Basel II [Ä]nderungen unklar
Von Dr. Oliver Everling | 25.Oktober 2008
Am 1. Januar 2007 sind die neuen Eigenkapitalregelungen für Kreditinstitute in Deutschland in Kraft getreten. Mit der [Ä]nderung des Kreditwesengesetzes (KWG) sowie dem Erlass einer Solvabilitätsverordnung (SolvV) im Dezember des Jahres 2006 wurden die Vorgaben der EG-Banken- und der Kapitaladäquanzrichtlinie (2006/48/EG und 2006/49/EG) – kurz CRD – in nationales Recht umgesetzt. Die Baseler Säulen I und III wurden zum größten Teil in die SolvV aufgenommen, während die qualitativen Anforderungen der Säule II in Deutschland mit den MaRisk umgesetzt werden. Die SolvV ersetzt den bisherigen Grundsatz I und konkretisiert die in § 10 KWG geforderte Angemessenheit der Eigenmittel der Institute. Obwohl sie zum 1. Januar 2007 in Kraft getreten ist, hatten die Kreditinstitute übergangsweise für maximal ein Jahr noch die Möglichkeit, den „alten“ Grundsatz I anzuwenden, berichtet Rolf Haves vom Westfälisch-Lippischern Sparkassen- und Giroverband in seinem Beitrag zum Buch von Oliver Everling, Klaus Hohlschuh und Jens Leker (Herausgeber): Credit Analyst (http://www.credit-analyst.eu), Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München, http://www.oldenbourg.de, gebundene Ausgabe, 1. Auflage 2008, ISBN 978-3-486-58688-6.
Rolf Haves, Jahrgang 1965, war nach Abschluss seines wirtschaftswissen-schaftlichen Studiums an der Westfälischen-Wilhelms-Universität zu Münster vier Jahre national wie international für eine der führenden Wirtschaftsprüfungsgesellschaften im Bereich Financial Services, Prüfung von Banken, tätig. Die fachlichen Schwerpunkte lagen im Bereich Kreditprüfung und Prüfung der Handelsgeschäfte im Sinne der MaH. Seit 1999 ist Rolf Haves Spezialist für bankaufsichtsrechtliche Grundsatzfragen und Risikocontrolling beim Westfälisch-Lippischen Sparkassen- und Giroverband (WLSGV) in Münster. Seit vielen Jahren schult er Vorstände, Fach- und Führungskräfte sowie Verwaltungsratsmitglieder der Sparkassen. Dabei stehen neben den aufsichtsrechtlich zwingend zu beachtenden Normen immer die betriebswirtschaftlichen Aspekte im Vordergrund.
Sein Buchbeitrag gibt einen ersten Überblick über die grundsätzlichen Inhalte der neuen Baseler Eigenkapitalübereinkunft (Basel II) bzw. deren nationale Umsetzung (SolvV). Gegenstand der Kapitel sind – nach einer kurzen Darstellung des Wegs von Basel I zu Basel II – die drei Säulen: Mindesteigenkapitalanforderungen, aufsichtlicher Überprüfungsprozess und Marktdisziplin. Der Schwerpunkt der Ausführungen liegt dabei bei den Neuregelungen zu den quantitativen Eigenkapitalanforderungen für Kredit- und operationelle Risiken. Jedem einzelnen Kapitel ist ein Fazit angeschlossen, das die wesentlichsten Aspekte zur grundsätzlichen Systematik bzw. den Auswirkungen für eine Umsetzung kritisch begutachtet.
„Insgesamt bleibt festzuhalten,“ schreibt Haves, „dass Basel II die wahrscheinlich bedeutendste [Ä]nderung der Bankenregulierung seit Jahrzehnten gebracht hat und deshalb im Fokus aller Beteiligten stand.“ Unabhängig vom offiziellen Implementierungsdatum habe das Gedankengut von Basel II bereits frühzeitig Eingang in die Bankenpraxis gefunden. Das gesamte Risikomanagement konnte verfeinert werden, unabhängig vom z. B. gewählten aufsichtlich möglichen Ansatz zur Unterlegung der Kreditrisiken (STA vs IRBA).
Obwohl die neuen Regeln für die Institute (spätestens) im Januar 2008 in Kraft getreten sind, sieht die Aufsicht bereits Anpassungsbedarf. Die Europäische Kommission (KOM) hat mit Datum vom 16. April 2008 eine öffentliche Konsultation zu möglichen [Ä]nderungen an den Eigenkapitalvorschriften (Richtlinien 2006/48/EG und 2006/49/EG) eingeleitet, die der Branche und anderen Interessengruppen Gelegenheit geben soll, sich zu diesen [Ä]nderungen zu äußern. Die Konsultation ist zum einen vor dem Hintergrund der Arbeiten zu sehen, die derzeit in verschiedenen Aufsichts- und Branchengremien zur Eigenkapitalrichtlinie stattfinden, zum anderen aber auch eine Reaktion auf die jüngsten Empfehlungen des Forums für Finanzstabilität der G-7.
Die KOM hat mittlerweile einen ersten offiziellen Vorschlag zur Neufassung der EU-Vorschriften für die Eigenkapitalausstattung der Banken vorgelegt, mit der sie beabsichtigt, die Stabilität des Finanzsystems zu erhöhen, die Risiken zu verringern und die Überwachung von EU-weit tätigen Banken zu verbessern. Die neuen Vorschriften sehen vor, dass die Banken bei der Kreditvergabe nicht über ein bestimmtes Limit hinausgehen dürfen (Großkreditbestimmungen), während sich die nationalen Aufsichtsbehörden einen besseren Überblick über die Aktivitäten grenzübergreifender Bankengruppen verschaffen können. Weitere wesentliche [Ä]nderungen betreffen die Verbesserung der Qualität des Bankenkapitals (Hybridkapital) bzw. Verbesserungen in den Bereichen Liquiditätsrisiko und verbriefte Produkte. Der Vorschlag der KOM als auch weitere Dokumente sind über folgende Website abrufbar: http://ec.europa.eu/internal_market/bank/regcapital/index_de.htm.
Der Vorschlag zur [Ä]nderung der geltenden Eigenkapitalrichtlinie wird nun dem Europäischen Parlament und dem Ministerrat zur Prüfung vorgelegt. Wegen der anstehenden Wahlen zum Europa-Parlament im zweiten Quartal 2009 sollen die Verhandlungen von Rat und Parlament bis Jahresende abgeschlossen sein, um die [Ä]nderungen an Basel II noch in der laufenden Legislatur abzusegnen. Die Relevanz für die Institute in Deutschland ergibt sich damit erst mit der Umsetzung in nationales Recht (KWG bzw. SolvV). Der genaue Zeithorizont bleibt damit aber nach wie vor unklar (2009/2010).
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Expertenbriefing zum FMStFV
Von Dr. Oliver Everling | 25.Oktober 2008
Zur Finanzmarktstabilsierungsfonds-Verordnung (FMStFV) fehlt es in wichtigen Punkten an Informationen. Diese Lücke schließt ein „WM Briefing“, das von den Wertpapier-Mitteilungen / Börsen-Zeitung angeboten wird (www.wm-seminare.de) am 24. November 2008 in Eschborn bei Frankfurt am Main.
Das Finanzmarktstabilisierungsgesetz vom 17. Oktober 2008 schafft einen auf drei Säulen basierenden Fonds, mit dessen Hilfe die Liquiditätsnöte der Finanzbranche behoben und die Märkte wieder stabilisiert werden sollen. Der Finanzmarktstabilisierungsfonds ist bis Ende 2009 befristet. Er hat drei Instrumente zur Option: Garantien für Schuldtitel von Banken, eine Stärkung des Eigenkapitals der Institute durch eine Teilverstaatlichung und den Aufkauf von riskanten Subprime-Papieren.
Mit der Rechtsverordnung erhält die Bundesregierung unterschiedlich gravierende Einflussmöglichkeiten auf die Geschäfts- und Vergütungspolitik der den Fonds in Anspruch nehmenden Banken, Versicherer oder Pensionsfonds. Das WM-Briefing unterzieht die FMStFV einer kritischen Betrachtung, beleuchtet das Anwendungsverfahren, gibt Verfahrenstippps und diskutiert die – juristischen und wirtschaftlichen – Auswirkungen auf die in Anspruch nehmenden Unternehmen. Das WM-Briefing richtet sich an alle Unternehmen, die sich aus erster Hand über die Chancen der FMStFV vom 20.10.2008 informieren wollen, und ihre Berater.
Über wichtige Aspekte der Finanzmarktstabilisierungsfonds-Verordnung wie Erwägungsgründe und eine Übersicht über die wesentlichen Regelungsinhalte (Garantieübernahme, Rekapitalisierung,Risikoübernahme, Stabilisierungsmaßnahmen) und Anwendungsbereich wird Dr. Ulrike Schmitz, Referentin im Bundesministerium der Finanzen berichten.
Ferner soll das Verfahren bei der Anwendung der Finanzmarktstabilisierungsfonds-Verordnung, das Verfahren an sich und erste Erfahrungen bei der Anwendung durch einen Vertreter der Finanzmarktstabilisierungsanstalt zur Sprache kommen. Zur Finanzmarktstabilisierungsfonds-Verordnung aus Sicht der in Anspruch nehmenden Unternehmen mit ersten Erfahrungen aus der Beratung und zu Wettbewerbsfragen wird RA Prof. Dr. Frank A. Schäfer, Sernetz Schäfer Rechtsanwälte, berichten.
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Fairness als Unternehmenserfolgsfaktor
Von Dr. Oliver Everling | 25.Oktober 2008
„Die Gestaltung eines Unternehmenskultur ist eine dauernde Aufgabe“, sagt Günther Cramer beim Internationalen Fairness-Forum 2008 in Frankfurt am Main (www.fairness-stiftung.de). Cramer, Vorstandssprecher der SMA Solar Technology AG (www.SMA.de) und Preisträger des Deutschen Fairness Preises 2008, sprach zum Thema „Vernunft statt Macht – Fairness als wesentliches Moment einer kooperativen Unternehmensführung“. Für Cramer steht seit Gründung des Unternehmens 1981 das gemeinsame Erarbeiten von Lösungen mit den Mitarbeitern des Unternehmens im Vordergrund.
Eine kooperative Unternehmensführung spiele ihre Stärken in einer globalisierenden Wirtschaft aus, in der Antworten auf komplexe Probleme gesucht werden müssten. Heftige saisonale Schwankungen würden Herausforderungen für Menschen und den Betrieb mit sich bringen. Die Anzahl der Wettbewerber steige ständig, dennoch sehe man sich jetzt bei einem Marktanteil von gut 40 %. Sein Unternehmen könne nicht bestehen, wenn die Mitarbeiter nur ausführen würden, was sich der Vorstand ausdenke.
Selbständigkeit und Vertrauen auf Basis gesetzter Generallinien müsse die Tätigkeiten bestimmen. Mitarbeiter müssten sich aus eigenem Antrieb engagieren, ihre Kreativität einbringen und eigenständig Lösungen erdenken. Keine Angstkultur, sondern Mitmachkultur sei der zentrale Erfolgsfaktor. Partnerschaft sei ohne Fairness nicht denkbar. Partnerschaft gelinge nicht, wenn der eine Angst vor dem anderen habe. Fairer Umgang miteinander basiere auf dem Willen, gemeinsame Vorteile zu erarbeiten – über Hierarchieebenen hinweg.
Wenn der Mitarbeiter „den Schalter umlege“ und denke: „Das ist mein Unternehmen“, dann seien die Voraussetzungen eines Erfolgs gegeben. Den Kunden müsse langfristig und nachhaltig ein Erfolg ermöglicht werden. Über die gesamte Laufzeit einer Solaranlage müsse Service ermöglicht werden. „Wir übernehmen Verantwortung für die von uns geschaffenen Produkte“, sagt Carmer, „wir lassen unseren Kunden mit unseren Produkten niemals allein.“
Carmer ist das Stichwort „Einbeziehung“ wichtig: Der Mitarbeiter müsse über das Marktgeschehen, über die aktuelle wirtschaftliche Situation und über das Gesamtgeschehen im Unternehmen informiert sein. Regelmäßige Besprechungen, Mitarbeiterzeitung und Informationsveranstaltungen sind wichtige Instrumente dazu. Die Mitarbeiter kennen die strategischen Zielsetzungen und erhalten Gelegenheit dazu, ihre eigenen Sichtweisen und Kritik einzubringen. Einbeziehung in Weiterentwicklung und kontinuierliche Verbesserunen stützen sich auf umfangreiche externe und interne Weiterbildungsmaßnahmen. Vorhandenes Wissen im Unternehmen werde systematisch weiterentwickelt.
Ein eher lockerer Umfang begünstigt eine Atmosphäre, in der Probleme gelöst werden. Produkte, Strukturen und Prozesse dürfen in ihren Veränderungen nicht „erlitten“ werden. Eine Arbeitsatmosphäre, in der man gerne mit den Kollegen arbeite und sich wohlfühle, werde durch die Beteiligung am Wettbewerb „Great Place to Work“ gefördert. Hier zählen Kategorien wie Glaubwürdigkeit, Respekt, Stolz und Fairness.
Nichts versprechen, was man nicht halten kann. Und: Das gesprochene Wort gilt. Durch Kommunikationstrainings werden die Teams auf konstruktive Zusammenarbeit geschult. In heiklen Situationen können die Mitarbeiter auf die Expertise von Beratern zurückgreifen. Die Arbeitszeit regeln die Mitarbeiter selbst und flexibel. Deshalb gebe es auch keine Zeiterfassungssysteme bei mehr als 2.000 Mitarbeitern. Der Mitarbeiter sei selbst für seine Arbeitszeit verantwortlich.
Carmer führt die Erfolge seines Unternehmens ganz wesentlich auf diese Faktoren zurück. Ein wichtiges Symbol für Fairness würden die Mitarbeiter in der Erfolgsbeteiligung sehen, die durchschnittlich zwei Monatsgehälter ausmache. Jedem Mitarbeiter sei klar, dass der Erfolg des Unternehmens jedes Jahr neu erarbeitet werden müsse. Wichtig sei es, dass jeder die Kultur und Ziele des Unternehmens verstehe.
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Otremba zum Bankvorstandsjobsicherungsgesetz
Von Dr. Oliver Everling | 24.Oktober 2008
Das Bundeswirtschaftsministerium rechnet mit einer Rezession in Deutschland. Das sagte Wirtschaftsstaatsekretär Walther Otremba zur Eröffnung des Capital Geldanlage Gipfels in Berlin. In diesem Zusammenhang erinnerte er an die Risikoprognose der führenden Forschungsinstitute von Mitte Oktober. Demnach wird die deutsche Wirtschaft 2009 in Folge der Finanzkrise um 0,8 Prozent gegenüber diesem Jahr schrumpfen. Das wäre der stärkste Einbruch seit 1993. Laut Otremba sieht die interne Prognose des Internationalen Währungsfonds für Deutschland noch schlechter aus.
Vor diesem Hintergrund würden sich das Bundeswirtschaftsministerium und das Bundesfinanzministerium auf ein Maßnahmenpaket zur Wirtschaftsbelebung verständigen. „Das wird allerdings nicht Konjunkturprogramm heißen“, so der Staatssekretär. Zwar bestünden zwischen den Häusern über die Ausgestaltung noch Differenzen, aber diese würden mit Sicherheit überwunden werden. Offen ließ Otremba die einzelnen Maßnahmen und den Umfang des Pakets: „Es werden aber mit Sicherheit nicht 100 Milliarden Euro werden.“ Der Spitzenbeamte rechtfertigte das Paket als ökonomisch vernünftig: „Das Programm wird zwar nicht die Rezession verhindern können. Aber ein frühzeitiges Gegensteuern kann einer Verfestigung einer rezessiven Lage vorbeugen und damit am ehesten die Kosten der Konjunkturkrise dämpfen.“
Trotz des angekündigten Konjunkturpakets geht Otremba von mehreren Jahren Flaute und schwachem Wachstum aus: „Der Blick in die Vergangenheit lehrt, dass Anpassungen der Wirtschaft nach Perioden der Übertreibungen sich immer als langwierig erwiesen haben.“
Angesprochen auf das „Bankvorstandsjobsicherungsgesetz“, wie das Finanzmarktstabilisierungsgesetz auch bezeichnet wird, räumt Otremba ein, dass bei diesem Gesetz nicht der Schutz des einzelnen Anlegers im Vordergrund stand. Keiner der Artikel und Paragrafen des Gesetzes zielen auf die direkte Stärkung des Schutzes für Gläubiger außerhalb der Unternehmen des Finanzsektors. Für Aktionäre impliziert das Gesetz sogar eine Schwächung ihrer Position. Otremba hebt hervor, dass es mit dem Gesetz auf die Überwindung der Vertrauenskrise unter den Banken ankommt.
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cominvest bleibt bei S&P’s Fondsratings
Von Dr. Oliver Everling | 24.Oktober 2008
Die aktuelle Finanzmarktkrise dämpft die Begeisterung der Bevölkerung für Aktien, kommentiert der Sprecher der Geschäftsführung der cominvest Asset Management GmbH, Dr. Sebastian Klein, auf dem Capital Geldanlage Gipfel 2008 die Entwicklung. Aber, so Klein: Die Aktienstimmung ist bisher nur leicht gesunken, die Deutschen sehen die Chancen des niedrigen Bewertungsniveaus. Eine eitere gute Nachricht: Bundesbürger vertrauen weiterhin auf Fonds; in im ersten Halbjahr 2008 wurde die höchste Anzahl an Fondsbesitzern seit 2002 erreicht.
Anleger ignorierten die Emerging-Markets- und LTCM-Krisen von 1997/98. Die Anzahl direkter Aktionäre und Zahl der Besitzer von Aktienfonds nahm weiter zu. Das Platzen der Dot.com-Blase und nachfolgender Börsenabsturz führten allerdings zu einem nachhaltigen Rückgang der Anzahl an Aktionären und Aktienfondsbesitzern. Konsequenz daraus nach Analyse von Klein: Ausländer partizipierten überproportional von der Börsenhausse zwischen 2003 und 2007; DAX-Aktien befinden sich derzeit zu rund 50 Prozent in Auslandsbesitz, zum Teil erfolgte aber auch eine Umschichtung von Aktienfonds in gemischte und/oder Dachfonds.
Kurzfristig bleibt die aktuelle Finanzmarktkrise das vorherrschende Thema. Die Investoren befinden sich im Dilemma: Sicherheit versus Depot-Neuausrichtung im Vorfeld der Abgeltungssteuer. Langfristig bleiben die alten Erkenntnisse gültig, glaubt Klein. Er verweist auf die Notwendigkeit der stärkeren privaten Altersvorsorge: Deutschen wird immer stärker bewusst, dass sie beim Thema Rente nicht allein auf den Staat setzen können. Aktien sollten aufgrund ihrer Renditestärke ein wesentlicher Bestandteil einer langfristig ausgerichteten Vermögensanlage sein. Klein beschwört das „Magische Dreieck“ der Kapitalanlage (Rendite, Sicherheit, Liquidität), das für Fonds spreche. Timing-Gesichtspunkte seien beim Aktienkauf für die langfristige Performance zweitrangig, urteilt Klein, zuviel „rein und raus“ seien schädlich für die Langfristrendite,.
„Finanzielle Bildung ist Trumpf“, sagt Klein und fordert dazu auf, die BVI-Initiative „Wirtschaft als Schulfach“ aufzugreifen. Es gehe um die Schaffung der politischen und steuerlichen Rahmenbedingungen, langfristige Weichenstellung, Förderung von Vorsorge, nicht von Produkten, und Mitarbeiterbeteiligungsmöglichkeiten nach Vorbild der 401K-Pensionspläne in den USA. Für Investmentbranche bedeute dies eine Reduktion der Komplexität bei Anlageprodukten – „nicht alles, was machbar ist, ist auch notwendig“, so Klein. Von der Einzelfondsbetrachtung müsse man zum „Rund-um-Paket“ (Vermögensverwaltungs-Produkte) gelangen.
Für jeden Einzelnen müsse die private Altersvorsorge als soziale Verantwortung deutlich werden. Für die Reduktion überzogener und überholter Anforderungen an den Sozialstaat gebe es keine Alternative. Mitarbeiterbeteiligung und Abgeltungssteuer betrachtet Klein als Katalysator für die Aktienkultur. Die 1. Säule sei das staatliche Rentenversicherungssystem (aktuelle Bedeutung: rund 80 % der Rente, stößt durch demografische Veränderungen an seine Grenzen), die 2. Säule sei die betriebliche Altersvorsorge (aktuelle Bedeutung: rund 10 Prozent der Rente, kann durch Förderung der Mitarbeiterbeteiligung einen deutlichen Schub erfahren, wichtig sei hierbei die Nutzung der Erfahrungen der Fondsbranche und sämtilcher Diversifizierungsmöglichkeiten), und die 3. Säule die prrivate Vorsorge (mit einer aktuellen Bedeutung von 10 % der Rente, kann durch Abgeltungssteuer einen Schub erfahren).
Die Tatsache, dass führende Ratingagenturen im Zusammenhang mit der Subprime-Krise in die Kritik gerieten, will Klein noch nicht zum Anlass nehmen, die Beziehungen seiner Kapitalanlagegesellschaft zu den Ratingagenturen zu überdenken. So werden die guten Ratings seiner Fonds nach wie vor im Marketing eingesetzt, um die Qualitäten der Fonds zu bewerben. Klein setzt auf Aufklärung der Anleger, dass Fondsratings nach ganz anderen Regeln und durch andere Analysten erstellt werden, als die fraglichen Credit Ratings für Verbriefungen.
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Jetzt billig BRIC kaufen
Von Dr. Oliver Everling | 23.Oktober 2008
„Der Chinese kann sich Konsum leisten, der Amerikaner nicht mehr“, bringt Thomas Gerhardt, Head of Global Emerging Markets der DWS Investment GmbH, seine Sichtweise über die Perspektiven der BRIC-Länder auf den Punkt. Gerhardt sprach auf dem CAPITAL Geldanlage Gipfel 2008 im Hotel Adlon Kempinski Berlin, Unter den Linden in Berlin (www.capital-gipfel.de). Der Konsum des Amerikaners sei „zu 100 % kreditfinanziert“, während es beim Chinesen genau umgekehrt sei: Er bestreite alle Ausgaben aus seinem erzielten Einkommen.
Gerhardt studierte an der Johann Wolfgang Goethe Universität, Frankfurt am Main, mit Abschluss Diplom-Kaufmann (BWL), war Wirtschaftsprüfungsassistent bei der KPMG und ist seit Dezember 1993 bei DWS Investment GmbH, Frankfurt. Seit 1996 Head of Global Emerging Markets Equities, seit 1996 Managing Director und seit 2007 ist er Aufsichtsratvorsitzender DWS Polen und Aufsichtsratvorsitzender DWS Russland.
Gerhardt unterstreicht, dass er immer gegen die These des Decouplings gesprochen habe, nach der sich die Volkswirtschaften in Brasilien, Russland, Indien und China vollständig von den Entwicklungen in den hoch entwickelten Industrieländern abkoppeln könnten. Es sei klar, dass die Produkte, die bei Kmart in den USA verkauft werden, in China produziert wurden. Wenn der Absatz in den USA stocke, müsse dies auch Auswirkungen auf die Volkswirtschaften der BRIC-Staaten haben.
Die Maßstäbe, nach denen in den BRIC-Staaten aber eine Krise festzustellen seien, zeigen sich aber in diesen Staaten anders. Erst bei einer Wachstumsrate von weniger als 8 % sei in China von Problemen zu sprechen, nur dann würden dort nicht genügend neue Jobs entstehen. Von einer derartigen Abschwächung sei China aber noch ein Stück entfernt.
Dr. Dirk Schumacher, Economist Euroland & Germany, Goldman Sachs, ein Erfinder der „BRIC-Story“, glaubt weiterhin an seine Geschichte. Schumacher unterstreicht, dass die realwirtschaftlichen Potentiale in diesen Ländern weiterhin vorhanden seien. Luiz Felipe de Seixas Corrêa, Brasilianischer Botschafter in der Bundesrepublik Deutschland, unterstreicht die Nachhaltigkeit der Entwicklung in Brasilien. Er macht keinen Hehl daraus, dass sein Land eine der schlimmsten Geschichten in Bezug auf die Gleichverteilung von Einkommen und Vermögen geschrieben habe. Dennoch sei die soziale und politische Stabilität trotz dieser Herausforderungen hervorzuheben.
Die Diskussionen auf dem CAPITAL Geldanlage Gipfel deuten darauf hin, dass in der aktuellen Phase der Kapitalmärkte diejenigen Staaten profitieren werden, deren Binnennachfragen in geringerem Maße von finanziellen Hebeln getragen werden. Während die US-Amerikaner in extremem Maße und mit einer Sparquote von 0 % über Jahre den finanziellen Leverage-Effekt zu ihren genutzt haben, wirkt dieser nun gegen sie. Wer nicht verschuldet war, braucht nun auch nicht den Konsum in außerordentlicher Weise einschränken.
Gerhardt sieht das größte Problem für China, aber auch für die anderen BRIC-Staaten, in der Infrastruktur. Alle BRIC-Staaten wüssten, dass der Export zurückgehen werde. Daher müssten diese sich auf Aufgaben im Inneren konzentrieren. Gerhardt ist sich daher sicher, dass in naher Zukunft Milliarden in die Infrastrukturen dieser Länder investiert werden.
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Kontroverse um Geschäftskonzept der Fraport
Von Dr. Oliver Everling | 21.Oktober 2008
Die Luftverkehrsbranche wird langfristig weiter wachsen. Allerdings wird sich ihre Struktur ändern, prognostiziert Felix Kreutel, Leiter Masterplanung Non-Aviation, Fraport AG. Er sprach zum Thema „Voraussetzungen für ein erfolgreiches Non-Aviation Geschäft“ im Rahmen der Euroforum-Konferenz „Flughafen und Standortentwicklung“ in Frankfurt am Main. Der Luftverkehrsmarkt werde zunehmend durch Krisen und andere Probleme beeinträchtigt werden. Die Kunden haben sich nach seinen Feststellungen verändert und dieser Trend werde sich fortsetzen.
Neue Entwicklungsgesellschaften haben einen Paradigmenwechsel verursacht. Traditionell wird die Sichtweise auf Flughäfen von Schlagworten wie „Hub-Airport“, Passagieren, Besuchern, Mitarbeitern, Flächen und Infrastruktur geprägt. Für die neue Perspektive stehen Begriffe wie „Airport City“ (www.flughafencity.de), Kunden/Konsumenten und die Chancen für Immobilienmanagement und -entwicklung.
„In den letzten Jahrzehnten hat die Luftverkehrsindustrie deutliche Veränderungen hinsichtlich ihrer Abläufe, ihrer Beschaffenheit und ihrer Struktur durchlaufen: Erlöse aus aeronautischen Aktivitäten sind weitestgehend statisch geblieben, da Fluggesellschaften versuchten, mit kleinen Margen zu operieren und die Preise niedrig zu halten.“ Und: „Es sind die Gewinne aus nicht-aeronautischen Aktivitäten, die state-of-the-art-Flughäfen wirtschaftlich lebensfähig machen“, so ein Zitat von Prof. Dr. Odoni vom Massachusetts Institute of Technology.
Non-Aviation sei daher von strategischer Bedeutung für Flughafenbetreiber. Non-Aviation Erlöse seien in Zeiten stagnierender Aviationserlöse wichtige Werttreiber, ein strategischer Erfolgsfaktor und biete enormes Wachstumspotenzial. Non-Aviation reduziere die Abhängigkeit von Flughäfen von staatlicher Förderung und Flughafenentgelten. Kreutel skizziert den ganzheitlichen Ansatz zum Management des Non-Aviation Geschäfts am Flughafen Frankfurt.
Externe Treiber für den Erfolg seien gesetzlichen Rahmenbedingungen, Wirtschaftslage, Währungsschwankungen, Konsumverhalten, Kaufkraft, Steuern, Preisniveau und Inflation. Zu den internen Treibern zählt Kreutel die Flächenverfügbarkeit nach Art und Umfang, Passagierzahl und -struktur, Passagierprozess und Verweildauer. Während vorgenannte Faktoren keiner oder nur geringer Kontrolle durch den Flughafen unterliefen, lässt sich auf die Qualität der Infrastruktur, die Vertragsbedingungen, die Qualität und Performance der Betreiber, den Mieter- und Branchenmix, das Marketing und die Verkaufsförderung sowie die Organisation der Bewirtschaftung aktiv Einfluss nehmen.
Kreutel setzt auf konsequentes Management für Leistung und Qualität in den Phasen „Analysieren“, „Coachen“ und „Belohnen“. Mystery shopping, Mystery eating, Centerchecks und Kundenzufriedenheitsbefragungen (Passagiere und Mieter) sind die Grundlage der Analyse. Trainings „Fit for Retail“ und individuelles Coaching und Mitarbeitertraining durch Experten fördern die Entwicklung. ShopStars-Auszeichnung lenkt die Aufmerksamkeit auf erfolgreiche Konzepte.
Kostentransparenz soll durch kontinuierliches Kostenbenchmarking, genaue Kostenüberwachung, Überprüfung und Anpassung von SLA und Einführung einer angepassten IT-Architektur gewährleistet werden. Einsparungen bei Neben- und Herstellkosten werden durch genaue Spezifizierung der geforderten Leistung, Definition und Implementierung von Standards für Gebäude und Ausstattung und Optimierung der Nebenkosten bereits während der Planungsphase durch Betrachtung der Lebenszykluskosten erreicht.
Das Category Management sieht Kreutel als wesentliches Element zur Steuerung der Mieterperformance. Durch Category Management sollen die Verstärkung des Branchen-knowhows, die Professionalisierung der Vermarktung (Mieterauswahl, Ausschreibung, Vertragsschluss) als auch die Optimierung des Bestandes, die Funktion als Ansprechpartner für die Mieter und Branche sowie der Abbau von Schnittstellen gewährleistet werden.
„Wir gehen den anderen Weg“, kommentiert Hellmut R. Gebhardt, Geschäftsführer der eurotrade Flughafen München Handels-GmbH, die Ausführungen von Kreutel. Gebhardt stellt die besseren Geschäftsmöglichkeiten an Flughäfen am Beispiel München heraus. Von der Ertragskraft sollte der Flughafen darüber nachdenken, sich auf die Felder zu konzentrieren, die in der Zukunft noch stärker anwachsen werden. Es gehe darum, etwas Neues aufzubauen. In Manila habe die Fraport 400 Mio. Euro versenkt, gibt Gebhardt ein Beispiel: Es müsse doch möglich sein, 10 Mio. Euro in die Hand zu nehmen für ein Geschäftsmodell. Bisher habe man immer nur an die technische Seite gedacht.
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Schwarzer Kennedy ändert nichts
Von Dr. Oliver Everling | 20.Oktober 2008
In Washington kursiert der Treppenwitz, dass auch für die Präsidentenwahl 2008 ein Präsidentschaftskandidat den Antrag auf Nachzählung der Stimmen stellen werde. Diesmal aber nicht der unterlege Kandidat, sondern der Sieger �?� Dr. Christoph von Marschall sprach über „McCain, Obama und der lange Weg ins Weiße Haus“ im Rahmen einer Veranstaltung des US-Generalkonsulats im Campus Westend der Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Christoph von Marschall ist Autor des Buches „Barack Obama – Der schwarze Kennedy“ und seit 1991 als Redakteur der Berliner Tageszeitung „Der Tagesspiegel“, für den er derzeit als US-Korrespondent in Washington arbeitet.
„Im nächsten Jahr wird Deutschland über den gewählten Präsidenten enttäuscht sein. Im nächsten Jahr werden die USA über den gewählten Präsidenten enttäuscht sein.“ Marschall zeigt auf, dass die ökonomische Ausgangslage für den neuen Präsidenten ihm kaum Handlungsspielräume geben werde. Die in Barack Obama wie auch die in John McCain gesetzten Erwartungen könnten praktisch nur enttäuscht werden.
Marschall listet die Faktoren auf, die der Wahl von Obama ins Präsidentschaftsamt noch entgegenstehen könnten. Dazu zählt die Emotionalität, einem vergleichsweise jungen und unerfahrenen Kandidaten die Verantwortung über die größte Volkswirtschaft der Welt zu geben. Andererseits hätten die letzten Fernsehauftritte unübersehbar gezeigt, dass die USA mit McCain doch einen älteren Präsidenten wählen würden. Wenn Obama gewählt würden, könne er anschließend seine Wähler nur desillusionieren: Die versprochene Wende könne bei den bescheidenen haushaltspolitischen Spielräumen kaum finanziert werden.
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Scope, IZA, Feri und EDG für Zertifikateratings
Von Dr. Oliver Everling | 20.Oktober 2008
Florian Schoeller von der Scope Group stellt die Scope Analysis auf dem �??Deutschen Derivate Tag �??08�?� in Frankfurt am Main als das derzeit größte bankenunabhängige, deutsche Analystenhaus dar. Der Fokus des Unternehmens liege auf der Analyse und Bewertung von Investmentmärkten, Kapitalanlagen und Managementgesellschaften. Mit ihren Dienstleistungen unterstützt Scope Analysis aktuell über 980 Finanzinstitute aus 18 Ländern bei der Auswahl, der Prüfung und dem Controlling ihrer Investments, berichtet Schoeller. Das Unternehmen wurde im Jahr 2000 gegründet, beschäftigt derzeit rund 45 Mitarbeiter und ist in den Sektoren Investmentfonds, Geschlossene Fonds, Offene Immobilienfonds und Zertifikate tätig.
Das Geschäftsmodell von Scope Analysis zielt auf die Vermeidung von Interessenskonflikten und damit auf ein Maximum an Unabhängigkeit. Scope bewertet Kapitalanlagen ausschließlich im eigenen Auftrag und nicht im Auftrag der Anbieter. Scope refinanziert seine Leistung durch Verlizenzierung der Analyseplattformen und durch die Mitveröffentlichungsrechte an den Ergebnissen. Scope berät keine Anbieter von Kapitalanlagen bei der Konzeption oder der Emission ihrer Investmentprodukte, unterstreicht Schoeller. Scope verkauft oder vermittelt keine Investmentprodukte.
Die Analyse von Zertifikaten zielt auf die Steigerung von Transparenz und Produktvergleichbarkeit. Die Analyse basiert auf einer wissenschaftlich fundierten Methodik. Alle für eine aussagekräftige Bewertung relevanten Faktoren werden berücksichtigt. Die Ergebnisse der Analysen sind keine abstrakten Kennziffern, vielmehr konkrete und nachvollziehbare Erwartungswerte. Die Aktualität und Korrektheit der Datengrundlage wird durch entsprechende Systeme sichergestellt. Alle Analysen werden täglich aktualisiert, berichtet Schoeller.
Scope analysiert und bewertet Sekundärmarkt-Zertifikate seit 2005. Seit Q3 2008 bewertet Scope auch Zertifikate in der Zeichnungsphase. Aktuell bewertet Scope über 150.000 Produkte von 34
Emittenten. Standardgemäß werden derzeit über 40 Zertifikatetypen berücksichtigt. Bei thematischen Index-Produkten bewertet Scope über 300 Produkte von 15 Emittenten. Standardgemäß werden derzeit über 15 Themen- und Strategiesegmente berücksichtigt.
Schoeller gibt einen Überblick über die Kriteriologie: Chancen-Risiko-Relation (Erwartungswertanalyse, Auszahlungsprofil des Zertifikats, Log-normalverteilte implizite oder historische Volatilität des Basiswerts
entsprechend der Restlaufzeit des Zertifikats, Währungsvolatilität, aktuelles Zinsniveau, Korrelationseffekt von Basiswert und Währung), Handelsqualitätsanalyse (Höhe des Spreads, Schwankungsverhalten des Spreads über die Laufzeit, Häufigkeit und Dauer von Handelsaussetzungen) und Bonitätsanalyse (Ausfallrisiken des Emittenten, Garantieerklärung / Haftungsübernahmen und Credit Default Swaps).
Nach einer Befragung des �??Zertifikateberaters“ sieht Schoeller für die Ratings seiner Agentur einen höheren Wirkungsgrad als bei denen anderer Anbieter. 64,4 % der Befragten gaben an, Scope Analysen regelmäßig oder zumindest gelegentlich zu nutzen. Nur 10,2 % kenne das Rating der Scope Analysis gar nicht. Demgegenüber seien die anderen Agenturen im Durchschnitt bei mehr als der Hälfte der Anleger nicht bekannt und nur 10 % würden deren Ratings gelegentlich oder regelmäßig nutzen.
�??Das Produktversprechen der Zertifikate ist gehalten worden“, kommentiert Prof. Dr. Lutz Johanning von der European Derivatives Group die aktuelle Diskussion um die Rolle und Zukunft der Zertifikate in und nach der Krise. 85 % des in Zertifikate investierte Volumens weist eine Voll- oder Teilabsicherung gegen Verluste im Basiswert auf. Diese Produkte haben im vergangenen Jahr zum großen Teil deutlich weniger Verluste eingefahren als die Basiswerte, zum Teil sogar Gewinne gemacht.
Ein Rating trage dazu bei, die Transparenz zu erhöhen. Florian Schoeller gebühre das Kompliment, als erster das Thema des Ratings von Zertifikaten aufgegriffen zu haben. �??Aus unserer Sicht ist es extrem wichtig zu verstehen, was wir überhaupt mit einem Rating erreichen können“, sagt Johanning. Das Ziel des EDG-Ratings sei eine unabhängige und dynamische Einschätzung der Produktqualität auf Basis objektiv messbarer Faktoren (kosten, Handel, Information, Bonitätsrisiko) und Einschätzung der Risikoeignung eines Produktes (Risikofit).
Es gehe um einen relativen Qualitätsvergleich ähnlicher produkte, aber keine Bevor- oder Benachteiligung von Basiswerten und / oder Strukturen. Der Anleger bzw. Berater wählt einen Basiswert, eine Struktur und eine Laufzeit. Das EDG-Rating erleichtert die Selektion des richtigen Zertifikats dafür. Kern des Ansatzes der EDG sei, dass jedes Produkt 1:1 �??nachgepreist“ wird. Der Aufwand dazu ist enorm.
Auf der Basis der Preise selbst lässt sich kein Rating ableiten. Das relativ am besten gepreiste Instrument lässt sich aus der Analyse der EDG ableiten. Das Kriterium �??Information“ erfasst die Qualität der bereitgestellten Daten. Ebenso werden Bonitätsaspekte erfasst und anhand von Credit Ratings und Credit Spreads ausgewertet. Für jedes Produkt wird der Value at Risk berechnet und in eine der 5 Risikoklassen des Deutschen Derivate Verbands eingeordnet. Der Value at Risk hat sich als Standard im Bank-, Fonds- und Versicherungsbereich etabliert. �??Es gibt keine bessere Alternative“, kommentiert Johanning die Vorgehensweise seiner Agentur. Über die Entwicklung und Gewichtung des Ratings entscheidet bei der EDG eine unabhängige Kommission. Nur eine unabhängige und dynamische Einschätzung der Produktqualität auf Basis objektiv messbarer Faktoren werde auf Dauer Akzeptanz beim Anleger erwarten lassen.
Florian M. Roebbeling, Leiter des IZA Instituts für ZertifikateAnalyse in München, knüpft an den Vortrag von Johanning an, denn das IZA beziehe auch Daten von der EDG. Der Anspruch und die Idee der IZA sei, eine absolute Bewertung vorzunehmen. Ein Großteil des Volumens der Zertifikate sei auf vergleichsweise wenige Produkte konzentriert. Daher brauche man sich nicht mit allen Produkten zu befassen, die teils gar nicht im Vertrieb seien.
Das Ergebnis der Analyse müsse ausgedruckt werden können, nicht nur Ergebnis eines komplizierten Bewertungsschemas sein, sondern so simpel, dass es auch von der Zielgruppe verstanden werden könne. Die Qualitätsprüfung der Struktur werde anhand von 13 Kriterien geprüft.
Dr. Tobias Schmidt von de Feri EuroRating Services AG stellt den neuen Ansatz seiner Ratingagentur zum Zertifikaterating vor. Ausgangspunkt der Überlegungen seien die Kundenbedürfnisse gewesen. Für Kunden stünde beispielsweise die Frage nach der Qualität des Emittenten ganz an der Spitze, und zwar schon vor der Kreditkrise. Der Fokus liege auf den mittel- bis langfristigen Investor mit einem ausgeglichenen Chance-Risiko-Profil. Die Feri konzentriere sich mit ihren Diensten auf diese Zielgruppe.
Produktqualität und Emittentenqualität sind die Determinanten der Zertifikatequalität, stellt Schmidt das System dar. Die Produktqualität wird durch Gegenüberstellung von Chance und Risiko analysiert. Die Emittentenqualität müsse anhand von Fairness, Erfahrung und Stabilität beurteilt werden. Bei der Beurteilung der Emittentenqualität handele es sich um eine absolute Beurteilung, während die Produktqualität relativ zu beurteilen sei. Gewinnpotenzial, Gewinnwahrscheinlichkeit, Verlustpotenzial und Verlustwahrscheinlichkeit sind mit verschiedenen Aspekten zur Produktqualität zu berücksichtigen. Für jedes Underlying werden 10.000 mögliche Kursverläufe simuliert.
�??Wir hatten als FWW Rating GmbH keine Note in Form von einem GüteSiegel und/oder Report veröffentlicht, die schlechter war als 2,5�?�, berichtet Roebbeling. �??Erstens weil es keinen Gütesiegel geben sollte, für etwas, das keine Güte hat, und zweitens weil der Aufwand zur Erstellung eines RatingReports erheblich ist, und wir den Mehrwert von 2 Seiten �??Du sollst das nicht kaufen�?? nicht erkannt haben. Niemand liest sowas“, ist sich Roebbeling sicher. Das sei eine �??herablassende Art mit der Zeit des Nutzers umzugehen, die wir uns nicht erlauben wollten bzw. konnten.“ Jetzt gebe es ein PrüfSiegel und kein �??GüteSiegel“ mehr, und außerdem werden ausnahmslos alle Detailkrieterien einzeln in der Bewertung angezeigt, entsprechend kann der Nutzer selber sehen, was für ihn wichtig ist.
Roebbeling richtet sich an die Frage, ob es künftig auch von der IZA nur gute Ratings geben werde. Roebbeling verspricht, alle Ratings unterschiedslos zu publizieren. Das Ergebnis jedes Ratingprozesses werde publiziert, auch wenn der Emittent dafür einen Auftrag gibt. Eine Reduktion der Analysetiefe sei durch die Verkürzung der Kriterienliste nicht gegeben. Die Subkriterien würden nach wie vor berücksichtigt.
Emittenten- und Marktrisiko zu trennen, mache Sinn, sagt Johanning. Der separate Ausweis könne durch die Einzelkriterien geschehen. Schmidt fügt dem hinzu, dass das Rating eine Verdichtung sein müsse. Wer immer mehr Kriterien mit Einzelbeurteilungen aufschlüssele, lasse schließlich den Anleger mit der Vielzahl der Kriterien alleine. Wichtig sei im Dienst der Ratingagentur, Informationen zu verdichten.
Tobias Kramer vom �??Zertifikateberater“ fordert Schoeller in der Frage der Unabhängigkeit der Agentur heraus. Bei Indices werde – wie bei S&P�??s – eine Gebühr genommen. Die Scope berate niemanden, der ein Produkt anbiete. Intermediäre, Vermittler und institutionelle Anleger würden auch mit Rat und Tat unterstützt, aber eben nicht die Produktlieferanten beraten, betont Schoeller. Kramer kommt auf die Informationsflut zu sprechen, die dem Betrachter auf der Plattform von Scope entgegenschlage. Die große Plattform, die einem geschlossenen Nutzerkreis vorbehalten sei, richte sich auf Profis, sagt Schoeller.
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Klinz setzt auf Selbstregulierung und Transparenz
Von Dr. Oliver Everling | 20.Oktober 2008
„Sie buhlen um die Gunst ein und desselben Retailinvestor“, sagt Dr. Wolf Klinz, MdEP auf dem „Deutsche Derivate Tag ’08“ in Frankfurt am Main mit Blick auf die verschiedenen Produktanbieter. Entsprechend würde von diesen Lobbyarbeit geleistet. Klinz wendet sich aber gegen die Vorstellung, dass nur staatliche Regulierung zielführend sein könne, sondern spricht vielmehr der Selbstregulierung das Wort, die sich an Transparenz, Anlegerinformation und klaren Rahmenbedingungen das Wort.
„Gehen Sie in einen konstruktiven Dialog“, ruft er den Teilnehmern des Fachkongresses zu. „Die Politik ist nicht drin in der Materie.“ Durch das Rating sei wertvolle Vorarbeit geleistet worden. Klinz lobt die Ansätze, die mit wissenschaftlicher Fundierung im Rating entwickelt wurden, um auch Zertifikate zu durchleuchten. „Viele von denen, die jetzt gebeutelt sind, haben die Produkte gekauft mit der Erwartung, dass ihnen nicht viel passieren könne“, sagt Klinz.
Fazit von Klinz: Die Entwicklung der Finanzkrise hat zu einer gewandelten Einstellung geführt. Er hoffe, dass man nun nicht über Bord gehe. „Wir müssen was tun, was Transparenz und Wissen angeht“, fordert Klinz. „Financial and economic literacy“ seien wichtige Schlagworte. Viele würden mangels Bildung mit falschen Vorstellungen in Finanzprodukte investieren. Hier fordert Klinz aufzuholen.
„Nicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich“, kritisiert Dr. Hartmut Knüppel, Geschäftsführender Vorstand des Deutschen Derviate Verbands e.V., den Ausspruch von Walter, dass man den Hunden nicht überlassen dürfe, den Wurstvorrat zu verwalten. Bei den Derivaten stünden eine ganze Reihe von Anbietern in einem scharfen Wettbewerb zueinander. Knüppel pflichtet Klinz darin bei, die Möglichkeiten der Selbstregulierung zu nutzen.
Das Expertenwissen müsse miteinander in Verbindung kommen. Die staatliche Regulierung dürfe nicht strikt genommen und die Selbstregulierung völlig ausgeschlossen werden. Produkttransparenz liege auch im eigenen Interesse der Branche. Nur wenn Anleger fair beraten würden, könne es gelingen, die Anleger, die wir haben, zu halten und neue zu gewinnen.
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