrat hat Franz J. Michel (55) erwartungsgemäß zum Vorstandvorsitzenden der Coface Deutschland AG und der Coface Kreditversicherung AG bestellt. Franz J. Michel hatte bereits einen Monat lang als Sprecher des Vorstands von Coface Deutschland fungiert, nachdem Benoît Claire Ende März in den Ruhestand gegangen war. Der Vorstand wird aus nunmehr drei Mitgliedern bestehen. Ihm gehören noch Stefan Brauel und Norbert Langenbach an.
„Wir sind mit unseren vier Geschäftsfeldern im Forderungsmanagement national wie international sehr gut aufgestellt“, sieht der Vorstandsvorsitzende sehr gute Marktperspektiven. „Wir sind dabei, neue Zielgruppen zu erschließen, werden unseren Kreditversicherungskunden mehr Transparenz bieten und auch im Hinblick auf ein stärker risikoorientiertes Preismodell am Markt einiges bewegen“, ist Franz J. Michel sicher, dass Coface Deutschland insgesamt weiter zulegt. Da die Unternehmen auch im Aufschwung weiter vor großen Risiken stünden, werde die Nachfrage nach Lösungen im Risikomanagement weiter steigen, erwartet der Vorstandsvorsitzende. Zudem bestehe Bedarf nach Finanzierungen alternativ oder ergänzend zum Bankkredit.
Franz J. Michel ist seit dem Jahr 2000 bei Coface Deutschland. Er baute als Geschäftsführer der Coface Finanz das Geschäft mit Forderungsfinanzierungen auf, machte die Factoringgesellschaft zum Marktführer in Deutschland und wirkte maßgeblich am Auf- und Ausbau des internationalen Factoringnetzwerkes der Coface mit. Die deutsche Coface Finanz fungiert hier als Kompetenzzentrale für die Coface. Im April 2008 wurde Franz J. Michel zum Vorstandsmitglied von Coface Deutschland ernannt.
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ESRB und ESFS zur Krisenprophylaxe
Von Dr. Oliver Everling | 12.Mai 2010
Die wichtigsten Lektionen, die aus der Finanzkrise zu lernen sind, betreffen die ungenügende Aufsicht über systemische Risiken des Finanzsektors, die diesen insgesamt betreffen, so die Feststellung von Mauro Grande, Director General, Directorate General Financial Stability, European Central Bank Grande sprach auf der Konferenz „Bankaufsichtsrecht 2010″ in der Frankfurt School of Finance & Management zum Thema „The structure of a European system of bank supervision“.
Grande spricht sich für mehr integrierte Beurteilung der Finanzstabilität aus. Die Beurteilungsansätze müssen einerseits qualitativ ausgebaut werden, andererseits noch besser zu politisch umsetzbaren Handlungsempfehlungen gelangen. Die analytische Kompetenz und die Expertise der Europäischen Zentralbank hinsichtlich der Finanzstabilität und in anderen Feldern könne noch besser genutzt werden, so Grande. Er skizziert in seinem Vortrag primär die beschlossenen organisatorischen Veränderungen, die auf eine bessere Koordination in Europa zielen.
Definition, Identifikation und Priorisierung von Risiken, so die Forderung von Grande, müssen Hand in Hand mit der Ableitung von Handlungsempfehlungen und Maßnahmen gehen; die Ergebnisse wiederum müssten kontrolliert werden. Mit dem European Systemic Risk Board (ESRB) werde eine Organisation geschaffen, mit der Empfehlungen für die EU insgesamt, für eine Gruppe von Ländern oder auch einzelne Länder ausgesprochen werden könnten. Neben dem ESRB dient das künftige European System of Financial Supervisors (ESFS) der besseren Koordination der Finanzaufsicht.
Grande erläutert die Rolle de US-Ratingagenturen in der Finanzkrise und geht auf die Frage ein, wie sich die Zentralbanken in Bezug auf selbst erstellte Ratings verhalten werden. Aus historischen Gründen haben einzelne Zentralbanken in Europa eigene Ratingansätze aufgebaut, so zum Beispiel bei der Banque de France. Die Ratings werden jedoch nicht verwertet oder veröffentlicht, sondern der eigenen Meinungsbildung und Analyse in den jeweiligen Zentralbanken.
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